Siedlungskultur in Quartieren des Ruhrgebietes - ESSEN Katernberg Zollverein-Siedlungen - Siedlungskultur in ...
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Siedlungskultur in Quartieren des Ruhrgebietes SIEDLUNGSKULTUR KOMMUNAL - DUISBURG Interkommunales Handlungskonzept ESSEN Katernberg Zollverein-Siedlungen Nr.20
Ahlen Haltern am See Hamminkeln 43 Schermbeck 42 Dorsten Oer- Selm Werne Wesel 16 Marl Erken Datteln Hamm Xanten schwick 41 Hünxe 40 Sonsbeck Waltrop 39 Berg- Herten Reckling- Lünen kamen Voerde Alpen 25 hausen 37 Bönen 38 Kamen 7 Bottrop Glad- 31 Castrop- beck 23 24 30 Rauxel Dinslaken 33 Rheinberg Gelsen 29 34 Unna Ober- 15 kirchen Herne hausen 14 22 Kamp 32 Dortmund 12 13 Lintfort 6 21 28 11 20 35 Wickede Fröndenberg 10 27 Bochum Neu- 19 1 5 18 36 kirchen 9 Vluyn Essen Moers 8 Witten Duisburg 17 Schwerte Herdecke 4 Mülheim 26 3 a.d. Ruhr Wetter Hattingen (Ruhr) 2 Hagen Sprock- 44 hövel Gevels- berg Schwelm Ennepetal Brecker- feld 1 Moers - Meerbeck-Hochstraß 17 Essener Süden 30 Recklinghausen - Hochlarmark • Bergarbeitersiedlung Meerbeck • Margarethenhöhe • Dreiecksiedlung • Schmitthennersiedlung • Altenhof II 31 Recklinghausen - König Ludwig/ 18 Essen - Altendorf Grullbad 2 Duisburg - Hüttenheim • Hirtsiefer-Siedlung • Kolonie König Ludwig • Siedlung Hüttenheim • Reitwinkelsiedlung • Beamtenkolonie Schulz-Knaudt-Straße 19 Essen Nordviertel • Eltingviertel 3 Duisburg - Wedau/Bissingheim • Gartenstadt Wedau 20 Essen - Katernberg 32 Dortmund - Bövinghausen • Zollverein-Siedlungen • Kolonie Landwehr (Zeche Zollern) • Eisenbahnersiedlung Bissingheim 33 Dortmund - Nette/Oestrich 4 Duisburg - Rheinhausen • Margarethensiedlung 21 Gelsenkirchen - Ückendorf • Hansemann-Siedlung • Flöz Dickebank 34 Dortmund - Eving 2 5 Duisburg - Homberg-Hochheide • Alte Kolonie • Rheinpreußensiedlung 22 Gelsenkirchen - Nordstern- • Siedlung Fürst Hardenberg • Johannenhof Heßler-Horst • Kolonie Kirdorf • Klapheckenhof und Grawenhof 6 Duisburg - Hamborn • Wallstraße 35 Dortmund - Hörde-Nord • Jupp-Kolonie • Siedlung Am Sommerberg/Am Winterberg • Dichterviertel 23 Gelsenkirchen - Schüngelberg/ Buer-Süd • Schüngelbergsiedlung mit 36 Schwerte - Ost 7 Dinslaken - Lohberg Brößweg und Hugostraße • Kreinberg-Siedlung • Zechensiedlung Lohberg 24 Gelsenkirchen - Erle 37 Lünen - Brambauer 8 Mülheim a. d. Ruhr - Heißen • Schievenfeldsiedlung • Alte Kolonie • Siedlung Mausegatt • Neue Kolonie • Siedlung Heimaterde 25 Gelsenkirchen - Hassel • Gartenstadt Hassel 38 Lünen - Süd 9 Mülheim a. d. Ruhr - Dümpten • Siedlung Westerholt • Ziethenstraße • Siedlung Papenbusch • »Preußen-Kolonien« 26 Hattingen - Welper 39 Lünen - Nord 10 Oberhausen - Altenberg/Lirich • Kolonie Gustavstraße • Gartenstadt Hüttenau • Victoria-Siedlung • Siedlung Wevelsbacher Weg • Harzer Häuser 11 Oberhausen - Neue Mitte • Müsendrei • Ripshorster Straße 40 Bergkamen - Rünthe • »Beamtenkolonie« Grafenbusch • Siedlung Hellweg mit D-Zug-Siedlung 27 Bochum - Stahlhausen • Siedlung Schlägel-/Beverstraße 12 Oberhausen • Eisenheim - Osterfeld • Siedlung Stahlhausen • Stemmersberg 28 Bochum & Herne, Grüne Mitte 41 Hamm - Herringen/Pelkum • Siedlung Wiescherhöfen »Zeche Hannover« • Isenbecker Hof 13 Bottrop - Ebel • Bochum - Kolonie Hannover III/IV • Kolonie Ebel • Bochum - Siedlung Dahlhauser Heide 42 Hamm - Heessen • Alte Kolonie 14 Bottrop - Welheim • Gartenstadt Welheim • Herne - Kolonie Königsgrube • Neue Kolonie • Herne - Kolonie Hannover I/II • Vogelsang 15 Bottrop - Eigen • Rheinbabensiedlung 29 Herne - Börnig 43 Ahlen - Süd/Südost • Siedlung Teutoburgia • Kolonie und Beamtensiedlung »Westfalen« 16 Dorsten - Hervest • Ulmenhof • Zechensiedlung Fürst Leopold 44 Hagen - Hohenlimburg • Hoeschsiedlung
Interkommunales Handlungs- konzept Siedlungskultur in Quartieren des Ruhrgebietes Das Ruhrgebiet hat in Quantität und Qua- krete Maßnahmen zum Erhalt und zur Projektziele lität ein bedeutendes siedlungskulturel- Weiterentwicklung des montanindustriell les Erbe. Dies gilt für Siedlungen bis in die geprägten siedlungskulturellen Erbes • Lernen von Beispielen/Modellen aus 1950/60er Jahre und ganz besonders für im Ruhrgebiet. Darüber hinaus soll das anderen Kommunen, Erfahrungsaus- die Arbeitersiedlungen, die als Werkssied- siedlungskulturelle Erbe der Arbeiter- und tausch lungen sowohl in den Kolonien ab Mitte Werkssiedlungen aber auch als Potenzial • konkrete Handlungsempfehlungen des 19. Jahrhunderts als auch in garten- und als Impuls für die Quartiers- und Stadt- zur Siedlungs-/Quartiersentwicklung städtischen Siedlungen bis Anfang der entwicklung genutzt werden. an den ausgewählten Standorten 1920er Jahre jeweils im Zusammenhang der Montanindustrie (Kohle, Stahl, Eisen- Lokale und regionale Kooperation • regionales interkommunales Hand- lungsprogramm Siedlungskultur in SIEDLUNGSKULTUR IN QUARTIEREN DES RUHRGEBIETES bahn) errichtet wurden. Von großer Bedeutung ist dabei, dass sich die beteiligten Akteure bereit erklärt ha- Quartieren des Ruhrgebietes In vorbildlicher Kraftanstrengung vieler ben, sowohl lokal als auch regional zusam- • verbindliche Perspektivvereinbarung Beteiligter (Kommunen, Land, Denkmal- menzuarbeiten. Das sind die Kommunen mit Kommunen, Landschaftsverbän- pflege, Bürgerinitiativen, Wohnungsunter- (mit Stadtentwicklung und Stadtplanung), den, RVR, Wohnungsunternehmen nehmen) und im Rahmen der Internatio- die Denkmalpflege (v.a. die Unteren Denk- und dem Land NRW zu einem mögli- nalen Bauausstellung (IBA) Emscher Park malbehörden) und die Wohnungswirt- chen Programm Siedlungskultur und ist es in den 1980/90er Jahren gelungen, schaft (sowohl die großen überregionalen Quartier einige historische Arbeitersiedlungen als auch die kommunalen und genos- zu erhalten und unter Wahrung ihrer senschaftlichen Unternehmen). Hieraus gestalterischen und historischen Qualitä- ergibt sich ein besonderer Anspruch an ten instandzusetzen sowie Wohnungen Integration und Berücksichtigung z.T. sehr und Wohnumfeld für die Ansprüche der unterschiedlicher Sichtweisen. Bewohner zu verbessern. Pragmatische und offene Prozesse 20 Kommunen des Ruhrgebietes | Neue Herausforderungen Die Auswahl der Quartiere und Siedlungen 44 Quartiere/Standorte | Seit den 2000er Jahren wurden zuneh- ist mit den teilnehmenden Kommunen 72 Siedlungen mend neue Herausforderungen erkenn- anhand verschiedener Kriterien erfolgt: 3 bar. So ist der Kosten- und Ertragsdruck z.B. Eingrenzung auf Werks- und Arbeiter- Regionaler Lenkungskreis 20 Kommunen | MHKBG NRW | über die Kapitaleigner in der Wohnungs- siedlungen bis Anfang der 1920er Jahre im LWL | RVR | Vonovia | VIVAWEST | wirtschaft gestiegen. Im Zuge des Gene- Ruhrgebiet, heutiger Erhaltungszustand LEG Wohnen | WIR Wohnen im Revier | rationenwechsels zu einer »Nach-Mon- des Siedlungsbildes, mögliche Impulse für AK Denkmalpfleger im Ruhrgebiet | tan-Bewohnerschaft« ändern sich die Stadtentwicklung, Best-Practice-Beispie- Auftragnehmer Grundlagen des nachbarschaftlichen le, Handlungsbedarfe/-chancen. In der Zusammenhalts und der Identifikation in Konsequenz wurden nicht nur denkmalge- operative AG den ehemaligen Werkssiedlungen aus der schützte Siedlungen ausgewählt. Stadt Hamm | weitere Vertreter von Montanzeit. Gestalterische Qualitäten ge- Kommunen | LEG Wohnen für die Woh- hen verloren. Die Akteure auf kommuna- Gemeinsames Ziel ist es, Handlungschan- nungswirtschaft| AK Denkmalpfleger im Ruhrgebiet | Auftragnehmer ler Ebene stießen vielerorts schon wegen cen zu nutzen und Kooperationen zu der großen Zahl privatisierter Siedlungen stärken. Erfahrungsaustausch und örtliche mit zahlreichen Einzeleigentümern an ihre Handlungsempfehlungen beschränken Förderung/Finanzierung: Handlungsgrenzen. Viele Kommunen ent- sich zunächst auf die 20 teilnehmenden MHKBG NRW | Kommunen | Vonovia | wickeln die bisherigen Instrumente weiter Kommunen und die örtlichen Partner so- VIVAWEST | LEG Wohnen | RVR | oder sie suchen nach neuen Fördermo- wie die ausgewählten Quartiere/Siedlun- Wohnen im Revier dellen bzw. nach Wegen zur verbesserten gen. Ein mögliches neues Förderangebot Auftraggeber und Federführung: Integration in Stadtentwicklungsprozesse. (»Programm Siedlungskultur in Quar- Stadt Hamm (Stadtplanungsamt) tieren«) soll aber offen sein für weitere Strategie und Zielsetzung Kommunen und Quartiere/Siedlungen, Auftragnehmer: Strategisches Kernziel des interkommu- sofern sie mit den Zielen und Ansprüchen startklar.projekt.kommunikation | nalen Projektes ist zunächst die lokale des regionalen Handlungskonzepts über- Post • Welters, Architekten und und regionale Verständigung auf kon- einstimmen. Stadtplaner
Essen Katernberg Essen Katernberg Termine|Gesprächspartner Das heutige Essen war Mitte des 19. Der Essener Stadtteil Katernberg, 1929 29. Juni 2015 - Einstiegsgespräch mit Jahrhunderts noch ein kleines Land- eingemeindet, entwickelte sich gemein- Vertreter/innen von Stadtplanung städtchen. Um 1850 änderten zwei sam mit dem Nachbarn Stoppenberg und Bauordnung, Stadterneuerung, Entwicklungen diesen Charakter: Der und Schonnebeck rund um die 1847 Denkmalpflege, Wohnraumförderung, Aufschwung des Bergbaus durch neue gegründete Zeche Zollverein und wurde Wohnungsmarktbeobachtung Technologien auf Zechen von Haniel von ihr geprägt. (»Zollverein«) und Mathias Stinnes 2. November 2015 - Vertiefungsge- sowie der Aufstieg der Kruppschen Durch das rasante Bevölkerungswachs- spräch mit Vertreter/innen von Stadt- Gussstahlfabrik zum Weltkonzern, des- tum wurde dringend Wohnraum in planung und Bauordnung, Stadterneue- sen Produktionsstätten schnell größer Katernberg benötigt. Die Gewerkschaft rung, Denkmalpflege, Wohnraumförde- waren als die Essener Altstadt. In der Zeche Zollverein errichtete zwischen rung, Wohnungsmarktbeobachtung Krupp‘schen Villa Hügel residierte der 1860 und 1920 über 4.000 Wohnungen »Stahlkönig«. Ende des Jahrhunderts rund um die Zeche. Ab den 1980er 13. Juni 2016 - Abschlussgespräch mit war aus der kleinen Provinzstadt eine Jahren veränderten Siedlungs-Privatisie- Vertreter/innen von Stadtplanung und bedeutende Wirtschaftsmetropole rungen und Arbeitslosigkeit nach Auf- Bauordnung, Stadterneuerung, Denk- SIEDLUNGSKULTUR KOMMUNAL - ESSEN geworden. In der ab 1929 größten gabe der Zeche das Bild des Stadtteils. malpflege Stadt des Ruhrgebiets entstanden das Von den Arbeitersiedlungen sind nur Museum Folkwang, die Verwaltung des noch Überreste ehemals sehr großer Begehung Ruhrsiedlungsverbandes, die Gruga und Kolonien vorhanden. der Baldeneysee. Am 28. August 2015 wurden die Sied- Im Rahmen der IBA Emscher Park be- lungen begangen und fotografisch Im Zusammenhang der Zechen und um gann in den 1990er Jahren die Sanie- dokumentiert. Krupp wurden großflächig Arbeitersied- rung von Zollverein. Heute ist Zollverein lungen gebaut, die auch heute noch das Synonym für Industriekultur im Kommunaler im Stadtbild ablesbar die Entwicklung Ruhrgebiet (Ankerpunkt und Welt- Kompetenzpartner Essens verdeutlichen. Mit rund 590.000 kulturerbe). Im Stadtbezirk Zollverein Einwohnern hat Essen heute zentrale wurden zahlreiche Maßnahmen der in- • Herr Müller (Amt für Stadtplanung Verwaltungssitze großer Energiekonzer- terierten Stadtentwickliung im Rahmen und Bauordnung) 5 ne und überregionaler Einrichtungen. der Sozialen Stadt umgesetzt. • Frau Pötsch (Denkmalpflege) 14 22 12 13 6 20 11 21 28 Katernberg 10 Eltingviertel 27 Altendorf 19 18 9 Innenstadt 8 17 Essener Süden 26 3 © GeoBasis-DE / BKG 2016 (verändert)
1870 1880 1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 Erster Weltkrieg Zweiter Weltkrieg Kohlekrise RAG Hegemannshof 1883 - 1920 Ergänzung Abbrüche, ab 1860 Bau der Kolonie Hegemannshof an heutiger Schalker Neubau, in 5 Abschnitten bis 1874, 1883, 1889/90, Straße Nachverdichtung 1893 - 96 und 1899/1900 ab 1851 För- Kolonie III 1890 höchste 1928 - 1932 Bau 1961 Bau derung Zeche Kohleförderung Zentralförderanlage der Zentral- Zollverein deutschlandweit Schacht 12 kokerei Essen-Katernberg Kolonie Hegemannshof Hintergrund: Zeche Zollverein 1847 Gründung der Gewerkschaft Zeche Zollverein durch Franz Haniel, ab 1851 Kohleförderung, 1890 höchste Jahres- förderung aller deutschen Zechen, 1926 Übernahme durch die Gelsenkirchener Bergbau AG, 1928 - 1932 Bau Zentralförder- anlage Schacht XII (Zusammenfassung von 4 Anlagen mit 11 Schächten) (Architekten Fritz Schupp/Martin Kremmer), nach 1961 Bau der Zentralkokerei (modernste und größte Anlage Europas), 1968 Übergang in die Ruhrkohle AG, 1974 Verbund mit Zeche Holland in Wattenscheid, 1982 Verbund mit Zeche Nordstern (Gelsenkirchen-Heßler), 1983/86 Stillle- gung Bergwerk, 1993 Stilllegung Kokerei 1860 - 1900 (Entstehungsgeschichte Siedlung) • 1856 Landkauf durch Haniel von Bauer Hegemann • 1860 ff Bau der streng Nord-Süd ausgerichteten Kolonie He- gemannshof in 5 Bauabschnitten (bis 1874, 1883, 1889/90, 1893 - 1996, 1899/1900): 350 je 1 ½-geschossige Backste- inhäuser mit je 4 ca. 60 m2 großen Wohnungen im Kreuz- ESSEN KATERNBERG grundriss, Keller, Ställe, 620 m2 große Selbstversorgergärten) historische • Sozialeinrichtungen: Kinderbewahrschule, Schwesternhaus, dann auch Kirche und Gastwirtschaft Siedlungsgrenze • schrittweise Ergänzung Kolonie Hegemannshof an heuti- ger Schalker Straße (1883 - 1903 bzw. 1920) für die Zeche Wilhelmine Victoria (westliche Seite), später für die Zeche 6 Zollverein (östliche Seite), Beamtenwohnhäuser im Süden 1950er - 2000er Jahre (Veränderungsgeschichte) • Bau diverser Neubausiedlungen, großflächige Nachverdich- tungen zulasten der Gärten (dafür Ausbau von Kleingärten und »Grabeland«), zeittypische 3-geschossige Zeilenbauten • Abbrüche großer Kolonieteile und Ersatz durch Mietwoh- nungsbau und Eigenheime bis Mitte der 1960er Jahre • weitere Abrisse + anschließender Neubau (Trägermaßnah- men) • 2000 Meerbruchstraße Denkmalschutz + Einzelprivatisierung (heute 100%) Situation heute (2015) • relativ guter denkmalpflegerischer Zustand des noch vorhan- denen Siedlungsteils Meerbruchstraße, • Schalker Straße durch Einzelprivatisierung in sehr kritischem städtebaulichen Erscheinungsbild Perspektive Siedlung und Quartier (Vorschläge) • Aufnahme Siedlungskultur in das IHK Zollverein von 2015 • Abgleich Welterbekonzept • Aufwertung der Koloniestraßenzüge im Rahmen der Kommuniaktion der Besonderheiten der Siedlungskultur um Zollverein LAND NRW (2017)- Lizenz dl-de/by-2-0 (www.govdata.de/dl-de/by-2-0)
1970 1980 1990 2000 2010 2020 Gründung Stahlkrise IBA Emscher Park Perspektiven weitgehend Abrisse bis Privatisierung 2000 Unter- Welterbekonzept auf Meerbruchstraße durch Veba schutzstellung und Reste Viktoriastraße Wohnstätten als Baudenkmal Kommunikation der Siedlungskul- ab 1993 »Soziale Stadt« Katernberg, 2015 IHK Zollverein tur um Zollverein 1974 Verbund 1982 Verbund- 1983/86 1993 2001 »Industriekomplex Einbindung in ww mit Zeche bergwerk mit Stilllegung Stilllegung Zeche Zollverein« Stadtteilkonzept/ Holland Zeche Nordstern Bergwerk Kokerei UNESCO-Welterbe IHK Zollverein Schalker Straße Kolonie Hegemannshof Kolonie Ottekampshof ZOLLVEREIN-SIEDLUNGEN 7 historische Siedlungsgrenze »Königreich Beisen« Pestalozzi- dorf Kolonie Zollverein III
ttekampshof 1870 1880 1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 Erster Weltkrieg Zweiter Weltkrieg Kohlekrise RAG Kolonie Ottekampshof Abbrüche, Neubau, Nachverdichtung 1873 - 1900 Bau der Kolonie Ottekampshof 1883/85 und 1899/1900 Bau »Pestalozzi- Bau Kolonie III Kolonie dorf« Abbrüche, Neubau, Zollverein III Nachverdichtung Essen-Katernberg Kolonie Ottekampshof Hintergrund: Zeche Zollverein, s. Kolonie Hegemannshof 1867 - 1900 (Entstehungsgeschichte Siedlung) • 1867 Landkauf von Bauer Ottekamp • Bau einer zweiten großen Zollverein-Kolonie mit 65 Häusern analog Hegemannshof an drei Nord-Süd ausgerichteten Stra- ßen südlich der Schachtanlage 4/5/11 • meist 1 1/2-geschossiges Backsteinwohnhäuser für vier Partei- en mit schmaleren, niedrigen Anbauten an beiden Giebel- seiten und rückwärtigen Stallanbauten, rund 600 m2 große Selbstversorgergärten • mehrgeschossige Beamtenwohnhäuser und Konsumanstalt im Norden 1950er - 2000er Jahre (Veränderungsgeschichte) • Abbrüche großer Kolonieteile und Ersatz durch Mietwoh- Hegemannshof nungsbau Übersicht und Eigenheime bis Mitte der 1960er Jahre • 2000 Denkmalschutz • Einzelprivatisierungen (90%, Veba) + Nachverdichtung ESSEN KATERNBERG Situation heute (2015) • guter denkmalpflegerischer Zustand v.a. im Drohkamp (östli- cher Teil der Siedlung) Kolonie Ottekampshof Perspektive Siedlung und Quartier (Vorschläge) LAND NRW (2017)- Lizenz dl-de/by-2-0 (www.govdata.de/dl-de/by-2-0) • Aufnahme Siedlungskultur in das IHK Zollverein von 2015 8 • Abgleich Welterbekonzept • Aufwertung der Koloniestraßenzüge im Rahmen der Kommunikation der Besonderheiten der Siedlungskultur um Zollverein a. 1 : 3762 Meerbeck-Hochstraß 28.10.2015 11:39 Kolonie Hegemannshof LAND NRW (2017)- Lizenz dl-de/by-2-0 (www.govdata.de/dl-de/by-2-0)
1970 1980 1990 2000 2010 2020 Gründung Stahlkrise IBA Emscher Park Perspektiven Privatisierung 2000 Unter- Welterbekonzept durch Veba schutzstellung Kommunikation Wohnstätten als Baudenkmal der Siedlungskul- ab 1993 »Soziale Stadt« Katernberg, 2015 IHK Zollverein tur um Zollverein Privatisierung 2001 Unter- Einbindung in www.tim-online.nrw.de durch Veba schutzstellung Stadtteilkonzept/ Wohnstätten als Baudenkmal IHK Zollverein Kolonie Zollverein III Hintergrund: Zeche Zollverein, s. Kolonie Hegemannshof 1883/85, 1899/1900 (Entstehungsgeschichte Siedlung) • Bau einer dritten Kolonie mit ca. 25 Arbeiterhäusern (analog Hegemanns- und Ottekampshof, einige mit Putz-/Klinkerfas- saden) an zwei Nord-Süd-Straßen, jeweils 4 ca. 62 m2 großen Wohnungen pro Haus KOLONIEN HEGEMANNSHOF, OTTEKAMPSHOF, ZOLLVEREIN III • zwei große »Beamtenhäuser« als nördlicher Abschluss und Verbindung zwischen beiden Straßen, neuer Haustyp mit direkt angebauten haushohen Stall-/Abortflügeln • im zeitlichen und räumlichen Zusammenhang mit der 1880 bis 1882 entstandenen Schachtanlage Zollverein 3 1950er - 1960er Jahre (Nachkriegswachstum) • Bau »Pestalozzidorf« für heimatlose Jugendliche in »Pesta- lozzi-Familien« südlich Kolonie III unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg (15 Doppelhäuser, 30 Familien, an einer Straße mit »Dorfanger« und Gemeinschaftshaus) 1990er - 2000er Jahre (Strukturwandel) • 2001 Denkmalschutz + Einzelprivatisierung mit Bewohnerin- fos zur denkmalgerechten Gestaltung (Stadt) Situation heute (2015) Kolonie Zollverein III • relativ guter denkmalpflegerischer Zustand www.tim-online.nrw.de LAND NRW (2017)- Lizenz dl-de/by-2-0 (www.govdata.de/dl-de/by-2-0) (inklusive Pestalozzidorf) • Privatisierungsstand: über 90% (ohne Pestalozzidorf) Perspektive Siedlung und 9 Geobasisdaten der Kommunen und des Landes NRWQuartier © Geobasis NRW (Vorschläge) Keine amtliche Standardausgabe • Aufnahme Siedlungskultur in das IHK Zollverein von 2015 • Abgleich Welterbekonzept 28.10.2015 11:40 • Aufwertung der Koloniestraßenzüge im Rahmen der Kommunikation der Besonderheiten der Siedlungskultur um Zollverein LAND NRW (2017)- Lizenz dl-de/by-2-0 (www.govdata.de/dl-de/by-2-0) Geobasisdaten der Kommunen und des Landes NRW © Geobasis NRW Keine amtliche Standardausgabe
KOLONIE HEGEMANNSHOF 11 Fotos aus der Meerbruckstraße (letzter Teil Kolonie Hegemannshof), oben Mitte Schalker Straße (August 2015) (Quelle: startklar)
ESSEN KATERNBERG 12
KOLONIE OTTEKAMPSHOF 13 Fotos aus der Kolonie Ottekampshof (August 2015) (Quelle: startklar)
ESSEN KATERNBERG 14
KOLONIE ZOLLVEREIN III 15 Fotos aus der Kolonie Zollverein III, untere Reihe Pestalozzidorf (August 2015) (Quelle: startklar)
Vertiefung I Historischer Zusammenhang Im Jahr 1847 gründete Franz Haniel fertiggestellte Doppelbockfördergerüst die bergrechtliche Gewerkschaft Zeche wurde zum Vorbild für viele später ge- Zollverein. Als Standort wurde eine grö- baute Zentralförderanlagen. Der Schacht ßere Fläche in der Nähe der damaligen nahm im Februar 1932 die Förderung Bürgermeisterei Altenessen zwischen den auf und wurde ab 1937 »Schacht Albert« Dörfern Katernberg (rund 400 Einwohner) genannt. und Stoppenberg gekauft. Die Köln-Min- dener Eisenbahn (ebenfalls 1847 eröffnet) Den Zweiten Weltkrieg überstand die verlief unmittelbar nördlich des Zechen- Zeche Zollverein mit relativ geringen geländes. Dadurch war eine gute Anbin- Beschädigungen. In den 1950er Jahren dung an das Transportmittel Eisenbahn wurde nach Übergang in die Rheinelbe gewährleistet. Bergbau AG als Nachfolgegesellschaft der alten GBAG eine umfangreiche Erneue- Die Abteufarbeiten für Schacht 1 der Ze- rung und Rationalisierung des Betriebes ESSEN KATERNBERG che Zollverein begannen im Februar 1847 aller Zollverein-Schachtanlagen vorge- auf Stoppenberger Gebiet an der Grenze nommen. 1967 wurde die Förderung auf R 2573 zu Katernberg, 1852 wurde Schacht 2 in den Schachtanlagen 4/5/11 und 6/9 ein- Betrieb genommen. 1880 wurde mit dem gestellt. Die alleinige Förderung verblieb Hegemannshof, 1907; Quelle: UDB Essen Abteufen einer zweiten Förderanlage in auf Schacht XII. Auch Zollverein wurde Katernberg begonnen. Deren Schacht 3 1968 in die Ruhrkohle AG überführt. 16 ging 1882 in Betrieb. Die Tagesanlagen wurden durch den Architekten Dreyer um- Ab 1982 wurde ein Förderverbund mit fangreich ausgebaut. Bereits 1890 wurde der benachbarten Zeche Nordstern be- 1 Million Tonnen verwertbare Steinkohle trieben. Ende Dezember 1986 wurden alle zu Tage gebracht. Bis vor dem Ersten verbliebenen Förderanlagen von Zollver- Weltkrieg wurde Zollverein weiter ausge- ein stillgelegt. Die Kokerei wurde noch bis baut, es folgten die Schächte 4 bis 10. 1993 betrieben. In den 1920er Jahren kam die Zeche zur Siedlungsgeschichtlicher Hintergrund Phönix AG für Bergbau und Hüttenbe- Die erste Arbeitersieldung der Zeche trieb, wurde modernisiert und 1926 über Zollverein war die Kolonie Hegemannshof, die Vereinigte Stahlwerke AG Teil der benannt nach dem Bauernhof, den Franz Gelsenkirchener Bergwerks AG (GBAG). Haniel 1856 zusammen mit den umlie- Diese begann 1928 mit dem Neubau einer genden knapp 200 Morgen Land gekauft Zentralförderschachtanlage mit einer hatte, um darauf Wohnungen für seine Kapazität von 12.000 Tonnen Kohle täg- Belegschaft zu bauen. Schon 1860 wurden lich. Der neue Schacht XII übernahm die erste Wohnungen an der Viktoriastraße gesamte Kohlenförderung der bisherigen bezugsfertig. Zwischen 1890 und 1895 vier Anlagen mit insgesamt elf Schächten. errichtete die Zeche nach Plänen von Die Architekten Fritz Schupp und Martin Ingenieur Dreyer und Architekt Stolze aus Kremmer gestalteten die Schachtanlage, dem zecheneigenen Baubüro eine Häuser- § Kolonie Zollverein III, 1907; H 5706017 m die als architektonische und technische zeile entlang der Meerbruchstraße: 50 Quelle: UDB Essen Meisterleistung richtungweisend für den 1 1/2-geschossige Häuser gleicher Bauart © 2013 – Alle Rechte vorbehalten R 2573101 m 1:5.0 sachlich-funktionalen Industriebau wurde. und Gestaltung reihten sich bis zum Ende Die Schachtanlage galt als die modernste der Sackgasse, nur unterbrochen von und »schönste Zeche der Welt«. Das 1930 einer Bahnlinie.
Ottekampshof, 1907; Quelle: UDB Essen Historisches Luftbild Ottekampshof; Quelle: UDB Essen Jedes der Häuser beherbergte vier Wohn- Baubeginn der Kolonie Zollverein III war einheiten mit separatem Eingang, Keller 1880 zeitgleich mit dem namensgebenden § und Zimmern im Erd- und sogenannten Schacht III der Zeche Zollverein. Von ihr Mezzaningeschoss. Die Wohnungen hat- aus konnten die Arbeiter und Beamten so- ten normalerweise 60 bis 70 m2 Wohnflä- wohl diesen Schacht als auch die Schächte © 2013 – Alle Rechte vorbehalten 1:10.000 R 2572378 m che. Die Straße charakterisierte ein allee- 1/2 gut erreichen. Sie lag an der Grenze artiger Baumbestand,. Hinter den Häusern zwischen den damaligen Bauerschaften waren kleine Wirtschaftsgebäude und die Katernberg und Schonnebeck an zwei neu typischen Gärten zur Eigenversorgung, angelegten Straßen, der Schlägel- und der einschließlich Stall zur Haltung von Ziegen Eisenstraße. In der Schlägelstraße wurden oder Schweinen. Hinzu kamen soziale Ein- zunächst acht Arbeiterhäuser errichtet, in richtungen wie eine Kinderbewahrschule, der querverlaufenden und leicht erhöhten ZOLLVEREIN-SIEDLUNGEN Schwesternhaus, Kirche und Gastwirt- Ückendorfer Straße vier Beamtenhäuser. schaft. Es folgten nach 1895 schrittweise Die Arbeiterwohnungen wurden erstmals Ergänzungen der Kolonie Hegemannshof nicht nach dem typischen Kreuzgrundriss und an der heutigen Schalker Straße gestaltet, es waren aber weiterhin je vier 3921 m (1883 bis 1903 bzw. 1920) für die Zeche Familien untergebracht. Alle Wohnungen H 5707322 m Wilhelmine Victoria (westliche Seite), spä- hatten jeweils zwei Räume im Erdgeschoss ter für die Zeche Zollverein (östliche Seite) und Obergeschoss sowie einen fünften im sowie einige Beamtenwohnhäuser im Dachgeschoss des Anbaus für Kleintierhal- Süden. Insgesamt umfasste die Siedlung tung und Abort auf der Hofseite. Dieser 17 um 1920 rund 350 Häuser. Anbau war direkt am Haus angeschlosse- nen was zu Geruchsbelästigungen führte. Der Name der Kolonie Ottekampshof wurde von dem Bauern abgeleitet, der Nach 1901 ging man zurück zum bewähr- 1867 52 Morgen Land an Franz Haniel ver- ten Kreuzgrundriss mit getrennt liegenden kaufte. Südlich der Schachtanlage 4/5/11 Wirtschaftsbauten. Die »Beamtenhäuser« begann 1873 der Bau der zweiten großen an der Ückendorfer Straße wurden wie Kolonie am nach einem Zechendirektor die Arbeiterhäuser in Backsteinbauweise benannten Josef-Oertgen-Weg. 1893 bis errichtet, hatten allerdings eine größere 1896 wurde der Nienhuser Busch, 1896 Grundfläche, mehr Komfort und eine auf- bis 1898 der Drokamp bebaut. Wie jede wändigere Fassadengestaltung. Daneben Kolonie war auch Ottekampshof einem entstanden um die Jahrhundertwende Schacht zugeordnet und in sich geschlos- nochmals 2-geschossige Häuser, diesmal sen. Jedes der 65 Häuser bestand aus vier mit aufwändigeren Dächern und kleinen Wohneinheiten mit eigenem Eingang, die Türmchen, ebenfalls für »Beamte« der Wohneinheiten waren 50 bis 60 m2 groß. Zeche Zollverein. Insgesamt wurden in der Im einheitlichen Straßenbild wurden 1 1/2 Kolonie rund 30 Häuser errichtet. oder 1-geschossige Backsteinhäuser teil- weise mit niedrigeren Anbauten errichtet. 1902/03 wurde für die Schachtanlage Hinter den Häusern befand sich der über 3/7/10 eine weitere Kolonie, das »König- 600 m² große Nutzgarten mit Wirtschafts- reich Beisen« gebaut, die 1958 bis 1964 000 gebäuden zur Viehhaltung. Nördlich der wegen des immensen Arbeitskräfteber- Arbeiterhäuser wurden einige mehrge- darfs auf Zollverein mit Neubauwohnun- schossige »Beamtenwohnhäuser« und gen im Gartenland und an den Siedlungs- eine Konsumanstalt gebaut. rändern erheblich verdichtet wurde.
Vertiefung II Städtebau und Gestaltung, Katernberg Standort und Lage im Siedlungsgefüge Die drei historischen Siedlungen liegen im Essener Norden und im weiteren Umfeld der Kulturlandschaft Zollverein. Die Kolonien Hegemannshof sowie Otte- kampshof befinden sich in unmittelbarer Hegemannshof Nachbarschaft. Sie sind heute eingebet- tet in jüngere Wohnbebauung sowie im Übergang zum offeneren Landschafts- raum und im weiteren Verlauf zum EmscherLandschaftsPark. Östlich grenzen die Trabrennbahn und das Stadtgebiet von Gelsenkirchen an. ESSEN KATERNBERG Die Kolonie Zollverein III liegt südlich der Köln-Mindener-Bahntrasse und der Ückendorfer Straße zwischen Wohnbe- bauung und einem kleinen Grünareal. In westlicher Richtung schließt das Gelände der Zeche Zollverein an. 18 Gebäude und Grundstücke Die übrig gebliebene Bebauung der früher deutlich größeren Kolonie Hege- mannshof ist an der Meerbruchstraße durch 1 ½-geschossige traufständige Schalker Straße Backsteingebäude mit Satteldächern und Kreuzgrundriss gekennzeichnet. Die Gebäude verfügen über seitliche, eingeschossige, schmale Anbauten mit abgewalmten Pultdach sowie über ein ausgebautes Mezzaningeschoss. Die Gie- belseiten sind teilweise verputzt worden. Im rückwärtigen Bereich liegen hinter einer Gasse die ehemaligen Stallgebäu- de sowie die privaten Gärten. Vor den Gebäuden befinden sich zudem schmale »Vorgärten«. Markant sind auch die Schornsteine auf jedem der Gebäude. Die Siedlung ist in einem städtebaulich und denkmalpflegerisch guten Zustand und ist durch die stringente Anordnung der Häuser an einer langen Straße als eigenständiger Bereich gut ablesbar. LAND NRW (2017)- Lizenz dl-de/by-2-0 (www.govdata.de/dl-de/by-2-0)
Kartenausdruck www.tim-online.nrw.de Eltingviertel Zollverein III Ottekampshof www.tim-online.nrw.de LAND NRW (2017)- Lizenz dl-de/by-2-0 (www.govdata.de/dl-de/by-2-0) LAND NRW (2017)- Lizenz dl-de/by-2-0 (www.govdata.de/dl-de/by-2-0) Die früher ebenfalls deutlich größere ca. 1 : 2406 befinden sich schmale Anbauten mit Fazit Geobasisdate Kolonie Ottekampshof ist im heutigen den Eingänge. Der gestalterische Zustand in den drei Bestand in zwei Straßen aufgeteilt. In Siedlungen ist - wenn auch unterschied- der Straße Nienhuser Busch wurden 1 Im rückwärtigen Bereich liegen die lich tiefgehend - relativ gut. Dies bezieht 8.1.2016 14:42 ZOLLVEREIN-SIEDLUNGEN ½-geschossige traufständige Backstein- privaten Gärten. An der Ückendorfer Geobasisdaten der Kommunen und des Landes NRW © Geobasis NRW häuser mit Satteldächern errichtet (je Straße stehen mehrere 2 ½-geschossige sich aber vornehmlich auf die »hard- Keine amtliche Standardausgabe vier Wohneinheiten). An beiden Giebel- Backsteinbauten mit Geschossgesims. ware« der Gebäude (d.h. Fassaden, seiten liegt ein zurückspringender etwas Fenster/Türe, Dach), wohingegen im niedrigerer Anbau. Die Gebäude 8.1.2016 14:39 haben Die Gebäude in der Kolonie III und im Bereich der »software« des Umfeld (d.h. ein Sockelgeschoss, ein umlaufendes östlichen Teil des heutigen Ottekamp- Vorgärten bzw. der zum öffentlichen Geschossgesims sowie ein Traufge- hofs befinden sich größtenteils in einem Straßenraum gelegenen Terrassen im sims. Auffällig ist die hohe Traufe der recht guten städtebaulich-gestalteri- Ottekampshof und z.T. auch der Kolo- Gebäude. Die Bebauung in der Straße schen Zustand. Überformungen sind z.B. nie III) deutliche, allerdings reversible, 19 Drokamp ist vergleichbar mit der vorge- bei Rolladenkästen oder den Fenstern Gestaltungsdefizite erkennbar sind. Hier nannten Bebauung im Nienhuser Busch, erkennbar. Auffällig ist die individuelle wird empfohlen, durch Intensivierung die Traufhöhe ist aber geringer und die Vorgartengestaltungen. kommunikativer Ansätze langfristig ge- Gebäude besitzen Zwerchgiebel. Im staltverträgliche Lösungen zu erreichen. rückwärtigen Bereich befinden sich die Öffentlicher Raum teilweise sehr großen privaten Gärten. Alle Siedlungen bestehen aus linearen funktional gestalteten Straßenräumen, Die Kolonie Zollverein III besteht aus teilweise mit alten Baumbeständen im zwei Straßenzügen. Die Gebäudetypen Straßenraum oder auf den Grundstü- in der Schlägelstraße (zum Teil auch in cken. der Eisenstraße) werden als »Vorfor- men« des Reihenhauses bezeichnet. Instrumente Die 1½ - geschossigen traufständigen Alle drei Siedlungen stehen seit dem Jahr Vierfamilienhäuser aus Backstein haben 2000 unter Denkmalschutz. zur Straßenseite zwei Eingangstüren sowie jeweils eine an den Giebelseiten. Der Privatisierungsprozess wurde Im rückwärtigen Bereich der Gebäude langjährig von einem (fremdsprachigen) befinden sich vier zweigeschossige Quartiersarchitekten begleitet. Nach giebelständige Anbauten mit flachem Auslauf der Förderung für den Quartiers- Satteldach. Weiterhin sind dort auch die architekten wurden noch Beratungsstun- privaten »Vorgärten« vorzufinden, wel- den von der praktischen Denkmalpflege che sich z.T. auch zwischen die Gebäude der Unteren Denkmalbehörde im Stadt- ziehen. In der Eisenstraße wurden 1 teilbüro angeboten. ½-geschossige, traufständige Back- steingebäude auf hohen Sockeln mit Satteldach errichtet. An der Giebelseite Geobasisdaten der Kommunen und des Landes NRW © Geobasis NRW Keine amtliche Standardausgabe
Vertiefung III Soziale Quartiersentwicklung und Wohnungsmarkt Zollverein hat historisch und aktuell star- der Langzeitarbeitslosigkeit und bei den ke Bezüge zu den drei Stadtteilen Katern- Beziehern von Transferleistungen. berg, Stoppenberg und Schonnebeck. Alles lebte hier lange von Kokerei und Die Politik der Stadt Essen und auch Zeche Zollverein. Die Großschachtanlage der Ortspolitik im Stadtbezirk IV (mit hatte in der gesamten Zeit nach dem den drei betreffenden Zweiten Weltkrieg eine Ausnahmenstel- lung. Hier wurden bis in die 1960er Jahre Stadtteilen) ist seit den 1990er Jahren darauf »sozial stabile noch massiv Arbeitsplätze aufgebaut und viele neue Bergarbeitersozialwohnungen ausgerichtet, auch über Wohnungspolitk sozialen Nachbarschaften im errichtet. In den 1960er Jahren kamen viele Arbeitsmigranten vor allem aus Segregationen gegenzu- steuern. So unterstützte siedlungskulturellen Erbe« der Türkei in die Stadtteile um Zollverein die Stadt die Einzel-Priva- und zogen in die alten Werkswohnungen tisierung in den historischen Werkssied- ESSEN KATERNBERG bzw. die neuen Bergarbeitersozialwoh- lungen und den Bau von Eigenheimen nungen. über größere Bauträger. Hierüber ist der Anteil an gebundenen Mietwohnungen Die Schließung der Großzeche Zollver- deutlich zurückgegangen. Viele ehemals ein Mitte der 1980er und der Kokerei mit dem Bergbau verbundene Mieter Mitte der 1990er Jahre bewirkte einen wurden aber über den Erwerb an die 20 massiven sozialen Niedergang, an dem Stadtteile gebunden. Auch viele der die Umnutzung von Zeche und Kokerei türkischstämmigen Mieter haben Woh- zu einem Kultur- und Designort und ihre nungen und Häuser in den historischen Aufwertung zum Weltkulturerbe erst Werkssiedlungen gekauft und damit auch einmal unmittelbar nichts Grundlegendes ein Signal gesetzt, dass sie z.B. Katern- ändertn konnte. berg bleiben wollen und die Siedlungen als ihre Heimat empfinden. Zur sozialen Abfederung wurden für die Stadtteile seit 1993 inzwischen drei Sozial problematisch sind heute nicht Förderprogramme der Sozialen Stadt die historischen Werkssiedlungen (bzw. aufgelegt, die zur Stabilisierung von ihre Reste), Nachbarschaften, zu Selbsthilfe und zu die sich immer »hohe Dauerarbeitslosigkeit, sozialen Stabilisierungen beitrugen. Die mehr in die Bevölkerungszahl ist bis 2014 relativ Eigenheim- viele Bezieher von Transfereinkommen stabil geblieben, aber die Arbeitslosigkeit strukturen im ist nach wie vor sehr hoch. Die Effekte östlichen in den ehemaligen Sozialwohnungen« vom kreativen und touristischen Zollver- Katernberg ein-Standort mit seinen hohen Jahresbe- einordnen, sondern die verbliebenen sucherzahlen sind noch nicht durchgän- ehemalige Sozialwohnungsstandorte. gig im Stadtteil zu spüren. VEBA Wohnstätten (später Viterra, Deut- sche Annington, Vonovia) als der große Der Anteil von Doppelstaatlern und Eigentümer der industrie- und berg- Nicht-Deutschen ist (auch im Vergleich bauverbundenen Mietwohnungen im zur Gesamtstadt) mit 20 bis 30% sehr Essener Norden hat sich nach und nach hoch. Ganz ähnlich ist die Situation bei zurückgezogen bzw. deutlich kleiner der Arbeitslosigkeit und insbesondere gesetzt: Einzel-Privatisierung der älteren
»Management im Quartier Nördliche Zollvereinstraße« Werkswohnungen in den historischen Mit einem 2015 neu aufgelegten Pro- Siedlungen, Bau von Eigenheimen als gramm der Sozialen Stadt (»IHK Zollver- Träger und deren anschließender Ver- ein«) soll neben den Weiterentwicklun- marktung, Blockverkäufe von Sozial- und gen der industriekulturellen Standorts Mietgeschosswohnungen an angelsäch- Zollverein auch ein Schwerpunkt im sische Fonds. Gerade in die Bestände Quartier »Nördliche Zollvereinstraße mit der Fonds wurde nur zurückhaltend eben diesen Belegbeständen gesetzt investiert, solange deren Wohnungen werden, der mit den dortigen Immo- vermietet werden konnten. Die Vermie- bilieneunternehmen eine soziale und tungsstrategie der Fonds führte zu einer wirtschaftliche Langfristperspektive Belegung mit neuen Migrantengenera- entwickelt und umsetzt. Dieses Quartier tionen und Deutschen mit niedrigem liegt unmittelbar westlich der Meer- ZOLLVEREIN-SIEDLUNGEN Einkommen, die keinen oder nur wenig bruchstraße. Bezug zu Katernberg haben und ihn auch nur schwer aufbauen können. Und mit der Abnahme von Mietwohnungen und insbesondere auch von Belegwohnungen (Bergbau, Wohnberechtigungsschein) wurde gleichzeitig der Druck auf die letzten mietpreis- und belegungsgebun- denen Wohnungen besonders hoch. 21 © hans blossey
Handlungsempfehlung I Siedlung, Quartier, Stadtentwicklung Zollverein Zollverein ist wie kein anderer Standort Heute sind v.a. drei unter Denkmalschutz im Ruhrgebiet weit über Essen und Nord- stehende Siedlungsreste noch in einem rhein-Westfalen hinaus eine Marke für die guten siedlungskulturellen Zustand: Stadt und für die Region. Nicht zuletzt mit • Meerbruchstraße (Reste Hegemanns- dem Welterbe Zollverein, dem Ruhrmuse- hof) um, den kulturellen Highlights im Rah- • Drohkamp, Nienhauser Busch (Reste men der ExtraSchicht und der alten und Ottekampshof) neuen Identität, die sich in Katernberg um • Eisen-/Schlägelstraße (Kolonie III). Förderturm, Kohlenwäsche und Kokerei entwickelt, prägt Zollverein auch das Modell Denkmalschutz in drei Zollver- Gesicht von ganz Essen. Bisher ist es zwar ein-Siedlungen: Einstiegsphase I 2000er gelungen die industriekulturellen Wurzeln Jahre: »harter Denkmalschutz«, Mus- auf hervorragende Weise zu erhalten, zu terrechnungen/-planungen vor Privati- präsentieren und in Nutzung zu brin- sierung, Stallsanierungen mit Beschäfti- «modellhafte ESSEN KATERNBERG gen. Die korrespondierende historische gungsgesellschaft, Förderung aus dem Siedlungskultur liegt dagegen im Wind- Stadterneuerungsprogramm 2002 bis Denkmalpflege« schatten des Weltkulturerbes Zollverein. 2006, Quartiersarchitekten und Beratung; Hier erst verwebt sich aber historisch wie Alltagsphase II: Bündelung/Gestaltungs- aktuell das (»kleine«) Stadtteilleben mit beratung bei städtischer Denkmalpflege dem (»großen«) Namen Zollverein. (alles über Instrument Denkmalschutz) 22 Katernberg war bis in die Nachkriegszeit Herausforderungen Denkmalschutz ein einziges großes Arbeiterquartier. In 2020/2030: Umgang mit Nebenanlagen/ den 1950/60er Jahren wurden viele wei- Vorgärten/Stellplätzen, Stärkung und tere Zollvereinswohnungen gebaut. Alte Weiterentwicklung der Kommunikation kriegsgeschädigte Siedlungsteile wurden um Siedlungskultur nach innen in die groflächig abgerissen und durch zeittypi- Siedlungen und zwischen den Siedlungen schen Sozialen Mietwohnungsbau ersetzt. und ihren Bewohnern (im Rahmen des Dies sollte in den 1970er Jahren fortge- setzt werden, unterblieb aber wegen der IHK Zollverein) (dies gilt besonders für den Ottekampshof) »Kommunikation Bergbaukrise. Ab dieser Zeit wurden auf als dauerhafte schon freigeräumten Grundstücken Eigen- IHK Zollverein, industrielle Kulturland- heime statt Mietwohnungen gebaut. Zu schaft, Route der Industriekultur: Aufhe- Herausforderung« Beginn der 2000er Jahre gingen alle noch bung der »Verinselung« des verbliebenen verbliebenen historischen Siedlungsteile siedlungskulturellen Erbes, Stärkung der in die Einzelprivatisierung; parallel sorgte Kommunikation von Siedlungskultur in die Stadt für den Denkmalschutz. Verbindung mit der Industriekultur (Stadt, Stiftung Zollverein, Ruhrmuseum, RVR) Das »Königreich Beisen« (von 1902/03) und die Siedlung Heinrich-Lersch-Platz/ Theobaldstraße (von 1912, 1920er Jahre) sind gestalterisch überformt, wenn auch in der Theobaldstraße viele Gebäude im Rahmen von Fassadenprogrammen um- gestaltet werden konnten.
Handlungsempfehlung II Perspektivpotenziale für eine regionale Siedlungskultur ? Für Essen und die Region ist der Stand- Darauf aufbauend macht dann auch eine ort Zollverein ein überragend wichtiger stärkere Einbindung der Siedlungskultur Identitäts- und Wirtschaftsfaktor. Die in das Welterbekonzept am Zollver- Industriekultur und Zollverein hat einen ein-Standort Sinn. hohen Attraktivitäts- und Aufmerksam- keitsfaktor. Die bisherigen Erfahrungen in den drei verbliebenen Resten von Zollverein-Sied- Die Siedlungskultur in den verbliebenen lungen und die anstehende Kommunika- Resten der Zollvereinsiedlungen hat nach tion der Siedlungskultur nach innen wie der durchaus kritischen Zeit der 2000er nach außen können als gute Beispiele für Jahre einen hohen Qualitätsstand er- andere Standorte genutzt werden. reicht. Die Erfahrungen können beispiel- ZOLLVEREIN-SIEDLUNGEN haft sein für andere Siedlungsstandorte in der Region. Diesen Qualitätsstand zu erhalten und weiterzuentwickeln, ist die Herausforde- rung der nächsten 10 oder 20 Jahre: Kon- tinuität in Kommunikation und Beratung durch die Denkmalpflege. 23 Ottekampshof Hegemannshof Zollverein III
SIEDLUNGSKULTUR REGIONAL Stadt Hamm (Stadtplanungsamt) für die beteiligten Kommunen, Wohnungsgesellschaften und den RVR Heinz-Martin Muhle | Christine Chudasch | Barbara Conrad startklar.projekt.kommunikation Joachim Boll | Benedikt Brester Post • Welters, Architekten und Stadtplaner Joachim Sterl | David Rohde Dortmund | 31. Juli 2017 Quelle aller nicht gekennzeichneten Fotos: startklar/Post • Welters
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