Schätzung der Segmentspanbildungsfrequenz mithilfe von Körperschallsignalen
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tm – Technisches Messen 2021; 88(S1): S37–S41 Daniel Diaz Ocampo*, German Gonzalez, Frederik Zanger und Michael Heizmann Schätzung der Segmentspanbildungsfrequenz mithilfe von Körperschallsignalen Estimating the chip segmentation frequency using structure-borne signals DOI 10.1515/teme-2021-0059 domain and estimates the chip segmentation frequency from it. For this purpose, time-variant features are pre- Zusammenfassung: Da die Spansegmentierungsfrequenz sented which approximate the segmentation frequency. bei der Zerspanung hochfester Materialien in direktem Zu- Afterwards, the method is compared with methods used sammenhang mit dem Eigenspannungszustand des Werk- in orthogonal cutting. It can be shown that the method stücks steht, ist sie eine wichtige Kenngröße. Bei bis- presented here is basically more robust against disturbing herigen Methoden kommt hauptsächlich, zur Schätzung influences, but there is still potential for improvement in der Segmentspanbildungsfrequenz mithilfe von Körper- the features. schallsignalen beim orthogonalen Schnitt, die Fourier- Transformation zum Einsatz, welche jedoch bei den im Keywords: External longitudinal turning, chip segmenta- Außenlängsdrehen vorkommenden, stark unharmonischen tion frequency, structure borne sound, signal processing. Signalen ungeeignet ist. Es wird eine Methode vorgestellt, welche die Periodizität der Körperschallsignale im Zeit- bereich ermittelt und daraus die Segmentierungsfrequenz 1 Einleitung schätzt. Dazu werden zeitvariante Merkmale vorgestellt, Bei der Herstellung von hochbelastbaren Bauteilen wer- welche die Segmentspanbildungsfrequenz approximieren. den hohe Anforderungen an die Randschichteigenschaften Im Anschluss wird die Methode mit beim orthogonalen gestellt und insbesondere definierte Eigenspannungszu- Schnitt eingesetzten Methoden verglichen, wobei gezeigt stände gefordert [6]. In [7] wurde gezeigt, dass die peri- werden kann, dass die hier vorgestellte Methode grund- odisch auftretenden Segmentspäne eine starke Korrelation sätzlich robuster gegenüber Störeinflüssen ist, bei den mit den Oberflächeneigenschaften aufweisen. Daher ist zeitvarianten Merkmalen jedoch noch Potenzial zur Ver- die Segmentspanbildungsfrequenz eine wichtige Größe bei besserung besteht. der Schätzung der Randschichtzustände der Werkstücke. Schlüsselwörter: Außenlängsdrehen, Segmentspanbil- Eine bewährte Methode zur Überwachung des Prozesses dungsfrequenz, Körperschall, Signalverarbeitung. ist die Auswertung der akustischen Emissionen [2]. Die Messung der Segmentspanbildungsfrequenz stellt dabei Abstract: Since the chip segmentation frequency in cut- eine besondere Herausforderung dar [3]. ting processes is directly related to the residual stress Zur Aufnahme der akustischen Emissionen werden, state of the workpiece, it is an important parameter wie in [1] beschrieben wird, Körperschallsensoren einge- in cutting processes. In previous methods, the Fourier setzt, die möglichst nahe an der Schneide entlang der Achse transform is mainly used to estimate the chip segmen- der Schnittrichtung an dem Werkzeughalter angebracht tation frequency using structure-borne sound signals in werden. Bei den Signalen handelt es sich um Schallemission the orthogonal cut, which is unsuitable for the strongly und daher um Beschleunigungen, die durch die Kräfte des non-harmonic signals occurring in external longitudinal Schnittprozesses in das Werkzeug übertragen werden [4]. turning. A method is presented which determines the pe- Entsteht bei dem untersuchten Schnittprozess ein Segment- riodicity of the structure-borne sound signals in the time span wirkt, beim Aufbau eines Segments eine höhere Kraft auf die Schneide als beim Ablösen des Segments. Diese *Korrespondenzautor: Daniel Diaz Ocampo, Karlsruher Institut Krafteinflüsse rufen Vibrationen hervor, welche durch die für Technologie (KIT), Institut für Industrielle Schneide zum Körperschallsensor übertragen werden. Wie Informationstechnik (IIIT), E-Mail: daniel.diaz-ocampo@kit.edu Michael Heizmann, Karlsruher Institut für Technologie (KIT), in [5] durch eine Untersuchung der Späne gezeigt wurde, Institut für Industrielle Informationstechnik (IIIT) tritt bei dreidimensionalen Prozessen neben der Hauptseg- German Gonzalez, Frederik Zanger, Karlsruher Institut für Tech- mentierung eine sekundäre Segmentierung auf, wodurch nologie (KIT), Institut für Produktionstechnik (wbk)
S38 D. Diaz Ocampo et al., Schätzung der Segmentspanbildungsfrequenz ein wesentlich komplexeres Signal entsteht. Zusätzlich wer- approximiert und vom Signal abgezogen wird. Für die Ko- den Vibrationen aus der Maschine, die beispielsweise durch effizienten der Fensterfunktion der Länge muss dabei ∑︀ −1 den Antrieb hervorgerufen werden, zum Sensor übertragen. =0 [ ] = 1 gelten. Anschließend kann die gesuchte Durch Reflexionen des Körperschalls im Werkzeughalter Periodizität bestimmt werden, indem die Nulldurchgänge wird das Signal zusätzlich verzerrt. Da die Sensoren einen des diskreten Signals interpoliert und deren Abstände be- starken Bandpasscharakter aufweisen, werden konstante rechnet werden. Ein Nulldurchgang kann in einem Signal Anteile des Signals gefiltert und es entsteht ein Signal wie erkannt werden, indem durch es beispielhaft in Abbildung 1 zu sehen ist. Die Sprünge = arg max (sgn( [ + 1]) − sgn( [ ]))) (2) ∈N die Signalsamples mit anschließendem Vorzeichenwechsel 5 vom negativen in den positiven Wertebereich berechnet werden. Die Subtraktion des Signals vom um ein Sample /V verschobenen Signal liefert eine Funktion, die an positiven 100 200 300 400 500 600 Vorzeichenwechseln den Wert 2 annimmt und bei den ne- −5 gativen Vorzeichenwechseln den Wert −2. Wird anstelle der Argumente der Maxima die Argumente der Minima / s verwendet, werden für die anschließenden Berechnungen die negativen Nulldurchgänge verwendet. Durch eine ent- Abb. 1: Beispiel des Verlaufs eines Körperschallsignals im Schnitt- sprechende Betragsbildung lassen sich auch die Abstände prozess. zwischen den positiven und negativen Nulldurchgängen verwenden. Dabei müssen die im weiteren Verlauf zu be- rechnenden Zeitabstände mit dem Faktor 2 multipliziert werden durch plötzliche Kraftänderungen hervorgerufen. werden, da eine Periode einen positiven sowie einen nega- Es ist eine starke Periodizität des Signals zu erkennen, die tiven Nulldurchgang umfasst. Der genaue Zeitpunkt des jedoch eine hohe Varianz bzgl. der Zeit aufweist. Das Ziel Nulldurchgangs kann anschließend durch vieler Methoden zur Analyse des orthogonalen Schnittpro- zess ist es, das Signal über diese Peridodizität mithilfe von − [ ] = + (3) Methoden, die auf der Fourier-Transformation basieren, ( [ + 1] − [ ]) zu charakterisieren. Diese Methoden haben jedoch, wie interpoliert werden, mit der Abtastfrequenz . Um aus in Abschnitt 3 gezeigt wird, einige Nachteile. Außerdem den interpolierten Nulldurchgängen eine Frequenz zu wird dabei implizit das Signal mit einer harmonischen schätzen, muss der inverse zeitliche Abstand Schwingung verglichen, wohingegen die vorhandenen Kör- 1 perschallsignale stark unharmonisch sind. Daher wird im ^[ ] = (4) +1 − Folgenden eine Methode vorgestellt, welche das Zeitsignal direkt analysiert. zwischen zwei benachbarten Nulldurchgängen berechnet werden. Das so gewonnene Merkmal kann für den gesam- ten Schnittprozess für eine statistische Auswertung in einem Histogramm wie in Abbildung 2 dargestellt wer- 2 Nulldurchgangs-Methode den. Um eine korrekte Darstellung des Histogramms zu erzeugen, sind die Grenzen der Klassengrenzen nicht ein- Die starken Sprünge der Körperschallsignale können ge- heitlich zu wählen, da es ansonsten durch die Inverse der nutzt werden, um die Peridodizität der Signale und da- Frequenzschätzung zu einer Überbewertung von niedrigen mit die auftretenden Frequenzen zu schätzen, indem der Frequenzen kommen kann. Da die Segmentspanbildungs- Abstand zwischen den Nulldurchgängen gemessen wird. frequenz über den Prozess variieren kann, müssen die Zuallererst wird das Signal mit einem Hochpassfilter mit- Einzelschätzungen zu einem zeitvarianten Merkmal zu- telwertbefreit, um mögliche Fehler durch eine Offset-Drift sammengefasst werden. Die Schätzung der momentanten zu vermeiden. Das zeitdiskrete mittelwertbefreite Signal Frequenz liegt dabei nicht zu äquidistanten Zeitpunkten ′ [ ] = [ ] − [ ] * [ ] (1) vor, sondern kann lediglich dem Bereich zwischen zwei Nulldurchgängen zugeordnet werden. Außerdem weist die wird berechnet, indem der gleitende Mittelwert mithil- so geschätzte Frequenz, wie in Abbildung 2 erkennbar, eine fe der Faltung der Fensterfunktion [ ] mit dem Signal sehr hohe Varianz auf, da im ursprünglichen Signal, durch
D. Diaz Ocampo et al., Schätzung der Segmentspanbildungsfrequenz S39 2000 durchgangsmethode wird ein Rechteckfenster der Länge = 10000 eingesetzt. 1500 In Abbildung 3 ist ein Vergleich zwischen dem Peri- odogramm und dem Histogramm der aus den Nulldurch- 1000 gängen geschätzten Frequenzen dargestellt. Aus der Un- 500 2000 60 | ( )| 10 20 30 40 50 1500 /kHz 40 1000 Abb. 2: Histogramm der inversen Nulldurchgänge bei einem 500 20 beispielhaften Signal eines Körperschallsignals im Schnittprozess. 5 10 20 30 40 50 z.B. Reflexionen des Körperschalls im Werkzeughalter, /kHz vereinzelte Ausreißer auftreten und somit fälschlicherweise einen Nulldurchgang verursachen. Daher kann die Schät- zung der Segmentspanbildungsfrequenz Abb. 3: Vergleich zwischen Periodogramm | ( )| und Histo- ⃒ gramm der inversen Nulldurchgänge bei einem beispielhaften (︂{︂ }︂)︂ M Signal eines Körperschallsignals im Schnittprozess. Die Prozess- ^AE ( ) = med ^[ ] ⃒⃒ | | < + ⃒ (5) parameter sind Schnittgeschwindigkeit = 120 m/min, Ein- 2 stellwinkel = 75∘ , Zustellung = 0,3 mm und Vorschub zu einem Zeitpunkt durch den Median aus den Ein- = 0,2 mm. zelschätzungen der Zeitpunkte, die im Intervall ± 2M enthalten sind, berechnet werden. Da der Median nicht tersuchung der im Prozess entstanden Späne, wie es in [5] immer geeignet ist, das Argument des Maximums des beschrieben wird, ist bekannt, dass die Segmentspanbil- Histogramms zu approximieren, kann als Schätzung der dungsfrequenz bei den Prozessparametern dieses Versu- Segmentspanbildungsfrequenz direkt dieses Argument des ches bei AE ≈ 16,7 kHz liegt, wobei die Unsicherheit der Maximums verwendet werden. Dieses Merkmal ist jedoch, Schätzung der Spanstauchung berücksichtigt werden muss. wie in Abschnitt 3 gezeigt wird, störungsanfälliger als der Das Histogramm weist bei ca. 14 kHz hohe Werte auf, Median. Das Histogramm wird aus den Einzelschätzungen wohingegen im Periodogramm bei 13,1 kHz eine deutliche der Periodizität im Intervall ± 2H erstellt, wobei die An- Frequenzspitze zu erkennen ist. In beiden Methoden ist zahl der Histogrammklassen konstant gehalten wird und bei diesen Prozessparametern die Hauptsegmentierung gut die Klassen äquidistant zwischen dem minimalen und dem erkennbar. Im Periodogramm treten jedoch unterhalb von maximalen Abstand der Nulldurchgänge aufgeteilt werden. 10 kHz weitere Frequenzspitzen auf, die im Histogramm Im Anschluss wird die Mittenfrequenz der Histogramm- nicht vorkommen. Diese werden durch Offsetdrifts des klasse als Schätzwert für die Segmentspanbildungsfrequenz Sensorsignals hervorgerufen, die bei der Nulldurchgangs- ausgewählt, welche die meisten Werte enthält, und, um methode gefiltert werden, im Periodogramm jedoch mit eine Frequenz als Schätzgröße zu bekommen, invertiert. abgebildet werden. Sie sind insbesondere bei hoher und stark variierender Segmentspanbildungsfrequenz teilweise stärker als der Einfluss der Segmentierung. Die Neben- 3 Vergleich segmentierung ist im Histogramm durch hohe Werte im Frequenzereich ab 23 kHz und im Periodogramm durch In [5] werden Körperschallsignal mithilfe von Methoden eine Frequenzspitze bei 29 kHz deutlich zu erkennen. Es analysiert, welche auf der Fourier-Transformation basie- hat sich jedoch über die verschiedenen Versuche mit un- ren. Daher soll die Nulldurchgangsmethode mit dem Peri- terschiedlichen Prozessparametern gezeigt, dass im Peri- odogramm verglichen werden. Die Signale besitzen eine odogramm unabhängig von den Prozessparametern immer Abtastfrequenz von = 1 MHz. Für die Fensterfunktion eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Frequenzspitze des Periodogramms wurde eine Gauß-Funktion der Länge bei ca. 30 kHz auftritt. Diese Frequenzspitze kann bei ei- = 10 ms mit = /6 verwendet. Bei der Null-
S40 D. Diaz Ocampo et al., Schätzung der Segmentspanbildungsfrequenz nigen Prozessparametern als Störung angesehen werden 40 STFT und tritt im Histogramm nicht auf. ZC-Max ZC-Med In Abbildung 4 sind das Histogramm und das Peri- 30 /kHz odogramm eines Schnittprozess mit identischen Prozess- parametern bis auf einer höheren Schnittgeschwindigkeit 20 abgebildet. Die Analyse der Späne ergab bei diesem Ver- 10 15000 30 1 2 | ( )| /s 10000 20 Abb. 5: Vergleich zwischen dem Argument des Maximums der Kurzzeit-Fourier-Transformation (STFT), der Nulldurchgangs- 5000 methode mit anschließender Maximumssuche des Histogramms 10 (ZC-Max) und der Nulldurchgangsmethode mit anschließender Medianbildung (ZC-Med). Es handelt sich dabei um dasselbe Sensorsignal wie in Abbildung 3. 20 30 40 50 60 70 /kHz de Körperschallsignal ist dasselbe wie das Sensorsignal von Abbildung 3. Um die Vergleichbarkeit der verschiedenen Abb. 4: Vergleich zwischen Periodogramm | ( )| und Histo- Merkmale zu gewährleisten, wurde bei allen Methoden gramm der inversen Nulldurchgänge bei einem beispielhaften Signal eines Körperschallsignals im Schnittprozess. Die Prozess- eine Fensterlänge von M = H = STFT = 10 ms verwen- parameter sind Schnittgeschwindigkeit = 200 m/min, Ein- det. Es fällt auf, dass die Schätzung durch das Argument stellwinkel = 75∘ , Zustellung = 0,3 mm und Vorschub des Maximums der Kurzzeit-Fourier-Transformation zu = 0,2 mm. vielen Zeitpunkten durch niedrige Frequenzen gestört wird, die keine realistische Schätzung ergeben und vermutlich durch Maschinengeräusche oder wie bereits erwähnt durch such eine Segmentspanbildungsfrequenz von 24,9 kHz. An eine Offsetdrift hervorgerufen werden. Diese niedrigen Fre- dieser Stelle sind wieder sowohl im Histogramm als auch quenzen stehen jedoch in keinerlei Zusammenhang mit der im Periodogramm höhere Werte zu erkennen. Allerdings Segmentierung der Spanbildung. Im Gegensatz dazu ist bei liegen in beiden Fällen die höchsten Werte bei 31 kHz dem Argument des Maximums des Histogramms der Null- beim Periodogramm bzw. 35 kHz beim Histogramm, was durchgangsmethode zu einigen Zeitpunkten eine deutlich vermutlich durch eine deutlich stärkere Nebensegmentie- zu hohe Schätzung zu erkennen, die höchstwahrschein- rung hervorgerufen wird. Es fällt außerdem auf, dass in lich durch die Nebensegmentierung des dreidimensionalen beiden Vergleichen im Histogramm der Nulldurchgangsme- Schnitts hervorgerufen wird. Der Median der Nulldurch- thode die hohen Frequenzbereiche deutlich höher bewertet gangsmethode liefert bei diesen Prozessparametern die werden als im Periodogramm. Dies liegt daran, dass das robusteste Schätzung, auch wenn hier einzelne Ausreißer Periodogramm eine über die Frequenz konstante Frequenz- hin zu hohen Frequenzen zu erkennen sind. auflösung besitzt und somit niedrige Frequenzbänder eine Werden die zeitvarianten Merkmale auf das Körper- höhere relative Bandbreite aufweisen. Bei der Darstellung schallsignal des Schnittprozesses aus Abbildung 4 ange- des Histogramms der Nulldurchgangsmethode wird dieser wandt, resultieren daraus die Verläufe, wie sie in Abbil- Effekt durch die variablen Klassengrenzen vermieden. dung 6 abgebildet sind. Es ist klar zu erkennen, dass alle Bei Versuchen im orthogonalen Schnitt wird, wie drei Merkmale zur Charakterisierung der Segmentierung beispielsweise in [3], häufig die dominanteste Frequenz einen deutlich zu hohen Schätzwert liefern, was vermutlich nach einer Fast-Fourier-Transformation als Segmentspan- auf einen starken Einfluss der Nebensegmentierung zurück- bildungsfrequenz angesehen. Daraus lässt sich eine zeitva- zuführen ist. Außerdem ist zu erkennen, dass der Median riante Schätzung berechnen, indem, wie in Abbildung 5 der Nulldurchgangsmethode gegen Ende des Schnittpro- dargestellt, das Argument des Maximums der Kurzzeit- zesses zu niedrigeren Frequenzwerten tendiert, wohingegen Fourier-Transformation über die Frequenz gebildet wird. die beiden anderen Methoden diese Tendenz nicht so ein- Zusätzlich sind die Verläufe der wie in Abschnitt 2 beschrie- deutig wiederspiegeln, was höchstwahrscheinlich an einer benen Merkmale, das Argument des Maximums des Histo- Verschiebung des Einflusses der Haupt- und Nebensegmen- gramms und der Median, abgebildet. Das zugrunde liegen-
D. Diaz Ocampo et al., Schätzung der Segmentspanbildungsfrequenz S41 60 STFT beim orthogonalen Schnitt eingesetzt wird, konnte gezeigt ZC-Max werden, dass die Nulldurchgangsmethode im dreidimen- ZC-Med sionalen Schnitt wesentlich robuster gegenüber äußeren /kHz 40 Störeinflüssen ist. Es wurde gezeigt, dass sich Methoden, die auf der Fourier-Transformation basieren, aufgrund der konstanten Bandbreite nicht gut zur Analyse von Körper- 20 schallsignalen eignen, bei denen es zu Nebensegmenten kommen kann, da diese zur Überbewertung von niedrigen 2 4 6 8 /s Frequenzen neigen. Hier würden sich Methoden mit va- riabler Frequenzauflösung wie beispielsweise die Wavelet- Abb. 6: Vergleich zwischen dem Argument des Maximums der Transformation anbieten. Der je nach Prozessparameter Kurzzeit-Fourier-Transformation (STFT), der Nulldurchgangs- auftretende deutliche Einfluss der Nebensegmentierung methode mit anschließender Maximumssuche des Histogramms führt in allen Methoden jedoch zu einem deutlich zu ho- (ZC-Max) und der Nulldurchgangsmethode mit anschließender hen Schätzergebnis. Hier ist noch ein hohes Potenzial zur Medianbildung (ZC-Med). Die Prozessparameter sind Schnitt- geschwindigkeit = 120 m/min, Einstellwinkel = 75∘ , Verbesserung der Schätzung vorhanden. Zustellung = 0,3 mm und Vorschub = 0,2 mm. Für eine bessere Anschaulichkeit wurde der angezeigte Bereich auf 65 kHz Danksagung: Die wissenschaftliche Arbeit wurde von der begrenzt, wodurch einzelne Schätzungen der Nulldurchgangs- DFG im Rahmen des Forschungsschwerpunktprogramms methode mit anschließender Maximumssuche des Histogramms SPP 2086 gefördert. Die Autoren danken der DFG für die (ZC-Max), die teilweise über 100 kHz hinausgehen, nicht mehr dargestellt werden. Förderung und die Unterstützung. tierung liegt, welche die Maximumssuche nicht beeinflusst. Dieses Absinken der Segmentspanbildungsfrequenz kann Literatur durch den Verschleiß der Schneidkante verursacht werden [1] J. Barry, G. Byrne und D. Lennon. Observations on chip und ist eine wichtige Einflussgröße auf die Segmentierung formation and acoustic emission in machining Ti–6Al–4V des Spans. Verschiedene Versuche haben gezeigt, dass die alloy. International Journal of Machine Tools and Manufacture, unterschiedlichen Verschleißarten wie Adhäsion, Abrasi- 41(7):1055–1070, 2001. on oder Kolkverschleiß einen unterschiedlichen Einfluss [2] X. Li. A brief review: acoustic emission method for tool wear auf die Segmentspanbildung haben, der in der Nulldurch- monitoring during turning. International Journal of Machine Tools and Manufacture, 42(2):157–165, 2002. ISSN 0890- gangsmethode mit Medianbildung widergespiegelt wird, 6955. auch wenn die Segmentspanbildungsfrequenz nicht immer [3] V. Nguyen, P. Fernandez-Zelaia und S. N. Melkote. PVDF korrekt geschätzt wird. sensor based characterization of chip segmentation in cutting of Ti-6Al-4V alloy. CIRP Annals, 66(1):73–76, 2017. [4] H. Ravindra, Y. Srinivasa und R. Krishnamurthy. Acoustic emission for tool condition monitoring in metal cutting. Wear, 4 Zusammenfassung 212(1):78–84, 1997. ISSN 0043-1648. [5] D. Schwär, G. González, E. Segebade, F. Zanger und In diesem Beitrag wurde eine Methode zur Schätzung M. Heizmann. Evaluation of the acoustic emission caused by the chip segmentation frequency during machining of tita- der Segmentspanbildungsfrequenz vorgestellt, die anstatt nium alloy. tm - Technisches Messen, 87(11):714–720, 2020. mittels klassischer Frequenzanalyse das Signal im Zeitbe- doi:10.1515/teme-2020-0056. reich analysiert. Dazu wird die Periodizität des Signals [6] F. Zanger. Segmentspanbildung, Werkzeugverschleiß, Rand- über den zeitlichen Abstand der Nulldurchgänge ermit- schichtzustand und Bauteileigenschaften: Numerische Analy- telt und anschließend durch Inversion in eine Frequenz sen zur Optimierung des Zerspanungsprozesses am Beispiel von Ti-6Al-4V. PhD thesis, 2012. umgerechnet. Um die zeitliche Varianz der Segmentierung [7] F. Zanger, A. Kacaras, M. Bächle, M. Schwabe, abzubilden, wurden mit dem Maximum des Histogramms F. Puente León und V. Schulze. Fem simulation and acoustic und dem Median der inversen Abstände des Nulldurch- emission based characterization of chip segmentation frequen- gangs für ein bestimmtes zeitliches Signalintervall zwei cy in machining of Ti-6Al-4V. Procedia CIRP, 72:1421–1426, Merkmale vorgestellt, welche die Segmentspanbildungs- 2018. frequenz schätzen. Beim Vergleich der Methode mit dem Maximum der Kurzzeit-Fourier-Transformation, wie es
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