SRG SSR Wahlbarometer - Kurzbericht - November 2020 - Sotomo

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SRG SSR Wahlbarometer - Kurzbericht - November 2020 - Sotomo
SRG SSR Wahlbarometer
     Kurzbericht – November 2020
Auftraggeber
Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft SRG SSR

Auftragnehmer
Forschungsstelle sotomo
Dolderstrasse 24
8032 Zürich

Autor/-innen:
Michael Hermann
David Krähenbühl
Sarah Bütikofer

Zürich, November 2020
INHALTSVERZEICHNIS

Inhaltsverzeichnis
1 Aktuelle Wahlabsicht                                                                                          4
    1.1 Stabile Parteienlandschaft mit grünliberalem Trend . . . . . . . . . . .                                4
2 Wichtigste politische Herausforderungen                                                                       6
    2.1   Covid-19 dominiert die Problemwahrnehmung        .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .    6
    2.2   Wirtschaftsthemen rücken in den Vordergrund      .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .    7
    2.3   Nach Parteien und politischer Position . . . .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .    8
    2.4   Sprachregionale Unterschiede . . . . . . . .     .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .    9
    2.5   Alter und Geschlecht . . . . . . . . . . . .     .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   10
3 Profil der Parteiwählerschaften                                                                              13
    3.1 Demographie: Geschlecht und Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                  13
    3.2 Soziale Schichtung: Bildung und Einkommen . . . . . . . . . . . . . .                                  14
4 Datenerhebung und Methode                                                                                    17

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1     AKTUELLE WAHLABSICHT

1       Aktuelle Wahlabsicht
1.1                Stabile Parteienlandschaft mit grünliberalem Trend
Ein Jahr nach den eidgenössischen Wahlen zeigen sich insgesamt stabile Ver-
hältnisse. Die aktuelle Wahlabsicht bestätigt weitgehend die Ergebnisse vom 20.
Oktober 2019. Entsprechend deutet momentan nichts auf eine Veränderung in
der Rangordnung der Parteien hin. Die SVP bleibt weiterhin klar stärkste Kraft
gefolgt von der SP sowie der FDP.

Abbildung 1: Nationale Wähleranteile der Parteien gemäss aktueller Wahlabsicht

                        24.1

                   20
                               16.8
                                      15.1
      Anteil [%]

                                              12.2      11.9
                                                                     9.8
                   10

                                                                                  2.6   1.9
                    0
                        SVP    SP     FDP    Grüne      CVP          GLP          EVP   BDP

                                      SVP      FDP             CVP          EVP
                                      SP       Grüne           GLP          BDP

Frage: «Welche Partei würden Sie hauptsächlich wählen, wenn am kommenden Wochenende in der Schweiz
Nationalratswahlen wären?» Die Wähleranteile werden auf Basis von auf 0,5 Prozentpunkte gerundeten
Gewinnen und Verlusten berechnet.

Die grosse Gewinnerin der letztjährigen Wahlen war die Grüne Partei mit einem
für die Schweiz sehr unüblichen Zuwachs von 6,1 Prozentpunkten. Gemäss ak-
tuellem Wahlbarometer können die Grünen den grössten Teil der letztjährigen
Gewinne bestätigen. Im Vergleich zu den Wahlen verlieren sie allerdings rund
einen Prozentpunkt. Ebenfalls einen deutlichen Zuwachs von 3,2 Prozentpunkten
erzielten 2019 die Grünliberalen. Im Unterschied zu den Grünen scheinen die
Grünliberalen damit aber ihr Potenzial noch nicht ausgeschöpft zu haben. Mit
einem Plus von zwei Prozentpunkten sind sie im aktuellen Wahlbarometer die
Partei mit dem grössten Zuwachs. Die GLP wäre damit nur wenig von einem
zweistelligen Ergebnis entfernt. Sie könnte den Abstand zu den mittelgrossen
Parteien verringern und sich zunehmend als sechste relevante Kraft im schwei-
zerischen Parteiensystem etablieren. Die grösste Verliererin der Wahlen 2019
war die SVP (-3,8). Die aktuelle Wahlabsicht deutet darauf hin, dass die grösste
Partei weiterhin in Rücklage ist und aktuell weitere 1,5 Prozentpunkte verliert.

4
1     AKTUELLE WAHLABSICHT

Abbildung 2: Gewinne und Verluste im Vergleich zu den Nationalratswahlen 2019

                   2
                                                                        2

                   1
      Anteil [%]

                                                          0.5                     0.5
                   0
                                                                                        -0.5
                                                -1
                   -1
                        -1.5

                   -2

                        SVP    SP    FDP        Grüne    CVP          GLP         EVP   BDP

                                     SVP        FDP             CVP         EVP
                                     SP         Grüne           GLP         BDP

Die Gewinne und Verluste werden auf 0,5 Prozent gerundet ausgewiesen.

Der geplante Zusammenschluss von CVP und BDP unter dem Namen «Die Mitte»
auf Anfang 2021 muss im Verlauf des Novembers von den Delegiertenversammlun-
gen der beiden Parteien bestätigt werden. Folgen die Delegiertenversammlungen
der positiven Ergebnisse der Urabstimmungen, weist dieses Wahlbarometer die
beiden Parteien zum letzten Mal getrennt aus. Aktuell legt die CVP mit 0,5
leicht zu, während die BDP mit 0,5 leicht verliert. Zusammen betrachtet bleiben
die beiden Parteien stabil. Wie weit die beiden Parteien ihre Wählerschaft in die
gemeinsame Partei «Die Mitte» mitnehmen oder aufgrund des neuen Namens
die Wählerbasis erweitern können, wird sich erst in den kommenden Jahren
weisen. Sehr stabil zeigt sich die Situation aktuell bei den beiden Traditionspar-
teien SP und FDP, deren Positionierung als zweit- respektive drittgrösste Partei
gegenwärtig nicht in Frage gestellt werden dürfte.

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2    WICHTIGSTE POLITISCHE HERAUSFORDERUNGEN

2      Wichtigste politische Herausforderungen
2.1      Covid-19 dominiert die Problemwahrnehmung
Obwohl die nationalen Wahlen erst vor einem Jahr stattfanden, scheinen sie
aus heutiger Sicht fast in einer anderen Epoche zu liegen. Das Jahr 2020 wird
von den Entwicklungen rund um das neue Coronavirus dominiert. Entsprechend
erstaunt es nicht, dass Covid-19 gegenwärtig mit Abstand als die wichtigste
politische Herausforderung der Schweiz wahrgenommen wird. 61 Prozent der
Stimmberechtigten zählen die Pandemiebekämpfung als eine der drei wichtigsten
Herausforderung für die Politik. Der Klimawandel, das dominierende Thema
der Wahlen 2019, beschäftigt die Schweizer Bevölkerung aber trotz Pandemie
nach wie vor stark und folgt nach Covid-19 an zweiter Stelle. 34 Prozent der
Befragten betrachten das Themfeld «Klimawandel, CO2-Ausstoss» als wichtigste
Herausforderung für die schweizerische Politik. An dritter und vierter Stelle folgen
Themen, die unmittelbar mit der Pandemie zusammenhängen. Das ist zum einen
die Wirtschaft und zum anderen die Arbeitslosigkeit sowie der Lohndruck.

Abbildung 3: Wichtigste politische Herausforderungen aus Sicht der Wählenden

                                                Covid-19                                                 61

                            Klimawandel, CO2-Ausstoss                                         34

                                               Wirtschaft                                30

                             Arbeitslosigkeit, Lohndruck                                 29

                                Krankenkassenprämien                              22

                                      Soziale Sicherheit                     19

                               Zuwanderung, Ausländer                   16

                                 Reform Altersvorsorge                  16

                           Natur- und Landschaftsschutz            13

                              Gute Beziehungen zur EU              13

                       Steuerbelastung, Staatsausgaben            12

                           Unabhängigkeit, Souveränität           12

                                  Kriminalität, Sicherheit        9

                              Gleichstellung der Frauen       7

                                                         0%                        20%             40%        60%

Frage: «Welches sind Ihrer Meinung nach gegenwärtig die wichtigsten politischen Herausforderungen in unserem
Land? (Maximal 3 Antworten)»

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2      WICHTIGSTE POLITISCHE HERAUSFORDERUNGEN

2.2          Wirtschaftsthemen rücken in den Vordergrund
Die Pandemie hat ganz allgemein zu einer markanten Verschiebung der Pro-
blemwahrnehmung geführt. Wirtschaft und Arbeitslosigkeit werden von fast drei
Mal so vielen Befragten als wichtigste Herausforderung genannt wie noch vor
einem Jahr. An Bedeutung gewonnen haben nur Themen mit einem direkten oder
indirekten Bezug zur Corona-Krise (Covid-19, Wirtschaft, Arbeit, Finanzen).

Abbildung 4: Wichtigste politische Herausforderungen aus Sicht der Wählenden – Zeitverlauf
                   18

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                        20

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                                              20

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                                                                                                                20

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                                                                                                                        .

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                                                                                                                                                .

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                                                                                                                            O

                                                                                                                                            O

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                                                                                                                                                             O
    60%                     61

                                                  42                                                                                        42      43
    40%
                                                          34
                                         30                                                30                               29
    20%                                                                                                                                                      22

                                                                          11      11                       11       11

    0%
                                         Klimawandel,                                                     Arbeitslosigkeit,
             Covid-19                                                       Wirtschaft                                                Krankenkassenprämien
                                         CO2-Ausstoss                                                       Lohndruck

    60%

    40%                                  37
                                                  33                                                                34
           31
                   26                                                                                      28
    20%
                            16                            16                      16
                                                                          13               13                               13                               12
                                                                                                                                            9       8
    0%
          Zuwanderung,                       Reform                        Natur- und                                                     Steuerbelastung,
                                                                                                        Beziehungen zur EU
            Ausländer                    Altersvorsorge                 Landschaftsschutz                                                 Staatsausgaben

    60%

    40%

    20%    19
                   16
                            12           14                               13      13
                                                  11      9                                7
    0%
          Unabhängigkeit,                 Kriminalität,                 Gleichstellung der
           Souveränität                    Sicherheit                        Frauen

Frage: «Welches sind Ihrer Meinung nach gegenwärtig die wichtigsten politischen Herausforderungen in unserem
Land? (Maximal 3 Antworten)»

Während sich das Thema des Klimawandels einigermassen behaupten konnte,
haben alle anderen Themenfelder ohne Corona-Bezug in der Wahrnehmung der
Bevölkerung teilweise deutlich an Bedeutung eingebüsst. Dazu gehören Themen,
die vor kurzem noch die Debatte prägten, wie die (guten) Beziehungen zur EU, die
Krankenkassenprämien oder die Altersvorsorge. Der Themenbereich Zuwanderung

7
2   WICHTIGSTE POLITISCHE HERAUSFORDERUNGEN

und Ausländer, der bei den eidgenössischen Wahlen 2015 dominiert, spielte bereits
im Vorfeld der letzten Wahlen nur noch eine untergeordnete Rolle. Seither ist das
Thema noch einmal deutlich an Wichtigkeit für die Stimmberechtigten verloren.
Es wird nur noch von 15 Prozent als eine der drängenden Herausforderungen
genannt. Auch andere Themen, die nicht primär mit Wirtschaft zu tun haben,
haben an Bedeutung eingebüsst. Dazu gehören Unabhängigkeit und Souveränität
der Schweiz sowie Kriminalität und auch Gleichstellung. Gleichstellung wird von
den wenigsten als zentrale politische Herausforderung genannt.
Die Wahlen 2019 fanden in einem Umfeld statt, das durch eine ausgesprochen
stabile Wirtschaftslage und einer anhaltenden Hochkonjunktur geprägt war. Ent-
sprechend spielten wirtschaftliche Fragen nur eine untergeordnete Rolle. Mit der
Corona-Krise hat sich dies markant verändert. Wurde «Wirtschaft» im Vorfeld
der Wahlen 2019 nur von 11 Prozent der Befragten als eine der drei wichtigs-
ten politischen Herausforderungen gewertet, tun dies nun dreissig Prozent. Ein
ähnlicher Verlauf zeigt sich beim Thema «Arbeitslosigkeit, Lohndruck». Die pan-
demiebedingte Wirtschaftskrise schlägt sich in der Problemwahrnehmung nieder.
Die veränderte Problemwahrnehmung scheint dagegen die Wahlabsichten noch
nicht allzu stark verändert zu haben. Es wird interessant sein, dies im weiteren
Verlauf der Legislatur zu beobachten.

2.3    Nach Parteien und politischer Position
Die Corona-Pandemie ist aus Sicht der Stimmberechtigten die wichtigste politi-
sche Herausforderung für die Schweiz. Entsprechend liegt dieses Thema auch
bei den Wählerschaften von vier der sechs grössten Parteien an erster Stelle.
Knapp nicht an erster Stelle steht das Thema bei der Wählerschaft der SVP, die
nach wie vor die Zuwanderung und die Ausländer» als wichtigste Herausforderung
betrachtet. Doch während vor einem Jahr noch 65 Prozent der SVP-Wählerschaft
die Zuwanderung als wichtigsten Herausforderung zählte, sind es nun nur noch
45 Prozent. Dies ist bemerkenswert, schliesslich dominierte das Thema jahrelang
die Problemwahrnehmung der SVP-Wählerschaft. Dieser Rückgang auf unter
50 Prozent dürfte mit ein Grund für den weiteren Rückgang in der Wähler-
gunst der Partei sein. Auffällig ist zudem, dass bei der SVP-Basis keine klare
Themenpriorität erkennbar ist.
Nur bei der Wählerschaft der Grünen steht die Pandemie ebenfalls nicht an erster
Stelle in der Problemwahrnehmung, da bei diesen Personen mit 71 Prozent nach
wie vor der Klimawandel dominiert. Auffällig ist zudem, dass die Krankenkassen-
prämien, die gerade bei der CVP-Basis im Vorfeld der Wahlen 2019 eine zentrale
Rolle spielten, auch bei diesem Segment noch auf Platz 5 der grössten politischen
Herausforderungen stehen. Innerhalb eines Jahres ist der Anteil Nennungen durch
die CVP-Wählerschaft von 62 auf 25 Prozent gefallen.

8
2   WICHTIGSTE POLITISCHE HERAUSFORDERUNGEN

Abbildung 5: Wichtige Herausforderungen nach Parteiwählerschaft

                               SVP                                                  SP
       Zuwanderung, Ausländer         45                                     Covid−19            71

                         Covid−19        44             Klimawandel, CO2−Ausstoss            50

                        Wirtschaft    34                  Arbeitslosigkeit, Lohndruck     30

      Arbeitslosigkeit, Lohndruck    32                            Soziale Sicherheit    26

    Unabhängigkeit, Souveränität    30                       Krankenkassenprämien 23
         Krankenkassenprämien 21                                            Wirtschaft 21
                                 0% 20% 40% 60%                                      0% 20% 40% 60%

                               FDP                                                  Grüne
                         Covid−19           67         Klimawandel, CO2−Ausstoss                 71

                        Wirtschaft     44                                   Covid−19          63

      Arbeitslosigkeit, Lohndruck   30                Natur− und Landschaftsschutz      30

    Klimawandel, CO2−Ausstoss 22                         Arbeitslosigkeit, Lohndruck 23
          Reform Altersvorsorge 21                                Soziale Sicherheit 19
         Krankenkassenprämien 19                            Krankenkassenprämien 18
                                 0% 20% 40% 60%                                     0% 20% 40% 60%

                               CVP                                                  GLP
                         Covid−19            67                             Covid−19           68

                        Wirtschaft     36              Klimawandel, CO2−Ausstoss            55

      Arbeitslosigkeit, Lohndruck    31                                    Wirtschaft  29

    Klimawandel, CO2−Ausstoss       28                   Arbeitslosigkeit, Lohndruck 23
         Krankenkassenprämien      25                     Gute Beziehungen zur EU 21
               Soziale Sicherheit 22                  Natur− und Landschaftsschutz 18
                                 0% 20% 40% 60%                                     0% 20% 40% 60%

Frage: «Welches sind Ihrer Meinung nach gegenwärtig die wichtigsten politischen Herausforderungen in unserem
Land? (Maximal 3 Antworten)»

2.4       Sprachregionale Unterschiede
In allen drei grossen Sprachregionen wird Covid-19 gegenwärtig als wichtigs-
te politische Herausforderung wahrgenommen. Besonders dominant ist diese
Einschätzung in der Romandie. In der italienischsprachigen Schweiz werden sozi-
alpolitische Themen wie Krankenkassenprämien sowie Arbeitslosigkeit besonders
oft genannt. In der Deutschschweiz sowie in der Romandie kann sich dagegen
der Klimawandel als Herausforderung Nummer zwei behaupten. Danach folgen
in den beiden grossen Sprachregionen aber auch sozial- und wirtschaftspoliti-
sche Themen, während die Themenachse Öffnung-Abgrenzung (EU, Migration)
gegenwärtig nur eine untergeordnete Rolle spielt.

9
2    WICHTIGSTE POLITISCHE HERAUSFORDERUNGEN

Abbildung 6: Wichtige Herausforderungen nach Sprachregionen

                                   Deutschschweiz                                             Romandie
                      Covid−19                          58                       Covid−19                67

  Klimawandel, CO2−Ausstoss               35                   Klimawandel, CO2−Ausstoss            34

                     Wirtschaft          30                                     Wirtschaft          32

     Arbeitslosigkeit, Lohndruck     28                         Arbeitslosigkeit, Lohndruck     31

             Soziale Sicherheit     22                             Krankenkassenprämien        26

      Zuwanderung, Ausländer 18                                  Gute Beziehungen zur EU 16
                           0% 20% 40% 60%                                               0% 20% 40% 60%

                                   Ital. Schweiz
                      Covid−19                          59

        Krankenkassenprämien                       48

     Arbeitslosigkeit, Lohndruck              37

  Klimawandel, CO2−Ausstoss          27

                     Wirtschaft      26

         Reform Altersvorsorge 19
                              0% 20% 40% 60%

Frage: «Welches sind Ihrer Meinung nach gegenwärtig die wichtigsten politischen Herausforderungen in unserem
Land? (Maximal 3 Antworten)»

2.5       Alter und Geschlecht
Die Covid-10-Pandemie betrachten die Befragten jeglichen Alters als wichtigste
politische Herausforderung, die Unterschiede zwischen den Altersgruppen fal-
len relativ klein aus. Bemerkenswert ist vor allem, dass die Altersgruppe der
über 75-Jährigen, für die eine Erkrankung am häufigsten mit einer ungünstigen
Prognose verbunden ist, den tiefsten Wert aufweist. Beim Klimawandel und CO2-
Ausstoss zeigt sich hingegen ein klarer Unterschied zwischen den Altersgruppen.
Je jünger die Befragten, desto häufiger nennen sie diesen Themenbereich als
grösste politische Herausforderung. Die älteren Altersgruppen, denen weniger
Lebenszeit auf dem Planeten verbleibt, nehmen den Klimawandel als weniger
dominierende Herausforderung wahr als die Jungen. Bei den Älteren spielen in
der Problemwahrnehmung dagegen Krankenkassenprämien, Zuwanderung, die
soziale Sicherheit sowie die Beziehungen zur EU eine etwas wichtigere Rolle.

10
2     WICHTIGSTE POLITISCHE HERAUSFORDERUNGEN

Abbildung 7: Wichtige Herausforderungen nach Alter
                                    62   58   59 61     63
                                                             56                                  52
                                                                                                      44
                                                                                                           34   29        30
                                                                                                                     28

                       Covid-19                                   Klimawandel, CO2-Ausstoss

                                    30   30 33     31   29                                            30   30 34
                                                             23                                  25                  23
                                                                                                                          17
                      Wirtschaft                                   Arbeitslosigkeit, Lohndruck

                                                        26   30
                                         21   21   21                                                      18 20     22   20
                                    15                                                           14   17
        Krankenkassenprämien                                               Soziale Sicherheit

                                                        18   20                                  21                       17
                                    14   15 17     16                                                 17   13   17   13
       Zuwanderung, Ausländer                                          Reform Altersvorsorge

                                                                                                                     20   24
                                    15   15   13   13   11   12                                  11             12
                                                                                                      10   8
  Natur- und Landschaftsschutz                                      Gute Beziehungen zur EU
                                       4
                                       4
                                       4
                                       4
                                       5
                                      +

                                                                                                   4
                                                                                                   4
                                                                                                   4
                                                                                                   4
                                                                                                   5
                                                                                                  +
                                    -2
                                    -3
                                    -4
                                    -6
                                    -7

                                                                                                -2
                                                                                                -3
                                                                                                -4
                                                                                                -6
                                                                                                -7
                                   75

                                                                                               75
                               15
                                 25
                                 35
                                 45
                                 65

                                                                                           15
                                                                                             25
                                                                                             35
                                                                                             45
                                                                                             65
Frage: «Welches sind Ihrer Meinung nach gegenwärtig die wichtigsten politischen Herausforderungen in unserem
Land? (Maximal 3 Antworten)»

Die gegenwärtige Pandemie betrachten zwei Drittel der befragten Frauen und 55
Prozent der Männer als wichtigste politische Herausforderung. Der Unterschied
zwischen den Geschlechtern beträgt somit elf Prozentpunkte, was bemerkenswert
viel ist. Bei den meisten anderen Themen unterscheidet sich die Problemwahrneh-
mung durch Frauen oder Männer nicht stark. In diesem Jahr hat sogar eher eine
Angleichung zwischen den Geschlechtern stattgefunden. Beim Klimawandel und
der Gleichstellung, beides Themen, die Frauen in der Vergangenheit als grössere
Herausforderung betrachteten als Männer, wurde die Geschlechterunterschiede
deutlich kleiner. Nur bei den Themenbereichen Zuwanderung und Unabhängigkeit
der Schweiz, die bereits in der Vergangenheit häufiger von Männern als von
Frauen als grosse Herausforderungen wahrgenommen wurden, zeigt sich auch in
der aktuellen Situation ein relativ klarer Geschlechterunterschied.

11
2   WICHTIGSTE POLITISCHE HERAUSFORDERUNGEN

Abbildung 8: Wichtige Herausforderungen nach Geschlecht – Zeitvergleich

        O 018

        O 019

               0

                            O 018

                            O 019

                                   0

                                                O 018

                                                O 019

                                                       0

                                                                         O 018

                                                                         O 019

                                                                                0

                                                                                                O 018

                                                                                                O 019

                                                                                                       0
             02

                                 02

                                                     02

                                                                              02

                                                                                                     02
           .2

           .2

           .2

                               .2

                               .2

                               .2

                                                   .2

                                                   .2

                                                   .2

                                                                            .2

                                                                            .2

                                                                            .2

                                                                                                   .2

                                                                                                   .2

                                                                                                   .2
         kt

         kt

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                             kt

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                                                 kt

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                                                                          kt

                                                                          kt

                                                                                                 kt

                                                                                                 kt

                                                                                                 kt
        O

                            O

                                                O

                                                                         O

                                                                                                O
                  66
 60%
                  55

 40%

 20%

  0%
                           Klimawandel,                                 Arbeitslosigkeit,
          Covid-19                                Wirtschaft                                Krankenkassenprämien
                           CO2-Ausstoss                                   Lohndruck

 60%

 40%

 20%

  0%
       Zuwanderung,            Reform            Natur- und                                   Steuerbelastung,
                                                                      Beziehungen zur EU
         Ausländer         Altersvorsorge     Landschaftsschutz                               Staatsausgaben

 60%

 40%

 20%

  0%
       Unabhängigkeit,      Kriminalität,     Gleichstellung der
        Souveränität         Sicherheit            Frauen

                                                 Frau          Mann

Frage: «Welches sind Ihrer Meinung nach gegenwärtig die wichtigsten politischen Herausforderungen in unserem
Land? (Maximal 3 Antworten)»

12
3   PROFIL DER PARTEIWÄHLERSCHAFTEN

3     Profil der Parteiwählerschaften
Wer sind die Wählenden der einzelnen Parteien? Wie setzen sie sich nach de-
mographischen und sozioökonomischen Kriterien zusammen? In den folgenden
Abschnitten wird das Profil der Parteiwählerschaften unter die Lupe genommen.
Die stabile Parteienstruktur in der Schweiz bringt es mit sich, dass sich bei der
aktuellen Wahlabsicht auch in soziodemographischer Hinsicht vergleichsweise
stabile Muster zeigen.

3.1     Demographie: Geschlecht und Alter
Abbildung 9 zeigt, dass Frauen in der Tendenz häufiger Parteien wählen, die
dem linken Spektrum zuzuordnen sind als Männer. So entscheiden sich mehr
Frauen als Männer, die Grünen oder die SP zu wählen, während mehr Männer
als Frauen die SVP unterstützen. Bei der GLP, der CVP und der FDP fallen die
Unterschiede in der Gunst der Geschlechter kleiner aus, auch wenn diese Parteien
ebenfalls etwas häufiger von Männern als von Frauen gewählt werden.

Abbildung 9: Wähleranteile gemäss aktueller Wahlabsicht; nach Geschlecht

                                               30%

                                                                                                        26

                                               20%                                                           21
                                                                                                   19

                                                                                  16

                                                                             14        14    14
                                                              13
                                               10%                 11   11
                                                     10
                                                          9

                                                0%
                                                     GLP      CVP       Grüne     FDP         SP        SVP

                                                                         Mann               Frau

Sowohl die Grünen als auch die Grünliberalen punkten nach wie vor am meisten
bei den jüngsten Befragten. Der Wähleranteil der GLP ist bei den unter 26-
Jährigen eineinhalb Mal, bei den Grünen sogar doppelt so gross wie bei den über
65-Jährigen. So grosse Unterschiede in der Gunst zwischen den Altersgruppen
gibt es bei keiner anderen Partei, am ehesten noch bei der SVP, aber unter
umgekehrtem Vorzeichen: Sie hat ihre Anziehungskraft auf junge Wählende, die
sie in früheren Jahren auszeichnete, eingebüsst. Mittlerweile hat sie am meisten

13
3        PROFIL DER PARTEIWÄHLERSCHAFTEN

Wählende in der Altersgruppe der 46- bis 65-Jährigen. Auch die CVP wirkt auf
ältere Wählende attraktiver als auf jüngere, während die Wählerschaften der
SP und FDP eine ganz ähnliche Altersstruktur aufweisen. Hervorzuheben ist an
dieser Stelle, dass beide Traditionsparteien auch wieder beim Nachwuchs punkten
können und junge Wählerinnen und Wähler ansprechen.

Abbildung 10: Wähleranteile gemäss aktueller Wahlabsicht; nach Alter

                  30%

                                                                                                                                    25
                                                                                                                               24
                                                                                                                                         23

                  20%
                                                                                                      19
                                                                                                 18                  18
                                                               17                                          17             17
                                                                                  16        16                  16
                                                      14            14
                                                 13                                    13
                        13
                                                                         12
                  10%
                             10 10       10 10
                                     9                                        9

                   0%
                             GLP            CVP                     Grüne              FDP                  SP                 SVP

                                                      18-25               26-45             46-65           > 65

3.2     Soziale Schichtung: Bildung und Einkommen
Der Bildungsabschluss und das Haushaltseinkommen sind die wichtigsten Merk-
male der sozialen Schichtung. Je nach Bildungsstand zeigen sich hinsichtlich der
Parteipräferenz klare Unterschiede, wie Abbildung 11 zu entnehmen ist. Wählende
mit einem Abschluss einer Berufsschule zeigen eine deutliche Präferenz für die
SVP und geben ihre Stimme am häufigsten dieser Partei. Personen mit einem
mittleren Bildungsstand entscheiden sich ebenfalls am häufigsten für die SVP.
Bei Personen mit Hochschulabschluss steht die SP an erster Stelle, gefolgt von
den Grünen und der FDP. Der Anteil mit höherer Bildung insgesamt am grössten
jedoch bei der GLP gefolgt von den Grünen. Diese Parteien bilden das Gegenstück
zur SVP, die besonders stark von Personen mit tieferer Bildung geprägt ist.

14
3    PROFIL DER PARTEIWÄHLERSCHAFTEN

Abbildung 11: Wähleranteile gemäss aktueller Wahlabsicht; nach Bildungsabschluss

                                30%

                                                                                                                    29

                                20%                                                                                      21
                                                                                                               20

                                                                                   17
                                                                                             16 16   17
                                                                                                          16
                                                              14                        15
                                                14
                                                                    13
                                                                              12
                                10%                      10
                                                                         11
                                          10                                                                                   10

                                      8

                                 0%
                                          GLP                 CVP         Grüne              FDP          SP             SVP

                                                                    obgl. Schule / Berufsschule
                                                                    Höhere Berufsbildung, Mittelschule
                                                                    FH, Universität, ETH

Auch in Bezug auf das Einkommen zeigen sich Unterschiede zwischen den Partei-
präferenzen. Am deutlichsten bei der FDP. Keine Partei ist für Spitzenverdiener so
attraktiv. 31 Prozent der Personen mit einem monatlichen Haushaltseinkommen
von über 16’000 Franken und 22 der Stimmberechtigten mit einem Einkommen
von zwischen 10’000 und 16’000 wählen FDP. Danach folgen die SVP, die CVP
und die GLP. Für die sehr gut verdienenden Befragten kommen die SP und die
Grünen hingegen weniger in Frage, nur rund jede zehnte Person würde eine der
beiden Parteien des linken Spektrums wählen. Personen mit einem mittleren oder
tiefen Einkommen wählen am häufigsten SVP, an zweiter und dritter Stellen
stehen die SP und die Grünen.
Wie bereits früheren Auswertungen zu Tage gebracht haben, zeigt sich erneut
eine Schere zwischen Bildung und Einkommen bei den Grünen. Die Wählenden
dieser Partei sind zwar überdurchschnittlich gebildet, viele von ihnen gehören
jedoch auch der untersten Einkommensklasse an. Dabei handelt es sich allerdings
weniger um tiefere soziale Milieus, sondern eher um eine postmateriell orientierte
Wählerschaft und auch um viele Personen in Ausbildung, deren Einkommen
deshalb noch tief ist. Die Wählerschaft der SVP weist im Schnitt hingegen ein
eher tiefes Bildungsniveau auf, was sich ebenfalls in der Einkommensverteilung
der Parteiwählerschaft widerspiegelt.

15
3    PROFIL DER PARTEIWÄHLERSCHAFTEN

Abbildung 12: Wähleranteile gemäss aktueller Wahlabsicht; nach monatlichem
Haushaltseinkommen

                 40%

                 30%                                                                                           31
                                                                                                                                            29

                                                                                                                                                 25

                                                                                                          22                                          22
                 20%
                                                                                                                    20
                                                                                                                         19
                                                                    17
                                                                                                                              18                           17 18
                                                               15                                    15
                                    14 14                 14             14                                                        14
                                                     13
                                                                              12                12
                 10%           11               11                                 11
                                                                                        9   8                                           9
                           7
                       6                    6

                  0%
                           GLP                   CVP                     Grüne                   FDP                          SP                  SVP

                                                                                   Weniger als 4'000
                                                                                   4'000 bis 6‘000
                                                                                   6'001 bis 10'000
                                                                                   10'001 bis 16'000
                                                                                   Über 16'000

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4   DATENERHEBUNG UND METHODE

4    Datenerhebung und Methode
Datenerhebung und Stichprobe

Die Datenerhebung zur fünften Befragung des SRG Wahlbarometers fand im Zuge
der Erhebung zum 5. SRG Corona-Monitor zwischen dem 23. Oktober und dem
2. November 2020 statt. Die Grundgesamtheit der Befragung bildet die stimm-
und wahlberechtigte Bevölkerung der Schweiz ab 18 Jahren. Die Befragung
erfolgte online. Die Rekrutierung der Befragten fand einerseits über die Webpor-
tale von SRG SSR, andererseits via Online-Panel von sotomo statt. Nach der
Bereinigung und Kontrolle der Daten konnten die Angaben von 19’620 Personen
für die Auswertung verwendet werden (Deutschschweiz: 13‘804, Romandie: 4968,
italienische Schweiz: 848).

Repräsentative Gewichtung

Da sich die Teilnehmenden der Umfrage selber rekrutieren (opt-in), ist die Zu-
sammensetzung der Stichprobe nicht repräsentativ für die Grundgesamtheit. Den
Verzerrungen in der Stichprobe wird mittels statistischer Gewichtungsverfahren
entgegengewirkt. Es werden räumliche (Wohnort), soziodemographische (Alter,
Geschlecht, Bildung, Haushaltsform) und politische Gewichtungskriterien (Partei-
präferenz) beigezogen. Durch die Gewichtung wird eine hohe Repräsentativität
für die Schweizer Bevölkerung erzielt. Der Stichprobenfehler, wie er für Zufallss-
tichproben berechnet wird, lässt sich nicht direkt auf gewichtete opt-in Umfragen
übertragen. Die Repräsentativität dieser Befragung ist jedoch vergleichbar mit
einer Zufallsstichprobe mit einem Stichprobenfehler von +/-1,3 Prozentpunkten
(für 50% - Anteil und 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit).

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