Von Pythagoras zu MP3 Mathematik in der Musik - Vortrag der IU für die Stadt Bruchsal Thomas Schneider, 23. März 2005

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              Pythagoras
                    zu MP3

Mathematik in der Musik

Vortrag der IU für die Stadt Bruchsal
Thomas Schneider, 23. März 2005
                                        1
Überblick
             „   Tonsysteme
             „   Harmonische Analyse
             „   Musik nach Zahlen

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Schwingungen
             „   Saiten (Klavier, Violine) oder
                 Luftsäulen (Orgel, Flöte) haben
                 verschiedene Eigenschwingungen

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Grund- und
             Oberschwingungen
             „   Die verschiedenen Schwingungen
                 unterscheiden sich durch
                 Wellenlänge bzw. Frequenz
                 (Schwingungszahl pro Sekunde)
                  „   Grundschwingung mit Frequenz f1
                  „   Harmonische Oberschwingungen
                      mit Frequenzen 2 f1, 3 f1, 4 f1, 5 f1,
                      etc.

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Die Obertonreihe
             Die Folge der Töne mit Frequenzen
                f1 , 2 f1 , 3 f1, 4 f1, 5 f1 , etc.
             heißt Obertonreihe oder
             Naturtonreihe
               1   2    3 4     5   6    7    8   9

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              10   11 12 13 14 15 16
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Intervalle: Oktave
             „   Der zweite Ton und der erste
                 Ton der Reihe haben ein
                 Frequenzverhältnis von 2:1
             „   Wir nehmen das Interval dieser
                 beiden Töne als Oktave wahr.
             „   “Oktavengleichheit”

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Intervalle: Quinte
             „   Der dritte und zweite Ton der
                 Reihe haben ein
                 Frequenzverhältnis von 3:2
             „   Wir hören eine reine Quinte.

             Demonstration am Tongenerator
                 (http://www.uni-konstanz.de/nielaba/lehre/
                 mechanik/fourier/fourier.html)

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Intervalle: Quarte
             „   Der vierte und dritte Ton der
                 Reihe haben ein
                 Frequenzverhältnis von 4:3.
             „   Das Intervall heißt reine Quarte.

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Quinte und Quarte =
             Oktave
             „   Der vierte und zweite Ton haben ein
                 Verhältnis von 4:2 = 2:1, also
                 wiederum eine Oktave.
             „   Wir schreiben die Frequenz-
                 verhältnisse nun als Brüche und
                 sehen, daß 4/2= 4/3 * 3/2,
                 d.h. Multiplikation der Frequenz-
                 verhältnisse von Quinte und Quarte
                 liefert das Verhältnis der Oktave
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Konstruktion einer
             Tonleiter aus Quinten
             „   Es sei ein Grundton mit C
                 bezeichnet.
             „   Durch eine Folge von Quint-
                 sprüngen aufwärts erhalten wir
                 nacheinander die Töne G, d, a, e‘
                 und h‘.
             „   Durch einen Quintsprung abwärts
                 erhalten wir den Ton F.

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Pythagoräische Skala
             „   Die Frequenzen sind
             „   F: 2/3
             „   C: 1
             „   G: 3/2
             „   D: 3/2 * 3/2 = (3/2)2
             „   A: (3/2)3
             „   E: (3/2)4
             „   H: (3/2)5
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Pythagoräische Tonleiter
             „   Wir verschieben nun alle Töne in
                 dieselbe Oktavlage und erhalten
             „   C: 1
             „   D: 9/8      = 9/4 * 1/2
             „   E: 81/64    = (3/2)4 * (1/2)2
             „   F: 4/3      = (2/3)*2
             „   G: 3/2
             „   A: 27/16    = (3/2)3 * ½
             „   H: 243/128 = (3/2)5* (1/2)2
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Quintenzirkel

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Quintenzirkel
             „   Ausgehend von dem Grundton C
                 türmen wir 12 Quinten
                 aufeinander und erreichen einen
                 Ton, der näherungsweise
                 7 Oktaven über dem Grundton
                 liegt.
             „   Aber der Quintenzirkel schließt
                 nicht exakt!
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Pythagoräisches Komma
             „   12 Quinten: (3/2)12 = 129.7463379
             „   7 Oktaven:      27 = 128
             „   Das Verhältnis
                 (3/2)12 : 27 =1.0136
                 heißt „pythagoräisches Komma“.

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Pythagoräisches Komma
             „   Auf dem el. Klavier in pyth. Stimmung sind
                 die Oktaven sowie 11 der 12 Quinten rein:
                 Es-B, B-F, F-C, C-G, G-D, D-A, A-E, E-H, H-
                 Fis, Fis-Cis, Cis-Gis
             „   Dagegen kann die nächste Quinte Gis-Dis
                 wegen des Pyth. Kommas nicht mehr rein
                 sein, denn Dis wird mit Es identifiziert
                 (enharmonisch verwechselt) und Es ist
                 wegen der Forderung nach Oktavenreinheit
                 bereits festgelegt.

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“Wolfsquinte”
             „   Das Intervall gis-es hat ein
                 Frequenzverhältnis von 1.4798
             „   Die Abweichung von der reinen
                 Quinte (3/2 = 1.5) wird im
                 Zusammenklang als Schwebung
                 wahrgenommen.

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Terzen und
             Pythagoräische Stimmung
             „   Der 5. und 4. Ton der Obertonreihe
                 haben das FV 5:4. Dieses Intervall
                 wird (reine) große Terz genannt.
             „   In der Pythagoräischen Stimmung
                 ergibt sich für das Intervall C-E das
                 FV 81/64=1.266
             „   Die Abweichung der Pythagoräischen
                 Terz von der reinen Terz wird im
                 Zusammenklang als Schwebung
                 wahrgenommen
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Diatonische Stimmung
             „   Um reine leitereigene Dreiklänge
                 zu erhalten, kann man mit der
                 diatonische Stimmung arbeiten
             „   Frequenzverhältnisse (C Gd-Ton)
                  C:1 D: 9/8 E: 5/4       F: 4/3
                 G:3/2 A: 5/3 H: 15/8

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Diatonische Stimmung
             „   Damit ergeben sich ein für den
                 Dreiklang c-e-g das Frequenz-
                 verhältnis 4:5:6 wie in der
                 Obertonreihe
             „   Ebenso sind die Dreiklänge f-a-c’
                 und g-h-d’ in diesem Sinne
                 harmonisch und klingen rein

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Diatonische Stimmung
             „   Dagegen ergibt sich für den Moll-
                 Dreiklang d-f-a das FV 27:32:40
             „   Der reine Molldreiklang erfordert
                 aber das FV 10:12:15
             „   Tonbeispiel (diatonische vs. pyth.
                 vs. gleichstufige Stimmung)

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Historische Entwicklung
             der Stimmungen
             „   Mitteltönige Stimmung (1550-1750,
                 gegenüber der pyth. Stimmung
                 werden die Terzen verbessert, C-Dur-
                 nahe Tonarten sind beinahe rein)
             „   Wohltemperierte Stimmungen (1700-
                 1870, Kirnberger, Werckmeister)
             „   Gleichstufige Stimmung (heute):
                 jeder Halbtonschritt entspricht einem
                 FV von 12
                                   2
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Harmonische Analyse
             „   Zerlegung von Klängen (allg. von
                 Signalen bzw. Funktionen) in ihre
                 Bestandteile
             „   Umkehrung: Synthese von
                 Klängen aus Partialtönen

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Klänge und Sinustöne
             „   Klänge bestehen (nach westlichen
                 Hörgewohnheiten) aus einem
                 Grundton und aus harmonischen
                 Obertönen
                  „   Grundton – Sinusschwingung
                  „   Obertöne – Sinusschwingungen, deren
                      Frequenzen ganzzahlige Vielfache der
                      Grundfrequenz sind
             „   Geräusche sind aus nicht
                 harmonischen Tönen
                 zusammengesetzt
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Fourieranalyse
             „   Jede “anständige” periodische
                 Funktion läßt sich als
                 Überlagerung von Sinus-
                 schwingungen darstellen:

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Fourieranalyse

             f (t ) = a0 + a1 sin(ωt + ϕ1 )
                         + a2 sin(2ω t + ϕ 2 )
                                + a3 sin(3ω t + ϕ 3 )
                                + a4 sin(4ω t + ϕ 4 )
                                + …

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Fourieranalyse/synthese
             Demonstration am Tongenerator

             (http://www.uni-konstanz.de/nielaba/lehre/
                mechanik/fourier/fourier.html)

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Frequenzspektrum
             „   Jeder Klang hat sein
                 charakteristisches Frequenz-
                 spektrum. Im Bild wird das der
                 Sägezahnschwingung gezeigt:

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Analoge Audiotechnik
             „   Konventionelle Aufnahme- und
                 Abspielgeräte und Speichermedien
                 müssen mindestens die Frequnzen
                 erfassen, übertragen bzw. speichern
                 können, die im Frequenzbereich
                 menschlichen Hörens liegen
                 (ca. 16 Hz – 20 kHz)
             „   High Fidelity (Klangtreue)

11.04.2010       Von Pythagoras bis MP3                29
Digitale Audiotechnik
             „   In der digitalen Audiotechnik
                 werden kontinuierliche
                 akustische bzw. elektrische
                 Signale mit einer bestimmten
                 Frequenz (Sampling Frequency
                 fs) abgetastet; man erhält
                 hierdurch ein sog. zeitdiskretes
                 Signal
11.04.2010       Von Pythagoras bis MP3             30
Digitale Audiotechnik
             „   Demonstration

             (http://www.nt.e-technik.uni-
                erlangen.de/~rabe/SYSTOOL/SYSTOOL2.0
                2/HTTP/sampl.htm)

11.04.2010       Von Pythagoras bis MP3            31
Digitale Audiotechnik
             „   Nach dem Abstasttheorem von
                 Nyquist und Shannon muß für ein
                 Signal mit der Maximalfrequenz fmax
                 gelten
                 fs > 2 · fmax,
             „   Dann kann aus dem zeitdiskreten
                 Signal das Ursprungssignal ohne
                 Informationsverlust und Artefakte
                 wieder rekonstruieren werden.
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Digitale Audiotechnik
             „   Bei digitalen Aufnahmen wird
                 typischerweise eine Abtastrate von
                 44.1 kHz bzw. 48 kHz verwendet;
                 deutlich über der mindestens
                 notwendigen Abtastfrequenz von
                 2*20 kHz = 40 kHz
             „   Alle über 20 kHz liegenden
                 Komponenten des analogen
                 Ursprungssignals werden durch einen
                 Tiefpassfilter entfernt.
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MP3
             „   MP3 (eigentlich MPEG-1 Layer III)
                 ist eine Methode zur Kompression
                 digitaler Audiodaten

11.04.2010        Von Pythagoras bis MP3             34
MP3
             „   Prinzip: Das Frequenzspektrum
                 des Eingangssignals (der Musik)
                 wird analysiert, Komponenten, die
                 nach psychoakustischen Gesetzen
                 zum Höreindruck kaum/nicht
                 beitragen, werden unterdrückt.
             „   Datenreduktion gegenüber Audio-
                 CD um Faktor 10 – 11.
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Musik nach Zahlen
             „   1.htm
             „   2.htm
             „   3.htm
             „   4.htm

11.04.2010       Von Pythagoras bis MP3   36
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