Sauber entsorgt DEPONIE DYCKERHOFFBRUCH - elw.de
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Übersichtsplan Deponie Dyckerhoffbruch 5 5 DEPONIE III › Ablagerung 1992–heute 1 Verwaltungsgebäude › 5,8 Mio. Mg › 4,1 Mio. m³ Tunn e l 2 Waage DEPONIE II 3 Kleinannahmestelle › Ablagerung 1983–1992 › 12,3 Mio. Mg › 9,4 Mio. m³ 4 6 4 Umschlaganlage 2 1 3 5 Fotovoltaik-Anlage Wetterstation DEPONIE I › Ablagerung 1964–1982 › 14,9 Mio. Mg › 10,5 Mio. m³ 6 Staubvorbehandlung 7 2 7 ELW-Betriebshof
Michael Zorbach, Leiter des Bereichs Abfallwirtschaft Die Zeiten ändern sich – und in der Abfallwirtschaft tun sie das besonders gründlich. War vor 50 Jahren Abfall noch etwas, das es möglichst schnell zu vergraben und zu vergessen galt, so lernen wir zunehmend unsere Deponien, die neuen wie die alten, als wertvolle Ressourcen schätzen; waren Deponien damals noch ein Dorn im Auge des Umweltschutzes, so bilden sie heute ein Drehkreuz umweltbewussten Handelns. So erzeugen wir auf der Deponie Dyckerhoffbruch pro Jahr rund 17 Millionen kWh Strom aus der umweltfreundlichen Verwertung von Deponiegas. Unsere Fotovoltaik- anlagen liefern nochmals über eine Million kWh Solarstrom pro Jahr. Vor allem aber stellen Deponien Rohstofflager dar, die um so wichtiger werden, je weiter natürliche Vorkommen zur Neige gehen. Denn die in der Deponie kon- servierten Wertstoffe aus den Ablagerungen zurückliegender Jahrzehnte können zurückgewonnen werden. Das gilt schon heute zum Beispiel für Kupfer und Eisen, aber auch für seltene Metalle wie Indium, Antimon, Platin, Gold, Silber, Selen oder Tantal und wird in Zukunft noch bedeutsamer für das Mineral Phosphor werden. Diese für das Pflanzenwachstum unerlässliche Substanz ist in Verbrennungsaschen enthalten, die seit Jahren tonnenweise auf Deponien abgelagert werden. Von der Müllkippe zur Schatzkiste – die Zeiten haben sich wirklich geändert. Des- halb zeigen wir Ihnen gern unser Arbeitsfeld. Herzlich willkommen auf einer der größten Deponien Deutschlands. Michael Zorbach 3
Eine Deponie wird gebaut Verabschieden Sie sich von der Vorstellung eines unappetitlichen Müllberges. Seit 2005 gelten in der Abfallwirtschaft die Regelungen der sogenannten TASi (Technische Anleitung Siedlungsabfall). Darin wird vorgegeben, dass auf Deponien nur noch Abfälle abgelagert werden dürfen, die sich biologisch und chemisch weitgehend inaktiv verhalten, bei denen also weder starke Zersetzung noch erhebliche chemische Reaktionen zu erwarten sind (siehe Kasten „Was wird heute abgelagert?“). Darunter fallen etwa Sande, Aschen, Böden und mineralische Stoffe. Alle Abfälle, die die strengen Anforderungen an die Ablagerung nicht er- füllen, müssen mit einer geeigneten Vorbehandlung in ablagerungsfähigen Abfall umgewandelt werden. Das gilt beispielsweise für Restabfall aus der Hausmüllsammlung. Diese Abfälle werden auf der Deponie zwar angenom- men, aber nicht abgelagert, sondern umgeschlagen: Spezielle Schubboden- LKW transportieren den Abfall weiter in eine Verwertungsanlage. Hausmüll kommt derzeit in eine Müllverbrennung, die Verbrennungsrückstände werden auf der Deponie abgelagert. WAS WIRD HEUTE ABGELAGERT? (Abfallart und -schlüssel) › Rost- und Kesselaschen sowie Schlacken [190112] › Erde und Steine [170504] › Baustoffe auf Asbestbasis [170605*] › Gemische aus Beton, Ziegeln, Fliesen und Keramik [170107] › Gießformen und -sand mit organischen Bindern [100908] › Fliesen und Keramik [170103] › Boden und Steine, die gefährliche Stoffe enthalten [170503*] › Asphalt, teerfrei [170302] › ca. 4% andere, nicht genannte Abfallarten Stand: 31.12.2011 ÜBERBLICK DEPONIE DYCKERHOFFBRUCH Ablagerungsmengen, gesamt: 32.978.075 Mg (seit Inbetriebnahme) › davon Deponie I (seit 1964): 14.933.000 Mg › davon Deponie II (seit 1982): 12.255.470 Mg › davon Deponie III (seit 1992): 5.789.605 Mg Verfülltes Volumen: 24.063.316 m³ › davon Deponie I: 10.500.000 m³ › davon Deponie II: 9.430.000 m³ › davon Deponie III: 4.133.316 m³ Restvolumen: 1.594.434 m³ Beim Bau des Deponiekörpers achten unsere Restkapazität: ca. 2.551.000 Mg Mitarbeiter unter anderem auf Standsicherheit, Stand: 31.12.2011 damit er sein eigenes Gewicht tragen kann. 4
Gießereialtsand erfüllt die Ablagerungsbedingungen und ist ausgezeichnet dazu geeignet, die Hohlräume zwischen Abfallpaketen auszufüllen und so dem Deponiekörper Standsicherheit zu geben. Asbestabfälle werden in großen Säcken, soge- nannten „Big Bags“, angeliefert. Bei trockener Witterung werden die Säcke mit speziellen Beregnern zusätzlich angefeuchtet, damit keine Asbestfasern in die Luft gelangen. Danach werden die Big Bags mit Sand und Schlacke überdeckt. Eine Gefährlichkeit geht von diesen Abfällen nicht aus, solange keine Fasern freigesetzt werden – und das wird durch spezielle Vorgehensweisen beim Einbau sichergestellt. In der Umschlaganlage laden unsere Mitarbeiter Restabfall, Bioabfall, Altpapier, Kartonagen und Sperrmüll zum Transport in eine Verwertungs- anlage um. Stäube werden in dieser Vorbehandlungsanlage zu einer sandartigen Konsistenz verbacken, damit sie bei der Ablagerung nicht vom Wind fortgetragen werden. Vor 2005 sah es in der Abfallwirtschaft ganz anders aus … 5
Das war einmal Deponie I Bau Hauptdrainage Süd Tunnelbau 1964 1971 1981 1982 1992 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 Inbetriebnahme Abschnitt I Stilllegung Abschnitt I Inbetriebnahme Abschnitt III/1 Inbetriebnahme Abschnitt II Inbetriebnahme der Gasfassung und Stromerzeugung Bis in die 1970er Jahre wurden Siedlungsabfälle mehr oder eine Belastung von Umwelt und Grundwasser durch Schad- weniger einfach dort abgelagert, wo es sich anbot – so ent- stoffe ausschließen, was von zahlreichen Kontrollstationen standen allein im Wiesbadener Stadtgebiet über 30 „Müllkip- und qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern konti- pen“, von denen eine erhebliche Geruchs- und Umweltbelas- nuierlich überwacht wird. Zudem werden die eingelagerten tung ausging. Das änderte sich 1972, als die erste gesetzliche Abfallsorten und -mengen genau dokumentiert. Auf diese Regelung zum Umgang mit Abfall in Deutschland erschien. Weise können wir auch in vielen Jahren noch nachvollzie- Sie verpflichtete die Kommunen unter anderem dazu, Abfälle hen, wo auf der Deponie welcher Abfall liegt. Der nächste nach Möglichkeit zu verwerten und die nicht verwertbaren große Einschnitt in der Abfallwirtschaft ereignete sich 2005, Abfälle auf einer „geordneten Deponie“ abzulagern. Eine ge- als die TASi die Ablagerung unbehandelten Restabfalls be- ordnete Deponie verfügt über aufwendige Maßnahmen, die endete. Der letzte Schritt von der Müllkippe zur Deponie. Gesamtmengen unbehandelter Abfälle bis 2005 (vor TASi) Ablagerungsmenge gesamt (1965 bis 2005) = 30.878.719 Mg Ablagerungs- menge [Mg] 1.500.000 1.125.000 750.000 375.000 1.184.000 1.430.000 1.107.000 1.040.358 1.216.461 1.038.504 1.056.372 1.167.520 1.259.812 1.126.853 1.129.538 462.000 607.000 577.000 675.000 922.000 967.000 746.000 802.000 570.000 606.000 682.000 810.000 977.000 959.000 850.000 828.333 802.727 449.933 424.915 372.436 336.453 361.773 260.731 293.239 262.401 659.521 635.554 443.267 425.553 353.464 0 Jahr 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 6
Bau Abfallumschlaghalle Bau Infiltrationsfläche 2005 2006 2009 2010 2012 2018 2040 2002 2003 2004 2007 2008 2011 2013 2014 2015 2016 2017 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 2031 2032 2033 2034 2035 2036 2037 2038 2039 Probebohrungen voraussichtliche Stilllegung voraussichtliche Stilllegung Abschnitt I zur Abschnitt III/3 der gesamten Deponie Ressourcenermittlung Deponielehrpfad Teichlehrpfad Stillegung Abschnitt II TASi – Ende der Ablagerung von Hausmüll Diese Zeiten sind vorbei: Seit 2005 wird auf Deponien kein Hausmüll mehr abgelagert. 7
Abschnitt I Der älteste der drei Abschnitte, aus denen sich die Deponie Seit Mitte der 1990er Jahre ist der Abschnitt I an das Sicker- Dyckerhoffbruch zusammensetzt, wurde bereits verfüllt, als wasser-Erfassungssystem der Gesamtdeponie angeschlossen. der Steinbruch nur etwas weiter nördlich noch in Betrieb war. Regelmäßige Vergleichsproben aus Grundwasserbrunnen er- Von 1964 bis 1982 wurden Erdaushub, Bauschutt und Sied- geben, dass die Grundwasserqualität durch die Deponie nicht lungsabfall abgelagert. wesentlich beeinträchtigt wird, die Abstandsschicht funktio- niert also nach wie vor. Gemäß den damals geltenden Vorschriften besitzt dieser Abschnitt keine Basisabdichtung im Sinne der heutigen De- Der Abschnitt I wurde bei seiner Stilllegung renaturiert und ist ponieverordnung, doch zur Trennung von Deponiekörper und heute mit Gras, Gebüschen und Bäumen bewachsen. Grundwasser wurde eine Abstandsschicht aufgebracht, die das Sickerwasser zunächst zum sogenannten Pfaffenloch führte. DEPONIE I › Betriebsphase 1964 –1982 › Ablagerungsmenge 14.933.000 Mg › Ablagerungsvolumen 10.500.000 m³ › Fläche der Deponiebasis 275.000 m² › Basisabdichtung keine › Zwischenabdeckung/ vollständig -abdichtung › temporäre Oberflächen- vollständig abdeckung › Oberflächenabdichtung keine › Rekultivierung vollständig › Gasfassung aktiv, über Brunnen › Sickerwasserfassung teilweise, über Brunnen › Oberflächenwasserfassung vollständig Stand: 31.12.2011 Deponiebasis Abschnitt I Abfall Pumpbrunnen Rigolen Deponieaufstandsfläche Künstliche Auffüllung (Sand, Böden, Bauschutt) Planum („Dunkle Folge“, natürliche geologische Ton-Barriere) 8
Sickerwasser- erfassungsbrunnen Meß- und Probe- nahmebehälter Rhein Oberflächen- abdeckung Abfall Sickerwasser Tonschicht ehemalige Steinbruchsohle ELW-Deponielehrpfad 9
Abschnitt II Da der Abschnitt I bereits Anfang der 1980er Jahre nicht mehr DEPONIE II den gültigen Anforderungen an eine Deponie entsprach und nur aufgrund einer Plangenehmigung vorübergehend weiter betrieben werden durfte, wurde nördlich davon der neue Ab- schnitt II vorbereitet. Dieser Abschnitt verfügt über eine 1 m starke mineralische Dichtungsschicht, wobei auch die Aufla- gefläche, das Planum, bereits grundwasserhemmend wirkt. Die Sohle ist mit einem Grabensystem ausgestattet, das das Sickerwasser, dem natürlichen Geländegefälle folgend, nach Südosten ableitet. Die Gräben bestehen aus Ton und sind mit Schotter als Wasserleitschicht verfüllt. Von 1982 bis 1992 wurde dieser Abschnitt mit Bauschutt und › Betriebsphase 1983–1992 (Hausmüll) / Siedlungsabfällen verfüllt. Danach wurden nur noch „Inerti- 1999–2007 (nur Inertien) en“ abgelagert – unbedenkliche Stoffe, von denen keine Re- › Ablagerungsmenge 12.255.470 Mg aktionen mehr ausgehen, beispielsweise Sand oder unbelas- teter Erdaushub. Abschnitt II hat 2009 seine endgültige Form › Ablagerungsvolumen 9.430.000 m³ erreicht. Eine Oberflächenabdichtung ist in Planung und wird › Fläche der Deponiebasis 250.000 m² ab 2013 in mehreren Bauabschnitten aufgebracht. › Basisabdichtung Mineralisch / DK I › Zwischenabdeckung/ vollständig -abdichtung › temporäre Oberflächen- vollständig abdeckung › Oberflächenabdichtung in Planung (Baubeginn ab 2013) › Rekultivierung derzeit keine › Gasfassung aktiv, über Brunnen und Drainagen › Sickerwasserfassung vollständig › Oberflächenwasserfassung vollständig Stand: 31.12.2011 Bau der Deponie II, 1982 Basisabdichtung Deponieabschnitt II Abfall Schotterdrainage 100 (Flächen- und Rigolendrainage) 100 Tondichtung Planum („Dunkle Folge“, cm natürliche geologische Ton-Barriere) 10
20-30 cm Oberboden 150-200 cm Reku-Boden Filterflies, 200 g/m² 15 cm mineralische Flächendrainage (Schotter) Schutzvlies, 500 g/m² Kunststoffdichtungsbahn (KDB) d=2,5 mm 1 0 cm mineralische Trennschicht (HMV-Schlacke 0/12) 2 0 cm Gasdrainageschicht (HMV-Schlacke 12/63) Deponiekörper Bau der Oberflächenabdichtung 2013 Deponie II heute 11
Abschnitt III Um den weiter verschärften Vorschriften des Deponiebetrie- Abschnitt III ist nochmals in drei Unterabschnitte aufgeteilt, bes zu entsprechen, wurde bis 1992 der Deponieabschnitt deren Basisabdichtungen sich geringfügig voneinander un- III eingerichtet. Er besitzt die aufwendigste Basisabdichtung terscheiden. Er wird seit 1992 verfüllt und voraussichtlich bis aller Abschnitte, die aus mehreren übereinander liegenden 2018 vollständig aufgebaut sein. Dichtungs- und Drainageschichten besteht. Die Grundwas- sersituation erforderte außerdem den Einbau einer Entspan- nungsschicht. Da der Abschnitt III auf dem Nordhang von Abschnitt II aufliegt, musste hier eine spezielle Dichtungs- schicht aufgebracht werden (Nordhangabdichtung), damit sich die Sickerwässer der beiden Abschnitte nicht miteinander vermischen. Basisabdichtung Deponieabschnitt Basisabdichtung Deponie III / 1+2 III / 1+2 ABFALL Abfall Sickerwasserdrainagerohr DN 300 Sickerwasserdrainagerohr DN 300 Schotterdrainage 50 Schotterdrainage 50 Sand 15 Sand 15 Kunststoffdichtungsbahn Kunststoffdichtungsbahn Tondichtung 75 Tondichtung (3-lagig) 75 Geotextil Geotextil Schotterdrainage 30 Kontrolldrainagerohr DN 100 Schotterdrainage 30 Tondichtung cm 30 Planum Sickerwasserdrainagerohr DN 100 cm Planum („Dunkle Folge“) Basis Deponie III/1+2 12
DEPONIE III › Betriebsphase seit 1992 › Ablagerungsmenge 5.789.605 Mg (Stand: 31.12.2011), Restkapazität ca. 2,5 Mio Mg › Ablagerungsvolumen 4.133.316 m³ (Stand: 31.12.2011), Restverfüllvolumen ca. 1,6 Mio m³ › Fläche der Deponiebasis 170.000 m² › Basisabdichtung Kombiabdichtung gem. TASi/DepV / DK II › Zwischenabdeckung/-abdichtung vollständig › temporäre Oberflächenabdeckung vollständig – Ausnahme: Einbaubereiche › Oberflächenabdichtung derzeit keine › Rekultivierung derzeit keine › Gasfassung aktiv, über Brunnen und Drainagen › Sickerwasserfassung vollständig › Oberflächenwasserfassung vollständig Stand: 31.12.2011 Basisabdichtung Deponie Basisabdichtung III / 3 Deponieabschnitt III / 3 ABFALL Abfall Sickerwasserdrainagerohr DN 300 Sickerwasserdrainagerohr DN 300 Grobschotter 50 Schotterdrainage 50 Sand 15 Sand 15 Kunststoffdichtungsbahn Kunststoffdichtungsbahn 50 Tondichtung 2-lagig Tondichtung (2-lagig) 50 20 Entspannungsschicht (Sand) Auffüllung Entspannungsschicht (Sand) cm 20 Planum (“Dunkle Folge“) cm Planum („Dunkle Folge“) Basis Deponie III/3 13
Einfahrt und Waage Im 21. Jahrhundert sind wir als Deponiebetreiber zu einer geordneten Entsorgung gesetzlich verpflichtet. Geordnete Entsorgung ist ein festgelegter Prozess, der schon vor der An- lieferung beginnt: Der Anlieferer muss seinen Abfall anmel- den und dabei genaue Angaben über dessen Eigenschaften machen. Bei der Einfahrt wird das Fahrzeug verwogen und bekommt einen Abladeplatz zugewiesen. Auf diese Weise wird festge- halten, an welcher Stelle der Deponie diese spezielle Liefe- rung abgelagert wird. Bei der Ausfahrt wird erneut gewogen, aus der Differenz ergibt sich die angelieferte Abfallmenge. Die Einfahrt der Deponie mit der Waage wird auch von einigen Fremdfirmen auf dem Gelände genutzt, und auch Vor der ersten Anlieferung muss der Abfallerzeuger die Lieferung das geplante Biomassekraftwerk findet hier eine optimale anmelden und seinen Abfall „charakterisieren“, also genaue Angaben Infrastruktur vor. über dessen Eigenschaften machen. 14
Anhand der Angaben des Anlieferers stellen wir fest, ob der Abfall auf unserer Deponie abgelagert werden darf. Wenn ja, bekommt der Anlieferer eine Annahmeerklärung und darf anliefern. Um sicherzustellen, dass der Abfall den vorab erklärten Eigenschaften entspricht, nehmen wir nach dem Zufallsprinzip oder bei Verdacht nach einem festgelegten Schema Stichproben und lassen sie analysieren. Nach der Ausfuhrwägung bekommt der Anlieferer einen Lieferschein, der ihm die ordnungsgemäße Entsorgung mit Abfallmenge und -art bescheinigt. Alle mit der Anlieferung verbundenen Vorgänge werden in einem Abfallwirtschaftssystem erfasst und dokumentiert. Anzahl Wiegungen in 2011 nach Uhrzeit Anzahl Wiegungen in 2011 nach Uhrzeit Auf der Deponie gibt es 20.582 jedoch wesentlich mehr zu 16.718 14.430 12.539 tun als die Annahme von 11.676 11.363 11.191 10.453 Abfällen. Der Deponiekörper 5.975 3.188 selbst muss von qualifizier- 1.173 ten Fachleuten betreut wer- 6 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 Uhr den – zum Beispiel wegen Gesamt: 119.294 Wiegungen in 2011 des Deponiegases, das sich Im Schnitt wurden 497 Wiegungen pro Tag darin bildet. bzw. 41 Wiegungen pro Stunde vorgenommen 15
Deponiegas Der Deponiekörper ist von einer Vielzahl von Mikroorganismen besiedelt, die die Abfälle verstoffwechseln. Als Stoffwechselprodukt geben sie Gase ab, die insgesamt das sogenannte Deponiegas bilden, das den Deponiekörper Deponiegasfackel durchsetzt. Es besteht überwiegend aus Methan und Kohlenstoffdioxid sowie Stickstoff und Spurengasen, die ihm einen charakteristischen Geruch geben. 3 Verdichter- anlage mit Damit das Deponiegas nicht unkontrolliert in die Umwelt gelangt, wird es über ein Netz von Gasdrainagen und Gasbrunnen aus dem Inneren des Depo- 4 Gasanalyse niekörpers abgesaugt. Das gesammelte Gas kann in einer Gasfackel entsorgt oder als Energiequelle genutzt werden. Blockheiz- kraftwerk DETAILS wandelt Gas in Wärme Aktive Deponiegaserfassung und Strom › 1990 ca. 21,9 Mio. m³ › 2000 ca. 18,2 Mio. m³ › 2010 ca. 8,4 Mio. m³ › 2020 ca. 3,5 Mio. m³ Stromerzeugung aus Deponiegas › 1992 ca. 2 Mio. kWh › 2000 ca. 27 Mio. kWh › 2010 ca. 17 Mio. kWh › 2020 ca. 7 Mio. kWh Tonschicht ELW-Deponielehrpfad Vier Verdichterstationen sorgen dafür, dass Das Gas wird in sieben Unterstationen gesammelt und ent- in den 160 Gasbrunnen und 8 km Gasdrai- feuchtet. Mitarbeiter überwachen und dokumentieren die nagen ein Unterdruck von etwa 150-200 mbar Zusammensetzung des Gases regelmäßig. Dabei greifen sie auch anliegt, um das entstehende Deponiegas aus auf die Messungen von Analysegeräten zurück, die an allen vier dem Deponiekörper abzusaugen. Verdichterstationen in Betrieb sind. 16
2 Gasbrunnen saugen Methangas ab Seit 1989 betreiben wir mit dem Deponiegas mehrere Blockheizkraftwerke und erzeugen damit Strom, der in das öffentliche Netz einge- speist wird, sowie Wärme für den Eigenbedarf der ELW-Betriebsstätten. 1 Mikroorganismen produzieren Methangas Müll Drainage (Schotter) Sickerwasser PEHD-Dichtungsbahn läßt kein Wasser durch Die Gasleitungen münden in den zentra- len Gassammelbalken, wo das Gas für die Verwertung nochmals aufbereitet wird. Beispielsweise werden in einer eigens gebau- ten Gasreinigungsanlage (Bild oben) soge- nannte Siliziumverbindungen herausgefiltert, die bei der Verbrennung im Motor Siliziumoxid (Sand) bilden würden. Infolge der 2005 geänderten Ablagerungsbedingungen wird das Deponiegasaufkommen in den kommenden Jahrzehnten so weit zurückgehen, dass eine Verwertung nicht mehr wirt- schaftlich ist. Dafür bleibt ein anderes Thema aktuell: Sickerwasser. 17
Sickerwasser Eine Deponie ist dem Wettergeschehen und damit auch dem Nie- DETAILS derschlag ausgesetzt. Der Niederschlag sickert in den Abfallkörper ein und nimmt auf seinem Weg nach unten zwangsläufig Schad- Sickerwasser der Deponie in Zahlen stoffe auf. › 35.000–45.000 m3 Sickerwasser pro Jahr Damit das so belastete Sickerwasser nicht ins Grundwasser gelangt, ›Je nach Jahreszeit und Wetter fallen ist die Deponie nach unten mit einer mehrschichtigen Barriere zwischen 20 und 310 l Sickerwas- abgedichtet (Basisabdichtung). Das Sickerwasser wird in Drainagen ser pro Minute an. abgeleitet, zu Sickerwassersammelrohren geführt und fließt im › Im Ganzen wurden 14 km Rohrlei- Freispiegelgefälle zum tiefsten Punkt der Deponie, dem sogenann- tungen auf der Deponie bis zum ten Pumpensumpf. Von dort wird es einer externen Sickerwasser- Hauptklärwerk verlegt. behandlungsanlage zugeführt und gereinigt. Was passiert mit dem Sickerwasser? Reinigung Oberflächenabfluss Verdunstung Niederschlag 3 Gereinigtes Wasser wird in den Rhein geleitet 2 Sickerwasserreinigungsanlage: Reinigung und Untersuchung des Sickerwassers auf Schadstoffe (Biomonitoring) 1 Pumpenhaus befördert Sickerwasser in die Reinigungsanlage Oberflächenwasser wird im Deponieteich aufgefangen Rhein Sickerwasser dringt durch den Abfall ein Teil des Wassers bildet Pfützen im Abfall ein Teil wird von den in Abfall lebenden Bakterien aufgenommen Pumpe das restliche Wasser sickert durch die Drainageschicht Pumpen- Sickerdrainagerohr fängt Sickerwasser auf sumpf PEHD-Dichtungsbahn läßt kein Wasser durch Tonschicht 18 ELW-Deponielehrpfad
An der Grenzlinie zwischen den Abschnitten II und III der Deponie Dyckerhoffbruch verläuft ein Kontroll- und Wartungstunnel, der das Sickerwasser des Abschnitts III separat erfasst. Da Sickerwasser der Deponie in Zahlen dieses Sickerwasser nicht in den älteren Abschnitt II eindringen darf, sind die 35.000 – 45.000 m3 Sickerwasser pro Jahr Bereiche, in denen Abschnitt III auf dem Hang von Abschnitt II aufliegt, mit einer Zwischen 20 und 310 l Sickerwasser fallen je nach besonderen Abdichtung versehen, die das Jahreszeit und Wetter pro Minute an Sickerwasser zum Tunnel führt. Im Ganzen wurden 14 km Rohrleitungen auf der Deponie bis zum Hauptklärwerk verlegt. Die Zusammensetzung des Sickerwassers Der Schacht rechts der Bildmitte ist der Die Deponieleittechnik ist ein komplexes wird, getrennt nach den Herkunftsbereichen, Pumpensumpf, etwa 30 Meter unter System, das alle für den Deponiebetrieb regelmäßig im ELW-Betriebslabor sowie dem Geländeniveau. Hier laufen alle und für die Eigenüberwachung relevanten in unabhängigen externen Labors Sickerwasserleitungen zusammen. Vor der Messwerte erfasst, archiviert, verarbeitet untersucht. Von Bedeutung sind neben Weiterleitung an die Reinigungsanlage neh- und dokumentiert. Werden an einer Stelle dem Schadstoffpotenzial bestimmte men unsere Mitarbeiter nochmals regelmä- festgelegte Grenzwerte erreicht, alarmiert Inhaltsstoffe, die uns Rückschlüsse auf das ßig Wasserproben zur Analyse. das System automatisch die zuständigen Gasbildungspotenzial der Deponie geben. Mitarbeiter. Um eine Deponie umweltgerecht zu betreiben, sind zahlreiche Kontroll- und Schutzmaßnahmen nötig. Überwacht werden diese Einrichtungen von den Mitarbeitern der Deponieeigenkontrolle. 19
Eigenkontrolle Es war bereits davon die Rede, dass alle Vorgänge in einer geordneten Deponie registriert und dokumentiert werden müssen. Das geht weit über die bloße Erfassung von Abfallmen- gen und -arten hinaus. Denn der Deponiekörper arbeitet. Es kommt zu Setzungen und Verschiebungen, außerdem reagieren Abfallstoffe miteinander, Auslaugungen trans- portieren Schadstoffe innerhalb der Deponie. Deponiegas und Sickerwasser müssen zuverlässig abgeführt werden. Die Deponie gibt Gase, Geruchsstoffe, Lärm und Wasser in die Umwelt ab, wenn auch nur in geringem Maße. Um die Überwachung all dieser Parameter kümmern sich die Mitarbeiter der Deponieeigenkontrolle, zu der jede Deponie gesetzlich verpflichtet ist. Dabei geht es ebenso um Umweltschutz wie um Wirtschaftlichkeit. Solange die Deponie in Betrieb ist (Ablagerungsphase), helfen Langzeitbeobachtungen dabei, Entwicklungen abzuse- hen und wirtschaftlich zu planen. Nach Stilllegung der Deponie (Nachsorgephase) dienen die Beobachtungen und Messwerte der Langzeitsicherung. Ein kleiner Bruchteil des Deponiegases gelangt Ergänzend zur Eigenkontrolle werden Parallel zum Aufbau der Deponie wird nicht in das Entgasungssystem und tritt an der Fremdproben durchgeführt – zum von uns ein dreidimensionales Modell Deponieoberfläche aus. Die Mitarbeiter der Beispiel durch das Umweltamt, im Computer erfasst und fortgeführt. So Deponieeigenkontrolle messen und kartogra- aber auch durch unabhängige können wir jederzeit Restverfüllvolumen phieren diesen Gasaustritt regelmäßig, um die Sachverständige. und Standsicherheit ermitteln und das Gaserfassung im Deponiekörper zu überwa- sogenannte Abfallkataster pflegen. chen und zu verbessern. 20
Von unserer Wetterstation bekommen wir wichtige Betriebsdaten, zum Beispiel Niederschlagsmengen, Luftfeuchtigkeit und Verdunstung. Diese Daten ermöglichen es uns, die Sickerwasser- und Grundwasserneubildung zu beurteilen. Jahresbericht: Die Deponieeigenkontrolle gibt einen jährlichen Bericht heraus, worin Zustand und Verhalten der Deponie sowie Prognosen zum Emissionsaufkommen dokumentiert werden. Im Jahresbericht wird auch der bestimmungsge- mäße Betrieb der Deponie gegenüber der Behörde und der Öffentlichkeit festgestellt. Der jeweils aktuelle Jahresbericht sowie das gültige Abfallwirtschaftskonzept können auf der Website der ELW eingesehen und heruntergeladen werden. Regelmäßig werden Luftaufnahmen des Die Sickerwasserkanäle werden von uns Das ELW-Betriebslabor analysiert die Grund-, Deponiekörpers angefertigt. Am Deponie- regelmäßig gereinigt und überprüft. Oberflächen- und Sickerwasserproben der körper ausgelegte Passpunkte ermöglichen Mit Kamerabefahrungen lassen sich Schäden Deponie und überprüft die Einleitwerte. den exakten Vergleich unterschiedlicher frühzeitig feststellen. Aufnahmen. Wir müssen jedoch nicht nur die Gegenwart überwachen, sondern auch an die Zukunft denken... 21
Planung und Bau Trotz Recycling und Kreislaufwirtschaft: Auch in Zukunft wer- Eine mögliche Erweiterung sieht einen Überbau von Ab- den Stoffe anfallen, die mangels geeigneter Verfahren noch schnitt III und dem oberen Teil des älteren Abschnitts II vor. nicht verwertet werden können. In unserer Deponie sichern Damit könnten wir bis etwa 2040 ausreichende Kapazitäten wir diese Abfälle für einen beliebig langen Zeitraum und zur Abfallentsorgung bereitstellen. ermöglichen damit eine spätere Verwertung. Auch deshalb bauen wir die Deponie in getrennten Abschnitten auf, die Doch es kann sich auch heute schon lohnen, Altabschnitte dem jeweils aktuellen Stand der Technik entsprechen. rückzubauen und dabei einerseits Wertstoffe zurückzuge- Derzeit wird der Abschnitt III aufgebaut, der voraussichtlich winnen und andererseits an derselben Stelle wieder freien noch vor dem Jahr 2020 vollständig verfüllt sein wird. Deponieraum zu schaffen. Was dann? Der Gesetzgeber stellt sehr hohe Anforderungen an die geologische Barriere und das Basisabdichtungssystem, um den dauerhaften Schutz des Bodens und des Grundwassers sicherzustel- 170 170müNN müNN len. Die Abdichtung besteht aus einer mehrlagigen mine- ralischen Komponente (Ton) und einer darüberliegenden Kunststoffdichtungsbahn. Steinbruchkante Steinbruchkan Müll Müll Nor Nordhan dha gab I nnieieIIII nga dich DDeeppoo bdic tun htu g Müll Müll Fotovoltaik- Fotovoltaik- ng anlage anlage 2010 2010 nnieieIIII DDeeppoo was erer was r r sese Sick Sick Grundwasser Grundwasser Sickerw Sick asse erw r r asse Randdrainage Randdrainage Tonschicht Tonschicht Hauptdrainage HauptdrainageSüd Süd Tunnelfußdrainage Tunnelfußdrainage Hauptsammlertunnel Hauptsammlertunnel Grundwasser Grundwasser 22
nte Mit dem Bau der Deponie und depo- Ein neues Rinnensytem zur Ableitung des Am alten Abschnitt I lassen wir nietechnischen Anlagen beschäftigen Oberflächenwassers wird gebaut. Probebohrungen vornehmen, um wir mehrere Ingenieure. Sie planen den Wertstoffgehalt und damit das und bauen die Infrastruktur (Gebäude, Ressourcenpotential zu ermitteln. Straßen, Zufahrten) sowie abfallwirt- schaftliche und deponietechnische Anlagen. Wie auch immer die Lösung ab 2020 aussieht: Die Deponie Dyckerhoffbruch steht jederzeit für umweltfreundliche Abfallentsorgung auf dem Stand der Technik. 23
Die Deponie lebt! Ein Drittel der gesamten Fläche der Deponie Dyckerhoffbruch ist als Rückzugsgebiet für Tiere und Pflanzen ausgewiesen. Gemeinsam mit den begrünten Deponieabschnitten steht hier ein Rückzugsraum bereit, der von über 50 Vogelarten ange- nommen wird, wie etwa dem Weißstorch, dem Graureiher, dem Schwarzmilan, dem Habicht, dem Mäusebussard, dem Pirol oder der Nachtigall. Darunter sind auch 12 Arten der Roten Liste der in Hessen bedrohten Vögel, zum Beispiel das Schwarzkehlchen, der Steinschmätzer und der Eisvogel, für die geeignete Lebens- räume zum Teil eigens aufgebaut wurden. 24
Deponie erleben Der einzigartige Lebens- und Wirtschaftsraum der Deponie steht kleinen und großen Besucherinnen und Besuchern offen. Zwei eigens eingerichtete Lehrpfade halten für unsere Gäste einprägsame Erlebnisse bereit. Der Teichlehrpfad wendet sich vorwiegend an Kinder. Vier aufklappbare Tafeln rund um den Deponieteich geben Antwort auf die häufigsten Fragen der jungen Besucher und bieten weitergehende Informationen in kindgerechter Form. Vorbereitete Fragebögen regen zur Beschäftigung Arbeitsblätte r zum ELW Te ichlehrpfad mit den Themen an. [Fragen zu Taf el 1] [Fragen zu Taf el 2] Blatt 1/2 Der Deponielehrpfad erstreckt sich über das gesamte Deponiegelände und bietet auf zahlreichen Schautafeln einen umfassenden Einblick in Geschichte, Aufbau und 1. Warum ist das Wasser im Deponieteich Betrieb der Deponie Dyckerhoffbruch. Unter fachkundi- nicht giftig ? 1. Warum leb en auf der De ger Leitung können Besuchergruppen hier faszinierende ponie so vie le Vögel? Stunden erleben. 2 . Im Teich 2. Welche Vö befindet sic gel leben au h.... f der Deponie Regenwasser Schwarzmila ? Abwasser n Adler 3. Wie heißt Sickerwasser Rabenkrähe Mäusebussar das Wasser, Geier d das durch de Teichrohrsä Lachmöwe Fallwasser n Abfallberg nger sickert? Pelikan Sickerwasser 3. Welche de Weißstorch Abfallwasse r Vögel habe r n einen roten Schnabel? 25
Impressum Herausgeber ELW Entsorgungsbetriebe der Landeshauptstadt Wiesbaden Unterer Zwerchweg 120 65205 Wiesbaden Telefon: 0611 7153–0 E-Mail: elw@elw.de www.elw.de 26
Konzept, Text und Redaktion Gestaltung und Grafiken ELW, Unternehmenskommunikation pure:design, Mainz ELW, Kurt Eisenbach technetz.net, Volker Gringmuth Druck Claus Fischer, Agentur für Druck und Produktion, Fotos Wiesbaden Volker Gringmuth ELW-Archiv © ELW 2012 27
www.elw.de
Sie können auch lesen