Waste-to-Energy-Markt in Deutschland vor dem nächsten Schweinezyklus?

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Waste-to-Energy-Markt in Deutschland vor dem nächsten Schweinezyklus?
Aktuelle Entwicklungen
                     Waste-to-Energy-Markt in Deutschland vor dem nächsten Schweinezyklus?

               Waste-to-Energy-Markt in Deutschland
                vor dem nächsten Schweinezyklus?
                                      Dirk Briese und Jens Gatena

1.         Rechtliche Rahmenbedingungen ..............................................................121

2.         Aktuelle Marktsituation..............................................................................122

3.         Entwicklung des Waste-to-Energy-Marktes bis 2030.............................127

4.         Zusammenfassung.......................................................................................130

Der Waste-to-Energy-Markt in Deutschland ist in Bewegung. Nachdem über Jahre die
Preise für kommunale Restabfälle und gewerbliche Siedlungsabfälle gesunken waren
und nur über den Umfang der Überkapazitäten diskutiert wurde, ist seit drei Jahren
ein gegenläufiger Trend mit hoher Anlagenauslastung und deutlich gestiegenen Preise
erkennbar.
Neben den hohen Mengen (u.a. durch ein höheres Abfallaufkommen und steigende
Importmengen) sind einzelne Anlagenschließungen – beispielsweise im Juni 2015 die
MVA Stellinger Moor in Hamburg sowie die Abfallpyrolyseanlage Burgau Ende 2015
– sowie Umrüstungen von MBA für diese Entwicklung verantwortlich.
Der Beitrag fußt u.a. auf der Studie Waste-to-Energy 2030, die das Marktforschungs-
institut trend:research Ende 2016 erstellt hatte. Neben Dokumentenrecherche wurden
54 Leitfadengestützte Experteninterviews mit Betreibern und Herstellern von Abfall-
verbrennungsanlagen und sonstigen Behandlungs- und Verwertungsanlagen, Entsor-
gungsunternehmen und öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern sowie Experten von
Verbänden, aus Wissenschaft und Verwaltung geführt. Für die Studie wurden schwer-
punktmäßig die Teilmärkte Waste-to-Energy, mechanisch-biologische Aufbereitung
und Sortieranlagen sowie weitere Entsorgungswege für Siedlungsabfälle untersucht.
Die Studie stellt u.a. die verschiedenen Entsorgungsoptionen entlang der Wertschöp-
fungskette strukturiert dar und wägt die Vorteile möglicher Kosteneinsparung durch
die Erlöse aus Sekundärrohstoffen mit den möglichen Nachteilen zusätzlicher Kosten
durch Anlageninvestitionen und -betrieb gegeneinander ab. Daneben fließen die
Ergebnisse weiteren Abfallwirtschaftsstudien mit ein.

                                                      1. Rechtliche Rahmenbedingungen
Der Waste-to-Energy-Markt wird in erster Linie von den rechtlichen Rahmenbedin-
gungen bestimmt. Diese geben, im Wesentlichen durch das Kreislaufwirtschaftsgesetz,
die Rangfolge der Verwertungswege vor und regeln somit die zu nutzenden Entsor-
gungswege.

                                                                                                               121
Waste-to-Energy-Markt in Deutschland vor dem nächsten Schweinezyklus?
Aktuelle Entwicklungen
                           Dirk Briese, Jens Gatena

                         Neben dem Kreislaufwirtschaftsgesetz sind die in der folgenden Tabelle dargestellten
                         Gesetze und Verordnungen bestimmend für die Entwicklung des Waste-to-Energy-
                         Marktes in Deutschland in den kommenden Jahren.
                         Tabelle 1:     Übersicht über die gesetzlichen Rahmenbedingungen in Deutschland

                               Gesetz              Inhalt
                                           •          Zentrales Bundesgesetz des deutschen Abfallrechts
                            Kreislaufwirt-
                                           •          Festlegung Hierarchie der Verwertungswege
                         1. schaftsgesetz
                                           •          Novellierung im Jahr 2015: Sammlung von Wertstoffen und Bioabfällen in getrennten
                            (KrWG, 2012)
                         			                          Behältern (Umsetzung noch nicht vollständig erfolgt)
                               Deponiever-  • Keine Entsorgung von Siedlungsabfällen durch Deponierung ohne vorherige
                         2.    ordnung 		 Behandlung (z. B. energetische Verwertung)
                               (DepV, 2009) • Schließung aller Deponien, die nicht die Anforderungen erfüllen
                         		                  •        Industrielle und kommerzielle Unternehmen sind verpflichtet gewerblichen Abfall
                         			                          getrennt zu sammeln und qualitativ hochwertiges Recycling zu gewährleisten (Ziel
                            Gewerbeabfall-		          ist eine Quote von 90 Prozent)
                         3. verordnung       •        Nicht getrennt gesammelte siedlungsabfallähnliche Gewerbeabfälle müssen vor-
                            (GewAbfV, 2017)		         behandelt werden
                         		                  •        Mindestens 30 Prozent der vorbehandelten siedlungsabfallähnlichen Gewerbeabfälle
                         			                          müssen recycelt werden (ab 2019)
                               Bioabfallverordnung • Regelt die umweltgerechte Verwertung getrennt gesammelter, biologisch abbaubarer
                         4.
                               (BioAbfV, 2012) 		 Abfälle (Biomüll)
                         		                      •    Regelt Errichtung, Zustand und Betrieb von Verbrennungsanlagen
                            17. Bundesimmis-     •    Mono-Verbrennung hat die strengsten Emissionsgrenzwerte
                            sionsschutzver-      •    Mitverbrennung ist aufgeteilt in Anlagen, die bis zu 25 Prozent der Wärmeleistung
                         5.
                            ordnung		                 aus mitverbrannten Materialien erzielen (niedrigere Grenzwerte) und Anlagen
                            (17. BImSchV, 2013)		     mit mehr als 25 Prozent (höhere Grenzwerte)
                         		                      •    Zementwerke werden von den höheren Grenzwerten ausgeschlossen

                         2. Aktuelle Marktsituation
                         Für die Drehung des Marktes in 2014 waren das steigende Abfallaufkommen im Inland,
                         die größeren Importmengen und die Schließung von Verwertungskapazitäten die we-
                         sentlichen Ursachen. Die resultierenden deutlichen Preissteigerungen sind durch das
                         teilweise dramatische Ausmaße annehmende Kippen des Marktes von einem Markt
                         mit Überkapazitäten hin zu einem Markt mit Kapazitätsengpässen zu begründen.
                         Die Verwertung der Restabfälle und weiterer (aufbereiteter) Siedlungsabfälle findet in
                         Deutschland in unterschiedlichen Verwertungsanlagen statt. Neben den Abfallverbren-
                         nungsanlagen konkurrieren auch Ersatzbrennstoffkraftwerke, mechanisch-biologische
                         Aufbereitungsanlagen (MBA) und Anlagen zur Mitverbrennung von (aufbereiteten)
                         Siedlungs- und Gewerbeabfällen um die Inputstoffe. Die Anlagen sind dabei über ganz
                         Deutschland verteilt, wobei im Osten eher MBA und Ersatzbrennstoffkraftwerke domi-
                         nieren, während im Süden, insbesondere in Bayern, überwiegend Abfallverbrennungs-
                         anlagen für die Verwertung genutzt werden. Zu beachten bei den Entsorgungswegen
                         ist, dass die stoffliche Verwertung grundsätzlich Vorrang vor der energetischen Verwer-
                         tung hat und somit Abfälle, die stofflich verwertet werden können grundsätzlich dem
                         Recycling zuzuführen sind und die energetische Verwertung nur für die Abfallgemische
                         genutzt werden darf, bei denen ein sinnvolles Recycling nicht möglich ist.

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Waste-to-Energy-Markt in Deutschland vor dem nächsten Schweinezyklus?
Aktuelle Entwicklungen
                   Waste-to-Energy-Markt in Deutschland vor dem nächsten Schweinezyklus?

Bei der thermischen Entsorgung ist ein Trend weg von der thermischen Beseitigung
und hin zur energetischen Verwertung zu beobachten. Der wesentliche Grund für diese
Entwicklung ist, dass in den vergangenen Jahren immer mehr Abfallverbrennungsan-
lagen das R1-Kriterium erfüllt haben und somit den Verwerterstatus erlangt haben.
Dies führt dazu, dass die Entsorgung in diesen Anlagen als energetische Verwertung
gilt. Inzwischen erfüllen alle deutschen Abfallverbrennungsanlagen das R1-Kriterium.
Zudem ist in den letzten Jahren eine leichte Steigerung des Anteils der thermischen
Verwertung im Vergleich zur stofflichen Verwertung zu erkennen. Die Anlagen zur
Verwertung von gemischten Abfällen zeigt die folgende Karte in der Übersicht.

                                                                       Anlagenarten
                                                                    MVA

                                                                    MBA

                                                                    EBS-Kraftwerke

                                                                    Kohlekraftwerke

                                                                    Zementwerke

Bild 1:   Abfallverwertungsanlagen in Deutschland

                                                                                      123
Waste-to-Energy-Markt in Deutschland vor dem nächsten Schweinezyklus?
Aktuelle Entwicklungen
                           Dirk Briese, Jens Gatena

                         Da alle Anlagen den Verwerterstatus haben und das R1-Kriterium erfüllen, gilt die
                         Entsorgung jeweils als thermische Verwertung und ist somit höherwertig als die
                         Beseitigung. Eine rechtliche Regelung, welche die Energieeffizienz der Anlagen be-
                         rücksichtigt, gibt es nicht.
                         Gemessen am Gesamtabfallaufkommen in Deutschland ist die Menge der Siedlungs-
                         abfälle vergleichsweise gering. Zudem ist die Abgrenzung von gewerblichen Abfällen
                         und Neben-, bzw. Koppelprodukten statistisch schwierig. Für den Waste-to-Energy-
                         Markt sind in erster Linie der Restmüll und der gemischt gesammelte Gewerbeabfall
                         von Bedeutung, da diese häufig energetisch verwertet werden. Einzelne, separat ge-
                         sammelte Fraktionen (z.B. Glas, Papier, spezielle Abfälle aus der Produktion) werden
                         in der Regel bereits separat mit spezifischen Verfahren wieder- oder weiterverwertet.

                               Übrige Abfälle
                                                                                                        Sonstige
                               16,9 %                                 Siedlungsabfälle           Siedlungsabfälle
                                                                               14,6 %                     11,9 %

                                                                                               Hausmüllähnliche
                                                                                                 Gewerbeabfälle
                                                                                                   getrennt vom
                                                                                             Hausmüll angeliefert
                                                                                              oder eingesammelt
                                                                                                           1,1 %

                                                                                                       Gemischte
                                                                                                   Verpackungen
                                                                                                           1,6 %
                                                             Abfälle aus der Gewinnung und
                                                             Behandlung von Bodenschätzen
                                                                                     8,6 %
                               Bau- und Abbruchabfälle
                               59,9 %

                         Bild 2:        Anteil von Siedlungsabfällen am Abfallaufkommen

                         In 2014 betrug das Aufkommen von Abfällen – welche für die Entsorgung in Waste-
                         to-Energy-Anlagen relevant sind – etwa 31,2 Millionen Tonnen. Dieses Abfallaufkom-
                         men setzt sich zusammen aus Hausmüll und hausmüllähnlichen Gewerbeabfällen,
                         Sperrmüll, Gewerbeabfällen und Leichtverpackungen. Diese Abfälle werden nicht
                         ausschließlich in Waste-to-Energy-Anlagen eingesetzt, sondern über unterschiedliche
                         Wege entsorgt. Diese Stoffströme sowie die Wertschöpfungskette in der Abfallwirtschaft,
                         zeigt Bild 3 in der Übersicht.
                         Durch die Novelle der Gewerbeabfallverordnung wird die Menge der Gewerbeabfälle,
                         die in die energetische Verwertung gehen, reduziert. Die Anforderungen an die Samm-
                         lung und Sortierung werden den Anteil der energetischen Verwertung verringern.
                         Gleichzeitig werden sich die Vertrags- und Lieferbeziehungen verändern, da der ge-
                         mischte nicht definierte Gewerbeabfall jetzt von den öffentlich-rechtlichen Entsorgern
                         gesammelt wird und nicht mehr vom Unternehmen, welches die Gewerbeabfälle zur
                         Verwertung sammelt.

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Waste-to-Energy-Markt in Deutschland vor dem nächsten Schweinezyklus?
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Waste-to-Energy-Markt in Deutschland vor dem nächsten Schweinezyklus?
Fortschrittliche SNCR-Technologien zur Nachrüstung
      und Modernisierung von SNCR-Anlagen
▪     Mit Einzellanzenumschaltung wird das Reduktionsmittel immer in den
      optimalen Temperaturbereich im Rauchgas eingedüst.
▪     Mit Selektiver Rauchgaskühlung wird das Rauchgas gezielt in den
      Bereichen, die für das SNCR-Verfahren zu heiß sind, am Ende des ersten
      Zuges bzw. vor Eintritt in die Wärmetauscher abgekühlt.

Nachrüstung einer SNCR-Anlage für zukünftige NOx-Grenzwerte

      ▪ Hohe Entstickungsgrade
      ▪ Sichere Unterschreitung der
         gesetzlichen Grenzwerte
      ▪ Hohe Verfügbarkeit
      ▪ Geringe Reduktionsmittel-
         und Kühlwasserverbräuche
      ▪ Niedrige Betriebskosten
      ▪ Leichte Nachrüstbarkeit bei
         niedrigen Investitionskosten
                                              M&M-Modul nach Umbau für zukünftige Grenzwerte

    Mehldau & Steinfath Umwelttechnik GmbH, Alfredstr. 279, 45133 Essen • Tel. +49 201 43783-0
              Fax +49 201 43783-33 • zentrale@ms-umwelt.de • www.ms-umwelt.de
Waste-to-Energy-Markt in Deutschland vor dem nächsten Schweinezyklus?
Aktuelle Entwicklungen
                    Waste-to-Energy-Markt in Deutschland vor dem nächsten Schweinezyklus?

Bild 3:    Stoffströme des Waste-to-Energy-Marktes

Von den Veränderungen sind bis zu drei Millionen Tonnen gewerbliche Abfälle pro
Jahr betroffen. Wie groß die Menge ist, die in der Praxis einen anderen Verwertungsweg
nutzt, ist noch nicht sicher abzusehen. Hier ist auch zu berücksichtigen, welche alter-
nativen Entsorgungsmöglichkeiten sich ergeben und wie konsequent die Umsetzung
und Kontrolle der neuen Verwertungsanforderungen erfolgt.

                   3. Entwicklung des Waste-to-Energy-Marktes bis 2030
Die Marktprognose, bei der die Entwicklung von Abfallaufkommen und Verwer-
tungskapazitäten als Grundlage für die zukünftige Preisentwicklung genutzt wurde,
bestätigt diesen Trend. Damit sich die Investitionen in neue Anlagen rechnen, muss die
Auslastung langfristig gesichert sein. Diese Auslastung wird von den Marktteilnehmern
aber nicht als gesichert gesehen, da diese langfristig mit sinkenden Restabfallmengen
und einem steigenden Recyclinganteil rechnen.
Somit wird die Auslastung, die heute schon als sehr hoch einzustufen ist, in den kom-
menden Jahren weiter steigen und es wird – zumindest regional – zu Entsorgungseng-
pässen kommen. Um die Situation zu entschärfen, wäre somit mittelfristig der Neubau
oder die Erweiterung von Anlagen erforderlich. Im Gegensatz dazu ist aber derzeit
eher mit einer Reduktion der Kapazitäten zu rechnen, da es Pläne gibt, die Kapazitäten
der Mitverbrennung in Kohlekraftwerken teilweise zu reduzieren. Es ist somit davon
auszugehen, dass das hohe Preisniveau auch in den kommenden Jahren bestehen bleibt.

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Aktuelle Entwicklungen
                           Dirk Briese, Jens Gatena

                         Ein erneuter Schweinezyklus, d.h. der Zubau von Kapazitäten, die dann später nicht
                         mehr ausgelastet sind, scheint also erst einmal unwahrscheinlich. Dies ist wohl auch
                         aufgrund der Erfahrungen aus dem letzten Zyklus, als eine Phase des starken Zubaus
                         von Kapazitäten – im wesentlichen Ersatzbrennstoffkraftwerke, die auch noch energie-
                         geführt waren/sind – auf die Wirtschaftskrise und damit stark ausbleibende Mengen
                         traf, begründet. Aktuelle Überlegungen zu Ausbau- und Erweiterungsprojekten in fast
                         allen Marktregionen deuten allerdings darauf hin, dass das Streben nach Wachstum
                         diese unternehmerische Vorsicht teilweise verdrängt.
                         Der Vergleich des Abfallaufkommens mit den Verwertungskapazitäten zeigt, dass
                         in den kommenden Jahren weiterhin mit Verwertungsengpässen zu rechnen ist.
                         Das Abfallaufkommen zur Verbrennung wird sich vergleichsweise wenig verändern,
                         da die wichtigsten Einflussparameter (Bevölkerungsentwicklung, Aufkommen pro
                         Kopf) nur wenig variieren. Bei der Verteilung der Abfälle auf die unterschiedlichen
                         Verwertungswege ist in den kommenden Jahren mit einem weiteren Rückgang der
                         Abfälle, die in mechanisch-biologischen Anlagen eingesetzt werden zu rechnen, da
                         die Kapazitäten dieser Anlagen leicht zurückgehen. Zudem ist aufgrund der weiteren
                         Einführung der Biotonne mit geringeren biogenen Anteilen im Abfall zu rechnen, so
                         dass die Auslastung der biogenen Stufe weiter zurückgeht. Gleichzeitig werden ge-
                         werbliche Siedlungsabfälle besser sortiert, da die neue Gewerbeabfallverordnung dies
                         vorschreibt und die Gewerbeunternehmen hier in die Pflicht nimmt. Diese Mengen
                         stehen der energetischen Verwertung nicht mehr zur Verfügung.

                               Abfallaufkommen
                               Mio. t
                               35
                               30
                               25
                               20
                               15
                               10
                                5
                                0
                                    2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030
                                    Hausmüll und                        Sperrmüll    Leicht-           Gewerbeabfall
                                    hausmüllähnlicher Gewerbeabfall                  verpackungen

                         Bild 4:        Entwicklung des relevanten Abfallaufkommens in Deutschland bis 2030

                         Das Aufkommen von Abfällen zur Verbrennung steht älter werdenden Kapazitäten
                         gegenüber, bei denen in steigendem Umfang (Ersatz-)Investitionen erforderlich werden.
                         Gleichzeitig sind die Rahmenbedingungen für Investitionen in neue Anlagen oder
                         Erweiterungen schwierig. Neben der Unsicherheit bezüglich der weiteren Entwick-
                         lung der Importmengen ist ein geeigneter Standort für eine neue Anlage oder eine
                         Erweiterung nur schwer zu finden. Für den wirtschaftlichen Betrieb ist eine (zusätzli-
                         che, neue) Wärmesenke (Fernwärmenetz oder industrieller Abnehmer) erforderlich.

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Aktuelle Entwicklungen
                             Waste-to-Energy-Markt in Deutschland vor dem nächsten Schweinezyklus?

Diese Standortbedingungen sind schwierig zu realisieren. Zudem haben sich einige
finanzstarke Akteure, die in der Vergangenheit in neue Kapazitäten investiert haben
(z.B. einige große Energieversorger) aus dem Markt zurückgezogen.

          Abfallaufkommen
          Mio. t
          35
          30
          25
          20
          15
          10
              5
              0
                   2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030
                        Abfallverbrennungsanlagen                    Ersatzbrennstoffkraftwerke
                        Mitverbrennung Kohlekraftwerke               Mitverbrennung Zementwerke

Bild 5:            Entwicklung der Waste-to-Energy-Kapazitäten bis 2030

Aufgrund der beschriebenen Faktoren sinkt die Waste-to-Energy-Kapazität leicht.
Insbesondere die Kapazität der Mitverbrennung in Kohlekraftwerken geht zurück, da
hier energiewirtschaftliche Veränderungen, die zu einer geringeren Volllaststundenzahl
und einer teilweisen Stilllegung der Kohlekraftwerke führen, hinzukommen.
Die Auslastung der stofflichen und energetischen Abfallverwertungsanlagen in
Deutschland ist seit über zwei Jahren sehr hoch, was zu einem deutlichen Anstieg
der Entsorgungspreise für gewerbliche Abfälle geführt hat. Dieses hohe Preisniveau
besteht seitdem fort. Der aktuelle Trend mit hohen Entsorgungspreisen wird sich
somit langfristig fortsetzen. Die Betreiber von Waste-to-Energy-Anlagen erwarten in
den kommenden beiden Jahren weitere Preissteigerungen bzw. ein weiterhin hohes
Preisniveau bei der energetischen Verwertung.

     Abfallpreise
     Prozent
     250

     200

     150

     100

      50

          0
              2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030
                  Kommunale Abfälle            Kommunale Abfälle
                  Minimal                      Maximal

Bild 6:            Entwicklung der kommunalen Abfallpreise bis 2030 (indexiert)

                                                                                                          129
Aktuelle Entwicklungen
                           Dirk Briese, Jens Gatena

                         Die erwarteten Entwicklungen bei Aufkommen und Kapazitäten zeigen, dass sich die
                         hohe Auslastung auch in den kommenden Jahren (bis mindestens 2022) kaum verän-
                         dert, so dass es nicht zu sinkenden Preisen kommen wird.
                         Gründe für diese Preisentwicklung sind steigende Abfallimporte aus Großbritannien,
                         die teilweise über die Niederlande importiert werden, die positive konjunkturelle
                         Entwicklung in Deutschland, die zu einem steigenden Abfallaufkommen im Inland
                         führt und die sinkenden Verwertungskapazitäten.
                         Die stofflichen und energetischen Verwertungskapazitäten sind auf die Stilllegungen
                         bzw. Umrüstungen von MBA und ähnlichen Anlagen sowie die Stilllegung der energeti-
                         schen Verwertungsanlagen in Stellinger Moor (Hamburg) und Burgau zurückzuführen.
                         Die MBA sind teilweise zur Behandlung von Bioabfall oder auf die ausschließliche
                         mechanische Behandlung umgerüstet worden. Hintergrund für diese Maßnahmen ist
                         der sinkende Anteil von Bioabfall im Siedlungsabfall, der auf die weitere Einführung
                         der Biotonne zurückzuführen ist, so dass eine biologische Stufe bei der Restabfallbe-
                         handlung nicht mehr ausgelastet wird.

                         4. Zusammenfassung
                         Nachdem bis vor zwei Jahren der Trend in Richtung eines Rückgangs des kommunalen
                         Restmüllaufkommens ging, ist aktuell eine konstante bis leichte Zunahme des Abfall-
                         aufkommens zu verzeichnen. Getrieben wird diese Entwicklung insbesondere durch
                         die gute konjunkturelle Entwicklung und das gute Konsumklima sowie die gestiegenen
                         Bevölkerungszahlen, speziell durch die verstärkte Aufnahme von Flüchtlingen.
                         Aufgrund der guten konjunkturellen Lage und der steigenden Produktion in Deutsch-
                         land ist, bei weiterhin positiver wirtschaftlicher Entwicklung, von einem weiteren
                         (leichten) Anstieg des Gewerbeabfallaufkommens auszugehen. Seit 2014 ist der Wte-
                         Markt durch starke Preiserhöhungen für neue Verträge gekennzeichnet, maßgeblich
                         aufgrund der seither sehr hohen Auslastung der verfügbaren Wte-Kapazitäten.
                         Zukünftig kann davon ausgegangen werden, dass die Mitverbrennung in Kohlekraft-
                         werken an Bedeutung verlieren wird. Gründe hierfür sind die sukzessive Stilllegung
                         der Kohlekraftwerke und die sinkenden Volllaststunden. Die Importmengen aus UK
                         werden auch zukünftig eine wichtige Rolle spielen, da größere Mengen über langfristige
                         Verträge gesichert sind. Die Entwicklung der Importmengen ist aber mit einer starken
                         Unsicherheit verbunden, da diese unter anderem von den politischen Entwicklungen
                         in UK abhängig ist.
                         Ein wesentliches Thema stellen für Betreiber von Abfallverbrennungsanlagen in den
                         nächsten Jahren die steigenden Anforderungen bei der Stromerzeugung in MVA und
                         EBS-Kraftwerken dar. Die Anpassung der Fahrweise an den Strombedarf wird eine der
                         Herausforderungen für die Betreiber sein. Des Weiteren werden Systemdienstleistungen
                         für das Elektrizitätsnetz zunehmend ins Blickfeld von Wte-Anlagen rücken. Hierzu ist
                         unter anderem die Bereitstellung von Regelenergie zu zählen.

                         130
Aktuelle Entwicklungen
                   Waste-to-Energy-Markt in Deutschland vor dem nächsten Schweinezyklus?

Insgesamt ist für die Waste-to-Energy-Anlagen in den kommenden Jahren mit einer
weiterhin hohen Auslastung und stabilen Preisen zu rechnen, da die energetischen
Verwertungskapazitäten knapp bleiben und es nur in begrenztem Umfang gelingt das
Recycling zu stärken, so dass auch weiterhin ausreichende Mengen für die energetischen
Verwertungsanlagen zur Verfügung stehen.

                                                                                      131
Vorwort

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         Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
         Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im
         Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar

Stephanie Thiel, Elisabeth Thomé-Kozmiensky, Peter Quicker, Alexander Gosten (Hrsg.):
Energie aus Abfall, Band 15

ISBN 978-3-944310-39-8 Thomé-Kozmiensky Verlag GmbH

Copyright: Elisabeth Thomé-Kozmiensky, M.Sc., Dr.-Ing. Stephanie Thiel
Alle Rechte vorbehalten

Verlag: Thomé-Kozmiensky Verlag GmbH • Neuruppin 2018
Redaktion und Lektorat: Dr.-Ing. Stephanie Thiel, Elisabeth Thomé-Kozmiensky, M.Sc.,
                        Dr.-Ing. Olaf Holm
Erfassung und Layout:   Ginette Teske, Sandra Peters, Janin Burbott-Seidel,
                        Claudia Naumann-Deppe, Cordula Müller, Anne Kuhlo, Gabi Spiegel
Druck:                  Universal Medien GmbH, München
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