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Elf Fragen – Elf Antworten Arbeitshilfe für Mitarbeitende der Arbeitsverwaltung für die Beratung von Kundinnen und Kunden muslimischer Religionszugehörigkeit Förderprogramm »Integration durch Qualifizierung (IQ)« www.hamburg.netzwerk-iq.de
Impressum Herausgeber: basis und woge e. V. migration.works – Diskriminierung erkennen und handeln! Steindamm 11, 20099 Hamburg www.netzwerk-iq.de www.basisundwoge.de www.hamburg.netzwerk-iq.de Redaktionelle Mitarbeit: Dr. Philipp Dorestal, Editha Masberg und Birte Weiß Konzept und Text: Eliza-Maimouna Sarr Layout: Peter Bisping, Drucktechnik Fotos: Shutterstock Druck: Drucktechnik, Hamburg Stand 2018 Alle in dieser/diesem Webseite bzw. Publikation bzw. Film bzw. App enthaltenen Textbeiträge und Abbildungen sind urheber- rechtlich geschützt. Das Urheber- bzw. Nutzungsrecht liegt beim Förderprogramm »Integration durch Qualifizierung (IQ)« oder den jeweils gekennzeichneten Autorinnen oder Autoren, Agenturen, Unternehmen, Fotografinnen oder Fotografen und Künstlern. Jede Veröffentlichung, Übernahme, Nutzung oder Vervielfältigung von Texten, Bildern oder anderen Daten bedarf der schriftlichen Zustimmung durch das Förderprogramm »Integration durch Qualifizierung (IQ)« oder des jeweiligen Rechteinhabers. Das Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung“ zielt auf die nachhaltige Verbesserung der Arbeitsmarktintegration von Erwachsenen mit Migrationshintergrund ab. Das Programm wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) gefördert. Partner in der Umsetzung sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Bundes agentur für Arbeit (BA). Das Landesnetzwerk wird koordiniert durch:
Inhalt Elf Fragen – Elf Antworten Arbeitshilfe für Mitarbeitende der Arbeitsverwaltung für die Beratung von Kundinnen und Kunden muslimischer Religionszugehörigkeit Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 1. Wie sieht das muslimische Leben in Hamburg aus? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2. Wie steht es um die Integration von Menschen muslimischen Glaubens? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 3. Welche Glaubensinhalte und Pflichten gelten für Menschen muslimischen Glaubens? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 4. In welchem Maße ist die islamische Religionsausübung durch Gesetze geschützt? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 5. Welche Arbeit können praktizierende Musliminnen und Muslime machen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 6. Darf ich das islamische Kopftuch einer Kundin ansprechen? . . . . . . . . . . . . . . 15 7. Haben muslimische Menschen die gleichen Chancen Arbeit und Ausbildung zu finden? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 8. Wie sollte ich auf einen fehlenden oder unerwiderten Handschlag reagieren? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 9. Wieso berichten Kundinnen und Kunden von unterschiedlichen Daten für religiöse Feiertage? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 10. Welche Besonderheiten zeichnen junge Musliminnen und Muslime aus? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 11. Wo finde ich Unterstützung, wenn ich vermute, dass sich ein junger Mensch radikalisiert? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 IQ Netzwerk Hamburg – NOBI 3
Vorwort Arbeitshilfe für Mitarbeitende der Arbeitsver- waltung für die Beratung von Kundinnen und Kunden muslimischer Religionszugehörigkeit Derzeit leben ca. 4,4-4,95 Millionen muslimische Menschen in Deutschland, was einem Anteil von ca. 5,4 - 6,1 % an der Gesamtbevölkerung entspricht. Während die größte muslimische Ge- Flucht sowie Gewalt und Kriminalität meinschaft in Indonesien zu finden ist, oder Unterdrückung in Verbindung ge- werden Musliminnen und Muslime in bracht. Diskurse dieser Art haben in Deutschland eher mit anderen Nationa- den letzten Jahren stark zugenommen, litäten in Verbindung gebracht, insbe- während gleichzeitig immer mehr (jun- sondere der Türkei und arabischspra- ge) Musliminnen und Muslime selbst- chigen Ländern. Viele von ihnen verständlicher Teil der deutschen Ge- verstehen sich als Teil der Umma, der sellschaft sind und sich in Deutschland Gemeinschaft der Musliminnen und zuhause fühlen. Die betroffenen Men- Muslime (s. Mediendienst Integration). schen kommen im öffentlichen Diskurs dabei allerdings nur selten selbst zu Dabei sind Menschen muslimischen Wort. Glaubens selbstverständlich so vielfäl- tig, wie alle anderen. Auch in Hamburg Die Begegnung mit und das Wissen leben Schwarze, konvertierte, deutsche über muslimische Menschen zeichnen und ausländische, orthodoxe und libe- sich in der deutschen Gesellschaft oft rale, homo- oder heterosexuelle, eben durch ein hohes Maß an Unsicherheit Musliminnen und Muslime aller oder fragmentiertem Wissen aus. Teil- menschlichen »Spielarten«. »Den Is- weise werden die Begriffe »Islam« und lam« gibt es also schon allein deswegen »Islamismus« synonym verwendet. nicht und er zeichnet sich darüber hin- Nach wie vor finden sich viele Vorurtei- aus durch eine Vielzahl an Strömungen le und muslimische Menschen müssen und Konfessionen aus. mit Rechtfertigungsdruck, Ausgren- zungserfahrungen und teilweise erleb- In der öffentlichen Wahrnehmung wer- ter Gewalt umgehen. Begriffe, die in den muslimische Menschen häufig zum diesem Zusammenhang verwendet Gegenstand von Debatten, oftmals kriti- werden, sind die sogenannte Islam- siert und infrage gestellt und mit Terror, oder Muslimfeindlichkeit oder der des 4 Elf Fragen – Elf Antworten
antimuslimischen Rassismus. Letzterer en Fragen teilweise darüber hinaus- beschreibt, dass es bei der Diskriminie- gehen und auch allgemeines Hinter- rung von Musliminnen und Muslimen grundwissen zur Verfügung stellen. häufig um eine Verschränkung (zuge- Die bereitgestellten Informationen set- schriebener) ethnischer Zugehörigkeit zen sich aus einer Vielzahl von Studien, mit der (angenommenen) Religion geht, Artikeln und Fachgesprächen mit islam- wobei letztere teilweise nur als Vehikel wissenschaftlichen Expertinnen und funktioniert. Experten und/oder solchen, muslimi- scher Religionszugehörigkeit (unter an- Die folgende Publikation rückt ins- derem dem Fachrat Islamische Studien) besondere die Gruppe junger Musli- zusammen. Ergänzt werden sie durch minnen und Muslime als Kundinnen Erkenntnisse aus der Antidiskriminie- und Kunden der Arbeitsverwaltung rungsberatung amira von verikom und in den Fokus, wobei die beantwortet- basis & woge e. V. Mit den hier zur IQ Netzwerk Hamburg – NOBI 5
Das Förderprogramm »Integration durch Qualifizierung (IQ)« zielt auf die nachhaltige Verbesserung der Arbeitsmarktinte- gration von Erwachsenen mit Migrationshintergrund ab. Verfügung gestellten Antworten soll Für die fachliche Begleitung der pra- und kann keinesfalls der Anspruch er- xisorientierten Fortbildungen wurde hoben werden, für alle Menschen isla- eine Qualitätssichernde Begleitgrup- mischen Glaubens zu sprechen. pe, bestehend aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Jugendberufs- Die Beschäftigung mit dem Islam im agentur und von migration.works ins Kontext der arbeitsmarktbezogenen Leben gerufen. Beratung ist nicht nur relevant, weil die islamische Religion für Kundin- Die in dieser Publikation gestellten 11 nen und Kunden wichtig sein kann, Fragen sind Ergebnis aus der Arbeit mit sondern insbesondere auch deshalb, dieser Begleitgruppe sowie Erfahrungen weil die freie Religionswahl und – aus den migrationsspezifischen Schulun- ausübung verfassungsrechtlich ge- gen in der Hamburger Arbeitsverwal- schützt ist. tung. Indem sie von den Fragen der Teil- nehmenden ausgeht, hat die Publikation Das Projekt »migration.works – Diskri- zum Ziel Mitarbeitende der (Hambur- minierung erkennen und handeln!« von ger) Arbeitsverwaltung in ihrer alltägli- basis & woge e. V. ist seit 2005 ein Teil- chen Arbeitspraxis zu unterstützen und projekt im IQ Netzwerk Hamburg – relevantes Hintergrundwissen zu liefern. NOBI, das im Rahmen des bundes weiten Förderprogramms »Integration Das Förderprogramm »Integration durch Qualifizierung (IQ)« arbeitet. durch Qualifizierung (IQ)« zielt auf die nachhaltige Verbesserung der Arbeits- In diesem Zusammenhang werden Mit- marktintegration von Erwachsenen mit arbeiterinnen und Mitarbeiter der Migrationshintergrund ab. Das Pro- Hamburger Arbeitsverwaltung zu mig- gramm wird aus Mitteln des Bundesmi- rationsspezifischen Herausforderun- nisteriums für Arbeit und Soziales gen fortgebildet. (BMAS) und des Europäischen Sozial- fonds (ESF) gefördert. Partner in der Umsetzung sind das Bundesministeri- um für Bildung und Forschung (BMBF) und die Bundesagentur für Arbeit (BA). 6 Elf Fragen – Elf Antworten
1. Wie sieht das muslimische Leben in Hamburg aus? Muslimisches Leben in Hamburg ist, wie überall auf der Welt, sehr heterogen. Es gibt unterschiedlich praktizierende und nicht-praktizierende Menschen isla- mischen Glaubens. Derzeit liegt der Anteil der Musliminnen und Muslime an der Gesamtbevölkerung in Hamburg bei gut 8 % (i.e. Statista.de). Das religiöse Leben muslimischer Men- Dem Freitagsgebet kommt eine beson- schen kann an vielen Orten stattfinden, dere Bedeutung zu und die meisten die meisten muslimischen Menschen muslimischen Menschen erkennen es leben ihre Religion sehr pragmatisch als ihre Verpflichtung an, dies in Ge- aus. Oft auch aus Notwendigkeit, da an- meinschaft innerhalb einer Moschee dere Möglichkeiten schlicht nicht zur und unter Anleitung eines Imams zu Verfügung stehen. Die ersten Moscheen verrichten. Die Moscheen haben die Hamburgs befanden sich daher in Tief- Rechtsform eines eingetragenen Ver- garagen und anderen scheinbar un- eins. Derzeit gibt es 42 Moscheen in denkbaren Orten. Auch heute gibt es Hamburg, wovon baulich nur sehr we- nicht mal eine Handvoll nach außen hin nige als solche zu erkennen sind (ver- erkennbare Moscheen. gleiche Hamburg.de). IQ Netzwerk Hamburg – NOBI 7
Strukturell gehört der Islam zwar zu Seelsorge, Kinder- und Jugendarbeit, den sogenannten Weltreligionen, wird Unterstützung für geflüchtete Men- in Deutschland aber nicht als öffentlich- schen, und vieles mehr. Wichtig ist in rechtliche Religionsgemeinschaft aner- Hamburg insbesondere die SCHURA kannt und somit nicht finanziell, wie (Rat der islamischen Gemeinschaften zum Beispiel durch Steuergelder, un- in Hamburg e. V.). Der Verband ist mul- terstützt. Daraus folgt, dass anfallende tikulturell aufgestellt, der Größte der Arbeit größtenteils im Ehrenamt ver- Stadt und besteht derzeit aus knapp 40 richtet wird. Zudem gibt es keine offizi- Gemeinden. Darüber hinaus sind Gläu- elle Interessenvertretung oder Stimme, bige unter anderem in ethnischen die für alle Menschen islamischen Glau- Verbänden, wie der Union der isla- bens sprechen könnte. (Vergleich Studie misch-albanischen Zentren e. V., der af- »Muslimisches Leben in Deutschland«) rikanischen Gemeinde oder der DITIB (Türkisch-Islamische-Union der An- Dennoch gilt der Zentralrat der Musli- stalt für Religionen e. V.), dem Verband me als wichtiges Sprachrohr, ebenso der Islamischen Kulturzentren e. V. wie die Deutsche Islamkonferenz, der (VIKZ) und der Ahmadiyya Gemeinde, sich derzeit nur ca. ¼ aller in Deutsch- organisiert. land lebenden muslimischen Menschen zugehörig fühlen (vergleich Medien- Hinzu kommt die alevitische Gemein- dienst Integration). Auf Bundesebene schaft, deren Mitglieder sich teils als sind insbesondere die liberal und säku- kulturell-spirituelle Vereinigung, teils lar orientierten Musliminnen und Mus- als explizit muslimische Gemeinschaft lime nicht einheitlich, zum Beispiel in verstehen. einem Dachverband, organisiert und daher weniger präsent. Die Freie und Hansestadt Hamburg hat mit den muslimischen (DITIB, VIKZ, Auch in Hamburg gibt es islamische Ge- SCHURA) und alevitischen Verbänden meinden und Verbände. Sie überneh- 2012 als erstes Bundesland einen men auch karitative Funktionen, wie Staatvertrag geschlossen. Dieser be- fasst sich mit verfassungsrechtlich ga- Tipp: rantierten Rechten und Pflichten und regelt unter anderem, dass sich Men- Treten Sie in Kontakt mit muslimischen Menschen. schen muslimischen Glaubens zu religi- Nutzen Sie hierfür zum Beispiel den Tag der offenen ösen Festen freinehmen können. Tür, den viele Hamburger Moscheen am 3. Oktober veranstalten. Eine Liste der Moscheen finden Sie unter Hamburg.de. 8 Elf Fragen – Elf Antworten
2. Wie steht es um die Integration von Menschen muslimischen Glaubens? Grundsätzlich ist das Verhältnis zwischen muslimischen Menschen und solcher an- derer Religionen und Weltanschauungen stark von bestehenden gesellschaftlichen Diskursen geprägt. Die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehöre, wird immer wieder neu verhandelt und hat natürlich auch Signalwirkung für die Menschen, die sich ihm und auch Deutschland zugehörig fühlen. Menschen muslimischen Glaubens gibt bens an, ihre Freizeit regelmäßig mit es schon seit Jahrhunderten in Deutsch- Nicht- oder Andersgläubigen zu verbrin- land, auch wenn die Wahrnehmung ihrer gen, 96% fühlten sich mit Deutschland Präsenz mit den Fluchtbewegungen der verbunden. Die sogenannten Mitte-Stu- letzten Jahre stark gestiegen ist. Im bun- dien der Universität Leipzig zeigen dem- desdeutschen Kontext spielte aber insbe- gegenüber einen wachsenden Trend ab- sondere auch die Zeit der so genannten lehnender Haltungen innerhalb der Gastarbeitsmigration eine starke Rolle nicht-muslimischen deutschen Gesell- für die Gestaltung der Beziehung zwi- schaft. So stimmten 2018 knapp 45% schen Menschen islamischen Glaubens der Befragten der Aussage zu »Muslimen und der restlichen Gesellschaft. Die politi- sollte die Zuwanderung nach Deutsch- schen Maßnahmen zu dieser Zeit waren land untersagt werden«. Fachstellen und explizit nicht auf gesellschaftliche Integ- Menschen mit eigenen Diskriminie- ration der Zugewanderten und ihrer Fa- rungserfahrungen beschreiben Diskri- milien ausgelegt, was auch heute noch minierung häufig als Integrations- spürbare Konsequenzen haben kann. hemmnis (Betroffenenbefragungen der Antidiskriminierungsstelle des Bundes In den letzten Jahren hat es vermehrt Be- zu Diskriminierung, Institut für Arbeits- mühungen gegeben, um das Verhältnis markt und Integrationsforschung, Ge- zu verbessern, zum Beispiel durch die dichtband Haymatlos). Deutsche Islamkonferenz oder mediale Angebote für muslimische Menschen, Tipp: wie das »Forum am Freitag« im ZDF. Wenn Menschen Sie auf Diskriminierungserfah- rungen ansprechen, bieten Sie Unterstützung an Im jüngsten Religionsmonitor der Ber- oder verweisen Sie an die Antidiskriminierungsbera- telsmann Stiftung geben 84% der hier tung amira (verikom/basis & woge e. V.) geborenen Menschen islamischen Glau- www.adb-hamburg.de IQ Netzwerk Hamburg – NOBI 9
3. Welche Glaubensinhalte und Pflichten gelten für Menschen islamischen Glaubens? Grundsätzlich gilt, dass Menschen islamischen Glaubens ihre Religion unterschied- lich auslegen und ausleben, wie wir dies auch von Menschen anderen Glaubens ken- nen. Anders als zum Beispiel im Katholizismus gibt es aber nicht eine zentrale Figur wie den Papst, die Vorgaben zur Ausgestaltung der religiösen Pflichten gibt. Im all- täglichen Leben können Imame oder Glaubensgeschwister aber durchaus eine be- deutende Rolle für die theologische Orientierung spielen. Dem Koran, der heiligen Schrift Allahs, pretationen, die sich nach Rechtsschule, und den enthaltenen Suren wird ein regional oder je nach Übersetzung und besonders hoher Stellenwert beige- individueller Auslegung unterscheiden messen. Religiöse Gelehrte sind auch können. Zentral können dabei die Zuge- historisch gesehen wichtige Richtungs- hörigkeit zur schiitischen, sunnitischen weisende in der Auslegung des Korans. oder alevitischen Konfession sein. Dabei gibt es stark variierende Inter- 10 Elf Fragen – Elf Antworten
Zudem wird überwiegend auch den die Pilgerfahrt (Haddsch), in die hei- Hadithen, Aussprüchen und Handlun- lige Stadt Mekka zum wichtigsten gen des Propheten Mohammed, beson- Heiligtum des Islam, der Kaaba und dere Bedeutung für die Normenlehre nach Möglichkeit mindestens einmal beigemessen. im Leben zu verrichten. Im Salafismus, einer ultrakonservati- ven Strömung und Minderheit, sollen Koran und Sunna (Handlungsweisen des Propheten) hingegen wörtlich aus- gelegt werden. Für die Mehrheit der (praktizieren- den) muslimischen Menschen sind ne- ben Feiertagen, wie dem Opferfest (Id Al-Adha), insbesondere die 5 Säulen des Islam ausschlaggebend für die all- tägliche Gestaltung der religiösen Pra- xis. Sie beinhalten: das Glaubensbekenntnis (Schaha- da), »La ilaha illa Allah wa Mu- hammad rasul Allah« (In etwa: »Es gibt keinen Gott außer Allah und Mo- hammed ist sein Prophet«), Tipp: das Gebet (Salat), fünf Mal am Tag Signalisieren Sie im Beratungskontakt grund- zu verrichten und jeweils ein paar sätzlichen Respekt gegenüber der Religiosität ih- Minuten andauernd, rer Kundschaft. Dann lassen sich Spielräume in- nerhalb der gelebten Glaubenspraxis ausloten. das Fasten (Saum), zur Zeit des Ra- Zum Beispiel indem Sie konkret nach der Verbind- madan 30 Tage im 9. Monat des isla- lichkeit einer Regel für die jeweilige Kundin oder mischen Kalenders, den Kunden fragen, »Wie wichtig ist es Ihnen, nicht mit Alkohol in Berührung zu kommen?« oder »Ist es Ihnen möglich zurzeit des Ramadans die gewünsch- die Almosengabe (Zakat), die Unter- te Tätigkeit auszuüben?«. stützung von Bedürftigen, IQ Netzwerk Hamburg – NOBI 11
4. In welchem Maße ist die islamische Religionsausübung durch Gesetze geschützt? Die islamische Religionsausübung genießt in Deutschland denselben Schutz wie andere anerkannte Religionen. Auch das europäische (vgl. etwa Art. 10 der Grund- rechtecharta) sowie das internationale Recht gewährleisten die Gleichbehandlung der Religionen. Der Schutz ergibt sich aus dem Grund- wird in Deutschland, auch aufgrund der gesetz (GG), der deutschen Verfassung, spezifischen deutschen Geschichte, ein und ist dort in Art. 4 Abs. 1 und 2 GG sehr weitgehender Schutz zugespro- festgehalten. Der Religionsausübung chen, der aus dem Persönlichkeitsrecht 12 Elf Fragen – Elf Antworten
des Art 1 GG abgeleitet ist und explizit rechtfertigt sind. Die Ausnahmebestim- auch das nach außen getragene Be- mung des § 9 AGG hinsichtlich der Be- kenntnis umfasst. Damit auch das Tra- schäftigung bei religiösen Trägern gen des islamischen Kopftuchs. wurde gerade durch das Bundesar- beitsgericht erheblich verschärft; ma- Alle bundesdeutschen Gesetze müssen chen Sie sich mit der geltenden Rechts- mit der Verfassung sowie den europa- lage vertraut, bevor Sie diskriminierende rechtlichen Vorgaben in Einklang ste- Stellenausschreibungen religiöser Trä- hen. Daraus abgeleitet wird die Religi- ger veröffentlichen. Im Zweifel ist durch onsfreiheit von Menschen insbesondere Rücksprache mit Arbeitgebenden und durch das Allgemeine Gleichbehand- gegebenenfalls der Rechtsabteilung zu lungsgesetz (AGG) geschützt, dass diese klären, ob eine diskriminierende Stel- im Merkmalskatalog des § 1 AGG auflis- lenausschreibung ausnahmsweise zu- tet. lässig ist. In der Arbeitsverwaltung relevant sind auch die Vorschriften des Sozialgesetz- buches (SGB). § 3 AGG, der die Formen der Diskriminierung definiert, gilt kon- kretisierend für die Diskriminierungs- verbote im SGB. § 36 Abs. 2 SGB III verpflichtet die Arbeitsverwaltung, dis Allgemeines kriminierende Einschränkungen von Gleichbehandlungsgesetz (AGG) Arbeitgebendenseite unberücksichtigt zu lassen. § 19a SGB IV legt ein Benach- teiligungsverbot unter anderem auf- Tipp: grund von Religion/Weltanschauung Nutzen Sie das AGG als Orientierungsrahmen. fest. Dies bezieht sich auch auf den Zu- Schauen Sie, wie Sie die Religion Ihrer Kundschaft in gang zu Berufsberatung, Berufsbildung, Ermessensentscheidungen berücksichtigen können, beruflicher Weiterbildung, Umschulung zum Beispiel um Termine, die Sie für Beratungsge- sowie zur praktischen Berufserfahrung spräche vergeben, nicht mit dem Freitagsgebet kol- lidieren zu lassen. und gilt auch für das SGB II. Vorbehalten von Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern dürfen Sie im Sinne des AGG nicht Folge leisten, sofern diese nicht nach § 8 AGG ausnahmsweise ge- IQ Netzwerk Hamburg – NOBI 13
5. Welche Arbeit können praktizierende Musliminnen und Muslime machen? Da auch Menschen islamischen Glaubens ihre Religion mitunter sehr verschieden auslegen und praktizieren, lässt sich dies selbstverständlich nicht pauschal beant- worten. Es gilt, dass sie grundsätzlich jede Arbeit verrichten können und es kein generelles Verbot für bestimmte Berufe gibt. Allerdings kann es durchaus sein, dass ernst genommen werden, auch wenn es Menschen sich religiös begründet ver- sich um Jugendliche handelt, deren pflichtet sehen, Gebete auch am Ar- Identitätsfindung stark im Prozess be- beitsplatz zu verrichten, nicht mit Alko- findlich ist. hol, Schweinefleisch oder Menschen des jeweils »anderen« Geschlechts in § 12 AGG verpflichtet Arbeitgebende, Berührung zu kommen. Dies sollte vorbeugende Maßnahmen zum Schutz vor Diskriminierung zu treffen. Unmit- telbare und auch mittelbare Ungleich- behandlungen wegen der Religion sind nur dann vorzunehmen, wenn diese wirklich notwendig sind und nicht durch andere Maßnahmen (Verhältnis- mäßigkeit) vermieden werden können. Das bedeutet zum Beispiel Frauen mit Kopftuch nicht pauschal wegen mögli- cher Hygienerisiken oder Sicherheits- bedenken von einer Tätigkeit auszu- schließen. Stattdessen muss die Gefahr Tipp: konkretisiert sein und ggf. nach Mög- lichkeiten gesucht werden, die eine Helfen Sie Kundinnen und Kunden sich auf Bewer- bungsgespräche mit skeptischen Arbeitgebenden Tätigkeit auch mit der Einhaltung vorzubereiten. religiöser Bekleidungsvorschriften er- Weisen Sie im Gespräch zum Beispiel darauf hin, möglichen. Ein Beispiel hierfür sind dass die Einhaltung von religiösen Pflichten in der wegwerfbare lange Ärmel im Gesund- Bedeutung für die auszuübende Tätigkeit konkret heitsbereich oder das Zuteilen eines thematisiert werden sollte, beispielsweise dass isla- kaufmännischen Azubis in eine Ver- mische Gebete nur wenige Minuten dauern. kaufsabteilung ohne Alkohol. 14 Elf Fragen – Elf Antworten
6. Darf ich das islamische Kopftuch einer Kundin ansprechen? Frauen tragen das islamische Kopftuch (Hijab) aus vielfältigen Gründen. Manche begründen dies mit dem Wunsch chen werden. Die Erhebung religionsbe- ihrem Glauben Ausdruck zu verleihen. zogener persönlicher Daten durch Mitar- Andere aus Tradition oder sie verbinden beitende einer Behörde ist grundsätzlich es mit ihrer Identität. Manche fühlen sich zu unterlassen, sofern sie nicht zwingend bedeckt sicherer oder tragen es aus modi- erforderlich ist. Fragen zur Religion, müs- schen sowie subkulturellen Gründen und sen immer im Zusammenhang mit der wieder andere tragen es als widerständi- konkret auszuübenden Tätigkeit stehen. ges Symbol gegen Ausgrenzungserfah- Wenn eine Kundin unbedingt eine be- rungen oder als Zeichen der Rebellion ge- stimmte Tätigkeit ausüben möchte, von genüber dem eigenen Elternhaus. der Sie wissen, dass starke Vorbehalte der Insgesamt sind Musliminnen, die ein Arbeitgebenden bestehen, fragen Sie die Kopftuch tragen im Vergleich zu unbe- Kundin zum Beispiel, ob Sie andere Frau- deckten Musliminnen deutlich in der Min- en mit Kopftuch kennt, die Erfahrungen derheit (vergleiche Mediendienst Integra- mit einer Bewerbung in diesem Bereich tion). gemacht haben. Vorbilder finden Sie in der Publikation »Erfolgreiche Frauen! Ge- Da die Religionsfreiheit des Art. 4 Abs 2 lungene Integration von Frauen mit Kopf- GG auch das nach außen getragene Be- tuch«. kenntnis schützt, ist dies einer Kundin 3 www.hamburg.netzwerk-iq.de/ grundsätzlich auch bei der Arbeit gestat- ?publikationen-migranten tet. Manche Frauen entscheiden sich das Tipp: Kopftuch bei der Arbeit abzulegen, für an- Während einer Beratung von Kundinnen mit Kopftuch dere ist dies undenkbar. Manche tragen dürfen Sie dies nicht per se ins Zentrum rücken. The- matisiert eine Kundin zum Beispiel Zweifel an einer dieses erst ab einem für sie bedeutsamen gelungenen Arbeitsvermittlung mit Kopftuch, können Moment, wie zum Beispiel der Ehe. Sie nach konkreten Unterstützungswünschen fragen. Verweisen Sie gegebenenfalls an Beratungsstellen wie Die Religion ist ein sensibles Thema und die Bildungs- und Beratungskarawane e. V. sollte daher im beruflichen Kontext nie www.bbkarawane.de aus rein persönlicher Neugier angespro- IQ Netzwerk Hamburg – NOBI 15
7. Haben muslimische Menschen die gleichen Chancen Arbeit und Ausbildung zu finden? Grundsätzlich hängt der Zugang von Menschen zu Arbeit und Ausbildung von rechtlichen Rahmenbedingungen ab. Diese betreffen im Kontext Arbeit insbeson- dere aufenthaltsrechtliche Beschränkungen, die auch für Arbeitssuchende isla- mischen Glaubens relevant sein können. Zahlreiche Untersuchungen (beispiels- weise Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Doris Weichselbaumer 2016) belegen jedoch, dass Menschen islami- schen Glaubens vielfach der Weg in Ar- beit versperrt oder erschwert wird. Begründungen hierfür reichen von der Passung ins Unternehmen über Vorbe- halte der Kundschaft bis hin zur Ableh- nung von religiösen Symbolen im eige- nen Betrieb. Vielfach gibt es Überschneidungen mit anderen Formen der Diskriminierung, die an die vermeintliche oder tatsächli- che ethnische Herkunft (potentieller) Arbeitnehmender anknüpfen. Teils stehen diese auch im Zusammenhang mit dem nach wie vor schweren sozia- len Aufstieg innerhalb der deutschen Gesellschaft (PISA Studie, OECD). Tipp: Schaffen Sie einen Raum, der es Kundinnen und Kunden ermöglicht Diskriminierungen zu thema- tisieren. Überlegen Sie gemeinsam, wie letzterer begegnet werden kann. 16 Elf Fragen – Elf Antworten
8. Wie sollte ich auf einen fehlenden oder unerwiderten Handschlag reagieren? Menschen entscheiden sich aus vielfältigen Gründen, andere nicht per Handschlag zu begrüßen. Aus der Beratungsarbeit ist insbesondere auch bekannt, dass Personen dies aus hygienischen Gründen tun. Im Kontext muslimischer Menschen Sollten Sie vom fehlenden Handschlag so kann zudem die religiöse Interpretation irritiert sein, dass Sie die Beratungsar- eine Rolle spielen, dass Geschlechter sich beit nicht ungehindert fortführen kön- außerhalb von Ehe und Familie mög- nen, sprechen Sie dies an. Thematisieren lichst nicht körperlich näherkommen Sie dabei, warum Sie irritiert sind und sollten. Dies gilt dann für den Kontakt fragen Sie gegebenenfalls nach den von Männern gegenüber Frauen, wie Gründen. Diese sollten dann allerdings auch umgekehrt. auch respektiert werden. Im Beratungskontext sollten Sie die Ent- scheidung des oder der Einzelnen eine Tipp: andere Form der Begrüßung zu wählen, Üben Sie mit Kundinnen und Kunden, insbeson- dere kürzlich zugewanderten, wie sie zum Beispiel grundsätzlich respektieren. In der Regel innerhalb eines Bewerbungsgespräches deutlich signalisieren die betreffenden Personen machen können, dass sie den Handschlag aus religi- auf anderem Wege ihren Respekt, zum öser Überzeugung zwar ablehnen, an einer respekt- Beispiel durch das Auflegen einer Hand vollen Begegnung deswegen aber nicht minder in- teressiert sind. auf die Brust und das Neigen des Kopfes. IQ Netzwerk Hamburg – NOBI 17
9. Wieso berichten Kundinnen und Kunden von unterschiedlichen Daten für religiöse Feiertage? Ähnlich wie in anderen Religionen bemessen sich manche Feiertage im Islam nach Ereignissen, die im konkreten Datum wechseln. Anders als eine Vielzahl der christ- lichen Feste, sind die im islamischen Glauben verankerten, keine offiziellen Feier- tage in Deutschland. Am Sonntag steht den meisten Menschen der Besuch einer Kirche also frei, wohingegen Freitag zu den regulären Werktagen gezählt wird. Der Fastenmonat Ramadan findet im neunten Monat des islamischen Mond- kalenders statt, das bedeutsame Fest des Fastenbrechens (arabisch: Id Al- Fitr; türkisch: Bayram) in den ersten drei Tagen nach Ende des Ramadans. Entscheidend für Beginn und Ende des Ramadans ist die jeweilige Sichtung der Mondsichel. Da diese je nach geo- graphischer Lage zu unterschiedlichen Zeiten wahrnehmbar ist, ergeben sich regionale Unterschiede. Daher können die Feierlichkeiten beispielsweise in Tunesien, Deutschland oder Indonesi- en an unterschiedlichen Tagen stattfin- den. Grundsätzlich sollte die Differenz nicht mehr als einige Tage betragen. Tipp: Nutzen Sie einen »Interkulturellen Kalender« der religiöse Feiertage aller größeren Religionen fest- hält. Diesen finden Sie unter: www.netzwerk-iq.de/vielfalt-gestalten/ angebote/oeffentlichkeitsarbeit/ materialien.html 18 Elf Fragen – Elf Antworten
10. Welche Besonderheiten zeichnen junge Musliminnen und Muslime aus? Junge Musliminnen und Muslime unterscheiden sich grundsätzlich natürlich nicht von anderen Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Wie diese auch, befinden sie sich oftmals auf der Suche nach einer eigenen und stabilen Identität. Im Gegensatz zu sogenannten Mehr- Zudem kann es sein, dass sie neben der- heitsangehörigen, sehen sie sich diesbe- artigen Diskriminierungserfahrungen züglich aber mit gemischten Botschaften auch strukturell benachteiligt sind. Sei es konfrontiert. Teils werden sie aufgefor- durch eine prekäre soziale Herkunft, Mi- dert sich zu integrieren, obwohl sie in gration, aufenthaltsrechtliche Bestim- Deutschland geboren sind, teils empfin- mungen, Eltern mit geringem Wissen den sie starke Bindungen an familiäre und Sprache für das deutsche Schulsys- Herkunftsländer, wobei sich Integration tem oder andere gesellschaftliche Fakto- und Verbundenheit zu einem anderen ren. Für Sie als Beraterinnen und Berater Staat nicht ausschließen müssen. In der ist relevant, dass viele der betroffenen Öffentlichkeit sind sie hingegen selten jungen Menschen in besonderem Maße mit eigener Stimme wahrnehmbar. auf Ihre Unterstützung angewiesen sind, IQ Netzwerk Hamburg – NOBI 19
ihrer Religiosität und deren Vereinbar- keit mit anderen Werten ernstnimmt und Fragen beantwortet. Moscheen bie- ten dafür nur teilweise Raum, weil deutschsprachige Angebote begrenzt verfügbar sind und es in Hamburger Schulen keinen explizit islamischen Reli- gionsunterricht gibt. Tipp: Nehmen Sie die Religiosität Ihres Gegen- übers ernst, auch wenn Sie diese als Pha- se erleben oder den Menschen für unreif halten. Bieten Sie bei offenen Fragen oder Proble- men Unterstützung an und verweisen Sie gegebenenfalls an Expertinnen und Exper- ten. Was: Interreligiöser Dialog, islamische Religionslehre, Radikalisierungs- um einen erfolgreichen und selbstbe- prävention und Community Arbeit stimmten Weg in Arbeit zu finden (Ver- Wer: Fachrat Islamische Studien, gleich Aladin El-Mafaalani im ZDF Forum Jung-muslimisch-aktiv (JUMA e. V.), am Freitag). Junge Islamkonferenz/MOSAIQ und Nordlichter e. V. Junge Menschen können von häuslicher, fachrat-islamische-studien.de/ familiärer oder sexualisierter Gewalt be- www.juma-ev.de www.ikm-hamburg.de troffen sein und sind damit in besonde- www.junge-islam-konferenz.de rem Maße schutzbedürftig. Das gilt na- nordlichter-ev.de türlich auch für junge Musliminnen und Muslime. Eine Reihe zielgruppenspezifi- Was: Bei familiärer, häuslicher oder sexualisierter Gewalt scher Angebote finden Sie untenstehend. Wer: Lâle (IKB e. V.), Kardelen oder Zuflucht (basis & woge e. V.) Insbesondere gläubige Jugendliche brau- chen ein offenes Gegenüber, dass sie, al- ikb-lale.de www.basisundwoge.de len Suchbewegungen zum Trotz, auch in 20 Elf Fragen – Elf Antworten
11. Wo finde ich Unterstützung, wenn ich vermute, dass sich ein junger Mensch radikalisiert? Radikalisierungsprozesse vollziehen sich in der Regel über einen längeren Zeitraum. Die bloße Veränderung der äußeren Er- scheinlicher sind modische oder religiö- scheinung, durch zum Beispiel Vollbart, se Gründe, die zum Beispiel in einer Verschleierung oder »traditionelle« Festigung des Glaubens oder der fort- Kleidung, muss noch überhaupt nicht schreitenden »Reife« einer jungen Per- auf eine Radikalisierung hinweisen und son liegen können (Vergleich Ufuq.de). tut dies nur in seltenen Fällen. Wahr- IQ Netzwerk Hamburg – NOBI 21
Tipp: kalisierungsprozess nur von speziell Achten Sie auf die soziale Einbindung der Kundin ausgebildeten Personen begleitet wer- oder des Kunden. den sollte. Bricht ein Mensch mit allen bis dahin bedeutsamen Personen den Kontakt ab und bezeichnet diese als Insgesamt gibt es nur sehr wenige mili- »Ungläubige« kann dies, muss jedoch nicht zwangs- tante Islamistinnen und Islamisten in läufig, ein Anzeichen für eine Radikalisierung sein. Deutschland, das Bundeskriminalamt benennt die Zahl der sogenannten Ge- fährder für 2018 mit 770. Sollten Sie sich unsicher sein, einen Ver- dacht hegen, um Unterstützung gebeten werden oder mehr wissen wollen, fin- den Sie unter folgenden Adressen quali- fiziertes Fachpersonal. Diese sollten Sie unbedingt einbeziehen, da ein Deradi- Bundesweit: Koordinierungsstelle Prävention und Ufuq Lotsenberatung der SCHURA – Was: Jugendhilfe und politische Bildung Rat der Islamischen Gemeinschaften Zielgruppe: pädagogisches Personal, in Hamburg e. V. Mitarbeitende in Behörden und Lehrkräfte Was: Prävention und Lotsenberatung, www.ufuq.de Schnittstelle zum Beratungsnetzwerk In Hamburg: Prävention und Deradikalisierung der Freien und Hansestadt Hamburg SelbstSicherSein (basis & woge e. V.) Zielgruppe: Mitglieder der SCHURA, Was: Radikalisierungsprävention Jugendliche, Eltern, Lehrkräfte, Fachkräfte Zielgruppe: sehr junge Menschen, Angehörige 3 www.schurahamburg.de und Multiplikatorinnen/Multiplikatoren 3 www.basisundwoge.de Kooperationsprojekt Legato Was: Ausstiegsberatung und –begleitung, Koordinierungsstelle Prävention Fachfortbildungen für Multiplikatorinnen und und Lotsenberatung der Alevitischen Multiplikatoren Gemeinde Hamburg e. V. Zielgruppe: Radikalisierte Jugendliche und Was: Prävention und Lotsenberatung, junge Erwachsene sowie deren Angehörige Schnittstelle zum Beratungsnetzwerk 3 legato-hamburg.de Prävention und Deradikalisierung der Freien und Hansestadt Hamburg Zielgruppe: Alevitische Gemeinde 3 www.alevi-hamburg.com 22 Elf Fragen – Elf Antworten
www.hamburg.netzwerk-iq.de www.basisundwoge.de/antidiskriminierung Förderprogramm »Integration durch Qualifizierung (IQ)«
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