"Schönheitsbehandlungen" und Ästhetische Behandlungen- Was ist möglich? - Möglichkeiten und Grenzen - Jutta Liebau Klinik für Plastische und ...
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„Schönheitsbehandlungen“ und Ästhetische Behandlungen- Was ist möglich? – Möglichkeiten und Grenzen Jutta Liebau Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie Kaiserswerther Diakonie, FNK, Düsseldorf
Plastische Chirurgie Florence Nightingale Krankenhaus Eingang Plastische Chirurgie Wiederherstellung von Form und Funktion
Spektrum der Plastischen Chirurgie Kinder, Frauen, Männer, von Kopf bis Fuß • Brust-/Gesichtschirurgie, körperformende Chirurgie • Fehlbildungen • Problemwunden, Unfallfolgen, Narben • Tumorchirurgie (Haut-Weichteiltumore) wiederherstellend/ästhetisch
Techniken der Plastischen Chirurgie • plastischer Wundverschluss • Hauttransplantate • Lappenplastiken lokal, frei • Konturchirurgie (formende Eingriffe, additiv Liposuktion, Eigenfetttransfer) • Gewebeersatzverfahren
Plastische und Ästhetische Chirurgie • Ein Fach der Techniken • Ergebnis sofort sichtbar • Problemlösungen- häufig letzte Station nach einer langwierigen Behandlung • Ästhetische Eingriffe: Patient Zentrum Indikationsstellung durch den/ mit dem Patienten • Abwägen von Nutzen und Risiken und Alternativen • Patienten- und befundadaptierte Indikationsstellung • Ausführliche Aufklärung Der Weg ist das Ziel
„Schönheitsbehandlungen“ und Ästhetische Behandlungen • minimal invasiv- Unterspritzung, apparativ (Needeling, Radiofrequenz, Ultraschall, KryoTherapie u.v.a.) Patient • operativ im Zentrum
Patientenmotive für ästhetische Eingriffe • körperliche Gründe • psychische Gründe • emotionale Gründe • persönlicher Anspruch Wohlfühlen • Indikationsstellung mit dem Patienten und dem Facharzt • informed consent: der informierte Patient • cave: übertriebene Erwartungshaltung
Ästhetische Chirurgie • Begriffe „Schönheitschirurgie“ oder „kosmetische Chirurgie“ kommen in der Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer nicht vor und sind somit nicht geschützt • Das bedeutet für die Praxis: Im Prinzip darf jeder Arzt alles tun... ... und es nennen, wie er will (... außer „Plastische und Ästhetische Chirurgie“)
„Plastische und Ästhetische Chirurgie“ … und nicht nur jeder Arzt – auch Kosmetiker, Heilpraktiker etc. … Jeder sollte tun, was er wirklich kann, was er gelernt hat, was er häufig tut, worin er sich regelmäßig fortbildet.
Aufgabe des Arztes • zuhören • informieren • beraten • begleiten • behandeln Patient • Darstellung von Möglichkeiten und Grenzen, Alternativen • Aufklärung einschließlich der Risiken, Komplikationen und deren Lösungsmöglichkeiten
Komplikationen/Risikoaufklärung Komplikationen sind Teil des chirurgisch unvermeidlichen Behandlungsrisikos Operation ohne Aufklärung: Körperverletzung Standard: Risikoaufklärung, ausreichende Zeitspanne vor dem Eingriff
Aufklärung • Methode des Eingriffs • Wesen, Tragweite und Bedeutung des Eingriffs • Angewendete Arzneimittel, Implantate einschl. Nebenwirkungen • Das zu erwartende Ergebnis und mögliche Abweichungen • Sämtliche Risiken • Kosten einschließlich möglicher Folgekosten • Grund des Behandlungswunsches • Für und Wider-Darstellung, personenbezogenes Risiko • Überlegungsfrist zwischen Aufklärung und Eingriff 14 Tage • Dokumentation!!! Aus: Anforderungen für die Durchführung von schönheitschirurgischen Wunschbehandlungen für die nordrheinischen Ärztinnen und Ärzte, Beschluss des Vorstands 05.08.2020
Aufklärung • Aufgabe des Arztes Rückkopplung: hat der Patient verstanden? • Antizipieren: Entspricht der zu erwartende Vorher-Nachher-Effekt höchstwahrscheinlich der Erwartung des Patienten? • Ist mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass der Patient nach der Maßnahme zufrieden ist? • Die Indikationsstellung liegt in der Verantwortung des Arztes.
Zentraler Stellenwert: Kommunikation • Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der richtigen Indikationsstellung • Individuelles Therapiekonzept • Aufklärung über Möglichkeiten, Grenzen, Risiken, Alternativen • Realistische Erwartungshaltung • Komplikationsmanagement
Ästhetische Chirurgie: wirtschaftliche Aspekte •Medizin •Kosmetikbranche •Modeindustrie •Sport/Freizeit/Wellness
Ansprüche an den plastischen Chirurgen Anspruch der plastischen Chirurgen •Ausbildung •Fachkompetenz •Patientenzentriertheit •Seriosität •wissenschaftlich gestützt •nationaler und internationaler Abgleich
Übergeordnete Aspekte • Ethik • Werte • Gesellschaft • psychosoziale Aspekte • Soziale Medien
Soziale Medien • Instagram • Facebook • You tube • Tik tok • Überwiegend junge Menschen • Wecken von Bedürfnissen, die ohne diese Medien weniger/ kaum existieren • Vergleich von äußerlichem Erscheinungsbild, mit „Vorbildern“, Thema Influencer
Schönheitsideale im Wandel der Zeit
HIPPOKRATES Von Kos altgriechisch Ἱπποκράτης ὁ Κῷος * um 460 v. Chr. auf der griech. Ägaisinsel Kos; † um 370 v. Chr. in Larisa, Thessalien gilt als der berühmteste Arzt des Altertums, Begründer der Medizin als Wissenschaft Gilt als der „Vater der Medizin“ Er studierte die Zusammenhänge von Krankheiten und hinterließ ein bleibendes Zeichen für die Entwicklung der Medizin und für die Ideale und Ethik von Ärzten. Erstes bekanntes Grundgesetz des Arztberufes zeitgebundenes Dokument unbekannter Herkunft und unbekannter Abfassungszeit früheste Erwähnung im 1. Jh. n. Chr. bei Scribonius Largus (römischer Arzt)
Hippokratischer Eid ‐ Forderungen Körperliche und geistige Hygiene Persönliche Integrität, Patientennutzen Primum non nocere‐Prinzip Empathie und analytisches Denken Wiedergabe des medizinischen Wissens nur an Kollegen und deren Kinder Sorgfältige Beobachtung, Befragung und Untersuchungen (Anamnese) Diagnose und Therapie systematisch erarbeiten (Evidenzbasierte Medizin) Schweigepflicht Keine Euthanasie („kein tödliches Gift verabreichen“) Keine Abtreibung („nie ein fruchtabtreibendes Zäpfchen geben“) Fachbezogene Therapie („Blasenstein“ ‐> Urologe), Risikominimierung Normierende, rational und pragmatische Leitlinie für die Medizinerausbildung, das Arztpatientenverhältnis, den ärztlichen Beruf und dessen Handlungsstrategie
MBO‐Ä 1997 ‐ In der Fassung des Beschlusses des 118. Dt. Ärztetages 27.05.2015 in Frankfurt am Main
I. Grundsätze §1 Aufgaben der Ärztinnen und Ärzte §2 Allgemeine ärztliche Berufspflichten §3 Unvereinbarkeiten §4 Fortbildung §5 Qualitätssicherung §6 Mitteilung von unerwünschten Arzneimittelwirkungen II. Pflichten gegenüber Patientinnen und Patienten §7 Behandlungsgrundsätze und Verhaltensregeln §8 Aufklärungspflicht §9 Schweigepflicht §10 Dokumentationspflichten §11 Ärztliche Untersuchungs‐ und Behandlungsmethoden §12 Honorar und Vergütungsabsprachen
Berufsordnung für die in Deutschland tätigen Ärztinnen und Ärzte Ziele: Das Vertrauen zwischen Ärztinnen und Ärzten und Patientinnen und Patienten zu erhalten und zu fördern; Die Qualität der ärztlichen Tätigkeit im Interesse der Gesundheit der Bevölkerung sicherzustellen; Die Freiheit und das Ansehen des Arztberufes zu wahren; Berufswürdiges Verhalten zu fördern und berufsunwürdiges Verhalten zu verhindern.
Patienten‐Arzt‐Verhältnis Individuelles Vertrauensverhältnis Hilfeversprechen, orientiert am individuellen Wohl des Kranken Vorbehaltlose, selbstverständliche, bestmögliche Hilfe und Einsatz für die Belange des Kranken Immer ein asymmetrisches Verhältnis Patient ist kein Kunde und kein Konsument
„Salus et voluntas aegroti suprema lex“ Die Gesundheit und der Wunsch des Patienten ist oberstes Gesetz Freiheit des Arztes freie Arztwahl Arzt als Anwalt und Partner des Patienten Leitlinien und Standards Teilhabe am wissenschaftlichen Fortschritt für Patient und Arzt Fehlerkultur (Fehler offenlegen, bearbeiten) Zweitmeinungskultur
Klinische Beispiele Indikation, Selbstoptimierung? • Bauch • Brust • Extremitäten • Gesicht
„Selbstoptimierung“ Plastische und Ästhetische Chirurgie • Körperliche Beschwerden • Einschränkung der Lebensqualität (Sport, unbekleidet) • Subjektive Wahrnehmung • Blick von außen • Altersunabhängig
„Antizipatorisches Systemvertrauen“ Beratung Verantwortung liegt beim Arzt Vertrauen Patient- Arzt Fachkompetenz Facharztstandard schonendste Maßnahme nil nocere Aufklärung freies informiertes Verständnis Behandlungsauftrag Werbung, wenn überhaupt, sachliche Information Qualitätsstandards- Kammern, Fachgesellschaften -Verhaltenskodex Deutsches Ärzteblatt Jg.109, Heft 40, 5.10.2012
Regularien ÄK?
Qualifikation nach Weiterbildung • Plastisch und ästhetisch operative Eingriffe grundsätzlich durch Fachärztinnen und Fachärzte fachbezogen • Zu beachten: deren Gebiete und Grenzen nach Weiterbildungsrecht Patient im Zentrum • Operativ tätig nur durch FÄ, in deren Gebiet operative Eingriffe fallen
Rechtliche Grundlagen • Fachliche Qualifikation • Aktueller Stand medizinischer Erkenntnis • Ärztliche Sorgfaltspflicht zum Wohle des Patienten • Vertrauensverhältnis Arzt- Patient Patient im Zentrum • Gewissenhafte Berufsausübung nach den Geboten ärztlicher Ethik der Menschlichkeit • Medizinisch und ethisch vertretbare Maßnahmen und Eingriffe
Organisatorische Voraussetzungen • Ständige Erreichbarkeit • Gewährleistung von Kooperation für Nachbehandlung • Informations- und Dokumentenfluß • Dokumentation • Schönheitschirurgie: “erweiterte Dokumentationspflicht”, Fotos • Hygienische, räumlich, apparative Vorraussetzungen
„Schönheitsbehandlungen“ und Ästhetische Behandlungen- Was ist möglich? • Möglich: viel • Frage: was ist sinnvoll? • Schlüssel zum Erfolg: Indikationsstellung • Cave: unrealistische Erwartungshaltung, Patient im Zentrum psychische Überlagerung, Dysmorphophobie • Behandler: Fachkompetenz • Als Behandler: “Nein” sagen können • Weniger ist oft mehr • …oft hilft der gesunde Menschenverstand Der Weg ist das Ziel
Wahre Schönheit kommt (auch) von innen Vielen Dank! oder auch: wahre Schönheit kommt (auch) von innen
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