Steirisches glutenfreies Kastanienbier - TECHNISCHE UMSETZBARKEIT & LEBENSMITTELRECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN - STERZ
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2020 Steirisches glutenfreies Kastanienbier TECHNISCHE UMSETZBARKEIT & LEBENSMITTELRECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN AUFTRAGSPROJEKT FÜR DAS STEIRISCHE ERNÄHRUNGS- UND TECHNOLOGIEZENTRUM RENÉ REHORSKA, MELANIE KREUZER & SIMON BERNER FH JOANNEUM UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES GRAZ, AUSTRIA - INSTITUT ANGEWANDTE PRODUKTIONSWISSENSCHAFTEN - NACHHALTIGES LEBENSMITTELMANAGEMENT GRAZ, 31. DEZEMBER 2020
IMPRESSUM FH JOANNEUM Gesellschaft mbH Alte Poststraße 149A 8020 Graz T: +43 316 5453 -0 E: info@fh-joanneum.at; www.fh-joanneum.at REDAKTION René Rehorska | Melanie Kreuzer | Simon Berner Ein Auftragsprojekt für STERTZ – Steirische Ernährungs- und Technologiezentrum GmbH in liqu. Krottendorferstraße 112 8052 Graz E: office@stertz.at www.stertz.at
Danksagung Das Team des Food Processing Lab der FH JOANNEUM möchte sich an dieser Stelle herzlich bei den folgenden Personen, Unternehmen, Institutionen und Vereinen bedanken, die uns maßgeblich bei der Umsetzung dieses Projektes unterstützt haben: Herrn Gebhard Sauseng und der Anton Paar Sudhaus GmbH möchten wir für die Möglichkeit danken, den PBA-B M Packaged Beverage Analyzer für Bier für spezielle Fragestellungen nutzen zu dürfen. Weiterer Dank gebührt ihnen für die großartige Zusammenarbeit, auch in anderen Projekten. Herr Gebhard Sauseng hat uns ebenfalls mit seiner Expertise und seinem umfangreichen Fachwissen als Diplom-Biersommelier und Messtechniker unterstützt – auch dafür ein herzliches Dankeschön! Unseren Interview-Partnern in alphabetischer Reihenfolge, die sich bereit erklärt haben, ihr Fachwissen mit uns zu teilen: Herrn Dr. Christian Lechner (AGES), Herrn Dr. Michael Löscher (Flamberger Bier), Herrn Hannes Meißel, BSc. (Der Meißelhof) und Herrn Stefan Pichler (D’Kaestnklauba - Verein zur Erhaltung und Förderung der Edelkastanie im Burgenland. Folgenden Personen und Institutionen wollen wir für das Bereitstellen von Rohstoffen und Materialien danken: Erneuter Dank gilt hier Herrn Stefan Pichler und Herrn Hannes Meißel für die steirischen und burgenländischen Kastanien, beziehungsweise für den Kastanienbruch. Herrn Georg Pock (Pock Bier / Landwerkstatt und Genusslabor) und Herrn Ewald Fröhlich (SO Fröhlich KG) danken wir für Brauhefe und für das erste „Reismalz aus steirischem Reis“. Herrn Georg Moser (SUDKRAFT GmbH) danken wir für das Bereitstellen der Hopfensau 50 L- Brauanlage. Dem Verein BrauCampus (Verein zur Förderung der Brauwissenschaft und Bierkultur in Österreich) gebührt ein Dankeschön für das Bereitstellen des EasyDens-Biegeschwingers und weiterer spezieller Braugerätschaften und Sonderanfertigungen. Das größte Dankeschön gebührt an dieser Stelle dem Steirischen Ernährungs- und Technologiezentrum (STERTZ). Das STERTZ hat dieses Projekt überhaupt erst ermöglicht. 1
Inhaltsverzeichnis Einleitung ................................................................................................................................................. 1 Zöliakie ................................................................................................................................................ 1 Weizenallergie ..................................................................................................................................... 2 Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität..................................................................... 2 Gluten – Begriffsdefinitionen, Kennzeichnung & Biochemie .............................................................. 3 Gluten – Definition des Gesetzgebers ............................................................................................. 4 Gluten – Glutengehalt in Lebensmitteln und Kennzeichnungsvorgaben........................................ 4 Gluten - Biochemie .......................................................................................................................... 5 Standardmethode für den Nachweis von Gluten............................................................................ 7 Glutenfreies Bier.................................................................................................................................. 7 Problemstellung, Ziele und Forschungsfragen .................................................................................... 8 Forschungsfrage technologische Umsetzbarkeit ............................................................................ 9 Forschungsfrage rechtliche Rahmenbedingungen .......................................................................... 9 Material und Methoden - Umsetzung................................................................................................... 10 Recherche gesetzliche Rahmenbedingungen ................................................................................... 10 Recherche des State of the Art ......................................................................................................... 10 Überprüfen der technologischen Umsetzbarkeit.............................................................................. 11 Maischversuche und Experimentalsude ....................................................................................... 11 Würzekochen und Kühlen ............................................................................................................. 17 Gärführung .................................................................................................................................... 19 Analyse der Endprodukte im Sudhaus Anton Paar mit dem PBA-B M Packaged Beverage Analyzer for Beer ........................................................................................................................... 20 Ergebnisse und Diskussion .................................................................................................................... 21 Gesetzliche Rahmenbedingungen ..................................................................................................... 21 State of the Art .................................................................................................................................. 23 Glutenfreie Biere und Biere mit Anteilen an Esskastanien ........................................................... 23 Brautechnisch relevante Inhaltsstoffe der Edel- oder Esskastanie ............................................... 29 Technologische Umsetzung............................................................................................................... 29 Qualitätsbeurteilung und die Festlegung qualitätsbestimmender Parameter ................................. 31 Zusammenfassung................................................................................................................................. 36 Kritische qualitätsbestimmende Parameter – Beobachtungen & Herausforderungen ................ 36 Literaturverzeichnis ............................................................................................................................... 39 Websites ............................................................................................................................................ 43
Einleitung Die Österreichische Gesellschaft Für Ernährung (ÖGE) gibt die Prävalenz für Zöliakie in Europa mit bis zu einem 1 % an. Die von dieser Autoimmun-Erkrankung betroffenen Personen können das in verschiedenen Getreide-Arten vorkommende Speicherproteingemisch Gluten nicht verdauen und erleiden bei Aufnahme der Gluten-Proteine in weiterer Folge Entzündungen der Dünndarmschleimhaut, damit einhergehende Zottenatrophie und weitere schwerwiegende Symptome (ÖGE, 2020). Die Zöliakie ist sicher eine der schwerwiegendsten Erkrankungen innerhalb des Formenkreises der sogenannten Glutenassoziierten Erkrankungen. Sie ist allerdings nicht die einzige Form dieser Erkrankungen, die die Betroffenen zwingt, größtenteils auf glutenfreie Lebensmittel zurückzugreifen. Innerhalb des Überbegriffes der Glutenassoziierten Erkrankungen (engl.: gluten-related disorders) wird aus medizinischer Sicht zwischen der Zöliakie, der Weizenallergie und der „Nicht-Zöliakie-Nicht- Weizenallergie-Weizensensitivität“ unterschieden (Stallmach & Schuppan, 2015). Auf die einzelnen Formen dieser Erkrankungen wird nachfolgend eingegangen und es werden die Unterschiede herausgearbeitet. Zöliakie Zöliakie ist eine gluteninduzierte Autoimmunerkrankung des Menschen. Sie betrifft hauptsächlich den Dünndarm und äußert sich in einer chronischen Entzündung der Darmschleimhaut. Dabei entstehen serologisch nachweisbare Antikörper unter anderem gegen Gliadin und Gewebetransglutaminase (IgA-anti-TG2-Antikörper). Die häufigsten Symptome sind Erschöpfungszustände, abdominales Unwohlsein, Blähungen und Durchfall. Unbehandelt führt die Krankheit langfristig zu einem erhöhten Risiko, an Non-Hodgkin-Lymphomen zu erkranken. Im Kindesalter kann die Zöliakie, sofern sie unentdeckt bleibt und nicht therapiert wird, zu Entwicklungsstörungen und neurologischen Defiziten führen. Die Prävalenz liegt bei 0,5 bis 1 % (Pschyrembel & Dornblüth, 2012). Der Zöliakie liegt folglich eine fehlgerichtete Immunantwort auf Gluten und verwandte Proteine zugrunde, die in Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste und anderen Getreiden vorkommen. Die Zöliakie ist eine Diagnose, die sich medizinisch von einer Weizenallergie und der Nicht-Zöliakie-Nicht- Weizenallergie-Weizensensitivität unterscheidet (Stallmach & Schuppan, 2015). Die Diagnose der Zöliakie kann serologisch durch den Nachweis von Autoantikörpern im Blut erfolgen. Sie kann aber auch histologisch durch eine Biopsie der Dünndarmschleimhaut oder genetisch durch den Nachweis der Genvarianten HLA-DQ2 und -DQ8 festgestellt werden (Pschyrembel Online, 2020). Mögliche Differentialdiagnosen der Zöliakie sind nach Pschyrembel Online (2020) unter anderem: Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität (auch Weizensensitivität), Weizenallergie (IgE gegen Weizen), Histamin-Intoleranz, FODMAP-Intoleranz und Colon irritabile oder Reizdarmsyndrom (Pschyrembel & Dornblüth, 2012). Die Therapie der Zöliakie besteht nach Pschyrembel & Dornblüth (2012) in einer lebenslangen, strikt glutenfreien Diät. 1
Eine detaillierte Auflistung über Getreidesorten, die Gluten enthalten sowie Lebensmittel, die glutenfrei sind, findet sich auf der Homepage des Öffentlichen Gesundheitsportals Österreichs (2018a). Sie werden hier Tabelle 1 wiedergegeben und durch Angaben aus Pschyrembel Online (2020) ergänzt. Die Ergänzungen sind entsprechend gekennzeichnet. Tabelle 1 Glutenhaltige Getreide und glutenfreie Kohlenhydratquellen. Quellen: Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs (2018) - Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, verfügbar unter https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/allergie/nahrungsmittelallergie/glutenunvertraeglichkeit [14.12.2020] und Pschyrembel Online (2020) – Verlag Walter de Gruyter GmbH, Berlin, verfügbar unter https://www.pschyrembel.de/Z%C3%B6liakie/K0PD5 [14.12.2020]. Auflistung glutenhaltiger Getreidesorten und glutenfreier Kohlenhydratqellen Quellen: Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs (2018) und Pschyrembel Online (2020) Glutenhaltige Getreide Glutenfreie Kohlenhydratquellen Weizen Mais Roggen (Natur-)Reis Hafer Hirse Dinkel Amaranth Grünkern Quinoa Ein- und Zweikorn Buchweizen Emmer* Erdäpfel* Urkorn Soja* Kamut Maniok* Triticale Wildreis (schwarzbraun) *) ergänzt mit Angaben aus Pschyrembel Online (2020): https://www.pschyrembel.de/Z%C3%B6liakie/K0PD5/doc/ [14.12.2020] Weizenallergie Die Weizenallergie ist eine Immunglobulin E (igE) vermittelte Lebensmittelallergie gegen Weizenproteine. Es handelt sich hierbei also um eine durch Antikörper vermittelte Hypersensitivitätsreaktion. Die Symptome sind Urtikaria (Hautreizungen, Hautausschläge und starker Juckreiz) Atemnot und eine Reizung der Mund- und Rachen-Schleimhäute, es können aber auch Krämpfe und Durchfall auftreten. Das Risiko einer direkten Sensibilisierung, und damit der Ausbildung einer Hypersensitivität, besteht bei Berufsgruppen im getreideverarbeitenden Bereich (Getreidemühlen, Bäckereien). Ebenso sind Kreuzreaktionen bei bestehenden Graspollenallergien auf Weizenprodukte und andere Getreide möglich. Die Diagnose kann durch Hauttestungen (Prick-Test auf Weizenallergen) oder aber durch Laboruntersuchungen (Bestimmung allergenspezifischer IgE- Antikörper im Blut) erfolgen. Die Therapie besteht in einer weizenfreien Diät (Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs, 2018b). Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität Darunter werden intra- und extraintestinale Symptome verstanden, die nach dem Konsum von glutenhaltigen Lebensmitteln auftreten, die aber nicht auf eine Zöliakie oder eine Weizenallergie zurückgeführt werden können. Eine Überlappung mit Symptomen des Reizdarmsyndroms ist feststellbar, jedoch gestaltet sich die Diagnose als sehr schwierig, da entsprechende Biomarker fehlen. Charakteristisch ist auch bei dieser Form der Glutenassoziierten Erkrankungen eine entzündliche 2
Reizung der Darmschleimhaut nach der Ingestion von glutenhaltigen Lebensmitteln (Catassi et al., 2013). Die Ursachen der Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität sind noch nicht geklärt. Es gibt aber die Vermutung, dass nicht Gluten selbst, sondern die mit glutenhaltigen assoziierten Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATIs) eine Rolle spielen. Eine weitere Hypothese geht davon aus, das nicht resorbierbare Fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide und Polyole (sogenannte FODMAPs) ursächlich sein könnten. Als gesichert wird lediglich angesehen, dass die Nicht-Zöliakie- Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität weder eine Autoimmunerkrankung noch eine Allergie darstellt. Als Therapie wird auch hier eine glutenfreie Diät empfohlen (Felber et al., 2014). Abschließend werden an dieser Stelle in einer Übersicht (Abbildung 1) die wichtigsten Glutenassoziierten Erkrankungen und ihre jeweilige Pathogenese nach Czaja-Bulsa (2015) dargestellt. GLUTENASSOZIIERTE ERKRANKUNGEN AUTOIMMUN- NICHT-AUTOIMMUN ALLERGIEN ERKRANKUNGEN NICHT-ALLERGIE NICHT-ZÖLIAKIE- NICHT- ZÖLIAKIE WEIZENALLERGIE WEIZENALLERGIE- WEIZENSENSITIVITÄT DERMATITIS HERPETIFORMIS GLUTEN-ATAXIE Abbildung 1 Die wichtigsten Glutenassoziierten (Erkrankungen und ihre jeweilige Pathogenese. Nach Czaja-Bulsa (2015), S. 5. Verfügbar unter https://www.researchgate.net/publication/265170812_Non_Coeliac_Gluten_Sensitivity_- _A_New_Disease_with_Gluten_Intolerance [14.12.2020]. Eigene Abbildung, FH JOANNEUM. Gluten – Begriffsdefinitionen, Kennzeichnung & Biochemie Bevor weiter auf das Thema glutenfreier Lebensmittel eingegangen wird, soll hier ein kurzer Abriss relevanter Begriffsdefinitionen gegeben werden. So erfolgt zunächst einmal die Betrachtung, was konkret unter Gluten verstanden wird. Dies erfolgt an dieser Stelle zunächst auf der Ebene des Gesetzgebers. 3
Gluten – Definition des Gesetzgebers Die VERORDNUNG (EG) Nr. 41/2009 DER KOMMISSION definiert Gluten wortwörtlich wie folgt: „Gluten“ bezeichnet eine Proteinfraktion von Weizen, Roggen, Gerste, Hafer oder ihren Kreuzungen und Derivaten, die manche Menschen nicht vertragen und die in Wasser und 0,5 M Natriumchloridlösung nicht löslich ist; (VERORDNUNG (EG) Nr. 41/2009 Artikel 2, Absatz b; L 16/4 verfügbar unter https://eur- lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2009:016:0003:0005:DE:PDF) Gluten – Glutengehalt in Lebensmitteln und Kennzeichnungsvorgaben Die VERORDNUNG (EG) Nr. 41/2009 liefert ebenfalls die entsprechenden Regelungen für die Kennzeichnung von Produkten mit dem Terminus „glutenfrei“. Entsprechend der VERORDNUNG (EG) Nr. 41/2009 (Artikel 3, Abs. 1 und Abs. 2) dürfen Lebensmittel dann als glutenfrei gekennzeichnet werden, wenn ihr Glutengehalt höchstens 20 mg/kg Lebensmittel beträgt. Produkte, die einen Glutengehalt von höchstens 100 mg/kg aufweisen, dürfen die Bezeichnung „sehr geringer Glutengehalt“ tragen. Die Bezeichnung „glutenfrei“ mag zunächst als solche irreführend erscheinen, da selbst bei als „glutenfrei“ deklarierten Erzeugnissen noch bis zu 20 ppm Gluten enthalten sein dürfen. Der Grund dafür liegt jedoch in der maximal möglichen Auflösung der zur Verfügung stehenden analytischen Methoden. Werte unter 3 ppm können kaum festgestellt werden, die Messtoleranz selbst beträgt hierbei jedoch noch 3 ppm. Das bedeutet im Klartext: Ein Erzeugnis, bei dem ein Gehalt von 3 mg/kg Gluten analytisch festgestellt wurde, kann theoretisch 0 mg/kg Gluten oder aber auch 6 mg/kg Gluten enthalten (DZG, o. D., verfügbar unter https://www.dzg-online.de/files/codex-standard_dek2.pdf) Aus Sicht des Gesetzgebers ist diesbezüglich auch die VERORDNUNG (EU) Nr. 1169/2011 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES und die sogenannte Allergeninformationsverordnung von Bedeutung. Die VERORDNUNG (EU) Nr. 1169/2011 bestimmt, dass Stoffe oder Erzeugnisse, die Allergien oder Unverträglichkeiten auslösen können, verpflichtend auszuweisen sind und definiert dies in Anhang II näher wie folgt: Glutenhaltiges Getreide, namentlich Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Dinkel, Kamut oder Hybridstämme davon, sowie daraus hergestellte Erzeugnisse, ausgenommen: a) Glukosesirupe auf Weizenbasis einschließlich Dextrose (1); b) Maltodextrine auf Weizenbasis (1); c) Glukosesirupe auf Gerstenbasis; d) Getreide zur Herstellung von alkoholischen Destillaten einschließlich Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs; (1) und daraus gewonnene Erzeugnisse, soweit das Verfahren, das sie durchlaufen haben, die Allergenität, die von der EFSA für das entsprechende Erzeugnis ermittelt wurde, aus dem sie gewonnen wurden, wahrscheinlich nicht erhöht. (VERORDNUNG (EU) Nr. 1169/2011 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES, Anhang II, L 304/43, verfügbar unter https://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2011:304:0018:0063:de:PDF) 4
Einen direkten Bezug auf die Bereitstellung von Informationen für Verbraucher über das Nichtvorhandensein oder das reduzierte Vorhandensein von Gluten in Lebensmitteln nimmt die DURCHFÜHRUNGSVERORDNUNG (EU) Nr. 828/2014 DER KOMMISSION. Diese Verordnung definiert in Artikel 2 „Begriffsbestimmungen“ Gluten zunächst wie folgt: …„Gluten“ eine Proteinfraktion von Weizen, Roggen, Gerste, Hafer oder ihren Kreuzungen und Derivaten, die manche Menschen nicht vertragen und die in Wasser und in 0,5 M Natriumchloridlösung nicht löslich ist;“ (DURCHFÜHRUNGSVERORDNUNG (EU) Nr. 828/2014 DER KOMMISSION, Artikel 2, Absatz a), L 228/7, verfügbar unter https://eur- lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32014R0828&from=LV) Die DURCHFÜHRUNGSVERORDNUNG (EU) Nr. 828/2014 tritt dabei an die Stelle der VERORDNUNG (EG) Nr. 41/2009 und ist seit 2016 in Kraft. Sie gibt für die Bezeichnungen „glutenfrei“ und „sehr geringer Glutengehalt“ wortwörtlich die folgenden Vorgaben: Zulässige Hinweise auf das Nichtvorhandensein oder das reduzierte Vorhandensein von Gluten in Lebensmitteln und Bedingungen für die Verwendung dieser Hinweise A. Allgemeine Anforderungen GLUTENFREI Der Hinweis „glutenfrei“ darf nur verwendet werden, wenn ein Lebensmittel beim Verkauf an den Endverbraucher einen Glutengehalt von höchstens 20 mg/kg aufweist. SEHR GERINGER GLUTENGEHALT Der Hinweis „sehr geringer Glutengehalt“ darf nur verwendet werden, wenn ein Lebensmittel, das aus einer oder mehreren — zur Reduzierung ihres Glutengehalts in spezieller Weise verarbeiteten — Zutaten aus Weizen, Roggen, Gerste, Hafer oder Kreuzungen dieser Getreidearten besteht oder diese enthält, beim Verkauf an den Endverbraucher einen Glutengehalt von höchstens 100 mg/kg aufweist. B. Zusätzliche Anforderungen an haferhaltige Lebensmittel Der Hafer in einem Lebensmittel, das mit dem Hinweis „glutenfrei“ oder „sehr niedriger Glutengehalt“ versehen ist, muss so hergestellt, zubereitet und/oder verarbeitet sein, dass eine Kontamination durch Weizen, Roggen, Gerste oder Kreuzungen dieser Getreidearten ausgeschlossen ist; der Glutengehalt dieses Hafers darf höchstens 20 mg/kg betragen. (DURCHFÜHRUNGSVERORDNUNG (EU) Nr. 828/2014 DER KOMMISSION, Anhang, L 228/8, verfügbar unter https://eur-lex.europa.eu/legal- content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32014R0828&from=LV) Gluten - Biochemie Biochemisch betrachtet versteht man unter Gluten ein Stoffgemisch aus Proteinen, das in einigen Getreidesamen vorkommt und in Kontakt mit Wasser bestimmte technofunktionelle Eigenschaften aufweist und als Kleber oder auch Klebereiweiß bezeichnet wird. Letztere Eigenschaften sind wichtige Qualitätsparameter für Weizen, der für die Backwarenerzeugung verwendet wird. Da ein gewisser Prozentsatz der Bevölkerung diese Proteine nicht verstoffwechseln kann, ruft es bei den betroffenen 5
Personen eine Entzündungsreaktion in der Schleimhaut des Dünndarms hervor (AGES, 2020, verfügbar unter https://www.ages.at/themen/lebensmittelsicherheit/allergene/gluten/). Gluten selbst, das Hauptspeicherprotein des Endosperms von Gerste-, Roggen- und Weizensamen, ist aus hunderten verschiedenen monomeren, oligomeren und polymeren Proteinen zusammengesetzt. Die polymeren Proteine sind dabei über Disulfidbrücken miteinander vernetzt. Das besondere an Gluten-Proteinen ist ihr Aminosäureprofil, das einen hohen Anteil an Glutamin und Prolamin aufweist und letztlich für die schwere Verdaulichkeit verantwortlich ist (Scherf et al., 2020). Die Gluten-Proteine aus Weizen können, basierend auf ihrer Löslichkeit in wässrigem Ethanol (70 bis 80 % vol.) oder Isopropanol (55 % vol.), in zwei große Fraktionen unterteilt werden (Ternes, 2005; Wieser, 2007): Die lösliche Gliadin-Fraktion (Molekulargewichte zwischen 28.000 und 55.000) und Die unlösliche Glutelin-Fraktion (Molekulargewichte zwischen 500.000 bis 10.000.000) Speicherproteine mit ähnlichem Aufbau kommen jedoch nicht nur in Weizen, sondern auch in anderen Getreiden (hauptsächlich aus der Familie der Süßgräser) vor. Sie weisen aber aufgrund ihrer unterschiedlichen Struktureigenschaften nicht alle dieselbe Problematik für Menschen auf, die von Glutenassoziierten Erkrankungen betroffen sind (Dewar et al., 2006; Wieser, 2007). Prolamine sind dabei stets der Überbegriff für die lösliche Fraktion der Speicherproteine, Gluteline die Bezeichnung für die nicht lösliche Fraktion (Ternes, 2005). Die genauere Bezeichnung erfolgt nach Ternes (2005) in weiterer Folge abgeleitet von den betreffenden Getreidesorten (siehe Tabelle 2). Tabelle 2 Bezeichnung der Prolamin- und Glutelin-Fraktionen in Getreiden. Nach Ternes (2005) und Dewar et al. (2006). Tabelle: FH JOANNEUM. Bezeichnung der Prolamin- und Glutelin-Fraktionen in Getreiden Proteinfraktion Bezeichnung Getreide Botanische Familie Prolamin (löslich) Gliadin Weizen Secalin Roggen Avenin Hafer Poaceae (Süßgräser) Hordein Gerste Zein Mais Oryzin Reis Kafirin Hirse Poaceae (Unterfamile Panicoideae) Glutelin (nicht-löslich) Glutenin Weizen Secalinin Roggen Avenalin Hafer Poaceae (Süßgräser) Hordenin Gerste Zeanin Mais Oryzenin Reis k. A. Hirse Poaceae (Unterfamile Panicoideae) 6
Standardmethode für den Nachweis von Gluten Der Codex Alimentarius International Food Standards (2008) nennt als Standardmethode zur Analyse des Glutengehaltes das Enzyme-linked Immunosorbent Assay (ELISA), und zwar im Detail die Enzyme- linked Immunoassay (ELISA) R5 Mendez Method. Es handelt sich dabei um eine antikörperbasierte Nachweismethode. Die empfohlene Nachweisgrenze (limit of detection, LOD) sollte dabei bei 10 mg Gluten pro Kilogramm oder noch unterhalb dieses Wertes liegen. Glutenfreies Bier Betroffene, die auf glutenfreie Lebensmittel angewiesen sind, sind auch hinsichtlich der Auswahlmöglichkeiten an verträglichen Getränken eingeschränkt. Die Herstellung glutenfreier Lebensmittel an sich ist bereits sehr anspruchsvoll. Die Kontamination mit glutenhaltigen Getreidemehlen in verschiedensten lebensmittelverarbeitenden Betrieben ist nur durch einen entsprechenden produktionstechnischen Mehraufwand zu bewerkstelligen (Rai et al.,2018). Zusätzlich sind die technofunktionellen Eigenschaften von Gluten in der Erzeugung bestimmter Lebensmittel entscheidend – und zwar für eine Vielzahl an qualitätsbestimmenden Parametern in der Textur und Sensorik (Scherf & Köhler, 2016). Die Bedeutung der technofunktionellen Eigenschaften von Gluten für den typischen Charakter eines Bieres aus Gerstenmalz ist freilich eine sehr geringe. Ungeachtet dessen stammt der größte Teil des vergärbaren Extraktes der gängigsten Bierstile aus Malzen, die aus Gerste, Weizen, Roggen oder Hafer hergestellt werden. Der überwiegende Teil der im Handel erhältlichen Biere ist somit per definitionem glutenhaltig (Kerpes et al., 2017). Zur Herstellung von glutenfreiem Bier haben sich dieselben zwei grundlegenden Strategien etabliert, die nach Buckenhüskes (2016) auch für die Erzeugung glutenfreier Lebensmittel befolgt werden: Die Verwendung glutenfreier Rohstoffe Die Verwendung glutenhaltiger Rohstoffe mit nachträglicher Entfernung des Glutens 7
In Anlehnung an Buckenhüskes (2016) werden die technologischen Möglichkeiten der beiden Strategien in Abbildung 2 präzisiert. Abbildung 2 Strategien zur Erzeugung von glutenfreiem Bier. In Anlehnung an Buckenhüskes (2016). Zur Erstellung der Grafik- Inhalte wurden folgende Quellen herangezogen: Zarnkow et al. (2010); Buckenhüskes (2016); Knorr et al. (2016); Tanner et al. (2016); Haber et al. (2017); Kerpes et al. (2017); Garzón et al. (2018); Gumienna et al. (2020). Problemstellung, Ziele und Forschungsfragen Herstellungsverfahren zur Erzeugung von glutenfreiem Bier sind seit mehreren Jahren Gegenstand intensiver Forschungsarbeiten an renommierten internationalen Instituten, wie zum Beispiel des Forschungszentrum Weihenstephan für Brau- und Lebensmittelqualität der Technischen Universität München (Zarnkow et al., 2020). Forschungsarbeiten zu dieser Fragestellung haben aber auch an der Karl-Franzens-Universität in Graz (Steiermark) stattgefunden (Jamnig, 2020). Castanea sativa MILL. ist eine regional in der Steiermark vorkommende und auch genutzte Art, die auch potentiell vom Klimawandel profitieren kann (Zimmermann & Burgmann, 2008). In Europa sind über 200 Sorten vertreten, die in der Steiermark am häufigsten sind die Sorten Ecker I und II, Bouche de Betziac, Südtiroler Gelbe, Marsol, Maraval, H2 und Epine (Herr Hannes Meißel, BSc., persönliche Kommunikation, 27.11.2020). Die stärkehaltigen Nussfrüchte der Spezies enthalten kein Gluten. Es liegt folglich nahe, die Edelkastanie als glutenfreien Rohstoff für die Erzeugung von glutenfreiem Bier zu verwenden. Die meisten relevanten wissenschaftlichen Arbeiten zur Erzeugung von glutenfreiem Bier befassen sich mit enzymatischen Verfahrensweisen und gängigen Pseudocerealien, wie zum Beispiel Buchweizen als 8
Braustoffen. Zur Eignung von ebenfalls glutenfreien Edelkastanien gibt es hingegen nur wenige wissenschaftliche Arbeiten. Zusätzlich dazu sind im Kontext der Bierherstellung rechtliche Normen und Herstellungsstandards einzuhalten, insbesondere was die zu verwendenden Rohstoffe betrifft. Diese Wissenslücken schließt der vorliegende Projektabschlussbericht ein Stück weit, mit den nachfolgend beschriebenen und im Zuge dieses Projektes bearbeiteten Forschungsfragen. Forschungsfrage technologische Umsetzbarkeit Der Produkt-Prototyp eines glutenfreien Bieres auf Basis von regional angebauter Castanea sativa MILL. (Edelkastanie) soll entwickelt werden. Dazu ist zunächst zu klären, ob die ersten grundlegenden Produktionsschritte des Brauprozesses Maischen, Verzuckerung, Läutern mit dem Rohstoff Edelkastanie überhaupt umsetzbar sind – und wenn ja, wie. Hier sind zunächst die für den Brauprozess relevanten Eigenschaften von Castanea sativa MILL. (Inhaltsstoffe, Zusammensetzung und Verkleisterungstemperatur der Stärke) zu recherchieren. In Experimentalsuden muss darauffolgend geklärt werden, inwieweit die technologische Umsetzung möglich ist, beginnend mit der Vorbereitung des Rohstoffes (Schroten) bis hin zur Vergärbarkeit des gewonnenen Extraktes (Gärführung). Abschließend sind die qualitätsbestimmenden Parameter der wichtigsten Zwischenschritte im Erzeugungsprozess und jene des Endproduktes zu beurteilen: Extraktgehalt, pH-Wert und sensorische Eigenschaften der Würze sowie Vergärungsgrad und Restextrakt, pH-Wert, CO2-Gehalt und Farbe des Bieres Forschungsfrage rechtliche Rahmenbedingungen Zwar ist die Entwicklung eines marktfähigen glutenfreien Bieres nicht Ziel dieses Projektes und würde deutlich den Rahmen sprengen, es sollen ungeachtet dessen trotzdem die wesentlichen Rahmenbedingungen geklärt werden, die dazu erfüllt werden müssten. Dazu werden die gesetzlichen österreichischen Rahmenbedingungen recherchiert. 9
Material und Methoden - Umsetzung Recherche gesetzliche Rahmenbedingungen Die gesetzlichen Rahmenbedingungen in Österreich wurden recherchiert. Ein Interview mit Herrn Dr. Lechner (AGES), Mitautor des Codex Kapitels B13 Bier (Codex Alimentarius Austriacus) wurde durchgeführt. Dabei wurden die entscheidenden Vorgaben und Optionen zur Herstellung eines glutenfreien Bieres auf Basis der steirischen Edelkastanie erfasst. Recherche des State of the Art Die wissenschaftliche Recherche zum State of the Art der technologischen Umsetzung (Rohfruchtbehandlung im Brauverfahren, Maischverfahren, technische Enzyme) und zu den relevanten Eigenschaften von Castanea sativa MILL. wurde durchgeführt. Basierend darauf wurden die folgenden kritischen Prozessparameter zur technologischen Umsetzung determiniert. Diese sind hier zusammengefasst wiedergegeben: Verkleisterungstemperaturbereich der Stärke aus Castanea sativa (60 °C – 70 °C) Erreichen und Halten der Dekoktionstemperatur zum Rohfruchtaufschluss (90 - 97 °C für mindestens 30 min.) Auswahl einer für das Rohfruchtaufschluss-Verfahren geeigneten Brauanlage (Sudkraft GmbH, St. Peter a. O., Österreich) Auswahl einer geeigneten technischen Amylase (Hochtemperatur α-Amylase aus Bacillus licheniformis, bezogen von: Erbslöh, Erbslöh Geisenheim GmbH, Geisenheim, Deutschland) Einstellen des Brauwassers auf den benötigten sauren pH-Bereich (ca. pH 5.5 – 6.5) Durchführbarkeit des Läuterprozesses (vor Durchführung bisher unbekannt, da kaum wissenschaftliche Literatur oder Erfahrungswerte zu hohen Schüttungsanteilen und Standard- Brauverfahren von C. sativa existieren) 10
Überprüfen der technologischen Umsetzbarkeit Aufgrund der kurzen Laufzeit des Projektes wurden die Experimente zur technologischen Umsetzbarkeit parallel zu den Recherchen der juristischen Rahmenbedingungen der Recherche des State of the Art durchgeführt. Maischversuche und Experimentalsude Hierzu wurden die in Tabelle 3 aufgelisteten folgenden vier Maischversuche auf der Basis glutenfreier Rohstoffe durchgeführt (detaillierte Brauprotokolle liegen vor). Der Terminus „Schüttung“ bezeichnet dabei die gesamte Einwaage an Malz, beziehungsweise an unvermälzten Rohstoffen, auch als „Rohfrucht“ bezeichnet. Die Gesamtschüttung aller durchgeführten Experimentalsude betrug dabei zwischen 6 und 10 kg, abhängig von der verfügbaren Menge an benötigter Rohfrucht. Die relative anteilsmäßige Zusammensetzung der fünf unterschiedlichen Schüttungen ist in Tabelle 3 aufgeschlüsselt. Tabelle 3 Durchgeführte Maischversuche mit Schüttungsanteilen an Malz und Rohfrucht sowie dem Schüttungs-zu- Hauptguss-Verhältnis (für das Einmaischen verwendete Volumen an Wasser in L pro kg Einwaage an Malz oder Rohfrucht). Tabelle: FH JOANNEUM. Maischversuch A B C D E Malz/Rohfrucht Gew. % Schüttungsanteil Bruchmaronen 100 50 50 0 50 Reismalz - 50 - 100 - Buchweizen - - 50 - - Gerstenmalz (Pilsener) - - - - 27 Diastase-Malz (Gerste) - - - - 20 Sauermalz (Gerste) - - - - 3 Verhältnis kg Schüttung/L Hauptguss 1:3 Der Bezug der Rohstoffe erfolgte nach Möglichkeit von regionalen Quellen. Grundlegend konnten, bzw. können die folgenden Rohstoffe regional, bzw. aus österreichischer Produktion bezogen werden: Wasser (Graz, Trinkwasser bezogen von Holding Graz - Kommunale Dienstleistungen GmbH, Graz, Österreich) Castanea sativa, Bruchmaronen (Steiermark, Burgenland – bezogen von Meißelhof, Gundersdorf, Österreich und D’Kaestnklauba - Verein zur Erhaltung und Förderung der Edelkastanie im Burgenland, Mannersdorf an der Rabnitz, Österreich) Reismalz (Steiermark - bezogen von SO Fröhlich KG, Halbenrain, Österreich) Buchweizen (Steiermark)* Gerstenmalz (Steiermark, Niederösterreich – bezogen von Plohberger Malz GmbH, Grieskirchen, Österreich und STAMAG Stadlauer Malzfabrik GesmbH, Graz, Österreich) Hopfen (Steiermark, Niederösterreich – bezogen von Hopfenbaugenossenschaft eGen, Neufelden, Österreich) Hefe (Wien – bezogen von Lallemand GmbH, Wien, Österreich) Citronensäure zur Brauwasseraufbereitung (Oberösterreich – bezogen von Ed. Haas Austria GmbH, Traun, Österreich) 11
Die folgenden Rohstoffe konnten nicht aus österreichischer Produktion bezogen werden oder. mussten aufgrund knapper Verfügbarkeit aus dem Ausland bezogen werden: Hochtemperaturamylase (Erbslöh Geisenheim GmbH, Geisenheim, Deutschland) Diastase-Malz, Gerste (Mich. Weyermann® GmbH & Co. KG, Deutschland) Sauermalz, Gerste (Mich. Weyermann® GmbH & Co. KG, Deutschland) Buchweizen (Ludwigs Sudhaus, Moosburg an der Isa, Deutschland Deutschland) Buchweizen war in den benötigten Mengen und in der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit für die zeitlich getakteten Maischversuche nicht aufzutreiben, kann aber generell auch aus österreichischer Produktion (Steiermark, Kärnten, weitere Bundesländer) bezogen werden. Zusätzlich dazu konnten für die technologische Umsetzung und die Messung der wichtigsten Prozess- und Produktparameter die folgenden Systeme aus österreichischer Produktion verwendet werden: Patentierte Mikro-Dampfinfusions-Brauanlage „Hopfensau 50 L“ (Sudkraft GmbH, Steiermark) EasyDens Biegeschwinger für die Bestimmung des Extraktgehaltes der Würze (Anton Paar GmbH, Steiermark) Die Umsetzung der Experimentalsude erfolgte mit Ausnahme von Sud E im sogenannten Rohfruchtaufschlussverfahren, das eine spezielle Form der Dekoktion, dem Erhitzen der Maische auf Kochtemperatur, darstellt (Narziß & Back, 2009b, S. 354 - 377). Bei den verwendeten Edelkastanien handelt es sich brautechnisch um sogenannte Rohfrucht. Das bedeutet, ein Mälzungsprozess, der zur Keimung und damit zur Bildung von stärkeverzuckernden Enzymen (Amylasen) führt, hat nicht stattgefunden. Um die Stärke der Edelkastanien dennoch in vergärbare Zucker spalten zu können, sind zwei vorbereitende Prozessschritte nötig: Die Gabe von exogenen (nicht in den Edelkastanien vorhandenen) Amylase-Enzymen Die Verkleisterung der Edelkastanien-Stärke Unter Verkleisterung wird, vereinfacht ausgedrückt, die Wasseraufnahme der Stärkesubstanz verstanden. Die Verkleisterung der Stärke ist essentiell für die Verzuckerung durch die Amylase- Enzyme. Der Temperaturbereich, in dem die Stärke verkleistert, ist von der jeweiligen Pflanze, der Größe der Stärkekörner, dem Amylopectin-Gehalt und weiteren speziesspezifischen technofunktionellen Eigenschaften der Stärke abhängig (Narziß & Back, 2009b, S. 234 - 237). Die Experimentalsude B und D mussten ebenfalls im Rohfrucht-Aufschlussverfahren mit Gabe exogener Hochtemperatur-Amylase durchgeführt werden, da sich die Enzymaktivität des Reismalzes in Experimentalsud D als zu gering für die Eigenverzuckerung erwies. Der Rohfruchtaufschluss erfolgte in der Mikro-Dampfinfusions-Brauanlage „Hopfensau 50 L“ (Sudkraft GmbH, St. Peter a. O., Österreich). Der Hauptguss von jeweils 30 L Gesamtvolumen an Brauwasser (Holding Graz - Kommunale Dienstleistungen GmbH, Graz, Österreich) wurde mit 1,5 g lebensmittelechter Citronensäure (bezogen von Ed. Haas Austria GmbH, Traun, Österreich) auf einen pH-Bereich von ca. 6.5 bis 6.7 eingestellt; bei geringeren Mengen an Hauptguss wurde entsprechend weniger Citronensäure eingewogen. Der pH-Wert des Hauptgusses von Experimentalsud E (50 % Kastanien/50% Gerstenmalz) wurde statt mit Citronensäure mit Sauermalz (Gerste) abgesenkt. 12
Die Zusammensetzung des Brauwassers wird von der Holding Graz unter https://www.holding- graz.at/graz-wasserwirtschaft/wissenswertes/wasserqualitaet.html zur Verfügung gestellt und ist in Tabelle 4 wiedergegeben. Tabelle 4. Messwerte und Parameter des Trinkwassers von Graz, das als Brauwasser verwendet wurde. Daten von: Holding Graz - Kommunale Dienstleistungen GmbH, verfügbar unter https://www.holding-graz.at/graz- wasserwirtschaft/wissenswertes/wasserqualitaet.html. Tabelleninhalte der Website wurden abgeändert inhaltlich übernommen. Tabelle: FH JOANNEUM. Indikator- Parameterwert Parameterwert (ggf. Bezeichnung Einheit Messwert (zulässige Maßnahmen bei Über- Höchstkonzentrationen) /oder Unterschreitung) pH-Wert - 7,4-7,7 - 6,5-9,5 Gesamthärte °dH 14-16 - - Karbonathärte °dH 11-14 - - Calcium mg/L 70-90 - - Magnesium mg/L 15-20 - - Natrium mg/L 5-10 - 200 Kalium mg/L 1,5-2,5 - - Chlorid mg/L 6-12 - 200 Nitrat mg/L 5-7 50 - Sulfat mg/L 34-61 - 250 Fluorid mg/L 0,05-0,08 1,5 Pestizide µg/L Nicht 0,1 Einzelwirkstoff nachweisbar 0,5 Pestizide gesamt Das Hochtemperatur-α-Amylase Präparat Beerzym® AMYL-HT (Erbslöh Geisenheim GmbH, Geisenheim, Deutschland) wurde im Überschuss im Hauptguss gelöst. Die Dosage erfolgte wie in Tabelle 5 angegeben und entsprach einem Vielfachen der vom Hersteller empfohlenen Menge, um die Verzuckerung und die damit einhergehende Verflüssigung der verkleisterten Stärke sicherzustellen. Das Produktdatenblatt ist verfügbar unter: https://erbsloeh.com/fileadmin/user_upload/pdf/Beer/technical_data_sheets/DE/beerzym_amyl_ht -bier-datenblatt-deutsch-erbsloeh.pdf. Tabelle 5. Dosagen an thermostabiler bakterieller α-Amylase. Präparat: Beerzym® AMYL-HT (Erbslöh Geisenheim GmbH). Tabelle: FH JOANNEUM. Dosagen thermostabile bakterielle α-Amylase Beerzym® AMYL-HT (Erbslöh Geisenheim GmbH) Experimental-Sud Volumen Hauptguss in Schüttung gesamt in Zugesetzte α-Amylase in [L] [g] [ml] A 18 6.000 18 B 24 8.000 36 C 24 8.000 36 D 30 10.000 36 E 30 10.000 0 13
Die Aktivitätsbereiche und Optima der α-Amylase Beerzym® AMYL-HT sind aus Tabelle 6 ersichtlich Tabelle 6. Aktivitätsbereiche und Optima des thermostabilen α-Amylase-Präparats Beerzym® AMYL-HT aus Bacillus licheniformis bezüglich des pH-Wertes und der Temperatur. Daten von Erbslöh Geisenheim GmbH, 2018. Verfügbar unter https://erbsloeh.com/fileadmin/user_upload/pdf/Beer/technical_data_sheets/DE/beerzym_amyl_ht-bier-datenblatt- deutsch-erbsloeh.pdf. Tabelle: FH JOANNEUM. pH- und Temperatur-Aktivitätsbereiche/Optima von Beerzym® AMYL-HT Aktivitätsbereich Optima Temperatur [°C] 30 – 100 90 - 95 pH-Wert 5,0 – 9,0 6,5 Richtwert Dosage Enzymlösung in [ml]/[kg] Rohfrucht 0,08 – 0,3 Der Temperaturbereich der Stärkeverkleisterung in Edelkastanien wird von Cruz et al. (2013) mit 56,1 °C bis 79,5 °C angegeben. Die Einmaisch-Temperatur der Experimentalsude A bis D erfolgte basierend auf dieser Angabe bei circa. 70 °C. Die Temperatur der Maische nach dem Einmaischen betrug 60 °C. Eingemaischt wurde in den mit Enzymlösung versetzten Hauptguss. Anschließend wurde die Maische mittels Sattdampf-Infusion auf 95 °C aufgeheizt, in diesem Temperaturbereich erfolgte die Verzuckerungsrast für 40 Minuten. Die Läuterruhe erfolgte bei ca. 90 °C für 25 Minuten, die Temperatur betrug dabei circa 90 °C. Der Rohfrucht-Aufschluss von Sud A, B, C und D erfolgte entsprechend eines modifizierten Maischdiagramms nach Narziß und Back (2009b; S. 370 - 371) ist in Abbildung 3 dargestellt. Abbildung 3. Schematisches Maischdiagramm für das eingesetzte Rohfruchtaufschluss-Verfahren in den Experimentalsuden A, B, C und D mit Angabe der Rastdauern in Minuten. Modifiziert nach Narziß & Back, (2009b; S. 370-371). Abbildung: FH JOANNEUM (2020). Die Würze für den Sud E (nicht glutenfreie Rohstoffe) wurde im Doppelmaischverfahren erzeugt, (modifiziert nach Annemüller & Manger, 2013a, S. 120 - 121). Dazu wurden 5 kg grob geschrotete Kastanien in einer 36 L fassenden Würzepfanne in 10 L entionisiertem Brauwasser mit 70 °C eingemaischt. 5 L von entionisiertem Wasser wurden mit Kochtemperatur zugebrüht (Infusion), um 14
die Phase der restlichen direkten Beheizung auf die angestrebte Koch-Temperatur mittels Induktion möglichst kurz zu halten. Das Heizen mittels Induktion erfolgte auf einem 2 x 3,5 KW Induktions- Kochfeld (Berner-Kochsysteme GmbH & Co. KG). Parallel dazu wurde in der Dampfinfusions- Brauanlage eine Gerstenmalz-Schüttung vorgelegt. Die Schüttungszusammensetzung der Malzmaische (bezogen auf die gesamte Schüttungsmenge von 10 kg inklusive der 5 kg Esskastanien) war dabei wie folgt: Pilsner Malz 27 % (bezogen von Plohberger Malz GmbH, Grieskrichen, Österreich) Gersten-Diastasemalz 20 % (Mich. Weyermann® GmbH & Co. KG, Bamberg, Deutschland) Sauermalz (Gerste) 3 % (Mich. Weyermann® GmbH & Co. KG, Bamberg, Deutschland) Das Absenken der Restalkalität des Brauwassers erfolgte hierbei nicht mit Citronensäure, sondern durch die Gabe von Sauermalz. Das Maischen erfolgte nach einem modifizierten Doppelmaischverfahren für Sorghum (Hirse), angelehnt an Annemüller & Manger (2013a; S. 120 - 121). Das Einmaischen erfolgte dabei bei 60 °C, resultierend in einer Maischtemperatur von ca. 55 °C. Die aufgeschlossene Rohfrucht (Esskastanien) wurden mit ca. 92 °C zugebrüht. Dies resultierte in einer Temperatur der Gesamtmaische von ca. 70 °C. In diesem Temperaturbereich erfolgte schließlich die Verzuckerungsrast für 80 min (siehe Abbildung 4). Abbildung 4. Schematisches Maischdiagramm des Doppelmaischverfahrens modifiziert nach Annemüller & Manger (2013a; S. 120 - 121). Der Rohfruchtaufschluss (Esskastanien) wurde der Malzmaische (Pilsener Malz, Gersten-Diastasemalz und Gersten-Sauermalz) zugebrüht, dies erhöht die Temperatur der Malz-Maische auf die benötigte Temperatur für die Verzuckerung. Diagramm: FH JOANNEUM (2020). 15
Die Überprüfung der Verzuckerung erfolgte mittels Jodprobe. Dazu wurde ein Aliquot an Maische nach Ende der Verzuckerungsrast entnommen, mit ca. 500 µl Jod-Kaliumiodid-Lösung (Lugolsche Lösung, bezogen von MashCamp, Wien, Österreich) vermengt. Das Läutern erfolgte mittels in der Brauanlage integriertem Läutersieb (Maische-/Läuterkessel). Die Würze wurde zusätzlich durch einen nachgeschalteten Nylon-Monofilamentfilter mit einer Maschenweite von 150 µm (bezogen von MashCamp, Wien, Österreich) filtriert, um größere Partikel und Schwebstoffe abzutrennen. Als Nachgussmenge (auch „Anschwänzwasser“) zum Auswaschen des Restzuckers aus dem Treber wurde jeweils das 1,25fache des Schüttungsgewichtes in Litern mit der jeweiligen Läutertemperatur gegeben (ca. 90 °C bei den Experimentalsuden A, B, C und D). Der Nachguss bei Schüttungen mit 10 kg betrug somit 12,5 Liter. Bei 8 kg eingesetzter Schüttung belief sich der während des Läuterns aufgetragene Nachguss auf 10 Liter. Bei der geringsten eingesetzten Schüttungsmenge von 6 kg betrug das Volumen an Nachguss 7,5 L. Der Maischversuch für den Experimentalsud C wurde abgebrochen. Grund war eine hochviskose und kompakte Maische, die nicht läuterfähig und jodpositiv war, also nicht verzuckerte Stärke enthielt. Dies war aufgrund des hohen Schüttungsanteils an Buchweizen und des auf maximal 40 L limitierten Hauptgussvolumens zwar zu erwarten, der Überschuss an eingesetzter thermostabiler Amylase und die geringere Viskosität des Kastanienanteils der Maische erbrachten dennoch die Entscheidung, diesen Maischversuch durchzuführen. 16
Würzekochen und Kühlen Die gewonnene Würze der Experimentalsude A, B, D und E wurde für 80 bis maximal 90 Minuten wallend gekocht. Der Würzebruch wurde abgeschöpft. Für die Sude A bis D erfolgte jeweils eine Hopfengabe zu Kochbeginn, mit einer Kochdauer von ca. 60 bis 70 Minuten. Es wurden Hopfenpellets Typ 90 der Sorte „Aurora“ mit einem Alphasäuregehalt von 7,3 % verwendet (Anbaugebiet: Mühlviertel, Österreich, bezogen von MashCamp, Wien, Österreich). Für den Sud E (50 % Gerstenmalz, 50 % Esskastanien) wurden Pellets der Sorte „Malling“ mit einem Alphasäuregehalt von 7,3 % verwendet. Die Kochzeit betrug 40 Minuten. Dieser Hopfen stammt ebenfalls aus dem österreichischen Anbaugebiet im Mühlviertel. Der für alle Sude angestrebte IBU-Bereich (IBU: International Bitterness Units) war eine Konzentration an Iso-alpha-Säuren zwischen minimal 18 und maximal 30 mg/L (entspricht 18 und 30 IBUs). Berechnet wurden die IBUs mittels der Formel nach Tinseth (Wright et al., 2013). Die Würze aus Maischversuch C (50 % Esskastanien/50 % Buchweizen) wurde verworfen. Diese Würze war hockviskos, jodpositiv und wies eine intensiv rotbraune Färbung auf. Die Gesamtkochzeit, Hopfengaben, und die nach der Tinseth-Formel berechneten IBUs sind in Tabelle 7 wiedergegeben. Tabelle 7. Gesamtkochzeit, Würzevolumen und Hopfengaben (Aurora AUT) der Sude A bis E. Die verwendete Hopfensorte war Aurora (AUT), die Gabeform Pellets vom Typ 90. Tabelle: FH JOANNEUM. Gesamtkochzeit, Würzevolumen und Hopfengaben (Aurora AUT) der Sude A bis E Iso-alpha- Gesamtkochzeit Volumen der Kochzeit IBU Hopfengabe Säure- Sud der Würze Kochwürze Hopfengabe Anstellwürze in [g] Gehalt [min] [L] [min.] [mg/L] Hopfen [%] A 80 17 25 7,3 70 27,3 B 85 27 25 7,3 60 18,4 C abgebrochen - - - - - D 90 30 40 7,3 65 27,7 E 80 25 50 6,6 40 29,9 Die Kühlung der Würzen auf die jeweiligen Anstelltemperaturen erfolgte mittels durchflussregulierter Edelstahl-Kühlschlange (11m, DN 10 Milchgewindeanschluss, bezogen von Sudkraft GmbH, St. Peter a. O.). Für die untergärigen Hefen wurde die Würze nachgeschaltet in einem zylindrokonischen Gärtank mit Doppelmantel und externer Glykolkühlung (Grainfather Conical Fermenter, Grainfather Glycol Chiller, bezogen von MashCamp, Wien, Österreich) auf die benötigte Anstelltemperatur gekühlt. Es wurden zusätzlich die folgenden entscheidenden Parameter zu den einzelnen Herstellungsschritten während des gesamten Bauprozesses gemessen: Temperatur, Extraktgehalt, pH-Meter. Für die pH- Messungen wurden Proben in 50 ml Falcons gezogen, in Wasser gekühlt, um enzymatische Reaktionen zu verlangsamen und bei ca. 20 °C Probentemperatur gemessen. 17
Die Messgeräte wurden vor jeder Messreihe kalibriert, beziehungsweise justiert. Die Justierung der Biegeschwinger und des analogen Handrefraktometers zum Nullabgleich erfolgte mit nicht aufbereitetem Brauwasser. Die Herstellungsschritte, die dabei durchgeführten Messungen, die Anzahl der Messungen pro Probe (aus denen die jeweiligen Mittelwerte gezogen werden) und die verwendeten Messgeräte sind in Tabelle 8 gelistet. Tabelle 8. Durchgeführte Messungen und Messparameter der einzelnen Brauprozess-Schritte, inklusive der verwendeten Messinstrumente. J = Messung durchgeführt, - = keine Messung. Tabelle: FH JOANNEUM. Durchgeführte Messungen und Messparameter der einzelnen Brauprozess-Schritte Messparameter Spezifische Extrakt % in Dichte Extrakt % in Beprobt Temperatur pH-Wert Dichte °P [g/cm³] °B [g/cm³] Brauwasser J J J J J J Brauwasser J J J J J J aufbereitet Maische J J - - - - (Einmaischen) Maische vor J J - - - - Läutern Vorderwürze - - J J J J Anstellwürze J J J J J J Jungbier J J J J J J Fertiges J J J J J J Erzeugnis Messgerät PT 100 WTW pH EasyDens; EasyDens; EasyDens; Refraktometer (Sudkraft 3110 (WTW (Anton Paar (Anton (Anton ORA 32BA GmbH, St. GmbH, GmbH, Graz Paar Paar (KERN & Peter a. O., Weilheim, Österreich); GmbH, GmbH, SOHN GmbH, Österreich); Deutschland) Tilt TM Graz Graz Balingen, Testo 108 Hydrometer Österreich) Österreich) Deutschland) werkskalibriert V 2.0 (Testo GmbH, (Baron Wien, Brew Österreich); Equipment TiltTM LLC, Santa Hydrometer V Rosa, U. S. 2.0* (Baron A.) Brew Equipment LLC, Santa Rosa, U. S. A.) Messwerte Laufende Laufende Laufende Laufende Laufende 11 pro Probe(n) Messungen Messungen Messungen Messungen Messungen *Bluetooth-Hydrometer, Messgerät befindet sich während Messung im Gärtank und schwimmt im Medium 18
Gärführung Die Gärführung erfolgte unter- und obergärig. Folgende Hefestämme wurden dazu verwendet: Lallemand LalBrew® Nottingham High Performance Ale Trockenhefe - obergärig Lallemand LalBrew® Verdant IPA Ale Trockenhefe - obergärig Lallemand LalBrew® Diamond Lager Trockenhefe - untergärig Weihenstephan-W 34/70 dickflüssige Hefesuspension bezogen von der Brauerei Pockbier (Landwerkstatt & Genusslabor, Pichla bei Mureck, Österreich) - untergärig Für die Gärführung wurden nach Möglichkeit die Empfehlungen der European Brewery Convention berücksichtigt (Anderson et al., 2000). Die Anstelltemperatur der untergärig geführten Sude lag jeweils ca. 2 °C unterhalb der als optimal angegebenen Gärtemperatur und wurde sukzessiv auf diese erhöht (1 °C innerhalb von 24 h). Die Messung der Gärtemperatur und des Extraktes erfolgte in regelmäßigen Abständen mit den bereits in Tabelle 8 angeführten Messinstrumenten. Aus den aufgezeichneten Werten wurden mittels Microsoft Excel (Microsoft Office Professional Plus 2016) Temperaturverlaufskurven und Kurven zum Verlauf des Extraktabbaus erstellt. Das Geläger, beziehungsweise das Hefesediment wurde dabei in folgenden Zeitintervallen nach dem Anstellen über den Totalablauf des zylindrokonischen Gärtanks (ZKG) abgeschossen: Erstes Abschießen des Gelägers: 5 Tage nach Anstellen Zweitens Abschießen des Gelägers: 14 Tage nach Anstellen Drittes Abschießen des Gelägers: unmittelbar vor Abfüllen Das Abfüllen des Jungbieres erfolgte über den Klarablauf des ZKG. Die Karbonisierung erfolgte durch Flaschengärung, als Speise wurde Saccharose (Haushaltszucker) verwendet. Dazu wurden pro Liter Jungbier 4 bis 5 g Saccharose gegeben, um eine Zielkonzentration von circa 4 bis 5 g CO2/L Bier zu erzielen. Von jedem Batch wurden zwecks Vergleiche ebenfalls nicht karbonisierte Proben in Flaschen abgefüllt. 19
Analyse der Endprodukte im Sudhaus Anton Paar mit dem PBA-B M Packaged Beverage Analyzer for Beer Eine umfassende Gesamtanalyse der erzeugten Endprodukte dieser Versuche erfolgte im Sudhaus Anton Paar mit dem PBA-B M Packaged Beverage Analyzer for Beer (PBA-B M). Im Rahmen dieser Analysen wurden zahlreiche weitere Parameter messtechnisch erfasst und die an der FH JOANNEUM durchgeführten Messungen auf ihre Reproduzierbarkeit hin überprüft. Folgende Parameter wurden mit dem PBA-B M in den Endprodukten (je drei technische Replikate pro Batch) analysiert: Alkohol (% v/v) Dichte, CO2-korrigiert (g/cm³) Alkohol (% w/w) Ew - Tatsächlicher Extrakt (% w/w) Es - Scheinbarer Extrakt (% w/w) Stammwürze, °Plato - (% w/w) Vw - Tatsächlicher Vergärungsgrad (% w/w) Vs - Scheinbarer Vergärungsgrad (% w/w) Kalorien (kJ/100mL) CO2-Konzentration (ppm | g/L) O2-Konzentration (ppm | g/L) Farbwert (EBC, European Brewery Convention Colour Scale) Trübung (EBC, European Brewery Convention Colour Scale) pH-Wert (CO2-korr.) Der Farbwert und die Trübung können nur als Näherungswerte betrachtet werden, da die vorliegenden Sude nicht filtriert sind. Nicht sedimentierte Hefezellen und Feststoffe beeinflussen die genannten Messparameter erheblich. 20
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