Schneeberg Wanderungen im fränkischen Odenwald - Rainer Türk - Stadt Amorbach

Die Seite wird erstellt Darian Hagen
 
WEITER LESEN
Schneeberg Wanderungen im fränkischen Odenwald - Rainer Türk - Stadt Amorbach
Schutzgebühr: 1,– EUR

        Rainer Türk

      Wanderungen
im fränkischen Odenwald
   Schneeberg
Schneeberg Wanderungen im fränkischen Odenwald - Rainer Türk - Stadt Amorbach
Herausgeber:
Markt Schneeberg
Amorbacher Straße 1
63936 Schneeberg
Telefon 09373-9739-40
Telefax 09373- 9739-51
www.schneeberg-odenwald.de

Texte: Rainer Türk
Layout: Hubert Brunnengräber
Fotos: Markt Schneeberg

Weitere Informationen:

Odenwaldklub e.V.
Im Staatspark Fürstenlager
64625 Bensheim-Auerbach
Telefon 06251-855856, Fax 855858
www.odenwaldklub.de

Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald
Nibelungenstraße 41
64653 Lorsch
Telefon 06251-707990, Fax 7079915
www.geo-naturpark.de
Schneeberg Wanderungen im fränkischen Odenwald - Rainer Türk - Stadt Amorbach
Vorwort

Über die Frühgeschichte Schneebergs sind keine verlässlichen Anga-
ben vorhanden. Sicherlich war das Tal schon lange vor der urkund-
lichen Ersterwähnung im Jahre 1237 bekannt und von durchziehenden
Menschen genutzt worden. Die geringen Bodenfunde aber lassen
nicht den Schluss zu, dass in dem engen und vermutlich versumpften
Tal gesiedelt wurde. Dazu waren die mageren Sandsteinböden und
der eingeengte Siedlungsraum zu unwirtlich und abweisend. Selbst
aus römischer Zeit sind kein Gutshof und noch weniger eine Sied-
lung nachweisbar. So dürfte der Siedlungsbeginn erst nach der Grün-
dung des Klosters Amorbach im 8. Jahrhundert durch die dortigen
Benediktinermönche erfolgt sein. Da der Klosterhof in Amorbach zur
Versorgung aller Klosterangehörigen nicht ausreichte, mussten in der
näheren Umgebung Fronhöfe zur Versorgungsgrundlage des Klosters
angelegt werden. Man kann also davon ausgehen, dass mit einem
solchen Klosterhof die Dorfbildung ihren Anfang nahm.

Die urkundliche Ersterwähnung von Schneeberg im Jahre 1237 be-
zieht sich nämlich auf Güter des Klosters, die ein gewisser „Cunradus
de Wilinbach“ inne hatte und die in ein Erblehen umwandelt wurden.
Besiegelt wurde diese Urkunde von Konrad von Dürn, dem Vogtherrn
des Klosters.
    1168 hatte Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Vogtei über das
Kloster Amorbach einem engen Vertrauten, Ruprecht von Dürn,
übertragen. Aber schon 100 Jahre später, 1271, verkaufte Ulrich III.
Burg Wildenberg mit der oberen Zent und ein Jahr später Stadt und
Zent Amorbach dem Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein. Burg
Wildenberg wurde mainzischer Amtssitz und aus der einstigen stol-
zen Ritterburg wurde ein Verwaltungszen­trum der fünf Amorbacher

                                                                   3
Schneeberg Wanderungen im fränkischen Odenwald - Rainer Türk - Stadt Amorbach
Zenten. Die beiden Dörfer Schneeberg und Weilbach mussten bereits
vorher schon verpfändet worden sein, denn Ulrich III. verzichtete in
der Verkaufsurkunde von Amorbach auf ein Rückkaufrecht. Damit
wurde mit dem Verkauf der Klostervogtei das Erzstift Mainz neuer
Landesherr, auch über Schneeberg.
    Der Name „Schneeberg“ war Anlass zahlreicher Diskussionen. Fest
steht, dass er nichts mit dem winterlichen Schnee zu tun hat. Auch
steht er nicht im Zusammenhang mit der Legende der „Mutter Gottes
auf dem Holderstock“, wonach es mitten im Sommer geschneit haben

soll und dass man das Muttergottesbild mehrmals durch den Schnee
getragen habe, ohne Fußspuren zu hinterlassen.
     Der Ortsname „Schneeberg“ ist abgeleitet von dem mittelhoch-
deutschen Wort „sneite“ und bedeutet „durch den Wald gehauener
Weg“. Gemeint ist eine Schneise zwischen den steil ansteigenden
Hängen und dem engen Marsbachtal. „Sneite“ entwickelte sich im 13.
und 14. Jahrhundert über „Sneiteberc“ und „Sneiteberg“ zu Schnee-
berg.
     1445 wurde die erste Kirche in Schneeberg errichtet. Vermut-
lich entstand zu dieser Zeit auch die Wallfahrt zur „Mutter Gottes
auf dem Holderstock“. Vermutete Unterlagen über ihre Entstehung
sind mit zahlreichen weiteren Dokumenten im Dreißigjährigen Krieg
verbrannt. Ein erster Bericht über diese Wallfahrt bezieht sich auf
eine Untersuchung des Würzburger Fürstbischofs Rudolf von Sche-
renberg, der ihr einen 40tägigen Ablass gewährt. Die Zunahme der
Wallfahrer machten bald danach den Bau einer neuen Kirche not-
wendig. 1473/74 wurde eine neue gotische Wallfahrtskirche errichtet,

4
Schneeberg Wanderungen im fränkischen Odenwald - Rainer Türk - Stadt Amorbach
die den ersten Bau von 1445 völlig ersetzte. 1521 baute man dann
für das Gnadenbild eine eigene Kapelle an der Südwand der Kirche.
Der Hochaltar bildete das Zierstück der Kapelle. Auf ihm sind die hei-
ligste Dreifaltigkeit, die Erlösung und die Heiligenverehrung darge-
stellt. Seitlich stehen die überlebensgroßen Statuen St. Urbans und St.
Martins. Verbunden mit der Errichtung der Gnadenkapelle ist die Le-
gende der „Mutter Gottes auf dem Holderstock“ und das Gnadenbild
der Madonna. Der Überlieferung nach soll das ursprünglich auf dem
Hochaltar der Kirche stehende Bild allmorgendlich außerhalb der Kir-

che auf einem Holderstock gefunden worden sein. Nach zweimaligem
Zurückbringen habe man vergeblich Asche gestreut, um Fußspuren
der Übeltäter zu entdecken. Als dann noch mitten im Sommer um
den Holderstock Schnee fiel, beschloss man an der Außenwand der
Kirche den Bau einer Kapelle, die den Holderstock mit einbezog. In der
Folgezeit wurden Gebetserhörungen bekannt, von denen einige, in Öl
gemalt, die Gnadenkapelle schmücken. 1862 setzte man das Gnaden-
bild in einen Glasschrein und stellte ihn an seinem heutigen Standort
auf. Der Altar in der Kapelle zeigt im Mittelfeld Mariae Unbefleckte
Empfängnis, seitlich der Säulen Joachim mit der Bibel und Anna mit
dem Kind Maria. Im Giebel ist die Krönung der Gottesmutter durch
die Dreifaltigkeit dargestellt. Die Wallfahrt konzentriert sich auf 2
von 7 feierlich begangenen Marienfesten am 8. September und am
21. November. 1944 versprach man, diese beiden Tage als Hochfeste
zu begehen, wenn Schneeberg vor Kriegsschäden verschont bliebe,
was dann auch eintrat.

                                                                     5
Schneeberg Wanderungen im fränkischen Odenwald - Rainer Türk - Stadt Amorbach
Während im 17. Jahrhundert viel für die Innenausstattung der Kirche
getan wurde, standen im 18. Jahrhundert erneut bauliche Verände-
rungen im Vordergrund. 1718 wurde das Kirchenschiff verlängert und
1754 Chorgewölbe und Chorbogen erhöht. Durch Erweiterung der
Fensternischen konnte man dem Verlangen des Barocks nach mehr
Licht entsprechen. Anfang des 20. Jahrhunderts erwog man einen
völligen Kirchenneubau, bei dem man auch unterschiedliche Stand-
orte in die Überlegungen mit einbezog. Letztendlich aber entschied
man sich für einen Erweiterungsanbau, wodurch die Kirche ihre ei-
genwillige Gestalt erhielt.

    Anfang des 16. Jahrhunderts wurden Luthers Gedanken von der
christlichen Freiheit von den armen und ausgebeuteten Bauern in ih-
rem Sinne interpretiert und führten zum Aufstand. Im Frühjahr 1525
zog der „helle Haufen Ottenwalds und Neckarthals“ unter Führung
von Götz von Berlichingen an Schneeberg vorbei nach Amorbach.
Mehrere Tage lagerten die Bauern in der Stadt, plünderten das Kloster,
überfielen die Propstei auf dem Gotthardsberg und brannten diese
ebenso nieder wie Burg Wildenberg, dem Verwaltungssitz des Mainzer
Amtsmannes.
    Der Dreißigjährige Krieg mit Mord, Brandschatzungen und Pest
hinterließ auch in Schneeberg große Verwüstungen. Am Ende der
Kriegswirren lagen die meisten Huben wüst.
    Am 25. August 1724 tobte eine Feuersbrunst in Schneeberg und
legte den größten Teil der Häuser in Schutt und Asche. Noch Jahr-
zehnte später sah man immer noch in diesem Unglück die Ursachen
von Armut und Verschuldung.

6
Schneeberg Wanderungen im fränkischen Odenwald - Rainer Türk - Stadt Amorbach
In napoleonischer Zeit erfolgte 1803 durch den Reichsdeputations-
hauptschluss die Auflösung aller geistlichen und weltlichen Territorien.
Die Adelshäuser, die ihre linksrheinischen Besitzungen an Frankreich
abtreten mussten, wurden durch ehemaligen Kirchen- und Kloster-
besitz entschädigt. So erhielt Fürst Carl Friedrich Wilhelm große Teile
vom ehemaligen Mainzer und Würzburger Kirchenbesitz zwischen
Main und Neckar zugewiesen. Die Mönche mussten die Abtei ver-
lassen, und der Fürst richtete seine Residenz in den Klostergebäuden
ein. Damit endete für Schneeberg die fast 600 Jahre währende Herr-
schaft von Kurmainz und die noch viel ältere des Klosters Amorbach.

Zur Durchführung seiner Verwaltungsaufgaben ließ der Fürst eine
umfassende Bestandsaufnahme durchführen. Sie bezog sich auf alle
Einwohner und Familien, ihr Alter, ihren Beruf und ihren Besitz. Aber
schon drei Jahre später verlor der Fürst seine politische Souveränität
und in rascher Folge wurde Schneeberg 1806 badisch, 1810 hessisch
und 1816 schließlich bayerisch. Die Verwaltung der Leiningschen Be-
sitzungen verblieb in Amorbach.
    Heute ist Schneeberg mit seinen beiden Ortsteilen Hambrunn
und Zittenfelden eine in idyllischer Umgebung eingebettete liebens-
werte Wohngemeinde mit rund 2000 Einwohnern. Zwei Drittel der
Gemarkungsfläche sind Wälder mit einem dichten und gut markier-
ten Wanderwegenetz.

           Die Darstellung dieser Wanderwege finden Sie in der topo-
           graphischen Wanderkarte des Geo-Naturparks Bergstraße-
           Odenwald und des Odenwaldklubs im Maßstab 1: 20 000
           TF 20-11 „Fränkischer Odenwald“.

                                                                     7
Schneeberg Wanderungen im fränkischen Odenwald - Rainer Türk - Stadt Amorbach
Bildstöcke, Kreuze und Kapellen

Die Verbreitungsdichte von        Besinnliche Wanderung
Bildstöcken, Kreuzen und          rund um Schneeberg
Kapellen sind im fränkischen
Odenwald, dem uneinge­
schränkten Einflussbereich        Beste Wanderzeit: Ganzjährig
der Bistümer Mainz und            Ausgangspunkt:    Schneeberg, Kirche
Würzburg, besonders groß.
Hier konnten sich Ausdrucks­      Markierung:       S1
formen des katholischen
Glaubens ungehindert ver­
breiten.
Anlässe zur Setzung von Bild­
stöcken sind vielfältig. Wie      Ort               km    Zeit   Höhe
bei den Kreuzen könnte es
eine in einem Sühnevertrag
eingebundene Verpflichtung        Schneeberg        0,0   0:00   170
gewesen sein, wonach der
Täter neben finanziellen Ent­
schädigungen an die Familie
des Getöteten auch die Buße
auferlegt bekam, zum Geden­
ken an den Verstorbenen ein
Kreuz oder einen Bildstock zu
errichten. Ein weiterer Anlass
war das Bewahren des An­
denkens an einen Toten, für
dessen Seelenheil man eine
Betstätte schaffen wollte.
Auch das eigene Seelenheil        Kapellen zur    2,6 0:55       170
sowie der Wunsch um Schutz
für Hab und Gut war vielfach      schmerzhaften Mutter Gottes
Anlass für derartige Steinset­
zungen.
Stand der Bildstock am Dorf­
eingang, so sollte das Dorf
vor ­Krankheiten, Seuchen,
Feuer oder anderem Unheil
geschützt werden. Ähnliches
galt für den Standort vor
einem Hof oder auf einer
Brücke. Bevorzugter Standort
in der Feldflur, wenn nicht die
Erinnerung an ein tragisches
Geschehen bewahrt werden          Familienkapelle   2,9   0:55   220
sollte, waren viel begangene      Schneeberg        1,5   0:25   170
Wegkreuzungen, um die
Vorübergehenden zur Rast
und einem kurzen Gebet an­        Gesamtstrecke     7,0   2:15
zuhalten. Auch erhoffte man
sich Schutz der Feldflur vor
Unwetter und Verwüstungen.
Der ursprüngliche Standort
ist somit wesentlicher Teil der
Identität eines Bildstockes.

8
Schneeberg Wanderungen im fränkischen Odenwald - Rainer Türk - Stadt Amorbach
Informationen

Seit dem Mittelalter ist Schneeberg als Wallfahrtsort zur „Hl. Mutter-
gottes auf dem Holderstock“ bekannt. Der örtliche Rundweg S 1 folgt
auf weiten Strecken dem Schneeberger Meditationsweg. Von der Kir-
che führt er zur Marsbachbrücke mit der Brücken-Madonna und von
dort weiter zur Kreuzigungsgruppe am Hofweg. Hinter dem Hofweg
biegen wir rechts ab und folgen dem Rundweg S 1 durch die Talaue
über den Saubach und gehen auf dem Totenweg Richtung Amorbach.
Am Friedhof überqueren wir die Straße und kommen zur Kapelle zur
schmerzhaften Mutter Gottes.

Diese im 18. Jahrhundert errichtete Kapelle war Ziel früherer Flurpro-
zessionen. Die klassizistische Sandsteinpiëta dürfte um 1770 entstan-
den sein. Von dort gehen wir hinauf zum Sommerberg, dem ehema-
ligen Weinbaugebiet von Schneeberg. Im Wald kommen wir an einen
alten Bildstock. Bis in die 1980er Jahre stand er an der Neudorfer
Steige. Er ist umrankt mit dem Mord an einer armen Witwe (siehe Sei-
te 13). Weitere Stationen des Meditationsweges sind ein Sandstein-
kreuz von 1867 in der Roscheklinge, die Dreifaltigkeitskapelle an der
Rippberger Straße, die Meditationsgruppe am Radweg nach Rippberg
und die Familienkapelle an der Hambrunner Straße.

Sie wurde 1964 als Ziel der jährlichen Flurprozessionen errichtet. Von
dort führt der Weg über das Schützenhaus zurück nach Schneeberg.

Schwierigkeit: leicht

                                                                    9
Auf alten Mönchspfaden

Wanderung zum Gotthardsberg

Beste Wanderzeit: März – November
Ausgangspunkt:    Schneeberg, Rathaus
Markierungen:     S2–V–A2–L–S2

                          Ort              km    Zeit   Höhe

                          Schneeberg       0,0   0:00   170

                          Fuß-Pils-Hütte   2,7   1:05   415

                          Gotthardsberg    2,8   0:50   303

                          Bürgerpark       1,2   0:20   155

                          Albertanlage     0,8   0:15   165

                          Schneeberg       1,5   0:30   170

                          Gesamtstrecke    9,0   3:00

10
Informationen

Vom Rathaus folgen wir der örtlichen Markierung S 2 die Straße ab-
wärts. Hinter der Kirche biegen wir „Im Seifen“ links ab und gehen
steil bergauf. Im Wald überqueren wir die Fahrstraße nach Neudorf
und biegen an der zweiten Kreuzung mit dem Verbindungsweg „V“
links ab. Er bringt uns hinauf zur „Fuß-Pils-Hütte“.

Von hier folgen wir dem örtlichen Rundweg A 2 nach links zur
Sattelhütte.

Vom Turm der 1956 restaurierten dreischiffigen Pfeilerbasilika hat
man einen unvergesslichen Rundblick, der zu den schönsten im Oden-
wald gerechnet wird. Vom Gotthardsberg folgen wir dann dem geolo-
gischen Wanderweg „L“ von Amorbach hinab zum Bürgerpark.

Der Bürgerpark wurde 1969 zur Belebung des Fremdenverkehrs an-
gelegt. 2008 gründete sich eine Bürgerinitiative mit dem Ziel, diesen
Park durch einen kultur-historischen und geologischen Lehrpfad wie-
der verstärkt in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rufen. Unser Weg
führt durch den Bürgerpark zur Albertanlage.

Dieser Rast- und Ruheplatz ist benannt nach seinem Stifter Heinrich
Albert und wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom Verschönerungs-
verein Amorbach eingerichtet. Von der Albertanlage geht es mit dem
Rundweg A 2 den Serpentinenpfad aufwärts. Beim Zusammentreffen
mit dem Rundweg S 2 gehen wir mit diesem nach rechts zurück an
unseren Ausgangspunkt.

Schwierigkeit: mittel

                                                                  11
Der Gotthardsberg

Als Kaiser Otto III. das ehemals reichsunmittelbare Benediktinerkloster
Amorbach dem Bischof von Würzburg unterstellte, setzte dieser zum
Schutz und zur Verwaltung Vögte ein. So entstand auf dem Franken-
 berg oberhalb von Amorbach eine Befestigungsanlage.
      1138 beschloss Kaiser Friedrich Barbarossa auf dem Reichstag in
Würzburg die Schleifung der Burg Frankenberg, da von ihr eine Bedro-
 hung des Klosters Amorbach ausging. Des Weiteren verfügte er, dass
­die­se Bergkuppe niemals wieder befestigt werden dürfe. Nur die dem
 hl. Godehard geweihte Kapelle blieb erhalten. Sie wurde der Abtei
Amorbach übereignet, die dort ein Nonnenkloster errichtete und den
 Berg fortan „Gotthard“ nannte. Die Vogtei über das Kloster Amorbach
übertrug der Kaiser seinem treuen Gefolgsmann Ruprecht von Dürn.
Als sein Enkel, Konrad von Dürn, 1236 das Zisterzienserinnenkloster
Seligenthal gründen und 1244 die Nonnen vom Gotthardsberg dort-
 hin umsiedeln ließ, um an alter Stelle erneut eine Befestigungsanlage
zu bauen, geriet er in Konflikt mit Kaiser und Papst und musste die
 Benediktinerinnen wieder auf den Gotthardsberg zurückkehren las-
 sen. Im 15. Jahrhundert verlor das Kloster immer mehr an Bedeutung
und wurde 1439 schließlich aufgelöst.
      Sein Besitz wurde der Abtei zugeschlagen. Im Bauernkrieg brann-
ten die Aufständischen 1525 den Gotthard völlig nieder. 1628 ließ
Abt Erhard Laiendecker die Ruine wieder aufbauen. 1714 traf die neu
errichtete Basilika ein Blitz und brannte erneut aus. 1956 wurde die
 Ruine restauriert und erhielt ein Dach, um den Bau vor weiterem
 Verfall zu schützen.

12
Vom Ölantoni und dem heilkräftigen Warzenstein

Der Ölantoni

In Reichartshausen verklagte ein Bauer seine Nachbarin, eine Witwe,
weil er glaubte, ihre Schutzlosigkeit ausnutzen zu können. Die Frau
gewann jedoch diesen Prozess. In seiner Wut verfolgte der Bauer auf
dem Heimweg vom Amorbacher Gericht die Nachbarin und schlug so
lange auf sie ein, bis sie verstarb. Als die Tote gefunden wurde, kannte
man auch bald den Täter. Das Gericht ließ den Bauern herbeibringen
und ihn die Leiche berühren. Daraufhin zeigten sich auf der Stirn der
Toten Bluttropfen, wodurch der Bauer der Tat überführt war. Man
erzählt, dass der Ölantoni, so der Name des Bauern, noch heute in den
Wäldern zwischen Amorbach und Rei­chartshausen umhergeistert.

Der Warzenstein

Auf halben Weg von Schneeberg nach Neudorf kommt man an der
Neudorfer Steige an einem einzigartigen Bildstock vorbei, der auf den
ersten Blick gar nicht als ein solcher zu erkennen ist. Ihm werden hei-
lende Kräfte zugesprochen. Es heißt, dass vom Bildstock abgeschabtes
Steinmehl beim Auflegen Warzen verschwinden lässt. Der ganze Bild-
stock ist daher rundherum abgeschabt, und sein derzeitiges Aussehen
ähnelt mehr einem versteinerten Baumstamm als einem Bildstock.
Dieser Bildstock wird auch mit dem Mord an einer armen Witwe in
Zusammenhang gebracht.

                                                                     13
Vom Ölantoni und dem heilkräftigen Warzenstein

Wanderung zur Fuß-Pils-Hütte

Beste Wanderzeit: März – November
Ausgangspunkt:    Schneeberg, Rathaus
Markierungen:     S2–A3–S2

                           Ort              km    Zeit   Höhe

                           Schneeberg       0,0   0:00   170

                           Warzenstein      1,4   0:30   340

                           Neudorf          0,7   0:15   436

                           Fuß-Pils-Hütte   1,5   0:30   415

                           Schneeberg       2,6   0:45   170

                           Gesamtstrecke    6,2   2:00

14
Informationen

Vom Rathaus folgen wir der örtlichen Markierung S 2 die Straße ab-
wärts an der Kirche vorbei und biegen wenig später links ab. Der Weg
führt steil aufwärts in den Wald. Dort gehen wir auf einem schönen
Waldweg weiter bergauf zu einem ungewöhnlichen Bildstock, den
Warzenstein.

Dem Volksglauben nach soll von diesem Bildstock abgeschabtes Stein-
mehl beim Auftragen Warzen verschwinden lassen. Das Aussehen des
Bildstockes ähnelt daher mehr einem versteinerten Baumstamm. Vom
Warzenstein gehen wir den Waldweg weiter aufwärts nach Neudorf.

Kurz vor Dorfeingang verlassen wir den Rundweg S 2 und biegen mit
dem Rundweg A 3 links in den Feldweg ein. Dieser Höhenweg bietet
eine schöne Aussicht auf die Umgebung. Etwa 10 Minuten nach Wald­
eintritt kommen wir im Kreuzungsbereich an die „Fuß-Pils-Hütte“.

An der Hütte stoßen wir auch wieder auf den Rundweg S 2 und
folgen ihm nach links hinab nach Schneeberg. Im mittleren Wegab-
schnitt ist dies ein abwechslungsreicher Waldpfad mit stellenweise
schönen Ausblicken auf Amorbach und ins Morretal.

Schwierigkeit: Anstieg

                                                                15
Zeitreise in die Vergangenheit

Odenwälder                     Wanderung zum Odenwälder
Freilandmuseum                 Freilandmuseum

1983 war das Land Baden-
                                 Beste Wanderzeit: April – Oktober
Württemberg auf der Suche
nach einem Standort für ein
                                 Ausgangspunkt:        Schneeberg, Rathaus
regionales Freilandmuseum        Markierung:           S3
im nordbadischen Raum. Die
Wahl fiel auf ein Grundstück
am Gottersdorfer See, der
schon im 14. Jahrhundert vom
Kloster Amorbach als Fisch-       Ort                 km     Zeit Höhe
teich angelegt worden war.
Absicht war es, Einblicke in die Schneeberg            0,0 0:00 170
frühere ländliche Lebens- und
Arbeitswelt zu vermitteln. Es
sollte ein repräsentatives
Dorf entstehen, in dem alle
sozialen Schichten, vom
Tagelöhner bis zum Großbau-       Dreifaltigkeitsstein 3,4 1:15 420
ern, im richtigen Verhältnis
zueinander vertreten waren.
Zur Bannbreite der 16 bereits
fertiggestellten Gebäude
gehören ferner die örtliche
Postagentur, die Landschuste-
rei, die Schmiede und weitere
Handwerksbetriebe, die auf
dem Land unverzichtbar wa-        Gottersdorf          2,0 0:35 357
ren. Auch die Einrichtungen
entsprechen dem früheren
Lebensstandard. Der Besucher
lernt die tägliche Arbeit der
bäuerlichen Familie, des Hand-
werkers, Tagelöhners, Dorf-
hirten oder der Dorfhebamme
kennen. Das Freilandmuseum        Schneeberg           7,0 2:10 170
dokumentiert ländliche Kul-
turgeschichte in Verbindung
                                  Gesamtstrecke 12,4 4:00
zur Sozialgeschichte und zeigt
unter welch schwierigen Um-
ständen die Landbevölkerung
früher zurechtkommen musste.
Geöffnet ist das Museum vom
1. April bis zum 1. November
ab 10 Uhr; montags Ruhetag.
Vom Mai bis September finden
jeweils am 3. Wochenende
Handwerks- und Brauchtums-
tage statt.

16
Informationen

Vom Rathaus folgen wir dem Rundweg S 3 an der Kirche vorbei und
biegen in die Bahnhofstraße links ein. Jenseits der Bahnlinie halten
wir uns an der Wegegabel links. Kurz vor der badisch-bayerischen
Grenze kommen wir zum Dreifaltigkeitsstein.

Der Dreifaltigkeitsstein ist Ausdruck der tiefen Frömmigkeit in der
Region. Er symbolisiert das christliche Dogma von der Einheit von
Vater, Sohn und Heiligen Geist. Dem Vater wird die Schöpfung, dem
Sohn die Erlösung und dem Heiligen Geist die Heiligung zugespro-
chen. Vom Dreifaltigkeitsstein folgen wir unserer Markierung weiter
nach Gottersdorf.

Gottersdorf wurde in den Amorbacher Protokollen erstmals im 13.
Jahrhundert als Rodungssiedlung erwähnt. Alleiniger Grundherr war
zunächst das Kloster. Später hatten auch Adelsfamilien hier zeitweilig
Besitz. Über Jahrhunderte aber blieb dieser Ort ein kleiner unbedeu-
tender Weiler. Erst mit der Einrichtung eines Odenwälder Freilandmu-
seums begann ein Aufschwung, der bis heute anhält. Nach Besichti-
gung der Museumshäuser folgen wir unserem Rundweg S 3 am Hang
des Sommerberges entlang zurück nach Schneeberg.

Schwierigkeit: mittel

                                                                  17
Auf verschwiegenen Waldwegen

Hambrunn                      Wanderung von Schneeberg
                              nach Hambrunn
Hambrunn ist, wie die anderen
Dörfer rund um Amorbach,
eine frühmittelalterliche       Beste Wanderzeit:    Ganzjährig
Rodungssiedlung der Abtei.      Ausgangspunkt:       Schneeberg, Rathaus
1346 wurde der Ort erstmals     Markierung:          S5
in einer Verkaufsurkunde er-
wähnt. Der Ritter Gundelwin
und seine Brüder Dietherich
und Eberhard verkauften ihren
Besitz an das Kloster. Im 15.    Ort                km     Zeit   Höhe
Jahrhundert war das Dorf
zweigeteilt, wobei eine Hälfte
                                 Schneeberg         0,0    0:00   170
dem Kloster, die andere den
Rüdt von Collenberg gehörte.
Aufgrund von Besitzabrun-
dungen zwischen Mainz und
Würzburg wurde Hambrunn
1680 in die neu geschaffene
würzburgische Zent Rippberg
eingegliedert und unterstand
politisch dem Bistum Würz-
burg, blieb jedoch Filiale der
Pfarrei Amorbach und damit
im Mainzischen Diözesenver-
band.
1803 wechselte erneut die        Hambrunn           2,5    1:10   448
Herrschaft, und Hambrunn
wurde in das Fürstentum
Leiningen eingegliedert. Nach
dessen Souveränitätsverlust
wurde der Ort in rascher Folge
1806 badisch, 1810 hessisch
und 1816 schließlich bayerisch.
1975 verlor Hambrunn seine
kommunale Selbstständig-
keit und wurde zusammen
mit Zittenfelden Ortsteil von
Schneeberg.                      Mittlerer Berg     3,0    0:50   350
1927 wurde eine eigene Kirche
eingeweiht, um den Bewoh-
nern den mühseligen Kirchweg
nach Schneeberg zu ersparen.
Von der einfachen Innen-
ausstattung beeindrucken         Schneeberg         5,5    1:45   170
vor allem der Flügelaltar, der
Altartisch sowie eine sehens-    Gesamtstrecke      11,0   3:45
werte Kreuzigungsgruppe.

18
Informationen

Vom Rathaus folgen wir dem örtlichen Rundweg S 5 die Straße ab-
wärts. Hinter der Wallfahrtskirche biegen wir rechts ab und über-
queren den Marsbach mit der Brückenmadonna. Diese Marienfigur
aus dem Jahre 1858 stand ursprünglich vor dem alten Rathaus und
wurde 1973 bei der Einweihung der Brücke an die heutige Stelle ver-
setzt. Von der Brücke gelangen wir zur Kreuzigungsgruppe am Hof-
weg. Hinter dem Abzweig nach Hambrunn biegen wir am Friedhof
links ab und folgen dem Wanderweg aufwärts zum Schützenhaus. An
der Weggabel unterhalb der Straße nach Hambrunn folgen wir dem
Wanderweg nach links über die Straße bergauf nach Hambrunn.

Kurz vor dem Ortseingang steht an dem Hambrunner Pfad ein Bild-
stock von 1601. Auf diesem inschriftlosen Stein sind zwei Pflugscha-
ren abgebildet. Die Sage berichtet von 2 Buben, die auf ihrem Weg
nach Schneeberg, um dort die Flugscharen schärfen zu lassen, in
Streit gerieten, wobei der eine den anderen mit der Flugschar tötete.
Der Wanderweg führt dann längs durch den Ort. Am Ortsende bie-
gen wir rechts ab und folgen der Markierung über die Hochfläche in
den Wald und von dort bergan zum Mittleren Berg oberhalb von
Zittenfelden.

Am Mittleren Berg biegen wir mit unserem Rundweg im spitzen
Winkel rechts ab und laufen einen abwechslungsreichen Waldweg
durch die Mausklinge und die Heiligenklinge am Heideberg zurück
nach Schneeberg. An der Hambrunner Straße mündet der Weg wieder
in die alte Streckenführung vom Hinweg, und wir gehen über das
Schützenhaus zurück an unseren Ausgangspunkt.

Schwierigkeit: mittel

                                                                 19
Von Recken, Wilderern und Gendarmen

Wanderung zur Siegfriedquelle und zur Karre-Franz-Höhle

Beste Wanderzeit: März – November
Ausgangspunkt:    Schneeberg, Rathaus
Markierungen:     S6–Z1–S6

                           Ort              km     Zeit   Höhe

                           Schneeberg        0,0   0:00   170

                           Zittenfelder      3,0   1:00   230
                           Quelle

                           Zittenfelden      2,5   0:45   200

                           Karre-Franz-Höhle 1,4   0:30   260

                           Schneeberg        3,7   1:15   170

                           Gesamtstrecke    10,6   3:30

20
Informationen

Vom Rathaus folgen wir der Markierung S 6 die Straße abwärts. Hin-
ter der Wallfahrtskirche biegen wir rechts ab und überqueren den
Marsbach. Wenig später gabelt sich unser Rundweg und wir folgen
ihm nach rechts in das reizvolle Morretal. Auf einem schönen Wald-
randweg, der in einen Waldpfad mündet, erreichen wir die Zitten-
felder Quelle.

Diese Quelle ist auch unter dem Namen Siegfriedquelle bekannt. Hier
soll Hagen vor gut 1600 Jahren Siegfried meuchlings ermordet haben.
Von dort folgen wir dem Rundweg Z 1 unterhalb der Schutzhütte
vorbei zu den Wolfstannen, den mächtigsten Weißtannen im baye-
rischen Odenwald, und von dort weiter nach Zittenfelden.

Von Zittenfelden laufen mit der Markierung S 6 ein kleines Stück auf
der Fahrstraße in Richtung Schneeberg und biegen dann rechts von
der Straße ab. Im Wald kommen wir zur Karre-Franz-Höhle, eines
seiner zahlreichen Verstecke.

Ständig auf der Flucht vor Jägern und Gendarmen, hatte er seine Ver-
stecke in alten Steinbruchhütten, einsamen Scheunen oder in selbst
eingerichteten Höhlen, die weit verstreut lagen. Dennoch konnte
der Karre-Franz eines Tages gefasst werden und wurde zu 18 Jahren
Zuchthaus verurteilt, die er in Erbach absitzen musste. Dort erlernte
er das Korbflechten und wurde wegen guter Führung zwei Jahre frü-
her entlassen. Von der Höhle laufen wir noch ein Stück bergauf und
gehen dann auf schönen Waldpfaden und Waldwegen zurück nach
Schneeberg.

Schwierigkeit: mittel

                                                                 21
Der Karre-Franz

 Die soziale Not der ländlichen Bevölkerung im 19. Jahrhundert hatte
 viele Bauern und Tagelöhner gezwungen, Gesetze zu übertreten. Auch
 das durch die französische Revolution verbreitete neue Gedankengut
„Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ begünstigte dieses Verhalten. Das
 Gefühl zu nehmen, was andere im Überfluss besaßen, wurde nicht
 mehr als Unrecht erachtet. So war das Wildern in den herrschaft-
 lichen Wäldern weit verbreitet.
     Franz Schmitt, den alle nur den „Karre-Franz“ nannten, da er mit
 seinem Karren in die Städte fuhr, um dort Holzkohle zu verkaufen,
 verdiente sich als Köhler sein tägliches Brot. Seine Leidenschaft war
 das Wildern. Manches Stück Wildbret verschenkte er an die Armen
 und gerne verglich man ihn mit dem Schinderhannes, der den Rei-
 chen nimmt, den Armen gibt und mit den Gendarmen Katz und Maus
 spielt. So erzählt man sich folgende Geschichte:
     Auf der Flucht vor Gendarmen fand der Karre-Franz abends Unter­
 schlupf in einer einsamen Feldscheune. Müde streckte er sich auf dem
 Heuboden aus, ohne zu ahnen, dass seine Verfolger ganz in der Nähe
 waren. Auch sie, müde von der Verfolgung, beschlossen in der Scheu-
 ne zu übernachten. Der Karre-Franz wurde alsbald durch das Schnar-
 chen der Gendarme geweckt. Dennoch blieb er seelenruhig bis zum
 Morgen auf seinem Lager liegen. Beim Morgengrauen stieg er leise
 vom Heuboden herab, betrachtete schmunzelnd die beiden Gendarme
 und schrieb mit ungelenker Hand: „Ihr habt so laut geschnarcht, dass
 ich schon etwas früher gegangen bin. Euer Karre-Franz“.

22
Das Nibelungenlied

Die wohl bekannteste mittelalterliche Heldendichtung, das Nibelun-
genlied, hat für den Odenwald eine besondere Bedeutung. Hier soll
vor gut 1600 Jahren Siegfried von Hagen meuchlings ermordet wor-
den sein.
    Das Nibelungenlied wurde um 1200 von einem unbekannten
Dichter geschrieben. Der Dichter verknüpft die mythischen Sagen von
Brünhild und Siegfried mit historischen Ereignissen vom Untergang
der Burgunden durch die Hunnen.
    Siegfried erfährt von Sängern von Kriemhilds Schönheit und be-
schließt, um sie zu werben. Doch König Gunther will nur dann in die
Hochzeit einwilligen, wenn Siegfried ihm vorher hilft, Brünhild, die
Königin von Island, als Frau zu gewinnen. Mit Hilfe seiner Tarnkap-
pe gelingt es Siegfried, Brünhild für Gunther zu besiegen. In Worms
wird Doppelhochzeit gefeiert. In der Hochzeitsnacht verweigert sich
Brünhild ihrem Gemahl. Siegfried nutzt ein letztes Mal die Tarnkappe,
um die Kraft von Brünhild zu brechen und ihr Gürtel und Ring zu
nehmen.
    Viele Jahre später folgen Siegfried und Kriemhild einer Einladung
nach Worms. Beim Betreten des Domes kommt es zwischen beiden
Königinnen zum Streit, wer von ihnen als Ranghöchste zuerst den
Dom betreten dürfe. Da zeigt Kriemhild Gürtel und Ring und Brünhild
erfährt, wer sie in der Hochzeitsnacht bezwungen hat. Hagen von
Tronje beschließt seine Herrin zu rächen. Unter dem Vorwand, Sieg-
fried in einem erneuten Krieg gegen die Sachsen und Dänen besser
beschützen zu können, bittet er Kriemhild, die verletzliche Stelle von
Siegfried auf dessen Gewand zu markieren. Statt in den Krieg zieht
man zur Jagd in den Odenwald. Als sich Siegfried zum Trinken über
eine Quelle beugt, schleudert ihm Hagen den tödlichen Speer in den
Rücken.

                                                                  23
Wo Siegfried ermordet wurde

Wanderung von Zittenfelden über Beuchen zur Siegfriedquelle

Beste Wanderzeit: März – Oktober
Ausgangspunkt:    Zittenfelden
Markierung:       Z1

                           Ort             km    Zeit   Höhe

                           Zittenfelden    0,0   0:00   200

                           Beuchen         3,0   1:15   465

                           Zittenfelder    2,7   0:45   230
                           Quelle

                           Zittenfelden    2,6   0:45   200

                           Gesamtstrecke   8,3   2:45

24
Informationen

Von der Kirche in Zittenfelden folgen wir dem örtlichen Rundweg
Z1 über die Morre. An der Weggabel hinter dem Bach halten wir uns
links. Der Weg führt zeitweise steil ansteigendend den Vorderen Bröl-
berg hinauf durch den Hesselbrunn Graben auf das Hochplateau nach
Beuchen. Von hier hat man einen herrlichen Panoramablick auf die
Höhen des fränkischen Odenwaldes und die steilen Abbruchkanten
der tief eingeschnittenen Täler.

Auch Beuchen wurde als Rodungssiedlung der Abtei Amorbach an-
gelegt. Die erste urkundliche Erwähnung findet sich in einer Main-
zer Urkunde von 1350. Im Dreißigjährigen Krieg hatte Beuchen dank
seiner abgelegenen Lage im Vergleich zu anderen Ortschaften weit
weniger Verluste. Im 17. Jahrhundert wurde eine kleine Kapelle ge-
baut, die durch die heutige Barockkirche (1923-25) des Amorbacher
Architekten Otto Martin ersetzt wurde. In der Mitte des Deckenfres-
ko ist die kleine Vorgängerkapelle abgebildet. Kurz hinter der Kirche
biegen wir rechts ab und folgen unserem Rundweg zunächst durch
die Feldflur und im Wald den Müllersbrunn-Graben abwärts zur Zit-
tenfelder Quelle.

Aufgrund der vagen Ortsbeschreibungen im Nibelungenlied, erhe-
ben noch mehrere andere Quellen im Odenwald den Anspruch, die
authentische Quelle gewesen zu sein, an der Siegfried von Hagen
meuchlings ermordet wurde. Unbestreitbar aber ist die Zittenfelder
Quelle die idyllischste von allen. Von der Zittenfelder Quelle folgen
wir dem Rundweg Z 1 unterhalb der Schutzhütte vorbei zu den
mächtigsten Weißtannen im bayerischen Odenwald und von dort zu-
rück nach Zittenfelden.

Schwierigkeit: anspruchsvolle Steigungen

                                                                 25
Diesseits und jenseits der badisch-bayer. Grenze

Zittenfelden                   Wanderung im Morretal

1347 wurde Zittenfelden in
                                 Beste Wanderzeit:   Ganzjährig
einer Urkunde über Angaben
und Nutzungsrechte zu „Zu­       Ausgangspunkt:      Zittenfelden
tenfelden“ erstmals erwähnt.     Markierung:         Z3
Damals bestand das Dorf aus
einem Hof und einer Mühle.
Vermutlich erfolgte die Grün­
dung des Ortes bereits im 10.
Jahrhundert durch die Abtei
Amorbach. Für die Entstehung
des Ortsnamens gibt man           Ort                km    Zeit     Höhe
gerne folgende Erklärung:
Einer der ersten Bewohner des     Zittenfelden       0,0   0:00     200
Dorfes soll ein fleißiger Bie­
nenzüchter (=Zeidler) namens
Valentin gewesen sein, dessen
Gehöft Zeidlers bzw. Zitlers
Välde genannt wurde.
Im Laufe seiner wechselvollen
Geschichte gehörte der Ort zu
verschiedenen Adelshäusern.
Nach dem Dreißigjährigen          Hettigenbeuern     4,2   1:20     228
Krieg kam Zittenfelden wieder
zum Kloster Amorbach und
nach Auflösung des Mainzer
Kurstaates durch den Reichs­
deputationshauptschluss im
Jahre 1803 für kurze Zeit in
den Besitz der Fürsten zu Lei­
ningen. Aber schon drei Jahre
später verlor der Fürst seine
politische Souveränität und
in rascher Folge wurde Zitten­
felden 1806 badisch, 1810
hessisch und 1816 schließlich     Bauernwald         2,0   0:40     340
bayerisch. Nach vorüberge­
hender Zugehörigkeit zu Beu­
chen ist Zittenfelden seit 1975
Ortsteil von Schneeberg.
Kirchlich gehörte der Ort seit    Zittenfelden       3,0   1:00     200
jeher zur Pfarrei Amorbach.
Um den beschwerlichen             Gesamtstrecke      9,2   3:00
Weg zum Gottesdienst nach
Amorbach zu vermeiden, be­
schloss man 1904 den Bau
einer eigenen Kirche. Erster
Weltkrieg und Inflation ver­
hinderten jedoch den baldigen
Baubeginn. 1928 konnte das
Kirchlein endlich feierlich ein­
geweiht werden.

26
Informationen

Vom Parkplatz an der Kirche folgen wir dem örtlichen Rundweg Z 3 in
südliche Richtung das Morretal aufwärts. Am Ortsausgang biegen wir
links ab und gehen hinauf zum Waldrand. Von dort haben wir einen
schönen Blick hinab nach Zittenfelden und ins Morretal. Dann folgen
wir der Markierung auf einem abwechslungsreichen Hangweg nach
Hettigenbeuern.

Hettigenbeuern wurde 1306 erstmals urkundlich erwähnt. Ebenso
wie die umliegenden Orte war das Dorf Rodungssiedlung des Klosters
Amorbach. Von der mittelalterlichen Burg, erstmals 1347 erwähnt, ist
nur noch der Wohn- und Wehrturm, der sogenannte Götzenturm, er-
halten. Über die Herren von Adelsheim gelangte die Herrschaft an die
Freiherren von Berlichingen. Dorfbildprägend sind in Hettigenbeuern
die Tabakscheunen. Dank des milden Klimas war der Ort lange Zeit die
einzige Tabakanbaugemeinde im Odenwald. In Hettigenbeuern fol-
gen wir dem Rundweg Z 3 über die Morrebrücke in den Bauernwald.

In diesem Teil des Waldes konnten die Bauern in früheren Zeiten ihr
Vieh zur Waldweide treiben und auch den Wald für ihre Bedürfnisse
nutzen. Wenig später überschreiten wir wieder die badisch-bayerische
Landesgrenze und laufen durch die tief eingeschnittene Katzenklinge
zurück nach Zittenfelden.

Schwierigkeit: leicht

                                                                 27
Vom Auf und Ab rund um den Winterberg

Rippberg und die               Wanderung von Hambrunn
Linkenmühle                    zur Linkenmühle im Eiderbachtal

Die Geschichte der Linken-
                                 Beste Wanderzeit:   März – November
mühle ist eng verbunden mit
der Geschichte von Rippberg.
                                 Ausgangspunkt:      Hambrunn, Kirche
Die Herren von Dürn hatten       Markierung:         R4
diesen Ort zur Absicherung der
viel befahrenen Handelsstraße
von Amorbach nach Walldürn
und Würzburg als Burgweiler
anlegen lassen und die Burg       Ort                km    Zeit   Höhe
mit eigenen Rittern besetzt.
Diese nannten sich fortan bis     Hambrunn           0,0   0:00   448
zu ihrem Aussterben im Jahre
1575 die „Ritter von Dürn“.
Danach gelangte der Besitz an
die Echter von Mespelbrunn.
Nach dem Dreißigjährigen
Krieg war das Dorf ausgestor-
ben. 1668 kaufte das Hoch-
                                  Rippberg           3,1   1:00   230
stift Würzburg den Ort.
Als 1803 das Amt Rippberg
zum Fürstentum Leiningen
kam, wurde das Dorf als
arm bezeichnet, in dem nur
3 Familien und der Müller
hinlänglich vom Ertrag ihrer
Höfe leben konnten. Obwohl
das Schloss unzerstört war,       Linkenmühle        1,9   0:35   245
wurde es abgerissen, da sich
seine Unterhaltung als zu
aufwändig erwies. Lediglich
der Turm über dem Eingang
zum Schlosshof blieb erhalten.
Neuer Besitzer der Linkenmüh- Hochseilgarten         0,4   0:10   265
le wurde eine Familie Speth.
Danach erwarb die Familie
Schwing aus Rumpfen die
Mühle. Um 1930 wurde der
Mühlenbetrieb eingestellt und
das Anwesen als landwirt-
schaftlicher Hof weitergeführt. Hambrunn             4,0   1:15   448
Heute befindet sich der Hof im
Besitz der Familie Block, die in
                                  Gesamtstrecke      9,4   3:00
den 60er Jahren eine Pension
mit Gaststättenbetrieb ein-
richteten und die Linkenmühle
zu einem beliebten Ausflugs-
und Urlaubsziel machten.

28
Informationen

Hambrunn ist, wie die anderen Dörfer rund um Amorbach, eine
frühmittelalterliche Rodungssiedlung der Abtei. Von der Kirche in
Hambrunn folgen wir dem örtlichen Rundweg R 4 die Dorfstraße
abwärts. Am Ortsausgang biegen wir rechts ab und gehen zunächst
durch die Feldflur und dann durch den Wald bergab nach Rippberg.

Rippberg wurde bereits 1197 im Testament von Ruprecht von Dürn
erwähnt, das er vor seinem Kreuzzug zu Gunsten des Klosters Amor-
bach ausstellte. In Rippberg wenden wir uns an der K 3968 (Ripp-
berg–Hornbach) nach rechts, laufen ein kleines Stück an der Straße
entlang und biegen bei den letzten Häusern links von der Straße ab.
Auf einem schönen Waldweg erreichen wir die Linkenmühle.

Dieser schön gelegene Ponyhof ist ein beliebtes Ausflugsziel. An der
Linkenmühle überqueren wir die Straße nach Hornbach und laufen
die Essig-Klinge aufwärts. Hier befindet sich auf der linken Seite ein
Hochseilgarten.

Nach einer Rechtskehre hinter dem Hochseilgarten führt der Wander-
weg zunehmend steiler bergauf. An der badisch-bayerischen Grenze
kommen wir an einem sehenswerten Grenzstein vorbei mit den Wit-
telsbacher Rauten und der Krone auf der bayerischen Seite und dem
badischen Wappen auf der gegenüber liegenden Seite. Nach Wald-
austritt ergeben sich von der Hochebene herrliche Ausblicke über die
Höhen des fränkischen Odenwaldes.

Schwierigkeit: mittel

                                                                   29
Auf den Höhen des fränkischen Odenwaldes

Hornbach                      Wanderung von Hambrunn
                              nach Hornbach
Von allen Rodungssiedlungen
der Abtei Amorbach wurde
Hornbach zuletzt erwähnt.      Beste Wanderzeit:    März – November
Am 24. November 1340 wurde     Ausgangspunkt:       Hambrunn, Kirche
der Ort aus der Pfarrei Buchen Markierungen:        R4–S4
herausgelöst und als Filial-
gemeinde der neuen Pfarrei
Hainstadt unterstellt. Man
kann jedoch davon ausgehen,
dass Hornbach zu diesem         Ort                km     Zeit   Höhe
Zeitpunkt bereits 200 Jahre
bestand, und dass das Kloster
                                Hambrunn            0,0   0:00   448
dort einen Fronhof mit eige-
nem Gesinde betrieb, für den
die Bauern auf den kleineren
Gütern, die sie zu Lehen er­-
halten hatten, Frondienste
leisten mussten. Dieser Klos-
terhof und das Jagdrecht
muss später in den Besitz der
Ritter von Dürn übergegangen
sein, die als Lehensleute des
Bistums Würzburg ihren Sitz
in Rippberg hatten. Nach dem
Tode Schweikarts von Dürn ver­
kaufte seine Mutter 1587 den    Klein-Hornbach      4,3   1:30   418
Dürnschen Besitz an Dietrich
Echter von Mespelbrunn. Nach
ihrem Aussterben fiel das
Lehen in Hornbach und ihre
dortigen Eigengüter an das
Bistum Würzburg zurück. Das     Groß-Hornbach       1,1   0:20   407
Hochstift übernahm fortan
eigenständig die Herrschaft
über seine Dörfer und unter-
stellte die Verwaltung von
Groß- und Klein-Hornbach
dem Amt Rippberg, dessen
Amtmann an würzburgische
Weisungen gebunden war.
1803 wurde Hornbach zu-
nächst dem Fürstentum Lei-
ningen zugeordnet und 1806
in das Großherzogtum Baden
eingegliedert.                  Hambrunn            4,6   1:30   448

                              Gesamtstrecke        10,0   3:20

30
Informationen

Von der Kirche folgen wir dem Rundweg R 4 die Straße aufwärts.
Nach etwa 1 km biegen wir links von der Straße ab und folgen der
Markierung auf abwechslungsreichen Hangwegen durch den Wald.
An der badisch-bayerischen Grenze sehen wir einen schön gearbei-
teten Grenzstein mit den Wittelsbacher Rauten und der Königskro-
ne auf der bayerischen Seite sowie dem badischen Wappen auf der
anderen Seite. An einem Wendehammer verlassen wir den Rundweg
R 4 und folgen dem vom Tal hochkommenden Rundweg S 4 über den
Wendehammer hinweg nach rechts bergauf. Kurz nach Waldaustritt
sehen wir Klein-Hornbach vor uns.

Hornbach ist ebenso wie Hambrunn heute noch landwirtschaftlich
geprägt. Grund hierfür ist die Sitte, Höfe nur geschlossen zu vererben,
um die Zerstückelung des Besitzes zu vermeiden. So sehen wir sowohl
in Klein- als auch in Groß-Hornbach noch stattliche Hofreiten.

Lange Jahre hatte die Gemeinde kein eigenes Gotteshaus. Um sich
den mühseligen Kirchgang zu erleichtern, entschloss man sich nach
dem Dreißigjährigen Krieg aus eigenen Mitteln eine Kapelle zu bau-
en, um an Festtagen wie Weihnachten, Ostern, Pfingsten sowie am
Valentinstag, dem Schutzpatron der neuen Kapelle, dort den Gottes-
dienst zu feiern. Auch Taufen und Trauungen konnten nun im Dorf
vorgenommen werden. 1921 wurde diese Kapelle durch die heutige
Kirche ersetzt. Der Wanderweg führt an der Kirche und am Friedhof
vorbei zur „Alten Amorbacher Straße“ und auf dieser durch den Wald
zurück nach Hambrunn.

Schwierigkeit: mittel

                                                                    31
So kommen Sie nach Schneeberg

 KASSEL
 GIESSEN

                    FRANKFURT
                             Hanau
                                               STOCKSTADT
                                                  Aschaffenburg
                DARM-
                STADT           Dieburg                                   A3

                                                          Obernburg
                               Höchst                                     Main                                     WÜRZBURG
                                                                                                        Kist
                                                                           Wertheim
                                             Michel-                                      Gerchsheim
Rhein

         A 67   A5                           stadt            Miltenberg                                                   NÜRNBERG
                                                             AMORBACH                                                      MÜNCHEN
                                                                   B 47            B 27
                                      B45
                                              Schneeberg                                           TAUBERBISCHOFSHEIM
                                                                               Walldürn
                                               Mudau
 MANN-
                                                                                            A 81
 HEIM                                                                Buchen
                     HEIDEL-                 EBERBACH
                     BERG                                                                  Osterburken
                                       B37                  B 27
                                B37
                                 Obrigheim
                      Neckar-                             MOSBACH
                      gemünd                                                                            0      5   10   15 20 km
                                        Aglaster-      Neckarelz
                                        hausen
                                                          Ne

                                                    B27
                                                            cka

                      SINSHEIM                                                                         NÜRNBERG
                                                             r

                                        A6
                                                                                    A6
                                             HEILBRONN
        KARLSRUHE
        BASEL
                                             STUTTGART

         Geo-Naturpark
                                              Odenwaldklub

         32
Sie können auch lesen