Kein Klimaschutz ohne Systemwechsel - Warum Konzepte wie "klimasmarte Landwirtschaft" und precision farming keine Lösung sind von Martin Häusling ...
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Der kritische Agrarbericht 2021 ( Schwerpunkt »Welt im Fieber – Klima & Wandel« Kein Klimaschutz ohne Systemwechsel Warum Konzepte wie »klimasmarte Landwirtschaft« und precision farming keine Lösung sind von Martin Häusling Bei der Beantwortung der Frage, welchen Einfluss die Landwirtschaft auf den globalen Klimawandel hat und welche Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel sinnvoll und notwendig wären, spielt es eine wesentliche Rolle, welches Agrarsystem man jeweils betrachtet. Konzepte wie climate- smart agriculture oder precision farming als Antwort der »modernen« Intensivlandwirtschaft auf die Herausforderungen des Klimawandels helfen da nach Ansicht des Autors nicht grundlegend weiter, denn sie suggerieren Präzision, wo es keine gibt, und gehen am Problem vorbei. Aufgezeigt wird dies sowohl für den Ackerbau als auch für die Nutztierhaltung, indem die vermeintliche Klima- schädlichkeit des Rindes widerlegt wird. Nicht das Rind ist der »Klimakiller«, sondern der von außen in die Landwirtschaft eingebrachte Mineraldünger und die Intensivtierhaltung. Für den Autor ist Weidehaltung nicht nur aktiver Klimaschutz – ohne sie geht auch Welternährung nicht. Im Vergleich zum Ausmaß der Klimaschädigung früchten sowie Obst- und Gemüsearten entfällt mehr durch Landnutzungsänderungen wie dem Abholzen als ein Drittel der in der Landwirtschaft verbrauch- von Wald oder dem Umbruch von Grasland, scheint ten Energie auf die Produktion der dort eingesetzten die Freisetzung von Treibhausgasen bei verschiede- Agrochemikalien (Düngemittel und Pestizide).4 Wird nen Ackerbaupraktiken eine geringere Dimension dies in die Treibhausgasbilanz mit eingerechnet, so, zu haben. Dies gilt aber nur, wenn man die externen wie es z. B. das Umweltbundesamt 2013 angibt, beträgt Betriebsmittel nicht mit betrachtet. Rechnet man je- der Anteil der Landwirtschaft an den Treibhausgas- doch den Input von synthetisch-mineralischen Dün- emissionen für das Jahr 2010 in Deutschland nicht gemitteln und Pestiziden hinzu, sieht die Klimabilanz sieben Prozent, sondern 13 Prozent.5 Und da sind die anders aus, wie die folgenden Ausführungen zeigen Treibhausgasemissionen, die beispielsweise durch die werden. Sojaproduktion für Futtermittel in Südamerika entste- hen (und bei uns zusätzlich über die Ausbringung von Intensivlandwirtschaft schadet dem Klima Gülle auf den Äckern anfallen), noch nicht einmal ein- gerechnet. Diese Treibhausgase werden Südamerikas Da die aktuellen Ackerbausysteme einen großen Teil Landwirtschaft angerechnet. Rechnet man sie hinzu, ihrer Produktivität nicht mehr aus dem landwirt- landet man bei über 20 Prozent.6 schaftlichen Kreislauf, sondern aus dem industriellen Durch diese energieintensiven Inputs ergeben sich Bereich steuern, muss man die Freisetzung der Treib- völlig andere Größenordnungen der Freisetzung von hausgase bei der Produktion dieser Betriebsmittel ehr- Treibhausgasen für intensive landwirtschaftliche Sys- licherweise zum Anbausystem dazu rechnen. Das aber teme. Daher muss man bei der Klimarelevanz sehr wird in den meisten Klimamodellen nicht gemacht.1 stark zwischen von außen gedüngten Ackerbausyste- Ungefähr 1,2 Prozent des weltweiten Energiebe- men und denen, die weitgehend innerhalb des land- darfs benötigt die Haber-Bosch-Synthese für die wirtschaftlichen Kreislaufs mit organischer Düngung Herstellung von Ammoniak aus dem Luftstickstoff.2 arbeiten, unterscheiden. Oder anders gesagt: Bei der Mehr als 90 Prozent des Energiebedarfs innerhalb der Auswirkung auf das Klima und auch bei der Anpas- Düngemittelindustrie werden für die Produktion von sung an den Klimawandel spielt es eine wesentliche mineralischem Stickstoff verbraucht.3 Bei vielen Feld- Rolle, welches Agrarsystem man betrachtet. Die Aus- 48
Agrarpolitik und soziale Lage wirkungen können völlig gegensätzlich sein. In fast auch vor, insgesamt wirkt der Ansatz aber beliebig. allen Klimamodellen wird dies so aber nicht gemacht; Eine richtige Definition ist, neben viel Klimaschutz- vielmehr wird auf einzelne Aspekte fokussiert und und Nachhaltigkeitsrhetorik, nirgends zu finden. die enorm energieintensive Düngemittelproduktion Präzisionslandwirtschaft setzt mittels Farblesetech- bleibt außen vor.7 nik über die Auswertung des Blattgrüns auf einen Böden mit intensiver Stickstoffdüngung zeigen ei- effizienteren Stickstoffdüngereinsatz, was Stickstoff- nen deutlich schnelleren Humusabbau und können dünger und damit Treibhausgasemissionen einsparen Nährstoffe und Kohlenstoff weniger gut speichern als kann, aber kein Ersatz für eine ausgewogene Pflanze- Böden unter weniger intensiver Bewirtschaftung.8 Das nernährung ist. Die Messung des Blattgrüns ergibt nur ist mit hohen CO2- und vor allem Lachgasemissionen eine höchst indirekte und grobe Information darüber, (N2O) verbunden, wobei Lachgas etwa 300-mal kli- ob die Pflanze ausreichend Nährstoffe bekommt, sie mawirksamer ist als CO2. Das World Resources Insti- bezieht sich – und auch das nur indirekt – auf den tute (WRI) und das Umweltprogramm der Vereinten Stickstoff. Das ist sehr einseitig, denn auch weniger Nationen (UNEP) beziffern weltweit für Lachgasemis- oder genauer ausgebrachter Stickstoffdünger beein- sionen den höchsten Anteil bei den klimarelevanten trächtigt die Böden, wenn nach wie vor kohlenstoffrei- Gasen im Bereich Landwirtschaft, nämlich 46 Prozent che Substanzen zur Ernährung des Bodenlebens und (Abb. 1). Obwohl Lachgas den größten Anteil der kli- für den Humusaufbau fehlen. Wenn die Mischung an mawirksamen Emissionen im Landwirtschaftsbereich Nährstoffen nicht stimmt, leidet die Pflanzen- und Bo- darstellt, steht es kurioser Weise deutlich weniger zur denökologie auch dann an Mangelernährung, wenn Debatte, was die dann folgenden Lösungsansätze häu- die falsche Mischung genauer dosiert wird. Daran fig völlig verzerrt. ändert auch die sog, Präzisionslandwirtschaft nichts. Das ist »präzise Mangelernährung«, wie Andrea Beste »Klimasmart« und »präzise« – es in der von mir in Auftrag gegebenen Studie zu Kli- neue Frames, alte Inhalte ma und Landwirtschaft10 nennt. Der negative Effekt innerhalb des Systems bleibt derselbe. Das neue Konzept einer »klimasmarten Landwirt- Außerdem stehen bei der viel zu intensiven Tierhal- schaft« (climate-smart agriculture – CSA) setzt in tung Landwirte vor dem Problem, was sie mit dem Rest erster Linie auf die sog. Präzisionslandwirtschaft der Gülle machen sollen, wenn die auf den Boden aus- (precision farming) und die Mulch- oder Direktsaat gerichteten Ausbringungsmethoden nur einen »präzi- (auch konservierende Bodenbearbeitung, conserva- sen« Bruchteil davon verwenden. Wenn zu viel Gülle tion agriculture oder no-tillage genannt). Letztere ist vorhanden ist, muss sie ja trotzdem irgendwo hin. in Sachen Klimaschutz sogar kontraproduktiv, da sie Ähnliches gilt für den Humus, dessen Gehalt im Lachgasemissionen fördert und konventionell mit Boden man bis heute nicht zufriedenstellend flächen- einem höheren Einsatz von Glyphosat verbunden ist. deckend erheben kann – von der Qualität der Hu- Auch Gentechnik gehört in einigen Projekten unhin- mussubstanzen ganz zu schweigen. Und auch beim terfragt mit zur »klimasmarten Landwirtschaft«. Die Phosphor gibt es keine aussagefähigen Messmethoden klimafreundliche Agroforstwirtschaft kommt zwar für den Bodenphosphorgehalt, die als Grundlage für Abb. 1: Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft9 Subsektor Gas restliche Böden (N₂O) N₂O globale Treibhausgase Enterische Fermentation (CH₄) Landwirtschaft CH₄ Reis (CH₄) Energie (CO₂) Gülle (CH₄) Andere (CH₄N₂O) CO₂ Quelle: WRI, 49
Der kritische Agrarbericht 2021 eine »präzise« Düngung dienen könnten: In Europa lich und auch nicht klimafreundlicher, wie oft behaup- werden bis zu 16 verschiedene Methoden zur Messung tet. Es ist eine Ernährungsweise, die privat sinnvoll des Phosphorgehaltes in Böden eingesetzt. Doch kei- sein mag, aber nicht als globales Ernährungsmodell. ne davon erfasst den organisch gebundenen Phosphor Die Forderung nach einem geringeren Fleischkonsum im Boden korrekt. Dieser kann aber 25 bis 65 Prozent als dem aktuellen aus Klima- und Gesundheitsgrün- ausmachen.11 Daher stellt sich die Frage, welche Daten den bleibt dennoch richtig. Doch das Rind muss hier ein »präzises«, satellitengestütztes digitales Düngesys- sicher nicht zuerst vom Speiseteller. tem bei der Bestimmung des Humus- oder Phosphor gehalts verwenden sollte? Klimaschutz braucht Weidetiere Die Fehleinschätzung der Rinder Rinder werden in vielen Klimamodellen noch im- mer als »Klimakiller« dargestellt, obwohl sie es sind, Abgesehen von Böden in Permafrostgebieten ent- die Grünlandschutz erst möglich machen. Eine art- halten Moore und Grasland den größten Teil des gerechte Haltung von Rindern, Schafen und Ziegen im Boden gespeicherten Kohlenstoffs. Werden sie in auf der Weide verursacht keine Klimaprobleme – im Ackerland umgewandelt, dann werden große Mengen Gegenteil. Klimaschädlich ist in erster Linie eine Tier- an Treibhausgasen freigesetzt, die Biodiversität wird haltung, die auf energieintensiven Futteranbau mit zerstört und die Bodenfruchtbarkeit und Wasserspei- Monokulturen zur Herstellung von Kraftfutter für die cherkapazität nehmen erheblich ab. Das ist in Mittel- Stallhaltung zurückgreift. Das betrifft aber vor allem europa seit vielen Jahren mit sehr hohen CO2-Emis- Tiere, die mit Kraftfutter gefüttert werden; und das ist sionen verbunden. Zwischen 1967 und 2007 wurden bei Rindern am wenigsten der Fall. in den EU-Gründungsländern (Belgien, Deutschland, Auch die Futterverwertung, bei der Kühe lange Frankreich, Italien, Luxemburg und Niederlande) als »schlechte Futterverwerter« dargestellt wurden16, über sieben Millionen Hektar Dauergrünland, das weil man ihnen fälschlicherweise eiweiß- und ener- sind über 30 Prozent, und mit der EU-Erweiterung in giereiches Futter zu fressen gab (was ihrer natürlichen den letzten 20 Jahren zusätzlich nochmal vier Milli- Konditionierung völlig widerspricht), muss man vor onen Hektar Grünland umgebrochen – mit verhee- diesem Hintergrund anders bewerten. Tiere, die aus renden Folgen für die Artenvielfalt und den Humus- Biomasse, die wir nicht essen können, hochwertiges gehalt der Böden. Im Hinblick auf die Bindung von Protein machen können, sind doch keine schlechten atmosphärischem Kohlenstoff konzentrierten sich Futterverwerter! Sie sind neben Fischen und Insek- Forschung und öffentliche Wahrnehmung lange Zeit ten die wichtigsten tierischen Proteinlieferanten der sehr auf die Wälder. Grünland war hingegen gar nicht Zukunft, weil nur sie ohne Nahrungskonkurrenz zum im Blick. Heute steht Grünland nicht umsonst unter Menschen gehalten werden können. Das geht mit Schutz und unterliegt strengen Auflagen für den Um- Schweinen und Hühnern nur bedingt. Außerdem bruch. Doch für den Schutz des Grünlands braucht liefern sie wertvollen mit speziellen Mikroorganis- man Wiederkäuer, denn nur beweidetes Grünland men angereicherten Humus, den Pflanzenkompost in bleibt auch bestehen. gleicher Qualität nicht liefern kann.17 Sie haben so seit Grasland ist neben Wald das größte Biom auf Jahrtausenden der Evolution auch eine ganz beson- unserem Planeten und bedeckt etwa 40 Prozent der ders fruchtbarkeitssteigernde Wirkung auf den Boden. bewachsenen Landfläche.12 Von allen landwirtschaft- Experten und Modelle, die Rinder als Klimakiller be- lichen Nutzflächen weltweit besteht ein Drittel aus werten, haben 80 Prozent der Umweltökologie dieser Ackerland und zwei Drittel aus Grasland.13 Letzteres Tiere ausgeblendet und kommen so zu verheerenden bildet die Lebensgrundlage für ein Zehntel der Welt- Bewertungen und falschen Schlussfolgerungen für die bevölkerung.14 Doch das funktioniert nur mit grasfres- Politikberatung. senden Tieren. Die Welternährungsorganisation FAO Der Fleischkonsum geht – wenn auch immer noch schätzt, dass für 100 Millionen Menschen in Trocken- zu hoch – in Europa seit Jahren zurück. Es ist die Pro- gebieten und wahrscheinlich für weitere 100 Millionen duktion für den Export, die mehr in den Blick rücken Menschen in anderen Regionen Weidevieh die einzige sollte. Diese basiert hauptsächlich auf importierten verfügbare Protein- und auch Einkommensquelle ist.15 Futtermitteln. Wir verlagern damit Waldrodung und Das bedeutet, sowohl für den aus Klimaschutzgrün- Graslandumbruch beispielsweise nach Brasilien. Die den so wichtigen Schutz von Grünland, Grasland und Klimabilanz in der europäischen Landwirtschaft hängt Prärien als auch für die menschliche Proteinversor- daher unter anderem davon ab, ob die Tierproduktion gung weltweit sind wir auf Tiere angewiesen, die Gras massiv gesenkt wird, um den Druck auf noch intakte verdauen können. Eine vegane Ernährung ist auf die- Ökosysteme zu verringern. Sie erfordert eine Aus- sem Planeten daher gar nicht für alle Menschen mög- richtung auf Arten und Nutzungsintensitäten, die auf 50
Agrarpolitik und soziale Lage Grasland und nicht auf Kraftfutter basieren. Zudem negative Umweltwirkungen zu erzeugen. Beispiels- muss das Potenzial der Weidewirtschaft für die Welt- weise mit dem Einbringen von Pflanzenkohle, bei de- ernährung in den Fokus der Agrarforschung und -po- ren Erzeugung Schadstoffe entstehen, die dann in den litik rücken. Feuchtgebiete, Bergweiden, Prärien und Boden eingebracht werden und die bodenökologisch Savannen gehören nicht nur zu den besten Kohlen- deutlich weniger positive Wirkungen hat als kompos- stoffspeichern, für die Bildung von Proteinen sind sie tierte Biomasse. die größte Nährstoffbasis der Erde. Die nachhaltige Wir brauchen stabile Agrarökosysteme mit konse- Nutzung von Grasland ist wichtig für die biologische quent klimafreundlichen Ackerbautechniken: Dazu Vielfalt und hat eine Schlüsselfunktion im Hinblick gehören: eine hochwertige organische Düngung mit auf den Klimawandel. lebendigem organischem Material, Fruchtfolgen mit Leguminosen, Zwischenfruchtbau, Humusaufbau, Tunnelblick vermeiden - Klimaschutz mit System Agroforst- und Permakulturtechniken. Leider wird aber genau dafür seit Jahren in Forschung und Pra- Es würde uns gut tun, bekannte, klimafreundliche xis viel zu wenig Geld ausgegeben. Agrarökologische Anbautechniken konsequent anzuwenden und wei- Techniken sind wissensintensiv und erfordern eigen- terzuentwickeln, und auf diese zugeschnittene digi- ständige Beobachtung, Entscheidungsfähigkeit und tale Techniken für ihre Optimierung zu nutzen. Es Flexibilität. Ökologisch bewirtschaftete Böden zeigen ist dann allerdings nicht die Digitalisierung, die die höhere Kohlenstoffgehalte und -vorräte sowie eine sig- Klimaanpassung bewirkt, sondern die Agrarökologie. nifikant höhere Rückbindung von CO2 aus der Atmo- Auch digitale, frei abrufbare Datenbanken zu Anbau- sphäre.19 Ökologisch bewirtschaftete Böden emittieren techniken, Zeigerpflanzen, lokal angepassten Sorten weniger Lachgas (N2O) und sind in der Lage, mehr als oder symbiotischen Wirkungen von Mischkulturen doppelt so viel Wasser aufzunehmen und zu speichern sind positive digitale Einsatzmöglichkeiten. Potenziale als konventionell bewirtschaftete.20 Das macht die Bö- einer bedarfsgerechten Digitalisierung für den Öko- den und ganze Ökosysteme widerstandsfähiger gegen landbau sollten daher besser erforscht und entwickelt Starkregen und Dürre und vermeidet Hochwasser. werden (z. B. der Einsatz von autonomen Feldrobo- Dies alles gilt jetzt schon für den klassischen Öko- tern zur Pflege von Mischkulturen). landbau in Europa. Noch besser wäre es, Agroforst- Eine Absage sollte die Landwirtschaft allerdings systeme21 und Permakultur zu integrieren und dem jeder einseitigen Maximierung der CO2-Speicherung Ökolandbau ein Forschungsbudget zuzuweisen, das für den Emissionshandel erteilen, der andere Bran- dessen konsequente Optimierung erlaubt. Bisher chen entlasten soll. Humusaufbau und Bodenfrucht- werden auf europäischer Ebene nur zwei Prozent der barkeit sind nicht gleichzusetzen mit einem unter Forschungsausgaben im Agrarbereich in die ökolo- irdischen Kohlenstoff-»sparbuch« und sie sind klima- gische Forschung investiert. Das ist gemessen an den technisch nur sehr begrenzt wirksam.18 Generell droht Potenzialen, die sich für den Klimaschutz und alle die Gefahr, durch einseitige Forschungsansätze und Ökosystemdienstleistungen bieten, und auch bezogen Scheuklappen-Klimaschutzmaßnahmen letztendlich auf die 25 Prozent Ökolandbau, die in der Farm-to- Fork-Strategie der EU-Kommission angepeilt werden, deutlich zu wenig. Folgerungen & Forderungen ■ Mineraldünger ist der größte landwirtschaftliche Klimakiller. Das Thema im Kritischen Agrarbericht X Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft: Optimum ■ Rinder sind keine Klimakiller, sondern potenzielle statt Maximum. Herausforderungen und Lösungsansätze einer Grünlandschützer. zukünftigen Ackerbaustrategie. In: Der kritische Agrarbericht ■ Präzision und High-Tech im falschen System bringen 2020, S. 67–72. uns nicht weiter. X Claudia Heidecke, Viktoriya Sturm, Bernhard Osterburg, Martin Banse und Folkhard Isermeyer: Politikoptionen zur Reduzierung ■ Die Tierhaltung muss an (vor allem Weide-)Fläche von Treibhausgasen aus der Landwirtschaft Eine Analyse ihrer gebunden werden. Wirkungen, Chancen und Risiken. In: Der kritische Agrarbericht ■ Notwendig ist mehr Forschung, Schulung und Bera 2020, S. 73–78. tung zu bekannten Klimaanpassungstechniken wie X Jürn Sanders und Jürgen Heß: Gesellschaftliche Leistungen der Fruchtfolgegestaltung und Humusaufbau. Ökologischen Landwirtschaft. Interdisziplinäres Forschungs projekt vergleicht ökologische mit konventionellen Anbau ■ Die Förderung des Ökolandbaus sowie von Agroforst- systemen. In: Der kritische Agrarbericht 2020, S. 134–139. und Permakulturtechniken in Praxis, Forschung, X Anita Idel: Klimaschützer Kuh. Kritische Anmerkungen zu Beratung und Ausbildung muss verbessert werden. einer aktuellen Debatte. In: Der kritische Agrarbericht 2012, S. 227–232. 51
Der kritische Agrarbericht 2021 X Urs Niggli und Andreas Fließbach: Gut fürs Klima? Ökologische 13 M. Roser and H. Ritchie: Yields and land use in agriculture. Our und konventionelle Landwirtschaft im Vergleich. In: Der kriti world in data 2018 (https://ourworldindata.org/yields-and-land- sche Agrarbericht 2009, S. 103–109. use-in-agriculture). Dort: Percentage of total land area, 1961–2018. 14 J. L. Peyraud et al.: Multi?species swards and multi scale strate gies for multifunctional grassland?base ruminant production Anmerkungen systems: An overview of the FP7?MultiSward project. In: Grass 1 International Panel on Climate Change (IPCC): Global Warming of land Science Europe 19 (2014), pp. 695–715. – A. Jering et al.: 1.5°C. An IPCC Special Report on the impacts of global warming Globale Landflächen und Biomasse nachhaltig und ressourcen of 1.5°C above pre-industrial levels and related global green schonend nutzen. Hrsg. vom Umweltbundesamt. Dessau-Roß house gas emission pathways, in the context of strengthening lau 2013, S. 12 (www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/ the global response to the threat of climate change, sustainab medien/479/publikationen/globale_landflaechen_biomasse_ le development, and efforts to eradicate poverty. IPCC Special bf_klein.pdf). Report 15. IPCC. Geneva 2018 (www.ipcc.ch/sr15/). 15 Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO): 2 M. Sutton and C. Howard et al. (Eds.): The European Nitrogen Livestock on grazing lands. Rome 2020 (www.fao.org/docrep/ Assessment: Sources, effects and policy perspectives. Cam x5304e/x5304e03.htm). bridge 2011. 16 M. MacLeod et al.: Greenhouse gas emissions from pig and chicken 3 L. Bernstein et al.: Industry. In: Climate Change 2007: Mitigation. supply chains – A global life cycle assessment. Food and Agri Contribution of Working Group III to the Fourth Assessment culture Organization of the United Nations (FAO). Rome 2013. Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. 17 H. Redelberger: Organischer Dünger – Festmist. In: Springer Geneva 2007. Loseblatt System Ökologische Landwirtschaft. Pflanzenbau, 4 P. Clausing: Energieschleuder Agrarindustrie. In: Ökologie & Tierhaltung, Management 1. Heidelberg 1998. – F. Schinner Landbau 172 (2014), S. 32–34. und R. Sonnleitner: Bodenökologie 2: Bodenbewirtschaftung, 5 Umweltbundesamt: Klimaschutz und Emissionshandel in der Düngung und Rekultivierung. Mikrobiologie und Boden Landwirtschaft. Dessau-Roßlau 2013. enzymatik. Berlin 1996. 6 Bayerischer Rundfunk: So viele Treibhausgase verursacht die 18 Bayerischer Rundfunk: Humusaufbau: Wirksamer Klimaschutz Landwirtschaft. 2. Dezember 2019 (www.br.de/nachrichten/ oder Green-Washing? 10. Oktober 2020 (www.br.de/nachrich wissen/so-viele-treibhausgase-verursacht-die-landwirtschaft, ten/deutschland-welt/humusaufbau-wirksamer-klimaschutz- RjOJ2Pm). oder-green-washing,SBKW3fY). 7 Kritisch dazu A. Idel und A. Beste: Vom Mythos der klimasmarten 19 SOILSERVICES (siehe Anm. 8). Landwirtschaft oder warum weniger vom Schlechten nicht gut 20 Kommission Bodenschutz beim Umweltbundesamt: Böden als ist. Im Auftrag von Martin Häusling (Die Grünen / Europäische Wasserspeicher. Dessau-Roßlau 2016. Freie Allianz im Europäischen Parlament). 2. Auflage, Wiesba 21 Siehe hierzu den Beitrag von Rico Hübner in diesem Kritischen den 2018 (www.martin-haeusling.eu/images/Klimaschutz_klei Agrarbericht (S. 241–246). ner_RZ_copi.pdf). 8 SOILSERVICE: Conflicting demands of land use, soil biodiversity and the sustainable delivery of ecosystem goods and services in Europe. Brussels 2012. 9 Abbildung entnommen aus Idel und Beste (siehe Anm. 7), S. 10. Martin Häusling 10 Idel und Beste (siehe Anm. 7). Biomilchbauer und seit 2009 Mitglied 11 H. Böcker: Phosphat verfügbar machen. In: Landwirtschaftliches des Europäischen Parlaments in Wochenblatt 21/18 (2018). der Fraktion Greens/EFA. 12 R. P. White, S. Murray and M. Rohweder: Pilot analysis of global ecosystems: Grassland ecosystems. World Resources Institute. info@martin-haeusling.de Washington, D. C. 2000. www.martin–haeusling.eu 52
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