AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT KOLUMBIEN
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2 Eine Information des AußenwirtschaftsCenters Bogotá Wirtschaftsdelegierter Dr. Andreas Schmid T +57 (601) 3175414 E bogota@wko.at W wko.at/aussenwirtschaft/co HEAD OFFICE Dr. Wolfram Moritz T 0590 900/4205 E aussenwirtschaft.amerika@wko.at fb.com/aussenwirtschaft twitter.com/wko_ac_bog linkedIn.com/company/aussenwirtschaft-austria youtube.com/aussenwirtschaft flickr.com/aussenwirtschaftaustria www.austria-ist-ueberall.at Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere die Rechte der Verbreitung, der Vervielfältigung, der Übersetzung, des Nachdrucks und die Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege durch Fotokopie, Mikrofilm oder andere elektronische Verfahren sowie der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, der Wirtschaftskammer Österreich – AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA vorbehalten. Die Wiedergabe mit Quellenangabe ist vorbehaltlich anderslautender Bestimmungen gestattet. Es wird darauf hingewiesen, dass alle Angaben trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr erfolgen und eine Haftung der Wirtschaftskammer Österreich – AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA ausgeschlossen ist. Darüber hinaus ist jede gewerbliche Nutzung dieses Werkes der Wirtschaftskammer Österreich – AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA vorbehalten. © AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA DER WKÖ Offenlegung nach § 25 Mediengesetz i.d.g.F. Herausgeber, Medieninhaber (Verleger) und Hersteller: WIRTSCHAFTSKAMMER ÖSTERREICH / AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien Redaktion: AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER BOGOTA, T +57 601 317 5414 E bogota@wko.at, W wko.at/aussenwirtschaft/co Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
3 AUSSENWIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT Kolumbien (1. HJ 2021) • Wirtschaft von COVID-19 Krise schwer getroffen – BIP-Einbruch von 6,8 % 2020; kräftige Erholung ab dem zweiten Quartal 2021 (+17,6%); insgesamt +8,8% im ersten Halbjahr; für 2021 werden bereits 8- 9% Wachstum prognostiziert. • 2020: FDI-Einbruch von 45,4 %; Exportminus von 21,4 % (Erdöl -45,2 %!); Arbeitslosigkeit bei 16,1 %; Im ersten HJ 2021 kehren die FDI zurück, die Exporte legen um 22.5 % zu und die Arbeitslosigkeit sinkt im August auf 12,3 %. • Reaktivierung fast aller Wirtschaftsbereiche ab dem zweiten Quartal; Handel, Bau, Bergbau, Dienstleistungen und Industrieproduktion sind die Wachstumstreiber • Maßnahmenpaket der Regierung in Höhe von 2,8 % des BIP hält noch an • Österreichische Exporte 2020 um 30,5 % eingebrochen; kräftige Erholung um 20% im 1.HJ 2021 Wirtschaftskennzahlen 2018 2019 2020 Nominales Bruttoinlandsprodukt in Mrd. USD 334,1 323,4 271,5 Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in USD; KKP 15.084 16.003 14.925 Bevölkerung in Mio. 49,7 50,3 50,9 Wirtschaftswachstum in % 2,6 3,3 - 6,8 Inflationsrate in % 3,2 3,8 1,6 Arbeitslosenrate in % 9,7 10,5 16,1 Warenexporte des Landes in Mrd. USD 41,9 39,5 31,1 Warenimporte des Landes in Mrd. USD 51,2 52,7 43,5 Wirtschaftsleistung des Landes, IWF-Ranking 2020: Rang 31 Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich 2019 2020 Variation% 1.HJ 2021 Österreichische Warenexporte in Mio. Euro 129,4 89,9 +20,1 Österreichische Warenimporte in Mio. Euro 46,8 38,2 - 8,5 Österreichische Dienstleistungsexporte in Mio. Euro 17 13 -28,6 Österreichische Dienstleistungsimporte in Mio. Euro 22 15 -50,0 Österreichische Direktinvestitionen, Stand 2020: 118 Mio. EUR Beschäftigte bei österr. Direktinvestitionen, Stand 2017: 1.178 Direktinvestitionen aus CO in Ö: k. A. Beschäftige in Österreich bei Direktinvestitionen aus CO: k. A. Wichtigster Warenexportmarkt für Österreich: 67. Stelle (2020) Quellen: IMF, Weltbank, Statistik Austria, ÖNB Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
4 1. Wirtschaftslage Wirtschaftseinbruch Vor Ausbruch der COVID-19 Krise wurde für 2020 ein Wachstum von über 3 % von 6,8 % aufgrund der des BIP prognostiziert – letztendlich musste ein Wirtschaftseinbruch von 6,8 % COVID-19 Krise; hingenommen werden. Nachfrageseitig sanken der Haushaltskonsum um 5,8 kräftige Erholung ab Q2 % und die Investitionen um 21,2 %. Die öffentlichen Ausgaben hingegen 2021 wurden im Zuge eines COVID 19 Hilfsprogrammes um 3,7 % gesteigert. Für das laufende Wirtschaftsjahr 2021 wird aufgrund der kräftigen Erholung ab dem 2. Quartal wieder ein starkes Wachstum zwischen 7,7 und 9 % prognostiziert. Nach starken Rückgängen im Massiven Einbrüchen bei Handel, verarbeitender Industrie, Dienstleistungen, Krisenjahr drehen die Bauwirtschaft und Bergbau im Krisenjahr stehen ebensolche Steigerungen im meisten Sektoren ersten Halbjahr 2021 gegenüber. Die Wachstumsdynamik geht dabei nach kräftig nach oben einem zögerlichen Plus von 1,1% im ersten Quartal nahezu zur Gänze auf das Konto des zweiten Quartals mit einem sensationellen Plus von +17,6%. Demzufolge wurden auch die Erwartungen für das laufende Jahr mit 7,7 bis 9% kräftig nach oben korrigiert. Kaffeeproduktion konstant; Exporte um Die für Kolumbien sehr wichtige Kaffeewirtschaft (drittgrößter 1,8 % höher Kaffeeproduzent der Welt) kämpfte lange mit Strukturproblemen und niedrigen Weltmarktpreisen. In den über 600 Kaffeeanbau-Gemeinden wurde darauf mit Produktivitätssteigerungen und Spezialisierung auf hochwertige Kaffeesorten reagiert. Die Kaffeeproduktion blieb mit 14,3 Mio. Säcken (60 kg) im Zeitraum April 2020 – März 2021 konstant. Im selben Zeitraum ist der Kaffeeexport um 2 % auf 12,9 Mio. Säcke zurückgegangen, allerdings konnte im Vorjahr auf Grund höherer Weltmarktpreise und eines Premium- Aufschlages für kolumbianischen Kaffee der Exportumsatz um 1,8 % auf USD 2,7 Mrd. gesteigert werden. 2021 starteten die Kaffeeexporte ab Juli Strukturkrise des durch. Industriesektors Die industrielle Entwicklung bereitet ebenfalls Kopfzerbrechen. Kolumbien weist grundsätzlich eine beachtliche industrielle Diversifikation auf, die sich allerdings in einem sehr geschützten Umfeld entwickelt hat. Die zunehmende Öffnung des Landes in den letzten Jahren, gekennzeichnet durch zahlreiche Freihandelsabkommen, unter anderem mit der EU (seit August 2013 in Kraft) sowie den USA, Kanada, Mexiko, der EFTA und Südkorea haben die lokale Industrie unvorbereitet getroffen. Die verarbeitende Industrie ist stark vom Hohe Produktions- Ölsektor abhängig und die F&E Quote ist relativ niedrig. kosten Die Produktionskosten liegen weit über dem regionalen Durchschnitt, teilweise sogar höher als in den USA und begünstigen dadurch Importe - vor allem aus Asien - und erschweren die Exporte. Zusätzlicher Druck durch Schmuggelware, hohe Energiekosten sowie einer mangelnden Einbruch bei Verkehrsinfrastruktur mit hohen Transportkosten belasten die Industrie sehr. Auslandsinvestitionen von 45,4% im Vorjahr; Die ausländischen Direktinvestitionen (FDI) sind im Zuge der COVID Krise 2020 Erholung im 1.HJ 2021 um 45,4 % auf USD 7,64 Mrd. eingebrochen. FDI-Hauptsektoren: Finanz und Versicherung (28 %-Anteil), Kommunaldienstleistungen (13 %), Erdöl (12 %), Bergbau (12 %), Handel, Hotel- und Gastgewerbe (11 %), Elektrizität, Wasser, Gas (10 %), verarbeitende Industrie (8 %) sowie Bauwirtschaft (4 %). Haupt-Investorenländer: USA (27 %-Anteil), Spanien (24 %), Niederlande (15 %), British Virgin Islands (10 %), Schweiz (9 %), Kanada (8 %), GB (5 %) und Chile (4 %). Im ersten Halbjahr 2021 flossen gegenüber 2020 wieder um 12,1% Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
5 Arbeitslosigkeit auf mehr Direktinvestitionen nach Kolumbien, wenn man den Erdöl- und hohem Niveau, Bergbausektor (USD 949 Mio.) ausklammert. wirtschaftliche Erholung bringt Trotz der wirtschaftlichen Erholung hielt sich die Arbeitslosigkeit schon vor Beschäftigungsschub der COVID Pandemie auf einem knapp zweistelligen Niveau; zur Jahresmitte schoss sie dann kurzzeitig in die Höhe und betrug im August des Vorjahres 16,8%. Von den 20,7 Mio. Beschäftigten sind 20 % im Bereich Handel, 16 % im Bereich Agrar- und Fischwirtschaft, 11 % in der Industrie, 10 % im Bereich kommunale und soziale Dienstleistungen, 8 % im Kunst- und Sportbereich, 8 % im Hotel- und Gastgewerbe und jeweils 7 % im Transportsektor sowie in der Bauwirtschaft tätig. 48 % der Beschäftigten sind im informellen Sektor tätig. Inflation mehr als Die wirtschaftliche Erholung im ersten Halbjahr 2021 brachte einen verdoppelt; Leitzinssatz Beschäftigungsschub und drückte die Arbeitslosenziffer im August auf 12,3 %. bei 2 %; Währungs- schwankungen Die kolumbianische Notenbank hatte es seit Anfang 2018 geschafft, die Inflation unter Kontrolle und innerhalb der Zielbandbreite von 2 % - 4 % zu halten. Auf Grund des Wirtschaftseinbruchs lag der Konsumentenpreisindex Ende 2020 bei 1,6 %. Die Zentralbank hatte den Leitzinssatz zur Stimulierung der Wirtschaft seit März 2020 von 4,25 % in mehreren Schritten bis Ende September auf 1,75 % reduziert. Per Oktober 2021 wurde dieser wieder auf 2 % angehoben. Damit soll dem starken Inflationsdruck (4,33%) im laufenden Jahr entgegengewirkt werden. Die Teuerung kommt insbesondere von Nahrungsmitteln und Getränken, sowie Gastronomie und Hotellerie. Die Währung unterliegt trotz eines gestiegenen Ölpreises (Korrelation) starken Schwankungen. Ursache dafür sind ein gestärkter US-Dollar sowie das grundsätzliche Misstrauen gegenüber Emerging Markets in Krisensituationen. Zu Jahresende wies der Peso gegenüber dem USD eine Abwertung von 4,7 % auf. Allein im ersten Quartal 2021 erfolgte ein weiterer Wertverlust in Höhe Export-Einbruch von von 7,2 %. Das Anziehen der Zinsschraube und der Zufluss von FDI haben aber 21,4 % im Vorjahr; seit Oktober den Peso wieder gestärkt. kräftige Erholung im laufenden Jahr Die Gesamtexporte sind durch die COVID-19 bedingte, geringere Auslandsnachfrage sowie gesunkene Rohstoffpreise im Vorjahr um 21,4 % auf USD 31,1 Mrd. eingebrochen. Der Export von Öl und Ölderivaten (28% Exportanteil) ist durch die geringere Nachfrage sowie den niedrigeren Ölpreis um Besorgnis erregende 45,2 % eingebrochen; Die Exporte der verarbeitenden Industrie (22 % Exportanteil): -16,2 %; Der Ausfuhrwert von Steinkohle (13 % Exportanteil): -26,5 %; Lediglich der Agrarsektor (25 % Exportanteil – v.a. Kaffee, Blumen, Bananen, Palmöl) konnte um 6,9 % zulegen. Haupt- exportländer: USA (29 %), EU (12 %), China (9 %), Andengemeinschaft (8 %), MERCOSUR (6 %), Ecuador (5 %). In den ersten 8 Monaten des laufenden Jahres stiegen die Exporte um 22,5% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das Plus stammt in erster Linie von den gestiegenen Exporten von Öl und Ölderivaten, die knapp die Hälfte der Gesamtexporte ausmachten. Aber auch die Exporte der verarbeitenden Industrie, Steinkohle sowie der Agrarsektor Import-Rückgang von (insbesondere Kaffee) tragen zur Erholung bei. Das Ergebnis liegt aber immer 17,5 % 2020; Plus von noch -7,2% unter den Zahlen von 2019. 28,9% in den ersten 7 Monaten 2021 Die Importe Kolumbiens sind im Vorjahr 2020 als Konsequenz der COVID Krise um 17,5 % auf USD 43,5 Mrd. gesunken. Hauptlieferanten mit Importanteilen: USA (24 %), China (24 %), EU (14 %), MERCOSUR (8 %), Mexiko (7 %), Brasilien (6 %), Andengemeinschaft (4%). Importstruktur: 44 % Rohstoffe/ Vormaterial, 31 % Industriemaschinen/Transportanlagen und 25 % Konsumgüter. Die Leistungsbilanzdefizit kräftige Erholung der Importe im laufenden Jahr stammt in erster Linie von bei 3,4 %; Auslands- Maschinen und Fahrzeugen (+30,9%) sowie chemischen Produkten (+35,7%). Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
6 kolumbianer steuern USD 6,9 Mrd. bei Das Leistungsbilanzdefizit hat sich von 4,4 % des BIP (2019) auf 3,4 % für 2020 deutlich reduziert und wird für heuer wahrscheinlich gleichbleiben. Einen positiven Beitrag zur Leistungsbilanz leisten die im Ausland lebenden Kolumbianer (4,7 Mio.), welche im Vorjahr USD 6,9 Mrd. (+ 1,8 %) ihres Arbeitseinkommens in ihre Heimat überwiesen haben (48 % aus den USA, 22 % aus Lateinamerika und 16 % aus Spanien). Auf Grund eines IWF-Kredits Auslandsverschuldung von USD 5,4 Mrd. sind die Devisenreserven im Vorjahr um USD 5,8 Mrd. auf bei USD 155,0 Mrd. USD 59,0 Mrd. angestiegen. Die Auslandverschuldung Kolumbiens ist von 42,7 % des BIP (Ende 2019) auf 55,4 % per Ende 2020 gestiegen und erreichte USD 155,0 Mrd. 58 % der Auslandsschulden entfallen auf den öffentlichen Sektor und lediglich 14 % weisen eine Tilgungsfrist bis zu einem Jahr auf. Die Regierungen hielten sich seit Jahren an die sogenannte Fiskalregel mit Obergrenzen für das Wirtschaftsregionen Budgetdefizit. In Folge der COVID-19 Krise wurde diese für die Jahre 2020-21 Kolumbiens suspendiert; im Vorjahr erreichte das Budgetdefizit 7,6 %. Wichtigste Wirtschaftsregionen Kolumbiens mit jeweiligem Anteil am nationalen BIP: Hauptstadtregion Bogota 32 %, Antioquia mit Medellín 14%, Valle del Cauca mit Cali 10%, Santander mit Bucaramanga 6 %, sowie die Bundesstaaten Atlantico, Bolivar und Meta mit jeweils 4 %. In diesen Regionen sowie Risaralda liegt der Anteil der Armen unter dem nationalen Durchschnitt von 34,1%, während in Regionen wie Córdoba, Cauca und Chocó (an der Pazifikküste) die Armut bei über 60% liegt. 2. Besondere Entwicklungen COVID-19 Krise: rasche COVID-19 Krise: Die Regierung unter Präsident Duque hat relativ früh und Reaktion der Regierung energisch auf diese Gesundheitskrise reagiert. Am 17.3.2020 wurde der Notstand ausgerufen und in Folge wurden sehr strenge Quarantänemaßnahmen mit Ausgeh- und Verkehrssperren, ein Lock-Down der Wirtschaft sowie ein totaler Einreisestopp (Landeverbot für internationale Flüge) verhängt. Unter Einbindung der John-Hopkins-Universität wurden in Folge laufend diverse Parameter analysiert und Maßnahmen, wie Lockerungen für die Wirtschaft laufend adaptiert. Bis Ende September 2021 waren 126.178 COVID-Tote zu beklagen. Ein Drittel der Bevölkerung über 12 Jahre ist inzwischen vollimmunisiert, 42% haben die erste Teilimpfung erhalten. …und seit Sept. 2020 wieder neue Realität Ende August 2020 wurde die landesweite Quarantäne aufgehoben und am 1. mit schrittweisen September begann „die neue Realität“. Diese brachte eine Reaktivierung Lockerungen sämtlicher Wirtschaftsbereiche (Ausnahme Nachtgastronomie), aber mit entsprechenden Biosicherheitsmaßnahmen, Schutzmaskenpflicht außerhalb der eigenen Wohnräumlichkeiten und Empfehlung zum Home-Office-Betrieb, sofern die Distanzempfehlungen nicht eingehalten werden können. Der sanitäre Notstand wurde etappenweise bis 30.11.2021 verlängert. Der Flugverkehr wurde ab Anfang Sept. 2020 schrittweise reaktiviert. Kolumbien verlangt bei der Einreise derzeit nur eine online-Registrierung, allerdings keinen PCR-Test. COVID-19 Hilfsmaßnahmenpaket Das COVID-19 Hilfsmaßnahmenpaket zur Eindämmung der Pandemie sowie zur Unterstützung und Reaktivierung der Wirtschaft umfasste u.a. zusätzliche Ausgaben für den Gesundheitssektor in Höhe von USD 1,5 Mrd., Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
7 Direktzahlungen an die ärmsten Bevölkerungsschichten, erweiterte Kreditlinien für KMU´s und Übernahme von 40 % des Mindestlohns pro Arbeiter/Angestellten bei Umsatzeinbrüchen von über 20 %. Die Regierung hat Mitte Februar mit dem COVID Impfprogramm begonnen und bis Ende 2021 sollen 65 % der Bevölkerung geimpft sein. Demonstrationen Die Amtszeit Präsident Duques war vor der COVID-19 Krise von prägen die Amtszeit von Demonstrationen diverser Gesellschaftsgruppen infolge geplanter Präsident Duque Einsparungen/Reformen geprägt. Die Wirtschaftskrise mit hoher Arbeitslosigkeit und geplanter Steuerreform haben von April bis August zu landesweiten Protesten mit gewaltsamen Ausschreitungen und einer Lähmung der Wirtschaft geführt. Auch die Vorausscheidung für die Präsidentschaftswahlen Ende Mai 2022 ist schon in vollem Gange. Regierung plant Die Regierung musste die ursprünglich geplante Steuerreform zur Entlastung Steuerreform; ISA wird des Staatshaushaltes aufgrund der Proteste im April zurücknehmen. Dabei teilprivatisiert sollten diverse Steuererleichterungen bzw. –ausnahmen gestrichen werden. Im August des Jahres wurde dann eine modifizierte Steuerreform beschlossen, die mit 2022 in Kraft treten wird. Das Elektrizitätsunternehmen ISA wurde durch den Verkauf an ECOPETROL teilprivatisiert, wodurch USD 3,7 Mrd. in die Staatskasse flossen. Angespannte Sicherheitspolitisch ist die Lage Kolumbiens weiterhin angespannt. Die Sicherheitslage Umsetzung des Friedensabkommens mit der früheren Guerilla-Gruppe FARC (nunmehr politische Partei mit für eine Legislaturperiode garantierten Parlamentssitzen) scheint zwar nicht gefährdet, allerdings gibt es immer wieder Rückschläge. Ein Friedensabkommen mit der zweiten Guerilla-Gruppe ELN ist in der derzeitigen Legislaturperiode unwahrscheinlich und die staatliche Ölfirma ECOPETROL ist immer wieder Anschlagsziel. In bestimmten ländlichen Gegenden ist die Sicherheitssituation durch die Aktivitäten von FARC-Dissidenten, ELN, Drogenkartellen und Paramilitärs mit Machtkämpfen um Drogenhandel und illegalen Goldabbau sehr angespannt und von Morden an Gewerkschaftsführern und Sozialaktivisten gezeichnet. Schwierige Situation Die Beziehungen zum Nachbarn Venezuela sind angespannt durch Sanktionen mit Nachbarland der USA, Anerkennung des Interimspräsidenten JUAN GUAIDO und nicht Venezuela zuletzt durch Operationen von Guerilla-Gruppen im Grenzgebiet. Kolumbien hat seit 2015 über 1,8 Mio. Venezolaner aufgenommen, was nicht nur das Budget belastet, sondern auch Druck auf den Arbeitsmarkt bedeutet. Die Regierung kündigte kürzlich eine Regulierung des Status der Immigranten an. Infrastruktur Der Masterplan 2015-2035 soll mit einem Projektvolumen von USD 61,3 Mrd. Masterplan 2015 – 2035 die gesamte Verkehrsinfrastruktur des Landes integrieren. Es umfasst 29 Autobahnprojekte (Gesamtlänge über 7.000 km) mit Investitionen von rund USD 12,0 Mrd. Ziel ist es, die Konsum- und Produktionszentren Bogotá, Medellín und Cali besser mit den Häfen an der Pazifik- und Atlantikküste zu verbinden. Die Einweihung des problembehafteten Tunnelbauprojektes „La Línea“ (Verbindung durch die Zentral-Kordilleren) erfolgte Anfang September. Metro Bogota Das wohl älteste Projekt im öffentlichen Verkehrswesen in Kolumbien ist die Metro von Bogota, wobei man sich nach mehreren Anläufen für eine Hochbahn entschied. Das Projektvolumen der ersten Metro-Linie liegt bei EUR 3,8 Mrd., 70 % werden vom Staat und 30% von der Stadt Bogota übernommen und Ende Oktober 2019 erhielt ein chinesisches Konsortium den Zuschlag. Die geplante Fertigstellung wurde von 2025 auf 2028 verschoben. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
8 Ausbau des Die staatlichen Verkehrssysteme sind in Kolumbien generell veraltet und Eisenbahnnetzes ineffizient, wobei sich dies ändern soll. Die Ausschreibung für den „REGIOTRAM DE OCCIDENTE“ – einen Regionalzug zwischen Facatativá (Bundesstaat Cundinamarca) und Bogotá mit einem Projektvolumen in Höhe von USD 455 Mio., 17 Stationen und einer Länge von 40 km wurde Ende Dezember 2019 an die China Civil Engineering Construction Corporation vergeben. Die Fertigstellung ist für Ende 2023 vorgesehen. Weiter sollen 524 Km der Eisenbahnlinie La Dorada – Chiquinquira (entlang des Magdalena Flusses) erneuert werden. Die staatliche Infrastrukturfinanzierungsgesellschaft FDN stellte USD 3 Mio. für Machbarkeitsstudien zur Verfügung. Verbesserung der urbanen Mobilität In Bogota-Soacha werden die Phasen II und III des Transportsystems Transmilenio (Bussystem) geplant. Durch die Phase I werden täglich 100.000 Passagiere befördert; durch die Erweiterung sollen die Tageskapazität auf über 400.000 Personen erweitert werden. Weiter sind neue Verkehrs- Ampelsysteme in den Städten wie Popayan, Ibagué, Valledupar und Armenia geplant. Die Systeme von Bogota und Cali werden gerade modernisiert, teilweise mit österreichischer Technologie. Energiesektor mit neuen Chancen Das größte geplante Wasserkraftwerk Kolumbiens Hidroituango mit einer Stromerzeugungs-Kapazität von 2,4 GW hat enorme technische Probleme (Unglück durch Einsturz eines Umgehungstunnels) und es kommt zu beträchtlichen und langfristigen Verzögerungen. Durch dieses Energiedefizit ergeben sich eine ganze Reihe von neuen Chancen im Energiesektor Kolumbiens. Kleinwasserkraftwerke, Windparks, Solar- und thermische Anlagen sollen das Defizit ausgleichen. Für 2022 wird eine Stromerzeugungs- Kapazität von 2.200 MW an erneuerbarer Energie angestrebt. Freihandelsabkommen mit EU bietet Das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Kolumbien bietet einfacheren österreichischen Exporteuren einen verbesserten Marktzugang. Beim Export Marktzugang für österr. von Maschinen und Anlagen bestehen praktisch keine Zölle mehr, EU- Produkte Unternehmen sind bei öffentlichen Ausschreibungen gleichgestellt und im phyto-sanitären Bereich haben die kolumbianischen Sanitätsbehörden das österreichische Inspektionssystem anerkannt, womit heimische Unternehmen relativ problemlos Milch, Milchprodukte sowie bestimmte Fleischwaren nach Kolumbien exportieren können. 3. Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich Stark diversifizierte Österreichs Exporte nach Kolumbien sind stark diversifiziert und haben sich in Exportstruktur, den letzten Jahren gut entwickelt, was auf das Freihandelsabkommen EU- Exporteinbruch durch Kolumbien sowie auf die gestiegene Marktbearbeitung durch ö. Unternehmen COVID-Krise, aber zurückzuführen ist. Allerdings ist es, COVID-19 bedingt, 2020 zu einem signifikante Erholung Exporteinbruch in Höhe von 30,5 % auf EUR 89,9 Mio. gekommen. Die vor dem Sommer wirtschaftliche Erholung und schrittweise Normalisierung im ersten Halbjahr (+20,1%) 2021 haben jedoch ein Plus von 20,1% gegenüber dem Vorjahr gebracht. Die Produktgruppe Chemische Erzeugnisse (Medizin und pharmazeutische Erzeugnisse, Insektizide und Kunststoffe) mit einem Exportanteil von 37 % musste 2020 einen Rückgang in Höhe von 6,0 % hinnehmen, konnte aber bis Juni 2021 mit +16,4 % zur Erholung beitragen; der dominierende Sektor Maschinenbau-erzeugnisse und Fahrzeuge (Beförderungsanlagen, Maschinen Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
9 für die Kunststoffindustrie, für die Landwirtschaft sowie für die Textil- und Lederindustrie, Heiz/Kühlgeräte, Büro/EDV-Maschinen, Stromrichter, Elektroschalter, PKWs und Motorräder) mit einem Exportanteil von 34 % verzeichneten im Vorjahr ebenfalls einen starken Einbruch von 37,5 %, erholte sich aber zum Teil mit +10,3 % im ersten Halbjahr; der Export Bearbeiteter Waren (Papier und Pappe, Metallwaren und Magnesiumabfälle, Feuerfestmaterial und Glaswaren, Aluminium, Faserplatten und Furniere, Eisen und Stahl) mit einem Exportanteil von 18 % brach mit 43,1 % noch stärker ein, drehte aber im 1.HJ 2021 mit +21,9 % stärker ins Plus ; nennenswert ist noch der Export von Mess-, Prüf- und Analysegeräten, Spielautomaten, orthopädischen Apparaten, alkoholfreien Getränken sowie Tierfutter. Importe: Einbruch 2020 Die Importe aus Kolumbien sind sehr ausbaufähig, wenig diversifiziert und es von 16,9 % und wenig zeigt sich auch, dass Kolumbien den verbesserten Marktzugang durch das EU- diversifiziert; Weiteres Freihandelsabkommen nicht in vollem Umfang nützen konnte; COVID-19 bedingt Minus von -8,5 % im sind die Importe im Vorjahr um 16,9 % auf EUR 38,2 Mio. gesunken; auf Bananen 1.HJ. 2021 entfielen 68 % der Importe, auf sonstiges Gemüse und Früchte 13 % und auf Kaffee 5 %. Nennenswert ist noch der Import von Düngemitteln und sonstigen Fertigwaren. Im ersten Halbjahr 2021 konnten die kolumbianischen Lieferungen nach Österreich das Minus des Vorjahres nicht wettmachen, sondern gingen um weitere -8,5 % zurück. Das Minus von -21 % bei Bananen konnten die gestiegenen Düngemittelimporte nicht ausgleichen. Kolumbien als Hub für Die Zahl der österreichischen Niederlassungen in Kolumbien belief sich per Ende Südamerika 2020 auf 35. Immer mehr Firmen wählen Kolumbien als Standort und Hub für Ihre Aktivitäten in Lateinamerika, vor allem für die Andenregion. Marktchancen in vielen Obwohl es derzeit COVID-19 bedingt zu Exporteinbrüchen gekommen ist, Bereichen bestehen mittel- und langfristig Marktchancen für österreichisches Know-how, Dienstleistungen sowie Maschinen und Anlagen in erster Linie in den Bereichen Energiewirtschaft, Bergbau und Medizin. Ausbau der Umfassende Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur sowie im Bereich Urban Infrastruktur Technologies versprechen ebenfalls gute Geschäftschancen in Kolumbien; aber auch bei Beratung und Engineering, Umwelttechnologie und Erneuerbare Energien gibt es Nachholbedarf und ist zukünftig ebenfalls mit einer stärkeren Nachfrage zu rechnen. Neue Geschäftschancen Im Zuge des Friedensprozesses wird es aber mittelfristig vor allem bei für österr. Firmen Tourismus-Know & Infrastruktur sowie in der Agrarwirtschaft enorme Marktchancen geben - österreichische Unternehmen sollten sich daher schon jetzt entsprechend positionieren. Arbeits-Schwerpunkte Für 2021 liegt der Arbeitsschwerpunkt des AußenwirtschaftsCenters Bogota in den Bereichen Verkehrsinfrastruktur, Schiene, Urban Technologies sowie Umwelttechnologie. Nähere Details zu den geplanten Veranstaltungen in Kolumbien finden Sie unter wko.at/aussenwirtschaft/co Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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