Erfahrungsbericht zum Auslandsstudium an der Universidade Federal de Santa Catarina in Florianópolis, Brasilien

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Erfahrungsbericht zum Auslandsstudium an der Universidade Federal de Santa Catarina in Florianópolis, Brasilien
WWU Münster | International Office | Studierendenmobilität

Erfahrungsbericht zum Auslandsstudium an der Universidade Federal de
Santa Catarina in Florianópolis, Brasilien

  Name der                  Universidade Federal de Santa Catarina (UFSC)
  Partneruniversität
  Land der                  Brasilien
  Partneruniversität
  Studienfach               Relações Internaçionais/Psicologia

  Zeitraum des              März-August 2014
  Auslandsaufenthalts

Vorbereitung vor dem Auslandsaufenthalt

      Wie waren die vorbereitenden Informationen der Gastuniversität?
Durch eine brasilianische Freundin, die ich im Rahmen des Buddy-Programms der WWU
kennengelernt hatte, bin ich auf die Idee gekommen, an ihrer Uni in Brasilien zu studieren. Sie
hat mir geholfen, mich auf der Internetseite der UFSC zurechtzufinden, was wirklich nicht einfach
ist – die Seite ist eigentlich nur auf Portugiesisch verfügbar. Es gibt zwar eine Englisch-Option,
jedoch kommt man damit nicht weit. Aus dem Vorlesungsverzeichnis habe ich mir insgesamt 5
Kurse rausgesucht, von denen ich am Ende nur 2 belegen konnte. Die Seite der UFSC ist nicht
immer aktuell! Das Vorlesungsverzeichnis war nicht auf dem aktuellen Stand und die
Semesterzeiten, die man ja auch bei der Bewerbung in Deutschland angeben musste, wurden
dort auch noch nicht aufgeführt. Man sollte sich in dem Fall einfach am Vorjahr orientieren.
Als ich Anfang Dezember für das Sommersemester akzeptiert wurde, kamen von der UFSC
erstmal keinerlei Informationen. Im Januar bekam ich eine Mail mit Kontaktdaten einer
brasilianischen Studentin, die mir helfen sollte, mich an der Uni und in der Stadt
zurechtzufinden. Sie hat mir tatsächlich geholfen, eine Wohnung zu finden, ihre Hilfe für Uni-
Angelegenheiten habe ich nicht benötigt.

     Visum
        • Welche Art Visum musste beantragt werden? Wo haben Sie das Visum
            beantragt?Wann haben Sie das Visum beantragt?
Bei einem Aufenthalt ab 3 Monaten muss man ein Visum beantragen – in dem Fall ein
Studentenvisum. Das brasilianische Konsulat informiert darüber sehr gut auf der Internetseite.
Sobald ich das Originaldokument des „Letter of Acceptance“ hatte, konnte ich das Visum
beantragen. Die Zusage bekam ich Anfang Dezember, das Dokument kam dann Ende Januar an
– schon hier zeigt sich, dass in Brasilien alles etwas länger dauert! Ich konnte das Visum in
Frankfurt beantragen. Man muss 2 Tage dafür einplanen, einen, um die Dokumente abzugeben,
und nach ca. 2 Wochen muss man das Visum persönlich abholen. Sollte man verhindert sein,
kann man eine Agentur dazu beauftragen.
Innerhalb der ersten 30 Tage nach Ankunft in Brasilien muss man dann zur Policia Federal und
sich dort melden. In Florianópolis heißt das, um 8 Uhr morgens dort zu sein, um einen Termin für
den Nachmittag auszumachen. Die Angestellten dort sind sehr freundlich und hilfsbereit!

     Welche Versicherungen haben Sie abgeschlossen/abschließen müssen?
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Ich habe eine Auslandskrankenversicherung bei der Hanse-Merkur abgeschlossen. Meiner
Meinung nach hatten die die besten Konditionen, aber darüber sollte sich jeder individuell vor
seiner Abreise erkundigen. Auch wenn ich die Versicherung im Endeffekt nicht gebraucht habe,
musste ich sie sowohl für beide Unis, als auch für das Visum abschließen.

     Welche Impfungen waren nötig?
Meine Impfungen waren schon auf dem aktuellsten Stand, ich brauchte nur noch Typhus und
Gelbfieber. Zu beachten ist, dass Gelbfieber nur von bestimmten, von der WHO zugelassenen,
Ärzten geimpft werden darf. Lasst euch von eurem Hausarzt am besten beraten, welche
Impfungen ihr benötigt (das hängt auch davon ab, wo ihr in Brasilien studiert) und wo ihr euch
impfen lassen könnt.

     Wie haben Sie Geldangelegenheiten vor Ort abgewickelt? (Über Konto vor Ort, Online-
        Konto, Kreditkarte, etc.?)
Ich habe ein Online-Konto bei der DKB eröffnet. Das war kostenlos und ich konnte mit der
Kreditkarte kostenlos Geld abheben.
Ein Punkt, der vielleicht auch noch interessant ist: In Floripa hatte fast jeder Student eine
Handykarte von TIM. Die bekommt man für ca. 3€ im Laden und kann sie für mind. 5€ aufladen.
Um die Karte freizuschalten benötigt man einen CPF, das ist eine individuelle Nummer, die jeder
Brasilianer hat. Als Ausländer kann man diese Nummer bei der Post („Correios“) beantragen.
Meiner Erfahrung nach ist das aber nicht unbedingt nötig. Ich habe sie beantragt und die
Nummer kaum gebraucht. Zur Freischaltung kann man z.B. auch einfach einen Freund nach
dessen Nummer fragen.

Während des Aufenthalts an der ausländischen Universität

    a) Betreuung vor Ort

     Wer war Ihr Ansprechpartner an der Universität?
Für alles Organisatorische war SINTER mein Ansprechpartner, das International Office der UFSC.
Aber eigentlich hat man nur am Anfang und am Ende Kontakt mit ihnen (zwischendrin haben die
eh ganz lange gestreikt…). Ansonsten sind die Professoren unglaublich hilfsbereit!

    Stellte die Uni eine Unterkunft zur Verfügung?
Nein.

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     Wer half sonst bei der Suche nach einer Unterkunft, und welche Möglichkeiten gab es,
        Wie verlief die Bewerbung für ein Zimmer?
Wie schon oben erwähnt, hat mir mein brasilianischer „Buddy“ geholfen, ein Zimmer zu finden.
Eine gute Möglichkeit ist auch die Facebook-Gruppe „Intercambistas Floripa 20XX“.
Generell sind Mietverträge eher unüblich. Aus eigener Erfahrung würde ich empfehlen, die
Mietzahlungen, die geleistet wurden, schriftlich, am besten mit Unterschrift, festzuhalten.
Die Stadtteile Trindade, Corrego Grande und Pantanal sind ganz in der Nähe der Uni und auch
sicher. Wer lieber das Strand- und Partyleben mit vielen Austauschstudenten genießen möchte,
wohnt in Lagoa, muss dann aber eine lange Busfahrt zur Uni auf sich nehmen (viele
Intercambistas trampen auch).

     An wen konnte man sich im Krankheitsfall wenden? Wie fand man den Arzt?
Glücklicherweise kann ich diese Frage nicht aus eigener Erfahrung beantworten. Es gibt ein
Krankenhaus an der UFSC, in dem Studenten kostenlos behandelt werden. Allerdings muss man
dort mit langen Wartezeiten rechnen.

    b) Studium

     Gab es Einführungsveranstaltungen für ausländische Studierende?
Ja. Dort bekommt man eine Mappe mit viel Infomaterial und die SINTER-Chefin hält einen
unverständlichen Vortrag auf portugiesisch. Nicht verzweifeln, die anderen Austauschstudenten
verstehen auch nichts und allein wegen der Infomappe und neuen Kontakten mit anderen
Austauschstudenten lohnt sich die Veranstaltung!

    Wie war das Kursangebot der Universität?
Wie schon oben erwähnt, habe ich nur 2 Kurse zugeteilt bekommen, was für Austauschstudenten
anscheinend ganz normal ist. Ich habe dann noch einen Kurs dazu genommen. Ich war mit dem
Angebot sehr zufrieden!

     Wie unterscheidet sich der Unterricht an der Gastuniversität von dem der
        Heimatuniversität?
Der Unterricht hat mich stark an die Schule erinnert – er findet in „Klassenzimmern“ statt und
vorne steht der Lehrer und schreibt etwas an die Tafel. Powerpoint-Präsentationen wurden in
meinen Kursen nicht genutzt. Der Unterricht war sehr interaktiv, es war kein Monolog des Profs,
was ich sehr angenehm fand. Die Studenten duzen die Profs und diese kennen auch oft die
Namen der Studenten. Die Profs, die ich hatte, waren unglaublich lieb und hilfsbereit, man sollte
keine Scheu haben, bei Fragen nach dem Unterricht auf sie zuzugehen!
Meist hat man entweder vormittags oder nachmittags Uni. Ich hatte zwei meiner Fächer
nachmittags, und zwar jeweils 2x die Woche für 1,5 Stunden. Meinen Psychologiekurs hatte ich
einmal die Woche vormittags für 4 Stunden. Prüfungen finden üblicherweise 2 statt, eine in der
Mitte, eine am Ende des Semesters, was ich auch als sehr angenehm empfunden habe.

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     Wie war das Angebot an Sprachkursen?
Es gibt Sprachkurse, die an der Uni angeboten werden. Dazu muss man einen Einstufungstest
(schriftlich und mündlich: keine Angst, ist nicht schwer!) machen und wird danach in einen von
5 Kursen eingeteilt. Meiner Erfahrung nach wird dabei nicht unbedingt auf das individuelle
Ergebnis geschaut, sondern darauf, wann du Zeit hast. Trau dich auch, einfach einen höheren
Kurs zu besuchen! Der Sprachkurs kostet 300 Reais. http://nuple.wordpress.com/

    Wann begann und wann endete das Semester/akademische Jahr?
Das Semester begann Mitte März und endete Mitte Juli.

     Wie wurde das Auslandsstudium genutzt? Um z.B. einen fachlichen Schwerpunkt zu
        bilden?
Ich studiere Psychologie und habe das Auslandssemester dazu genutzt, mein Wissen im Bereich
Wirtschaft (Mikro- und Makroökonomie) auszubauen. Aus Interesse habe ich noch zusätzlich
den Kurs Arbeitspsychologie belegt, um direkt mit Deutschland vergleichen zu können.

    c) Leben: Stadt/Land und Leute

     Wie hoch waren die Lebenshaltungskosten?
Nicht unbedingt günstiger als in Deutschland! Miete habe ich ca. 730 Reais bezahlt, was fast
meinen Kosten in Deutschland entspricht. Essen gehen ist günstiger, vor allem um die UFSC rum
gibt es viele Restaurants mit „Buffet ao Kilo“, wo man für 4€ einen Riesenteller essen kann.

    Wie waren die Verpflegungsmöglichkeiten an der Uni?
Essen gehen in der Mensa kostet umgerechnet 50 Cent. Allerdings könnt ihr mit der Mensa nicht
unbedingt rechnen – während ich dort war, wurde dort 3,5 von 4 Monaten gestreikt!

     Wie klappte die sprachliche Verständigung vor Ort?
Portugiesisch ist dort schon absolut Pflicht, mit Englisch kommt man nicht weit! Allerdings sollte
man keine Angst haben, denn die Brasilianer freuen sich unglaublich, wenn man ein paar Sätze
zusammenbastelt und loben einen für das super Portugiesisch. Vor allem im Süden Brasiliens
reden die Leute sehr schnell und nuscheln – dann einfach nochmal nachfragen und generell
Geduld mit sich selber haben!

     Wie war das Angebot an Öffentlichen Verkehrsmitteln?
Es gibt jede Menge Buslinien, eine Fahrt kostet 1€ und wenn man sich eine Studentenkarte
besorgt, ca. 50 Cent. Allerdings ist es anfangs ein Abenteuer, herauszufinden, welcher Bus wann
wohin fährt. Es gibt keinerlei Busfahrpläne und keine Hinweise, ob der gewünschte Bus auch
wirklich an dieser Haltestelle hält. Also einfach die Einheimischen fragen, die super hilfsbereit
sind!

     Wie waren die Freizeitmöglichkeiten/das Kulturangebot an der Uni/vor Ort?

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Floripa ist eine wunderschöne Insel, die die unterschiedlichsten Freizeitmöglichkeiten für jeden
Geschmack bietet! Viele Intercambistas haben sich mit surfen versucht und probiert, alle 42
Strände gesehen zu haben (ich bin, glaube ich, auf 20 gekommen…). Viele Studenten machen
am Wochenende „trilhas“, d.h. sie gehen zusammen wandern. An der Uni habe ich das
Sportangebot genutzt und war 2x die Woche im Schwimmkurs. Die Anmeldung läuft ungefähr so
wie an der WWU ab, also zu einer bestimmten Uhrzeit am PC sitzen und es gewinnt, wer am
schnellsten tippen kann! Außerdem gibt es ein Fitnesstudio („Academia“) der UFSC, bei dem
man sich für ca. 25€/Monat anmelden kann.
Die verschiedenen Fachrichtungen veranstalten an den Wochenenden oft Parties, die man auch
mal miterlebt haben sollte.

    Gibt es Jobmöglichkeiten auf dem Uni-Campus für ausländische Studierende?
Das weiß ich nicht – wir Deutschen dürfen aufgrund des Studentenvisums nicht arbeiten.

Einen Punkt muss ich noch erwähnen und zwar das Thema Sicherheit: Noch immer herrscht in
Brasilien eine große Kluft zwischen Arm und Reich und auch eine vergleichsweise kleine Stadt
wie Floripa hat Favelas und es gibt Kriminalität! Vermeidet es, euch bei Dunkelheit (d.h. ab 18
Uhr) auf dem Campus aufzuhalten, bzw. geht nicht alleine. Nehmt, falls nicht unbedingt nötig,
nicht euren Laptop mit und lasst euer Handy in der Tasche. Busfahren abends ist okay, ich bin
nachts meistens mit dem Taxi gefahren, was nicht teuer ist. Achtet darauf, dass das Taximeter
läuft! Floripas Zentrum ist nachts zu meiden.
Als Frau solltet ihr nicht unbedingt alleine an einen einsamen Strand gehen und auch einige
Trilhas sollte man nur in einer größeren Gruppe machen – erkundigt euch darüber am besten bei
Brasilianern. Ihr solltet, vor allem in Großstädten, immer etwas Geld in der Hosentasche haben
und bei Überfällen auf keinen Fall rumdiskutieren, sondern Geld hergeben!

Abschließender Gesamteindruck Ihres Studiums und Ihres Lebens im Gastland

Brasilien ist ein wahnsinnig interessantes Land, was momentan gesellschaftliche, politische und
wirtschaftliche Umbrüche durchmacht! Das Leben in Deutschland kommt mir im Gegensatz dazu
richtig beschaulich vor. Ich habe das Gefühl, dass die Studenten in Floripa viel mehr politisch
und gesellschaftlich engagiert sind und dies auch gerne in Demos kundtun. Vielleicht liegt es
auch daran, dass die UFSC eine Campus-Uni ist, aber dort herrscht viel eher ein
Gemeinschaftsgefühl als an der WWU. Das Studium dort hat mir auch aufgrund der
Unterrichtsform Spaß gemacht und ich finde, dass die deutschen Unis mehr Interaktivität und
persönlichen Kontakt zwischen Profs und Studenten gebrauchen können. Allerdings habe ich
auch die sehr gute Organisation der WWU zu schätzen gelernt, vor allem, was Zugang zu
Informationen (z.B. im Internet) und Anmeldung an Kurse angeht.

Die Brasilianer sind ein unglaublich offenes, warmherziges Volk und man sollte auf keinen Fall
Berührungsängste haben! Ich war immer wieder erstaunt, wie fremde Menschen innerhalb
kürzester Zeit neue Freunde wurden. Was mich überrascht hat, ist, wie positiv alle Brasilianer
über Deutschland sprechen und wie viele unbedingt nach Deutschland reisen oder dort auch mal
leben möchten. Man bekommt im Ausland auch einen anderen Blick auf das eigene Land und
weiß bestimmte Dinge, die davor selbstverständlich für einen waren, zu schätzen.

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Man muss auf jeden Fall damit klarkommen, oft ins kalte Wasser zu springen und keine Ahnung
von etwas zu haben! Aber man kann immer auf die Hilfe anderer zählen und es findet sich immer
irgendwie eine Lösung, das habe ich in den letzten Monaten gelernt.

Zuletzt möchte ich euch noch empfehlen, unbedingt ganz viel zu reisen und so viel wie möglich
von diesem wunderschönen Land zu entdecken! Wer im Sommersemester zu studieren anfängt
wie ich, sollte etwas früher kommen und Ende Februar Carnaval miterleben. Interessante Orte in
der Nähe von Floripa sind beispielsweise Foz do Iguaçu, Curitiba oder Blumenau. Es gibt keine
Züge, dafür ist das Busnetz aber sehr gut ausgebaut in Brasilien.

Die Einfahrt zur UFSC                                  Das Centro Socio-Econômico

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      Florianópolis

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