Statussymbol Gesundheit - Wie sich der soziale Status auf Prävention und Gesundheit auswirken kann - Stiftung Gesundheitswissen
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Gesundheitsbericht 2020 der Stiftung Gesundheitswissen Statussymbol Gesundheit Wie sich der soziale Status auf Prävention und Gesundheit auswirken kann www.stiftung-gesundheitswissen.de
Lorem ipsum Gesundheitsbericht 2020 03 Vorwort Gesundheitskompetenz und sozialer Status hängen unmittelbar zusammen. Was lange mehr eine „ge- fühlte Wahrheit“ darstellte, bestätigte 2013 eine international beachtete Untersuchung der Welt- gesundheitsorganisation zu „Health Literacy“. Der Grad der Gesundheitskompetenz wirkt sich demnach direkt auf die individuelle Gesundheit aus und hat zudem Folgen für unser Gesundheitswesen. In unserem aktuellen Gesundheitsbericht kommen wir zu ähnlichen Ergebnissen: Gesundheit hängt auch im Jahr 2020 von der sozialen Schicht ab. Menschen mit niedrige- besagt? Der aktuelle Gesundheitsbericht gibt allen, die rem sozioökonomischem Status haben noch immer Nach- im Gesundheitsbereich arbeiten, hierzu Anregungen und teile in Gesundheitsfragen. Sie sehen sich seltener in der Impulse. Für uns stellt er eine Basis für die stetige Weiter- Lage, selbstständig Informationen über Gesundheit und entwicklung unserer Arbeit dar. Krankheit zu finden und anzuwenden, mit weitreichenden Konsequenzen: Sie informieren sich nicht nur weniger, sie Wir als Stiftung Gesundheitswissen sind bereit, uns die- halten auch Präventionsmaßnahmen wie Sport und ge- ser Herausforderung zu stellen. Denn die Studie zeigt sunde Ernährung für deutlich unwichtiger und nehmen auch, dass das Interesse an Gesundheitsinformationen Präventionsangebote in einem geringeren Maße wahr als besonders groß ist, wenn ein persönliches Gesundheits- solche mit besserer Bildung und höherem Einkommen. Vor problem oder eine Krankheit besteht. Das bestärkt uns, allem aber glauben sie seltener daran, dass sie durch ihr unseren Weg fortzusetzen und unsere Gesundheits- Verhalten ihre Gesundheit oder den Verlauf einer Krankheit informationen sowie die konkreten Entscheidungshilfen beeinflussen können. Dabei ist gerade das Zutrauen in bei einer Erkrankung konsequent an den Bedürfnissen die eigenen Einflussmöglichkeiten eine Ressource für die von Betroffenen auszurichten. Mit qualitätsgesicher- eigene Gesundheit und ein Schlüssel für Prävention. ten Informationen möchten wir uns daran beteiligen, die Gesundheitskompetenz aller zu steigern, und eine Umso bedenklicher ist auch, dass dieses Zutrauen in den Grundlage für Prävention und gesunden Lebensstil zu letzten Jahren sogar zurückgegangen ist – und zwar über schaffen – damit Gesundheit nicht länger eine Frage der alle Bevölkerungsgruppen hinweg: 2015 waren noch sozialen Schicht bleibt. 46 Prozent der Bevölkerung ohne ernsthafte gesund- heitliche Beeinträchtigung davon überzeugt, dass sie Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre. ihren Gesundheitszustand stark beeinflussen können, jetzt sind es, so zeigen es die aktuellen Zahlen unseres Berichts, nur noch 35 Prozent. Wo liegen also Anknüp- fungspunkte, „die Kompetenz der Menschen zu stärken, sodass sie zum Mitgestalter ihrer Gesundheit werden“ – Dr. Ralf Suhr so, wie es das Leitbild unserer Stiftung Gesundheitswissen Vorstandsvoritzender der Stiftung Gesundheitswissen
STATUSSYMBOL GESUNDHEIT Bei Gesundheitsfragen geht ein Riss durch Deutschland Menschen mit hohem sozioökonomischem Status leben oftmals gesundheitsbewusster und achten mehr auf Prävention 33 % halten Stress für ein ernsthaftes 75% als Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status. mit chronischer 60 % Krankheitsrisiko. Krankheit haben diese „gut im Griff“. 65% treiben regelmäßig 70% Menschen in höheren sozialen Schichten Sport für die Gesundheit. 77% denken, dass sie mit sind an ihrer Lebensweise Gesundheitsthemen Rückenschmerzen interessiert. vorbeugen können. halten es für wichtig, 86% sich gesundheits- bewusst zu ernähren. 75% fällt es leicht, Gesundheits- informationen zu finden, die ihnen weiterhelfen. 49% bewerten ihren Gesundheits- zustand als gut. 31% treiben regelmäßig mit chronischer Krankheit haben diese „gut im Griff“. Sport für die Gesundheit. Menschen in niedrigeren sozialen Schichten i 82 % 46% 60% mendionseque Studie des Instituts für 60% voluptis in nam et Demoskopie Allensbach im Auftrag voluptat iligni. mendionseque der Stiftung Gesundheitswissen 49% voluptis in nam et voluptat iligni. denken, dass sie mit Stichprobe: repräsentative Befragung ihrer Lebensweise 63% halten es für wichtig, 18 % sind an von 1.255 Deutschen über 16 Jahren Gesundheitsthemen sich gesundheits- Rückenschmerzen interessiert. bewusst zu ernähren. vorbeugen können. Durchführung: mündlich-persönliche bewerten ihren Interviews Gesundheits- zustand als gut. Zeitraum: 1. September 2019 bis fällt es leicht, halten Stress für ein 12. September 2019 Gesundheitsinformationen ernsthaftes zu finden, die ihnen Krankheitsrisiko. weiterhelfen.
» »Die Qualität von Informationen einzuschätzen fällt vielen nicht leicht.« Prof. Dr. Doris Schaeffer und Prof. Dr. Klaus Hurrelmann, wissenschaftliche Berater der Stiftung Gesundheitswissen, kommentieren die Studienergebnisse Wenn eine Entscheidung in Gesundheitsfragen ansteht, dann wird sie heute nicht mehr allein vom Arzt oder der Ärztin getroffen. Denn die Rolle von Patientinnen und Patienten hat sich in den letzten drei Jahrzehnten grund- legend verändert: Sie sind nicht länger passive Leistungsempfänger, sondern haben zahlreiche Mitwirkungs- und Mitgestaltungsmöglichkeiten. Gemeinsam mit Ärzten, Psychotherapeuten, Pflegenden und Angehörigen anderer Gesundheitsprofessionen eini- gen sie sich heute auf Behandlungsstrategien und Versor- gungsmaßnahmen und treffen gemeinsam informierte Entscheidungen. Diese neu ausgerichtete Patientenrolle hinaus ist es notwendig, dieses Wissen in der Interaktion im Gesundheitssystem zu nutzen. Diese spezifischen Kompetenzen werden auch als Gesundheitskompetenz bezeichnet. heitsproblem oder eine Krankheit bestehen. Wenn Gesundheits- und Krankheitsinformationen Themen behandeln, die von unmittelbarer per- sönlicher Bedeutung sind, steigt die Zahl derjenigen, die sehr großes In- teresse an Information haben, von 17 auf 31 Prozent. Der Gesundheitsbericht macht aber auch deutlich, wie groß die Unter- schiede im Informationsverhalten zwischen verschiedenen Gruppen sind. Die sozioökonomische Lage und der Bildungsgrad erweisen sich als entscheidende Faktoren: Menschen aus höheren sozialen Schichten haben ein größeres Interesse an Gesundheitsinformation, können diese leichter rezipieren und verarbeiten und wissen sie für die Problemlösung und das Management ihrer gesundheitlichen Situation zu nutzen – auch im Gesundheitssystem. Menschen mit geringem Sozialstatus und nied- riger Bildung fällt all dies schwerer, was sich auch in früheren Studien bereits gezeigt hat. Dadurch kommt es zu Informations- und Kompe- tenzdefiziten, die sich in schlechteren Gesundheits-Outcomes und un- gesünderen Verhaltensweisen niederschlagen. Die Angehörigen der unteren sozialen Schichten schätzen ihre Selbst- wirksamkeit als gering ein. Gemeint ist die Möglichkeit, durch eigenes Verhalten auf ihre gesundheitliche Lage und die Entstehung von Gesund- heit und Krankheit Einfluss zu nehmen. Generell ist es – wie der Gesund- heitsbericht zeigt – für die Bürgerinnen und Bürger, gleich ob sie gesund oder krank sind, relativ schwierig, an gesundheitsrelevante Information zu gelangen und sie zu beurteilen. Die Qualität von Information einzu- schätzen und die Frage zu beantworten, welche Information zuverlässig ist, wie mit widersprüchlichen oder gar falschen Informationen umzuge- hen ist und wie angesichts der bestehenden Informationsfülle die richtige Information zu finden ist – das fällt vielen nicht leicht, wie der Gesund- heitsbericht der Stiftung Gesundheitswissen zeigt. Besonders Menschen aus den unteren sozialen Schichten tun sich hier schwer. Wir begrüßen es daher sehr, dass die Stiftung Gesundheitswissen es sich zum Ziel gesetzt hat, zuverlässige und vertrauenswürdige Informationen für breite Bevölkerungsschichten im Internet bereitzustellen und dabei besonders auf Vorsorge und Prävention achten wird. Dies ist gerade des- halb besonders wichtig, weil das Internet bei der Suche nach Gesund- Gesundheitsbericht 2020 Prof. Dr. Schaeffer, Leitung Interdisziplinäres Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung der Universität Bielefeld 07 und das damit verbundene veränderte Informationsver- Wie wichtig dabei öffentlich zugängliche Gesundheits- heitsinformationen immer mehr an Bedeutung gewinnt. halten in Gesundheitsfragen bilden den Ausgangspunkt informationen sind, machen die Ergebnisse des aktuellen des Gesundheitsberichts der Stiftung Gesundheitswissen. Gesundheitsberichts sehr deutlich. Generell fühlt sich die Allerdings stellen die Verständlichkeit, Vertrauenswürdigkeit und Zu- Damit sich Patienten aktiv einbringen können, sind u. a. Bevölkerung demnach recht gut informiert und hat ins- verlässigkeit der Informationen im Internet sowie die Identifikation von gesundheits- und krankheitsrelevantes Basiswissen, Prob- gesamt ein recht großes Interesse an Gesundheitsinfor- Falschinformation und manipulierter Information für die Bürgerinnen in lemlösungswissen, Wissen über typische Symptome und mationen. Immerhin rund 65 %, also zwei Drittel der Deutschland ein großes Problem dar. Die Stiftung Gesundheitswissen Verlaufsformen von gesundheitlichen Störungen und Bevölkerung, interessieren sich für aktuelles Wissen zu stellt daher auch Information und Anleitung darüber zur Verfügung, Krankheiten erforderlich, ebenso die Kompetenz, dieses Fragen von Gesundheit und Krankheit. Besonders groß wie die Suche nach Information im Internet erfolgen kann, wie geeig- Prof. Dr. Hurrelmann, Professor of Wissen einordnen und auf die eigene Situation und sich ist das Interesse an Gesundheitsinformationen, wenn nete Suchstrategien aussehen können und wie Information beurteilt und Public Health and Education an der dort stellende Probleme anwenden zu können. Darüber eine eigene Betroffenheit, also ein persönliches Gesund- Falsch- und Fehlinformation identifiziert werden können. Hertie School of Governance
08 Gesundheitsbericht 2020 Gesundheitsbericht 2020 09 Ergebnisbericht, Teil I: Gesundheit eine Frage Starker Einfluss auf die eigene Gesundheit? Selbstvertrauen sinkt „Stress“ – bis zu einem gewissen Grad ebenfalls selbst be- einflussbar – mit 26 Prozent auf dem dritten, „Umweltein- flüsse“ mit 23 Prozent auf dem vierten Platz. Geschlechter- der sozialen Schicht? unterschiede gibt es hier kaum. Menschen, die sich „kaum“ oder „gar nicht“ für Gesundheitsfragen interessieren, mes- -11 sen der eigenen „Lebensweise“ erheblich weniger Einfluss Prozent- zu (43 Prozent) zu als diejenigen, die sich stark für Gesund- punkte heitsthemen interessieren (59 Prozent). Jeder vierte Deut- 2015 glaubten 46%, die sche traut sich bei dieser Frage allerdings keine Bewer- eigene Gesundheit stark tung der Risikofaktoren zu. Überdurchschnittlich häufig „Wie geht’s?“ – Viele Konversationen beginnen mit die- sich aus Einkommenssituation, Bildung, Berufstätigkeit beeinflussen zu können. kommen diese Menschen aus der Altersgruppe zwischen 2019 sind es nur noch 35%. ser scheinbar banalen Frage. Wir möchten dann keinen und der beruflichen Position. Die Bewertung des Gesund- 35 und 49 Jahren (32 Prozent), stehen also „mitten im ausführlichen Gesundheitsbericht hören, sondern et- heitszustands sinkt mit dem Alter – bis zum 64. Lebensjahr Leben“, verfügen über einen niedrigen sozioökonomi- was über den gefühlten Gesundheitszustand erfahren. allerdings gar nicht einmal so steil. Mit dem 65. Lebensjahr, schen Status (28 Prozent) und interessieren sich „wenig“ In Deutschland fühlen sich zwei von drei Befragten ab also praktisch mit Rentenbeginn, nehmen die gesundheit- bis „gar nicht“ für Gesundheitsfragen (30 Prozent). 16 Jahren gesundheitlich „gut“ bis „sehr gut“, Männer lichen Beeinträchtigungen jedoch stark zu: Ab da geben i noch etwas mehr als Frauen. 75 Prozent der Menschen nur 40 Prozent, also 23 Prozentpunkte weniger als in der mit höherem sozioökonomischem Status behaupten Altersstufe zuvor, an, sich gesundheitlich „gut“ oder „sehr nomischem Status. Von diesen ist jeder Zweite der Über- das von sich, bei solchen mit niedrigem sind es lediglich gut“ zu fühlen. zeugung: „Ich kann mit eigenem Verhalten meinen Ge- knapp 50 Prozent. Der sozioökonomische Status ergibt sundheitszustand stark beeinflussen.“ Zum Vergleich: Bei Verschiedene Perspektiven Die eigene Gesundheit beeinflussen Befragten mit niedrigem sozioökonomischem Status trifft Der gefühlte Gesundheitszustand korreliert auch mit der das gerade auf ein Viertel zu. Sie glauben häufig, dass auf Prävention Einschätzung, seine eigene Gesundheit beeinflussen zu ihr eigener Lebensstil keine bedeutenden Effekte auf ihre Prävention beginnt im Kindesalter und zieht sich können. Fast neun von zehn Deutschen, die ihren Ge- Gesundheit habe. Der sozioökonomische Status scheint Gesundheitsempfinden hängt sundheitszustand mit „sehr gut“ beschreiben, glauben, also mit einer bestimmten Einstellung und einem ent- durch das ganze Leben. Experten unterscheiden dabei unterschiedliche Präventionsstufen: Bei der vom sozioökonomischem Status ab dass sie durch ihr eigenes Verhalten ihre Gesundheit be- sprechenden Verhalten rund um die eigene Gesundheit Primärprävention geht es darum, Krankheiten einflussen können. Hier steht im Vordergrund, Krankhei- einherzugehen. zu verhindern, bevor sie entstehen und so die ten zu verhindern, bevor sie entstehen, und Gesundheit Gesundheit zu erhalten. Vorsorgemaßnahmen zu erhalten. Mediziner sprechen von „Primärprävention“. Auch Menschen mit chronischen Erkrankungen glauben reichen von ausreichend Bewegung über gesunde 75% Überdurchschnittlich häufig findet sich diese Einstellung an den Einfluss ihrer Verhaltensweisen: Sieben von zehn 49% auch bei Menschen, die an Gesundheitsfragen sehr inter- essiert sind. Keiner von ihnen ist der Meinung, das eigene befragten Chronikern erklären, durch ihr eigenes Verhal- ten den Verlauf ihrer Krankheit/Beeinträchtigung „etwas“ Ernährung bis hin zum Verzicht auf Suchtmittel wie Nikotin. Bei der Sekundärprävention steht die frühzeitige Erkennung von Krankheiten im Verhalten wirke sich „gar nicht“ auf die Gesundheit aus. bis „stark“ beeinflussen zu können. Es geht hierbei vor al- Fokus, z. B. durch Früherkennungsmaßnahmen Allerdings glauben gesellschaftsübergreifend nur 35 Pro- lem darum, mit der eigenen Krankheit so umzugehen, dass wie Krebsscreening oder Gesundheitsunter- zent „starken“ Einfluss auf die eigene Gesundheit zu ha- eine Verschlimmerung, schwerwiegende Komplikationen, 49 % der Befragten mit niedrigem suchungen für Kinder. Bei der Tertiärprävention sozioökonomischem Status bewerten ihre ben. 2015 waren es noch 46 Prozent – ein Rückgang um Folgeschäden und Rückfälle verhindert beziehungsweise soll die Verschlimmerung einer bestehenden Gesundheit als gut. Bei Menschen elf Prozentpunkte. abgemildert und Funktionsfähigkeit sowie Lebensqualität mit hohem Status sind es (chronischen) Erkrankung aufgehalten werden, wiederhergestellt werden („Tertiärprävention“). 26 Prozentpunkte mehr. Komplikationen oder Rückfälle sollen verhindert Sozioökonomische Unterschiede und die Lebensqualität wiederhergestellt werden. im Selbstvertrauen Lebensweise und Veranlagung In überdurchschnittlichem Maße von den eigenen Ein- Worin sehen die Deutschen das größte Risiko für ihre Ge- Weitere Infos zum Thema Prävention: flussmöglichkeiten überzeugt sind die Altersgruppe sundheit? Jeder zweite befragte Bundesbürger schreibt der www.stiftung-gesundheitswissen.de zwischen 50 und 64 Jahren (39 Prozent glaubt an einen eigenen Lebensweise das höchste Risiko zu, ernsthaft zu starken Einfluss) sowie Menschen mit hohem sozioöko- erkranken. „Gene“ folgen mit 37 Prozent auf Rang zwei,
Gesundheitsbericht 2020 11 Krankheiten durch gesunde Lebensweise vorbeugen Mit Prävention Erkrankungen vermeiden Angabe“ machte von den Befragten aus den hohen so- 58% Vor welchen Erkrankungen eine gesunde Lebensweise zialen Schichten jeder Zehnte, bei solchen aus niedrigen schützen kann, das ist für die meisten Befragten klar: sozialen Schichten jeder Fünfte. Fazit: Das Selbstvertrauen, Bluthochdruck/Hypertonie (58 Prozent), Rückenschmer- zu sagen „Ich kann mit meiner Lebensweise meine Ge- zen (54 Prozent), Zuckerkrankheit/Diabetes (52 Prozent) sundheit beeinflussen“, hängt stark vom sozioökonomi- und – mit einigem Abstand – Burnout (45 Prozent). Am schen Status ab. Je höher der Status, desto höher auch » unteren Ende der Skala stehen Parkinson (1,3 Prozent), das Selbstvertrauen in Gesundheitsfragen. Epilepsie (1 Prozent) und Multiple Sklerose (0,6 Prozent). der Befragten gehen davon aus, Die eindeutigen Ursachen bei allen drei zuletzt genann- ten Erkrankungen sind unklar. Weitgehend unstrittig ist durch eine gesunde Lebens- dagegen, dass bei nahezu sämtlichen chronischen Erkran- weise das Risiko für Bluthoch- kungen beispielsweise eine gesunde Ernährung positiv druck/Hypertonie zu senken. aufs Gesamtbefinden wirken kann. Diese Differenzierung hinsichtlich des Verantwortungsbewusstsein für Selbstvertrauens erweist sich die eigene Gesundheit bei der Erstellung von Gesundheits- Auch hier hängen die Einschätzungen zum Teil vom Ge- schlecht, noch mehr vom sozialen Status ab – und zwar informationen als essenziell. durch die Bank: Beispielsweise denken 67 Prozent der Nur wer weiß, welche Gruppe, welche 52% Menschen mit hohem sozioökonomischem Status, die ei- Kompetenzen hat, kann Informationen gene Lebensweise wirke sich vorbeugend aus, um das Risi- ko für Bluthochdruck zu vermindern. Bei Befragten aus so- gezielt aufbereiten. zial schwächeren Schichten sind es nur 55 Prozent. „Keine Dr. Ralf Suhr glauben, dass sie sich durch ihre Lebensweise vor Je höher der sozioökonomische Status, desto wichtiger wird Prävention bewertet Zuckerkrankheit/Diabetes schützen können. In sozial höheren In sozial höheren In sozial höheren 45 Schichten sagen Schichten sagen Schichten sagen 10 Prozent- 17 Prozent- 23 Prozent- % punkte punkte punkte mehr, dass Nichtrauchen wichtig mehr, dass gesunde Ernährung wichtig mehr, dass Sport wichtig ist, ist, als in schwächeren Schichten ist, als in schwächeren Schichten als in schwächeren Schichten (88 zu 78 Prozent). (77 zu 60 Prozent). (82 zu 59 Prozent). der Befragten gehen davon aus, durch eine gesunde Lebensweise das Risiko für Burnout zu senken.
» 12 Gesundheitsbericht 2020 5 Fragen an Prof. Dr. Renate Köcher 5 Fragen an Soziales Gefälle bei der Bewertung von Prävention Nichtrauchen, Schlafen, Spazieren – was sich die Die Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach Der sozioökonomische Status beeinflusst nicht nur die Deutschen zur Prävention vornehmen über die Erkenntnisse der Studie Selbstwirksamkeit, sondern auch die Bewertung von Prä- Insgesamt hält die Mehrheit der Deutschen „Nicht rau- Ja, das deckt sich auch mit Erkenntnissen in an- Frau Prof. Köcher ventionsmöglichkeiten: Befragt anhand einer Liste, was chen“ (82 Prozent), „Genügend schlafen“ (80 Prozent), deren Bereichen. Ich halte es für außerordentlich wichtig ist, um gesund zu bleiben, gibt es bei den Men- „Möglichst oft an die frische Luft gehen, viel Bewegung“ wichtig, das Vertrauen in die Selbstwirksamkeit schen mit niedrigerem sozioökonomischem Status die (79 Prozent) und „Auf das Gewicht achten, versuchen, und das entsprechende Wissen und Verhalten quer größten Abweichungen vom gesellschaftlichen Durch- nicht zuzunehmen“ (78 Prozent) für besonders wichtige Sie haben die Studie mit Ihrem Institut durch- durch alle Schichten zu fördern, besonders auch in schnitt bei den Faktoren Möglichkeiten, gesund zu bleiben. Als weniger relevant geführt. Welche Ergebnisse haben Sie beson- den sozioökonomisch schwächeren Bevölkerungs- gelten „Yoga/Entspannungstechniken“ (20 Prozent), ders überrascht? kreisen, und das beginnt schon bei der Betreuung • Gewichtsregulierung, „Gelegentlich fasten“ (17 Prozent). Zum einen, dass das Vertrauen, die eigene Gesund- und Erziehung von Kleinkindern. • gesunde Ernährung und heit stark beeinflussen zu können, in den letzten • Sport. Geschlechterunterschiede offenbaren sich bei der Ge- Jahren gesunken ist. Die überwältigende Mehrheit Welche neuen Ergebnisse zeigt die vorliegen- wichtung verschiedener Bestandteile einer gesunden geht zwar durchaus davon aus, dass die eigene de Studie im Hinblick auf die alternde Gesell- Überspitzt formuliert könnte man sagen: Menschen mit Lebensführung: Für Frauen beispielsweise wichtiger als Lebensweise Auswirkungen auf den Gesundheits- schaft? niedrigem sozioökonomischem Status halten diese Maß- für Männer sind Nichtrauchen (86 zu 78 Prozent), die zustand hat, aber diese Auswirkungen werden von Eine alternde Gesellschaft steht zwangsläufig vor nahmen überdurchschnittlich häufig für überflüssig oder Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen (76 zu einem Teil der Bevölkerung heute schwächer ein- der Herausforderung, dass der Anteil chronisch Er- überschätzt. 63 Prozent), (weitgehender bis kompletter) Verzicht auf geschätzt als vor fünf Jahren. krankter wächst. Die Studie zeigt ja deutlich, wie Alkohol (70 zu 59 Prozent) und Yoga/Entspannungstech- eng Alter und das Auftreten chronischer Beschwer- Dementsprechend messen die Menschen aus sozial hö- niken (29 zu 11 Prozent). Unsere Studie zeigt eine „soziale Kluft“ in Ge- den korrelieren. Allerdings zeigen Trendanalysen heren Schichten vielen Präventionsmöglichkeiten mehr sundheitsfragen. Menschen mit höherem so- auch, welche Fortschritte bei den Bemühungen zu Bedeutung bei als Befragte mit niedrigem sozioöko- Bei chronisch Erkrankten unterscheidet sich die Rang- zioökonomischem Status gehen bewusster mit verzeichnen sind, die Lebensphase ohne oder nur nomischem Status. Das gilt vor allem für die Gewichts- folge im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt nicht: Gesundheitsthemen um und bewerten Präven- mit geringen gesundheitlichen Beeinträchtigungen kontrolle (82 zu 68 Prozent), gesunde Ernährung (77 zu 87 Prozent wissen, dass ihnen Nichtrauchen dabei helfen tion als wichtiger. Sehen Sie solche Nachteile zu verlängern. 60 Prozent), regelmäßigen Sport (82 zu 59 Prozent) und könnte, einen guten Gesundheitszustand zu erhalten. auch in anderen Bereichen? Yoga/Entspannungstechniken (31 zu 10 Prozent); aber Für 85 Prozent ist es ausreichender Schlaf, für 83 Pro- Wir sehen bei vielen Untersuchungen gravierende Ein Blick in die Glaskugel: Es gibt unterschied- auch beim Nichtrauchen lässt sich mit 88 zu 78 Prozent zent der Spaziergang an frischer Luft. 77 Prozent erken- Unterschiede zwischen den sozialen Schichten, liche sozialgesellschaftliche Megatrends. Di- noch ein beträchtlicher Unterschied feststellen. nen Gewichtsregulierung als wirksame Möglichkeit, um z. B. beim Ernährungsverhalten oder bei der Er- gitalisierung, Globalisierung, KI, Nachhaltig- gesund zu bleiben beziehungsweise die Krankheit besser ziehung und Förderung von Kindern. Auch in der keit – um einige wenige zu nennen. Müsste Die mittlere sozioökonomische Bevölkerungsgruppe sor- zu kontrollieren. aktuellen Studie zur Gesundheitsorientierung zei- Gesundheit „stärker zum Megatrend“ für die tiert sich hier bei fast allen Fragen auch tatsächlich „in gen sich durchgängig signifikante Unterschiede: Gesellschaft werden? der Mitte“ ein. Sie schätzt die einzelnen Komponenten Bei dem Vertrauen, Gesundheit durch das eigene Das geschieht bereits und einer gesunden Lebensweise im Vergleich zu den Men- Verhalten beeinflussen zu können, bei den kon- die dramatischen Ereig- schen aus sozial schwächeren Schichten als wichtiger ein, kreten Präventionsmaßnahmen, beim Umgang mit nisse dieses Jahres haben hält sie aber für nicht so wichtig wie diejenigen aus ho- chronischen Erkrankungen wie auch bei der Infor- dem Thema Gesundheit hen sozialen Schichten. mation über Gesundheitsthemen. Nur ein Beispiel: noch einmal eine ganz In den schwächeren sozialen Schichten treiben andere Dimension ge- 31 Prozent auch ihrer Gesundheit zuliebe regelmä- geben. 80% ßig Sport, in den Schichten mit höherem sozioöko- nomischem Status 60 Prozent. Ähnlich groß ist der Unterschied bei der Ausrichtung auf eine gesund- heitsbewusste Ernährung. Insgesamt macht die Studie auch deutlich, dass sozioökonomisch schlechter gestellte der Deutschen halten „Genügend Menschen in Gesundheitsfragen eine gerin- schlafen“ für eine wichtige gere Selbstwirksamkeit haben. Decken sich die Ergebnisse auch mit Studien aus anderen Möglichkeit, gesund zu bleiben. Bereichen?
14 Gesundheitsbericht 2020 Lorem ipsum „Präventionsnachteil“ in sozial schwächeren Schichten Gesunde Verhaltensweisen nehmen mit dem sozioökonomischen Status ab Ergebnisbericht, Teil II: Sozialer Status und gesunde Lebensweisen 68 % 53 % Vorsatz und gelebte Wirklichkeit klaffen oft auseinander. zu bleiben. Aber nur 70 Prozent setzen das nach eige- achten auf ihr Gewicht Das zeigt sich auch bei den Präventionsmöglichkeiten für nen Angaben auch tatsächlich um. Die Kluft zwischen die eigene Gesundheit. Nicht jeder, der eine Präventions- Wunsch und Wirklichkeit beträgt bis zu 22 Prozent- maßnahme für wichtig hält, führt sie auch tatsächlich punkte bei Stressvermeidung und 24 Prozentpunkte bei durch, um möglichst gesund und fit zu bleiben. Sport. Fast durchweg ist der Anteil der Befragten, die nach ei- In puncto Disziplin stehen Frauen vor Männern: Sie wol- genen Angaben einen gesunden Lebensstil aktuell prak- len nicht nur bestimmte Präventionsmöglichkeiten öfter 78% tizieren (Wirklichkeit), niedriger als bei der Einschätzung als Männer durchführen – sie praktizieren sie auch tat- 60 % seiner allgemeinen Wichtigkeit (Vorsatz) im vorherigen sächlich häufiger. Sie verzichten eher auf Alkohol und Kapitel. Ein Beispiel: 82 Prozent der Bevölkerung geben Tabak, halten konsequenter ihr Gewicht, ernähren sich an, dass Nichtrauchen wichtig sei, um gesund und fit gesünder, legen öfter Entspannungspausen ein. verzichten auf Zigaretten Prävention zwischen Anspruch und Wirklichkeit 60 % 31 % 68 % halten Stressvermeidung für 69 % halten Sport für wichtig, 45 % 71% halten gesunde Ernährung für treiben regelmäßig Sport wichtig, 46 % vermeiden Stress. treiben im Alltag Sport. wichtig, 52 % ernähren sich gesund.
16 Gesundheitsbericht 2020 Gesundheitsbericht 2020 17 Sozioökonomischer Status beeinflusst Präventionsaktivitäten Nicht nur das Geschlecht, auch die soziale Gruppenzuge- hörigkeit wirkt sich darauf aus, ob jemand bei der Krank- heitsprävention aktiv wird: In der Regel steigt mit dem leiden. Bei den Menschen in der sozialen Mittelschicht sind es 37 Prozent, in der Oberschicht 33 Prozent. Be- sonders groß ist der Unterschied bei den Befragten mit mehreren chronischen Krankheiten: Davon betroffen sind 31 Prozent in den sozial schwächeren Schichten, » Das sollte sich jeder vor Augen halten, der Sozialstatus die Häufigkeit von gesunden Lebensweisen. aber nur 13 Prozent mit mittlerem sozialem Status und vorschnell über Menschen urteilt, die aus So geben 60 Prozent der Menschen aus niedriger sozia- 10 Prozent der sozial Stärkeren. seiner Sicht zu wenig für ihre Gesundheit ler Schicht an, aus Gesundheitsgründen aufs Rauchen zu verzichten, aus der Mittelschicht sind es 71 Prozent, aus Gesundheitskompetenz als Grundlage tun. Fehlt jenen der Zugang zu Gesund- der Oberschicht 78 Prozent. Beim Sport sieht es ähnlich Ein Grund für die geringeren Präventionsaktivitäten bei so- heitsthemen? Fällt es ihnen schwer, die aus: 31 – 44 – 60 Prozent. Am kleinsten sind die Diffe- zial schwächer Gestellten könnte der mangelnde Zugang renzen beim Verzicht auf Alkohol und bei Vorsorgeunter- zu qualitativ hochwertigen Informationen sein, denen sie Vielfalt der Wissensangebote zu filtern und deren Qualität richtig einzuschätzen? 54% suchungen. vertrauen, sowie die fehlende Kompetenz, diese über- haupt zu finden. Diese Komponenten der Gesundheits- 33% Dr. Ralf Suhr Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status kompetenz sind aber essenziell auch für Prävention. Und legen also insgesamt weniger Wert auf Prävention. sie sind die Basis dafür, dass Patienten zum Mitgestalter Das dürfte auch daran liegen, dass sie eine geringere ihrer Gesundheit werden und gemeinsam mit dem Arzt Interesse an Gesundheit hoch, aber in den letzten “Selbstwirksamkeit” haben. Wie in der Studie festge- Entscheidungen treffen können.Wer Informationen zu Ge- Jahren etwas gesunken stellt, haben Menschen mit niedrigerem sozioökono- sundheitsthemen sucht, der ist – in der Regel – Das Interesse an Gesundheitsthemen ist bei der Bevöl- mischem Status häufiger das Gefühl, ihre Gesundheit 54% der sozioökonomisch kerung generell hoch: Zwei Drittel (65 Prozent) sind dar- nicht selbst beeinflussen zu können. Dementsprechend Schwächeren leiden an mindestens • a n Gesundheitsthemen interessiert und/oder an „interessiert“ oder sogar „sehr interessiert“. Im Um- weniger kümmern sie sich um gesunde Lebensweisen. einer chronischen Erkrankung. Bei den • h at Zugang zu Gesundheitsthemen und/oder kehrschluss bedeutet das aber auch, dass sich ein Drittel Das kann dazu führen, dass Menschen aus niedrigen sozioökonomisch Stärkeren sind es 33%. • ist in der Lage, die gesammelten Informationen (34 Prozent) entweder „wenig“ oder „kaum/gar nicht“ sozialen Schichten beispielsweise weniger auf gesunde zu bewerten und bestenfalls zu verwerten. dafür interessiert. Das Interesse an Gesundheitsthemen Ernährung oder ausreichend Bewegung achten. i Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status häufiger chronisch krank Die Studie zeigt außerdem einen Unterschied im Um- Shared Decision-Making (SDM) gang mit chronischen Erkrankungen. 75 Prozent der Interesse an Gesundheitsthemen steigt mit dem Alter Menschen mit hohem sozioökonomischem Status geben Eine gute Gesundheitskompetenz ist auch für das an, dass sie ihre Krankheit „gut im Griff“ haben. Bei den Arzt-Patienten-Verhältnis wichtig. Auf ihr baut Menschen aus sozial schwächeren Schichten behaupten auch das „Shared Decision-Making“ auf, eine das nur 49 Prozent. Zudem zeigt sich ein grundsätzlicher Form der Kommunikation zwischen Arzt und Unterschied im Auftreten chronischer Krankheiten zwi- Patient. Der Ansatz sieht vor, dass Informationen schen den verschiedenen sozioökonomischen Gruppen: 76 % ausgetauscht und Entscheidungen gemeinsam 23 Prozent der Menschen mit niedrigem sozioökonomi- 44 % gefunden werden. schem Status leiden an einer chronischen Erkrankung. Weitere 31 Prozent haben sogar mehrere lang andau- Alle Infos zum SDM: ernde gesundheitliche Beeinträchtigungen. www.stiftung-gesundheitswissen.de der 16-34-Jährigen der über 65-Jährigen Insgesamt gibt also mehr als jeder Zweite mit niedrigem interessieren interessieren sozialem Status an, an einer chronischen Erkrankung zu sich für Gesund- sich für Gesund- heitsthemen. heitsthemen.
18 Gesundheitsbericht 2020 Gesundheitsbericht 2020 19 ist zwar allgemein noch recht hoch, in den vergangenen Medikamenten“ (55 Prozent), „Leistungen der Kranken- hat, dem er vertraut, der steuert diese Webseite gezielt an Jahren jedoch insgesamt leicht gesunken: 2015 lag das versicherungen“ (54 Prozent) sowie „Möglichkeiten der Nützliche Informationen zu und informiert sich dort: 38 Prozent halten Fachbeiträge Verhältnis bei 69 zu 29 Prozent. Im Vergleich der Al- Gesundheitsvorsorge, Vorsorgeuntersuchungen“ (52 Pro- für glaubwürdig, ob aus Printmedien oder dem Internet. tersgruppen bilden die 16- bis 34-Jährigen die Gruppe zent). Im Vergleich fällt das Interesse an „Zuständigkeiten Krankheiten finden? Fällt den Auch Wikipedia, kommerzielle Gesundheitsseiten, Inter- mit dem schwächsten Interesse: Hier liegt es bei lediglich im Gesundheitssystem“ (21 Prozent) und „Informationen Befragten unterschiedlich schwer. netseiten von Medien, Onlineforen Betroffener, Gesund- 44 Prozent, danach steigt es bis auf 76 Prozent bei den rund um Pflege und Pflegebedürftigkeit“ (23 Prozent) ge- heitsapps und der Webauftritt der Krankenkassen sind ge- ? ? ? Menschen ab 65 Jahren. Die junge Altersgruppe mag zwar ringer aus. Wie hoch das jeweilige Interesse ist, das hängt fragt. Menschen ab 65 Jahre nutzen das Internet nicht so weniger mit Krankheiten zu tun haben. Doch Luft nach weitgehend vom Alter, Geschlecht und sozialen Status ab: häufig wie der Durchschnitt, 45 Prozent von ihnen sogar 25 % oben besteht zweifelsfrei, sie frühzeitig für Gesundheits- Frauen interessieren sich prinzipiell mehr für Gesundheits- nach eigenen Angaben „nie“. Die verschiedenen Online- prävention zu sensibilisieren, um Krankheiten vorzubeu- themen, aber bei Männern hängt das Informationsinter- kanäle für Gesundheitsinformationen kommen bei ihnen gen, Gesundheit zu erhalten, Krankheiten zu erkennen esse stärker von der Betroffenheit ab als bei Frauen – eine lediglich auf Anteile zwischen einem und sechs Prozent – und mögliche Verschlimmerungen zu vermeiden – aber Parallele zu den Fragen aus dem Bereich „Prävention“. wichtig für diejenigen zu wissen, die diese Zielgruppe mit auch, um sie vor unnötiger Behandlung zu schützen. Ne- Auch sind ältere Menschen im Allgemeinen offener dafür in sozial schwächeren Informationen versorgen wollen. Das gilt auch für Men- Schichten finden es schwierig, ben dem Alter spielt auch das Geschlecht eine Rolle beim als jüngere, vor allem die Gruppe der 50- bis 64-Jährigen. nützliche Informationen schen mit niedrigem sozioökonomischem Status, (36 Pro- Interesse für Gesundheitsthemen. Frauen sind an Gesund- Die ab 65-Jährigen konzentrieren ihr Interesse vor allem zu Krankheiten zu finden. zent von ihnen nutzen das Internet nach eigenen Angaben heitsthemen deutlich interessierter als Männer (73 zu auf rein medizinische Angelegenheiten wie Medikamente grundsätzlich nie). Diesen zwei Gruppen fällt es nach eige- 55 Prozent). Auch der sozioökonomische Status hat Ein- (Spitzenwert mit 68 Prozent). Dieses Thema steht auch bei ner Aussage in weit überdurchschnittlichem Maße „eher fluss auf das Interesse an Gesundheitsthemen: 60 Prozent den Menschen aus niedrigen sozialen Schichten auf Platz schwer“ bis „sehr schwer“, bei Fragen zu Krankheiten an 6% bei niedrigem, 70 Prozent bei hohem Sozialstatus. eins der Beliebtheitsskala vor den Leistungen der Kranken- hilfreiche Informationen zu kommen. Bei Menschen mit versicherung. Bei Mitgliedern der Oberschicht sind es da- niedrigerem sozioökonomischem Status trifft das auf 25 Persönliche Betroffenheit lässt das Interesse an Gesund- gegen eine gesunde Lebensweise/Ernährung und die Ge- Prozent zu. Zum Vergleich: Bei Befragten mit hohem sozio- heitsthemen ebenso wachsen. Denn der eigene gesund- sundheitsvorsorge/Vorsorgeuntersuchungen. ökonomischem Status sind es gerade einmal sechs Prozent. » in sozial stärkeren Schichten heitliche Zustand ist ein wichtiger Faktor, ob sich jemand finden es schwierig, nützliche auch ganz allgemein mit Gesundheitsthemen beschäf- Vier von fünf Deutschen informieren sich online Informationen zu Krankheiten tigt oder nicht: Bei chronisch Kranken (77 Prozent) und Doch woher beziehen die Deutschen am häufigsten ihre zu finden. Menschen in mittelmäßigem (73 Prozent) bis schlechtem Informationen über Gesundheitsthemen? Die wichtigs- (69 Prozent) Gesundheitszustand ist der Anteil an Gesund- ten Informationsquellen sind persönliche Gespräche: Für heitsthemen Interessierter überdurchschnittlich hoch – also 38 Prozent ist der Hausarzt die Anlaufstelle. Mit weitem in einer Lebenssituation, in der es, unabhängig vom Alter, Abstand folgt der Austausch mit Freunden, Bekannten Wir müssen die Gesundheitskompetenz vor allem darum geht, mögliche Risikofaktoren zu mini- und Verwandten (25 Prozent) und der mit dem Facharzt befragten Chroniker halten vor allem Haus- (87 Prozent) mieren oder Verschlimmerungen zu verhindern. (24 Prozent). Bei chronischen Erkrankten liegt der Facharzt und Facharzt (85 Prozent) für „besonders vertrauens- verbessern. Das wäre auch die Basis, um sogar auf Rang zwei. Ein Grund könnte darin liegen: Die würdig und zuverlässig“. Von den Internetnutzern sagen die Bedeutung von Prävention in den Ernährung interessiert am meisten, Pflege 81 Prozent, sie hätten sich bereits im Internet über Ge- Köpfen zu verankern – unabhängig vom und Gesundheitssystem am wenigsten sundheitsthemen informiert, 19 Prozent von ihnen ma- Für welche Gesundheitsthemen interessieren sich die Deut- chen das häufiger. Internetnutzer sind der Anteil der Be- sozialen Status. Neben der Kenntnis schen am meisten? Obenan stehen „Gesunde Lebenswei- völkerung, der das Internet nutzt – insgesamt 93 Prozent braucht es aber auch das Handwerkszeug, se/Ernährung“ (61 Prozent), „Wirksamkeit und Risiken von der Befragten. um das Wissen anzuwenden. Denn unsere 81% Alternativzugang bei internetfernen Studie zeigt eine Kluft zwischen ,wissen‘ Zielgruppen gefragt und ,umsetzen‘. Die digitale Vermittlung Die Hälfte der Befragten begegnet dem Internet allerdings von Gesundheitsangeboten wird hier in mit einer Portion Skepsis, da man dort nie wisse, ob die Informationen „zuverlässig“ seien. Wer einmal online ein Zukunft eine Schlüsselrolle einnehmen. Gesundheits- (wie jeder Zehnte) oder Fachportal gefunden Dr. Ralf Suhr der Internetnutzer haben sich bereits online über Gesundheit informiert.
Zentrale Erkenntnisse des Gesundheitsberichts 2020 der Stiftung Gesundheitswissen AUF EINEN BLICK 1 Gesundheit hängt in Deutschland stark vom 2 Das Bewusstsein für Prävention allein 3 Ungleiche Verteilung des Interesses an sozialen Status ab. reicht nicht aus. Gesundheitsthemen. Menschen mit niedrigem sozioökonomi- Bei der gesundheitlichen Prävention zeigt Jüngere Menschen interessieren sich schem Status schneiden in den meisten sich eine deutliche Kluft zwischen Anspruch verhältnismäßig wenig für Gesundheits- Gesundheitsfragen „schlechter“ ab als und Wirklichkeit: Vielen Bundesbürgern ist themen. Menschen mit sozioökonomisch Menschen mit hohem sozioökonomischem bewusst, dass sich bestimmte Verhaltens- niedrigem Status haben ebenfalls ein Status. Das betrifft den subjektiven Gesund- weisen wie ausreichend Bewegung oder unterdurchschnittliches Interesse an heitszustand, den relativen Anteil von Men- eine gesunde Ernährung positiv auf die Gesundheitsthemen. Gleichzeitig fällt schen mit chronischen Erkrankungen, das Gesundheit auswirken können. Dennoch es ihnen schwerer als dem Bundes- Informationsverhalten und die Umsetzung setzt ein großer Anteil der Deutschen solche durchschnitt, Informationen zu finden, vieler Präventionsmaßnahmen. Maßnahmen in der Realität nicht um. die ihnen wirklich weiterhelfen.
22 Gesundheitsbericht 2020 Lorem ipsum Methodik Wie und wann wurden die Daten für den Gesundheitsbericht 2020 der Stiftung Gesundheitswissen erhoben? Wie groß war die Stichprobe? Welche Themen wurden abgefragt? Ein kurzer Überblick zu Methodik und Studiendesign: Impressum Die Studie stützt sich auf insgesamt 1.255 mündlich-persönliche Interviews in repräsentativer Quotenauswahl mit einem statistisch signifikanten Querschnitt der deut- Urheber schen Bevölkerung ab 16 Jahre. Die Daten für den Gesundheitsbericht 2020 der Stiftung Stiftung Gesundheitswissen Gesundheitswissen wurden vom Institut für Demoskopie Allensbach als repräsentative Friedrichstraße 134 Bevölkerungsumfrage erhoben. Gefragt wurde unter anderem nach: dem gesundheit- 10117 Berlin lichen Befinden der Bevölkerung, der Beurteilung von Selbstwirksamkeit und Präven- Tel: +49 (0) 30 – 41 95 492 – 0 tionsmaßnahmen, den Einschätzungen zu wichtigen Gesundheitsfragen und dem Fax: +49 (0) 30 – 41 95 492 – 99 Informationsverhalten der Bevölkerung in Bezug auf Gesundheitsthemen. Mail: info@stiftung-gesundheitswissen.de Web: www.stiftung-gesundheitswissen.de Herausgeber Die Auswertung der gewichteten Stichprobe unterscheidet im Allgemeinen nach Stiftung Gesundheitswissen der Herkunft (West/Ost), dem Geschlecht (weiblich/männlich) und der Altersgruppe (16 bis 34, 35 bis 49, 50 bis 64, 65 Jahre und älter). Außerdem nach sozioökono- Verantwortlich im Sinne des Presserechts mischem Status (niedrig, mittel, hoch) – ermittelt auf Basis der Einkommenssituation, Dr. Ralf Suhr Bildung, Berufstätigkeit und des beruflichen Status. Hinzu kommen Unterscheidungen nach Gesundheitszustand (gut bis sehr gut, mittelmäßig, schlecht bis sehr schlecht), Redaktion und Layout dem Interesse an Gesundheitsfragen (sehr interessiert, interessiert, weniger/gar nicht Redaktion: Una Großmann (Stiftung Gesundheitswissen), Dr. Pia Nitz (Stiftung Gesundheitswissen) und komm.passion GmbH interessiert) und der Krankenversicherung (gesetzlich, privat). Bei chronisch Kranken Layout/Design: komm.passion GmbH wird zudem nach Anzahl der chronischen Erkrankungen (eine, mehrere), Geschlecht, Druck: Pinsker Druck und Medien GmbH Altersgruppe (unter 50, 50 bis 65, 65 Jahre und älter) sowie dem Einschränkungsgrad (erheblich, etwas, gar nicht) unterschieden. Copyright © 2020 Stiftung Gesundheitswissen Die Befragungen fanden zwischen dem 1. und 12. September 2019 statt. Bei der Bildrechte Analyse stand besonders die Frage „Wieweit unterscheiden sich die sozialen © Dr. Suhr: Stiftung Gesundheitswissen Fotografin: Laurence Chaperon Schichten in Bezug auf ihr Verhalten und Informationsbedürfnis in Gesund- © Prof. Dr. Hurrelmann: Hertie School heitsfragen?“ im Fokus. Die Untersuchung kann in Teilen an eine Studie anknüpfen, © Deutschlandkarte: mattjeacock/iStock.com die 2015 inhaltlich und methodisch vergleichbar durchgeführt wurde. Rechtlicher Hinweis Veröffentlichungen, ganz oder teilweise, sind nur unter Angabe der Quelle und/oder des Copyrights gestattet. Diese Publikation ist urheberrechtlich geschützt.
mendions voluptis in voluptat i Stiftung Gesundheitswissen Friedrichstraße 134 | 10117 Berlin | T +49 (0) 30 – 41 95 492 – 0 | F +49 (0) 30 – 41 95 492 – 99 info@stiftung-gesundheitswissen.de | www.stiftung-gesundheitswissen.de
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