Schneeberg Wanderungen im fränkischen Odenwald - Rainer Türk - Stadt Amorbach
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Herausgeber: Markt Schneeberg Amorbacher Straße 1 63936 Schneeberg Telefon 09373-9739-40 Telefax 09373- 9739-51 www.schneeberg-odenwald.de Texte: Rainer Türk Layout: Hubert Brunnengräber Fotos: Markt Schneeberg Weitere Informationen: Odenwaldklub e.V. Im Staatspark Fürstenlager 64625 Bensheim-Auerbach Telefon 06251-855856, Fax 855858 www.odenwaldklub.de Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald Nibelungenstraße 41 64653 Lorsch Telefon 06251-707990, Fax 7079915 www.geo-naturpark.de
Vorwort Über die Frühgeschichte Schneebergs sind keine verlässlichen Anga- ben vorhanden. Sicherlich war das Tal schon lange vor der urkund- lichen Ersterwähnung im Jahre 1237 bekannt und von durchziehenden Menschen genutzt worden. Die geringen Bodenfunde aber lassen nicht den Schluss zu, dass in dem engen und vermutlich versumpften Tal gesiedelt wurde. Dazu waren die mageren Sandsteinböden und der eingeengte Siedlungsraum zu unwirtlich und abweisend. Selbst aus römischer Zeit sind kein Gutshof und noch weniger eine Sied- lung nachweisbar. So dürfte der Siedlungsbeginn erst nach der Grün- dung des Klosters Amorbach im 8. Jahrhundert durch die dortigen Benediktinermönche erfolgt sein. Da der Klosterhof in Amorbach zur Versorgung aller Klosterangehörigen nicht ausreichte, mussten in der näheren Umgebung Fronhöfe zur Versorgungsgrundlage des Klosters angelegt werden. Man kann also davon ausgehen, dass mit einem solchen Klosterhof die Dorfbildung ihren Anfang nahm. Die urkundliche Ersterwähnung von Schneeberg im Jahre 1237 be- zieht sich nämlich auf Güter des Klosters, die ein gewisser „Cunradus de Wilinbach“ inne hatte und die in ein Erblehen umwandelt wurden. Besiegelt wurde diese Urkunde von Konrad von Dürn, dem Vogtherrn des Klosters. 1168 hatte Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Vogtei über das Kloster Amorbach einem engen Vertrauten, Ruprecht von Dürn, übertragen. Aber schon 100 Jahre später, 1271, verkaufte Ulrich III. Burg Wildenberg mit der oberen Zent und ein Jahr später Stadt und Zent Amorbach dem Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein. Burg Wildenberg wurde mainzischer Amtssitz und aus der einstigen stol- zen Ritterburg wurde ein Verwaltungszentrum der fünf Amorbacher 3
Zenten. Die beiden Dörfer Schneeberg und Weilbach mussten bereits vorher schon verpfändet worden sein, denn Ulrich III. verzichtete in der Verkaufsurkunde von Amorbach auf ein Rückkaufrecht. Damit wurde mit dem Verkauf der Klostervogtei das Erzstift Mainz neuer Landesherr, auch über Schneeberg. Der Name „Schneeberg“ war Anlass zahlreicher Diskussionen. Fest steht, dass er nichts mit dem winterlichen Schnee zu tun hat. Auch steht er nicht im Zusammenhang mit der Legende der „Mutter Gottes auf dem Holderstock“, wonach es mitten im Sommer geschneit haben soll und dass man das Muttergottesbild mehrmals durch den Schnee getragen habe, ohne Fußspuren zu hinterlassen. Der Ortsname „Schneeberg“ ist abgeleitet von dem mittelhoch- deutschen Wort „sneite“ und bedeutet „durch den Wald gehauener Weg“. Gemeint ist eine Schneise zwischen den steil ansteigenden Hängen und dem engen Marsbachtal. „Sneite“ entwickelte sich im 13. und 14. Jahrhundert über „Sneiteberc“ und „Sneiteberg“ zu Schnee- berg. 1445 wurde die erste Kirche in Schneeberg errichtet. Vermut- lich entstand zu dieser Zeit auch die Wallfahrt zur „Mutter Gottes auf dem Holderstock“. Vermutete Unterlagen über ihre Entstehung sind mit zahlreichen weiteren Dokumenten im Dreißigjährigen Krieg verbrannt. Ein erster Bericht über diese Wallfahrt bezieht sich auf eine Untersuchung des Würzburger Fürstbischofs Rudolf von Sche- renberg, der ihr einen 40tägigen Ablass gewährt. Die Zunahme der Wallfahrer machten bald danach den Bau einer neuen Kirche not- wendig. 1473/74 wurde eine neue gotische Wallfahrtskirche errichtet, 4
die den ersten Bau von 1445 völlig ersetzte. 1521 baute man dann für das Gnadenbild eine eigene Kapelle an der Südwand der Kirche. Der Hochaltar bildete das Zierstück der Kapelle. Auf ihm sind die hei- ligste Dreifaltigkeit, die Erlösung und die Heiligenverehrung darge- stellt. Seitlich stehen die überlebensgroßen Statuen St. Urbans und St. Martins. Verbunden mit der Errichtung der Gnadenkapelle ist die Le- gende der „Mutter Gottes auf dem Holderstock“ und das Gnadenbild der Madonna. Der Überlieferung nach soll das ursprünglich auf dem Hochaltar der Kirche stehende Bild allmorgendlich außerhalb der Kir- che auf einem Holderstock gefunden worden sein. Nach zweimaligem Zurückbringen habe man vergeblich Asche gestreut, um Fußspuren der Übeltäter zu entdecken. Als dann noch mitten im Sommer um den Holderstock Schnee fiel, beschloss man an der Außenwand der Kirche den Bau einer Kapelle, die den Holderstock mit einbezog. In der Folgezeit wurden Gebetserhörungen bekannt, von denen einige, in Öl gemalt, die Gnadenkapelle schmücken. 1862 setzte man das Gnaden- bild in einen Glasschrein und stellte ihn an seinem heutigen Standort auf. Der Altar in der Kapelle zeigt im Mittelfeld Mariae Unbefleckte Empfängnis, seitlich der Säulen Joachim mit der Bibel und Anna mit dem Kind Maria. Im Giebel ist die Krönung der Gottesmutter durch die Dreifaltigkeit dargestellt. Die Wallfahrt konzentriert sich auf 2 von 7 feierlich begangenen Marienfesten am 8. September und am 21. November. 1944 versprach man, diese beiden Tage als Hochfeste zu begehen, wenn Schneeberg vor Kriegsschäden verschont bliebe, was dann auch eintrat. 5
Während im 17. Jahrhundert viel für die Innenausstattung der Kirche getan wurde, standen im 18. Jahrhundert erneut bauliche Verände- rungen im Vordergrund. 1718 wurde das Kirchenschiff verlängert und 1754 Chorgewölbe und Chorbogen erhöht. Durch Erweiterung der Fensternischen konnte man dem Verlangen des Barocks nach mehr Licht entsprechen. Anfang des 20. Jahrhunderts erwog man einen völligen Kirchenneubau, bei dem man auch unterschiedliche Stand- orte in die Überlegungen mit einbezog. Letztendlich aber entschied man sich für einen Erweiterungsanbau, wodurch die Kirche ihre ei- genwillige Gestalt erhielt. Anfang des 16. Jahrhunderts wurden Luthers Gedanken von der christlichen Freiheit von den armen und ausgebeuteten Bauern in ih- rem Sinne interpretiert und führten zum Aufstand. Im Frühjahr 1525 zog der „helle Haufen Ottenwalds und Neckarthals“ unter Führung von Götz von Berlichingen an Schneeberg vorbei nach Amorbach. Mehrere Tage lagerten die Bauern in der Stadt, plünderten das Kloster, überfielen die Propstei auf dem Gotthardsberg und brannten diese ebenso nieder wie Burg Wildenberg, dem Verwaltungssitz des Mainzer Amtsmannes. Der Dreißigjährige Krieg mit Mord, Brandschatzungen und Pest hinterließ auch in Schneeberg große Verwüstungen. Am Ende der Kriegswirren lagen die meisten Huben wüst. Am 25. August 1724 tobte eine Feuersbrunst in Schneeberg und legte den größten Teil der Häuser in Schutt und Asche. Noch Jahr- zehnte später sah man immer noch in diesem Unglück die Ursachen von Armut und Verschuldung. 6
In napoleonischer Zeit erfolgte 1803 durch den Reichsdeputations- hauptschluss die Auflösung aller geistlichen und weltlichen Territorien. Die Adelshäuser, die ihre linksrheinischen Besitzungen an Frankreich abtreten mussten, wurden durch ehemaligen Kirchen- und Kloster- besitz entschädigt. So erhielt Fürst Carl Friedrich Wilhelm große Teile vom ehemaligen Mainzer und Würzburger Kirchenbesitz zwischen Main und Neckar zugewiesen. Die Mönche mussten die Abtei ver- lassen, und der Fürst richtete seine Residenz in den Klostergebäuden ein. Damit endete für Schneeberg die fast 600 Jahre währende Herr- schaft von Kurmainz und die noch viel ältere des Klosters Amorbach. Zur Durchführung seiner Verwaltungsaufgaben ließ der Fürst eine umfassende Bestandsaufnahme durchführen. Sie bezog sich auf alle Einwohner und Familien, ihr Alter, ihren Beruf und ihren Besitz. Aber schon drei Jahre später verlor der Fürst seine politische Souveränität und in rascher Folge wurde Schneeberg 1806 badisch, 1810 hessisch und 1816 schließlich bayerisch. Die Verwaltung der Leiningschen Be- sitzungen verblieb in Amorbach. Heute ist Schneeberg mit seinen beiden Ortsteilen Hambrunn und Zittenfelden eine in idyllischer Umgebung eingebettete liebens- werte Wohngemeinde mit rund 2000 Einwohnern. Zwei Drittel der Gemarkungsfläche sind Wälder mit einem dichten und gut markier- ten Wanderwegenetz. Die Darstellung dieser Wanderwege finden Sie in der topo- graphischen Wanderkarte des Geo-Naturparks Bergstraße- Odenwald und des Odenwaldklubs im Maßstab 1: 20 000 TF 20-11 „Fränkischer Odenwald“. 7
Bildstöcke, Kreuze und Kapellen Die Verbreitungsdichte von Besinnliche Wanderung Bildstöcken, Kreuzen und rund um Schneeberg Kapellen sind im fränkischen Odenwald, dem uneinge schränkten Einflussbereich Beste Wanderzeit: Ganzjährig der Bistümer Mainz und Ausgangspunkt: Schneeberg, Kirche Würzburg, besonders groß. Hier konnten sich Ausdrucks Markierung: S1 formen des katholischen Glaubens ungehindert ver breiten. Anlässe zur Setzung von Bild stöcken sind vielfältig. Wie Ort km Zeit Höhe bei den Kreuzen könnte es eine in einem Sühnevertrag eingebundene Verpflichtung Schneeberg 0,0 0:00 170 gewesen sein, wonach der Täter neben finanziellen Ent schädigungen an die Familie des Getöteten auch die Buße auferlegt bekam, zum Geden ken an den Verstorbenen ein Kreuz oder einen Bildstock zu errichten. Ein weiterer Anlass war das Bewahren des An denkens an einen Toten, für dessen Seelenheil man eine Betstätte schaffen wollte. Auch das eigene Seelenheil Kapellen zur 2,6 0:55 170 sowie der Wunsch um Schutz für Hab und Gut war vielfach schmerzhaften Mutter Gottes Anlass für derartige Steinset zungen. Stand der Bildstock am Dorf eingang, so sollte das Dorf vor Krankheiten, Seuchen, Feuer oder anderem Unheil geschützt werden. Ähnliches galt für den Standort vor einem Hof oder auf einer Brücke. Bevorzugter Standort in der Feldflur, wenn nicht die Erinnerung an ein tragisches Geschehen bewahrt werden Familienkapelle 2,9 0:55 220 sollte, waren viel begangene Schneeberg 1,5 0:25 170 Wegkreuzungen, um die Vorübergehenden zur Rast und einem kurzen Gebet an Gesamtstrecke 7,0 2:15 zuhalten. Auch erhoffte man sich Schutz der Feldflur vor Unwetter und Verwüstungen. Der ursprüngliche Standort ist somit wesentlicher Teil der Identität eines Bildstockes. 8
Informationen Seit dem Mittelalter ist Schneeberg als Wallfahrtsort zur „Hl. Mutter- gottes auf dem Holderstock“ bekannt. Der örtliche Rundweg S 1 folgt auf weiten Strecken dem Schneeberger Meditationsweg. Von der Kir- che führt er zur Marsbachbrücke mit der Brücken-Madonna und von dort weiter zur Kreuzigungsgruppe am Hofweg. Hinter dem Hofweg biegen wir rechts ab und folgen dem Rundweg S 1 durch die Talaue über den Saubach und gehen auf dem Totenweg Richtung Amorbach. Am Friedhof überqueren wir die Straße und kommen zur Kapelle zur schmerzhaften Mutter Gottes. Diese im 18. Jahrhundert errichtete Kapelle war Ziel früherer Flurpro- zessionen. Die klassizistische Sandsteinpiëta dürfte um 1770 entstan- den sein. Von dort gehen wir hinauf zum Sommerberg, dem ehema- ligen Weinbaugebiet von Schneeberg. Im Wald kommen wir an einen alten Bildstock. Bis in die 1980er Jahre stand er an der Neudorfer Steige. Er ist umrankt mit dem Mord an einer armen Witwe (siehe Sei- te 13). Weitere Stationen des Meditationsweges sind ein Sandstein- kreuz von 1867 in der Roscheklinge, die Dreifaltigkeitskapelle an der Rippberger Straße, die Meditationsgruppe am Radweg nach Rippberg und die Familienkapelle an der Hambrunner Straße. Sie wurde 1964 als Ziel der jährlichen Flurprozessionen errichtet. Von dort führt der Weg über das Schützenhaus zurück nach Schneeberg. Schwierigkeit: leicht 9
Auf alten Mönchspfaden Wanderung zum Gotthardsberg Beste Wanderzeit: März – November Ausgangspunkt: Schneeberg, Rathaus Markierungen: S2–V–A2–L–S2 Ort km Zeit Höhe Schneeberg 0,0 0:00 170 Fuß-Pils-Hütte 2,7 1:05 415 Gotthardsberg 2,8 0:50 303 Bürgerpark 1,2 0:20 155 Albertanlage 0,8 0:15 165 Schneeberg 1,5 0:30 170 Gesamtstrecke 9,0 3:00 10
Informationen Vom Rathaus folgen wir der örtlichen Markierung S 2 die Straße ab- wärts. Hinter der Kirche biegen wir „Im Seifen“ links ab und gehen steil bergauf. Im Wald überqueren wir die Fahrstraße nach Neudorf und biegen an der zweiten Kreuzung mit dem Verbindungsweg „V“ links ab. Er bringt uns hinauf zur „Fuß-Pils-Hütte“. Von hier folgen wir dem örtlichen Rundweg A 2 nach links zur Sattelhütte. Vom Turm der 1956 restaurierten dreischiffigen Pfeilerbasilika hat man einen unvergesslichen Rundblick, der zu den schönsten im Oden- wald gerechnet wird. Vom Gotthardsberg folgen wir dann dem geolo- gischen Wanderweg „L“ von Amorbach hinab zum Bürgerpark. Der Bürgerpark wurde 1969 zur Belebung des Fremdenverkehrs an- gelegt. 2008 gründete sich eine Bürgerinitiative mit dem Ziel, diesen Park durch einen kultur-historischen und geologischen Lehrpfad wie- der verstärkt in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rufen. Unser Weg führt durch den Bürgerpark zur Albertanlage. Dieser Rast- und Ruheplatz ist benannt nach seinem Stifter Heinrich Albert und wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom Verschönerungs- verein Amorbach eingerichtet. Von der Albertanlage geht es mit dem Rundweg A 2 den Serpentinenpfad aufwärts. Beim Zusammentreffen mit dem Rundweg S 2 gehen wir mit diesem nach rechts zurück an unseren Ausgangspunkt. Schwierigkeit: mittel 11
Der Gotthardsberg Als Kaiser Otto III. das ehemals reichsunmittelbare Benediktinerkloster Amorbach dem Bischof von Würzburg unterstellte, setzte dieser zum Schutz und zur Verwaltung Vögte ein. So entstand auf dem Franken- berg oberhalb von Amorbach eine Befestigungsanlage. 1138 beschloss Kaiser Friedrich Barbarossa auf dem Reichstag in Würzburg die Schleifung der Burg Frankenberg, da von ihr eine Bedro- hung des Klosters Amorbach ausging. Des Weiteren verfügte er, dass diese Bergkuppe niemals wieder befestigt werden dürfe. Nur die dem hl. Godehard geweihte Kapelle blieb erhalten. Sie wurde der Abtei Amorbach übereignet, die dort ein Nonnenkloster errichtete und den Berg fortan „Gotthard“ nannte. Die Vogtei über das Kloster Amorbach übertrug der Kaiser seinem treuen Gefolgsmann Ruprecht von Dürn. Als sein Enkel, Konrad von Dürn, 1236 das Zisterzienserinnenkloster Seligenthal gründen und 1244 die Nonnen vom Gotthardsberg dort- hin umsiedeln ließ, um an alter Stelle erneut eine Befestigungsanlage zu bauen, geriet er in Konflikt mit Kaiser und Papst und musste die Benediktinerinnen wieder auf den Gotthardsberg zurückkehren las- sen. Im 15. Jahrhundert verlor das Kloster immer mehr an Bedeutung und wurde 1439 schließlich aufgelöst. Sein Besitz wurde der Abtei zugeschlagen. Im Bauernkrieg brann- ten die Aufständischen 1525 den Gotthard völlig nieder. 1628 ließ Abt Erhard Laiendecker die Ruine wieder aufbauen. 1714 traf die neu errichtete Basilika ein Blitz und brannte erneut aus. 1956 wurde die Ruine restauriert und erhielt ein Dach, um den Bau vor weiterem Verfall zu schützen. 12
Vom Ölantoni und dem heilkräftigen Warzenstein Der Ölantoni In Reichartshausen verklagte ein Bauer seine Nachbarin, eine Witwe, weil er glaubte, ihre Schutzlosigkeit ausnutzen zu können. Die Frau gewann jedoch diesen Prozess. In seiner Wut verfolgte der Bauer auf dem Heimweg vom Amorbacher Gericht die Nachbarin und schlug so lange auf sie ein, bis sie verstarb. Als die Tote gefunden wurde, kannte man auch bald den Täter. Das Gericht ließ den Bauern herbeibringen und ihn die Leiche berühren. Daraufhin zeigten sich auf der Stirn der Toten Bluttropfen, wodurch der Bauer der Tat überführt war. Man erzählt, dass der Ölantoni, so der Name des Bauern, noch heute in den Wäldern zwischen Amorbach und Reichartshausen umhergeistert. Der Warzenstein Auf halben Weg von Schneeberg nach Neudorf kommt man an der Neudorfer Steige an einem einzigartigen Bildstock vorbei, der auf den ersten Blick gar nicht als ein solcher zu erkennen ist. Ihm werden hei- lende Kräfte zugesprochen. Es heißt, dass vom Bildstock abgeschabtes Steinmehl beim Auflegen Warzen verschwinden lässt. Der ganze Bild- stock ist daher rundherum abgeschabt, und sein derzeitiges Aussehen ähnelt mehr einem versteinerten Baumstamm als einem Bildstock. Dieser Bildstock wird auch mit dem Mord an einer armen Witwe in Zusammenhang gebracht. 13
Vom Ölantoni und dem heilkräftigen Warzenstein Wanderung zur Fuß-Pils-Hütte Beste Wanderzeit: März – November Ausgangspunkt: Schneeberg, Rathaus Markierungen: S2–A3–S2 Ort km Zeit Höhe Schneeberg 0,0 0:00 170 Warzenstein 1,4 0:30 340 Neudorf 0,7 0:15 436 Fuß-Pils-Hütte 1,5 0:30 415 Schneeberg 2,6 0:45 170 Gesamtstrecke 6,2 2:00 14
Informationen Vom Rathaus folgen wir der örtlichen Markierung S 2 die Straße ab- wärts an der Kirche vorbei und biegen wenig später links ab. Der Weg führt steil aufwärts in den Wald. Dort gehen wir auf einem schönen Waldweg weiter bergauf zu einem ungewöhnlichen Bildstock, den Warzenstein. Dem Volksglauben nach soll von diesem Bildstock abgeschabtes Stein- mehl beim Auftragen Warzen verschwinden lassen. Das Aussehen des Bildstockes ähnelt daher mehr einem versteinerten Baumstamm. Vom Warzenstein gehen wir den Waldweg weiter aufwärts nach Neudorf. Kurz vor Dorfeingang verlassen wir den Rundweg S 2 und biegen mit dem Rundweg A 3 links in den Feldweg ein. Dieser Höhenweg bietet eine schöne Aussicht auf die Umgebung. Etwa 10 Minuten nach Wald eintritt kommen wir im Kreuzungsbereich an die „Fuß-Pils-Hütte“. An der Hütte stoßen wir auch wieder auf den Rundweg S 2 und folgen ihm nach links hinab nach Schneeberg. Im mittleren Wegab- schnitt ist dies ein abwechslungsreicher Waldpfad mit stellenweise schönen Ausblicken auf Amorbach und ins Morretal. Schwierigkeit: Anstieg 15
Zeitreise in die Vergangenheit Odenwälder Wanderung zum Odenwälder Freilandmuseum Freilandmuseum 1983 war das Land Baden- Beste Wanderzeit: April – Oktober Württemberg auf der Suche nach einem Standort für ein Ausgangspunkt: Schneeberg, Rathaus regionales Freilandmuseum Markierung: S3 im nordbadischen Raum. Die Wahl fiel auf ein Grundstück am Gottersdorfer See, der schon im 14. Jahrhundert vom Kloster Amorbach als Fisch- Ort km Zeit Höhe teich angelegt worden war. Absicht war es, Einblicke in die Schneeberg 0,0 0:00 170 frühere ländliche Lebens- und Arbeitswelt zu vermitteln. Es sollte ein repräsentatives Dorf entstehen, in dem alle sozialen Schichten, vom Tagelöhner bis zum Großbau- Dreifaltigkeitsstein 3,4 1:15 420 ern, im richtigen Verhältnis zueinander vertreten waren. Zur Bannbreite der 16 bereits fertiggestellten Gebäude gehören ferner die örtliche Postagentur, die Landschuste- rei, die Schmiede und weitere Handwerksbetriebe, die auf dem Land unverzichtbar wa- Gottersdorf 2,0 0:35 357 ren. Auch die Einrichtungen entsprechen dem früheren Lebensstandard. Der Besucher lernt die tägliche Arbeit der bäuerlichen Familie, des Hand- werkers, Tagelöhners, Dorf- hirten oder der Dorfhebamme kennen. Das Freilandmuseum Schneeberg 7,0 2:10 170 dokumentiert ländliche Kul- turgeschichte in Verbindung Gesamtstrecke 12,4 4:00 zur Sozialgeschichte und zeigt unter welch schwierigen Um- ständen die Landbevölkerung früher zurechtkommen musste. Geöffnet ist das Museum vom 1. April bis zum 1. November ab 10 Uhr; montags Ruhetag. Vom Mai bis September finden jeweils am 3. Wochenende Handwerks- und Brauchtums- tage statt. 16
Informationen Vom Rathaus folgen wir dem Rundweg S 3 an der Kirche vorbei und biegen in die Bahnhofstraße links ein. Jenseits der Bahnlinie halten wir uns an der Wegegabel links. Kurz vor der badisch-bayerischen Grenze kommen wir zum Dreifaltigkeitsstein. Der Dreifaltigkeitsstein ist Ausdruck der tiefen Frömmigkeit in der Region. Er symbolisiert das christliche Dogma von der Einheit von Vater, Sohn und Heiligen Geist. Dem Vater wird die Schöpfung, dem Sohn die Erlösung und dem Heiligen Geist die Heiligung zugespro- chen. Vom Dreifaltigkeitsstein folgen wir unserer Markierung weiter nach Gottersdorf. Gottersdorf wurde in den Amorbacher Protokollen erstmals im 13. Jahrhundert als Rodungssiedlung erwähnt. Alleiniger Grundherr war zunächst das Kloster. Später hatten auch Adelsfamilien hier zeitweilig Besitz. Über Jahrhunderte aber blieb dieser Ort ein kleiner unbedeu- tender Weiler. Erst mit der Einrichtung eines Odenwälder Freilandmu- seums begann ein Aufschwung, der bis heute anhält. Nach Besichti- gung der Museumshäuser folgen wir unserem Rundweg S 3 am Hang des Sommerberges entlang zurück nach Schneeberg. Schwierigkeit: mittel 17
Auf verschwiegenen Waldwegen Hambrunn Wanderung von Schneeberg nach Hambrunn Hambrunn ist, wie die anderen Dörfer rund um Amorbach, eine frühmittelalterliche Beste Wanderzeit: Ganzjährig Rodungssiedlung der Abtei. Ausgangspunkt: Schneeberg, Rathaus 1346 wurde der Ort erstmals Markierung: S5 in einer Verkaufsurkunde er- wähnt. Der Ritter Gundelwin und seine Brüder Dietherich und Eberhard verkauften ihren Besitz an das Kloster. Im 15. Ort km Zeit Höhe Jahrhundert war das Dorf zweigeteilt, wobei eine Hälfte Schneeberg 0,0 0:00 170 dem Kloster, die andere den Rüdt von Collenberg gehörte. Aufgrund von Besitzabrun- dungen zwischen Mainz und Würzburg wurde Hambrunn 1680 in die neu geschaffene würzburgische Zent Rippberg eingegliedert und unterstand politisch dem Bistum Würz- burg, blieb jedoch Filiale der Pfarrei Amorbach und damit im Mainzischen Diözesenver- band. 1803 wechselte erneut die Hambrunn 2,5 1:10 448 Herrschaft, und Hambrunn wurde in das Fürstentum Leiningen eingegliedert. Nach dessen Souveränitätsverlust wurde der Ort in rascher Folge 1806 badisch, 1810 hessisch und 1816 schließlich bayerisch. 1975 verlor Hambrunn seine kommunale Selbstständig- keit und wurde zusammen mit Zittenfelden Ortsteil von Schneeberg. Mittlerer Berg 3,0 0:50 350 1927 wurde eine eigene Kirche eingeweiht, um den Bewoh- nern den mühseligen Kirchweg nach Schneeberg zu ersparen. Von der einfachen Innen- ausstattung beeindrucken Schneeberg 5,5 1:45 170 vor allem der Flügelaltar, der Altartisch sowie eine sehens- Gesamtstrecke 11,0 3:45 werte Kreuzigungsgruppe. 18
Informationen Vom Rathaus folgen wir dem örtlichen Rundweg S 5 die Straße ab- wärts. Hinter der Wallfahrtskirche biegen wir rechts ab und über- queren den Marsbach mit der Brückenmadonna. Diese Marienfigur aus dem Jahre 1858 stand ursprünglich vor dem alten Rathaus und wurde 1973 bei der Einweihung der Brücke an die heutige Stelle ver- setzt. Von der Brücke gelangen wir zur Kreuzigungsgruppe am Hof- weg. Hinter dem Abzweig nach Hambrunn biegen wir am Friedhof links ab und folgen dem Wanderweg aufwärts zum Schützenhaus. An der Weggabel unterhalb der Straße nach Hambrunn folgen wir dem Wanderweg nach links über die Straße bergauf nach Hambrunn. Kurz vor dem Ortseingang steht an dem Hambrunner Pfad ein Bild- stock von 1601. Auf diesem inschriftlosen Stein sind zwei Pflugscha- ren abgebildet. Die Sage berichtet von 2 Buben, die auf ihrem Weg nach Schneeberg, um dort die Flugscharen schärfen zu lassen, in Streit gerieten, wobei der eine den anderen mit der Flugschar tötete. Der Wanderweg führt dann längs durch den Ort. Am Ortsende bie- gen wir rechts ab und folgen der Markierung über die Hochfläche in den Wald und von dort bergan zum Mittleren Berg oberhalb von Zittenfelden. Am Mittleren Berg biegen wir mit unserem Rundweg im spitzen Winkel rechts ab und laufen einen abwechslungsreichen Waldweg durch die Mausklinge und die Heiligenklinge am Heideberg zurück nach Schneeberg. An der Hambrunner Straße mündet der Weg wieder in die alte Streckenführung vom Hinweg, und wir gehen über das Schützenhaus zurück an unseren Ausgangspunkt. Schwierigkeit: mittel 19
Von Recken, Wilderern und Gendarmen Wanderung zur Siegfriedquelle und zur Karre-Franz-Höhle Beste Wanderzeit: März – November Ausgangspunkt: Schneeberg, Rathaus Markierungen: S6–Z1–S6 Ort km Zeit Höhe Schneeberg 0,0 0:00 170 Zittenfelder 3,0 1:00 230 Quelle Zittenfelden 2,5 0:45 200 Karre-Franz-Höhle 1,4 0:30 260 Schneeberg 3,7 1:15 170 Gesamtstrecke 10,6 3:30 20
Informationen Vom Rathaus folgen wir der Markierung S 6 die Straße abwärts. Hin- ter der Wallfahrtskirche biegen wir rechts ab und überqueren den Marsbach. Wenig später gabelt sich unser Rundweg und wir folgen ihm nach rechts in das reizvolle Morretal. Auf einem schönen Wald- randweg, der in einen Waldpfad mündet, erreichen wir die Zitten- felder Quelle. Diese Quelle ist auch unter dem Namen Siegfriedquelle bekannt. Hier soll Hagen vor gut 1600 Jahren Siegfried meuchlings ermordet haben. Von dort folgen wir dem Rundweg Z 1 unterhalb der Schutzhütte vorbei zu den Wolfstannen, den mächtigsten Weißtannen im baye- rischen Odenwald, und von dort weiter nach Zittenfelden. Von Zittenfelden laufen mit der Markierung S 6 ein kleines Stück auf der Fahrstraße in Richtung Schneeberg und biegen dann rechts von der Straße ab. Im Wald kommen wir zur Karre-Franz-Höhle, eines seiner zahlreichen Verstecke. Ständig auf der Flucht vor Jägern und Gendarmen, hatte er seine Ver- stecke in alten Steinbruchhütten, einsamen Scheunen oder in selbst eingerichteten Höhlen, die weit verstreut lagen. Dennoch konnte der Karre-Franz eines Tages gefasst werden und wurde zu 18 Jahren Zuchthaus verurteilt, die er in Erbach absitzen musste. Dort erlernte er das Korbflechten und wurde wegen guter Führung zwei Jahre frü- her entlassen. Von der Höhle laufen wir noch ein Stück bergauf und gehen dann auf schönen Waldpfaden und Waldwegen zurück nach Schneeberg. Schwierigkeit: mittel 21
Der Karre-Franz Die soziale Not der ländlichen Bevölkerung im 19. Jahrhundert hatte viele Bauern und Tagelöhner gezwungen, Gesetze zu übertreten. Auch das durch die französische Revolution verbreitete neue Gedankengut „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ begünstigte dieses Verhalten. Das Gefühl zu nehmen, was andere im Überfluss besaßen, wurde nicht mehr als Unrecht erachtet. So war das Wildern in den herrschaft- lichen Wäldern weit verbreitet. Franz Schmitt, den alle nur den „Karre-Franz“ nannten, da er mit seinem Karren in die Städte fuhr, um dort Holzkohle zu verkaufen, verdiente sich als Köhler sein tägliches Brot. Seine Leidenschaft war das Wildern. Manches Stück Wildbret verschenkte er an die Armen und gerne verglich man ihn mit dem Schinderhannes, der den Rei- chen nimmt, den Armen gibt und mit den Gendarmen Katz und Maus spielt. So erzählt man sich folgende Geschichte: Auf der Flucht vor Gendarmen fand der Karre-Franz abends Unter schlupf in einer einsamen Feldscheune. Müde streckte er sich auf dem Heuboden aus, ohne zu ahnen, dass seine Verfolger ganz in der Nähe waren. Auch sie, müde von der Verfolgung, beschlossen in der Scheu- ne zu übernachten. Der Karre-Franz wurde alsbald durch das Schnar- chen der Gendarme geweckt. Dennoch blieb er seelenruhig bis zum Morgen auf seinem Lager liegen. Beim Morgengrauen stieg er leise vom Heuboden herab, betrachtete schmunzelnd die beiden Gendarme und schrieb mit ungelenker Hand: „Ihr habt so laut geschnarcht, dass ich schon etwas früher gegangen bin. Euer Karre-Franz“. 22
Das Nibelungenlied Die wohl bekannteste mittelalterliche Heldendichtung, das Nibelun- genlied, hat für den Odenwald eine besondere Bedeutung. Hier soll vor gut 1600 Jahren Siegfried von Hagen meuchlings ermordet wor- den sein. Das Nibelungenlied wurde um 1200 von einem unbekannten Dichter geschrieben. Der Dichter verknüpft die mythischen Sagen von Brünhild und Siegfried mit historischen Ereignissen vom Untergang der Burgunden durch die Hunnen. Siegfried erfährt von Sängern von Kriemhilds Schönheit und be- schließt, um sie zu werben. Doch König Gunther will nur dann in die Hochzeit einwilligen, wenn Siegfried ihm vorher hilft, Brünhild, die Königin von Island, als Frau zu gewinnen. Mit Hilfe seiner Tarnkap- pe gelingt es Siegfried, Brünhild für Gunther zu besiegen. In Worms wird Doppelhochzeit gefeiert. In der Hochzeitsnacht verweigert sich Brünhild ihrem Gemahl. Siegfried nutzt ein letztes Mal die Tarnkappe, um die Kraft von Brünhild zu brechen und ihr Gürtel und Ring zu nehmen. Viele Jahre später folgen Siegfried und Kriemhild einer Einladung nach Worms. Beim Betreten des Domes kommt es zwischen beiden Königinnen zum Streit, wer von ihnen als Ranghöchste zuerst den Dom betreten dürfe. Da zeigt Kriemhild Gürtel und Ring und Brünhild erfährt, wer sie in der Hochzeitsnacht bezwungen hat. Hagen von Tronje beschließt seine Herrin zu rächen. Unter dem Vorwand, Sieg- fried in einem erneuten Krieg gegen die Sachsen und Dänen besser beschützen zu können, bittet er Kriemhild, die verletzliche Stelle von Siegfried auf dessen Gewand zu markieren. Statt in den Krieg zieht man zur Jagd in den Odenwald. Als sich Siegfried zum Trinken über eine Quelle beugt, schleudert ihm Hagen den tödlichen Speer in den Rücken. 23
Wo Siegfried ermordet wurde Wanderung von Zittenfelden über Beuchen zur Siegfriedquelle Beste Wanderzeit: März – Oktober Ausgangspunkt: Zittenfelden Markierung: Z1 Ort km Zeit Höhe Zittenfelden 0,0 0:00 200 Beuchen 3,0 1:15 465 Zittenfelder 2,7 0:45 230 Quelle Zittenfelden 2,6 0:45 200 Gesamtstrecke 8,3 2:45 24
Informationen Von der Kirche in Zittenfelden folgen wir dem örtlichen Rundweg Z1 über die Morre. An der Weggabel hinter dem Bach halten wir uns links. Der Weg führt zeitweise steil ansteigendend den Vorderen Bröl- berg hinauf durch den Hesselbrunn Graben auf das Hochplateau nach Beuchen. Von hier hat man einen herrlichen Panoramablick auf die Höhen des fränkischen Odenwaldes und die steilen Abbruchkanten der tief eingeschnittenen Täler. Auch Beuchen wurde als Rodungssiedlung der Abtei Amorbach an- gelegt. Die erste urkundliche Erwähnung findet sich in einer Main- zer Urkunde von 1350. Im Dreißigjährigen Krieg hatte Beuchen dank seiner abgelegenen Lage im Vergleich zu anderen Ortschaften weit weniger Verluste. Im 17. Jahrhundert wurde eine kleine Kapelle ge- baut, die durch die heutige Barockkirche (1923-25) des Amorbacher Architekten Otto Martin ersetzt wurde. In der Mitte des Deckenfres- ko ist die kleine Vorgängerkapelle abgebildet. Kurz hinter der Kirche biegen wir rechts ab und folgen unserem Rundweg zunächst durch die Feldflur und im Wald den Müllersbrunn-Graben abwärts zur Zit- tenfelder Quelle. Aufgrund der vagen Ortsbeschreibungen im Nibelungenlied, erhe- ben noch mehrere andere Quellen im Odenwald den Anspruch, die authentische Quelle gewesen zu sein, an der Siegfried von Hagen meuchlings ermordet wurde. Unbestreitbar aber ist die Zittenfelder Quelle die idyllischste von allen. Von der Zittenfelder Quelle folgen wir dem Rundweg Z 1 unterhalb der Schutzhütte vorbei zu den mächtigsten Weißtannen im bayerischen Odenwald und von dort zu- rück nach Zittenfelden. Schwierigkeit: anspruchsvolle Steigungen 25
Diesseits und jenseits der badisch-bayer. Grenze Zittenfelden Wanderung im Morretal 1347 wurde Zittenfelden in Beste Wanderzeit: Ganzjährig einer Urkunde über Angaben und Nutzungsrechte zu „Zu Ausgangspunkt: Zittenfelden tenfelden“ erstmals erwähnt. Markierung: Z3 Damals bestand das Dorf aus einem Hof und einer Mühle. Vermutlich erfolgte die Grün dung des Ortes bereits im 10. Jahrhundert durch die Abtei Amorbach. Für die Entstehung des Ortsnamens gibt man Ort km Zeit Höhe gerne folgende Erklärung: Einer der ersten Bewohner des Zittenfelden 0,0 0:00 200 Dorfes soll ein fleißiger Bie nenzüchter (=Zeidler) namens Valentin gewesen sein, dessen Gehöft Zeidlers bzw. Zitlers Välde genannt wurde. Im Laufe seiner wechselvollen Geschichte gehörte der Ort zu verschiedenen Adelshäusern. Nach dem Dreißigjährigen Hettigenbeuern 4,2 1:20 228 Krieg kam Zittenfelden wieder zum Kloster Amorbach und nach Auflösung des Mainzer Kurstaates durch den Reichs deputationshauptschluss im Jahre 1803 für kurze Zeit in den Besitz der Fürsten zu Lei ningen. Aber schon drei Jahre später verlor der Fürst seine politische Souveränität und in rascher Folge wurde Zitten felden 1806 badisch, 1810 hessisch und 1816 schließlich Bauernwald 2,0 0:40 340 bayerisch. Nach vorüberge hender Zugehörigkeit zu Beu chen ist Zittenfelden seit 1975 Ortsteil von Schneeberg. Kirchlich gehörte der Ort seit Zittenfelden 3,0 1:00 200 jeher zur Pfarrei Amorbach. Um den beschwerlichen Gesamtstrecke 9,2 3:00 Weg zum Gottesdienst nach Amorbach zu vermeiden, be schloss man 1904 den Bau einer eigenen Kirche. Erster Weltkrieg und Inflation ver hinderten jedoch den baldigen Baubeginn. 1928 konnte das Kirchlein endlich feierlich ein geweiht werden. 26
Informationen Vom Parkplatz an der Kirche folgen wir dem örtlichen Rundweg Z 3 in südliche Richtung das Morretal aufwärts. Am Ortsausgang biegen wir links ab und gehen hinauf zum Waldrand. Von dort haben wir einen schönen Blick hinab nach Zittenfelden und ins Morretal. Dann folgen wir der Markierung auf einem abwechslungsreichen Hangweg nach Hettigenbeuern. Hettigenbeuern wurde 1306 erstmals urkundlich erwähnt. Ebenso wie die umliegenden Orte war das Dorf Rodungssiedlung des Klosters Amorbach. Von der mittelalterlichen Burg, erstmals 1347 erwähnt, ist nur noch der Wohn- und Wehrturm, der sogenannte Götzenturm, er- halten. Über die Herren von Adelsheim gelangte die Herrschaft an die Freiherren von Berlichingen. Dorfbildprägend sind in Hettigenbeuern die Tabakscheunen. Dank des milden Klimas war der Ort lange Zeit die einzige Tabakanbaugemeinde im Odenwald. In Hettigenbeuern fol- gen wir dem Rundweg Z 3 über die Morrebrücke in den Bauernwald. In diesem Teil des Waldes konnten die Bauern in früheren Zeiten ihr Vieh zur Waldweide treiben und auch den Wald für ihre Bedürfnisse nutzen. Wenig später überschreiten wir wieder die badisch-bayerische Landesgrenze und laufen durch die tief eingeschnittene Katzenklinge zurück nach Zittenfelden. Schwierigkeit: leicht 27
Vom Auf und Ab rund um den Winterberg Rippberg und die Wanderung von Hambrunn Linkenmühle zur Linkenmühle im Eiderbachtal Die Geschichte der Linken- Beste Wanderzeit: März – November mühle ist eng verbunden mit der Geschichte von Rippberg. Ausgangspunkt: Hambrunn, Kirche Die Herren von Dürn hatten Markierung: R4 diesen Ort zur Absicherung der viel befahrenen Handelsstraße von Amorbach nach Walldürn und Würzburg als Burgweiler anlegen lassen und die Burg Ort km Zeit Höhe mit eigenen Rittern besetzt. Diese nannten sich fortan bis Hambrunn 0,0 0:00 448 zu ihrem Aussterben im Jahre 1575 die „Ritter von Dürn“. Danach gelangte der Besitz an die Echter von Mespelbrunn. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war das Dorf ausgestor- ben. 1668 kaufte das Hoch- Rippberg 3,1 1:00 230 stift Würzburg den Ort. Als 1803 das Amt Rippberg zum Fürstentum Leiningen kam, wurde das Dorf als arm bezeichnet, in dem nur 3 Familien und der Müller hinlänglich vom Ertrag ihrer Höfe leben konnten. Obwohl das Schloss unzerstört war, Linkenmühle 1,9 0:35 245 wurde es abgerissen, da sich seine Unterhaltung als zu aufwändig erwies. Lediglich der Turm über dem Eingang zum Schlosshof blieb erhalten. Neuer Besitzer der Linkenmüh- Hochseilgarten 0,4 0:10 265 le wurde eine Familie Speth. Danach erwarb die Familie Schwing aus Rumpfen die Mühle. Um 1930 wurde der Mühlenbetrieb eingestellt und das Anwesen als landwirt- schaftlicher Hof weitergeführt. Hambrunn 4,0 1:15 448 Heute befindet sich der Hof im Besitz der Familie Block, die in Gesamtstrecke 9,4 3:00 den 60er Jahren eine Pension mit Gaststättenbetrieb ein- richteten und die Linkenmühle zu einem beliebten Ausflugs- und Urlaubsziel machten. 28
Informationen Hambrunn ist, wie die anderen Dörfer rund um Amorbach, eine frühmittelalterliche Rodungssiedlung der Abtei. Von der Kirche in Hambrunn folgen wir dem örtlichen Rundweg R 4 die Dorfstraße abwärts. Am Ortsausgang biegen wir rechts ab und gehen zunächst durch die Feldflur und dann durch den Wald bergab nach Rippberg. Rippberg wurde bereits 1197 im Testament von Ruprecht von Dürn erwähnt, das er vor seinem Kreuzzug zu Gunsten des Klosters Amor- bach ausstellte. In Rippberg wenden wir uns an der K 3968 (Ripp- berg–Hornbach) nach rechts, laufen ein kleines Stück an der Straße entlang und biegen bei den letzten Häusern links von der Straße ab. Auf einem schönen Waldweg erreichen wir die Linkenmühle. Dieser schön gelegene Ponyhof ist ein beliebtes Ausflugsziel. An der Linkenmühle überqueren wir die Straße nach Hornbach und laufen die Essig-Klinge aufwärts. Hier befindet sich auf der linken Seite ein Hochseilgarten. Nach einer Rechtskehre hinter dem Hochseilgarten führt der Wander- weg zunehmend steiler bergauf. An der badisch-bayerischen Grenze kommen wir an einem sehenswerten Grenzstein vorbei mit den Wit- telsbacher Rauten und der Krone auf der bayerischen Seite und dem badischen Wappen auf der gegenüber liegenden Seite. Nach Wald- austritt ergeben sich von der Hochebene herrliche Ausblicke über die Höhen des fränkischen Odenwaldes. Schwierigkeit: mittel 29
Auf den Höhen des fränkischen Odenwaldes Hornbach Wanderung von Hambrunn nach Hornbach Von allen Rodungssiedlungen der Abtei Amorbach wurde Hornbach zuletzt erwähnt. Beste Wanderzeit: März – November Am 24. November 1340 wurde Ausgangspunkt: Hambrunn, Kirche der Ort aus der Pfarrei Buchen Markierungen: R4–S4 herausgelöst und als Filial- gemeinde der neuen Pfarrei Hainstadt unterstellt. Man kann jedoch davon ausgehen, dass Hornbach zu diesem Ort km Zeit Höhe Zeitpunkt bereits 200 Jahre bestand, und dass das Kloster Hambrunn 0,0 0:00 448 dort einen Fronhof mit eige- nem Gesinde betrieb, für den die Bauern auf den kleineren Gütern, die sie zu Lehen er- halten hatten, Frondienste leisten mussten. Dieser Klos- terhof und das Jagdrecht muss später in den Besitz der Ritter von Dürn übergegangen sein, die als Lehensleute des Bistums Würzburg ihren Sitz in Rippberg hatten. Nach dem Tode Schweikarts von Dürn ver kaufte seine Mutter 1587 den Klein-Hornbach 4,3 1:30 418 Dürnschen Besitz an Dietrich Echter von Mespelbrunn. Nach ihrem Aussterben fiel das Lehen in Hornbach und ihre dortigen Eigengüter an das Bistum Würzburg zurück. Das Groß-Hornbach 1,1 0:20 407 Hochstift übernahm fortan eigenständig die Herrschaft über seine Dörfer und unter- stellte die Verwaltung von Groß- und Klein-Hornbach dem Amt Rippberg, dessen Amtmann an würzburgische Weisungen gebunden war. 1803 wurde Hornbach zu- nächst dem Fürstentum Lei- ningen zugeordnet und 1806 in das Großherzogtum Baden eingegliedert. Hambrunn 4,6 1:30 448 Gesamtstrecke 10,0 3:20 30
Informationen Von der Kirche folgen wir dem Rundweg R 4 die Straße aufwärts. Nach etwa 1 km biegen wir links von der Straße ab und folgen der Markierung auf abwechslungsreichen Hangwegen durch den Wald. An der badisch-bayerischen Grenze sehen wir einen schön gearbei- teten Grenzstein mit den Wittelsbacher Rauten und der Königskro- ne auf der bayerischen Seite sowie dem badischen Wappen auf der anderen Seite. An einem Wendehammer verlassen wir den Rundweg R 4 und folgen dem vom Tal hochkommenden Rundweg S 4 über den Wendehammer hinweg nach rechts bergauf. Kurz nach Waldaustritt sehen wir Klein-Hornbach vor uns. Hornbach ist ebenso wie Hambrunn heute noch landwirtschaftlich geprägt. Grund hierfür ist die Sitte, Höfe nur geschlossen zu vererben, um die Zerstückelung des Besitzes zu vermeiden. So sehen wir sowohl in Klein- als auch in Groß-Hornbach noch stattliche Hofreiten. Lange Jahre hatte die Gemeinde kein eigenes Gotteshaus. Um sich den mühseligen Kirchgang zu erleichtern, entschloss man sich nach dem Dreißigjährigen Krieg aus eigenen Mitteln eine Kapelle zu bau- en, um an Festtagen wie Weihnachten, Ostern, Pfingsten sowie am Valentinstag, dem Schutzpatron der neuen Kapelle, dort den Gottes- dienst zu feiern. Auch Taufen und Trauungen konnten nun im Dorf vorgenommen werden. 1921 wurde diese Kapelle durch die heutige Kirche ersetzt. Der Wanderweg führt an der Kirche und am Friedhof vorbei zur „Alten Amorbacher Straße“ und auf dieser durch den Wald zurück nach Hambrunn. Schwierigkeit: mittel 31
So kommen Sie nach Schneeberg KASSEL GIESSEN FRANKFURT Hanau STOCKSTADT Aschaffenburg DARM- STADT Dieburg A3 Obernburg Höchst Main WÜRZBURG Kist Wertheim Michel- Gerchsheim Rhein A 67 A5 stadt Miltenberg NÜRNBERG AMORBACH MÜNCHEN B 47 B 27 B45 Schneeberg TAUBERBISCHOFSHEIM Walldürn Mudau MANN- A 81 HEIM Buchen HEIDEL- EBERBACH BERG Osterburken B37 B 27 B37 Obrigheim Neckar- MOSBACH gemünd 0 5 10 15 20 km Aglaster- Neckarelz hausen Ne B27 cka SINSHEIM NÜRNBERG r A6 A6 HEILBRONN KARLSRUHE BASEL STUTTGART Geo-Naturpark Odenwaldklub 32
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