SCHOTTLAND REISEKARTE - DINO NESSIE WAHN ODER WIRKLICHKEIT ERNEUERBARE ENERGIEN WIND, WELLEN, GEZEITEN TARTAN, PLAID UND KILT SCHOTTISCHE ...
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mit g REISE r o S S e R K AR TE Baedeker WISSEN dino nessie Wahn oder Wirklichkeit Erneuerbare Energien Wind, Wellen, Gezeiten Tartan, Plaid und Kilt Schottische Traditionen Wasser des Lebens Single Malt und Blended Scotch SCHOTTLAND
Baedeker Wissen Baedeker Wissen Baedeker Wissen i i Dino Nessie Loch Ness besitzt eine magische ... zeigt mehr von Schottland, etwa wie das weltweit erste und i Anziehungskraft als Heimat eines einzige rotierende Schiffshebewerk funktioniert, woraus man einen Seeungeheuers. Realität oder Haggis zubereitet, wie Tweedstoffe gewebt werden, wo es richtig liebevoll gepflegte Legende? spukt und wer berechtigt ist, einen Tartan zu tragen. Seite 206 o Edinburgh Castle e e Erneuerbare Energien Die gigantische Festungsanlage auf e Wind, Wasser und Wellenkraft – bis dem Castle Rock bestimmt die Skyline 2020 will Schottland seine gesamte p der Hauptstadt. Die Burg ist Schau- Energieversorgung aus regenerativen platz des berühmten Military Tattoo Quellen speisen. und Aufbewahrungsort der Kron- Seite 32 juwelen und des »Stone of Destiny«. Seite 264 r Die Königin, die ihren Kopf verlor p The Spirit of Scotland Leidenschaftliche Geliebte, skrupellose Nationalgetränk und Exportartikel Intrigantin, hoheitsvolle Dulderin – das Nummer eins ist der Scotch Whisky. r tragische Schicksal Maria Stuarts war Mehr als 110 Brennereien produzieren schon zu ihren Lebzeiten Legende. das schottische »Wasser des Lebens«. Seite 78 Seite 392 a t Schottische Klassiker a Pitchen und Putten In den Lachsfarmen weit draußen Wann und wo wurde zum ersten vor der schottischen Westküste hält Mal Golf gespielt? Was versteht man die Gezeitenströmung des Atlantiks unter einem Bogey oder Birdie? Wann die Fische pausenlos in Bewegung. spricht man von einem Hole in One? t Die fangfrischen Lachse kommen in Seite 468 eine Marinade aus braunem Zucker, dunklem Rum und Salz, bevor sie in Steinöfen über den Spänen alter Whiskyfässer schonend geräuchert werden – ein Festessen! Seite 90 o u Bärenstarke Männer im Kilt Kraft, Ausdauer und Geschicklich- u keit brauchen die tartanberockten Heavies, um ihre schweren Hammer zu schleudern oder sperrige Kiefern präzise in 12-Uhr-Position zu werfen – im ganzen Land werden von Mai bis September die berühmten Highland Games veranstaltet. Seite 104
2 INHALT Top-Reiseziele Top-Reiseziele Schottland gehört zu den Top-Reisezielen weltweit: Natur pur und spannende Städte, bezaubernde Märchenschlösser, mystische Steinkreise und Meisterwerke des Jugendstils, romantische Grenz- landabteien, bunte Hochlandspiele und die Wiege des Golfsports – damit Sie kein Highlight verpassen, haben wir für Sie die schönsten zusammengestellt. e M M Shetland Islands i M M Northwest Highlands Atemberaubende Klippen, nor- Ein magischer Zauber liegt über disches Erbe und süße Shetties der einsamen Bergwelt. Seite 455 Seite 402 r M M Orkney Islands i Seevögel, Steinzeitdörfer und atlantisches Lebensgefühl Seite 432 t M M Fair Isle Mitten im Meer nisten Tordalken, Basstölpel und Papageientaucher. Seite 465 o M M Outer Hebrides u M M Dunrobin Castle Schottlands Stonehenge sind die Prunkschloss des Duke of Suther- Standing Stones of Callanish. land, einst größter Grundbesitzer Seite 372 Westeuropas Seite 421 p M M Isle of Skye Die Wolkeninsel besitzt bizarre Munros, verwunschene Glens und besten Single Malt Whisky. Seite 354 a M M Castle Trail Unverzichtbare Tour zu den schönsten Schlössern und Gärten der Grampian Highlands Seite 208 s M M Malt Whisky Trail Erschnuppern und probieren Sie das Geheimnis des Scotch. Seite 390
Top-Reiseziele INHALT 3 ; > M M St. Andrews ; Die schnuckelige Universitäts- stadt ist die Wiege des Golfsports. Seite 465 ? M M Glasgow Vom Industriemoloch zur Trendcity des Vereinigten Königreichs Seite 311 d M M Caledonian Canal { M M Falkirk Wheel Panoramareiche Wasserstraße Bislang das einzige rotierende zwischen Nordsee und Atlantik Schiffshebewerk der Welt Seite 200 Seite 34, 168 f M M Cairngorm Mountains y M M Edinburgh Der Nationalpark ist ein Paradies Schottlands Hauptstadt und Kultur- für Wanderer und Skifahrer. hochburg mit spektakulärem Castle Seite 195 Seite 250 g M M Blair Castle z M M New Lanark Märchenschloss mit der einzigen Die Mustersiedlung des Sozial- Privatarmee im United Kingdom reformers Robert Owen gehört Seite 452 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Seite 215 : M M Ben Nevis Gipfelstürmer zieht es zum Y M M Culzean Castle höchsten Berg Großbritanniens. Heitere Eleganz im Kontrast zur Seite 203 wilden See, zu Himmel und Bergen Seite 175 ; M M Glamis Castle Krönung schottischer Burgroman- Z M M Borders tik mit edlen Prunkgemächern Im Grenzland warten samtgrüne Seite 245 Hügel, romantische Klosterruinen und stattliche Herrenhäuser. < M M Inveraray Castle Seite 181 Schon Sir Walter Scott ließ sich von dem Bilderbuchschloss inspirieren. > Seite 429 = M M Loch Lomond, Loch Katrine und die Trossachs Der Schotten liebster und größter See mit der Heimat von Rob Roy Seite 386
4 INHALT Lust auf... Lust auf … ... schottische Designer oder sensationelle Gipfeltouren, auf aus- gefallene Whiskyproben, Delfinbeobachtung oder das ultimative Shoppingerlebnis? Entdecken Sie Schottland ganz nach Ihren persönlichen Interessen. futuristische formen • Tradition trifft Moderne Die riesigen Betonarme am rotierenden Schiffshebewerk von Falkirk wurden keltischen Streitäxten nachempfunden. Seite 34 • Fenster zur Zukunft “ Sie reihen sich wie schaukelnde Schiffe aneinander: die Abgeord- netenflügel des schottischen Parlaments in Edinburgh – preis- gekröntes Symbol der Freiheit. Seite 276, 278 • Lichte Raumkunst 800 transluzente Glaspaneele umhüllen Glasgows Reid Building. Seite 323 schottisches design ◀◀ Charles Rennie Mackintosh Glasgows Liebling schuf eine ganz eigene Variante des europäischen Jugendstils wie im Hill House von Helensburgh. Seite 324 • Harris Tweed Blackface- und Cheviot-Schafe liefern die Wolle für den edlen Zwirn der Äußeren Hebriden. Seite 374 • Blair Castle Schneeweißes Märchenschloss mit Zinnen, Ecktürmchen und Kon- solen im schottischen Baronialstil Seite 452
Lust auf... INHALT 5 wildnis pur • Munro Bagging “ Ihre Dreitausender haben die Schotten genau gezählt – bezwin- gen Sie einen der 282 Munros! Seite 130 • Take a walk on the wild side! Zwei Naturlehrpfade erschließen die faszinierende Bergwelt der Highlands um den Loch Maree. Seite 410 • Ecoventures Mit dem Schnellboot gleitet man hinaus in den Moray Firth, wo bei einlaufender Flut Delfine in der Strömung spielen. Seite 417 Trendy shoppen • Arran Aromatics »After the Rain« und andere tolle Düfte aus rein pflanzlichen Stoffen Seite 168 ◀◀ Ultimative Einkaufstour In Glasgows Style Mile zwischen Buchanan Street und Princes Square Seite 315 • Anta Formschön und hochwertig sind die angesagten Highlandprodukte im jungen Countrylook. Seite 418 wasser des lebens • Classic Malt Cruise Whiskytörn durch die Hebriden nach Skye und Islay Seite 135 • Whiskyreisen Alle acht Islay-Destillerien mit be- sonderen Tastings und Chauffeur. Seite 366 • Malt Whisky Trail “ Probieren Sie einen »wee dram« Glenfiddich, Cardhu oder Macallan. Seite 390
6 Rätsel aus grauer Vorzeit: der gewaltige Steinkreis des Ring of Brodgar Hintergrund Erleben und 12 Jenseits des Tweed Geniessen 14 Fakten 84 Essen 15 Natur und Umwelt und Trinken 20 Bevölkerung · Politik · 85 Mehr als Haggis, Wirtschaft Fish & Chips 22 Schottland 88 Special: auf einen Blick Häuptling 26 Willkommen im Alltag! der Würstewelt 32 Infografik: 90 Typisch Erneuerbare Energien schottische 34 3D: Falkirk Wheel Gerichte 38 Geschichte 96 Feiertage, Feste, 39 Von Skara Brae Events bis Brexit 97 Feiern Sie mit! 104 Special: 54 Kunst und Kultur Bärenstarke 55 Creative Scotland Männer im Kilt 68 Berühmte 108 Mit Kindern Persönlichkeiten unterwegs 78 Special: Die Königin, 109 Spannung, die ihren Kopf verlor Spaß und Spiel
Inhaltsverzeichnis INHALT 7 112 Shopping Touren 113 Hochwertiges vom Hersteller 141 Unterwegs in Schottland 114 Infografik: 143 Tour 1: Schottisches Schottland entdecken mit Tradition 146 Tour 2: 116 Special: Burgen und Whisky Tartan, Plaid & Kilt 148 Tour 3: Auf den Spuren von 118 Übernachten Burns und Scott 119 Good night! 150 Tour 4: 120 Special: Abenteuer Insel Logieren wie Ihre Lordschaft Reiseziele 126 Urlaub aktiv 127 Sport & Fun von a bis z 130 Special: 154 Aberdeen Wie wird man 164 3D: Dunnottar Castle Munroist? 166 Antonine Wall Jedes Jahr im August wird Edinburgh Castle Schauplatz des Military Tattoo.
8 INHALT Inhaltsverzeichnis 168 Arran Preiskategorien 171 Ayr Restaurants (Preis für ein 178 Infografik: Kampf Hauptgericht ohne Getränke) um Unabhängigkeit AAAA über £ 50 180 Bannockburn AAA £ 20 – 50 181 Borders · Scottish Borders AA £ 10 – 20 195 Cairngorm Mountains A bis £ 10 200 Caledonian Canal Hotels (Preis für ein 206 Special: DZ mit Frühstück) Dino Nessie AAAA über £ 200 208 Castle Trail AAA £ 130 – 200 212 Clyde Valley AA £ 90 – 130 217 Cowal und Bute A bis £ 90 221 Culloden 224 Dee Valley · Royal Deeside Hinweis 229 Dumfries and Galloway Gebührenpflichtige Service 239 Dundee nummern sind mit einem Stern 247 Dunfermline gekennzeichnet: *0180.... 250 Edinburgh 264 3D: Edinburgh Castle Nessie wartet: Halten Sie bei Urquhart Castle Ausschau nach dem Ungeheuer!
Inhaltsverzeichnis INHALT 9 270 Special: Von Gangstern und Geistern 278 Infografik: Das schottische Parlament 298 Elgin 302 Five 311 Glasgow 324 Special: Schottischer Jugendstil – elegant und sinnlich 339 Glencoe 343 Grampian 348 Haddington 354 Hebriden 378 Special: Flora und der Prinz 381 Inverness 384 Kintyre 386 Loch Lomond, Gehören zusammen: Schottland und Schafe Loch Katrine und die Trossachs 488 Etikette 390 Malt Whisky Trail 489 Gärten 392 Infografik: 489 Geld The Spirit of Scotland 490 Gesundheit 394 Special: 490 Literatur und Film Das Wasser des Lebens 494 Luxusreisen 402 Northwest Highlands 495 Maße und Gewichte 425 Oban 495 Medien 432 Orkney Islands 496 Nationalparks und 445 Perth Scenic Areas 449 Pitlochry 496 Notrufe 455 Shetland Islands 497 Post · Telekommunikation 465 St. Andrews 497 Preise · Vergünstigungen 468 Special: Bogie, 499 Reisezeit Birdie, Hole in One 499 Sprache 473 St. Kilda 505 Toiletten 474 Stirling 506 Verkehr 509 Zeit 510 Register Praktische 525 atmosfair Informationen 526 527 Bildnachweis Verzeichnis der Karten 484 Anreise · Reiseplanung und Grafiken 486 Auskunft 528 Impressum 488 Elektrizität 532 Kurioses Schottland
Hintergrund Kurz und knapp, verständlich geschrieben und schnell nachzuschlagen: Wissenwertes über Land und Leute, Wirtschaft und Politik, berühmte Persönlichkeiten und den schottischen Alltag
12 PORTRÄT Jenseits des Tweed Jenseits des Tweed Dudelsack pfeifende Hochländer und der Kult um karierte Kilts, turbulente Geschichte und offene Menschen, Golf, Whisky und eine grandiose Natur. Zugegeben, all das gehört zu Schottland, aber eben noch weitaus mehr. Licht, Regen und Wind beherrschen die Urnatur dieses Landes. Un- vergesslich ist ein Sonnenaufgang, wenn noch leichter Morgennebel über den viel besungenen Gestaden von Loch Lomond liegt. Atem- beraubend die orgelnde Brandung an den Steilküsten der vorgelager- ten Inselwelt. Schon Theodor Fontane schwärmte 1860 in seinen Reiseaufzeichnungen vom Land »Jenseit des Tweed« – entrückte Stille, schwingende Weite, großartige Verlassenheit. Dazu Schafe, Schafe und nochmals Schafe. Einsame Burgen und unwirtliche Moorlandschaften, majestätische Gipfel und verwunschene Seen, prunkvolle Adelsschlösser und verträumte F ischerdörfer, hinter jeder Kuppe ein neues, Augen und Seele öffnendes Panorama. Kontraste: Edinburgh und Glasgow Ein Muss ist der Spaziergang durch Edinburghs »Royal Mile«, eine wahrhaft königliche Flaniermeile zwischen Castle und Palace of Ho- lyroodhouse neben dem modernen Parlamentsgebäude. Schottlands Hauptstadt bietet hochkarätige Kunstsammlungen und eine lebhafte Musikszene, erstklassige Hotels, Mackintoshs Variante des Jugend- gemütliche Pubs und erlesene stils: die Glasgow School of Art Gourmettempel. Weltberühmt ist das Edinburgher Kulturfestival, das jeden Sommer über eine Milli- on Besucher anlockt. Und was wäre Edinburgh ohne seine Spuk- häuser? Buchen Sie eine Ghost Tour! Trendsetter dürfen sich Glasgow auf keinen Fall entgehen lassen, eine der innovativsten Städ- te im Vereinigten Königreich. Fuß- ballfans kennen natürlich Celtic und Rangers, erklärter Liebling Glasgows aber ist Charles Rennie Mackintosh. Seine School of Art im Stil des Art nouveau gilt als Schlüsselwerk der Moderne.
Jenseits des Tweed PORTRÄT 13 Herzliche Gastfreundschaft »Auf Flaschen gezogenes Son- nenlicht« nannte Bernard Shaw das Wasser des Lebens, das »Uis- ge Beatha« der über 110 Whisky- destillerien, in denen das Ge- heimnis des Scotch erschnuppert und probiert werden kann. Jede der Brennereien liegt, empfängt, riecht und entlässt anders, min- destens aber mit »a bonny wee dram«, dem obligatorischen Gläschen Malt. Historisch Be- wanderte verbinden den hohen Norden Großbritanniens mit ewigem Schwerterklingen. Wer will, kann Schauplätze wilder Clankämpfe aufsuchen und in Mitten im Hochland: Kilchurn Bannockburn die berühmteste Castle um Ufer des Loch Awe Schlacht um Schottlands Unab- hängigkeit nacherleben – zum 700-jährigen Jubiläum hatten die Schotten 2014 in einem Referendum für ihren Verbleib im Vereinig- ten Königreich gestimmt. Seit dem Brexit-Votum Großbritanniens im Juni 2016 stemmt sich Schottland gegen einen Austritt aus der EU – und treibt ein neues Unabhängigkeitsreferendum voran. Im Süden wird auf literarischen Wallfahrtsrouten Robert Burns‘ und Sir Walter Scotts gedacht. Oder folgen Sie den Spuren von Maria Stuart, die schon zu Lebzeiten Legende war. Ein besonderer Reiz Schottlands ist seine wohltuende Einsamkeit. Noch heute kann man die entlegenen Moore und Heiden des Hochlands tagelang durch- streifen, ohne jemandem zu begegnen. Naturfreunde und Vogel- kundler sollten das Fernglas einpacken. Über den Hebriden kreisen Turmfalken und Steinadler, auf Orkney und Shetland nisten Eis- sturmvögel, Papageientaucher und Basstölpel. Zwar bildet Schottland seit 1707 den nördlichen Teil Großbritanniens, aber nichts wäre un- passender, als die schottische mit der englischen Identität gleichzu- setzen. So ist beispielsweise die schottische Küche beinahe so her- vorragend wie die französische, von der sie dank der »Auld Alliance« einen Gutteil übernommen hat. Urtugend der Schotten ist ihre herz- liche Gastfreundschaft. Der legendäre Geiz hingegen ist ein Mythos, aus dem Bedürfnis entstanden, chronischen Engpässen mit subtilem Humor zu begegnen. Letzterer ist auch den viel zitierten Schotten- witzen eigen, die nur belegen, dass man hier gerne über sich selbst lacht. Entdecken Sie Schottland, und Sie werden zu Hause Fontane zitieren: »Es war eine der schönsten Reisen in meinem Leben.«
Kapitel-/ Fakten Regioneneinstieg
Natur und Umwelt HINTERGRUND 15 Natur und Umwelt Wie unterscheiden sich Uplands, Highlands und Lowlands? Warum gibt es in Schottland so wenig Wald? Wo finden Tier- freunde ihre gefiederten, wolligen oder zotteligen Lieblinge? Großräumig gliedert sich Schottland in das Berg- und Hügelland der Dreigeteiltes Southern Uplands (Scottish Borders, Dumfries & Galloway) im Sü- Schottland den, die Mittel- und Hochgebirge der Highlands (Argyll, Grampian, Sutherland) im Norden und dazwischen die Lowlands mit dem Tief- land des »Central Belt«, die am dichtesten besiedelte Region Schott- lands, mit Glasgow und Edinburgh. Auf den ersten Blick erscheinen die grünen Hügel der Southern Southern Uplands – die »rolling hills of the Borders« – wie die herannahen- Uplands den Wogen eines grünen Ozeans, die sich südwärts der englischen Grenze entgegenwerfen. Das von tiefen Tälern durchzogene Mittel- gebirge ist in viele einzelne Hügel- und Gebirgslandschaften geglie- dert. Im Westen haben Gletscher tiefe Täler eingeschnitten und Mo- ränen aufgeschüttet. Markante Hügelketten sind die über 800 m hohen Tweedsmuir und Cheviot Hills an der Grenze zu England sowie die Merrick, Moorfoot und Lammermuir Hills. Die Uplands sind sehr gewässerreich, bedeutende Flüsse sind Tweed, Clyde, Tyne, Annan, Cree, Nith und Ayr. Es sind allesamt hoch gepriesene Angel- reviere, und viele von ihnen sind als Trinkwasserspeicher oder zur Elektrizitätsgewinnung zu künstlichen Seen aufgestaut. Der Southern Uplands Fault, eine markante Bruchlinie, trennt das Central Bergland von den Central Lowlands. Hier sind seit Menschengeden- Lowlands ken Bodenschätze wie Kohle, Eisenerze, Schieferöl, Sandstein und Granit abgebaut worden, was die Oberflächenstruktur mitgestaltet hat. Die Senke ist eine durch kleine Tiefebenen, Hügel und vulkani- sche Bergstöcke gegliederte Landschaft, dank der langen Mündungs- trichter von Clyde, Tay und Forth bestimmt von maritimen Einflüs- sen. Lehmböden begünstigen hier den Ackerbau. Das flache bis hügelige Tiefland ist durch die beiden weit in das Land hineinrei- chenden Mündungstrichter des Firth of Clyde und des Firth of Forth zum Meer geöffnet. Es bildet den schmalen, aber wirtschaftlich wie demografisch bedeutendsten Mittelteil Schottlands. Im Norden werden die Lowlands durch die Bruchlinie des Highland Highlands Boundary Fault abgegrenzt. Sie durchzieht Schottland diagonal vom Seit über 500 Jahren Nationalsymbol Schottlands: die Distel (Thistle)
16 HINTERGRUND Natur und Umwelt Firth of Clyde im Südwesten nach Stonehaven im Nordosten. Jenseits davon liegen die rund zwei Drittel Schottlands, die die Highlands ausmachen – zweigeteilt durch den knapp 100 km langen Graben- bruch des Great Glen. Durch Gletscher in der letzten Eiszeit noch vertieft, reihen sich im »Großen Tal« drei Seen (Lochs) wie eine Per- lenschnur aneinander. Loch Ness, bis zu 230 m tief, ist der bekann- teste von ihnen. Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jh.s wurde der Caledonian Canal als Verbindung der Seen untereinander zwischen dem Firth of Lorn im Südwesten und dem Moray Firth im Nordosten hergestellt. Der Kanal mag seine wirtschaftliche Bedeutung verloren haben, für den Tourismus ist er ein begehrtes Reiseziel. Parallel zu ihm verläuft die wichtigste west-östliche Straßenverbindung durch das schottische Hochland, die unverzichtbar für die wirtschaftliche Entwicklung in diesem strukturschwachen Raum geworden ist. Südöstlich des Great Glen erstrecken sich mit den Grampian Mountains die höchsten Erhebungen Schottlands und sogar ganz Großbritanniens. Ben Nevis erreicht 1343 m, die Cairngorm Moun- tains ragen bis zu 1309 m auf. Die Gipfel der roten Sandsteinberge der Grampians sind oft sanft gerundet, während die rötlichen Gra- nitberge der Cairngorms eher alpine Hochgebirgsformen zeigen. Zahlreiche Kare, oft in Form von Seen, sind Zeugen der eiszeitlichen Vergletscherung, wie die trogförmigen Täler und gewellten Plateau- flächen mit Grundmoränenschotter. Im Nordosten gehen die Gram- pian Mountains in ein flach hügeliges Küstentiefland über. Nördlich des Glen Mor beginnen die aus Granit, Gneis und Sand- stein aufgebauten Northwest Highlands. Sie erreichen Höhen von 900 bis 1000 m, Carn Eige sogar 1182 m. Dank der höheren Nieder- schläge war hier die Eiszeit stärker ausgeprägt. Unzählige Kare, Fjor- de (Firths) und lang gestreckte Seen (Lochs), Kliffs und Buchten sind Teil dieses eiszeitlichen Formenreichtums. Die Gletscher haben aber auch dafür gesorgt, dass kaum noch Bodenkrume vorhanden ist. So- wohl deshalb als auch wegen der klimatischen Bedingungen ist nur wenig Ackerbau möglich. Hebriden Auf den Inneren Hebriden findet man vulkanischen Basalt, oft durch Tektonik in Blöcke zerbrochen. Am markantesten sind die über 900 m aufragenden Gipfel der Cuillins auf Skye. Die Äußeren Hebriden sind niedriger und zeigen durch Gletschererosion abge- flachte Hügel, die weitgehend mit Torf bedeckt sind. Eiszeitliche Ero- sion ist auch für die über 100 Seen auf den Inseln verantwortlich. Orkney und An die Nordspitze des schottischen Festlands schließen die Orkney- Shetland Inseln an – insgesamt 67, davon 18 bewohnt. Sie sind aus Sandstein Islands aufgebaut und überwiegend flach, mit Erhebungen bis 475 m. Die buchtenreichen Küsten werden oft von markanten Felsenklippen
Natur und Umwelt HINTERGRUND 17 Herbststimmung im Hochland: stille Seen, unendliche Weite und trutzige Clanburgen wie Eilean Donan Castle geprägt. Ähnliches gilt für die noch weiter nordöstlich gelegenen gut 100 Shetland-Inseln, von denen nur 13 bewohnt sind. Sie besitzen majestätische Fjorde und tief eingeschnittene Buchten, ihre höchste Erhebung ist Ronas Hill mit 450 m. Vielfältige Pflanzen- und Tierwelt Die einst ausgedehnten Wälder Schottlands wurden seit dem Mittel- Kahlschlag alter für Ackerbau und Weideland, später für die Industrialisierung und abgeholzt. Nur geringe Reste der ursprünglichen Vegetation über- Wiederauf- dauerten wie im Glen Mor und in der Küstenebene von Caithness im forstung Nordosten. Auf den Äußeren Hebriden, Orkney, Shetland und der windgepeitschten Westseite der Highlands konnte sich wegen des stürmischen Wetters vermutlich nie ein Wald ausbilden. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann ein groß angelegtes Auffors- tungsprogramm, das vom Staat initiiert und später von privaten Grundbesitzern und Investoren fortgeführt wurde. Im Vordergrund standen der Schutz vor Bodenerosion und die Schaffung von Arbeits-
18 HINTERGRUND Natur und Umwelt
Natur und Umwelt HINTERGRUND 19 plätzen in Wald- und Holzwirtschaft. Es wurden schnell wachsende Nadelholz-Monokulturen angelegt, die zu Kritik aus ökologischer Sicht führten. Auch die Tourismusbranche meldete Bedenken an, da die Hochlandtäler durch Fichtenbestand ihren besonderen Charak- ter verlieren. 13 % der schottischen Landfläche sind wieder aufge- forstet, gegenüber 2 % Naturwald. Damit besitzt Schottland, bei ei- nem Flächenanteil von 32 % Großbritanniens, bereits über 40 % der britischen Wälder. Norwegische Fichten, schottische Kiefern (Scots Pine) und Lärchen sind die vorherrschenden Baumarten. Zottelige Hochlandrinder, Galloways in den Uplands, Schafe, so weit Was kreucht das Auge reicht – sie alle findet man ganzjährig auf der Weide. Be- und fleucht sonders die Schafe leben auf den gebirgigen Rauweiden fast wild und gehören wie Rot- und Damwild, Füchse, Dachse, Hasen, Kanin- chen, Marder, Wildkatzen und Otter zum artenreichen Bestand der schottischen Tierwelt. Schottland ist ein Traumziel für Ornitholo- gen. Neben Singvögeln sind besonders Raub- und Greifvögel, Rau- fußhühner und eine Fülle von Seevögeln zu nennen. Letztere bevöl- kern in großer Anzahl, teils als Brutvögel, teils zur Überwinterung, die im Westen und Norden vorgelagerten Inseln. Auf Orkney, Shet- land und den Hebriden sind viele Inseln als Vogelschutzgebiete aus- gewiesen, darunter als eine der schönsten St. Kilda, 92 Seemeilen westlich vom schottischen Festland mitten im Atlantik – seit 1986 UNESCO-Weltnaturerbe. Für ihren Forellen- und Lachsbestand sind die Gewässer der Uplands und der Highlands berühmt. Vor der Küste tummeln sich Delfine, Kleinwale, Seehunde, Robben und Rie- senhaie, die sich allerdings von Plankton ernähren. In Schottland sind Gebiete von bemerkenswerter landschaftlicher Geschützte Schönheit und starker Anziehungskraft für den Tourismus unter Na- Naturräume turschutz gestellt und durch Wanderwege naturschonend für Besu- cher erschlossen worden. Seltener gehören Pflanzen und Tiere dazu. Nachdem das schottische Parlament dafür die gesetzliche Grundlage geschaffen hat, gibt es seit 2002 neben 70 »National Nature Reserves« mit über 114 000 ha auch Nationalparks in Schottland: Loch Lo- mond und die Trossachs sowie die Cairngorm Mountains. Die mehr als 40 »Forest Parks« erfüllen einen ähnlichen Zweck, wie am Ben Nevis, Loch Maree und im Galloway Forest Park. Zudem gibt es 40 »National Scenic Areas« mit über 1 Mio. ha Fläche, darunter As- synt-Coigach, Cuillin Hills, Deeside and Lochnagar, Jura, Kintail und Wester Ross, sowie fast 1500 »Sites of Special Scientific Interest« mit knapp 1 Mio. ha. Hier muss auch die herausragende Bedeutung des National Trust for Scotland unterstrichen werden. Er besitzt, erhält und verwaltet nicht nur Schlösser und prähistorische Stätten, son- dern auch Gebiete von besonderem landschaftlichem Reiz, Moore, Berggipfel und Felsklippen.
20 HINTERGRUND Bevölkerung ∙ Politik · Wirtschaft Bevölkerung ∙ Politik · Wirtschaft Schottisch, britisch, europäisch? Wo und wie leben die Schot- ten heute? Was bedeutet calvinistische Arbeitsmoral, und wo- für steht schottischer Erfindergeist? Wem gehört das Land, und wie wird es regiert und verwaltet? Bevölkerung Schottland hat 5,3 Mio. Einwohner, das entspricht 67 Einwohnern pro km² – die Einwohnerdichte in ganz Großbritannien beträgt 240 Einwohner pro km². Auf Schottland entfallen 32 % der britischen Landfläche, aber nur 8,6 % der britischen Bevölkerung. Fast drei Viertel aller Schotten leben in den zentralen Lowlands, vor allem in und um Glasgow und Edinburgh, im sogenannten Central Belt. Edinburgh hat rund 485 000, Glasgow fast 600 000 Einwohner. Die Uplands und besonders die Highlands sowie die Inseln weisen nur eine geringe Siedlungsdichte auf, von 15 – 20 Einwohnern pro km² in den Borders bis zu weniger als 10 in den Highlands. Und selbst diese kleine Zahl konzentriert sich vorwiegend auf die Küstenstädte wie Stornoway, Ullapool, Wick, Dornoch und Inverness, während im zentralen Hochland weite Landstriche fast völlig unbewohnt sind. Im Central Belt werden dagegen Dichten von 250 bis 500 Einwohnern pro km² erreicht, was in etwa den Verhältnissen in Südengland und Mitteleuropa entspricht. Clansystem Ursache der ungleichen Bevölkerungsverteilung ist in erster Linie die Landesnatur, aber auch historische Entwicklungen haben dazu bei- getragen. Bis ins 18. Jh. hatte sich im Hochland das Clansystem er- halten. Im Hochmittelalter war die agrarisch-feudale Clangesell- schaft, basierend auf keltischer Stammeszugehörigkeit, mit dem normannischen Feudalsystem verschmolzen: An der Spitze des Clans stand der Clanchief, der eine Gruppe niedriger Adliger unter sich hatte. Sie waren ihm zu Militärdienst und Lehensdiensten ver- pflichtet. Unter diesen standen die Clansmen, die kollektiv in Grup- pen bzw. Sippen kleinbäuerliche Lehen, die Crofts, bewirtschafteten und daneben ihren Lehnsherren dienstbar waren. Das Land befand sich im Gemeinbesitz des Clans, mit dem jeder Clansman durch Rechte und Pflichten verbunden war. Insgesamt gab es im Hochland, wo das System am ausgeprägtesten war, rund 180 Clans (“Baedeker Wissen S. 115, 419), die räumlich weitgehend voneinander getrennt in ihren Highland Glens Gerste, Hafer und später auch Kartoffeln zur Selbstversorgung anbauten und Rinderzucht betrieben. Nach der Vereinigung mit England 1707 wurde das Clansystem offiziell aufge- löst, in der Praxis aber erst nach der Niederlage der Jakobiten bei Culloden 1746 brutal unterdrückt. Die Ländereien der rebellischen
Bevölkerung ∙ Politik · Wirtschaft HINTERGRUND 21 Clans, die den Thronprätendenten »Bonnie Prince Charlie« unter stützt hatten, wurden englischen Adligen zur Verwaltung übergeben und erst Ende des 18. Jh.s an loyale Clanchiefs zurückgegeben. Sie wurden als »Lairds« mit Feudalrechten ausgestattet. Für die Umverteilung der schottischen Bevölkerung entscheidend Highland war die Zerschlagung der Clans und die Umwandlung der bewirt- Clearances schafteten Flächen in individuelles Eigentum adliger Großgrundbe- sitzer, gekoppelt mit der rapiden Industrialisierung und Verstädte- rung der Lowlands. Ihre größten Gewinnmöglichkeiten sahen die neuen Grundbesitzer im Wechsel von bisher arbeitsintensiver Selbst- versorgungslandwirtschaft in großflächige extensive Schafhaltung, Grundlage für den wachsenden Wollbedarf der britischen Textilin- dustrie. Die kleinen Crofter waren da nur im Weg. Im Rahmen der »Highland Clearances« – auch in den Lowlands fanden Clearances Tartan des Clan Gordon statt – wurden im späten 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jh.s über 60 % der Hochlandbevölke- rung von ihren Höfen vertrieben und in die Küstenräume zwangs- umgesiedelt. Oder sie wurden zur Auswanderung in die englischen Industriestädte, die neu entste- henden Industrieregionen der Lowlands – mit Glasgow an der Spitze – sowie nach Übersee ge- zwungen. Allein zwischen 1840 und 1860 verließen fast 100 000 Schotten ihr Land. Das Ergebnis der Highland Clearances war eine fast völlige Entleerung der Hochlandregionen, die in Wei- deland und lukrative Jagdreviere umgewandelt wurden. 1841 lebten noch etwa 400 000 Schotten in den Highlands, heute sind es nur noch knapp 280 000. Fast 90 % wohnen an der Küste oder in Küstennähe. Es gibt noch rund 60 000 Crofter, kleinbäuerli- che Nebenerwerbsbetriebe, die auf den Hebriden und an der Küste leben. Doch ihre Zahl sinkt mangels ausreichender Einkom- men weiter.
WISSEN Schottland auf einen Blick ©
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24 HINTERGRUND Bevölkerung ∙ Politik · Wirtschaft Mit der Landreform des schottischen Parlaments sollen die Le- bensgrundlagen für Crofter und ihre Gemeinden verbessert werden. Verstärkt wird die Abwanderung durch den Arbeitskräftebedarf der Ölindustrie an der Nordostküste. Besonders die Inselgruppen kämp- fen mit dem Abwanderungsproblem. Waren um 1850 noch 34 Shet- land-Inseln bewohnt, sind es heute nur noch 13. In Glasgow, Edin- burgh und den Industrie- und Hafenstädten an Forth und Clyde leben größere Gruppen von Einwanderern. Sie kommen überwie- gend aus den Commonwealth-Staaten Indien, Pakistan und den West Indies. Ihr Bevölkerungsanteil liegt heute bei rund 3 %. Konfessionen In religiöser Hinsicht unterscheidet sich Schottland mehrheitlich vom übrigen Großbritannien. John Knox führte 1560 nach calvinis- tischem Vorbild die schottische Reformation durch (Confessio Scoti- ca) und gründete eine synodial-presbyterianisch organisierte, refor- mierte Kirche, die Church of Scotland. Ihr fühlt sich heute noch etwa ein Drittel der schottischen Bevölkerung zugehörig. Die Staats- kirche besteht aus weitgehend sich selbst verwaltenden Gemeinden, die zu einer Synode mit jährlich in Edinburgh tagender General As- sembly zusammengeschlossen sind. 16 % der schottischen Bevölke- rung, vor allem die Nachfahren irischer Einwanderer, bekennen sich zur römisch-katholischen Kirche, die in zwei Erzdiözesen und sechs Diözesen gegliedert ist. Mit der Scottish Episcopal Church gibt es Feierliche Parlamentseröffnung am 1. Juli 1999 durch Elizabeth II.
Bevölkerung ∙ Politik · Wirtschaft HINTERGRUND 25 eine anglikanische Kirche, zudem existieren Gemeinden der Metho- disten, Baptisten und Kongregationalisten sowie eine kleine jüdische Gemeinde und Moscheen in Glasgow und Edinburgh. Politik und verwaltung Seit 1996 ist Schottland in 32 kommunale Verwaltungsbezirke Verwaltung (Council Areas) eingeteilt: Sie reichen von City Councils wie Aber- deen, Dundee, Edinburgh oder Glasgow bis zu ehemaligen Graf- schaften (Angus, Fife) und riesigen Gebieten wie den Highlands mit fast 26 000 km². Damit hat Schottland die konzentrierteste Kommu- nalstruktur in Europa, mit insgesamt aber nur 1223 gewählten Kom- munalvertretern im ganzen Land. Städte wie Kirkcaldy, Dunfermline oder Inverness (einige davon mit mehr als 100 000 Einwohnern) ha- ben keine kommunale Selbstverwaltung. Und es gibt nicht einen vom Volk gewählten Bürgermeister in ganz Schottland! Alte Residenz- und seit 1633 Hauptstadt von Schottland ist Edin- Hauptstadt burgh. Der seit über einem halben Jahrtausend kulturelle Mittel- punkt Schottlands ist heute nach London das erfolgreichste Dienst- leistungszentrum ganz Großbritanniens. Das Vereinigte Königreich hat keine geschriebene Verfassung und ist Das kein föderaler Staat, obwohl Wales und Schottland eigene Regional- schottische parlamente besitzen. Die Rechte des schottischen Parlaments sind im Parlament Scotland Act von 1998 festgelegt und wurden durch den Scotland “Baedeker Act 2016 um größere finanzielle Verantwortung erweitert. Wissen S. 278 Nach 292 Jahren erhielt Schottland 1999 wieder ein eigenes Parla- ment. Am 25. März 1707 hatte das damalige schottische Parlament dem Gesetz zur Union mit England zugestimmt und damit sein Ab- geordnetenhaus zugunsten eines gemeinsamen Parlaments in Lon- don aufgelöst. Noch 1979 war ein Versuch gescheitert, ein schot tisches Regionalparlament mit beschränkter Autonomie einzuführen. Doch eine breite Kampagne für »Devolution« führte nach dem Wahlsieg Tony Blairs 1997 zu einem erneuten Referendum, bei dem die Mehrheit für ein schottisches Parlament stimmte. Seine Befug- nisse entsprechen etwa denen eines deutschen Landesparlaments: Bildung und Kultur, Gesundheit, Umwelt, regionale Wirtschaft und Finanzen, Rechtssystem und Kommunalverwaltung. Die Londoner Zentralregierung hat das Sagen in der Außen-, Wirtschafts-, Sozial- und Verteidigungspolitik. Von den 129 Abgeordneten werden 73 direkt gewählt (Erststimme) und um 56 Listenabgeordnete ergänzt – mit einer Zweitstimme für Parteilisten, ähnlich dem deutschen Wahl- system. So soll eine Annäherung zwischen prozentualem Wahlergeb- nis und Sitzverteilung erzielt werden.
26 HINTERGRUND Alltagsbegegnungen Willkommen im Alltag! Wer Schottland und die Schotten einmal abseits der üblichen Touristenströme erleben möchte, zu Hause, beim Ernteein- satz, in der Whiskybrennerei oder bei einem sozialen Prakti- kum, dem seien die folgenden Tipps ans Herz gelegt. Kost und logis Mit dem Web 2.0 haben Hoteliers eine Konkurrenz bekommen, die weltweit in rasantem Tempo wächst: soziale Netzwerke, die im Internet Schlafplätze vom charmanten Mini- zimmer bis zum verträumten Cottage oder der Designerwohnung anbieten. www.airbnb.com, www.housetrip.com Alternative: Homestay. Wer sich statt im Hotel oder B & B bei einer schottischen Familie einquartiert, bekommt eine ganz andere Perspek- tive des Landes vermittelt. www.homestayweb.com www.homestayfinder.com Auch für private Haustauschferien nach dem Motto »Ich wohn bei dir, du wohnst bei mir« gibt es in Schott- land jede Menge Angebote. www.haustauschferien.com http://de.homeforhome.com Freiwilligendiest Aktivurlaub auf einer Xchange Scotland organisiert schottischen Farm dreiwöchige Aufenthalte, vor allem Zugucken, anpacken, mitma- im Raum Glasgow, wo Freiwillige chen! Für Kinder ist das Landle- in lokalen Projekten mitarbeiten ben mitten in der Natur immer können. Zum Programm gehören ein Erlebnis. Und auf einer schot- Sommercamps für Kinder und Ju- tischen Farm – auf den frucht- gendliche mit Musik-Workshops, baren Feldern der Lothians oder Geschichtenerzählen, Kochen und einem Berghof in den High- Tagesausflügen. So lernen Teilnehmer lands – kommt man den Men- nicht nur die schottische Kultur ken- schen und Tieren schnell näher. nen, sondern auch Glasgow und www.embracescotland.co.uk/ seine Umgebung. holiday-inspiration/types/ www.xchangescotland.org scottish-farm-cottages
homemade sind es jeden Sommer 350 Helfer, Als Wendy Inkster vor 20 Jahren meist Studenten – aus 15 Nationen. auf der winzigen Shetlandinsel East Die Arbeit ist anstrengend, und trotz- Burra aus der Wolle eines alten, auf- dem kommen viele wieder, weil sie geribbelten Fair Isle-Pullovers ihren das Gemeinschaftserlebnis und die ersten Teddy strickte, ahnte sie nicht, Freizeit am Strand der Universitäts- wie gefragt die lustigen Kuscheltiere stadt genossen haben. Man wohnt werden sollten. Die Pullover der Fair im Camper, machte Ausflüge, sitzt Isle sind berühmt für ihre Farbnuan- abends mit Menschen aus aller Welt cen und Muster. Zusammen mit drei am Lagerfeuer. Auch bei James Neill Strickererinnen stellt Wendy heute & Sons in Perhshire werden von Mai mehr als 1000 Teddies pro Jahr für bis November Erntehelfer gesucht. kleine und große Bärenfreunde rund www.allanhill.co.uk/summer.htm um den Globus her – natürlich nur www.anyworkanywhere.com/jneill.html aus Shetlandwolle. Als 2013 der Sohn von Prinz William und Kate geboren wurde, zog auch ein kleiner Burra-Bär in das Kinderzimmer von HRH Prince George ein. Wie die Bären entstehen? Schauen Sie doch bei Wendy zuhause in der Meadows Road vorbei oder nehmen Sie im Shetland Museum in Lerwick einen Bären für den Nachwuchs mit. Tel. 01595 85 93 74, Outlet: The Spiders Web, 51 Commercial Street, Lerwick www.burrabears.co.uk erntehelfer Viele Fruchtfarmer brauchen wäh- rend der Ernte Unterstützung. Auf der Allanhill Farm bei St. Andrews
28 HINTERGRUND Bevölkerung ∙ Politik · Wirtschaft Holyrood Die ersten beiden Legislaturperioden wurden von einer Koalition aus Labour und Liberaldemokraten dominiert, mit der Schottischen Nationalpartei (SNP) als größter Oppositionspartei. Zu Beginn stand das neue Parlament unter dem Schatten der explodierenden Kosten und zeitlichen Verzögerungen des neuen Parlamentsge- bäudes in Edinburgh, das erst 2004 am Fuss der Royal Mile bezogen werden konnte. Was die Situation weiter komplizierte, war der Tod nicht nur des Architekten Enric Miralles im Sommer 2000, sondern auch des politischen Architekten und ersten First Minister Donald Dewar im Oktober 2000. Als sein Nachfolger Henry McLeish nach nur einem Amtsjahr über eine alte Finanzaffäre stolperte, stand 2003 mit Jack McConnell schon der dritte First Minister zur Wiederwahl. Trotz turbulentem Start verabschiedete das Parlament wichtige Ge- setze wie die längst überfällige Landreform (mit Abschaffung des Feudalrechts!), Bildungs- und Justizreformen, die Einführung kos- tenfreier Altenpflege und das Rauchverbot in öffentlichen Räumen. 2007 wurde die SNP unter Alex Salmond stärkste Partei. Er führte bis 2011 eine Minderheitsregierung. Bei den Wahlen 2011 erzielte die SNP die absolute Mehrheit, war aus dem lange angestrebten Referen- dum über die schottische Unabhängigkeit Gewissheit geworden. Referendum Im Edinburgher Abkommen von 2012 legten die britische und die 2014 schottische Regierung die Konditionen für die Volksabstimmung fest, die von Alex Salmonds Regierung auf den 18. September 2014 angesetzt wurde. Die Kampagnen – Yes Scotland (mit der SNP, den Grünen und den Sozialisten) und Better Together (Labour, Liberal- demokraten und Konservative) – zogen weite Teile der schottischen Bevölkerung in ihren Bann. Das Resultat war eine Rekordwahlbe- teiligung von fast 85 %. Das Ergebnis war dann überraschend klar: mehr als 55 % stimmten dafür, beim Vereinigten Königreich zu bleiben, knapp 45 % wollten ein unabhängiges Schottland. Doch das ist nicht das Ende der Geschichte. Die Nein-Parteien hat- ten umfangreiche neue Befugnisse für das schottische Parlament versprochen, und dazu einen knappen Zeitplan. Sollten diese Ver- sprechungen nicht eingelöst werden, würden es diese Parteien bei den nächsten Wahlen zu spüren bekommen, und Forderungen nach einem neuen Referendum würden neue Nahrung erhalten. Außer- dem hatte das schottische Votum eine Debatte über die zukünftige Verfassung des gesamten Vereingten Königreichs ausgelöst, über de- zentralisierte Strukturen und mehr kommunale Demokratie in Schottland. Unmittelbar nach der Niederlage im Referendum trat Alex Salmond als SNP-Vorsitzender und als First Minister zurück. In beiden Funktionen wurde seine Stellverteterin Nicola Sturgeon zu seiner Nachfolgerin gewählt – sodass Schottland nun nicht nur seine erste Regierungschefin hat, sondern auch die drei größten Par- teien im schottischen Parlament von Frauen geführt werden.
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