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WISSEN Ausgabe 1 / 2020 Das Magazin für ein besseres Leben SPIEGEL Wissen WISSENSCHAF T K ARRIERE MANIPUL ATION Die Macht des Von Teamplayern Die dunkle ersten Eindrucks und Narzissten Seite der Empathie PLUS C O A C H IN G S o v e rb e s s e rn S ie Ih re B e o b a c h tu ngs- gabe Menschenkenntnis Im Job, im Alltag, in der Beziehung – wie Sie das richtige Gefühl für andere entwickeln Deutschland € 8,50 Österreich € 9,50 Schweiz sfr 15,- Benelux € 10,50 Dänemark dkr 91,50 Finnland € 13,80 Frankreich € 11,20 Griechenland € 12,20 Italien € 11,20 Polen Zl 59,- Portugal € 11,20 Spanien € 11,20 Ungarn Ft 4410,- Printed in Germany
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HAUSMIT TEILUNG SPIEGEL WISSEN 1 / 2020 Hinter der Maske Was zeigen wir von uns, was sehen die anderen in uns? Wer Menschen einschätzen will, sollte sich nicht auf den ersten Eindruck verlassen. Dass gute Menschenkenner auch gute Teamplayer sind und bessere Kar- rierechancen haben, hat Anne Otto re- cherchiert (Seite 94). Sie hat auch mit der Expertin Gitte Jacob einen Selbst- test zur Menschenkenntnis entwickelt sowie ein Coaching, mit dem man sei- ne Urteilskraft verbessert (Seite 62). SPIEGEL-Redakteur Markus Deggerich hat eine Schulleiterin in Berlin beglei- tet und ist der Frage nachgegangen, was man bei dem Job über sich und andere lernt und wie man ein so kom- plexes System von unterschiedlichen Menschen und Rollen managt. Sein Verstehen Sie, wie Ihre Kollegin tickt? Was Ihr Partner Fazit: »Wer das macht, muss sich wirklich berufen fühlen. Ihnen eigentlich sagen will? Oder haben Sie auch schon Und hat Schmerzensgeld verdient.« (Seite 88) mal danebengelegen? Menschenkenntnis ist die Basis für ein gutes Miteinander. Schon in den ersten 13 Milli- »Gemeinsam sind wir stark« ist in diesem Jahr das The- sekunden einer Begegnung machen wir uns ein Bild des ma des Social Design Award. Bei dem Leserwettbewerb anderen (Seite 26). Doch nicht immer stimmt dieses Bild. werden Ideen gesucht, die den Zusammenhalt in unserer Und leider, das zeigt die Wissenschaft, fällt es uns schwer, Gesellschaft stärken (Seite 111). Denn das macht sie unsere erste Einschätzung zu korrigieren. Dabei ist es menschlicher und lebenswerter. für den Menschen als soziales Wesen wichtig, passgenaue Vorhersagen zu treffen über Strategien oder auch Bedürf- nisse seines Gegenübers. Schon lange beschäftigen Wissenschaftler sich mit der Frage, wie wir uns ein Urteil bilden über unsere Mitmen- schen und welche Fehler wir dabei machen. Die These, man könne von körperlichen Merkmalen auf die Persön- lichkeit schließen, ist längst widerlegt. Heute untersuchen Forscher, wie wir Gesicht, Mimik und Verhalten deuten und Empathie lernen (Seite 18). Ob Menschenkenntnis uns bei der Partnerwahl hilft, versuchte SPIEGEL-Redakteurin Sandra Schulz heraus- zufinden, die diese Ausgabe von SPIEGEL WISSEN mit konzipierte. Sie traf ein Liebespaar, das sich im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie zum Speeddating kennen- gelernt hatte und seit mehr als vier Jahren glücklich liiert ist (Seite 54). Sie sagt: »Die Wissenschaft weiß viel darüber, was Menschen zusammenbringt und zusammenhält, und trotzdem bleibt die Liebe ein Rätsel – zum Glück.« SPIEGEL WISSEN Nr. 1 / 2020 3
I NH ALT K a p i tel 2 ME NSC H KO L L EG E ! SPIEGEL WISSEN Nr. 1 / 2020 Unsichtbare Steigeisen Beobachten, reden, 78 verstehen – das verbessert das Arbeitsklima. Hausmitteilung 3 Protokolle 6 Meldungen 12 Nur wer gut führt, hat motivierte Mitarbeiter. Was wäre die Welt ohne … Porträts? 107 Bestseller 127 Vorschau 128 Impressum 129 Ältesten-Rat 130 Die Narzissmus-Falle Bewerber, die von sich 86 überzeugt sind, wirken oft überzeugend. Aber K a p i tel 1 I CH U N D D I E A N D E R E N leider sind sie auch oft eine Fehlbesetzung. Die Menschenfreundin Eine Berliner 88 Blick in die Seele Wie wir uns ein Urteil 18 Schulleiterin erzählt, warum sie einen Job über unsere Mitmenschen bilden, beschäftigt liebt, den kaum noch jemand machen will. die psychologische Forschung. Alles ist durchleuchtet Persönlichkeitstests 94 Freund oder Feind? In nur 13 Millisekunden 26 können vieles offenbaren. Doch so machen wir uns ein Bild von anderen. Aber mancher Test ist nicht nur Unfug, sondern wie präzise ist der erste Eindruck wirklich? auch unlauter. Freude, Mitleid, Ekel, Scham – oder Angst 30 »Je konkreter, desto besser« Sie sind nervös 100 Wie kann ich einem Fremden in Not helfen? vor Ihrem nächsten Bewerbungsgespräch? Eine Telefonseelsorgerin berichtet aus ihrem Eine Personalleiterin gibt Tipps. Alltag. Kurzprotokolle Vom Hundetrainer 102 »Wer schmeichelt, wirkt vertrauenswürdig« 34 bis zum Polizisten – in diesen Berufen Hochstapler haben einfallsreiche ist Menschenkenntnis gefragt. Strategien, um ihre Opfer einzuwickeln. Ein Psychogramm. »Wie ein Fingerabdruck« Der Sprech- 108 wirkungsforscher Walter Sendlmeier Rhythmisches Windelwechseln Schon Klein- 38 untersucht, was die Stimme des anderen kinder zeigen prosoziales Verhalten. Und uns sagt. falls doch nicht: Empathie lässt sich fördern! »Schuld ist ein soziales Schmiermittel« Der 44 E x t ra SO C IAL D E SIG N Philosoph Alexander Fischer erklärt, warum wir alle manipulieren.Und zwar ständig. Gemeinsam sind wir stark 111 Tanz der Moleküle Hochsensibilität kann eine 48 Belastung sein. Aber sie ist auch eine Gabe. Ehrensache Warum es allen hilft, wenn man 113 sich gegenseitig unterstützt Lea, Alex und die Wissenschaft Haben 54 wir eigentlich Menschenkenntnis »Wir leben in Parallelwelten« In einem Nobel- 114 bei der Partnerwahl? Eine ungewöhnliche viertel werden Nachbarn zu Flüchtlingspaten. Liebesgeschichte. Verschwiegen und zuverlässig Wie führt man 118 eine Ehrenamtsorganisation? Dossi er DI C H KEN N E IC H D O C H Der unbekannte Held Trainer oder Leihoma: 120 Millionen Deutsche engagieren sich freiwillig. Das Innenleben der anderen Testen Sie, 62 wie gut Ihre Menschenkenntnis ist. Leserwettbewerb Machen Sie mit beim Social 124 Design Award »Gemeinsam sind wir stark!«. Ein bisschen mitschwingen Mit diesen Übungen 68 lernen Sie, andere besser zu verstehen. »Nimm das Gegenteil an!« Wir machen Fehler, 72 ONLINE-COACHING wenn wir unser Gegenüber einschätzen, sagt Als digitales Extra bietet SPIEGEL WISSEN ein Coaching an, mit dem Sozialpsychologe Klaus Fiedler. Sie Ihre Menschenkenntnis weiter verbessern können. Vom 13. März an erhalten Sie acht Wochen lang jeweils freitags eine Übung. Anmeldung unter: spiegel.de/menschenkenntniscoaching 4
54 Wenn aus Wissenschaft Liebe wird: 88 Lea und Alex lernten sich im Versuchs- raum kennen. 108 Der Ausdruck einer Als Schulleiterin braucht man Stimme verrät viel über Fingerspitzen- die Persönlichkeit. gefühl – und Hören wir also genau hin! gute Nerven. 26 38 Der erste Eindruck Kinder helfen gern – entscheidet: aber sie brauchen gute Wir mögen Menschen, Vorbilder. die uns ähnlich sind. SPIEGEL WISSEN Nr. 1 / 2020 5
»Was über den Tresen gesprochen wird, bleibt dort« che genau das, worauf ich Lust habe. Die Arbeit macht Spaß, und ich finanziere damit meinen Lebensunterhalt. Die Stuttgarter sind sparsam mit Lob, darauf bin ich eingestellt. Auf Schwäbisch sagt man: »Net gschimpft isch globt gnug.« Wenn ich jemandem einen überragen- den Drink hinstelle, höre ich vielleicht ein »ist okay«. Von Gästen aus anderen Städten kommt eher so etwas wie: »Super Drink, wir kommen gern wieder.« Am be- I geisterungsfähigsten sind Amerikaner. Die bitten gleich um ein Selfie, wollen Adressen austauschen und schie- n meinem Job braucht man Fingerspitzengefühl. ben eine Einladung in die Staaten nach. Bei neuen Gästen bin ich erst einmal zurückhal- Mit dem Alkoholkonsum verändert sich die Persön- tend. Manche wollen einfach nur in Ruhe einen lichkeit. Kommt einer komplett nüchtern und hat dann Drink nehmen, andere wollen unterhalten wer- auf einmal drei Whiskey Sour intus, tickt er anders. den. Spreche ich eine Empfehlung aus, und die Der eine wird ein bisschen lauter, der andere lustig, Leute stieren stur in die Karte, dann war’s das an manche werden ganz still, andere leider aggressiv. Es Kommunikation für den Abend. Manchmal ist man gibt Leute, die betrunken ihr wahres Ich zeigen, näm- auch seelischer Mülleimer, obwohl ich den Ausdruck lich, dass sie ziemlich arrogant sein können. Frauen nicht mag. Gäste schütten mir ihr Herz aus: Bezie- wissen eher, wann Schluss ist. Männer schießen öfter hungsstress, Liebeskummer, Krankheiten, Todesfälle. übers Ziel hinaus. Alles dabei. Manchmal verschlägt es mir die Sprache. Hat jemand ein Glas zu viel gehabt, spreche ich ihn Für überaus sensible Menschen ist der Beruf nichts, persönlich an, ohne dass es sonst jemand mitkriegt. man braucht ein dickes Fell. Sicher ist: Was über den Ich komme hinter der Theke vor, fasse ihn leicht an der Tresen gesprochen wird, bleibt dort. Ein guter Bar- Schulter und sage: »He, pass auf. Ich denke, das war keeper ist diskret. genug für heute. Trink mal noch ein Wasser, und viel- Ich mache meinen Job seit mehr als 20 Jahren. leicht rufen wir dir ein Taxi.« In 90 Prozent aller Fälle Eigentlich wollte ich Koch werden. Meine Eltern rieten ist das der beste Weg, um jemanden nach Hause zu mir, lieber ins Hotelfach zu gehen. Sie meinten, ich sei schicken. Viele sind im Nachhinein dankbar. Ich bekom- mehr der offene Typ, der auf Menschen zugeht. Nach me oft zu hören: »Du hast neulich meinen Tag geret- Lehre und Bundeswehr fing ich in einem Hotel in tet.« Wenn die Bar voll ist, die Leute zufrieden sind Mainz an. Gleich am ersten Tag landete ich hinter der und wiederkommen, ist das für mich das schönste Bar, weil der Barkeeper krank war. Da hieß es: »Hier Kompliment. Aufgezeichnet von Christine Frischke sind die Spirituosen, hier die Rezepte, viel Spaß!« Ich hatte überhaupt keine Erfahrung. Die ersten Drinks müssen sehr interessant geschmeckt haben. Das Schöne an meinem Beruf ist – ich habe nicht nur mit Menschen zu tun, sondern erschaffe auch etwas. Ein Koch hat sein Knud Scheibelt, 39, ist Barkeeper aus Leidenschaft. Gericht, das er kocht, der Barkeeper den Cocktail, den Seit 2011 steht er hinter der Theke der »Schwarz er mixt. Das ist eine wunderbare Leidenschaft. Weiß Bar« in Stuttgart. Er kennt die Vorlieben und Seit 2011 habe ich meine eigene Bar. Die Selbststän- Nöte seiner Gäste – und findet die richtigen Worte, digkeit ist das Beste, was mir jemals passiert ist. Ich ma- wenn mal einer über den Durst getrunken hat. SPIEGEL WISSEN Nr. 1 / 2020 7
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