Statistik der Mitgliederorganisationen 2019 / 2020 - Externe Version | Juli 2021
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Statistik der Mitgliederorganisationen 2019 / 2020 Externe Version | Juli 2021 Schuldenberatung Schweiz | Dettes Conseils Suisse Ochsengasse 12 | 4058 Basel administration@schulden.ch | Tel. 078 209 12 34 www.schulden.ch | www.dettes.ch
Inhalt Einleitung und Grundlagen der Datenerhebung ..................................................................................... 2 Zusammenfassung .................................................................................................................................. 3 Soziodemografisches und ökonomisches Profil ...................................................................................... 4 Haushaltszusammensetzung .............................................................................................................. 4 Demografische Daten ......................................................................................................................... 5 Haushaltseinkommen ......................................................................................................................... 7 Daten zu Überschuldung ......................................................................................................................... 8 Durchschnittliche Überschuldung und Anzahl Gläubiger ................................................................... 8 Arten der Verschuldung ...................................................................................................................... 9 Durchschnittliche Dauer der Überschuldung.................................................................................... 11 Gründe für die Überschuldung ......................................................................................................... 11 Durchschnittliche Überschuldung nach Ursache .............................................................................. 12 SBS Statistik 2019/2020 1
Einleitung und Grundlagen der Datenerhebung Die Mitgliederorganisation von Schuldenberatung Schweiz (SBS) erfassen seit 2010 jährlich statistische Daten über ihre neuen Dossiers. Diese enthalten Informationen zum Profil der Haushalte und deren Verschuldung und beziehen sich ausschliesslich auf Haushalte, welche im jeweiligen Jahr zum ersten Mal Dienstleistungen der Mitglieder von Schuldenberatung Schweiz in Anspruch genommen haben. Die wichtigsten Kennzahlen aus der Auswertung dieser Daten werden im vorliegenden Bericht dargestellt. Aufgrund der halbjährigen Vakanz bei SBS im vergangenen Jahr umfasst der vorliegende Bericht die Jahre 2019 und 2020. 35 Mitgliederorganisationen haben 2019 und 34 im Jahr 2020 an der statistischen Datenerhebung teilgenommen. Diese Fachstellen für Schuldenberatung haben mit 5'784 (2019) bzw. 4764 (2020) verschuldeten und überschuldeten Haushalten einen Beratungsprozess gestartet. Andere Leistungen wie Kurzberatungen, Beratungen von Dritten, Hotline oder Präventionsprogramme werden in diesem Bericht nicht ausgewertet. Der Rückgang der Neuanmeldungen 2020 im Vergleich zum Vorjahr von bereinigt minus 16 Prozent steht im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, durch welche die Fachstellen ihre Angebote zeitweise stark reduzieren und ganz schliessen mussten. Vor allem haben Stellen, welche neben der Schuldenberatung weitere Sozialberatungen und Soforthilfe anbieten, letztere in der Pandemie priorisieren müssen. SBS Statistik 2019/2020 2
Zusammenfassung 1. Sozio-demografisches Profil: 40 Prozent der Dossiers sind 2020 von Alleinstehenden, je etwa ein Fünftel von Paaren mit Kindern und Alleinerziehenden. 34 Prozent der Personen in den betroffenen Haushalten sind Kinder. 2. Sozio-ökonomisches Profil: Das Profil der Haushalte gleicht jenem der vergangenen Jahre. Über 80 Prozent der überschuldeten Haushalte verdienen weniger als die 6'500 CHF pro Monat (inkl. 13. Lohn), welche dem Schweizer Medianlohn entsprechen. 3. Häufigste Schuldenarten: Am verbeitesten sind weiterhin Steuerschulden (73%) und Krankenkassenschulden (61%), diese machen auch 41 Prozent des gesamten Schuldenvolumens aus. In etwas mehr als einem Viertel der Haushalte sind es allgemeine, selbst bezahlte Gesundheitskosten und Barkredite. 4. Höhe der Schulden: Im Durchschnitt beläuft sich die Höhe der Schulden im Jahr 2020 auf 65'014 CHF. Das entspricht etwa 15mal dem Medianeinkommen (4350 CHF) der Haushalte mit Erstkontakt. 5. Dauer der Verschuldung: Nur 23 Prozent der Haushalte haben sich 2020 innerhalb der ersten zwei Jahre nach einer Verschuldung bei einer Schuldenberatungsstelle gemeldet. 6. Gründe für die Überschuldung: Besonders stechen sowohl 2019 und 2020 als Grund für die Verschuldung Arbeitslosigkeit (24 Prozent) und gesundheitliche Probleme (23 Prozent).2020 belegt zudem Trennung/Scheidung mit 24 Prozent eine Spitzenposition. 7. Die Corona-Pandemie führte zu einem Rückgang der Neuanfragen zwischen 2019 und 2020 von insgesamt 16%. Es ist davon auszugehen, dass 2021 ein deutlicher Anstieg der Anfragen erfolgen wird. Einerseits wegen Nachholeffekten, andererseits aufgrund der finanziellen Auswirkungen der Krise auf die Haushalte. SBS Statistik 2019/2020 3
Soziodemografisches und ökonomisches Profil Das soziodemografische Profil der Personen und Haushalte, die sich an die Fachstellen für Schuldenberatung wenden, bleibt über den Lauf der Jahre ähnlich. Haushaltszusammensetzung • 40 Prozent der Dossiers kommen von Alleinstehenden, 22 Prozent von Paaren mit Kindern und 20 Prozent von Allerziehenden. • 34 Prozent der Betroffenen in den Haushalten sind Kinder. 25 Prozent sind Kinder, die zuhause leben. 9 Prozent sind Kinder in einem anderen Haushalt, für die eine Unterstützungspflicht besteht. Abbildung 1: Haushaltsform (2020) 45% 40% 40% 35% 30% 25% 20% 20% 16% 15% 12% 10% 5% 6% 5% 0% d n n r rn d de er n er en lte he n nd nd h Ki iE ie te Ki Ki rz e Be s in n 2 2 e oh 1- in le ls ra le Al it e m Al ar eh Pa ar m Pa it m ar Pa Abbildung 2: Zusammensetzung der Haushalte (2020) 9% 25% 66% Erwachsene Kinder Kinder extern (N=4683) SBS Statistik 2019/2020 4
Demografische Daten • Gut ein Viertel der Personen, welche Beratungen bei Mitgliedern von Schuldenberatung Schweiz in Anspruch nehmen sind männliche CH-Bürger mit einem nachobligatorischen Abschluss. • Nur 9 Prozent haben einen Hochschulabschluss (Tertiär). 29 Prozent haben die obligatorische Schule besucht und 58 Prozent haben einen Berufsbildungsabschluss gemacht (Sekundär). • 58 Prozent der Dossiers sind von Schweizer Bürgerinnen und Bürgern. • Nur 16 Prozent der Dossiers betreffen unter 30Jährige. Deutlich mehr als die Hälfte (54 Prozent) betrifft Menschen zwischen 30 und 49. Ein Fünftel der Menschen zwischen 50 und 59. Über 60 sind nur 10 Prozent der Dossierträger*innen. Abbildung 3: Dossiers nach Geschlecht, Aufenthaltsstatus und Bildung 2019 Obligatorische Sekundär Tertiär Unbekannt Total Schule Frauen 12% 22% 4% 3% 41% CH 5% 15% 2% 1% 24% Ausländer*innen 7% 7% 2% 2% 17% Männer 16% 34% 5% 4% 59% CH 6% 23% 4% 1% 34% Ausländer*innen 10% 12% 2% 3% 26% Gesamtergebnis 28% 56% 9% 6% 100% 2020 Obligatorische Sekundär Tertiär Unbekannte Total Schule Frauen 11% 21% 4% 2% 38% CH 4% 15% 2% 1% 22% Ausländer*innen 7% 6% 1% 1% 15% Mann 16% 37% 6% 3% 62% CH 7% 24% 4% 1% 35% Ausländer*innen 10% 12% 2% 3% 27% Gesamtergebnis 27% 58% 9% 6% 100% (2019; N=5096; 2020: N=4314) SBS Statistik 2019/2020 5
Abbildung 4: Dossiers nach Geschlecht und Niederlassungsstatus Geschlecht Niederlassungsstatus 80% 80% 59% 62% 58% 58% 60% 60% 41% 38% 42% 42% 40% 40% 20% 20% 0% 0% Weiblich Männlich CH Ausländer*innen 2019 2020 2019 2020 Abbildung 5: Dossiers nach Alter 35% 30% 29% 27% 26% 25% 25% 20% 21% 20% 16% 16% 15% 10% 6% 7% 4% 3% 5% 0% unter 30 30-39 40-49 50-59 60-69 über 70 2019 2020 Abbildung 6: Dossiers nach Ausbildung 70% 60% 57% 57% 50% 40% 29% 28% 30% 20% 9% 9% 10% 5% 6% 0% Obligatorische Schule Sekundarstufe Tertiärstufe Unbekannt 2019 2020 SBS Statistik 2019/2020 6
Haushaltseinkommen • Das Medianeinkommen der von SBS-Mitgliederorganisationen beratenen Haushalte liegt bei 4’350 CHF. • Über 80 Prozent der überschuldeten Haushalte verdienen weniger als 6'500 CHF pro Monat (inkl. 13. Lohn), dem Betrag, der dem Schweizer Medianlohn entspricht. 44 Prozent verdienen unter 4000 CHF. Abbildung 7: Durchschnittliches Haushaltseinkommen und Median 5100 4699 4751 4600 4352 4350 4100 3600 3100 2600 2100 Durchschnitt Median 2019 2020 Abbildung 8: Dossiers nach Haushaltseinkommen 30% 24% 25% 22% 20% 20% 14% 15% 10% 8% 5% 4% 3% 0% 1% 1% 0% 1% 0% 00 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 r eh 99 99 99 99 99 99 99 99 99 99 30 m -3 -4 -5 -6 -7 -8 -9 10 11 12 0- 00 00 00 00 00 00 00 d 0- 0- 0- un 30 40 50 60 70 80 90 00 00 00 0 10 11 12 00 13 2019 2020 (2020: N=4766) SBS Statistik 2019/2020 7
Daten zu Überschuldung Durchschnittliche Überschuldung und Anzahl Gläubiger • Die durchschnittliche Überschuldungssumme betrug im Jahr 2020 65'014 CHF (N=4608) und ist damit gegenüber dem Vorjahr angestiegen. Es gilt zu beachten, dass die Tragweite und die Zusammensetzung der Überschuldung je nach Einkommenshöhe, Verschuldungsgrund und -art variieren. • Durchschnittlich enthalten die Dossiers Schulden bei 9.43 verschiedenen Gläubigern. • In 52 Prozent der Fälle sind Ansprüche von durchschnittlich knapp drei Inkassofirmen vorhanden. Abbildung 9: Durchschnittliche Überschuldung 67’000 CHF 65’014 CHF 62’000 CHF 60’240 CHF 57’000 CHF 52’000 CHF 47’000 CHF 42’000 CHF 37’000 CHF 32’000 CHF 27’000 CHF 2019 2020 Abbildung 10: Anzahl und Art der Gläubiger Gläubiger 2020 Anzahl Gläubiger 9.43 Anzahl Inkassofirmen als Gläubiger 2.92 Anteil Dossiers mit Inkasso 52% SBS Statistik 2019/2020 8
Arten der Verschuldung • Steuerschulden und Schulden bei den Krankenkassen sind weiterhin die am weitesten verbreitete Schuldenart. 2020 hatten 73 Prozent der verschuldeten Haushalte haben Steuerschulden. Bei der Krankenkasse haben 61 Prozent der Haushalte Schulden. • 29 Prozent der Haushalte haben Rückstände bei den selbst getragenen Gesundheitskosten, was besonders beunruhigend ist. Die physische und psychische Gesundheit überschuldeter Personen wird von Stress und den Einschränkungen eines Lebens am Existenzminimum gefährdet. Für diese Menschen ist der Zugang zum Gesundheitswesen dann schwierig, weil ihre Ärzte sie unter Umständen nicht mehr behandeln oder weil sie in einer schwarzen Liste eingetragen sind. • Bei den Schulden infolge von Verbraucherkrediten im weiteren Sinne stechen Barkredite (28 Prozent) und Kreditkartenschulden (24 Prozent) hervor. Auch Schulden für Telekommunikation betreffen 20 Prozent. • Fast jedes fünfte Dossier (18 Prozent) enthält Schulden für Bussen und Geldstrafen. Abbildung 11: Anzahl Haushalte mit entsprechenden Schuldenarten (2020) 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% Steuern 73% Krankenkassen 61% Andere nicht aufgelistete Schulden 53% And. Gesundheitskosten 29% Barkredit 28% Kreditkarten 24% Privatschulden 21% Telekommunikation 20% Bussen/Geldstrafen 18% Mietzinsausstände/Hypothekarzinsen 13% Kundenkarten 7% Kontoüberzüge 7% Unterhaltsbeiträge 6% Abzahlungskäufe 6% Leasing 5% Geschäftsschulden als Selbständiger 5% Gerichts-/Verfahrenskosten 4% Sozialhilfe Rückerstattung 4% (N = 3862) SBS Statistik 2019/2020 9
• Steuerschulden machen über knapp ein Drittel der Gesamtschulden aus. An zweiter Stelle folgen Barkredite mit 14 Prozent der Gesamtschulden. Abbildung 12: Anteil an der Gesamtüberschuldung nach Schuldenkategorie 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% Steuern 30% Barkredit 14% Krankenkasse 11% Privatschulden 7% Geschäftsschulden Selbständige 6% (N= 4150) • Konsumkredite werden häufig in Anspruch genommen, um einer drohenden Überschuldung zu begegnen. Jedoch führt diese Vorgehensweise im Allgemeinen mittel- bzw. langfristig zu einer verstärkten Überschuldung. Abbildung 13: Durchschnittliche Überschuldung mit/ohne Konsumkredite Mit Leasing Mit Barkrediten Mit Kundenkarten Mit Kreditkarten Mit Abzahlunsgsverträgen Ohne Kreditschulden 0 20000 40000 60000 80000 100000 SBS Statistik 2019/2020 10
Durchschnittliche Dauer der Überschuldung • Nach wie vor muss konstatiert werden, dass überschuldete Haushalte zu lange warten, bevor sie Unterstützung in Anspruch nehmen. Nur 23 Prozent der Haushalte nimmt bereits innerhalb der ersten zwei Jahre eine Beratung in Anspruch. Abbildung 14: Dauer der Überschuldung 40% 32% 29% 25% 30% 22% 23% 23% 22% 23% 20% 10% 0% 0-2 Jahre 3-5 Jahre 6-10 Jahre >10 Jahre 2019 2020 Gründe für die Überschuldung • Besonders stechen 2020 als Gründe für die Verschuldung Arbeitslosigkeit und Trennung/Scheidung hervor (24 Prozent). Ebenso so hoch: Krankheit, Unfälle und gesundheitliche Probleme (23 Prozent). • Eine Rolle spielen auch administrative und kognitive Überforderung (23 Prozent) sowie kühne Geldplanung (22 Prozent) hervor. Abbildung 15: Gründe für die Überschuldung (mehrere Antworten möglich) 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% Arbeitslosigkeit 24% Trennung /Scheidung 24% Krankheit/Unfall/… 23% Kühne Geldplanung 23% Administrative und… 22% Workingpoor 11% Andere nicht aufgelistete… 11% Aufgabe… 9% Geburt/Adoption von… 8% Auszug aus dem… 8% Schulden erzeugt durch… 7% Hohe Fixkosen 6% Andere Süchte (Alkohol,… 6% Haushaltgründung von… 5% Unterstützung an Dritte 5% Spielsucht 2% Kaufsucht 2% Pensionierung 1% 2019 2020 SBS Statistik 2019/2020 11
• In den meisten Fällen ist die Ursache der Überschuldung auf eine Kombination von verschiedenen Faktoren zurückzuführen. Aktiven (Schwierigkeiten mit Geld umzugehen, nicht genügend Weitsicht, zu grosses Risiko) und passiven (geringeres Einkommen wegen Verlust des Arbeitsplatzes, Krankheit, Unfall, Invalidität oder eine Erhöhung der Kosten aufgrund einer Trennung/Scheidung, usw.). • Schaut man sich die Situationen näher an, in denen ein einziger Grund ausgemacht wurde, so lässt sich feststellen, dass die Überschuldung in weniger als 4 % der Dossiers auf einen riskanten Umgang mit den Finanzen zurückzuführen ist. Weiter gilt es zu bedenken, dass der riskante Umgang mit Geld auch erst während der Überschuldung eintreten kann, insbesondere wenn die Betroffenen keinen Ausweg aus der Verschuldung mehr sehen (z.B. Kreditaufnahme oder Kreditaufstockung, um bestehende Schulden zu „tilgen“). Durchschnittliche Überschuldung nach Ursache • Den höchsten durchschnittlichen Schuldenbetrag haben mit 147'000 CHF ehemalige selbstständig Erwerbende nach Aufgabe ihres Geschäftes. • Deutlich über dem allgemeinen Durchschnitt liegen Ursachen im Zusammenhang mit Sucht. Spielsucht bei 96'000 CHF, andere Süchte bei 82'000 CHF und Kaufsucht bei 75'000 CHF. Abbildung 7: Durchschnittliche Überschuldung nach Ursache 0 20000 40000 60000 80000 100000 120000 140000 160000 Aufgabe… 146971 Spielsucht 96287 Andere Süchte (Alkohol,… 81638 Kühne Geldplanung 76515 Kaufsucht 75139 Geburt/Adoption von… 72518 Andere nicht aufgelistete… 72331 Administrative und… 68751 Trennung /Scheidung 68601 Hohe Fixkosen 62173 Unterstützung an Dritte 62087 Schulden erzeugt durch… 61983 Krankheit/Unfall/… 61768 Pensionierung 59929 Arbeitslosigkeit 59396 Workingpoor 52699 Auszug aus dem… 48062 Haushaltgründung von… 2380 2019 2020 SBS Statistik 2019/2020 12
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