SCHREIBKOMPETENZ VON MEHRSPRACHIGEN SCHÜLERINNEN UND SCHÜLERN FÖRDERN - JAHRESTAGUNG BISS-TRANSFER 2020 17.11.2020 REFERENTIN: DANIELA WAMHOFF
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Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern Jahrestagung BiSS-Transfer 2020 17.11.2020 Referentin: Daniela Wamhoff
Inhalt Was ist Mehrsprachigkeit? Warum interessiert uns Mehrsprachigkeit? Ausgewählte Sprachvergleiche Sprachkompetenz und Fachsprache im Kontext von Mehrsprachigkeit Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 2
Ziele dieses Workshops Sensibilisierung für grammatische Besonderheiten anderer Sprachen im Vergleich zum Deutschen (Sprachvergleich) Sensibilisierung für die Bedeutung von Grammatik (der Bildungssprache) im mehrsprachigen Kontext Vorstellung und Diskussion didaktischer Methoden und Materialien aus dem Bereich der Mehrsprachigkeitsdidaktik Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 3
Kollektive Mehrsprachigkeit https://www.wikiwand.com/de/Mehrsprachigkeit (30.01.2020) Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 4
Kollektive Mehrsprachigkeit Eigenes Foto – S-Bahn im Raum Köln Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 5
Kollektive Mehrsprachigkeit Eigenes Foto – Eingang einer Dönerbude in Köln-Ehrenfeld Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 6
Kollektive Mehrsprachigkeit ARD-Mediathek: Ausschnitt aus der Tagesschau vom 09.11.2019. Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 7
Was ist Mehrsprachigkeit? Etwas weiter gefasst: Mehrsprachig ist, „wer sich irgendwann in seinem Leben im Alltag regelmäßig zweier oder mehrerer Sprachvarietäten bedient und auch von der einen in die andere wechseln kann, wenn dies die Umstände erforderlich machen […]“ (Lüdi Sehr weit: 1996, 234) Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern … 8
Individuelle Mehrsprachigkeit - Sprachenporträts Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern www.kombi-hamburg.de (31.01.2020) Vgl. Galling (2011) 9
Warum Mehrsprachigkeit einbeziehen? Vorgabe in KLP und Rahmenrichtlinien Sprachbewusstheit fördern Interesse an Sprachen (und Kulturen) wecken Wertschätzung für Sprachexpertisen aller SuS ... Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 10
Interesse an Sprachen und Kulturen Einstieg: Die ganze Welt im Klassenzimmer. Welche Sprachen werden in dieser Klasse gesprochen? Woher kommen sie? Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 11
Wertschätzung für Sprachexpertise Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 12
Sprachbewusstheit Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 13
Wertschätzung / Sprachbewusstheit Sprachexpertise Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 14
Mehrsprachigkeitsdidaktik Ansätze gibt es bereits seit den 1990ern. Inter- • fokussiert auf komprehension Fremdsprachenunterricht z.B. (vgl. u.a. Meißner • 1995; vgl. Hufeisen / z.B. Entlastung des Erwerbs von Lesefähigkeit mittels Transfer Marx 2007) Schule der • Vor allem unterschiedliche Mehrsprachig Herkunftssprachen Mehrsprachigkeits keit • Neugierde auf bzw. Wertschätzung von Sprachen, didaktik (vgl. u.a. Oomen- Welke 2000) Language Awareness Sprachen- • L1, L2, L3, … übergreifendes Lernen • Förderung von Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern (vgl. u.a. Behr 2007) Sprachbewusstheit 15
Mehrsprachigkeitsdidaktik Trotz verschiedener Schwerpunkte teilen alle Ansätze unter anderem folgende inhaltliche und methodische Merkmale: Den Sprachvergleich als Kernelement von Mehrsprachigkeitsdidaktik (vgl. Bredthauer 2019) Außerdem vielfach genannt: Förderung von Sprachbewusstheit und Persönlichkeitsbildung durch Wertschätzung Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 16
Ein beispielhaftes Material Oomen-Welke, Ingelore (2010) (Hrsg.): Der Sprachenfächer : Materialien für den interkulturellen Deutschunterricht in der Sekundarstufe I. Berlin: Cornelsen. Enthält mehrere Hauptthemen: 1.) Höflichkeit 2.) Personennamen 3.) Internationale Wörter 4.) Körpersprache und Nonverbales 5.) Um die Erde 6.) Von der Sprache, von Zahlen und Schriften 7.) Mein Kalender – dein Kalender Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 17
Sprachvergleiche Vergleiche können auf unterschiedlichsten Ebenen stattfinden: grammatische Muster im Sprachgebrauch (morphosyntaktisch) Wörter unterschiedlicher Sprachen (z.B. in Reimen) Phonemanalyse (z.B. mithilfe von Anlauttabellen oder Sprachspielen) interkulturelles Lernen … ∞ Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 18
Auszüge aus dem „Sprachenfächer“ (Bd. 3) Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern Aus: Oomen-Welke (2007): Der Sprachenfächer 3. Internationale Wörter. Freiburg: Fillibach. 19
Auszüge aus dem „Sprachenfächer“ (Bd. 3) Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern Aus: Oomen-Welke (2007): Der Sprachenfächer 3. Internationale Wörter. Freiburg: Fillibach. 20
Auszüge aus dem „Sprachenfächer“ (Bd. 3) Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern Aus: Oomen-Welke (2007): Der Sprachenfächer 3. Internationale Wörter. Freiburg: Fillibach. 21
Auszüge aus dem „Sprachenfächer“ (Bd. 3) Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern Aus: Oomen-Welke (2007): Der Sprachenfächer 3. Internationale Wörter. Freiburg: Fillibach. 22
Sprachkontraste und Sprachbewusstheit Kontrastivhypothese (vgl. Lado 1957; Ferguson 1962): Analyse von Kontrasten zwischen Ausgangs- und Zielsprache Annahme: Gewohnheiten der L1 werden auf die Zielsprache übertragen. Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 23
Sprachkontraste und Sprachbewusstheit Kontrastivhypothese (vgl. Lado 1957; Ferguson 1962): Analyse von Kontrasten zwischen Ausgangs- und Zielsprache Annahme: Gewohnheiten der L1 werden auf die Zielsprache übertragen. Zu erwarten wäre also: Anspruchsvoll: Erwerb von Strukturen, die in der L1 nicht vorkommen Einfacher: Strukturen, die denen der Ausgangssprache ähneln Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 24
Sprachkontraste und Sprachbewusstheit Kontrastivhypothese (vgl. Lado 1957; Ferguson 1962): Analyse von Kontrasten zwischen Ausgangs- und Zielsprache Annahme: Gewohnheiten der L1 werden auf die Zielsprache übertragen. Zu erwarten wäre also: Anspruchsvoll: Erwerb von Strukturen, die in der L1 nicht vorkommen Einfacher: Strukturen, die denen der Ausgangssprache ähneln Kann so sein – muss aber nicht! Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 25
Übertragungsphänomene Positiver Transfer: Eine gleichartige Struktur wird korrekterweise von der Ausgangs- in die Zielsprache übernommen. Negativer Transfer: Eine gleich erscheinende Struktur wird fälschlicherweise übertragen. Transfer Interferenz der Vorgang der vs. das Resultat der Übertragung Übertragung Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 26
Sprachvergleiche Ich beherrsche die deutsche Sprache, aber sie gehorcht mir nicht immer. (1) I have mastered the German language, but it doesn’t always obey me. (2) Almanca biliyorum, ama bu dil beni her zaman dinlemiyor. (3) (atakallamu al-luġata al-almāniyyata walakinnahā lā tasmacu lī dāiman) Leserichtung Quelle: https://www.uni-due.de/prodaz/sprachbeschreibung.php Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 27
Syntax: Deutsch – Türkisch Ich beherrsche die deutsche Sprache, aber sie gehorcht mir nicht immer. Verb an letzter Stelle Almanca biliyorum, ama bu dil beni her zaman dinlemiyor. Beispiel für positiven Transfer: SuS mit L1 Türkisch haben im Vergleich tendenziell weniger Probleme damit, die Verbletztstellung zu lernen. (vgl. Haberzettl 2005) Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 28
Morphologie: Deutsch – Türkisch Ich beherrsche die deutsche Sprache, aber sie gehorcht mir nicht immer. Typischer Fehler: Artikel werden ausgelassen. z.B. Er ist Freund von Lisa. Almanca biliyorum, ama bu dil beni her zaman dinlemiyor. Kein (mit dem Deutschen vergleichbarer) Artikel Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 29
Morphologie des Türkischen - Verben Türkisch ist eine agglutinierende Sprache! biliyorum ich weiß Beim deutschen Verb verschmelzen Person, Zeit Person Numerus, Zeit, Modus und Stamm mehr oder Stamm weniger stark miteinander. d i n l e m i y o r ( - Ø) sie hört nicht(auf) Neg. Schwierigkeiten: Flexion mitunter schwierig zu durchschauen durch Verschmelzungen, Stammveränderungen, Genus, Pluralbildungen, Funktionswörter etc. Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 30
Morphologie des Türkischen - Substantive Türkisch ist eine agglutinierende Sprache! şehir die Stadt Typischer Fehler, der sich aus unterschiedlichen şehirler die Städte Plural Sprachsystemen ergeben kann (aber nicht muss!): şehirlerde in den Städten „Ich geh Klo.“ Lokativ Präposition Schwierigkeiten: Flexion mitunter schwierig zu durchschauen durch Verschmelzungen, Stammveränderungen, Genus, Pluralbildungen, Funktionswörter etc. Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 31
Syntax: Deutsch – (Standard)Arabisch Ich beherrsche die deutsche Sprache, aber sie gehorcht mir nicht immer. Standardarabisch (klassisches Arabisch, Sprache des Korans) ≠ Umgangssprachliches Arabisch Verb an (große, heterogene Vielfalt an Dialekten) erster Stelle Der Satzbau zählt zu den stärker transferanfälligen Sprachmerkmalen. atakallamu al-luġata al-almāniyyata walakinnahā lā tasmacu lī dāiman Fehler, der sich aus unterschiedlicher Syntax ergeben kann (aber nicht muss!): Verberststellung im Aussagesatz, z.B. „Liest du den Text.“ statt „Du liest den Text.“ Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 32
Morphologie: Deutsch – (Standard)Arabisch Ich beherrsche die deutsche Sprache, aber sie gehorcht mir nicht immer. Der Artikel im Arabischen hat keine Verbindung zu Kasus, Numerus, Genus! Die Flexion der Artikel im Deutschen kann dadurch schwer durchschaubar sein. atakallamu al-luġata al-almāniyyata walakinnahā lā tasmacu lī dāiman vgl. vgl. vgl. die Sprache das Buch der Schrank der Sprache des Buches des Schrankes (ein bestimmter) Artikel der Sprache dem Buch dem Schrank „a(l)-“ die Sprache den Buch den Schrank Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 33
Morphologie des (Standard-)Arabischen Drei Numeri: Singular, Dual, Plural Drei Kasus: Nominativ, Genitiv, Akkusativ das Buch - al-kitaab-u das Buch (Akk.) - al-kitaab-a des Buches - al-kitaab-i Kasus werden nur in der Standardsprache vokalisiert (z.B. in offiziellen Kontexten). In der (regional jeweils unterschiedlichen) Umgangssprache werden sie ausgelassen. Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 34
Morphologie des (Standard-)Arabischen Nach Präpositionen steht fast immer der Genitiv! Aus: Zeldes / Kanbar(2014): 137. in den Garten, gegen den Sturm Akkusativ wegen des Geldes, während des Spiels Genitiv Als ich zur Bibliothek ging, Dativ fand ich nichts außer diesem alten Buch. Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 35
AB: Satzstellung Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 36
Allgemeine Hinweise Konkreter Einsatz von mehrsprachigkeitsdidaktischen Methoden hängt vom sprachlichen Förderschwerpunkt bzw. Lernziel ab: Grammatischer Schwerpunkt Wortschatz Orthografie Textsorten (z.B. Schreibkonventionen bei Briefen, Beschreibungen, Argumentationen etc.) Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 37
Allgemeine Hinweise Die Methoden setzen vonseiten der Lehrkräfte linguistisches Grundwissen, jedoch keine Kenntnisse in allen beteiligten Sprachen voraus! Das Einbringen der eigenen Mehrsprachigkeit durch die SuS sollte auf freiwilliger Basis erfolgen. Oft hat es sich als fruchtbar erwiesen, die SuS bei Eltern, Großeltern, Geschwistern etc. nach Sprachbeispielen und / oder Erklärungen fragen zu lassen. Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 38
Literaturtipps Colombo-Scheffold, Simona / Fenn, Peter / Jeuk, Stefan / Schäfer, Joachim (Hrsg.) (2010): Ausländisch für Deutsche. Sprachen der Kinder – Sprachen im Klassenzimmer. Stuttgart: Fillibach bei Klett. Krifka, Manfred / Błaszczak, Joanna / Leßmöllmann, Annette et. al. (Hrsg.) (2014): Das mehrsprachige Klassenzimmer. Über die Muttersprachen unserer Schüler. Berlin / Heidelberg: Springer. Sprachbeschreibungen der Initiative ProDaZ (Uni Duisburg-Essen). https://www.uni- due.de/prodaz/sprachliche_phaenomene.php Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 39
Weitere Tipps Goethe-Institut http://www.goethe.de/ges/spa/prj/sog/fms/dit/ deindex.htm Methodenpool des Mercator-Instituts für Sprachförderung und DaZ (Uni Köln) https://www.mercator-institut- sprachfoerderung.de/de/publikationen/material- fuer-die-praxis/methodenpool/ Homepage von Prof. Josef Leisen http://www.josefleisen.de/person Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 40
Mehrsprachigkeit und Bildungssprache Eisberg-Modell (Cummins 1980) BICS = Basic Interpersonal Communicative Skills (Alltagssprache) CALP = Cognitive Academic Language Proficiency (Bildungssprache) Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 41
Herausforderung „Bildungssprache“ Schulische Kommunikation und fachliches Lernen finden in der Bildungssprache (Fachsprache, symbolische Sprache, Unterrichtssprache und Bildsprache) statt. Die sog. CALP-Fähigkeiten (Cognitive Academic Language Proficiency) beschreiben die schulbezogenen kognitiven Sprachkenntnisse (vgl. Cummins 1979,2006). Sie sind für den Schulerfolg von zentraler Bedeutung. Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 42
Grammatik in der Bildungs- und Fachsprache Hypo- Passiv taxen Mittel, Komplexe die Konditional- Kohärenz Modalität sätze Grammatik und Kohäsion bilden Prono- Komplexe Nebensätze minali- vgl. Haberzettl (2009) sierung Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 43
Aus: Carnevale, C. / Wojnesitz, A. (2014): Sprachsensibler Fachunterricht in der Sekundarstufe. Grundlagen – Methoden – Praxisbeispiele (ÖSZ Praxisreihe Heft 23). Graz: ÖSZ. Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 44
Mehrsprachiger Fachunterricht Fachsprachliche Texte sind sprachübergreifend gekennzeichnet durch: hohe Informationsdichte Abwesenheit erzählerischer Elemente Fehlen von Redundanzen abstrahierende, ergebnisorientierte Darstellungsweise Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 45
Mehrsprachiger Fachunterricht Typische sprachliche Mittel sind tendenziell: Gebrauch von Fremdwörtern, Fachwortschatz Abstrakta und Komposita (falls vorhanden) Verwendung des Passivs Komplexe Sätze (Fach-)Sprachliche Mittel können weder auf Deutsch noch in anderen Sprachen einfach vorausgesetzt werden, sondern müssen gezielt erarbeitet werden. Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 46
Sprachvergleich: Fachsprache Lexik Türkisch Deutsch Fremdwörter (häufig griech., lat, frz. Fremdwörter (häufig griech., lat. Ursprung) Ursprung) z.B. preperat, bakteri, mikroskop, z.B. das Präparat, die Bakterie, das embriyon, hipotez, problem, fosil, Mikroskop, der Embryo, die Hypothese, iskelet, iklim, ekvator das Problem, das Fossil, das Skelett, das Klima, der Äquator ABER: metabolizma / der Stoffwechsel ABER: die Temperatur / sıcaklık Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 47
Sprachvergleich: Fachsprache Lexik Türkisch Deutsch Fremdwörter (häufig griech., lat, frz. Ursprung) Fremdwörter (häufig griech., lat. Ursprung) z.B. preperat, bakteri, mikroskop, z.B. das Präparat, die Bakterie, das Mikroskop, der embriyon, hipotez, problem, fosil, Embryo, die Hypothese, das Problem, das Fossil, das iskelet, iklim, ekvator Skelett, das Klima, der Äquator ABER: die Temperatur / sıcaklık ABER: metabolizma / der Stoffwechsel Möglichkeiten der Förderung: Mehrsprachige Wortspeicher (dabei sowohl auf positive als auch negative Transfermöglichkeiten hinweisen) Zum jeweiligen Thema mehrsprachige Poster erarbeiten und in der Klasse aufhängen. Wortarten z.B. durch Symbole kennzeichnen (z.B. Quadrat für Substantive, Kreis für Verben etc.) Im Deutschen immer Artikel und Plural angeben. Genera durch Farben markieren (z.B. Maskulinum = rot, Femininum = blau etc.). Wortschatz Schreibkompetenz in syntaktischen von mehrsprachigen Zusammenhang Schülerinnen und Schülern fördern stellen Wortkarten (z.B. Wendekarten) nutzen 48
Sprachvergleich: Fachsprache Wortbildung, z.B. Komposita Türkisch Deutsch Bestimmungswort + Grundwort (+ Possessiv), Substantiv + Substantiv: z.B.: die Fachfrau, das Schwarze Meer, der Blumenstengel, der Fischkörper, uzman kadın die Erdoberfläche Karadeniz çiçek sapı (wie Substantiv + Genitivattribut) baligin gövdesi yeryüzü Viele (jedoch nicht alle) Komposita werden getrennt geschrieben bzw. wie eine NP mit Genitivattribut gebildet. Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern In vielen Fällen entsprechen sich die Komposita im Deutschen und Türkischen, jedoch nicht immer: z.B. das Haustier = evcil hayvan (zahmes Tier). 49
Sprachvergleich: Fachsprache Wortbildung, z.B. Substantivkomposita Türkisch Deutsch Bestimmungswort + Grundwort (+ Possessiv), z.B.: Substantiv + Substantiv: die Fachfrau, das Schwarze Meer, der Blumenstengel, uzman kadın der Fischkörper,die Erdoberfläche Karadeniz çiçek sapı (wie Substantiv + Genitivattribut) balıgın gövdesi yeryüzü Viele (jedoch nicht alle) Komposita werden getrennt geschrieben bzw. wie eine NP mit Genitivattribut gebildet. In vielen Fällen entsprechen sich die Komposita im Deutschen und Türkischen, jedoch nicht immer: z.B. das Haustier = evcil hayvan (zahmes Tier). Möglichkeiten der Förderung: Aufbau der Wörter klären und farblich bzw. durch Pfeile markieren. Sprachvergleich durchführen, um die Regeln des Sprachbaus zu verdeutlichen bzw. um Parallelen aufzuzeigen. Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 50
Sprachvergleich: Fachsprache Passiv Türkisch Deutsch Durch Agglutination Analytisch gebildet (durch z.B. mehrere Wörter): okumak okuyorum okunuyorum - Vorgangspassiv: werden + Partizip II - Zustandspassiv: lesen ich lese ich werde gelesen sein + Partizip II Passivsuffix n/l + Vokal (entsprechend der Vokalharmonie) Agens wird i.d.R. ausgelassen. Agens kann durch von-Phrase ergänzt werden. Außerdem gibt es in beiden Sprachen unpersönliche Passiversatzformen. Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 51
Sprachvergleich: Fachsprache Passiv Türkisch Deutsch Durch Agglutination Analytisch gebildet (durch mehrere Wörter): z.B. okumak okuyorum okunuyorum - Vorgangspassiv: werden + Partizip II - Zustandspassiv: sein + Partizip II lesen ich lese ich werde gelesen Passivsuffix n/l + Vokal (entsprechend der Vokalharmonie) Agens kann durch von-Phrase ergänzt Agens wird i.d.R. ausgelassen. werden. Außerdem gibt es in beiden Sprachen unpersönliche Passiversatzformen. Möglichkeiten der Förderung: Mehrsprachige Lernplakate und Wortgeländer zu Passivstrukturen Umformung von Aktiv- in Passivsätze Dabei ebenfalls sprachvergleichend vorgehen, um Unterschiedlichkeit der Form, aber Schreibkompetenz Ähnlichkeit von mehrsprachigen derundFunktion Schülerinnen aufzuzeigen. Schülern fördern 52
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Fragen? Anregungen? Diskussionsbedarf? Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 53
Literatur Albertovskaya, Elena / Gürsoy, Erkan (2010): Sprachbeschreibung Russisch. URL: https://www.uni- due.de/prodaz/sprachbeschreibung.php (07.11.2019). Behr, Ursula (2007): Sprachenübergreifendes Lernen und Lehren in der Sekundarstufe I. Tübingen: Narr. Bredthauer, Stefanie (2019): Sprachvergleiche als multilinguale Scaffolding-Strategie. In: Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht 24, 1 (2019), S. 127 – 143. Carnevale, C. / Wojnesitz, A. (2014): Sprachsensibler Fachunterricht in der Sekundarstufe. Grundlagen – Methoden – Praxisbeispiele (ÖSZ Praxisreihe Heft 23). Graz: ÖSZ. Colombo-Scheffold, Simona (2010): Deutsch als Fremdsprache: In: Colombo-Scheffold / Fenn / Jeuk / Schäfer (Hrsg.): Ausländisch für Deutsche. Sprache der Kinder – Sprachen im Klassenzimmer. Stuttgart: Klett. Cummins, James (2000): Language, Power and Pedagogy. Clevedon: Multilingual Matters. Cummins, Jim (1979): Linguistic interdependence and the educational development of bilingual children. In: Review of Educational Research 49 (1979), 2 (1979), S. 222 – 151. Cummins, Jim (1980): The Cross-lingual Dimensions of Language Proficiency: Implications for Bilingual Education and the Optimal Age Issue. In: TESOL Quarterly 14 (1980) 2, S. 175 – 187. El Baghdadi, Houria (2013): Sprachbeschreibung Modernes Standardarabisch. URL: https://www.uni- due.de/prodaz/sprachbeschreibung.php (07.11.2019). Ferguson, Charles A. (1962): Contrastive structure series. Chicago: The University of Chicago. Gürsoy, Erkan (2010): Sprachbeschreibung Türkisch. https://www.uni- due.de/prodaz/sprachbeschreibung.php (07.11.2019). Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 54
Literatur Haberzettl, Stefanie (2005): Der Erwerb der Verbstellungsregeln in der Zweitsprache Deutsch durch Kinder mit russischer und türkischer Muttersprache. Tübingen: Niemeyer. Haberzettl, Stefanie (2009): Förderziel: Komplexe Grammatik. In: LiLi 39 (2009), S. 80 – 95. Heintze, Andreas (2002): Handreichung zur Didaktik und Methodik eines zweisprachigen Fachunterrichts im Rahmen der zweisprachigen deutsch-türkischen Erziehung. URL: www.bildungsserver.berlin- brandenburg.de/fileadmin/bbb/unterricht/faecher/sprachen/zweisprachige_erziehung/handreichung -methodik-didaktik_01.pdf (28.01.2020) Hufeisen, Britta / Marx, Nicole (2007): EuroComGerm – Die sieben Siebe: Germanische Sprachen lesen lernen. Frankfurt: Shaker. Krifka, Manfred / Błaszczak, Joanna / Leßmöllmann, Annette et. al. (Hrsg.) (2014): Das mehrsprachige Klassenzimmer. Über die Muttersprachen unserer Schüler. Berlin / Heidelberg: Springer. Lado, Robert (1957): Linguistics across cultures: applied linguistics for language teachers. Ann Arbor: University of Michigan Press. Meißner, Franz-Joseph (1995): Umrisse der Mehrsprachigkeitsdidaktik. In: Bredella, Lothar (Hrsg.): Verstehen und Verständigung durch Sprachenlernen. Bochum: Brockmeyer, S. 173 – 187. Oomen-Welke, Ingelore (²2010): Didaktik der Sprachenvielfalt. In: Bernt Ahrenholz & Ingelore Oomen-Welke (Hrsg.): Deutsch als Zweitsprache. Deutschunterricht in Theorie und Praxis. Bd. 9. Baltmannsweiler: Schneider-Hohengehren, S. 479 – 492. Schumacher, Nicole (2005): Tempus als Lerngegenstand. Tübingen: Narr. Selinker, Larry (1972): Interlanguage. In: IRAL Nr. 10 (1972), S. 209 – 232. Schreibkompetenz von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern fördern 55
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