Silser Hesse-Tage 2021 - "Narziß und Goldmund" 10 - 13. Juni s Pro - Sils im Engadin
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Foto: Martin Hesse 21. Silser Hesse-Tage 2021 mm «Narziß und Goldmund» P r ogra as en u r de d r s c h o b 10. — 13. Juni tw din g f s 2 02 1 ve b e na au C o r o m 2020 vo
«Vom Abbild zum Sinnbild» – Hermann Hesses Erzählung Narziß und Goldmund Wegen der Corona-Pandemie mussten die Silser Hesse-Tage 2020 abgesagt werden. Nach erneuter Zusage aller Referentinnen und Referenten haben sich die Organisatoren entschieden, das besonders in Coronazeiten wegen der Pestszenen aktuelle Thema «Narziß und Goldmund» noch einmal anzubieten. Thema der diesjährigen Silser Hesse-Tage ist erstmals ein einzelner Roman des Dichters. Den Anlass dazu gibt die Verfilmung von Hesses 1930 erschienener Erzählung Narziß und Goldmund, deren Dramatisierung, 90 Jahre nach der Veröffentlichung des Buches, 2020 in die Lichtspieltheater kam, aber wegen des kurz danach erfolgten Lockdowns nur von wenigen Zuschauern gesehen werden konnte. Narziß und Goldmund war zu Lebzeiten des Verfassers sein erfolgreichstes Buch. Erste Verfilmungs-Angebote erreichten den Autor schon bald nach dem Erscheinen der Erstausgabe. Sie wurden von ihm abschlägig beantwortet. Die Nationalsozialisten verboten Neuauflagen wegen der kritischen Darstellung eines Judenpogroms. Fünf Jahre nach der Kapitulation Deutschlands wiederholten sich die Anfragen nach einer Verfilmung, die Hesse im Mai 1950 erneut verweigerte. In seiner Begründung hat er auf grundsätzliche Weise Einwände gegen Verfilmungen seiner Werke dargelegt. Sie gipfelten in dem Bescheid: Eine Dichtung sei kein Drehbuch und vorwiegend auf die Wiedergabe der Handlung reduzierte filmische Umsetzungen poetischer Werke könnten bestenfalls erreichen, was bei der Übersetzung einer Dichtung ins Esperanto herauskomme. Deshalb koste es ihn keine Anstrengung «der Verlockung des Weltruhms oder des Geldes standzuhalten». «Denn», so schliesst seine profunde Antwort, «je bedrohter die Dichtung und die Sprache als Kunstmittel ist, desto mehr wird sie mir teuer und heilig.» Zu seinen Lebzeiten wollte er sich dabei auf keine Konzessionen einlassen. Wie nach seinem Tod damit verfahren werde, überliess er der Entscheidung seiner Erben. 2
Dem Wortlaut der romanhaften Erzählung selbst widmen sich die Referentinnen und Referenten unserer Tagung. Eröffnet wird sie von dem ebenso namhaften wie charismatischen Theologen, Psychoanalytiker und Schriftsteller Eugen Drewermann, der seinen Zugang zu Hermann Hesse durch Narziß und Goldmund gefunden hat. Das Abendprogramm am Donnerstag mit einer musikalisch-szenischen Lesung von Hermann Hesses Liebeserklärungen an seine Tessiner Wahlheimat bestreiten Graziella Rossi und Helmut Vogel mit den Musikerinnen Andrea Wiesli und Noëlle Grüebler. Die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte des Buches schildert Volker Michels, Herausgeber der ersten Gesamtausgabe des Dichters und langjähriger Betreuer seiner Werke, Briefe und bildnerischen Arbeiten. Sabine Gruber von der Universität Tübingen spricht über die aktuelle Bedeutung von Traumatisierungen und Schuldverstrickungen am Beispiel der Herkunft Goldmunds. Béatrice Poulain von der Universität Lyon widmet sich der Künstlerproblematik Goldmunds und Osman Durrani von der Universität Canterbury untersucht unter dem Titel «Männerfreundschaft gegen Frauenliebe» den Wettkampf der Emotionen in diesem Roman. Der Schriftsteller Peter Fahr thematisiert den Ansporn des Dichters zum Eigen- sinn. Als junge Forschende befasst sich die chinesische Studentin Ziyuan Chi mit dem Thema «Selbstverwirklichung in Narziß und Goldmund». Am Freitagabend wird der Film Narziß und Goldmund nach der Erzählung von Hermann Hesse gezeigt. Am Samstag findet eine Diskussionsrunde mit dem Publikum statt, moderiert von Karl-Josef Kuschel und im Beisein der Referentinnen und Referenten. Zum Abschluss der Tagung wird auch diesmal der Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Adolf Muschg eine Bilanz des Gebotenen ziehen. Verantwortlich für die Gestaltung des Programms und dessen Moderation sind Michael Limberg, Leiter der Internationalen Hermann Hesse-Kollo- quien, Calw, Rudolf Probst, Mitarbeiter des Schweizerischen Literaturarchivs und Hesse-Herausgeber Volker Michels. Sils Tourismus und die Mitorganisatoren freuen sich über Ihren Besuch. 3
21. Silser Hesse-Tage 10. – 13. Juni 2021 «Vom Abbild zum Sinnbild» – Hermann Hesses Erzählung Narziß und Goldmund Donnerstag, 10. Juni 16.45 Uhr Begrüssungsaperitif 17.30 Uhr Eugen Drewermann: Gedanken über Hermann Hesses Narziß und Goldmund. Eine Annäherung aus psychoanalytischer Sicht. 21.15 Uhr Abendveranstaltung: «Hier scheint die Sonne inniger ...». Ein Blick auf Hesses Beziehung zu seiner Wahlheimat. Musikalische Erzählung. Mit Graziella Rossi, Helmut Vogel, Noëlle Grüebler (Violine) und Andrea Wiesli (Klavier). Freitag, 11. Juni 10.00 Uhr Volker Michels: «Vom Abbild zum Sinnbild». Zu Hermann Hesses Erzählung Narziß und Goldmund. 11.30 Uhr Sabine Gruber: Vererbte Gefühle und Familiengeheimnisse in Narziß und Goldmund. 14.30 Uhr Junge Hermann Hesse-Forscherin, Ziyuan Chi: «Selbstverwirklichung in Narziß und Goldmund». Selbstverwirklichungsprozess und Charaktereigenschaften der Protagonisten nach den psychologischen Theorien von Abraham Maslow. 21.15 Uhr Film: Narziß und Goldmund. Film von Stefan Ruzowitzky nach der Erzählung von Hermann Hesse, mit Sabin Tambrea, Jannis Niewöhner, Emilia Schüle, Uwe Ochsenknecht, Matthias Habich u.a. Samstag, 12. Juni 10.00 Uhr Béatrice Poulain: Leuchtbild mit Todeskern: die Kunstheimat der Idylle in Hermann Hesses Narziß und Goldmund. 11.30 Uhr Osman Durrani: Männerfreundschaft gegen Frauenliebe: Zum Wettkampf der Emotionen in Narziß und Goldmund. 15.30 Uhr Peter Fahr: «Der Mensch ist ja keine feste und dauernde Gestaltung». Hermann Hesse und mein Eigensinn. 17.00 Uhr Diskussionsrunde mit dem Publikum unter der Leitung von Karl-Josef Kuschel, im Beisein der Referentinnen und Referenten. Sonntag, 13. Juni 10.00 Uhr Adolf Muschg: Synthese und Abschlussvortrag. 11.00 Uhr Abschiedsaperitif 4
Referentinnen und Referenten (in alphabetischer Reihenfolge) Ziyuan Chi (* 1996), B. A., Studentin der Literatur- und Kulturtheorie an der Universität Tübingen. 2018 absolvierte sie ihr Bachelorstudium der Germanistik und des Fachs Chinesisch als Fremdsprache an der Süd- west-Universität Chinas. Im Bachelorstudium forschte sie über das Thema «Selbstverwirklichung» in Hermann Hesses Werken und ihre Bachelorarbeit befasste sich mit «Selbstverwirklichung in Hermann Hesses Narziß und Goldmund». Im gegenwärtigen Studium beschäftigt sie sich ebenfalls intensiv mit den Werken Hesses. Eugen Drewermann (* 1940), ist nach dem Studium der Philosophie, Theo- logie und Psychologie 1966 zum Priester geweiht worden. Aufgrund seiner Initiativen zu Reformen in der kath. Kirche wurde ihm 1991 die Lehr- und Predigterlaubnis entzogen und 1992 wurde er vom Priesteramt suspendiert. Seitdem arbeitet Drewermann als freier Schriftsteller und hat seit 1977 mehr als 70 Bücher veröffentlicht. Diese handeln u.a. von Moraltheologie und Bibelexegese, tiefenpsychologischen Märcheninterpretationen, Krieg und Umweltkrisen. Osman Durrani (* 1945), geboren in London, Germanistikstudium in Oxford, Promovierung («Faust und die Bibel») 1976. 1972-1986 Lecturer, danach Senior Lecturer an der Universität Durham. Ab 1995 Professor an der Universität Kent in Canterbury; seit 2011 emeritiert. Mit Ingo Cornils Mitherausgeber des Sammelbands Hermann Hesse heute (2006), daneben zahlreiche Untersuchungen zu Hesse in deutscher und englischer Sprache. Forschungsschwerpunkte neben Hesse: Die Auswirkungen des Faust-Mythos in der Gegenwart (Faust. Icon of Modern Culture, 2004) und der Einfluss Klaus Manns auf seinen Vater Thomas. 5
Referentinnen und Referenten (in alphabetischer Reihenfolge) Peter Fahr (* 1958), in Bern geboren, Poet und Schriftsteller. Studium der Germanistik, Linguistik und Kunstgeschichte an der Universität Bern. Nach ersten Buchveröffentlichungen (Gedichte, Geschichten, Collagen) und viel beachteten Plakat-Aktionen mit Aphorismen schrieb er Hörspiele. Danach publizierte er Bücher mit zeitkritischen Essays und politischer Lyrik. Auf eine Sammlung von Liebesgedichten folgten Kinderbilderbücher, mehrere Gedichtbände, die Autobiografie Alles ist nicht alles, eine Erzählung und die Gesammelten Gedichte Selten nur. Peter Fahrs literarisches Schaffen wurde verschiedentlich ausgezeichnet. (Foto Tomas Houda) Sabine Gruber (* 1967), Studium der Deutschen Philologie, Geschichte und Publizistik in Mainz; 2000 Promotion zum Dr. phil.; wissenschaftliche Mitarbeiterin in mehreren ausseruniversitären Forschungsinstituten und an den Universitäten Mainz, Erfurt und Tübingen. Gegenwärtig Mitarbeiterin im Projekt «Religion – Wissen – Literatur», Lehrstuhl Braungart, Universität Tübingen. Publikationen u. a. über Literatur und Religion, Literatur und Musik, Literatur der Romantik und des 20. Jahrhunderts, Clemens Brentano, August Wilhelm Schlegel und Hermann Hesse. Autorin von Reiseführern und kulturhistorischen Reisetexten. Karl-Josef Kuschel (* 1948), Studium der Germanistik und Katholischen Theologie an den Universitäten von Bochum und Tübingen. Promotion zum Doktor der Theologie zum Thema «Jesus in der deutschsprachigen Gegen- wartsliteratur». Habilitation für «Ökumenische Theologie» an der Eberhard Karls Universität Tübingen. 1995-2013 Professur für «Theologie der Kultur und des interreligiösen Dialogs» an der Fakultät für Katholische Theologie der Universität Tübingen und Co-Direktor des Instituts für ökumenische und interreligiöse Forschung. 2015 Wahl zum Präsidenten der Internationalen Hermann Hesse Gesellschaft und Berufung in den Stiftungsrat zur Vergabe des Friedenspreises des deutschen Buchhandels. 6
Referentinnen und Referenten Volker Michels (* 1943), Studium der Medizin und Psychologie. Seit 1970 Lektor für deutsche Literatur und Herausgeber zahlreicher Autoren und Editionen im Suhrkamp- und Insel-Verlag, Frankfurt a.M./Berlin. Besonders widmete er sich der Publikation der nachgelassenen Schriften und Briefe Hesses sowie von Materialienbänden zu den Hauptwerken dieses Autors. Er ist Herausgeber der «Sämtlichen Werke» in 21 Bänden sowie mehreren Briefwechseln des Dichters. 1990 hat er im Auftrag des deutschen Literatur- archivs Marbach und Hesses Geburtsstadt Calw das bisher grösste Museum konzipiert und eingerichtet, das diesem Dichter gewidmet ist. Adolf Muschg (* 1934), geboren in Zollikon bei Zürich, studierte Germanistik und Anglistik in Zürich und Cambridge und lehrte an Universitäten in Tokyo, Göttingen, Ithaca N.Y. und Genf. Vom 1970-1999 war er Professor für Deutsche Sprache und Literatur an der ETH Zürich. Für sein umfangreiches schriftstellerisches Werk wurde er u.a. mit dem Hermann-Hesse-Preis, dem Georg Büchner-Preis und dem Grand Prix Literatur der Schweiz geehrt. 2003-2006 war er Präsident der Akademie der Künste in Berlin. Seine letzten Romane: Der weisse Freitag und Heimkehr nach Fukushima. Béatrice Poulain (* 1972), studierte als Schülerin der Ecole Normale Supérieure in Paris und in Heidelberg. Sie promovierte 2012 über Hermann Hesses Poetik der Heiterkeit (Université Paris Sorbonne) und veröffentlichte 2019 die Monographie Hermann Hesse, lecteur de Friedrich Nietzsche (L’Harmattan). 2018 koordinierte sie den 63. Band von Germanica (Heiterkeit als poetologischer Grundgestus des dichterischen und philosophischen Schreibens). Nach zahlreichen Lehraufträgen an den Universitäten Paris 8 und Sorbonne Nouvelle (Philosophie, Germanistik) unterrichtet sie derzeit in Saint-Etienne und Lyon 2. 7
Abendprogramm «Hier scheint die Sonne inniger...» Ein Blick auf Hesses Beziehung zu seiner Wahlheimat. Eine musikalische Erzählung Donnerstag, 10. Juni um 21.15 Uhr Hermann Hesse zog vor genau 102 Jahren, im Mai 1919, nach Montagnola ins Tessin, wo er bis zu seinem Tod lebte. In einem kurzweiligen Wechsel zwischen Musik, Originaltexten und kurzen Kommentaren wird ein Überblick in diese wohl wichtigste Schaffensphase des Nobelpreisträgers für Literatur gegeben. Regina Bucher, Direktorin der Fondazione Hermann Hesse Montagnola, hat dafür Auszüge aus Dr. Knölges Ende, Klingsors letzter Sommer und Stunden im Garten sowie eine Auswahl aus Tessiner Erzählungen und Gedichten zusammengestellt. Die Lesung wird von den Schauspielern Graziella Rossi und Helmut Vogel übernommen. Noëlle Grüebler (Violine) und Andrea Wiesli (Klavier) spielen Kompositionen von Fritz Kreisler (1875-1962), Manuel de Falla (1876-1946) und W. A. Mozart (1756-1791). Es entsteht ein unter- haltsamer Überblick über Hermann Hesses Beziehung zu seiner Wahlheimat, der sowohl für Hessekenner als auch für Zuhörer ohne Vorkenntnisse gleichermassen aufschlussreich ist. Foto: Vivian J. Rheinheimer 8
Informationen / Tickets COVID-19 Die Gesundheit und Sicherheit der Teilnehmer sowie der Referenten haben hohe Priorität für uns. Corona-bedingt wird die Teilnehmerzahl limitiert. Dadurch wird unsere Veranstaltung kleiner sein als in den Vorjahren. Im Vorverkauf können ausschliesslich Tagungspässe gekauft werden. Wir behalten uns vor, die Schutzmassnahmen situationsbedingt anzupassen. ORT Die Silser Hesse-Tage finden traditionsgemäss in dem einmaligen Ambiente des Hotels Waldhaus statt. TICKETS / PREIS Tagungspass (Do-So): Erwachsene CHF 220.00 Jugendliche/Studenten CHF 100.00 Einzel-Darbietungen können nur äusserst limitiert und ausschliesslich an der Tageskasse vor Ort gekauft werden (je nach Verfügbarkeit). RESERVATION & Anmeldung im Voraus erforderlich VORVERKAUF Sils Tourismus, T +41 81 838 50 90, tourismus@sils.ch INFORMATION Suchen Sie eine Übernachtungsmöglichkeit? Gerne beratet Sie die Sils Tourist Information, T +41 81 838 50 50, sils@engadin.ch Foto: Martin Hesse Copyright für alle Fotos von Hermann Hesse: © Martin Hesse-Erben. Mit grossem Dank an unsere Unterstützer: Hermann Hesse-Stiftung Stiftung Kultur im Waldhaus Sils 9
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