Sehnsuchtsziel Kambodscha - Das Land der 1.000 Facetten - Nur noch Zucker

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Sehnsuchtsziel Kambodscha - Das Land der 1.000 Facetten - Nur noch Zucker
Sehnsuchtsziel Kambodscha
Das Land der 1.000 Facetten

Traumhaft: Ausblick von unserer Strandhütte auf der Insel Koh Rong Samloem

Hand aufs Herz: Welches Reiseziel lebt rentfree in deinem Kopf? Bei mir ist es ganz klar Kam-
bodscha. Dieses Land hat mich auf so vielfältige Weise berührt, dass ich es kaum in Worte
fassen kann. Aber für dich werde ich es versuchen. Denn jeder sollte in Zeiten von Lockdown
und Reiseverbot ein Sehnsuchtsziel haben, in dem der erste Flieger landet, mit dem er vom
Boden abhebt. Und ganz vielleicht kann ich dich mit meinem Reisebericht ja für diesen oft
unbeachteten Diamanten zwischen Thailand und Vietnam begeistern. Ja, Corona wird irgend-
wann vorbei sein und dann gehört die Welt denen, die gut vorbereitet sind und eine klare
Vision vor Augen haben. Also: Let’s go!

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Sehnsuchtsziel Kambodscha - Das Land der 1.000 Facetten - Nur noch Zucker
Perfekt für nostalgische Abenteurer

„Wie Thailand vor zehn Jahren!“ Das war es, was wir von allen Reisebekanntschaften zu hören
bekamen, als wir uns von Thailand aus auf den Weg nach Kambodscha machten. Witziger-
weise war mein erster Thailand-Urlaub zu diesem Zeitpunkt genau zehn Jahre her. Und was
soll ich sagen, diese Aussage war sowas von akkurat! In Kambodscha war es noch auf den
Gesichtern, dieses unbefangene Lächeln, das ich aus meinem ersten Thailand-Urlaub kannte.
Es gab sie noch, diese einfachen Holzhütten direkt am Strand. Diese Bretterverschläge, die
einem das Gefühl geben, Robinson Crusoe zu sein und ein Abenteurer auf großer Mission. Es
gab allerdings auch die Toiletten mit großem Wasserbottich, dafür aber ohne Klopapier,
Duschkopf oder Spülung. Und das nicht ganz so nach westlichem Standard zubereitete Essen.
Dazu später mehr. Denn in unserer ersten Station in Kambodscha war das Essen einfach nur
fantastisch und das Highlight des doch recht asketischen Tages. Unsere erste Station war das
Yoga-Retreat-Center „Blue Indigo“ in der kleinen Stadt Siem Reap – und die Tage dort ein
Traum!

In dieser hübschen Open-Air-Küche                    Ein nahegelegenes Kloster bot perfekte
gab es jeden Tag vegane Gerichte                     Gelegenheit zum Meditieren

Wir standen morgens um fünf Uhr für Meditation und Yoga auf und genossen die Zeit mit den
wunderbaren Yoga-Lehrern. Es gab veganes Essen, das uns jedes Mal völlig begeisterte und
die Umgebung war einfach nur herrlich entspannend. So sehr, dass ich sogar mit unserem
Mitbewohner – einer großen, schwarzen, flauschigen Spinne – in Einklang leben konnte. Na-
türlich befestigte ich das Fliegennetz am Abend immer besonders gründlich unter der Mat-
ratze, sodass auch wirklich nichts reinkommen konnte. Aber ich redete mit ihr und war sogar
ein wenig traurig, Itzy irgendwann zurücklassen zu müssen.

Angkor Wat und ein ganz besonderer Zirkus

Das Tolle an Seam Reap war, dass es unglaublich viel zu entdecken gab. Natürlich spreche ich
in erster Linie von der unfassbaren Tempelanlage „Angkor Wat“, die sich mit einem TukTuk in
einer halben Stunde erreichen lässt. Sie besteht aus mehr als 1.000 Tempeln und Gebäuden,
die teilweise so vom Dschungel überwuchert sind, dass man sie kaum noch findet. Wir waren
völlig von den Socken! Der Haupttempel, den man von allen Postkarten und Reiseberichten
kennt und der im 12. Jahrhundert zu Ehren des Gottes Vishnu erbaut wurde, ist tatsächlich
nur der Anfang.

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Jo und ich am Eingang der Tempel-           Der Haupttempel von „Angkor Wat“
  anlage. Wir blieben sechs Stunden!          ist der bekannteste der Anlage

Eine mit Steinfiguren flankierte Brücke führt zu den nächsten Tempeln. Besonders begeistert
waren wir von der Anlage „Ta Prohm“, die manch einer aus dem Film „Lara Croft: Tomb Rai-
der“ kennt. Die völlig von Bäumen und Schlingpflanzen überwucherten Gemäuer sind einfach
nur faszinierend. Der Tempel wurde ebenfalls im 12. – 13. Jahrhundert erbaut, aber nie res-
tauriert. Man überließ ihn der Natur und sicherte ihn für Touristen. So kann man heute wun-
derbar auf Entdeckungstour gehen und staunen, wie riesige pflanzliche Krakenarme die einst
prunkvollen Gebäude umschlingen. Es war ein gigantisches Erlebnis!

Was für ein Anblick! Auch an den            Die Anlage „Ta Prohm“ wird gera-
Brücken verweilt man gern                   dezu von Wurzeln verschlungen

Aber mindestens genau so eindrucksvoll, wie die Jahrhunderte alten Bauten, war der Besuch
im „Cambodian Circus Phare“. Um die unfassbare Erfolgsgeschichte dieser besonderen Attrak-
tion zu verstehen, muss man das Leid kennen, das Kambodscha durchgemacht hat. In den
Jahren 1975-79 wurden unter der Herrschaft der Roten Khmer in einem unfassbar grausamen
Genozid bis zu 2 Millionen Kambodschaner bestialisch ermordet und das Land in völlige Armut
gestürzt. Die politischen Nachwehen reichten teilweise bis ins Jahr 1996. Ganz zu schweigen
von den Narben auf den Seelen der Betroffenen, die für immer bleiben werden. Die Gründer
des Zirkus fanden nach all dem Leid, das sie erlebt hatten, in der Artistik und in der Kunst
Heilung. Dieses Gefühl wollten sie weitergeben und heute besuchen über 1000 Schüler die
zum Zirkus gehörende Akademie. Sie lernen dort nicht nur Akrobatik, sondern auch rechnen,

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lesen und schreiben, was in Kambodscha nicht selbstverständlich ist. Finanziert wird die Aka-
demie durch die Zirkus-Shows, die heute ein Niveau haben, das fast schon an das des „Cirque
du Soleil“ herankommt. Manch einer der Artisten hat es wohl sogar in die Crew des großen
Vorbilds geschafft. Das sollte man auf keinen Fall verpassen!

Bis heute trage ich einen Armreif, den ich dort im Zirkus gekauft habe. Gefertigt von den Schü-
lern, aus alten Patronenhülsen. Als Erinnerung an die Schrecken des Völkermords. Der junge
Artist, der ihn mir verkauft, musste ihn zum Glück nicht selbst miterleben. Genauso, wie ich
als junge Deutsche das dritte Reich nicht miterleben musste. Und doch wissen wir, dass es an
uns liegt, die Erinnerungen an das Grauen von damals aufrecht zu erhalten. Auf dass so etwas
nie wieder geschehen möge. Nie wieder!

Akrobatik, Kunst – für jeden wird                  Jo und ich mit den tollen Artisten.
beim Phare-Zirkus etwas geboten                    Was für eine Show!

Inselglück, wir kommen ...

Ja, manchmal fällt es einem schwer, nach all den dazu gewonnenen Kenntnissen wieder in den
Urlaubsmodus umzuschalten. Es gab sogar Reisende, die uns deswegen vom Besuch des Lan-
des abgeraten hatten. Zu schwere Kost. Aber Kambodschas Geschichte ist, wie sie ist und sie
hat die Menschen, die hier leben, geformt. Sie helfen einander, halten immer zusammen. Und
das ist es doch, was zählt. Immer wieder werden wir Zeuge davon und schließen unsere Gast-
geber mehr und mehr ins Herz. Auch wen sie uns manchmal mit ihrem Humor aus der Reserve
locken. Wie bei der Überfahrt zur Insel Koh Rong Samloem.

Wir kamen kurz vor Sonnenuntergang auf der kleinen Schwester der eher unter dem jungen
Partyvolk bekannten Insel Koh Rong an. Jeder einen großen und einen kleinen Rucksack an
sich und ziemlich platt von der langen Anreise. Einer der Jungs fragte nach unserem Resort.
Wir zeigen ihm den Namen und er lachte sich kaputt. „One hour walking. Good luck!“ Ich hielt
das ganze für einen Witz. Doch als wir aus dem Boot gesprungen waren und uns umschauten,
bestätigte sich die Brisanz seiner Aussage. Wir waren im Nirgendwo. Es gab nichts. Kein Auto.
Kein Roller. Nichts. Vom Kellner eines Restaurants erfuhren wir, dass unser Resort auf der
anderen Seite der Insel sei und man tatsächlich eine Stunde durch den Dschungel rüber laufen
müsse, da das Boot an dem Tag nicht mehr fuhr. Empfehlen würde er das aber nicht, sagte er
noch. Kobras. Überall. Da standen wir nun. Und ich musste lachen. So war das früher in Thai-
land auch. Wir stornierten unser Resort und liefen den Strand entlang, bis wir eine Hütte fan-
den, die uns gefiel. Und dann genossen wir einfach nur noch den Ausblick und das Leben im
Inselparadies.

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Aber keine Sorge! Zu tun gibt es auch dort genug. So nahmen wir an einer nächtlichen Plank-
ton-Schnorchel-Tour teil. Es war so ein Spektakel, dass ich mein Unwohlsein von einem nicht
mehr ganz so frischen Falafel-Wrap ganz vergaß. Wir sprangen in das dunkle Wasser – was
schon ein bisschen gruselig war – und um uns herum begann es, grün und blau zu schimmern.
Es war magisch und nennt sich Biolumineszenz. Das hier herumschwimmende Plankton leuch-
tet bei Bewegung im Dunkeln. Ich kam mir vor wie eine Walt Disney-Prinzessin, die glitzernde
Funkenregen zaubert. Was einem vorher keiner sagt: Das Plankton zwickt. Es tut nicht wirklich
weh, aber nach einer halben Stunde wird es einem doch zu viel.

Eine von vielen Schaukeln in der Brandung.          Abenteuerlich: Nacht-Schnorcheln
Hier kann man die Seele baumeln lassen              mit fluoreszierendem Plankton

Phnom Penh – für jeden etwas dabei

Nach herrlichen Tagen der Entspannung ging es für uns zu unserem letzten Stopp in Kambod-
scha – zur Hauptstadt Phnom Penh. Es war gigantisch, was sich uns hier bot. Hübsche Ein-
kaufssträßchen, schöne Tempel und Paläste, so viele nette Cafés. Eines davon möchte ich
gerne besonders erwähne, das „Daughters of Cambodia“. Es wird von und für Opfer von Men-
schenhandel betrieben und gibt jungen Frauen die Möglichkeit, ein neues, besseres Leben,
fernab von Gewalt und Missbrauch zu führen. Diese Arbeit ist so wichtig und wieder ein Bei-
spiel für den Ideenreichtum und die unglaubliche Hilfsbereitschaft der Kambodschaner. Das
Essen war super und im kleinen Shop unter dem Restaurant gab es von den Mitarbeiterinnen
genähte Täschchen und mehr. Wir aßen übrigens auch in einem traditionellen Restaurant –
eines der Nationalgerichte. Vogelspinne. Es kostete Überwindung und noch einmal würde ich
es nicht machen. Auch, weil mich danach ein schlechtes Gewissen gegenüber Itzy plagte. Wäh-
rend der Regentschaft der Roten Khmer herrschte Hunger im Land und die Bevölkerung be-
gann, die überall vorhandenen Vogelspinnen zuzubereiten. Heute werden sie hauptsächlich
für Touristen gekocht.

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Sehnsuchtsziel Kambodscha - Das Land der 1.000 Facetten - Nur noch Zucker
Leckerer Salat im Café und Shop                         Eine besondere Spezialität des Lan-
„Daughters of Cambodia“                                 des: Vogelspinne

Wie bereits erwähnt, ist der am kambodschanischen Volk verübte Genozid noch heute allge-
genwärtig. In Phnom Penh werden einem die Schrecken dieser unmenschlichen Zeit aber so
richtig bewusst. Man hat die Gelegenheit, die sogenannten „Killing Fields“ anzuschauen oder
das Gefängnis, in dem falsche Geständnisse erzwungen wurden, um das Morden später zu
rechtfertigen. Es sind Besuche, die einen fassungslos und zutiefst aufgewühlt zurücklassen.
Aber sie sind auch wichtig, um ein Volk zu verstehen, das uns so offen, gastfreundlich und
liebevoll empfängt. Ich werde darüber in einem gesonderten Beitrag berichten. Denn, ja, nicht
jeder möchte in seinem Urlaub mit solch harten Themen konfrontiert werden. Aber das ist ja
auch das spannende an Kambodscha, dieser Facettenreichtum. Man kann das reine Ur-
laubsparadies genießen oder man kann nebenher kulturell in die Tiefe gehen. Denn beides ist
vorhanden: Ungestörte, wundervolle Natur, unberührte Strände und eine reiche Geschichte
mit faszinierenden Tempeln und eben auch mit Geschichten von Menschen, die nie die Hoff-
nung aufgegeben haben und bis heute gemeinsam für ein besseres Leben in ihrer Heimat
kämpfen. Der Heimat, an die sie trotzdem glauben und die sie uns mit einem Lächeln gerne
zeigen.

Quelle/Fotos: www.nur-noch-zucker.de
Mehr Infos und Reiseberichte: www.nur-noch-zucker.de

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