"Singet dem HERRN ein neues Lied!" (2. Chronik 5,1-2.6-8.10-14) - ekg-durmersheim.de

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Dirk Hasselbeck, Pfarrer Durmersheim

                                       Predigt 10.05.2020
                          Ev. Kirchengemeinde Durmersheim
                     „Singet dem HERRN ein neues Lied!“
                             (2. Chronik 5,1-2.6-8.10-14)
KANZELGRUß
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft
des Heiligen Geistes sei mit euch allen! (2.Kor.13,13)

PREDIGTTEXT
2. Chronik 5,1-2.6-8.10-14 (NLB)
1 Als alles, was er für das Haus des Herrn gemacht hatte, fertig war, ließ Salomo die
Gaben holen, die schon sein Vater David geweiht hatte: das Silber und Gold und alle
Geräte. Sie wurden in die Schatzkammern im Haus Gottes gebracht. 2 Dann rief
Salomo die Ältesten sowie die führenden Männer aller Stämme und Sippen Israels in
Jerusalem zusammen. Sie sollten die Bundeslade des Herrn aus Zion, der Stadt
Davids, holen. 6 König Salomo und die ganze Gemeinschaft der Israeliten, die sich
bei ihm versammelt hatte, opferten Schafe und Rinder vor der Lade - so viele, dass
niemand sie mehr zählen konnte. 7 Dann trugen die Priester die Bundeslade des
Herrn an ihren Ort ins innere Heiligtum des Tempels, das Allerheiligste, unter die
Flügel der Cherubim. 8 Die Cherubim breiteten ihre Flügel über der Lade aus und
bildeten so einen Baldachin über der Lade und ihren Tragestangen. 10 In der Lade
waren nur die beiden Tafeln, die Mose am Horeb hineingelegt hatte. Dort hatte der
Herr einen Bund mit dem israelitischen Volk geschlossen, als es Ägypten verließ. 11
Dann zogen die Priester wieder aus dem Heiligtum heraus. Alle anwesenden Priester
hatten sich gereinigt, unabhängig von ihrer Abteilung. 12 Alle Leviten, die als Sänger
Dienst taten - Asaf, Heman, Jedutun und ihre Söhne und Brüder - trugen feine
Leinengewänder. Sie standen östlich des Altars und spielten auf Zimbeln, Harfen und
Zithern, begleitet von 120 Priestern, die Trompete bliesen. 13 Die Trompeter und
Sänger lobten den Herrn und dankten ihm, und ihr Gesang klang wie aus einem
einzigen Mund. Begleitet von Trompeten, Zimbeln und anderen Instrumenten
erhoben sie ihre Stimmen und priesen den Herrn: »Seine Güte ist so groß! Seine
Gnade bleibt ewig bestehen.« In diesem Augenblick erfüllte eine Wolke das Haus des
Herrn. 14 Die Priester konnten deswegen ihren Dienst nicht fortsetzen, denn die
Herrlichkeit des Herrn war im Haus Gottes gegenwärtig.

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Dirk Hasselbeck, Pfarrer Durmersheim

PREDIGT
Es geht ein Lied um die Welt. Da stimmt eine Frau auf der Geige eine Melodie an der
Klang schwebt über die Erde - und genau diese Melodie wird an einem anderen Ort
der Welt von Menschen mit anderer Hautfarbe aufgenommen und etwas anders, auf
ihre Weise, fortgeführt – die Geige bleibt im Hintergrund zu hören – im nächsten
Moment setzen Trommler und Tänzer auf einem anderen Kontinent mit ein, lauter
und rhythmischer – aber die anderen bleiben zu hören – und dann stimmen wieder
woanders Menschen mit ihren Stimmen und Instrumenten ein. So geht das Lied um
die Welt. Und die eine Melodie trägt die vielen Stimmen und macht aus so
unterschiedlichen Stimmen ein einziges Lied. So müsste ein herrlicher Werbefilm im
Kino oder auf Youtube aussehen, in dem die Kirche für sich wirbt. Denn das ist
unsere Wirklichkeit. Seit Pfingsten, seit der Heilige Geist kam, breitet sich das Lob
Gottes auf der ganzen Welt, in allen Sprachen und Nationen, in allen Sing- und
Musikstilen und Ausdrucksformen aus. Die Melodie, die uns eint, ist das Bekenntnis
zu Jesus Christus, dem Auferstandenen, der in unserer Mitte gegenwärtig ist. Für
mich unvergessen, wie sich mehrere Chöre in Arusha in Tansania trafen, um
gemeinsam den Messias von Händel aufzuführen. Es klang lange nicht so kunstfertig,
wie in unseren Konzerthäusern und Kirchen, als das große Halleluja angestimmt
wurde. Aber was für eine Begeisterung, was für ein Glaube! Und was für Stimmen!
Und dann bei uns an Ostern (EG 116): Er ist erstanden, Halleluja! Ein Lied, dessen
Melodie und Text ursprünglich aus Tansania kommen. Das Halleluja, das Lob Gottes
aus allen Völkern, es findet zueinander in der einen Melodie: Jesus, unser Herr, lebt!
Musik, so sagt man ja, ist die Sprache, die auf der ganzen Welt verstanden wird. Was
für ein ganz anderes Bild als damals in Babel. Als die Menschen sich selbst loben und
sich selbst ein Zeichen ihrer Größe erschaffen wollten mit einer riesigen Stadt und
einem Turm, der bis in den Himmel reicht. Wie in einer Karikatur, voller Spott, heißt
es in dem biblischen Bericht, wie sich Gott geradezu herabbeugen, herabfahren
musste, um das Bauwerklein der Menschen zu betrachten, von dem sie dachten, es
sei so groß. Die Folge davon ist eine Verwirrung der Sprachen. Die Einigkeit geht
verloren.
Ich frage mich immer mehr, was uns Gott eigentlich mit der Covid-19-Pandemie
sagen will.1 Sind wir bereit, Gottes Stimme in dem zu hören, wie er die Welt regiert?
Und auch bereit, unser Verhalten umzustellen?

1
 Auf zwei Bücher, die aus christlicher Sicht speziell zur Covid-19-Pandemie geschrieben wurden und
persönlichen Trost und eine weltanschauliche Einordnung bieten, möchte ich empfehlend hinweisen:

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Dirk Hasselbeck, Pfarrer Durmersheim

Wir arbeiten unter Hochdruck an der Globalisierung. Wirtschaftliche Verflechtungen.
Kampf um die Vorherrschaft bestimmter kultureller Werte. Ein dichtes Netzt an
Flugzeugflugrouten über dem Himmel, das fast jeden Punkt mit jedem verbindet. Ein
Heer an Kreuzfahrtschiffen, die uns fremde Kultur und Globalisierung „to go“
anbieten. Zentrale Taktgeber für weltweite Entwicklungen wie Google oder Amazon.
Und ein immer dichter werdendes Netz an Satelliten das unseren Erdball umschließt,
damit jeder über das Internet jederzeit und überall mit jedem in Verbindung stehen
kann. Im Silicon Valley gibt es Pläne zur Weltverbesserung und Vereinheitlichung der
Welt, die mich schwindeln lassen.2 Nur eines darf man dort nicht: sich zu Jesus
bekennen!
Wir leben im Rausch unserer wissenschaftlichen und technischen Fortschritte. Wir
wollen über genetische Veränderungen, über biotechnologische Optimierungen
Krankheiten überwinden, den Menschen vollenden. Sehr anschaulich zeigt der
israelische Historiker Yuval Noah Harari das in seinem Buch „Homo Deus. Eine
Geschichte von morgen“ diese Entwicklungen auf.3
Und jetzt legt ein einfaches, kleines Virus alles lahm. Die ganze Globalisierung
erscheint mit geschlossenen Grenzen und erlahmender Wirtschaft gebremst.
Ich bin vorsichtig in der Deutung dieser Situation. Aber ich bin überzeugt, dass Gott
diese Welt regiert und dass diese Pandemie auch eine Art ist, wie er zu uns spricht. In
früheren Zeiten, wie bei der Pest, hat die Kirche neben allem Trost, den sie den
Menschen brachte4, versucht, das Unglück als ein Gericht Gottes zu verstehen. So wie
das Volk Israel seine nationalen Katastrophen im Alten Testament als Gerichtshandel
Gottes verstand. Dabei kommt alles darauf an, dass wir verstehen, was Gericht hier
meint. Es geht nicht um das rächende Handeln eines erzürnten oder beleidigten
Gottes, der jetzt willkürlich dreinschlägt. So kommt das ja oft bei uns an, wenn wir
Gericht Gottes hören. Nein, das Volk Israel konnte die Gerichte als ein gutes Handeln
Gottes begreifen, weil Gott Sein Volk dadurch zu sich zurückrief. Da sein liebendes
Werben unerhört blieb und die Menschen weiter von ihm wegliefen und sowohl die
soziale Ungerechtigkeit wie auch der Götzendienst zum Himmel schrien und die

     - John Lennox: Wo ist Gott in dieser Welt? Und was ist mit Covid-19? Daniel-Verlag 2020
     - John Piper: Corona und Christus, Evangelium21 2020
2
  Für mich ein Augenöffner war das Buch von Thomas Schulz: Was Google wirklich will, Penguin Verlag 2017.
Aufschlussreich ist in dem Zusammenhang das Buch von Werner Thiede: Digitaler Turmbau zu Babel. Der
Technikwahn und seine Folgen, oekom 2015. Thiede sieht wie Harari (s.u.) im Dataismus die Religion (den
Götzendienst) unserer Zeit. Dabei wird der Mensch auf seine Daten reduziert und soll Unsterblichkeit im Netz
erlangen.
3
  Vgl. Yuval Noah Harari: Homo Deus. Eine Geschichte von morgen, C.H.Beck Verlag 2018
4
  Klaus Bergdoldt: Der schwarze Tod in Europa. Die Große Pest und das Ende des Mittelalters, C.H.Beck Verlag
2017. Siehe vor allem die Kapitel: „Die Geißler“ und „Das Verhalten des Klerus“.

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Dirk Hasselbeck, Pfarrer Durmersheim

Menschen in ihren Seelen zu zerstören drohten, entschied sich Gott, sie durch äußere
Not dazu zu bringen, sich an ihr Heil zu erinnern. Jesus hat einmal gesagt (Markus
8,36): Was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt und nimmt
dabei Schaden an seiner Seele? Was kann der Mensch geben, um seine Seele dann
wieder zu retten? Wenn ich in den Nachrichten sehe, wie Menschen in diesen Tagen
mit glänzenden Augen in ein großes Kaufhaus zurückehren nach dem Lock-Down
und sagen: „Jetzt fühle ich mich wieder frei, weil ich endlich wieder alles kaufen
kann“ – dann haben wir nichts, überhaupt nichts gelernt! Wir sehnen uns nach der
Normalität des Konsums. Die ganze Welt gewinnen. Aber Gott will unsere Seele
retten! Wir sind doch unendlich viel mehr! Gott hat die Ewigkeit in unsere Herzen
gelegt. Unsere Würde als Mensch ist es, nach Gott und dem Sinn des Lebens zu
fragen, Sehnsucht in uns zu tragen.
In der Geschichte vom Turmbau zu Babel, die wir als Schriftlesung gehört haben (1.
Mose 11), sehe ich Gottes Sorge um Seine Menschen. Wenn Gott uns in unserem
Größenwahn in das Verderben rennen ließe, dann wäre er ein zynischer und
gleichgültiger Gott. Solange wir unsere Seele und unsere ewige Bestimmung bei Gott
außer Acht lassen, empfinden wir eine Pandemie wie eine Beleidigung. Sehen wir das
Leid, das sie verursacht und sind nicht bereit, auf Gott zu hören.
Denn: ist es keine gute Welt, der diese Not widerfährt. Wir sehen in der Pandemie
wie unter einem Vergrößerungsglas die Not, die wir hinnehmen. Jetzt leiden die
Textilarbeiter in Bangladesch Hunger, weil wir keine Kleider mehr kaufen. Aber
unter welchen Bedingungen arbeiteten sie vorher? Wie lebten sie vorher? Jetzt
erkennen wir in New York, dass es eben vor allem die Latinos und Afroamerikaner
sind, die unter Covid-19 leiden, weil sie vorher schon unterprivilegiert lebten. Und bei
uns kommt neu in den Blick, wie wir sozial Schwache abhängen. Die Propheten in
Israel haben ihre Finger immer auch in diese Wunden gelegt! Gott hat diese
Menschen mit Sicherheit nicht vergessen! Sollte er uns einfach weitermachen lassen?
Wir verwechseln unser irdisches, begrenztes Leben mit unserer Seele. Mit unserer
Bestimmung, ewig mit Gott zu leben.
In Gottes Augen ist unser sterbliches Leben hier auf der Welt kein absoluter Wert.
Weil es im wahrsten Sinn des Wortes UNENDLICH viel mehr gibt. In diesen Tagen
haben wir in der täglichen Bibellese und bei unseren Impulsen zum Tagesanfang den
ersten Petrusbrief gelesen. Die Christen waren damals schweren Verfolgungen
ausgesetzt. Und Petrus wird nicht müde zu sagen: das kurze Leid in diesem Leben
steht in keinem Verhältnis zur ewigen Herrlichkeit und Freude, zu der Christen bei

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Dirk Hasselbeck, Pfarrer Durmersheim

Gott berufen sind! Gott bietet uns nicht gute 70 Jahre hier auf der Erde an. Er bietet
uns seine ewige Freundschaft an. Jesus sagt einmal: Weh euch Reichen! Denn ihr
habt euren Trost schon gehabt. Weh euch, die ihr jetzt satt seid! Denn ihr werdet
hungern. (Lukas 6,24f.) Wer hier schon alles hatte, allen Besitz, alles Lachen, alle
Annehmlichkeiten, auf den wartet das nackte Grauen. Wer Gott kennt, dem wird
schon das Leben hier weit und groß und gewinnt seinen Glanz aus der Ewigkeit. Auch
wenn wir hier Leid erfahren. Wir lassen uns als Christen nicht auf das Jenseits
vertrösten. Christus ist hier und heute schon unser Trost und unsere Freude. Aber
wer jenseitsvergessen im Diesseits lebt, dem ist nicht mehr zu helfen! Dem entflieht
jeder Trost im Angesicht des Todes. Dem schwindet sein Reichtum, dem bleibt das
Lachen im Halse stecken, wenn die Ewigkeit in seine kleine Welt einbricht. Damit das
nicht passiert, tut Gott alles, um uns wachzurütteln. Könnte unsere Pandemie so ein
Weckruf sein?
Unsere Jenseitsvergessenheit zeigt sich in dem, wie wir derzeit über Lebensschutz
und Sterblichkeit reden. Gehört es nicht zum Leben, dass wir sterben? Ist ein halbes
Jahr mehr oder weniger tatsächlich ALLES, das wir vom Leben erwarten? Wir lassen
aktive Sterbehilfe zu und töten Kinder bei ungewollten Schwangerschaften im
Mutterleib – und dann kämpfen wir so verzweifelt dafür, dass jeder – ob er will oder
nicht – Patientenverfügungen hin oder her – mit Covid-19 gerettet werden kann.
Kommt da nicht eine viel tiefer liegende Angst in uns an die Oberfläche? Zeigt uns die
Pandemie, wie verwundbar unsere Sterblichkeit uns macht? Und könnte uns
aufwecken? Für die Ewigkeit, die Gott uns in Christus anbietet?
Jetzt fragen Sie sich vielleicht – was ist eigentlich mit dem Predigttext?
Ich lege ihn schon die ganze Zeit aus. Sie haben es gar nicht gemerkt?
Nun, dann will ich das kurz erklären.
Unser Text ist ein Gegenmodell zum Turmbau zu Babel. Dort wollten die Menschen
sich selbst einen Namen machen und bauten zu ihrer Ehre. Salomon baute den
Tempel zur Ehre Gottes. Unsere Schätze legen wir sicherlich nicht bei Gott an. Die
großen Prachtbauten unserer Zeiten sind Banktürme und ehrfurchtgebietende,
kunstvolle Industriekomplexe wie die Firmengelände von Apple oder besonders
beeindruckend von Huawei in China. Aber Salomon und die Israeliten brachten ihre
Schätze in den Tempel. Wir opfern Menschen für unseren Wohlstand. Die
Bürgerkriege in Zentralafrika, die wir mit unserem unersättlichen Hunger nach
Coltan, dem Rohstoff der digitalen Welt, mitverursachen. Zwangsprostitution und
Menschenhandel. Sklaverei im Dienste des Weltfußballs für die WM in Katar.

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Dirk Hasselbeck, Pfarrer Durmersheim

Salomon und die Ältesten opfern für Gott. Keine Menschen. Die rituellen, kostbaren
Tieropfer spiegeln den Menschen die Heiligkeit Gottes und die Bedeutung ihres
eigenen Lebens. In der Bundeslade sind die zehn Gebote. Jedes einzelne davon
brennt wie Salz in den Wunden unserer Welt! Und dann geschieht das Wunder: im
Lobpreis der Israeliten werden all die verschiedenen Sänger- und Musikerordnungen
ganz eins. Wie aus einem Munde erklingt ihr Lobgesang! Und Gottes Gegenwart
erfüllt den Tempel. Das Größte, Höchste, Wunderbarste passiert. Ewiger Glanz in
unserer vergänglichen Welt. Ein wenig davon erleben wir auch manchmal im
Lobpreis, wenn die Atmosphäre ganz dicht wird und Gott in unserer Mitte anwesend
ist.
Erinnern Sie sich an das Anfangsbild? Den Klang der Geige, der durch die Welt
schwebt und sich fortpflanzt, bis aus vielen Stimmen ein Lobgesang entsteht?
Der Tempel des Salomon ist ein Urbild für die Kirche aus lebendigen Steinen. Für die
Menschen, die sich zu Jesus Christus als dem Auferstandenen und Herrn ihres
Lebens bekennen. Wir bauen ihn auf durch den Einsatz unserer Schätze, indem wir
mit denen teilen, die unsere Hilfe nötig haben. Unser Opfer besteht in der Hingabe
unseres Lebens an Gott und indem wir Seinen Willen anerkennen, der sich in Seinen
Geboten ausdrückt. Und in der Anbetung Gottes geschieht das Gegenteil von der
Zertrennung, die menschlicher Größenwahn hervorbringt – wir wachsen über alle
menschlichen Grenzen wie Geschlecht, Nation, Alter, Bildung, sozialem Stand oder
Musikvorlieben zu einem großen Chor zusammen, der die eine Melodie singt: Jesus,
unser Herr, lebt! Unser Predigttext zeigt uns ein Bild der Heilung in der Corona-
Pandemie. So sieht ein Leben, so sieht eine globale Gemeinschaft aus, die in der
Gegenwart des Ewigen lebt und in der wir nicht die Welt gewinnen, aber ewiges
Leben und unsere Seele unbeschadet davonbringen. Wo wir unsere Kraft, unseren
Namen, unsere Nationen, unsere Erkenntnis, unsere Kultur, unsere Globalisierung
aus dem Tempel der Anbetung fortschaffen und Gott Ehre geben, da blüht das Leben
auf. Ich sehe in der Kirche das Gegenmodell zur wirtschaftlichen und digitalen
Globalisierung, die den Menschen anbetet.
Und wenn wir das hören, dann müssen uns Christen die Ohren klingeln! Gott hat uns
als Kirche in dieser Pandemie ganz besonders etwas zu sagen!
Denn solange die Konfessionen sich an der Grabeskirche in Jerusalem bekämpfen.
Solange wir einander in unseren verschiedenen Richtungen den Glauben absprechen.
Solange wir uns irgendeine Form von Stolz und geistlicher Überheblichkeit leisten in
unseren Gemeinden und Kirchen. Solange hat die Platte einen Kratzer und die Glocke

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Dirk Hasselbeck, Pfarrer Durmersheim

einen Sprung, ist eine Saite gerissen und verpasst der ganze Sopran seinen Ton. Nicht
unsere Unterschiede, nicht unsere Vielfalt sind das Problem. Sie sind unser
Reichtum. Sondern unser Problem ist, dass wir uns weigern, unsere Melodie im Lob
des anderen zu erkennen: Jesus, unser Herr, lebt!
Übrigens gibt es in Zeiten des Lock-Downs internationalen Lobpreis in den
sogenannten Virtual Choirs. Da singt jeder seine Stimme eines Lobpreisliedes bei sich
zuahause– in ganz verschiedenen Ländern. Und zusammengesetzt klingt das
wundervoll! Auf unserer Homepage unter der Predigt finden Sie dazu Beispiele.
Wir können nur in unserer Vielfalt ein Gegenmodell zu einer menschenverehrenden
Globalisierung sein, wenn wir im Lobpreis an den Punkt kommen, den unser
Predigttext so beschreibt: Die Trompeter und Sänger lobten den Herrn und dankten
ihm, und ihr Gesang klang wie aus einem einzigen Mund.
Das erhoffe ich vom Heiligen Geist. Wir gehen auf Pfingsten zu. Gottes Geist schafft
das Neue, das wir nicht machen können.
Amen.

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