Spring School-Bericht Polen 2012 - Albert-Ludwigs ...

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Spring School-Bericht Polen 2012 - Albert-Ludwigs ...
Gender and
Diversity
Spring School-Bericht
Polen 2012

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Spring School-Bericht Polen 2012 - Albert-Ludwigs ...
Melanie Ebenfeld, Nina Ewers
    zum Rode, Marion Mangelsdorf
    (Hrsg.)

    Gender and Diversity –
    Spring School Bericht
    Polen 2012

    © 2012 Abteilung Gender Stu-
    dies des Zentrums für Anthro-
    pologie und Gender Studies
    (ZAG), Albert-Ludwigs-Universi-
    tät Freiburg i. Br.

    Weitere Informationen unter
    http://www.zag.uni-freiburg.de
    Die Broschüre ist auch in eng-
    lisch erhältlich.

    Konzeption und Layout:
    Marion Mangelsdorf
    Umschlagsfoto: Warschau

2
Spring School-Bericht Polen 2012 - Albert-Ludwigs ...
Inhalt

         I.     GENDER AND DIVERSITY   05
                Marion Mangelsdorf

         II.    SPRING SCHOOL          06
                GenCom2: KONTEXT UND
                LEHRKONZEPT
                Marion Mangelsdorf

         III.   GENDER TRAINING        12
                Melanie Ebenfeld

         IV.    REFLEXION EINER        16
                LEHREINHEIT
                Nina Ewers zum Rode

         V.     FEEDBACK DER
                PARTIZIPIERENDEN       19

         VI.    AUSBLICK
                Marion Mangelsdorf     23

                                            3
Spring School-Bericht Polen 2012 - Albert-Ludwigs ...
Spring School-Bericht Polen 2012 - Albert-Ludwigs ...
Die Idee war, zwei Lehrveranstal-
                                                     tungen miteinander zu verbin-
                                                     den, die für Masterstudierende
I.        Gender and Diversity                       der Gender Studies im Verlauf
                                                     ihres Studiums auf dem Lehrplan
          Marion Mangelsdorf                         stehen: Eine Lehrveranstaltung,
                                                     die als ,Gender Training‘ und
                                                     eine weitere, die als ,Lehrpraxis‘
                                                     oder ,Studienprojekt‘ angerech-
                                                     net werden kann.
                 Im Wintersemester 2011/12
                 startete der Masterstudiengang
                 Gender Studies an der Universi-     Verknüpfung der Spring School
                 tät Freiburg. Damit wurden Mög-     mit einem Gender Training
                 lichkeiten eröffnet, neue Lehr-
                 formate und Kooperationen           Das bedeutete, dass die Studie-
                 auszugestalten.                     renden der Gender Studies die
                    Diese Broschüre berichtet        Spring School sowohl als Ler-
                 von den Erfahrungen eines           nende wie auch als Lehrende
                 solchen Lehr- und Austausch-        besuchten. Auf ihre Aufgabe als
                 prozesses. Anlass war die           Dozierende wurden sie im Rah-
                 Spring School GenCom2: De-          men eines Gender-Didaktik-Trai-
                 veloping gender competence in       nings vorbereitet. Hier wurden
                 higher education programmes         sie didaktisch und methodisch
                 on natural resources manage-        geschult. Dafür standen ihnen
                 ment. Studierende und Lehren-       die Gender-Trainerin und Dipl.-
                                                                                     Foto: Studierende
                 de von vier Partneruniversitäten    Pädagogin Melanie Ebenfeld und Lehrende der
                 kamen auf der GenCom2 zu-           sowie Mangelsdorf in der Vor- Spring School
                 sammen:                             und Nachbereitung zur Seite.
                 • Albert-Ludwigs-Universität
                    (ALU) Freiburg
                 • Universität für Bodenkultur
                    (BOKU) Wien
                 • Swedish University of Agricul-
                    tural Sciences (SLU) Umeå
                 • Warsaw University of Life
                    Sciences (SGGW) Warschau
                  Im zweiten Jahr dieser durch
                  den DAAD für drei Jahre ange-
                  legten Spring School fanden die
                  Lehreinheiten im Forstwissen-
                  schaftlichen Bildungszentrum in
                  Rogów statt.                       In dieser Broschüre kommen die
Beteiligung des      Das Zentrum für Anthropolo-
ZAG an der                                           Beteiligten zu Wort, um exempla-
DAAD-finanzierten gie und Gender Studies (ZAG)       risch aufzuzeigen, in welcher
Spring School     der Universität Freiburg nahm      Weise Kompetenz in ,Gender and
                  2012 erstmals an dieser von        Diversity‘ erlangt sowie für die
                  dem Forstwissenschaftler Prof.     Veränderbarkeit sozialer Praxis
                  Dr. Siegfried Lewark organisier-   sensibilisiert werden kann.
                  ten Spring School teil. Die           Die Spring School machte prak-
                  Fachreferentin und Lehrbeauf-      tisch erfahrbar, dass es nicht nur
                  tragten des ZAG, Dr. Marion        um ein theoretischen Wissen zu
                  Mangelsdorf, beteiligte sich       ,Gender and Diversity‘ geht, son-
                  daran und erarbeitete das vor-     dern auch darum, Gemeinschaft
                  liegende Konzept.                  zu fördern und gleichzeitig indivi-
                                                     duelle Bedürfnisse zu diskutieren.

                                                                                                5
II. Spring School GenCom2:
    Kontext und
    Lehrkonzeption

                     Teilnehmende der                   Die Gender-TrainerInnen
                     Spring School                      der Spring School

                     An der Spring School nahmen        Die Gender-TrainerInnen der
                     sechzehn Personen verschiede-      Spring School waren:
                     ner Fachrichtungen im Brücken-
                     schlag zwischen Sozial- und        Nina Ewers zu Rode
                     Naturwissenschaften teil. Betei-   Bachelor of Arts der Universität
                     ligt waren Studierende des Mas-    Freiburg: FrankoMedia/Sprach-
                     ters of Environmental Go-          wissenschaft des Deutschen.
                     vernance (MEG), des Masters of     Bachelorarbeit zur Dekonstruk-
                     Forest Ecology and Manage-         tion herrschender Geschlech-
                     ment, der Masterstudiengänge       terdiskurse im jüngeren franzö-
                     Gender Studies und Soziologie      sischen Film. Derzeit Mast-
                     sowie einige Promovierende.        erstudierende der Gender Stu- Foto: Nina Ewers
                                                        dies in Freiburg und wissen- zum Rode
                                                        schaftliche Hilfskraft des Zen-
                                                        trums für Anthropologie und
                                                        Gender Studies (ZAG).

                                                        Magdalena Jaglo
                                                        Bachelor of Arts in Soziologie
                                                        und Mediävistik der Universität
                                                        Freiburg. Derzeit Masterstudie-
                                                        rende der Soziologie und Gen-
                                                        der Studies in Freiburg.
                                                                                             Foto: Magdalena
                                                        Marion Mangelsdorf
                                                                                             Jaglo
Foto: Forstwissen-   Die Personen kamen aus drei-       Dr. phil., Soziologin und Philoso-
schaftliches Bil-    zehn verschiedenen Ländern,        phin mit Lehr- und Forschungs-
dungszentrum in
                     alle Kontinente waren vertreten.   schwerpunkt Gender Studies,
Rogów, Polen                                            feministische Naturwissen-
                     Von jeder der beteiligten Uni-
                     versitäten aus Deutschland,        schafts- und Technikforschung
                     Polen, Schweden und Öster-         (Science and Technology Stu-
                     reich konnten sich Studierende     dies, STS) sowie Human Animal
                     für die Spring School bewerben     Studies (HAS).
                     und in das heterogene Team            Seit 1998 Referentin und
                     der Teilnehmenden aufgenom-        Lehrbeauftragte der Abteilung
                     men werden.                        Gender Studies des Zentrums für
                                                        Anthropologie und Gender Stu-        Foto: Marion
                                                        dies (ZAG).                          Mangelsdorf

6
Zeitplan                            Inhalte des
                                                      Lehrkonzepts
                   Oktober 2011–Januar 2012           ,Gender and Diversity‘

                   Entwicklung des Gesamtkon-         Die Verknüpfung zweier Lehr-
                                                      veranstaltungen, die wir hier als
                   zepts (Mangelsdorf in Abspra-
                                                      Lehrkonzept unter dem Stich-
                   che mit Lewark)                    wort ,Gender and Diversity‘ nä-
                                                      her vorstellen, ermöglichte den
                   1./2. März 2012                    Gender Studierenden nicht nur
                                                      an einem Gender-Didaktik-Trai-
                   Gender-Didaktik-Training           ning teilzunehmen, sondern die
                   (Ebenfeld, Ewers zum Rode,         darin erworbenen Kenntnisse
                   Jaglo, Mangelsdorf und an          auch gleich selber zur Anwen-
                   einem Vormittag sieben Studie-     dung zu bringen. Damit war von
                   rende zum Einüben der didakti-     Beginn an klar, dass sie mit
                   schen Einheiten)                   konkreten Zielsetzungen an das
                                                      Gender-Didaktik-Training heran-
                                                      gingen und auf ihr spezielles
                   5.-9. März 2012
                                                      Feld ausgerichtete Fragen fo-
                                                      kussieren konnten. Das Feld war
                   Feinplanung der                    durch die Spring School wie
                   Spring School                      zuvor beschrieben vorgegeben.
Vorbereitungs-     (Ewers zum Rode, Jaglo, Man-       Die Kompetenzen des Teams
phase              gelsdorf)                          lagen im Gegensatz zu den
                                                      anderen Dozierenden nicht in
                                                      Forst- und Umweltwissenschaf-
                   12.-23. März 2012                  ten, sondern in den Gender
                                                      Studies. Aus diesem Grund hat
Spring School       Spring School, Rogów/Polen        die Lehreinheit von Ewers zum
                                                      Rode, Jaglo und Mangelsdorf
                    (Ewers zum Rode, Jaglo, Man-
                                                      die Spring School eingerahmt.
                  J gelsdorf und sechzehn Studie-     Sie bestritten zunächst die ers-
                    rende)                            ten beiden Tage und in der zwei-
                                                      ten Woche den letzten Tag.
Nachbereitungs-
phase              15. Juni 2012
                                                      Questioning the self-evidence
                   Evaluation des Gender Didaktik     of our gender-understanding
                   Trainings und Gender Trainings
                   der Spring School                  Titel der dreitägigen Lehreinheit
                   (Ebenfeld, Ewers zum Rode,         der Springschool lautete: ,Ques-
                   Jaglo, Mangelsdorf )               tioning the self- evidence of our
                                                      gender-understanding‘. Das Ziel
                                                      formulierten wir im Lehrplan wie
                   Juli–September 2012                folgt:

                   Verfassen von Berichten, die als   •   Showing the relevance of
                                                          gender as a structural cate-
                   Studienleistungen gelten
                                                          gory (Aufzeigen der Rele-
                   (Ewers zum Rode, Jaglo)                vanz von ,gender‘ als einer
                   Verfassen dieser Broschüre             Strukturkategorie)
                   (Ebenfeld, Ewers zum Rode,         •   Studying the inequality and
                   Mangelsdorf)                           heterogeneity of different
                                                          genders (Erforschen von

                                                                                          7
Ungleichheiten und Hetero-                                                Theorieimpulse
                              genitäten der unterschiedli-
                              chen Geschlechter)                                                        In den Theorieimpulsen befass-
                       •      Raising awareness of the                                                  ten wir uns mit folgenden The-
                              possibilities for social chan-                                            men:
                              ges (Bewußtsein schaffen
                              für die Möglichkeit sozialer
                              Veränderbarkeit)                                                          •   Input 1: General Overview
                                                                                                            In diesem generellen Über-
                                                                                                            blick haben wir die Gender
                       Im folgenden Schema veran-                                                           Studies als eine interdis-
                       schaulichen wir die Methoden                                                         ziplinäre und transkulturelle
                       und das Ziel der Lehreinheiten:                                                      Lehr- und Forschungsrich-
                                                                                                            tung vorgestellt, die in einem
                                                                                                            engen Verhältnis steht zu
                                                                                                            internationalen Frauenbe-
                                                                                                            wegungen. Diese werden
                                                                                                            bislang in drei aufeinander
                                                                                                            folgenden historischen Wel-
                        Gender and Diversity                                                                len beschrieben.
                      im Wechselspiel zwischen Theorie und Praxis

                                    Selbst-Ermächtigung
                                                                                                        •   Input 2: Deconstructivism
                                       Empowerment                                                          and Intersectionality
                                               ZIEL                                                         Dabei gingen wir auf dekon-
                                                                                                            struktivistische Theorien
                                                                                                            näher ein, die in den aktuel-
                                                                                                            len Debatten der Gender
                                                                                                            Studies eine große Rolle
                                              ,gender‘                                                      spielen. Dekonstruktivis-
                                                 als
                                          Strukturkategorie                                                 tische Theorien sensibilisie-
                                                                                                            ren für die selbstkritische
                                                                                     Sensibilisierung
                                                                                                            Ausdifferenzierung des Fel-
    Ent-Selbstver-
    ständlichung
                                                                                     für die
                                                                                     Veränderbarkeit
                                                                                                            des dadurch, dass zuvor
                     Dekonstruktion von
                     Wissen                METHODIK
                                                                  Einbettung von
                                                              Wissen in die Praxis
                                                                                     sozialer Praxis        marginalisierte Positionen
                                                                                                            (beispielsweise des ,black
                       Dabei bestanden die Lehreinhei-                                                      feminism‘ oder homo-, inter-
                       ten aus unterschiedlichen Se-                                                        und transsexueller Men-
                       quenzen:                                                                             schen) integriert sowie zur
                                                                                                            Erweiterung der Gender
                                                                                                            Studies beitragen.
                       •      Theorieimpulse
                                                                                                                 Besonders im transkultu-
                       •      Übungen
                                                                                                            rellen Austausch sind Stu-
                       •      Gruppenarbeiten
                                                                                                            dien der Intersektionalität
                       •      Filme
                                                                                                            von Interesse, weil sie auf
                                                                                                            Interdependenzen zwischen
                                                                                                            Unterdrückungskategorien
                                                                                                            wie ,gender‘, ,class‘, ,disabi-
                                                                                                            lity‘ oder ,race‘ aufmerksam
                                                                                                            machen.

8
•   Input 3, part 1: Philoso-                                            Literatur
                                   Literatur                             Theorie-
    phical remarks; part 2:
                                                                         impulse
    History and Theory of          Hae Yeon Choo and Myra Marx
    ,sex, gender, and desire‘        Ferree (2010): Practicing
    In diesem Input haben wir        Intersectionality in Sociologi-
    zunächst philosophische          cal Research: A Critical Analy-
    Grundlagen dekonstruktivis-      sis of Inclusions, Interactions,
    tischer Theorien mit den         and Institutions in the Study of
    beiden prominenten Vertre-       Inequalities, Sociological
    terInnen dieser Richtung –       Theory 28(2): 129–149.
    Jacques Derrida und Judith
    Butler – vertieft. Hier be-    Patricia Hill Collins: Intersecting
    stand deutlicher Diskus-         Oppressions, free download:
    sionsbedarf bei den Studie-      http:13299_Chapter_16_Web_
    renden.                          Byte_Patricia_Hill_Collins.pdf.
         Außerdem wendeten wir
    uns im zweiten Teil dieses     Ange-Marie Hancock (2007):
    Theoriefelds der Kategorie       Intersectionality as a Norma-
    ,desire‘, also dem Begehren      tive and Empirical Paradigm,
    zu. Dadurch wird die Zwei-       Politics & Gender 3(2): 248–
    geschlechterordnung heuti-       254.
    ger Gesellschaften als so-
                                   Marion Mangelsdorf (2012):
    ziokulturell entstandenes
                                    A Canon of Many Voices.
    Modell historisch kontextua-
                                    Gender Studies in the Ger-
    lisiert.
                                    man-Speaking World, Goethe-
        Durch Diskurse von ho-
                                    Institut e. V., Online-Redaktion
    mo-, inter- und transsexuel-
                                    February 2012.
    len Menschen werden hete-
    ro-normative Gesellschafts-    Candace West and and Don H.
    strukturen kritisch befragt      Zimmerman (1987): Doing
    und eine Diversität der          Gender, Gender and Society
    Identitäts- und Lebensent-       1(2): 125–151.
    würfe aufgezeigt.
                                   Joan W. Scott (1986): Gender:
                                     A Useful Category of Historical
                                     Analysis, The American Histo-
                                     rical Review, 91(5): 1053–
                                     1607.

                                   Yoko Tawada (2006): From
                                     Mother Tongue to Linguistic
                                     Mother, University of Hawai'i
                                     Press.

                                   •

                                                                                     9
Übungen
     Dieser Part der Spring School ist        Wir ließen sie sprechen über:
     derjenige, der am stärksten durch        ,Gender is‘; ,Deconstructi-
     das Gender-Didaktik-Training             vism is‘; ,Intersectionality is‘.
     vorbereitet wurde. Hier konnten
     wir von dem weitreichenden Re-           Positionierungsübungen
     pertoire und Erfahrungsschatz der        Dabei können sich die Betei-
     Gender-Trainerin Ebenfeld profi-         ligten zu einem bestimmten
     tieren. In Abstimmung auf unsere         Thema im Raum aufstellen.
     international sehr heterogene            Verschiedene Ecken sind mit
     Gruppe, unsere Themen und                unterschiedlichen, meistens
     theoretischen Inhalte schlug sie         konträren Stellungnahmen
     uns Übungen vor, die wir zuvor           bezeichnet. Zwischenposi-
     selber ausprobierten. Dadurch            tionen sind möglich.
     wußten wir, welche gruppen-                 Wir debattierten über:
     dynamischen Prozesse wir mit
     welchen Instrumentarien anregen          If women got more power,
     und wie wir auf Situationen im           the world would be a better
     Verlauf der Lehreinheiten flexibel       place.
     reagieren konnten. Uns selber            Positionen: 1. I agree, 2. I
     brachten die Übungen und die             disagree, 3. I‘m uncertain
     dadurch entstandenen Diskus-
     sionen als Team zusammen. Sie            Gender is ...
     machten uns bewusst, wo wir              Positionen: 1. A lifestyle, 2. a
     Arbeitsteilungen vornehmen konn-         political and social shift, 3.
     ten, da jede ihre didaktisch-me-         epistimological/philosophical
     thodischen Vorlieben ausprobie-          problem
     ren und entfalten konnte. Zurück-
     gegriffen haben wir auf folgende         Die durch die Übungen pro-
     Elemente:                                vozierten Stellungnahmen
                                              wurden im Plenum weiter
     •   Warm-Ups                             diskutiert, was zu sehr leb-
         Zu Beginn jeder Lehreinheit          haften Gesprächen führte.
         am Morgen und nach der               Durch diesen eher spieleri-
         Mittagspause dienten sie             schen Ansatz wurden Kon-
         dem Warmwerden, es ließ              troversen oft impulsiv, aber
         die Teilnehmenden im Raum            respektvoll geführt.
         ankommen und dynamisch
         in den Lernprozess einstei-
         gen.                             Gruppenarbeiten
     •   Diskussionsübungen               Zur Vertiefung und Wiederho-
         Hier griffen wir auf zwei        lung von Lehreinheiten luden wir
         Varianten zurück:                die Studierenden ein zu:

         Speed Dating                     •   Clustering
         Dabei stehen zwei Stühle             Wichtige Stichworte, Ergän-
         einander gegenüber. In kur-          zungen und Themenfelder
         zen Sequenzen diskutieren            zu den Inhalten ,Gender is‘
         die Beteiligten in Zweier-           und ,Intersectionality‘ wur-
         gruppen ein vorgegebenes             den auf bunten Karten von
         Thema.                               allen Beteiligten gesammelt.

10
und als Gesamtbild struk-
                       turiert (vgl. Reflexion einer
                       Lehreinheit, S. 16ff).

                   •   Gender Utopia
                       In Gruppen von 3-7 Studie-
                       renden bereiteten wir Prä-
                       sentationen vor, in denen
                       die Studierenden ihre Gen-
                       der-Utopien darstellten.
                       Vorträge und kleinere thea-
                       trale Darbietungen wurden
                       in je 7 Minuten präsentiert.
                                                                                           Foto: Filmstill
                                                                                           aus Sisters on
                   Filme                                                                   the Planet –
                                                       Input 3                             Sahena

                   Im Kontext der theoretischen        Judith Butler: How Discourse
                   Impulsvorträge arbeiteten wir         Creates Homosexuality,
                   unterstützend mit Videoclips, um      http://bigthink.com/ideas/30767
                   Menschen verschiedener Ethni-
                   en und sexueller Orientierung       Kirby Dick/Amy Ziering Kof-
                   selber zu Wort kommen zu las-         man: Jacques Derrida, USA
                   sen.                                  2002 (Ausschnitte)

                   Input 1
                                                       Filme, die wir gemeinsam am
                   Judith Butler: Your Behavior           Abend im Laufe der Spring
                     Creates Your Gender,                 School angeschaut und disku-
                     http://bigthink.com/ideas/30766      tiert haben:

                                                       Yasmine Kassari: L'enfant en-
                                                         dormi, Marokko 2005

                                                       Lucía Puenzo: xxy, Argentinien
                                                         2007

                                                       Jocelyne Saab: Dunia. Don‘t
                                                         kiss me on the eyes, Ägypten
                                                         2006

Foto: Judith
Butler, BigThink
                   Input 2
                   IGIV (Implementation Guildeline
                     for an Intersectional Peer
                     Violence Preventive Work):
                     Intersectionality: Two blue
                     crocodiles and the gap in the
                     s     y    s    t  e   m     ,                                        Foto: Filmstill
                     http://youtu.be/byRjVKsM14Q                                           aus xxy

                   Oxfam, Great Britain: Sisters on
                     the Planet – Sahena (Bangla-
                     desh),
                     http://youtu.be/WqYgDGy8Z4M

                                                                                                     11
III.              Gender Training
                     Melanie Ebenfeld

                     I) Allgemeines:
                        Qualitätskriterien
                     Gender-TrainerInnen vermitteln            Hinsichtlich der Arbeits-
                     Gender-Kompetenzen an un-                 teilung im Team:
                     terschiedliche Zielgruppen.
                                                         •   Beachtung der Zusammen-
                     Voraussetzungen dafür sind:
                                                             setzung des Teams nach
                                                             Geschlecht (sowie Ethnie etc.)
                     •   Gender-Kompetenzen
                     •   Didaktische und                 •   Vergegenwärtigung der eige-
                         methodische Kenntnisse              nen Vorbildrolle
                     •   Wissen über die Zielgruppe      •   Vorbereitung und Reflexion
                     •   Wissen über den Kontext             während und nach dem Trai-
                         des Trainings                       ning bezüglich Methoden,
                                                             Inhalten, Teilnehmenden,
                     Gender-TrainerIn ist kein ge-           eigenem Leitungsverhalten,
                     schützter Begriff und es gibt           Arbeitsteilung, Sprache
                     auch keine standardisierte Aus-           Hinsichtlich der Gender-
                     bildung. Aufgrund der immanen-            Kompetenzen im Team:
                     ten Kritik an Definitionen und
                     Machtverhältnissen würde es         •   Geschlechterbezogene Selbst-
                     auch konträr zu vielen Gender-          reflexivität und Transparenz
                     Konzepten laufen, Gender Trai-          frauen-/geschlechterpolitischer
                     nings zu standardisieren.               Verortungen
http://www.gender-      Das Netzwerk Gender Trai-        •   Grundlagenwissen aus Frau-
kompetenz.info/gen   ning hat sich zum fachlichen            en-, Männer- und Geschlech-
derkompetenz-200                                             terforschung und historischen
3-2010/gender/gen    und kollegialen Austausch zu-
derkompetenz         sammengeschlossen, um sich              Entwicklungslinien von Frau-
                     über Ziele und Qualitätskrite-          enpolitik/-bildung sowie Gen-
                     rien für Gender Trainings zu            der Mainstreaming
                     verständigen, was im Zuge der       •   Thematisches, fachliches
                     Ausdifferenzierung des Marktes          Wissen/Feldkompetenz
                     notwendig erscheint.                •   Geschlechtergerechte Metho-
                        Das Netzwerk bezieht sich            dik-Didaktik
                     auf die Qualitätskriterien für      •   Gruppendynamische Kennt-
                     Gender Trainings von Gerrit             nisse (Konfliktbearbeitung etc.)
                     Kaschuba (Kaschuba 2004:            •   Wissen um geschlechterbezo-
                     134).                                   gene Organisationsstrukturen
                                                             und -kulturen
                     Für die Leitung von Gender
                     Trainings formuliert sie folgende     Hinsichtlich der kollegialen
                     Qualitätskriterien:                   Vernetzung:
                                                         • Regelmäßiger Austausch mit
                                                           anderen TrainerInnen und
                                                           Reflexion der Qualität
                                                         • Bewusstsein und Handeln als
                                                           politische AkteurInnen

  12
Ziel eines                                       Wer lernt von wem
                     Gender Trainings                                 und wie?
                                                                      Aspekte einer konstruk-
                     Ziel eines Gender Trainings ist                  tivistischen Didaktik
                     im Allgemeinen der Erwerb
                     beziehungsweise die Erweite-                     Es gibt verschiedene didaktische
                     rung von Gender-Kompeten-                        Ansätze mit denen Gender-Trai-
                     zen.                                             nerInnen arbeiten.
Zur Definition von     Gender-Kompetenzen haben
Gender-Kompe-        drei Ebenen, wobei in einem                      Konstruktivistische Didaktik
tenzen siehe bspw.   Tr a i n i n g u n t e r s c h i e d l i c h e   arbeitet mit konstruktivistischen
www.genderkompe      Schwerpunkte auf die einzelnen                   Annahmen, die sich in vielen
tenz.info/genderko
                     Ebenen gelegt werden können:                     Ansätzen der Gender Studies
mpetenz-2003-201
0/gender/genderko                                                     wiederfinden. Grundsatz des
mpetenze              WISSEN:                                         Konstruktivismus ist, dass es
                                                                      keine Wahrheit gibt. Genau wie
                     über Geschlechterverhältnisse,
                                                                      es kein ,wahres‘ und eindeutiges
                     gleichstellungspolitische Rah-
                                                                      Geschlecht gibt, gibt es auch
                     menbedingungen, Theorien zur
                                                                      keine Wahrheiten, die Lernen-
                     (De-)Konstruktion von Ge-
                                                                      den verkündet werden können.
                     schlecht und Wissen über die
                                                                      Demzufolge sind Lernprozesse
                     Interdependenz mit anderen
                                                                      offen, Lehrende sind selbst auch
                     Differenzierungskategorien.
                                                                      Lernende und Lernende werden
                                                                      selber als DidaktikerInnen gese-
                      WOLLEN:                                         hen.
                     Sensibilität für eigene und ge-                     Durch die Arbeit mit prakti-
                     sellschaftliche Stereotype, Re-                  schen Erfahrungen und der
                     flexionsvermögen eigener Ste-                    Entwicklung von Visionen sollen
                     reotype, Motivation, eigenes                     Handlungsspielräume erschaffen
                     Denken und Handeln zu hinter-                    und Perspektiven erweitert wer-
                     fragen und gegebenenfalls zu                     den. Dabei ist eine Vielfalt an
                     verändern.                                       kreativen und partizipativen
                                                                      Methoden wichtig, um verschie-
                      KÖNNEN:                                         dene Lernende auf verschiede-
                     variiert je nach Anwendungsbe-                   nen Ebenen ansprechen zu
                     reich und Fachgebiet, zum                        können.
                     Beispiel Anwendung von
                     gleichstellungspolitischen In-                   Prinzipien konstruktivistischer Vgl.:
                     strumenten; Anwendung ge-                        Didaktik sind (vgl. Reich 2008): http://methoden-
                                                                                                          pool.uni-koeln.de
                     schlechtssensibler Kommunika-
                     tion; Umsetzung von Program-                     • Selbstständigkeit der Lernen-
                     men, Theorien, Konzepten u.a.                      den steht im Vordergrund

                                                                                                                    13
• Lernende werden als Didakti-     Inhalte des Trainings waren:
       kerInnen gesehen
     • Das Gelernte wird praktisch      • Auseinandersetzung mit kon-
       realisiert                         struktivistischer Didaktik
     • Es wird mit Erfahrungen und      • Übungen zur Erweiterung der
       Imaginationen gearbeitet           didaktischen Kompetenzen
     • Es wird ressourcen- und          • Analyse der Zielgruppe und
       lösungsorientiert gearbeitet       Zuschnitt des Lehrkonzepts auf
     • Lernen geschieht durch Er-         deren Bedürfnisse
       fahrung, ,learning by doing‘     • Durchführung und Auswertung
                                          eines zweistündigen Gender
                                          Trainings mit Studierenden
     Qualifikation der Gen-               verschiedener Fächer, die
                                          dafür angefragt worden waren
     der-TrainerInnen für die
     Spring School                      Ein wesentlicher Schwerpunkt
                                        des Gender-Didaktik-Trainings
     Die Gender-TrainerInnen der        war die Reflexion der Rollen als
     Spring School verfügen alle drei   Gender-TrainerInnen und die
     über ein umfassendes ge-           Bildung eines TrainerInnen-
     schlechtertheoretisches Wissen,    Teams.
     Mangelsdorf durch ihre langjäh-      Die Spring School wurde Mitte
     rige Arbeit am Zentrum für Anth-   Juni 2012 an einem weiteren
     ropologie und Gender Studies       Trainingstag mit Ebenfeld aus-
     (ZAG), die beiden Masterstudie-    gewertet und es wurden Verän-
     renden Jaglo und Ewers zum         derungsvorschläge für folgende
     Rode durch ihr Studium und ihre    Spring Schools erarbeitet.
     zuvor bereits erworbenen theo-
     retischen und praktischen
     Kenntnisse in den Gender Stu-      Ziele des Gender Trai-
     dies (vgl. Die Gender-TrainerIn-
     nen der Spring School, S.6).       nings der Spring School

                                        Die Ziele, die das TrainerInnen-
                                        team während der gemeinsamen
     Gender-Didaktik-                   Vorbereitung formuliert hat, be-
     Training                           trafen vor allem die ersten bei-
                                        den Ebenen von Gender-Kom-
     Anfang März 2012 fand ein auf      petenzen: Zum einen ging es
     die Gruppe zugeschnittenes         ihnen um die Vermittlung von
     Gender-Didaktik-Training mit       WISSEN und zum anderen da-
     Gender-Trainerin Ebenfeld statt.   rum, über das WOLLEN zu
     In Vorgesprächen mit den Teil-     diskutieren.
     nehmenden hatte Ebenfeld die          Der Ansatz war ein stark kon-
     didaktischen Erfahrungen er-       struktivistischer, das heißt die
     fragt und darauf die Ziele ab-     TrainerInnen haben im Wesentli-
     gestimmt.                          chen Denkanstöße und Impulse

14
gegeben, um die Teilnehmen-         sie zum Nachdenken und Disku-
den anzuregen, über eigene          tieren anzuregen und ihnen
und gesellschaftliche Stereoty-     neue Perspektiven zu eröffnen.
pe und Rollenbilder zu reflektie-   Dies sind die wesentlichen Ziele
ren. Zudem wurde Wissen über        eines Gender Trainings (vgl.
Gender-Theorien vermittelt und      Feedbacks S. 19ff).
reflektiert.
    Dabei war es wichtig, nicht     Literatur
als Dozierende aufzutreten, die
‚richtiges Wissen’ weitergeben,     Gerrit Kaschuba (2004): Von
sondern in einem konstruktivis-       der Wundertüte zum kontrol-
tischen Sinne Anregungen und          lierten Einsatz? Anregungen
Impulse zu geben, um auf              zur prozessorientierten Ent-
gleichberechtigter Ebene zu           wicklung von Qualitätskriterien
diskutieren.                          für Gender Trainings. In:
                                      Netzwerk Gender Training
In einem Gender Training geht         (Hg.): Geschlechterverhältnis-
es im Sinne des Begriffes da-         se bewegen. Erfahrungen mit
rum, Dinge zu ‚üben’, das heißt,      Gender Training. Ulrike Hel-
verschiedene Geschlechterper-         mer Verlag, S. 117-135.
spektiven einzunehmen, Verhal-      Kersten Reich (2008): Kon-
ten zu reflektieren und Hand-         struktivistische Didaktik. Lehr-
lungsmöglichkeiten auszupro-          und Studienbuch mit Metho-
bieren.                               denpool. Beltz.

Resümee

Der beschriebene Prozess kann
zwar nicht als abgeschlossene
Ausbildung zur Gender-Traine-
rIn gesehen werden, die Trai-
nerInnen waren jedoch durch
ihr theoretisches Studium und
das Gender-Didaktik-Training
sowie einen intensiven und
selbstkritischen Vorbereitungs-
prozess gut dafür qualifiziert,
ein Gender Training im Rahmen
der Spring School durchzufüh-
ren. Sie erfüllen als Gender-
TrainerInnen wesentliche Qual-
itätskriterien und sind dabei,
sich durch kollegialen und fach-
                                                                         Foto:
lichen Austausch weiter fortzu-                                          Gender -Trainerin
bilden.                                                                  Melanie Ebenfeld
   Mangelsdorf, Ewers zum
Rode und Jaglo ist es durch
ihre intensive inhaltliche Vorbe-
reitung, ihre kritische Haltung
und ihren kreativen Methoden-
einsatz gelungen, den Teilneh-
menden Wissen zu vermitteln,

                                                                                  15
IV.   Reflexion einer
      Lehreinheit

      Clustering zum Thema
      Intersektionalität
      Nina Ewers zum Rode

      Ziele

      Ziele der Einheit waren die         IGIV, Two blue crocodiles and the
      Wiederholung, Visualisierung        gap in the system) fügte ich ein
      und Reflexion der Inhalte           Clustering auf Kärtchen hinzu,
      meines vorangegangenen Vor-         um die wichtigsten Aspekte von
      trags zum Thema Intersek-           Intersektionalität zu verdeut-
      tionalität. Zum einen sollte also   lichen. Auf größeren Kreisen hat-
      eine Wissensüberprüfung statt-      te ich die wichtigsten intersek-
      finden: Haben die Teilnehmen-       tionalen Kategorien mit dickem
      den die Inhalte verstanden?         Filzstift notiert:
      Zum anderen sollten von den
      Teilnehmenden Anknüpfungs-          •   ETHNICITY
      punkte an das ihnen präsen-         •   CLASS
      tierte Wissen entwickelt und        •   GENDER
      dieses weiterentwickelt werden:
      Können die Teilnehmenden            Auf einem anderen großen Kreis
      etwas mit dem neuen Wissen          folgten weitere Kategorien:
      anfangen und es in ihr Studium
      beziehungsweise sogar in ihre       •   (dis-)ability
      Lebenswelt integrieren? Auf der     •   sexuality
      Anschlussfähigkeit des Wis-         •   religion
      sens, also dem Brückenschlag        •   age
      zwischen den Forest/Environ-        •   nationality
      ment und den Gender Studies,
      lag dabei ein besonderer Fo-        Folgende Normen werden durch
      kus. Des Weiteren sollte die        intersektionale Analysen heraus-
      Reflexion und Infragestellung       gefordert:
      der Kategorien die Teilnehmen-
      den zum Diskutieren und Nach-       •   heterosexuality
      denken anregen.                     •   whiteness
                                          •   masculinity
                                          •   middle-class
      Verlauf
                                          Auf kleineren Punkten schließ-
      Nach meinem Vortrag zum             lich folgten einige Paradigmen
      Thema Intersektionalität sowie      der Intersektionalität wie
      einem kurzen, anschaulichen
      Video (siehe S. 11, Film von

16
•   social construction of
    categories
•   inclusion of marginalized
    groups
•   multivocality
•   diversity

Nachdem ich alle meine vorbe-
reiteten Kärtchen aufgeklebt
hatte, fragte ich die Teilnehmen-
den nach weiteren Differenz-
kategorien. In der anschließen-
den Diskussion folgten viele
Vorschläge wie zum Beispiel:

•   Lifestyle
•   Health
•   Education
                                                                           Foto:
                                    Kernfragen der Diskussion              Tafelbild
Wir einigten uns in der Diskus-
sion darauf, den Begriff ,Ethni-
city‘ oder ,Culture‘ anstelle       •   Welches sind außer der
von ,Race‘ zu verwenden, da in          Inklusion marginalisierter
diesem letztgenannten Begriff           Gruppen, der Vielstimmigkeit
ungewollte Konnotationen mit-           und der Diversität weitere
schwingen. Vorschläge der               Ziele der Intersektionalität?
Teilnehmenden zu einzelnen          •   Ist es besser, den Be-
intersektionalen Kategorien             griff ,Ethnicity‘ oder ,Culture‘
wurden von den anderen je-              anstelle des Begriffes ,Race‘
weils positiv aufgenommen und           zu verwenden, um auf die
diskutiert. Wenn alle einver-           Herkunft eines Menschen zu
standen waren, notierte ich den         rekurrieren?
Begriff auf einem Kärtchen und      •   Sind ,Lifestyle‘ und ,Health‘
fügte ihn zu den anderen hinzu.         ebenfalls Kategorien, die in
                                        den Katalog der intersektio-
                                        nalen Kategorien aufge-
                                        nommen werden sollten?

                                                                                       17
Reflexion

     Die angeregte Diskussion, die       der Gender Studies und damit
     auf das Clustering folgte, gab      umfassende Analysen von
     mir die Gewissheit, dass die        Unterdrückungsstrukturen.
     Teilnehmenden meinen Vortrag           In dieser Einheit wie während
     verstanden hatten und das           der gesamten Gender-Lehrein-
     Thema Intersektionalität span-      heit haben wir die Diskus-
     nend fanden. Dies spricht für       sionsfreude der Teilnehmenden
     I)  .. positiven Verlauf der di-
     einen                               herausgefordert und gefördert
     daktischen Einheit. Gleichzeitig    und damit einen guten Gruppen-
     hat sich das Ziel der Einheit       prozess angeregt. Ich habe in
     durch die rege Beteiligung der      meiner Rolle als Moderatorin die
     Teilnehmenden im Laufe des          Gruppenprozesse geleitet und
     Clusterings erweitert: von Wie-     die Ergebnisse gesichert.
     derholung, Visualisierung und          Das Thema Intersektionalität
     Reflexion des Wissens hin zu        hat die Teilnehmenden insge-
     Erweiterung und Produktion von      samt sehr bewegt – hier konnten
     Wissen. Die Teilnehmenden           sie Anknüpfungspunkte an ihre
     konnten eigene Vorschläge und       eigenen Disziplinen finden. Bei
     Erfahrungen einbringen und          einer nochmaligen Teilnahme an
     Einfluss nehmen auf das oben        der Spring School würde ich
     gezeigte Bild. Die durch die        daher mehr Gewicht auf das
     Teilnehmenden eingebrachten         Thema Intersektionalität legen
     Kategorien ,Lifestyle‘, ,Health‘,   und es vertiefen.
     und ,Education‘ wurden nach
     jeweils einer kurzen Diskussion
     über die Richtigkeit und Wich-
     tigkeit der Kategorie dem Clus-
     tering hinzugefügt. Es gab aber
     auch Vorschläge von einzelnen
     Teilnehmenden, die von den
     anderen abgewiesen wurden.

     Dass in den Gender Studies
     immer wieder darüber dis-
     kutiert wird, neue Kategorien in
     den Kanon dieser aufzuneh-
     men, erklärte ich den Teil-
     nehmenden mit dem Hinweis
     auf frühere blinde Flecken der
     feministischen Theorie, deren
     Beachtung jedes Mal eine Er-
     weiterung und auch Weiterent-
     wicklung der Gender Studies
     mit sich brachte (black femi-
     nism, queer theory etc.). Dies
     könnte auch die Antwort auf die
     Frage sein, welches außer der
     Inklusion marginalisierter Grup-
     pen, der Vielstimmigkeit und
     der Diversität weitere Ziele der
     Intersektionalität sein könnten:
     die Öffnung des Blickwinkels

18
V.          Feedback
                der Partizipierenden

                     Im Folgenden kommen die Parti-         Feedback:
                     zipierenden am Gender Training         From my point of view these
                     der Spring School selber zu Wort.      where the most valuable days of
                     Jedem Feedback haben wir               the Spring School. The sessions
                     Selbstbeschreibungen vorange-          had a nice balance of theoretical
                     stellt, um deutlich zu machen,         content and dynamic activities,
                     aus welchen unterschiedlichen          and had –for me– the most inte-
                     Kontexten die Partizipierenden         resting content.
                     nach Polen kamen.                         The dynamic exercises where
                        Die ersten beiden Feedbacks         a great way of breaking the ice
                     erhielten wir auf Anfrage, die         and getting the most out of our
                     letzten drei konnten wir den ,daily    diverse group. I also enjoyed a
                     reports‘ entnehmen, die die Stu-       lot the use of creative material
                     dierenden zu Lehreinheiten der         used such as discussing literary
                     Spring School verfasst haben.          texts and viewing of films.
                                                               I would say the strongest
                     (Die Texte wurden so beibehalten wie   point was the ability of the three
                     wir sie erhalten haben.)               lecturers to facilitate the discus-
                                                            sions amongst a group of very
                                                            diverse people from different
                     Sadhbh Juárez Bourke                   disciplinary and cultural back-
                     Selft-presentation:                    grounds, in a way that made
                     “I‘m a student Masters in Envi-        everyone feel comfortable to
                     ronmental Governance. I'm              voice their opinion, and maintai-
                     Spanish-Irish, and have a back-        ning a positive environment
                     ground in Environmental                even as the debate got heated.“
                     Science. Nonetheless I have
                     always been very interested in         Sunhye Shin
                     the social sciences–one of the         Selft-presentation:
                     reasons for doing this Masters! I      “I am from South Korea. I just
                     am also very interested in gen-        finished the third semester in
                     der issues, although have never        Forest Ecology Management in
                     really had the opportunity to
Foto: Sadhbh                                                Freiburg University. I studied
                     pursue this interest. While I was
Juárez Bourke                                               Horticultural Science and Adver-
                     studying my Bachelor in Barce-         tizing and Public Relation in my
                     lona I did a course on anthropo-       bachelor. I have participated in
                     logy and gender (Power Culture         several associations in my pre-
                     and Conflict) which I found            vious education. Specially I
                     fascinating. I also engaged in         worked as a female student
                     the activities organised by femi-      representative. Therefore I had       Foto:
                     nist groups working on lega-           a lot of time need to make the        Sunhye Shin
                     lising abortion rights in Spain,
                     but only in a marginal way.“

                                                                                                           19
sounds from the females and I        Begiff ,constructivism‘ und ,de-
               am more concerning the gender        constructivism‘ angeregte Dis-
               problem.“                            kus- sion. Am Ende einer von
                                                    ihm detallierten Verlaufsbe-
               Feedback:                            schreibung der Diskussion be-
               “It was a very interesting course    schreibt er seine eigene Positi-
               because there was no hierarchy       on, die aber immer wieder auch
               in our discussions and the ga-       von anderen Studierenden mit
               mes made us wake up and exi-         Vehemenz eingebracht wurde.
               I)
               ted...Therefore I could actively     Er stellt die Frage, wie ,biologi-
               contribute to the class. The         sche Fakten‘ im Kontext kon-
               course was very useful to un-        struktivistischer Theorien zu
               derstand the definition of gender.   begreifen sind.)
               Furthermore I could develop my       “I chose this day because I think is
               own opinion about ‘gender’.“         one of the high lights of the cour-
                                                    se. This was a day that all of us
               Arturo Feuchter                      will remember, because the hot
               Self-presentation:                   discussion about de-constructi-
               “I am from Mexico. I studied law     vism. (...) I couldn’t be out of the
               and I have a specialization in       discussion and I gave an example
               Administrative and Municipal         of how a biological difference are
               Law. Right now I am finishing        not constructed. I said that is bio-
               my third semester of the Master      logical fact that men can’t concei-
               in Environmental Governance.         ved, we can’t have children. Even
               (...) In my last two jobs I got      with the advances of technology
               more in contact with gender          and medicine is impossible for a
               issues. These jobs were in the       man to get pregnant and give
               Municipal government of the city     birth. I said this because the di-
               of Guadalajara (the second           scussion was going in the direc-
               biggest in Mexico) and in the        tion of the transgender and homo-
Foto: Arturo   local Congress of the State of       sexual, that is true that our per-
Feuchter       Jalisco as adviser of one of the     ception of gender is a social con-
               Congressmen.                         struction but the biological fact
                    In the municipal government     that we have a body that can’t
               of Guadalajara I was chief of        give birth is something that is not
               one department of the Labor          going to change and out of any
               Relations Office. In this place I    discussion.“
               had to deal and intervene in
               many labor conflicts related with    Lemlem Aregu Behailu
               gender. I experienced many of        Self-presentation:
               the difficulties and problems of     “I am from Ethiopia, a first year
               a woman in a public office full of   PhD student at the University of
               men, as boss of men and as           Natural Resources and Life
               subordinate. In the Local Con-       Science, (BOKU). My academic
               gress of my Federal State I was      background is a mixture of both
               working researching for make         Natural and Social Science in
               new laws or reform the actual        Agriculture (BSc in Plant Sci-
               laws and the gender topic was        ence and Msc in Rural Sociolo-
               one of the hot issues in the         gy). I was working also for Im-
               Congress.“                           proving Productivity and Market
                                                    Success of Ethiopian farmers
               Feedback:                            (IPMS) project in International
               (Feuchter bezieht sich in seinen     Livestock Research Institutions        Foto: Lemlem
               Äußerungen auf die durch den         (ILRI) in Addis Ababa as gender        Aregu Behailu
               philosophischen Input zum

   20
specialist. My responsibility was               I have learned that the logical
      to make sure that women are                     relationship of all the three cor-
      included and benefited from all                 ners of the triangle. Which me-
      the project activities and pro-                 ans gender is the social con-
      grams. Currently I am doing my                  struct that determines the relati-
      PhD research on Adaptive ma-                    onship of men and women in the
      nagement of communal grazing                    everyday life and shapes also
      land in the highlands of Amhara                 the lifestyle of the individuals
      region, Ethiopia with special                   and societies as a woman and
      emphasis on gender. Which                       man. There is a diversity of gen-
      means one of my objectives is:                  der relations across culture,
      to understand the implication of                ethnicity, age, sexuality, race,
      gender for the resilience based                 class, and the likes. Questioning
      management of grazing land                      the gender inequalities exists in
      management. Questioning                         a given society and the margina-
      gender.“                                        lization of marginal group of
                                                      society such as women is a
                                                      question of political and social
      Feedback:
                                                      shifts. The gender relations ma-
      (Behailu reflektiert hier eine der
                                                      nifested and expressed by
      Positionierungsübungen wie sie
                                                      lifestyle is a question of philoso-
      auf S. 10 beschrieben wurde)
                                                      phical or epistemology. This is
      “Through the self-positioning
                                                      said because the political and
      individual exercise where parti-
                                                      social shifts are a means to
      cipants supposed to position
                                                      strengthen the already socially
      themselves on the triangle of
                                                      constructed gender relation or
      gender that questioning the
                                                      deconstruct the existing gender
      biological facts of sex conside-
                                                      disparities. Therefore the biolo-
      ring that gender is a matter of
                                                      gical fact of gender is articulated
      1. Lifestyle, 2. Political and
                                                      by lifestyle, political and social
      social shift and 3. epistemologi-
                                                      shift and epistemological and
      cal/philosophical problem
                                                      philosophical.“
      (see fig 1.)

                                                      Pete Sheldon
                                                      Selft-presentation:
                                                      “I am an Australian studying MSc
                                                      (Forest Ecology and Manage-
                                                      ment) at the University of Frei-
                                                      burg.
                                                      I studied my Bachelor in envi-
                                                      ronmental science in Canberra
                                                      and then worked in Forestry
                                                      Research in Tasmania for some
                                                                                            Foto: Pete
                                                      time before coming to Europe.         Sheldon
                                                      Although I have no formal expe-
                                                      rience whatsoever in Gender-re-
                                                      lated issues I have had a variety
                                                      of work, travel, volunteer and
                                                      community experiences that I
                                                      would be interested to share and
Figure 1: questioning the biological fact of gender   gain a new perspective upon.“

                                                                                                    21
Feedback:                             Jenny Sjöstedt
     (Zunächst reflektiert Sheldon         Selft-presentation:
     unseren Input zum Begriff ,Per-       “I'm a MSc in Forestry student at
     formativität‘, um dann auf die        the Swedish University of Agri-
     sich daran anschließende Dis-         cultural Sciences (SLU). I stu-
     I)  .. einzugehen.)
     kussion                               died my first years of forestry in
     “The term performative comes          the north (Umeå) and one semes-
     from Judith Butler, who uses it to    ter at AgroParisTech. Gender
     reject the notion that individuals    knowledge has been part of my
     act a certain way because of          university studies ever since I
     their gender, or that gender is       started at Lunds University in       Foto: Jenny
     performed. Butler instead             2005. I also participated in the     Sjöstedt
     argues that all these notions of      development of the Swedish
     how the sexes act differently are     forestry sectors' equality
     purely the result of a myth which     strategy. I'm currently finishing
     is constantly reinforced by both      my master within the Eurofores-
     formal and informal social tools.     ter program at the south Swe-
     With the clear goal of breaking       dish forestry department.“
     down this rigid concept of gen-
     der, Butler seems to suggest          Feedback:
     that the logical approach is to       “One quite new input to the gen-
     disregard gender in favour of a       der discussions for me was In-
     move toward non-gendered,             tersectionality. Even if I have
     individualistic behaviours. (...)     heard the term before I have not
     During the course of the discus-      participated in deep discussions
     sion some controversy arose           about it. The double blindness of
     over the degree to which this         race and gender is eye-opening
     line of thinking can be applied.      and I link it to “the bible” from
     One extreme was that all the          Bell Hooks by stating that Femi-
     extant gender equality issues         nism is for Everybody. For me
     stem from the fact that men and       this is true, but I cannot expect
     women are built differently and       all people to share the same
     therefore possess different abili-    opinion. The fact that gender
     ties. The other end of the            studies is critical and interdi-
     spectrum was that even what we        sciplinary and deals with hierar-
     regard as ‘biological facts’ are      chies makes it even more inte-
     open to interpretation depending      resting for me. I absolutely loved
     on perspective and time. From         the fact that we all came from
     my perspective such extremes          different backgrounds, countries
     are not particularly informative or   and educations because that is
     useful. While discussion was          how I learn and get new experi-
     heated at times, and strayed          ences and question my own
     very close to pure philosophy, I      understanding of gender issues.
     think that all participants were      I could also consider myself as
     able to learn something and           one of the stereotypes, as a
     were stimulated by the subject        heterosexual and white woman
     matter – evidenced by the fact        from Sweden. At the same time,
     that the discussion continued         I could consider myself as not-
     outside of class to the Pizzeria.“    hing of it!“

22
VI.   Ausblick
      Marion Mangelsdorf

      Das positive Feedback der                      Ziel dieses Projekts (eingereicht
      Studierenden hat mich bestärkt,                beim DAAD) ist es, deutschen
      das Konzept ,Gender and Di-                    wie ägyptischen Studierenden
      versity‘ weiter auszuarbeiten.                 im Bereich digitale Medien auf
      Folgeprojekte sind geplant                     die enge Verschränkung von
      (Nähres siehe http://www.zag.                  körperlichen Einschreibungen
      uni-freiburg.de):                              und deren medialen Repräsenta-
                                                     tionen aufmerksam zu machen.
                                                     Wie schreiben sich Vorurteile
      5.-8.11.2012                                   und Muster in einer medial-glo-
      Gender method workshop,                        balisierten Welt fort? Wie repro-
      Bogor Indonesia, Center for                    duzieren visuelle Medien stereo-
      International Forestry Re-                     type Bilder, so dass sie als
      search (CIFOR)                                 selbstverständlich erfahren wer-
                                                     den?
      Im Rahmen dieses Workshops,                       In Kooperation mit Prof. Dani-
      in dem Methoden der Gender                     el Fetzner von der Hochschule
      Studies im Bereich Biodiversität               Furtwangen, Prof. Nikolaus von
      diskutiert werden, stelle ich                  Wolff und Magdalena Kallenberg
      mein Konzept ,Gender and Di-                   von der Universität in Cairo und
      versity‘ vor. Diskutieren möchte               den beiden professionellen
      ich vor allem, welchen Einfluß                 Filmproduzentinnen Iman Kamel
      intersektionale Studien – das                  und Ute Freund rege ich auch in
      heißt die Berücksichtigung von                 diesem Kontext einen Prozess
      Interdependenzen zwischen                      der Entselbstverständlichung
      gender, class und ethnicity –                  unter Berücksichtigung intersek-
      auf Aktivitäten im Feld der Bio-               tionaler Aspekte an. Dabei för-
      diversität haben können. Wie                   dern wir Formen des Empower-
      können hier Gender Trainings in                ments. Wir möchten die Studie-
      enger Verzahnung von Theorie,                  renden ermutigten, eigene Per-
      Aktion und Reflexion ausse-                    spektiven in Cross Cultural Vi-
      hen?                                           deos einzubringen und einen
                                                     respektvollen Umgang mit unter-
                                                     schiedlichen Sichtweisen –
      25.5.–1.6.2013
                                                     DIVERSITÄT – zu pflegen.
      Cross Cultural Videos – Neue
      Medien als populäre Ver-
      m i t t l u n g s t r ä g e r z i v i l g e-
      sellschaftlicher Entwicklung
      in Transformationsländern,
      Hochschule Furtwangen,
      Zentrum für Anthropologie
      und Gender Studies (ZAG)
      und German University Cairo
      (GUC)

                                                                                         23
Gender and
Diversity
Spring School-Bericht
Polen 2012

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
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