SCHOTTLAND REISEKARTE - DINO NESSIE WAHN ODER WIRKLICHKEIT ERNEUERBARE ENERGIEN WIND, WELLEN, GEZEITEN TARTAN, PLAID UND KILT SCHOTTISCHE ...

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                                                             REISE r o S S e R
                                                                  K AR TE
Baedeker WISSEN

                  dino nessie Wahn oder Wirklichkeit
                  Erneuerbare Energien Wind, Wellen, Gezeiten
                  Tartan, Plaid und Kilt Schottische Traditionen
                  Wasser des Lebens Single Malt und Blended Scotch

SCHOTTLAND
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Baedeker Wissen                                                                             Baedeker Wissen

Baedeker Wissen                                                               i    i   Dino Nessie
                                                                                   Loch Ness besitzt eine magische
... zeigt mehr von Schottland, etwa wie das weltweit erste und
                                                                               i   Anziehungskraft als Heimat eines
einzige rotierende Schiffshebewerk funktioniert, woraus man einen                  Seeungeheuers. Realität oder
Haggis zubereitet, wie Tweedstoffe gewebt werden, wo es richtig                    liebevoll gepflegte Legende?
spukt und wer berechtigt ist, einen Tartan zu tragen.                              Seite 206

                                                                                   o   Edinburgh Castle
                          e       e   Erneuerbare Energien                         Die gigantische Festungsanlage auf
                         e         Wind, Wasser und Wellenkraft – bis              dem Castle Rock bestimmt die Skyline
                                   2020 will Schottland seine gesamte
                                                                              p    der Hauptstadt. Die Burg ist Schau-
                                   Energieversorgung aus regenerativen             platz des berühmten Military Tattoo
                                   Quellen speisen.                                und Aufbewahrungsort der Kron-
                                   Seite 32                                        juwelen und des »Stone of Destiny«.
                                                                                   Seite 264
                                  r   Die Königin,
                                   die ihren Kopf verlor                           p   The Spirit of Scotland
                                   Leidenschaftliche Geliebte, skrupellose         Nationalgetränk und Exportartikel
                                   Intrigantin, hoheitsvolle Dulderin – das        Nummer eins ist der Scotch Whisky.
                           r       tragische Schicksal Maria Stuarts war           Mehr als 110 Brennereien produzieren
                                   schon zu ihren Lebzeiten Legende.               das schottische »Wasser des Lebens«.
                                   Seite 78                                        Seite 392
                                                                              a
                                  t   Schottische Klassiker                        a   Pitchen und Putten
                                   In den Lachsfarmen weit draußen                 Wann und wo wurde zum ersten
                                   vor der schottischen Westküste hält             Mal Golf gespielt? Was versteht man
                                   die Gezeitenströmung des Atlantiks              unter einem Bogey oder Birdie? Wann
                                   die Fische pausenlos in Bewegung.               spricht man von einem Hole in One?
                           t       Die fangfrischen Lachse kommen in               Seite 468
                                   eine Marinade aus braunem Zucker,
                                   dunklem Rum und Salz, bevor sie in
                                   Steinöfen über den Spänen alter
                                   Whiskyfässer schonend geräuchert
                                   werden – ein Festessen!
                                   Seite 90                                                                   o

                                  u   Bärenstarke Männer im Kilt
                                   Kraft, Ausdauer und Geschicklich-
                           u       keit brauchen die tartanberockten
                                   Heavies, um ihre schweren Hammer
                                   zu schleudern oder sperrige Kiefern
                                   präzise in 12-Uhr-Position zu werfen  –
                                   im ganzen Land werden von Mai bis
                                   September die berühmten Highland
                                   Games veranstaltet.
                                   Seite 104
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Schottland

    www.baedeker.com

   Verlag Karl Baedeker
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2   INHALT     Top-Reiseziele

       Top-Reiseziele
       Schottland gehört zu den Top-Reisezielen weltweit: Natur pur
       und spannende Städte, bezaubernde Märchenschlösser, mystische
       Steinkreise und Meisterwerke des Jugendstils, romantische Grenz-
       landabteien, bunte Hochland­spiele und die Wiege des Golfsports  –
       damit Sie kein Highlight ver­passen, haben wir für Sie die
       schönsten zusammengestellt.

       e M M Shetland Islands                i M M Northwest Highlands
        Atemberaubende Klippen, nor-         Ein magischer Zauber liegt über
        disches Erbe und süße Shetties       der einsamen Bergwelt.
        Seite 455                            Seite 402

       r M M Orkney Islands                  i
        Seevögel, Steinzeitdörfer und
        atlantisches Lebensgefühl
        Seite 432

       t M M Fair Isle
        Mitten im Meer nisten Tordalken,
        Basstölpel und Papageientaucher.
        Seite 465
                                             o M M Outer Hebrides
       u M M Dunrobin Castle                 Schottlands Stonehenge sind die
        Prunkschloss des Duke of Suther-     Standing Stones of Callanish.
        land, einst größter Grund­besitzer   Seite 372
        Westeuropas
        Seite 421                            p M M Isle of Skye
                                             Die Wolkeninsel besitzt bizarre
                                             Munros, verwunschene Glens und
                                             besten Single Malt Whisky.
                                             Seite 354

                                             a M M Castle Trail
                                             Unverzichtbare Tour zu den
                                             schönsten Schlössern und Gärten
                                             der Grampian Highlands
                                             Seite 208

                                             s M M Malt Whisky Trail
                                             Erschnuppern und probieren Sie
                                             das Geheimnis des Scotch.
                                             Seite 390
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Top-Reiseziele              INHALT   3

 ;                                     > M M St. Andrews
 ;                                     Die schnuckelige Universitäts-
                                       stadt ist die Wiege des Golfsports.
                                       Seite 465

                                       ? M M Glasgow
                                       Vom Industriemoloch zur Trendcity
                                       des Vereinigten Königreichs
                                       Seite 311

d M M Caledonian Canal                 { M M Falkirk Wheel
Panoramareiche Wasserstraße            Bislang das einzige rotierende
zwischen Nordsee und Atlantik          Schiffshebewerk der Welt
Seite 200                              Seite 34, 168

f M M Cairngorm Mountains              y M M Edinburgh
Der Nationalpark ist ein Paradies      Schottlands Hauptstadt und Kultur-
für Wanderer und Skifahrer.            hochburg mit spektakulärem Castle
Seite 195                              Seite 250

g M M Blair Castle                     z M M New Lanark
Märchenschloss mit der einzigen        Die Mustersiedlung des Sozial­­-
Privatarmee im United Kingdom          reformers Robert Owen gehört
Seite 452                              zum Weltkulturerbe der UNESCO.
                                       Seite 215
: M M Ben Nevis
Gipfelstürmer zieht es zum             Y M M Culzean Castle
höchsten Berg Großbritanniens.         Heitere Eleganz im Kontrast zur
Seite 203                              wilden See, zu Himmel und Bergen
                                       Seite 175
; M M Glamis Castle
Krönung schottischer Burgroman-        Z M M Borders
tik mit edlen Prunkgemächern           Im Grenzland warten samtgrüne
Seite 245                              Hügel, romantische Klosterruinen
                                       und stattliche Herrenhäuser.
< M M Inveraray Castle                 Seite 181
Schon Sir Walter Scott ließ sich von
dem Bilderbuchschloss inspirieren.      >
Seite 429

= M M Loch Lomond, Loch
Katrine und die Trossachs
Der Schotten liebster und größter
See mit der Heimat von Rob Roy
Seite 386
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4   INHALT    Lust auf...

       Lust auf …
       ... schottische Designer oder sensationelle Gipfeltouren, auf aus-
       gefallene Whiskyproben, Delfinbeobachtung oder das ultimative
       Shoppingerlebnis? Entdecken Sie Schottland ganz nach Ihren
       persönlichen Interessen.

       futuristische formen
       • Tradition trifft Moderne
         Die riesigen Betonarme am
         rotierenden Schiffshebewerk
         von Falkirk wurden keltischen
         Streitäxten nachempfunden.
         Seite 34
       • Fenster zur Zukunft              “
         Sie reihen sich wie schaukelnde
         Schiffe aneinander: die Abgeord-
         netenflügel des schottischen
         Parlaments in Edinburgh – preis-
         gekröntes Symbol der Freiheit.
         Seite 276, 278
       • Lichte Raumkunst
         800 transluzente Glaspaneele
         umhüllen Glasgows Reid Building.
         Seite 323

                                              schottisches design
                                              ◀◀ Charles Rennie Mackintosh
                                                 Glasgows Liebling schuf eine ganz
                                                 eigene Variante des europäischen
                                                 Jugendstils wie im Hill House
                                                 von Helensburgh.
                                                 Seite 324
                                              • Harris Tweed
                                                 Blackface- und Cheviot-Schafe
                                                 liefern die Wolle für den edlen
                                                 Zwirn der Äußeren Hebriden.
                                                 Seite 374
                                              • Blair Castle
                                                 Schneeweißes Märchenschloss mit
                                                 Zinnen, Ecktürmchen und Kon-
                                                 solen im schottischen Baronialstil
                                                 Seite 452
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Lust auf...        INHALT   5

wildnis pur
• Munro Bagging                     “
  Ihre Dreitausender haben die
  Schotten genau gezählt – bezwin-
  gen Sie einen der 282 Munros!
  Seite 130
• Take a walk on the wild side!
  Zwei Naturlehrpfade erschließen
  die faszinierende Bergwelt der
  Highlands um den Loch Maree.
  Seite 410
• Ecoventures
  Mit dem Schnellboot gleitet man
  hinaus in den Moray Firth, wo bei
  einlaufender Flut Delfine in der
  Strömung spielen.
  Seite 417

                                         Trendy shoppen
                                         • Arran Aromatics
                                            »After the Rain« und andere tolle
                                            Düfte aus rein pflanzlichen Stoffen
                                            Seite 168
                                         ◀◀ Ultimative Einkaufstour
                                            In Glasgows  Style Mile zwischen
                                            Buchanan Street und Princes Square
                                            Seite 315
                                         • Anta
                                            Formschön und hochwertig sind
                                            die angesagten Highlandprodukte
                                            im jungen Countrylook.
                                            Seite 418

wasser des lebens
• Classic Malt Cruise
  Whiskytörn durch die Hebriden
  nach Skye und Islay
  Seite 135
• Whiskyreisen
  Alle acht Islay-Destillerien mit be-
  sonderen Tastings und Chauffeur.
  Seite 366
• Malt Whisky Trail                  “
  Probieren Sie einen »wee dram«
  Glenfiddich, Cardhu oder Macallan.
  Seite 390
SCHOTTLAND REISEKARTE - DINO NESSIE WAHN ODER WIRKLICHKEIT ERNEUERBARE ENERGIEN WIND, WELLEN, GEZEITEN TARTAN, PLAID UND KILT SCHOTTISCHE ...
6

    Rätsel aus grauer Vorzeit: der gewaltige Steinkreis des Ring of Brodgar

    Hintergrund                              Erleben und
    12    Jenseits des Tweed
                                             Geniessen
    14    Fakten                             84    Essen
    15    Natur und Umwelt                         und Trinken
    20    Bevölkerung · Politik ·            85    Mehr als Haggis,
          Wirtschaft                               Fish & Chips
    22      Schottland                       88      Special:
          auf einen Blick                          Häuptling
    26      Willkommen im Alltag!                  der Würstewelt
    32      Infografik:                      90      Typisch
          Erneuerbare Energien                     schottische
    34      3D: Falkirk Wheel                      Gerichte

    38    Geschichte                         96 Feiertage, Feste,
    39    Von Skara Brae                        Events
          bis Brexit                         97 Feiern Sie mit!
                                             104   Special:
    54 Kunst und Kultur                          Bärenstarke
    55    Creative Scotland                      Männer im Kilt

    68 Berühmte                              108 Mit Kindern
       Persönlichkeiten                            unterwegs
    78      Special: Die Königin,            109 Spannung,
          die ihren Kopf verlor                  Spaß und Spiel
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Inhaltsverzeichnis            INHALT   7

112 Shopping                            Touren
113 Hochwertiges
    vom Hersteller                      141 Unterwegs in Schottland
114   Infografik:                       143 Tour 1:
    Schottisches                            Schottland entdecken
    mit Tradition                       146 Tour 2:
116   Special:                              Burgen und Whisky
    Tartan, Plaid & Kilt                148 Tour 3:
                                            Auf den Spuren von
118 Übernachten                             Burns und Scott
119 Good night!                         150 Tour 4:
120   Special:                              Abenteuer Insel
    Logieren wie
    Ihre Lordschaft
                                        Reiseziele
126 Urlaub aktiv
127 Sport & Fun
                                        von a bis z
130   Special:                          154 Aberdeen
    Wie wird man                        164   3D: Dunnottar Castle
    Munroist?                           166 Antonine Wall

Jedes Jahr im August wird Edinburgh Castle Schauplatz des Military Tattoo.
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8   INHALT    Inhaltsverzeichnis

                                               168 Arran
         Preiskategorien                       171 Ayr
         Restaurants (Preis für ein            178   Infografik: Kampf
         Hauptgericht ohne Getränke)               um Unabhängigkeit
         AAAA über £ 50                        180 Bannockburn
         AAA £ 20 – 50                         181 Borders · Scottish Borders
         AA £ 10 – 20                          195 Cairngorm Mountains
         A bis £ 10                            200 Caledonian Canal
         Hotels (Preis für ein                 206   Special:
         DZ mit Frühstück)                         Dino Nessie
         AAAA über £ 200                       208 Castle Trail
         AAA £ 130 – 200                       212 Clyde Valley
         AA £ 90 – 130                         217 Cowal und Bute
         A bis £ 90                            221 Culloden
                                               224 Dee Valley · Royal Deeside
         Hinweis                               229 Dumfries and Galloway
         Gebührenpflichtige Service­           239 Dundee
         nummern sind mit einem Stern          247 Dunfermline
         gekennzeichnet: *0180....             250 Edinburgh
                                               264   3D: Edinburgh Castle

       Nessie wartet: Halten Sie bei Urquhart Castle Ausschau nach dem Ungeheuer!
Inhaltsverzeichnis          INHALT       9

270      Special: Von
      Gangstern und Geistern
278      Infografik:
      Das schottische Parlament
298   Elgin
302   Five
311   Glasgow
324      Special:
      Schottischer Jugendstil –
      elegant und sinnlich
339   Glencoe
343   Grampian
348   Haddington
354   Hebriden
378      Special:
      Flora und der Prinz
381   Inverness
384   Kintyre
386   Loch Lomond,                Gehören zusammen: Schottland und Schafe
      Loch Katrine und
      die Trossachs               488   Etikette
390   Malt Whisky Trail           489   Gärten
392      Infografik:              489   Geld
      The Spirit of Scotland      490   Gesundheit
394      Special:                 490   Literatur und Film
      Das Wasser des Lebens       494   Luxusreisen
402   Northwest Highlands         495   Maße und Gewichte
425   Oban                        495   Medien
432   Orkney Islands              496   Nationalparks und
445   Perth                             Scenic Areas
449   Pitlochry                   496   Notrufe
455   Shetland Islands            497   Post · Telekommunikation
465   St. Andrews                 497   Preise · Vergüns­tigungen
468      Special: Bogie,          499   Reisezeit
      Birdie, Hole in One         499   Sprache
473   St. Kilda                   505   Toiletten
474   Stirling                    506   Verkehr
                                  509   Zeit

                                  510 Register
Praktische                        525 atmosfair
Informationen                     526
                                  527
                                      Bildnachweis
                                      Verzeichnis der Karten
484 Anreise · Reiseplanung            und Grafiken
486 Auskunft                      528 Impressum
488 Elektrizität                  532   Kurioses Schottland
Hintergrund
Kurz und knapp, verständlich geschrieben und schnell
nachzuschlagen: Wissenwertes über Land und Leute,
Wirtschaft und Politik, berühmte Persönlichkeiten und
den schottischen Alltag
12   PORTRÄT   Jenseits des Tweed

           Jenseits des Tweed
           Dudelsack pfeifende Hochländer und der Kult um karierte
           Kilts, turbulente Geschichte und offene Menschen, Golf,
           Whisky und eine grandiose Natur. Zugegeben, all das gehört
           zu Schottland, aber eben noch weitaus mehr.

           Licht, Regen und Wind beherrschen die Urnatur dieses Landes. Un-
           vergesslich ist ein Sonnenaufgang, wenn noch leichter Morgennebel
           über den viel besungenen Gestaden von Loch Lomond liegt. Atem-
           beraubend die orgelnde Brandung an den Steilküsten der vorgelager-
           ten Inselwelt. Schon Theodor Fontane schwärmte 1860 in seinen
           Reiseaufzeichnungen vom Land »Jenseit des Tweed« – entrückte
           Stille, schwingende Weite, großartige Verlassenheit. Dazu Schafe,
           Schafe und nochmals Schafe. Einsame Burgen und unwirtliche
           Moorlandschaften, majestätische Gipfel und verwunschene Seen,
           prunkvolle Adelsschlösser und verträumte F    ­ ischerdörfer, hinter
           jeder Kuppe ein neues, Augen und Seele öffnendes Panorama.

           Kontraste: Edinburgh und Glasgow
           Ein Muss ist der Spaziergang durch Edinburghs »Royal Mile«, eine
           wahrhaft königliche Flaniermeile zwischen Castle und Palace of Ho-
           lyroodhouse neben dem modernen Parlamentsgebäude. Schottlands
           Hauptstadt bietet hochkarätige Kunstsammlungen und eine lebhafte
                                            Musikszene, erstklassige Hotels,
           Mackintoshs Variante des Jugend- gemütliche Pubs und erlesene
           stils: die Glasgow School of Art Gourmettempel. Weltberühmt ist
                                            das Edinburgher Kulturfestival,
                                            das jeden Sommer über eine Milli-
                                            on Besucher anlockt. Und was
                                            wäre Edinburgh ohne seine Spuk-
                                            häuser? Buchen Sie eine Ghost
                                            Tour! Trendsetter dürfen sich
                                            Glasgow auf keinen Fall entgehen
                                            lassen, eine der innovativsten Städ-
                                            te im Vereinigten Königreich. Fuß-
                                            ballfans kennen natürlich Celtic
                                            und Rangers, erklärter Liebling
                                            Glasgows aber ist Charles Rennie
                                            Mackintosh. Seine School of Art
                                            im Stil des Art nouveau gilt als
                                            Schlüsselwerk der Moderne.
Jenseits des Tweed             PORTRÄT   13

Herzliche Gastfreundschaft
»Auf Flaschen gezogenes Son-
nenlicht« nannte Bernard Shaw
das Wasser des Lebens, das »Uis-
ge Beatha« der über 110 Whisky-
destillerien, in denen das Ge-
heimnis des Scotch erschnuppert
und probiert werden kann. Jede
der Brennereien liegt, empfängt,
riecht und entlässt anders, min-
destens aber mit »a bonny wee
dram«, dem obligatorischen
Gläschen Malt. Historisch Be-
wanderte verbinden den hohen
Norden Großbritanniens mit
ewigem Schwerterklingen. Wer
will, kann Schauplätze wilder
Clankämpfe aufsuchen und in Mitten im Hochland: Kilchurn
Bannockburn die berühmteste Castle um Ufer des Loch Awe
Schlacht um Schottlands Unab-
hängigkeit nacherleben – zum 700-jährigen Jubiläum hatten die
Schotten 2014 in einem Referendum für ihren Verbleib im Vereinig-
ten Königreich gestimmt. Seit dem Brexit-Votum Großbritanniens
im Juni 2016 stemmt sich Schottland gegen einen Austritt aus der
EU – und treibt ein neues Unabhängigkeitsreferendum voran. 
Im Süden wird auf literarischen Wallfahrtsrouten Robert Burns‘
und Sir Walter Scotts gedacht. Oder folgen Sie den Spuren von Maria
Stuart, die schon zu Lebzeiten Legende war. Ein besonderer Reiz
Schottlands ist seine wohltuende Einsamkeit. Noch heute kann man
die entlegenen Moore und Heiden des Hochlands tagelang durch-
streifen, ohne jemandem zu begegnen. Naturfreunde und Vogel-
kundler sollten das Fernglas einpacken. Über den Hebriden kreisen
Turmfalken und Steinadler, auf Orkney und Shetland nisten Eis-
sturmvögel, Papageientaucher und Basstölpel. Zwar bildet Schottland
seit 1707 den nördlichen Teil Großbritanniens, aber nichts wäre un-
passender, als die schottische mit der englischen Identität gleichzu-
setzen. So ist beispielsweise die schottische Küche beinahe so her-
vorragend wie die französische, von der sie dank der »Auld Alliance«
einen Gutteil übernommen hat. Urtugend der Schotten ist ihre herz-
liche Gastfreundschaft. Der legendäre Geiz hingegen ist ein Mythos,
aus dem Bedürfnis entstanden, chronischen Engpässen mit subtilem
Humor zu begegnen. Letzterer ist auch den viel zitierten Schotten-
witzen eigen, die nur belegen, dass man hier gerne über sich selbst
lacht. Entdecken Sie Schottland, und Sie werden zu Hause Fontane
zitieren: »Es war eine der schönsten Reisen in meinem Leben.«
Kapitel-/
     Fakten
Regioneneinstieg
Natur und Umwelt               HINTERGRUND          15

Natur und Umwelt
Wie unterscheiden sich Uplands, Highlands und Lowlands?
Warum gibt es in Schottland so wenig Wald? Wo finden Tier-
freunde ihre gefiederten, wolligen oder zotteligen Lieblinge?

Großräumig gliedert sich Schottland in das Berg- und Hügelland der      Dreigeteiltes
Southern Uplands (Scottish Borders, Dumfries & Galloway) im Sü-         Schottland
den, die Mittel- und Hochgebirge der Highlands (Argyll, Grampian,
Sutherland) im Norden und dazwischen die Lowlands mit dem Tief-
land des »Central Belt«, die am dichtesten besiedelte Region Schott-
lands, mit Glasgow und Edinburgh.

Auf den ersten Blick erscheinen die grünen Hügel der Southern           Southern
Uplands – die »rolling hills of the Borders« – wie die herannahen-      Uplands
den Wogen eines grünen Ozeans, die sich südwärts der englischen
Grenze entgegenwerfen. Das von tiefen Tälern durchzogene Mittel-
gebirge ist in viele einzelne Hügel- und Gebirgslandschaften geglie-
dert. Im Westen haben Gletscher tiefe Täler eingeschnitten und Mo-
ränen aufgeschüttet. Markante Hügelketten sind die über 800 m
hohen Tweedsmuir und Cheviot Hills an der Grenze zu England
sowie die Merrick, Moorfoot und Lammermuir Hills. Die Uplands
sind sehr gewässerreich, bedeutende Flüsse sind Tweed, Clyde, Tyne,
Annan, Cree, Nith und Ayr. Es sind allesamt hoch gepriesene Angel-
reviere, und viele von ihnen sind als Trinkwasserspeicher oder zur
Elektrizitätsgewinnung zu künstlichen Seen aufgestaut.

Der Southern Uplands Fault, eine markante Bruchlinie, trennt das        Central
Bergland von den Central Lowlands. Hier sind seit Menschengeden-        Lowlands
ken Bodenschätze wie Kohle, Eisenerze, Schieferöl, Sandstein und
Granit abgebaut worden, was die Oberflächenstruktur mitgestaltet
hat. Die Senke ist eine durch kleine Tiefebenen, Hügel und vulkani-
sche Bergstöcke gegliederte Landschaft, dank der langen Mündungs-
trichter von Clyde, Tay und Forth bestimmt von maritimen Einflüs-
sen. Lehmböden begünstigen hier den Ackerbau. Das flache bis
hügelige Tiefland ist durch die beiden weit in das Land hineinrei-
chenden Mündungstrichter des Firth of Clyde und des Firth of Forth
zum Meer geöffnet. Es bildet den schmalen, aber wirtschaftlich wie
demografisch bedeutendsten Mittelteil Schottlands.

Im Norden werden die Lowlands durch die Bruchlinie des Highland         Highlands
Bound­ary Fault abgegrenzt. Sie durchzieht Schottland diagonal vom

Seit über 500 Jahren Nationalsymbol Schottlands: die Distel (Thistle)
16      HINTERGRUND           Natur und Umwelt

                   Firth of Clyde im Südwesten nach Stonehaven im Nordosten. Jenseits
                   davon liegen die rund zwei Drittel Schottlands, die die Highlands
                   ausmachen – zweigeteilt durch den knapp 100 km langen Graben-
                   bruch des Great Glen. Durch Gletscher in der letzten Eiszeit noch
                   vertieft, reihen sich im »Großen Tal« drei Seen (Lochs) wie eine Per-
                   lenschnur aneinander. Loch Ness, bis zu 230 m tief, ist der bekann-
                   teste von ihnen.
                    Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jh.s wurde der Caledonian Canal
                   als Verbindung der Seen untereinander zwischen dem Firth of Lorn
                   im Südwesten und dem Moray Firth im Nordosten hergestellt. Der
                   Kanal mag seine wirtschaftliche Bedeutung verloren haben, für den
                   Tourismus ist er ein begehrtes Reiseziel. Parallel zu ihm verläuft die
                   wichtigste west-östliche Straßenverbindung durch das schottische
                   Hochland, die unverzichtbar für die wirtschaftliche Entwicklung in
                   diesem strukturschwachen Raum geworden ist. 
                   Südöstlich des Great Glen erstrecken sich mit den Grampian
                   ­Mountains die höchsten Erhebungen Schottlands und sogar ganz
                   Großbritanniens. Ben Nevis erreicht 1343 m, die Cairngorm ­Moun-
                   tains ragen bis zu 1309 m auf. Die Gipfel der roten Sandsteinberge
                   der Grampians sind oft sanft gerundet, während die röt­lichen Gra-
                    nitberge der Cairngorms eher alpine Hochgebirgsformen zeigen.
                    Zahlreiche Kare, oft in Form von Seen, sind Zeugen der eiszeitlichen
                    Vergletscherung, wie die trogförmigen Täler und gewellten Plateau-
                    flächen mit Grundmoränen­schotter. Im Nordosten gehen die Gram-
                    pian Mountains in ein flach hügeliges Küstentiefland über. 
                    Nördlich des Glen Mor beginnen die aus Granit, Gneis und Sand-
                    stein aufgebauten Northwest Highlands. Sie erreichen Höhen von
                    900 bis 1000 m, Carn Eige sogar 1182 m. Dank der höheren Nieder-
                    schläge war hier die Eiszeit stärker ausgeprägt. Unzählige Kare, Fjor-
                    de (Firths) und lang gestreckte Seen (Lochs), Kliffs und Buchten sind
                    Teil dieses eiszeitlichen Formenreichtums. Die Gletscher haben aber
                    auch dafür gesorgt, dass kaum noch Bodenkrume vorhanden ist. So-
                    wohl deshalb als auch wegen der klimatischen Bedingungen ist nur
                    wenig Ackerbau möglich.

       Hebriden    Auf den Inneren Hebriden findet man vulkanischen Basalt, oft
                   durch Tektonik in Blöcke zerbrochen. Am markantesten sind die
                   über 900 m aufragenden Gipfel der Cuillins auf Skye. Die Äußeren
                   Hebriden sind niedriger und zeigen durch Gletschererosion abge-
                   flachte Hügel, die weitgehend mit Torf bedeckt sind. Eiszeitliche Ero-
                   sion ist auch für die über 100 Seen auf den Inseln ver­antwortlich.

     Orkney und    An die Nordspitze des schottischen Festlands schließen die Orkney-
       Shetland    Inseln an – insgesamt 67, davon 18 bewohnt. Sie sind aus Sandstein
         Islands   aufgebaut und überwiegend flach, mit Erhebungen bis 475 m. Die
                   buchtenreichen Küsten werden oft von markanten Felsenklippen
Natur und Umwelt              HINTERGRUND             17

Herbststimmung im Hochland: stille Seen, unendliche Weite und
trutzige Clanburgen wie Eilean Donan Castle

geprägt. Ähnliches gilt für die noch weiter nordöstlich gelegenen gut
100 Shetland-Inseln, von denen nur 13 bewohnt sind. Sie besitzen
majestätische Fjorde und tief eingeschnittene Buchten, ihre höchste
Erhebung ist Ronas Hill mit 450 m.

Vielfältige Pflanzen- und Tierwelt
Die einst ausgedehnten Wälder Schottlands wurden seit dem Mittel-       Kahlschlag
alter für Ackerbau und Weideland, später für die Industrialisierung     und
abgeholzt. Nur geringe Reste der ursprünglichen Vegetation über-        Wiederauf-
dauerten wie im Glen Mor und in der Küstenebene von Caithness im        forstung
Nordosten. Auf den Äußeren Hebriden, Orkney, Shetland und der
windgepeitschten Westseite der Highlands konnte sich wegen des
stürmischen Wetters vermutlich nie ein Wald ausbilden. 
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann ein groß angelegtes Auffors-
tungsprogramm, das vom Staat initiiert und später von privaten
Grundbesitzern und Investoren fortgeführt wurde. Im Vordergrund
standen der Schutz vor Bodenerosion und die Schaffung von Arbeits-
18   HINTERGRUND   Natur und Umwelt
Natur und Umwelt               HINTERGRUND              19

plätzen in Wald- und Holzwirtschaft. Es wurden schnell wachsende
Nadelholz-Monokulturen angelegt, die zu Kritik aus ökologischer
Sicht führten. Auch die Tourismusbranche meldete Bedenken an, da
die Hochlandtäler durch Fichtenbestand ihren besonderen Charak-
ter verlieren. 13 % der schottischen Landfläche sind wieder aufge-
forstet, gegenüber 2 % Naturwald. Damit besitzt Schottland, bei ei-
nem Flächenanteil von 32 % Großbritanniens, bereits über 40 % der
britischen Wälder. Norwegische Fichten, schottische Kiefern (Scots
Pine) und Lärchen sind die vorherrschenden Baumarten.

Zottelige Hochlandrinder, Galloways in den Uplands, Schafe, so weit       Was kreucht
das Auge reicht – sie alle findet man ganzjährig auf der Weide. Be-       und fleucht
sonders die Schafe leben auf den gebirgigen Rauweiden fast wild
und gehören wie Rot- und Damwild, Füchse, Dachse, Hasen, Kanin-
chen, Marder, Wildkatzen und Otter zum artenreichen Bestand der
schot­tischen Tierwelt. Schottland ist ein Traumziel für Ornitholo-
gen. Neben Singvögeln sind besonders Raub- und Greifvögel, Rau-
fußhühner und eine Fülle von Seevögeln zu nennen. Letztere bevöl-
kern in großer Anzahl, teils als Brutvögel, teils zur Überwinterung,
die im Westen und Norden vorgelagerten Inseln. Auf Orkney, Shet-
land und den Hebriden sind viele Inseln als Vogelschutzgebiete aus-
gewiesen, darunter als eine der schönsten St. Kilda, 92 Seemeilen
westlich vom schottischen Festland mitten im Atlantik – seit 1986
UNESCO-Weltnatur­erbe. Für ihren Forellen- und Lachsbestand
sind die Gewässer der Uplands und der Highlands berühmt. Vor der
Küste tummeln sich Delfine, Kleinwale, Seehunde, Robben und Rie-
senhaie, die sich allerdings von Plankton ernähren.

In Schottland sind Gebiete von bemerkenswerter landschaftlicher           Geschützte
Schönheit und starker Anziehungskraft für den Tourismus unter Na-         Naturräume
turschutz gestellt und durch Wanderwege naturschonend für Besu-
cher erschlossen worden. Seltener gehören Pflanzen und Tiere dazu.
Nachdem das schottische Parlament dafür die gesetzliche Grundlage
geschaffen hat, gibt es seit 2002 neben 70 »National Nature ­Reserves«
mit über 114 000 ha auch Nationalparks in Schottland: Loch Lo-
mond und die Trossachs sowie die Cairngorm Mountains. Die
mehr als 40 »Forest Parks« erfüllen einen ähnlichen Zweck, wie am
Ben Nevis, Loch Maree und im Galloway Forest Park. Zudem gibt es
40 »National Scenic Areas« mit über 1 Mio. ha Fläche, darunter As-
synt-Coigach, Cuillin Hills, Deeside and Lochnagar, Jura, Kintail und
Wester Ross, sowie fast 1500 »Sites of Special Scientific Interest« mit
knapp 1 Mio. ha. Hier muss auch die herausragende Bedeutung des
National Trust for Scotland unterstrichen werden. Er besitzt, erhält
und verwaltet nicht nur Schlösser und prähistorische Stätten, son-
dern auch Gebiete von besonderem landschaftlichem Reiz, Moore,
Berggipfel und Felsklippen.
20      HINTERGRUND           Bevölkerung ∙ Politik · Wirtschaft

                   Bevölkerung ∙ Politik · Wirtschaft
                   Schottisch, britisch, europäisch? Wo und wie leben die Schot-
                   ten heute? Was bedeutet calvinistische Arbeitsmoral, und wo-
                   für steht schottischer Erfindergeist? Wem gehört das Land,
                   und wie wird es regiert und verwaltet?

     Bevölkerung   Schottland hat 5,3 Mio. Einwohner, das entspricht 67 Einwohnern
                   pro km² – die Einwohnerdichte in ganz Großbritannien beträgt 240
                   Einwohner pro km². Auf Schott­land entfallen 32 % der britischen
                   Landfläche, aber nur 8,6 % der britischen Bevölkerung. Fast drei
                   Viertel aller Schotten leben in den zentralen Lowlands, vor allem in
                   und um Glasgow und Edinburgh, im sogenannten Central Belt.
                   Edinburgh hat rund 485 000, Glasgow fast 600 000 Einwohner. Die
                   Uplands und besonders die Highlands sowie die Inseln weisen nur
                   eine geringe Siedlungsdichte auf, von 15 – 20 Einwohnern pro km² in
                   den Borders bis zu weniger als 10 in den Highlands. Und selbst diese
                   kleine Zahl konzentriert sich vorwiegend auf die Küstenstädte wie
                   Stornoway, Ullapool, Wick, Dornoch und Inverness, während im
                   zentralen Hochland weite Landstriche fast völlig unbewohnt sind. Im
                   Central Belt werden dagegen Dichten von 250 bis 500 Einwohnern
                   pro km² erreicht, was in etwa den Verhältnissen in Südengland und
                   Mittel­europa entspricht.

      Clansystem   Ursache der ungleichen Bevölkerungsverteilung ist in erster Linie die
                   Landesnatur, aber auch historische Entwicklungen haben dazu bei-
                   getragen. Bis ins 18. Jh. hatte sich im Hochland das Clansystem er-
                   halten. Im Hochmittelalter war die agrarisch-feudale Clangesell-
                   schaft, basierend auf keltischer Stammeszugehörigkeit, mit dem
                   normannischen Feudalsystem verschmolzen: An der Spitze des
                   Clans stand der Clanchief, der eine Gruppe niedriger Adliger unter
                   sich hatte. Sie waren ihm zu Militärdienst und Lehensdiensten ver-
                   pflichtet. Unter diesen standen die Clansmen, die kollektiv in Grup-
                   pen bzw. Sippen kleinbäuerliche Lehen, die Crofts, bewirtschafteten
                   und daneben ihren Lehnsherren dienstbar waren. Das Land befand
                   sich im Gemeinbesitz des Clans, mit dem jeder Clansman durch
                   Rechte und Pflichten verbunden war. Insgesamt gab es im Hochland,
                   wo das System am ausgeprägtesten war, rund 180 Clans (“Baedeker
                   Wissen S. 115, 419), die räumlich weitgehend voneinander getrennt
                   in ihren Highland Glens Gerste, Hafer und später auch Kartoffeln zur
                   Selbstversorgung anbauten und Rinderzucht betrieben. Nach der
                   Vereinigung mit England 1707 wurde das Clansystem offiziell aufge-
                   löst, in der Praxis aber erst nach der Nieder­lage der Jakobiten bei
                   Culloden 1746 brutal unterdrückt. Die Ländereien der rebellischen
Bevölkerung ∙ Politik · Wirtschaft               HINTERGRUND            21

Clans, die den Thronprätendenten »Bonnie Prince Charlie« unter­
stützt hatten, wurden englischen Adligen zur Verwaltung übergeben
und erst Ende des 18. Jh.s an loyale Clanchiefs zurückgegeben. Sie
wurden als »Lairds« mit Feudalrechten aus­ge­stattet.

Für die Umverteilung der schottischen Bevölkerung entscheidend        Highland
war die Zerschlagung der Clans und die Umwandlung der bewirt-         Clearances
schafteten Flächen in individuelles Eigentum adliger Großgrundbe-
sitzer, gekoppelt mit der rapiden Industrialisierung und Verstädte-
rung der Lowlands. Ihre größten Gewinnmöglichkeiten sahen die
neuen Grundbesitzer im Wechsel von bisher arbeitsintensiver Selbst-
versorgungslandwirtschaft in großflächige extensive Schafhaltung,
Grundlage für den wachsenden Wollbedarf der britischen Textilin-
dustrie. Die kleinen Crofter waren da nur im Weg. Im Rahmen der
»Highland Clearances« – auch in
den Lowlands fanden Clearances        Tartan des Clan Gordon
statt – wurden im späten 18. und
in der ersten Hälfte des 19. Jh.s
über 60 % der Hochlandbevölke-
rung von ihren Höfen vertrieben
und in die Küstenräume zwangs-
umgesiedelt. Oder sie wurden zur
Auswanderung in die englischen
Industriestädte, die neu entste-
henden Industrieregionen der
Lowlands – mit Glasgow an der
Spitze – sowie nach Übersee ge-
zwungen. Allein zwischen 1840
und 1860 verließen fast 100 000
Schotten ihr Land. Das Ergebnis
der Highland Clearances war
eine fast völlige Entleerung der
Hochlandregionen, die in Wei-
deland und lukrative Jagdreviere
umgewandelt wurden.
1841 lebten noch etwa 400 000
Schotten in den Highlands, heute
sind es nur noch knapp 280 000.
Fast 90 % wohnen an der Küste
oder in Küstennähe. Es gibt noch
rund 60 000 Crofter, kleinbäuerli-
che Nebenerwerbsbetriebe, die
auf den Hebriden und an der
Küste leben. Doch ihre Zahl sinkt
mangels ausreichender Einkom-
men weiter.
WISSEN   Schottland auf einen Blick

                                      ©
23
24   HINTERGRUND           Bevölkerung ∙ Politik · Wirtschaft

                Mit der Landreform des schottischen Parlaments sollen die Le-
                bensgrundlagen für Crofter und ihre Gemeinden verbessert werden.
                Verstärkt wird die Abwanderung durch den Arbeitskräftebedarf der
                Ölindustrie an der Nordostküste. Besonders die Inselgruppen kämp-
                fen mit dem Abwanderungsproblem. Waren um 1850 noch 34 Shet-
                land-Inseln bewohnt, sind es heute nur noch 13. In Glasgow, Edin-
                burgh und den Industrie- und Hafenstädten an Forth und Clyde
                leben größere Gruppen von Einwanderern. Sie kommen überwie-
                gend aus den Commonwealth-Staaten Indien, Pakistan und den
                West Indies. Ihr Bevölkerungsanteil liegt heute bei rund 3 %.

 Konfessionen   In religiöser Hinsicht unterscheidet sich Schottland mehrheitlich
                vom übrigen Großbritannien. John Knox führte 1560 nach calvinis-
                tischem Vorbild die schottische Reformation durch (Confessio Scoti-
                ca) und gründete eine synodial-presbyterianisch organisierte, refor-
                mierte Kirche, die Church of Scotland. Ihr fühlt sich heute noch
                etwa ein Drittel der schottischen Bevölkerung zugehörig. Die Staats-
                kirche besteht aus weitgehend sich selbst verwaltenden Gemeinden,
                die zu einer Synode mit jährlich in Edinburgh tagender General As-
                sembly zusammengeschlossen sind. 16 % der schottischen Bevölke-
                rung, vor allem die Nachfahren irischer Einwanderer, bekennen sich
                zur römisch-katholischen Kirche, die in zwei Erzdiözesen und sechs
                Diözesen gegliedert ist. Mit der Scottish Episcopal Church gibt es

                Feierliche Parlamentseröffnung am 1. Juli 1999 durch Elizabeth II.
Bevölkerung ∙ Politik · Wirtschaft                HINTERGRUND            25

eine anglikanische Kirche, zudem existieren Gemeinden der Metho-
disten, Baptisten und Kongregationalisten sowie eine kleine jüdische
Gemeinde und Moscheen in Glasgow und Edinburgh.

Politik und verwaltung
Seit 1996 ist Schottland in 32 kommunale Verwaltungsbezirke            Verwaltung
(Council Areas) eingeteilt: Sie reichen von City Councils wie Aber-
deen, Dundee, Edinburgh oder Glasgow bis zu ehemaligen Graf-
schaften (Angus, Fife) und riesigen Gebieten wie den Highlands mit
fast 26 000 km². Damit hat Schottland die konzentrierteste Kommu-
nalstruktur in Europa, mit insgesamt aber nur 1223 gewählten Kom-
munalvertretern im ganzen Land. Städte wie Kirkcaldy, Dunfermline
oder Inverness (einige davon mit mehr als 100 000 Einwohnern) ha-
ben keine kommunale Selbstverwaltung. Und es gibt nicht einen vom
Volk gewählten Bürgermeister in ganz Schottland!

Alte Residenz- und seit 1633 Hauptstadt von Schottland ist Edin- Hauptstadt
burgh. Der seit über einem halben Jahrtausend kulturelle Mittel-
punkt Schottlands ist heute nach London das erfolgreichste Dienst-
leistungszentrum ganz Großbritanniens.

Das Vereinigte Königreich hat keine geschriebene Verfassung und ist    Das
kein föderaler Staat, obwohl Wales und Schottland eigene Regional-     schottische
parlamente besitzen. Die Rechte des schottischen Parlaments sind im    Parlament
Scotland Act von 1998 festgelegt und wurden durch den Scotland         “Baedeker
Act 2016 um größere finanzielle Verantwortung erweitert.              Wissen S. 278
Nach 292 Jahren erhielt Schottland 1999 wieder ein eigenes Parla-
ment. Am 25. März 1707 hatte das damalige schottische Parlament
dem Gesetz zur Union mit England zugestimmt und damit sein Ab-
geordnetenhaus zugunsten eines gemeinsamen Parlaments in Lon-
don aufgelöst. Noch 1979 war ein Versuch gescheitert, ein schot­
tisches Regionalparlament mit beschränkter Autonomie einzuführen.
Doch eine breite Kampagne für »Devolution« führte nach dem
Wahlsieg Tony Blairs 1997 zu einem erneuten Referendum, bei dem
die Mehrheit für ein schottisches Parlament stimmte. Seine Befug-
nisse entsprechen etwa denen eines deutschen Landesparlaments:
Bildung und Kultur, Gesundheit, Umwelt, regionale Wirtschaft und
Finanzen, Rechtssystem und Kommunalverwaltung. Die Londoner
Zentralregierung hat das Sagen in der Außen-, Wirtschafts-, Sozial-
und Verteidigungspolitik. Von den 129 Abgeordneten werden 73
direkt gewählt (Erststimme) und um 56 Listenabgeordnete ergänzt –
mit einer Zweitstimme für Parteilisten, ähnlich dem deutschen Wahl-
system. So soll eine Annäherung zwischen prozentualem Wahlergeb-
nis und Sitzverteilung erzielt werden.
26   HINTERGRUND         Alltagsbegegnungen

             Willkommen im Alltag!
             Wer Schottland und die Schotten einmal abseits der üblichen
             Touristenströme erleben möchte, zu Hause, beim Ernteein-
             satz, in der Whiskybrennerei oder bei einem sozialen Prakti-
             kum, dem seien die folgenden Tipps ans Herz gelegt.

                                                Kost und logis
                                                Mit dem Web 2.0 haben Hoteliers
                                                eine Konkurrenz bekommen, die
                                                weltweit in rasantem Tempo wächst:
                                                soziale Netzwerke, die im Internet
                                                Schlafplätze vom charmanten Mini-
                                                zimmer bis zum verträumten Cottage
                                                oder der Designerwohnung anbieten.
                                                www.airbnb.com, www.housetrip.com
                                                Alternative: Homestay. Wer sich
                                                statt im Hotel oder B & B bei einer
                                                schottischen Familie einquartiert,
                                                bekommt eine ganz andere Perspek-
                                                tive des Landes vermittelt.
                                                www.homestayweb.com
                                                www.homestayfinder.com
                                                Auch für private Haustauschferien
                                                nach dem Motto »Ich wohn bei dir,
                                                du wohnst bei mir« gibt es in Schott-
                                                land jede Menge Angebote.
                                                www.haustauschferien.com
                                                http://de.homeforhome.com

        Freiwilligendiest                       Aktivurlaub auf einer
        Xchange Scotland organisiert            schottischen Farm
        dreiwöchige Aufenthalte, vor allem      Zugucken, anpacken, mitma-
        im Raum Glasgow, wo Freiwillige         chen! Für Kinder ist das Landle-
        in lokalen Projekten mitarbeiten        ben mitten in der Natur immer
        können. Zum Programm gehören            ein Erlebnis. Und auf einer schot-
        Sommercamps für Kinder und Ju-          tischen Farm – auf den frucht-
        gendliche mit Musik-Workshops,          baren Feldern der Lothians oder
        Geschichtenerzählen, Kochen und         einem Berghof in den High-
        Tagesausflügen. So lernen Teilnehmer    lands – kommt man den Men-
        nicht nur die schottische Kultur ken-   schen und Tieren schnell näher.
        nen, sondern auch Glasgow und           www.embracescotland.co.uk/
        seine Umgebung.                         holiday-inspiration/types/
        www.xchangescotland.org                 scottish-farm-cottages
homemade                                   sind es jeden Sommer 350 Helfer,
Als Wendy Inkster vor 20 Jahren            meist Studenten – aus 15 Nationen.
auf der winzigen Shetlandinsel East        Die Arbeit ist anstrengend, und trotz-
Burra aus der Wolle eines alten, auf-      dem kommen viele wieder, weil sie
geribbelten Fair Isle-Pullovers ihren      das Gemeinschaftserlebnis und die
ersten Teddy strickte, ahnte sie nicht,    Freizeit am Strand der Universitäts-
wie gefragt die lustigen Kuscheltiere      stadt genossen haben. Man wohnt
werden sollten. Die Pullover der Fair      im Camper, machte Ausflüge, sitzt
Isle sind berühmt für ihre Farbnuan-       abends mit Menschen aus aller Welt
cen und Muster. Zusammen mit drei          am Lagerfeuer. Auch bei James Neill
Strickererinnen stellt Wendy heute         & Sons in Perhshire werden von Mai
mehr als 1000 Teddies pro Jahr für         bis November Erntehelfer gesucht.
kleine und große Bärenfreunde rund         www.allanhill.co.uk/summer.htm
um den Globus her – natürlich nur          www.anyworkanywhere.com/jneill.html
aus Shetlandwolle. Als 2013 der
Sohn von Prinz William und Kate
geboren wurde, zog auch ein kleiner
Burra-Bär in das Kinderzimmer von
HRH Prince George ein. Wie die
Bären entstehen? Schauen Sie doch
bei Wendy zuhause in der Meadows
Road vorbei oder nehmen Sie im
Shetland Museum in Lerwick einen
Bären für den Nachwuchs mit.
Tel. 01595 85 93 74, Outlet: The Spiders
Web, 51 Commercial Street, Lerwick
www.burrabears.co.uk

erntehelfer
Viele Fruchtfarmer brauchen wäh-
rend der Ernte Unterstützung. Auf
der Allanhill Farm bei St. Andrews
28      HINTERGRUND           Bevölkerung ∙ Politik · Wirtschaft

       Holyrood    Die ersten beiden Legislaturperioden wurden von einer Koalition aus
                   Labour und Liberaldemokraten dominiert, mit der Schottischen
                   Nationalpartei (SNP) als größter Oppositionspartei. Zu Beginn
                   stand das neue Parlament unter dem Schatten der explodierenden
                   Kosten und zeitlichen Verzögerungen des neuen Parlamentsge-
                   bäudes in Edinburgh, das erst 2004 am Fuss der Royal Mile bezogen
                   werden konnte. Was die Situation weiter komplizierte, war der Tod
                   nicht nur des Architekten Enric Miralles im Sommer 2000, sondern
                   auch des politischen Architekten und ersten First Minister Donald
                   Dewar im Oktober 2000. Als sein Nachfolger Henry McLeish nach
                   nur einem Amtsjahr über eine alte Finanzaffäre stolperte, stand 2003
                   mit Jack McConnell schon der dritte First Minister zur Wiederwahl.
                   Trotz turbulentem Start verabschiedete das Parlament wichtige Ge-
                   setze wie die längst überfällige Landreform (mit Abschaffung des
                   Feudalrechts!), Bildungs- und Justizreformen, die Einführung kos-
                   tenfreier Altenpflege und das Rauchverbot in öffentlichen Räumen. 
                   2007 wurde die SNP unter Alex Salmond stärkste Partei. Er führte
                   bis 2011 eine Minderheitsregierung. Bei den Wahlen 2011 erzielte die
                   SNP die absolute Mehrheit, war aus dem lange angestrebten Referen-
                   dum über die schottische Unabhängigkeit Gewissheit geworden.

     Referendum    Im Edinburgher Abkommen von 2012 legten die britische und die
            2014   schottische Regierung die Konditionen für die Volksabstimmung
                   fest, die von Alex Salmonds Regierung auf den 18. September 2014
                   angesetzt wurde. Die Kampagnen – Yes Scotland (mit der SNP, den
                   Grünen und den Sozialisten) und Better Together (Labour, Liberal-
                   demokraten und Konservative) – zogen weite Teile der schottischen
                   Bevölkerung in ihren Bann. Das Resultat war eine Rekordwahlbe-
                   teiligung von fast 85 %. Das Ergebnis war dann überraschend klar:
                   mehr als 55 % stimmten dafür, beim Vereinigten Königreich zu
                   bleiben, knapp 45 % wollten ein unabhängiges Schottland. 
                   Doch das ist nicht das Ende der Geschichte. Die Nein-Parteien hat-
                   ten umfangreiche neue Befugnisse für das schottische Parlament
                   versprochen, und dazu einen knappen Zeitplan. Sollten diese Ver-
                   sprechungen nicht eingelöst werden, würden es diese Parteien bei
                   den nächsten Wahlen zu spüren bekommen, und Forderungen nach
                   einem neuen Referendum würden neue Nahrung erhalten. Außer-
                   dem hatte das schottische Votum eine Debatte über die zukünftige
                   Verfassung des gesamten Vereingten Königreichs ausgelöst, über de-
                   zentralisierte Strukturen und mehr kommunale Demokratie in
                   Schottland. Unmittelbar nach der Niederlage im Referendum trat
                   Alex Salmond als SNP-Vorsitzender und als First Minister zurück.
                   In beiden Funktionen wurde seine Stellverteterin Nicola Sturgeon
                   zu seiner Nachfolgerin gewählt – sodass Schottland nun nicht nur
                   seine erste Regierungschefin hat, sondern auch die drei größten Par-
                   teien im schottischen Parlament von Frauen geführt werden.
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