Erlebnis Liesingbach Neuer Lebensraum für Mensch und Natur
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Erlebnis Liesingbach Neuer Lebensraum für Mensch und Natur „Integrativer Hochwasserschutz Liesingbach“ Ein Gemeinschaftsprojekt von Wiener Gewässer und Wien Kanal Wiener Gewässer Wien Kanal
Österreich hat sich mit der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) verpflichtet, den ökologischen Zustand bzw. das ökologische Potenzial seiner Gewässer zu schützen und zu verbessern. Dafür wurden im Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplan (NGP) Erhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen festgelegt. Das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus fördert das Projekt „Integrativer Hochwasserschutz Liesingbach“ zur Verbesserung der Hochwassersicherheit sowie der Gewässer- und Wasser- qualität der Liesing mit bis zu 37 Prozent. „Der Liesingbach ist eine wichtige Lebensader in Wien. Mit den Projekten am Liesingbach wollen wir den Hoch- wasserschutz und die Wasserqualität verbessern sowie mehr Freiräume für Pflanzen, Fische und für uns alle schaf- fen. Gerade in unseren Städten sind solche Naherholungs- bereiche von unschätzbarem Wert. Besonders erfreulich ist es, dass die Einbindung der Bevölkerung sehr wichtig genommen wird und dafür sogar ein eigenes Informationszentrum zur Verfügung steht. Das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus unterstützt alle diese Maßnahmen tatkräftig. Jede Investition in unsere wichtigste Ressource Wasser ist eine Investition in die Zukunft.“ BMLRT/Paul Gruber Elisabeth Köstinger Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus
„Die Revitalisierung der Liesing ist ein echtes ökologisches Vorzeigeprojekt. Wir geben der Liesing wieder Natur zu- rück und schaffen neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere sowie attraktive Grünbereiche für die Menschen. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Hochwasser- und Gewässerschutz.“ Ulli Sima Stadträtin für Innovation, Stadtplanung und Mobilität Shutterstock
Die Liesing Quellenhöhe (ü.A.) 520 m Ein Wiener Waldbach Gefälle: 6,6 bis rund 2 ‰ Die 30 Kilometer lange Liesing entspringt im niederösterrei- Mündungshöhe (ü.A.) chischen Wienerwald. Bis zur Mündung der Dürren Liesing 158 m bei Rodaun wird sie Reiche Liesing genannt. Dort betritt sie das flachere Wiener Becken, wo sie in West-Ost-Richtung Einzugsgebiet ca. den 23. und 10. Wiener Bezirk durchquert. Bei Kledering ver- 112 km� lässt sie das Wiener Stadtgebiet und mündet bei Ranners- dorf in die Schwechat. Länge im Stadtgebiet 18,4 km Mittelwasserabfluss der Liesing in Wien (Liter/Sekunde) 270–500 Der Name Liesing leitet sich vom slawischen Les- Bob Martens nica oder Lesnička ab und bedeutet Waldbach. Oben: An der Liesing bei Rothneusiedl. Unten: Zusammenfluss von Der Unterlauf des Baches war früher stärker verzweigt und Dürrer und Reicher Liesing. mäandrierend. Am Fuße des Wienerbergs gab es sogar ein großes Moor- und Sumpfgebiet. Mitte des vergangenen Jahrhunderts wurde die Liesing zum Schutz vor Hochwasser stark reguliert. Die Flusslänge wurde dabei um rund vier Kilometer verkürzt und beträgt heute in Wien nur mehr 18,4 Kilometer. Wegen des Flysch-Untergrundes im Einzugsgebiet und Christine Janisch der damit verbundenen geringeren Wasserspeicherung im Boden ist die Liesing oft von stark wechselnden Wasserfüh- rungen betroffen. In Trockenperioden führt die Liesing sehr 2
INNERE Julia Leineweber STADT Gü te La INZERSDORF nb ATZGERSDORF a be a ERLAA ch rB ac LIESING OBERLAA h Reiche Liesing ROTHNEUSIEDEL RODAUN UNTERLAA g iesin rr eL Dü Oben: Einzugsgebiet der Liesing mit (heute teilweise einge- Unten: Siedlungsentwick- wölbten) Zuflüssen u. Ortschaften (um 1825). lung und Flussverlauf in Atzgersdorf 1825 (schwarz, wenig Wasser. Bei starken oder lang andauernden Regen- blau)/2015 (grau, lila). fällen kann sich die Liesing aber rasch in einen hochwasser- führenden Fluss verwandeln. Von Wassermühlen und Ziegelwerken Schon früh siedelten sich Menschen im Liesingtal an. Dabei spielten der Bach, das Klima und die fruchtbaren Böden eine wichtige Rolle. Ab dem Mittelalter entstanden entlang der Liesing mehrere Siedlungen. Die Bevölkerung lebte lange Zeit von der Landwirtschaft, v.a. vom Getreideanbau und in man- Julia Leineweber chen Lagen vom Weinbau. Das Getreide wurde damals gleich vor Ort in den zahlreichen Wassermühlen verarbeitet. Im Lauf des 19. Jahrhunderts wurden die Mühlen von Indus- trie- und Gewerbebetrieben abgelöst, wie z.B. Gerbereien Unten: Alte Karte von Liesing und Brauereien. An der Liesing wurde auch Schotter abge- mit Mühlbach und Fabriken. baut, und am Wienerberg und Laaerberg entstanden große Ziegelwerke. Die fortschreitende Industrialisierung und der damit verbun- dene Zuzug von Arbeitskräften sowie die günstigen Grund- stückspreise haben das Siedlungswachstum stark beschleu- nigt und dabei die Liesing in ihrem Verlauf verändert. Heute leben im Liesingtal bereits mehr als 150.000 Menschen. 3
Blick zurück Schutz vor Hochwasser und Gewässerverschmutzung Bezirksmuseum Favoriten Oben: Hochwasserereignis Bis zum Bau der Liesingbach-Sammelkanäle wurden die Ab- (Mai 1951 bei Unterlaa). wässer von Siedlungen und Industrie in die Liesing geleitet. Die lange Zeit „ungeklärte“ sanitäre Situation an der Liesing war dafür verantwortlich, dass sich Cholera und Typhus immer wieder ausbreiten konnten. Unten: Bachbett mit harter Der Hunger nach Bauland und die Hochwassergefahr machten Verbauung. zunehmend Eingriffe in die Bachstruktur notwendig. Hochwasserschutz und Flussregulierung Zum Schutz der Siedlungen und Industrieanlagen vor Hoch- wasser beschloss die Stadtregierung 1899, die Liesing zu regulieren. Wegen Schwierigkeiten bei der Finanzierung und aufgrund der beiden Weltkriege wurde das Vorhaben erst ab Bezirksmuseum Liesing 1947 umgesetzt. Die Liesing wurde in ihrem Verlauf begra- digt und das Bachbett mit einem gepflasterten Trapezprofil hart verbaut. Einzelne Abschnitte in Liesing und Atzgersdorf sowie einige Zubringerbäche wurden sogar eingewölbt und unter die Erde verbannt. 4
Hochwasser-Rückhaltebecken Durch die immer stärkere Bebauung und Bodenversiege- MarkJan Photography lung Ende des 20. Jahrhunderts stiegen die Hochwasser- schäden wieder. Deshalb wurden 1980 die Ufer erhöht und in Alterlaa und Inzersdorf drei Hochwasser-Rückhaltebe- cken mit 300 Mio. Liter Fassungsvermögen errichtet. Bei Hochwasser wird in den Becken Wasser zwischengespei- chert und danach wieder in die Liesing abgegeben. Oben: Rückhaltebecken Unten: Pflasterarbeiten an der begradigten Liesing (1953). Inzersdorf I. Fassungsvermögen der Hochwasser- Rückhaltebecken: Inzersdorf I/II: Bezirksmuseum Favoriten 175 Mio./ 65 Mio. Liter Alterlaa: Sammelkanäle und Kläranlage Im Zuge der Bachregulierung wurden auch an beiden Sei- 60 Mio. Liter ten der Liesing Abwasserkanäle errichtet. Mit dem Rechten und Linken Liesingbach-Sammelkanal wurde die Abwasser- situation wesentlich verbessert. 1949 ging an der Liesing die Unten: Die ehemalige erste Wiener Kläranlage in Betrieb. Daran angeschlos- Kläranlage Blumental. sen war die „Gelbe Haide“, ein kleines Siedlungsgebiet in Inzersdorf. 1970 wurde die Anlage stillgelegt und eine neue Kläranlage im Blumental in Betrieb genommen. Reguliertes Bachbett Wien Kanal Archiv Regenwasser Schmutzwasser Schmutzwasser 5
Gewässer- revitalisierung (1) Naturnaher Wasserbau und Abwasserreinigung Rückhaltebecken Speicherbecken Inzersdorf 1 „Gelbe Haide Haide““ Rückhaltebecken Rückhaltebecken Alterlaa Inzersdorf 2 Speicherbecken O BER L A A Blumental Liesin gtal- LIE LI E SING Entla stung skan al 1997 2015 2012–2016 LebensRaum Liesing (2002–2006) Oben: In den vergangenen 20 Jahren hat die Stadt Wien mit Verlauf der Liesing mit Rück- Unterstützung durch Förderungen des Bundes bereits halte- und Speicherbecken 9,2 Kilometer der Liesing renaturiert. An diesen naturnah und bisherigen Maßnahmen. gestalteten Abschnitten der Liesing ist wieder ein vitaler Bach entstanden, mit guter Wasserqualität und vielfältigen Lebensräumen für Tiere und Pflanzen. Bereits 1997 wurde Unten: der erste Abschnitt der Liesing im Bereich Willergasse – An Ein Schwarzstorch in der der Au bis zum Ambros-Steg – naturnah gestaltet. Liesing. Von 2012 bis 2016 wurden noch kleinere Maßnahmen zur Bachrenaturierung in den Bereichen Jakob-Sommerbauer- Straße, Kaiser-Franz-Josef-Straße und an der Gütenbach- mündung umgesetzt. EU-LIFE Projekt für die Liesing Die bisher größten Rückbaumaßnahmen an der Liesing wur- den auf 5,5 Kilometer Fließstrecke im Bereich Großmarkt- straße bis Kledering verwirklicht. Dieses EU-geförderte Großprojekt wurde von der Abteilung Wiener Gewässer (MA MA45 45) und Wien Kanal partnerschaftlich durchgeführt. 6
Links: Der neue Liesingtal- Renaturiertes Entlastungskanal wurde im Bachbett Zuge der Flussbauarbeiten im Bereich des Ufers oder unter der Bachsohle verlegt. Im Liesingtal werden Schmutzwasser Schmutzwasser Schmutz- und Regenwässer Liesingtal-Entlastungskanal in einem Trenn-Kanalsystem mit separaten Leitungen ab- geleitet. Entlastungskanal für eine saubere Liesing Um die Wasserqualiät in diesem Abschnitt der Liesing zu verbessern, war ein zusätzlicher Transport- und Speicher- kanal notwendig. Der neue Liesingtal-Entlastungskanal wurde im Zuge der Flussbauarbeiten im Bachbett verlegt. Der Kanal transportiert die verunreinigten Straßenwässer aus Liesing und Teilen von Favoriten zur Kläranlage nach Simmering. Zusätzlich erfüllt der Liesingtal-Entlastungska- „Die Liesing in Favoriten nal eine wichtige Funktion im Speicherverbund Liesingtal wurde schon 2006 renatu- zum Schutz vor Überflutungen. riert. Die Bepflanzung am Bach ist gut angewachsen und es haben sich bereits viele heimische Insekten und Vögel angesiedelt. Heute ist die Liesing eine wahre Naturoase, die von der Bevölkerung gerne zur Naherholung und Freizeit- gestaltung genutzt wird.“ Marcus Franz Christian Husar Bezirksvorsteher von Favoriten Christine Janisch 7
Zurück zur Natur Lebensräume für Pflanzen, Tiere und Menschen Neues Leben in der Liesing Damit die Fische wieder zu ihren Laichplätzen wandern Unten: und sich vermehren können, musste die Durchgängigkeit Bachverbreiterung mit abge- des Baches wiederhergestellt werden. Fische benötigen flachten Ufern, Schotterbank, naturnahe Bach- und Uferstrukturen für ihre Nahrungs- Weidenfaschinen-Buhne und suche oder als Unterstand. Durch geeignete Bachsedi- aufgelöster Sohlschwelle. mente konnten sich wieder wichtige Mikroorganismen und MA 45 Archiv MA 45 Archiv MarkJan Photography Oben: Renaturierte Liesing mit Ufersicherung. MA 45 Archiv Kleinlebewesen in diesem Bereich der Liesing ansiedeln. Mit den vielfältigen Uferzonen wurden neue Lebensräume für Insekten und Vögel geschaffen. Damit erhielt der Bach seine natürliche Funktionsfähigkeit als Naturraum und seine Selbst- reinigungskraft wieder zurück. Das alles konnte nur gelingen, weil keine Abwässer mehr in die Liesing eingeleitet werden. 8
Unter Ingenieurbio- logischen Maßnahmen versteht man Maß- nahmen zum Schutz vor Landschaftsschäden mit biologischen Mitteln, z.B. Erosionsschutz mit Pflanzen. Naturnaher Wasserbau MarkJan Photography Im Zuge des naturnahen Wasserbaus wurden abschnitts- Typische Baumarten weise die Pflasterung entfernt und, wo es möglich war, das an der Liesing: Bachbett verbreitert und die Ufer abgeflacht. Die Bach- • diverse Weiden sohle wurde abgedichtet und mit geeignetem Schotter- und • Schwarzerle Kiessubstrat sowie Flusssteinen bedeckt. Zur Verbesserung • Schwarzpappel der Fischpassierbarkeit wurden hohe Sohlstufen umgebaut. • Ahorn Die Liesing erhielt wieder natürliche Zonen mit Flachwasser • Esche und Eintiefungen (Kolken) sowie Schotterbänken und Ver- landungszonen. Im Bereich von Kledering konnte sogar ein Bachmäander wiederhergestellt werden. Zum Schutz vor Erosion wurden Uferböschungen mit ingenieurbiologischen Maßnahmen stabilisiert, z.B. mit Weidenfaschinen oder Holzkrainerwand. Zum Abschluss wurden die Uferbereiche naturnah gestaltet und neue Bäume gepflanzt. Verbesserung der Infrastruktur Nicht nur Tiere und Pflanzen erhielten einen neuen, natürli- Typische Fischarten chen Lebensraum. Auch die Anrainerinnen und Anrainer der in der Liesing: Liesing freuen sich über einen attraktiven Naherholungs- • Barbe raum. Die durchgehenden Uferwege laden ein zum Rad- • Bachforelle fahren oder Spazierengehen und Rastplätze am Ufer zum • Elritze Verweilen. Für Kinder wurde ein Piratenspielplatz errichtet. • Schmerle Shutterstock Heute ist die Liesing für die Menschen im 10. und 23. Bezirk • Rotauge ein wichtiger Naherholungsraum. 9
Der Liesingbach vor der Renaturierung Stadt Wien/Wiener Gewässer 10
Der Liesingbach nach der Renaturierung 11
U6 Die Liesing in Wien Quellenhöhe (ü.A.) Radtouren entlang der Lie- 520 m sing. Von Breitenfurt führen MarkJan Photography die gesicherten Radwege Liesingbach Liesingbach, eingewölbt Wien Hetzendorf mit kurzen Unterbrechun- Gefälle: Shutterstock R gen entlang der Liesing bis 6,6 bis rund 2 ‰ Aktuelles 500m Bauprojekt 500m 500m 500m2020–2027 U Tscherttegasse Kledering. Shutterstock U6 Parkanlage Mündungshöhe (ü.A.) 7 Stadtwanderweg 7 Infocenter B.A.C.H.L. Löwygrube 7 7 Hochwasser-Rückhaltebe- 158 m cken Inzersdorf I und II mit Spielplatz Grillplatz Rundumadum: Der Wanderweg einem Fassungsvermögen U Altes Landgut Einzugsgebiet ca. U Am Schöpfwerk 112 km� rund um Wien ist 120 Kilometer U1 7 Wien Kanal von insgesamt U6 240 Mio. Erholungsgebiet Bahnhof / Haltestelle Sonstige lang und in 24 leicht zu bewälti- Liter Wasser. Wienerberg Heubergstätten U1 U1 R mitU1 R Verbindungen R Sehenswürdigkeit U1 R gende Etappen unterteilt. Entlang R 7 N der Liesing führen die Etappen 7, Von 1970 bis 2005 hatte Lie- Länge im Stadtgebiet Bob Martens (CC BY-ND 2.0) 8 und 9. sing eine eigene Kläranlage 500m 500 m R 18,4 km Anna Saini CC BY-SA 4.0 Volkspark in Blumental. Heute wird Laaerberg 7 Rückhaltebecken die Kläranlage Blumental Inzersdorf 1 Speicherbecken als Regenwasserspeicher U Alaudagasse R Mittelwasserabfluss R „Gelbe Haide“ U1 R genutzt. der Liesing in Wien Rückhaltebecken Rückhaltebecken Alterlaa Inzersdorf Inzersdorf 2 (Liter/Sekunde) U Alterlaa Das Aquädukt Liesing (erbaut 1870–1873) Stadtwanderweg 7: Die 6 U1 R ist ein denkmalgeschütztes Bauwerk der U6 Draschepark Wandertour am Laaer Berg 7 270–500 Zentralfr Tiefkuehlfan CC BY-SA 4.0 1. Wiener Hochquellenwasserleitung. ist 15 Kilometer lang, davon Wien rund 3,5 Kilometer entlang Atzgersdorf der Liesing. R Kurpark Erlaaer U Neulaa Oberlaa Bezirksmuseum Schlosspark U1 Liesing 7 Zusammenfluss von Dürrer und Reicher Zu Fuß oder Liesing L Ain N Rodaun. DSCHAFTSSCHUTZGEBIET U Oberlaa auf dem Rad – Wiener Fotoschule LIESING U1 an der Liesing gibt es viel zu entdecken! LIESI LIESI Wien Blumental LIESI LIESI Unter dem Draschepark Carina Krausler 6 R Bhf. BACH BACH Wien Liesing versteckt sich das Speicher- BACH BACH R becken „Gelbe Haide“. 7 Im Infocenter Liesingbach erwar- Piratenspielplatz Das Rückhaltebecken ten Sie eine Ausstellung mit Fakten 6 Alterlaa schützt mit einem und Geschichten zur Liesing sowie 6 Volumen von 60 Mio. Liter aktuelle Informationen zu den Bau- vor Überschwemmungen. arbeiten. 15
Gewässer- revitalisierung (2) Lückenschluss der Gewässer- sanierung an der Liesing Die erste Hälfte der 18,4 Kilometer langen Liesing in Wien wurde entsprechend den Vorgaben der EU-Wasserrahmen- richtlinie schon renaturiert. Nun wird der letzte Abschnitt der verbliebenen, hart verbauten 9,2 Kilometer langen Fließstrecke naturnah rückgebaut. Mit dem neuen Regen- wasserkanal wird die Liesing vor Einträgen von verschmutz- tem Regenwasser geschützt. Integrativer Hochwasserschutz Liesingbach Mit dem Großprojekt wird die Liesing bis 2027 zwischen Kaiser-Franz-Josef-Straße (Flusskilometer 8,5) und Groß- marktstraße (Flusskilometer 17,7) naturnah umgebaut und gleichzeitig ein neuer Regenwassersammelkanal errichtet. Für die erfolgreiche Umsetzung der Baumaßnahmen an der Liesing arbeiten Wiener Gewässer und Wien Kanal wie- der eng zusammen. Durch die intensive Zusammenarbeit der beiden Fachabteilungen bei Planung und Bauabwick- Unten: Arbeiten am Bauteil 4 lung werden Synergien genutzt und dabei Kosten und im Winter 2020. Ressourcen gespart. Wiener Gewässer 16
Wiener Wildnis Oben: Durch die neue Gestaltung erhalten am Bach lebende „Die letzten hart verbauten Tiere und Pflanzen einen neuen Lebensraum. Abschnitte werden nun renaturiert. Damit bekom- men wir einen natürlichen Bach mit einem verbes- Ausblick für die neue Liesing serten Hochwasserschutz. Mit den Rückbaumaßnahmen soll wieder eine möglichst Gleichzeitig bedeutet das natürliche Liesing mit sauberem Wasser geschaffen werden. für die Liesingerinnen und Bei allen Maßnahmen wird darauf geachtet, dass der Hoch- Liesinger auch einen noch wasserschutz erhalten oder verbessert wird. Mit dem neuen schöneren, attraktiveren Regenwasserkanal gelangt in Zukunft kein verunreinigtes Naherholungsraum und da- Regenwasser in die Liesing. Das Speicherbecken „Gelbe mit einen weiteren Zuwachs Haide“, der „Speicher Blumental“ und der „Liesingtal-Ent- an Lebensqualität.“ lastungskanal“ können bei Starkregenereignissen zusätzlich Regenwasser zwischenspeichern. Gerald Bischof Bezirksvorsteher Nach Abschluss des Projektes erhalten am Bach lebende von Liesing Tiere und Pflanzen neue Lebensräume und die Anrainer- innen und Anrainer an der Liesing einen weiteren attrakti- ven Naherholungsraum. 17
Neues Leben im und am Bach Chancen für artenreiche Lebensräume Shutterstock Eine strukturreiche Liesing schafft gute Voraussetzungen dafür, dass sich wieder bachtypische Tiere und Pflanzen ansiedeln können und die Selbstreinigungskraft des Bachs Shutterstock wieder zunimmt. Aber auch chemische Faktoren im Wasser wie Sauerstoffgehalt, Temperatur, pH-Wert oder Gehalt an Mineralien und Nährstoffen müssen passen. Oben rechts: Wasseramsel. Oben links: Graureiher. Gewässerlebensräume für Kleinlebewesen Ein offenes Bachbett mit kiesig-schottrigen Sedimenten bietet gute Lebensbedingungen für viele im Bach lebende Kleinlebewesen, wie z.B. Kleinkrebse oder Insektenlarven von Libellen, Eintags-, Köcher- oder Steinfliegen. Diese Kleinlebewesen sind wichtige Zeigerorganismen und wer- den daher zur Bewertung der Gewässerqualität verwendet. Gewässerstruktur und Fischpassierbarkeit Die Bachtiere benötigen ein natürliches Bachbett mit unterschiedlichen Breiten und Tiefen, wechselnden Fließge- schwindigkeiten sowie vielfältigen Uferstrukturen. Baum- 18
stämme, Wurzelstöcke oder große Steine im Wasser bieten Fischen Ruhezonen und Schutz. Durch die Beseitigung von Wanderhindernissen, wie Sohlschwellen oder Abstürzen, wird die Durchgängigkeit im Bachverlauf wiederhergestellt. Das ermöglicht es Fischen, zu ihren Laichplätzen zu wan- dern. In den bereits renaturierten Abschnitten wurden auch schon wieder typische Fischarten des Oberlaufs gesichtet, wie z.B. Elritze, Schmerle oder Forelle. Ufervegetation, Sand- und Schotterbänke Naturnahe Bäche zeichnen sich durch strukturreiche Ufer- bereiche mit artenreicher Vegetation aus. Gräser, Kräuter und Gehölze etwa bieten natürliche Lebensräume für viele Unten: Die Liesing und ihre Insekten, Amphibien, Vögel und Säugetiere. Ufergehölze wie Umgebung bieten Lebens- Weiden oder Erlen schützen Böschungen vor Wassererosion raum für Insekten und viele und den Bach vor Überhitzung im Sommer. Auch Sand- und heimische Fischarten, z.B. Schotterbänke sind wichtige Lebensräume im Bach. Schmerlen. Biotopverbund Aufgrund der dichten Wohnbebauung an der Liesing ist nur wenig Platz für die Herstellung eines durchgehenden, natür- lichen Bachlaufs vorhanden. Deshalb werden an schmalen Michael Apel Abschnitten Trittsteinbiotope angelegt. Über diese Biotope können bedrohte Tierarten zwischen den größeren Lebens- räumen wandern und sich wieder an der Liesing ansiedeln. Shutterstock 19
Sicherheit und sauberes Wasser Gewässer- und Überflutungsschutz Neues Regenwasserkanalsystem „Das Speicherbecken ‚Gelbe Durch den zusätzlichen Regenwasserkanal wird die Wasser- Haide‘ ist ein weiterer qualität in der Liesing erhöht. Dieser Kanal ist 5,5 Kilometer Baustein eines ökologi- lang und wird im Bachbett verlegt. Die Kanalbauarbeiten schen Vorzeigeprojektes erfolgen gemeinsam mit dem Flussbau. Die Regenwasser- der Stadt. Es schützt die kanäle, die bisher in die Liesing mündeten, werden an den AnrainerInnen vor Über- neuen Kanal angeschlossen. In Zukunft wird bei Regen der flutungen, sorgt für eine erste Spühlstoß mit verunreinigtem Regenwasser von den bessere Wasserqualität und umliegenden Verkehrsflächen im neuen Kanal abgefangen war gleichzeitig Start für und zur Reinigung in die Kläranlage nach Simmering ge- die weitere Renaturierung leitet. der Liesing.“ Kanalnetzsteuerung und Speicherbecken Andreas Ilmer Über die Kanalnetzsteuerung, ein elektronisches Abwasser- Felicitas Matern Direktor Steuersystem, können bei starkem Regen die Abflussmengen Wien Kanal geregelt im Kanalnetz abfließen. Darüber hinaus steht seit Überlaufschacht Renaturiertes Rechts: In dem neuen Kanal Bachbett wird verschmutztes Regen- wasser von den umliegenden Verkehrsflächen gesam- melt und zur Reinigung in die Kläranlage geleitet. Schmutzwasser Schmutzwasser Dadurch bleibt die Liesing Neuer Regenwasserkanal bei Regen sauber und die Wasserqualität hoch. 20
Links: Zulauf zum Speicherbecken für bis zu 15.000 Liter pro Sekunde. Wien Kanal Archiv 2020 für besonders heftige lokale Starkregenereignisse das Unten: In der parkähn- neue Regenwasser-Speicherbecken „Gelbe Haide“ im Dra- lichen Anlage über dem schepark zur Verfügung. Das unterirdische Speicherbecken Speicherbecken laden ist für das 462 Hektar große Einzugsgebiet von Altmannsdorf Obstbäume zum Naschen und Hetzendorf ausgelegt. Bevor ein plötzlich auftretender ein. Starkregen das Kanalsystem überlastet, wird das Regenwas- ser über eine Rohrleitung in das rund zehn Millionen Liter gro- ße Speicherbecken geleitet und dort zwischengespeichert. Wenn es aufhört zu regnen, wird der Regenwasserspeicher mit Hilfe der Kanalnetzsteuerung kontrolliert entleert und das Regenwasser in die Kläranlage nach Simmering geleitet. Streuobstwiese am Dach Über dem Regenwasser-Speicherbecken wurde eine sechs Meter dicke Erdschicht aufgeschüttet. Auf der neuen Grün- fläche wurden mehr als 1.000 Pflanzen, davon 250 Bäume, gesetzt. Die parkähnliche Anlage mit vielen Obstbäumen S hutterstock ist öffentlich zugänglich und lädt zum Naschen der reifen Früchte ein. Verbesserter Hochwasserschutz Entlang der fünf Bauteile werden die bestehenden Damm- Hinweis: und Hochwasserrückhalte-Anlagen geprüft und an die Hoch- Ein 100-jährliches wasserschutz-Erfordernisse angepasst und verstärkt. Damit Hochwasser (HQ 100) sind Siedlungen und Infrastrukturanlagen weiterhin bestens beschriebt die Wahr- vor einem 100-jährlichen und landwirtschaftliche Flächen scheinlichkeit, dass ein vor einem 30-jährlichen Hochwasserereignis geschützt. In Hochwasserereignis manchen Bereichen kann sogar ein 300-jährlicher Hochwas- statistisch gesehen alle serschutz erreicht werden. 100 Jahre auftritt. 21
Planung und Umsetzung Schrittweise Renaturierung der Liesing Der lange und enge Verlauf der Liesing im Projektgebiet stellt für Planung und Umsetzung eine große Herausforde- rung dar. Alle baulichen Maßnahmen können nur auf dem schmalen Streifen zwischen Bach und bebautem Umfeld umgesetzt werden. Wo es der Platz zulässt, sind Aufwei- tungen sowie Zugänge zum Bach vorgesehen. Der Hoch- wasserschutz bleibt dabei weiterhin aufrecht und wird an einigen Passagen sogar verbessert. Die Abwicklung des Projektes erfolgt von 2020 bis 2027 in sechs Phasen. Während der Bauarbeiten wird stets auf eine effiziente Bauabwicklung und hohe Baustellensicherheit sowie auf durchgängigen Hochwasserschutz geachtet. Die Unten: Bauteil 4 während Bauarbeiten erfolgen schrittweise und werden so rasch und und nach den Bauarbeiten. umweltschonend wie möglich durchgeführt. MarkJyan Photography Wiener Gewässer 22
Renaturierung, Gewässer- und Hochwasser- schutz an der Liesing in sechs Bauabschnitten Speicherbecken Rückhaltebecken „Gelbe Haide“ Inzersdorf 1 Rückhaltebecken Rückhaltebecken Alterlaa Inzersdorf 2 ALTERLAA INZERSDORF ATZGERSDORF ERLAA LIESING Bauteil 5 Bauteil 4 Bauteil 3 Bauteil 2 Bauteil 6 Bauteil 1 2024–2026 2020–2021 2023–2026 2022–2026 10/2020 Winter 2021/22–2025 Winter 2021/22 bis 2025: Bauteil 1 10/2020 bis 4/2021: Bauteil 4 (Gutheil-Schoder-Gasse bis Großmarktstraße) (Karl-Sarg-Gasse beim Liesinger Platz bis Im Bereich Hochwassergasse entsteht die Rudolf-Waisenhorn-Gasse ) größte Bachaufweitung. Zur leichteren Das 300 Meter lange Teilstück an der Querung von Großmarktstraße und Laxen- Liesing wurde im April 2021 fertiggestellt. burger Straße sind zwei Unterführungen vorgesehen. 2024 bis 2026: Bauteil 5 (Kaiser-Franz-Josef-Straße bis Liesinger Platz) 2022 bis 2026: Bauteil 2 Im Bereich der Eindeckung am Liesinger (Atzgersdorfer Platz bis Gutheil-Schoder-Gasse) Platz wird die Fischpassierbarkeit ausge- An der Engstelle zwischen Steinsee und baut. Schlosssee werden die Kanalrohre unter- irdisch vorwärts gepresst. Für Kinder wird 2020: Bauteil 6 in diesem Bereich ein Wasserspielplatz (zwischen Triester Straße und Draschepark) errichtet. Im Oktober 2020 wurde das Speicherbe- cken „Gelbe Haide“ in Betrieb genommen. 2023 bis 2026: Bauteil 3 (Rudolf-Waisenhorn-Gasse bis Atzgersdorfer Platz) Der Sohlsturz am Schrailplatz verhindert, dass die Fische bachaufwärts wandern kön- nen. Hier wird ein Fischaufstieg gebaut. 23
Naturnaher Liesingbach Mehr Naherholung, Klima- schutz und Information „Mit diesem Umweltschutz- Auch die Menschen, die an der Liesing leben, profitieren von projekt kombinieren wir der Revitalisierung des Baches und der Uferbereiche. Diese zeitgemäßen Gewässer- neuen Grünräume ermöglichen es Erholungssuchenden schutz und innovatives Ab- wieder, Natur an der Liesing zu erleben und die öffentlichen wassermanagement und für Wege und Wiesen zur Freizeitgestaltung und Naherholung die Liesinger Bevölkerung zu nutzen. schaffen wir neue, Freizeit- und Naherholungsräume Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur an der entlang der Liesing. Diese Liesing, z.B.: Erholungsflächen sind gera- de jetzt wichtiger denn je!“ • Neupflanzungen von standortgerechen Bäumen als Luftfilter und Schattenspender Jürgen • Bau von neuen Rampen und abgeflachten Uferbö- Ingo Pertramer Czernohorszky schungen für bessere Zugänglichkeit des Gewässers Stadtrat für Klima, • Errichtung von zwei Radunterführungen unter der Umwelt, Demokratie Laxenburger Straße und der Großmarktstraße und Personal • Optimierung des Uferbegleitweges als durchgängiger Rad- und Fußweg • Attraktive Oberflächengestaltung z.B. mit Obstbäumen am Speicherbecken „Gelbe Haide“ • Errichtung eines Wasserspielplatzes in Atzgersdorf • Erneuerung der Beleuchtung und Ufermöblierung • Erneuerung der alten Stege über die Liesing Angepasst an den Klimawandel Der zunehmende Klimawandel wird Wien auch weiterhin stark beschäftigen. Zur Anpassung an den Klimawandel und für den Klimaschutz sind die Naturräume unverzichtbar. Neu geschaffene Grünräume sind besonders wichtig für die Erhaltung der biologischen Vielfalt, zur Luftfilterung, für die Regulierung des Wasserhaushalts und des Stadtklimas. In heißen Sommern etwa wird die Umgebung gekühlt und mit Frischluft versorgt. Deshalb werden im Zuge der Projekt- 24
B.A.C.H.L. Infocenter Liesingbach Gutheil-Schoder-Gasse 19 1230 Wien Erreichbar mit Bus 65A, 66A, 67B (Haltestelle Schwarzenhaidestraße). Ca. 10–15 Min. Fußweg von U6 Alterlaa oder Lokalbahn Christine Janisch Haltestelle Inzersdorf. Hier vermittelt eine Aus- stellung spannende Fakten Oben: Naturnah gestaltete Grünräume laden zum Spielen und und Geschichten rund um Entdecken ein. die Liesing und zur Gewässerrenaturierung. umsetzung möglichst viele Bestandsbäume erhalten und Kontakt: zusätzlich klimaresistente und standortgerechte Bäume neu bachl@ma45.wien.gv.at gepflanzt. Aber auch während der Bauarbeiten sowie für Tel.: 01 4000 9 65 65 die Pflege und Instandhaltung des Baches und der beglei- wien.gv.at/liesingbach tenden Grünflächen wird auf klimaschonende Konzepte geachtet. Information für Anrainerinnen und Anrainer Während des gesamten Projektes werden die Anrainerinnen und Anrainer laufend in Form von Aussendungen, Infotafeln Liesi Bach und Infoveranstaltungen informiert. Interessierte können begleitet das LIESI sich selbstständig über das Projekt und Neuigkeiten zu den Projekt mit Bauteilen auf der Website oder direkt im neuen BesucherIn- BACH spielerischer nen- & Ausstellungs-Center Hochwasserschutz Liesingbach Neugier. (B.A.C.H.L.) erkundigen. Das Infocenter ist mit einer Aus- stellung für die ganze Familie ausgestattet und vermittelt spannende Informationen zur Liesing und zum aktuellen Baugeschehen. 25
Stadt Wien – Wiener Gewässer Wien Kanal Die Fachabteilung ist zuständig für die Betreuung Die Unternehmung der Stadt Wien ist für den und den Schutz der Wiener Gewässer sowie für den Transport der Abwässer und Regenwässer zur Wiener Hochwasserschutz. Kläranlage verantwortlich. www.wien.gv.at/umwelt/gewaesser www.wien.gv.at/umwelt/kanal Coverfoto: Wiener Wildnis/MA45 Impressum Herausgeber: Stadt Wien, Abteilung Wiener Gewässer (MA 45), 1200 Wien, Am Brigittenauer Sporn 7 Redaktion: PlanSinn GmbH Layout: message Marketing- & Communications GmbH Druck: Gugler GmbH Gedruckt auf ökologischem Papier aus der Mustermappe von „ÖkoKauf Wien“. © Wien, 2021
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