Waste-to-Energy-Markt in Deutschland vor dem nächsten Schweinezyklus?
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Aktuelle Entwicklungen Waste-to-Energy-Markt in Deutschland vor dem nächsten Schweinezyklus? Waste-to-Energy-Markt in Deutschland vor dem nächsten Schweinezyklus? Dirk Briese und Jens Gatena 1. Rechtliche Rahmenbedingungen ..............................................................121 2. Aktuelle Marktsituation..............................................................................122 3. Entwicklung des Waste-to-Energy-Marktes bis 2030.............................127 4. Zusammenfassung.......................................................................................130 Der Waste-to-Energy-Markt in Deutschland ist in Bewegung. Nachdem über Jahre die Preise für kommunale Restabfälle und gewerbliche Siedlungsabfälle gesunken waren und nur über den Umfang der Überkapazitäten diskutiert wurde, ist seit drei Jahren ein gegenläufiger Trend mit hoher Anlagenauslastung und deutlich gestiegenen Preise erkennbar. Neben den hohen Mengen (u.a. durch ein höheres Abfallaufkommen und steigende Importmengen) sind einzelne Anlagenschließungen – beispielsweise im Juni 2015 die MVA Stellinger Moor in Hamburg sowie die Abfallpyrolyseanlage Burgau Ende 2015 – sowie Umrüstungen von MBA für diese Entwicklung verantwortlich. Der Beitrag fußt u.a. auf der Studie Waste-to-Energy 2030, die das Marktforschungs- institut trend:research Ende 2016 erstellt hatte. Neben Dokumentenrecherche wurden 54 Leitfadengestützte Experteninterviews mit Betreibern und Herstellern von Abfall- verbrennungsanlagen und sonstigen Behandlungs- und Verwertungsanlagen, Entsor- gungsunternehmen und öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern sowie Experten von Verbänden, aus Wissenschaft und Verwaltung geführt. Für die Studie wurden schwer- punktmäßig die Teilmärkte Waste-to-Energy, mechanisch-biologische Aufbereitung und Sortieranlagen sowie weitere Entsorgungswege für Siedlungsabfälle untersucht. Die Studie stellt u.a. die verschiedenen Entsorgungsoptionen entlang der Wertschöp- fungskette strukturiert dar und wägt die Vorteile möglicher Kosteneinsparung durch die Erlöse aus Sekundärrohstoffen mit den möglichen Nachteilen zusätzlicher Kosten durch Anlageninvestitionen und -betrieb gegeneinander ab. Daneben fließen die Ergebnisse weiteren Abfallwirtschaftsstudien mit ein. 1. Rechtliche Rahmenbedingungen Der Waste-to-Energy-Markt wird in erster Linie von den rechtlichen Rahmenbedin- gungen bestimmt. Diese geben, im Wesentlichen durch das Kreislaufwirtschaftsgesetz, die Rangfolge der Verwertungswege vor und regeln somit die zu nutzenden Entsor- gungswege. 121
Aktuelle Entwicklungen Dirk Briese, Jens Gatena Neben dem Kreislaufwirtschaftsgesetz sind die in der folgenden Tabelle dargestellten Gesetze und Verordnungen bestimmend für die Entwicklung des Waste-to-Energy- Marktes in Deutschland in den kommenden Jahren. Tabelle 1: Übersicht über die gesetzlichen Rahmenbedingungen in Deutschland Gesetz Inhalt • Zentrales Bundesgesetz des deutschen Abfallrechts Kreislaufwirt- • Festlegung Hierarchie der Verwertungswege 1. schaftsgesetz • Novellierung im Jahr 2015: Sammlung von Wertstoffen und Bioabfällen in getrennten (KrWG, 2012) Behältern (Umsetzung noch nicht vollständig erfolgt) Deponiever- • Keine Entsorgung von Siedlungsabfällen durch Deponierung ohne vorherige 2. ordnung Behandlung (z. B. energetische Verwertung) (DepV, 2009) • Schließung aller Deponien, die nicht die Anforderungen erfüllen • Industrielle und kommerzielle Unternehmen sind verpflichtet gewerblichen Abfall getrennt zu sammeln und qualitativ hochwertiges Recycling zu gewährleisten (Ziel Gewerbeabfall- ist eine Quote von 90 Prozent) 3. verordnung • Nicht getrennt gesammelte siedlungsabfallähnliche Gewerbeabfälle müssen vor- (GewAbfV, 2017) behandelt werden • Mindestens 30 Prozent der vorbehandelten siedlungsabfallähnlichen Gewerbeabfälle müssen recycelt werden (ab 2019) Bioabfallverordnung • Regelt die umweltgerechte Verwertung getrennt gesammelter, biologisch abbaubarer 4. (BioAbfV, 2012) Abfälle (Biomüll) • Regelt Errichtung, Zustand und Betrieb von Verbrennungsanlagen 17. Bundesimmis- • Mono-Verbrennung hat die strengsten Emissionsgrenzwerte sionsschutzver- • Mitverbrennung ist aufgeteilt in Anlagen, die bis zu 25 Prozent der Wärmeleistung 5. ordnung aus mitverbrannten Materialien erzielen (niedrigere Grenzwerte) und Anlagen (17. BImSchV, 2013) mit mehr als 25 Prozent (höhere Grenzwerte) • Zementwerke werden von den höheren Grenzwerten ausgeschlossen 2. Aktuelle Marktsituation Für die Drehung des Marktes in 2014 waren das steigende Abfallaufkommen im Inland, die größeren Importmengen und die Schließung von Verwertungskapazitäten die we- sentlichen Ursachen. Die resultierenden deutlichen Preissteigerungen sind durch das teilweise dramatische Ausmaße annehmende Kippen des Marktes von einem Markt mit Überkapazitäten hin zu einem Markt mit Kapazitätsengpässen zu begründen. Die Verwertung der Restabfälle und weiterer (aufbereiteter) Siedlungsabfälle findet in Deutschland in unterschiedlichen Verwertungsanlagen statt. Neben den Abfallverbren- nungsanlagen konkurrieren auch Ersatzbrennstoffkraftwerke, mechanisch-biologische Aufbereitungsanlagen (MBA) und Anlagen zur Mitverbrennung von (aufbereiteten) Siedlungs- und Gewerbeabfällen um die Inputstoffe. Die Anlagen sind dabei über ganz Deutschland verteilt, wobei im Osten eher MBA und Ersatzbrennstoffkraftwerke domi- nieren, während im Süden, insbesondere in Bayern, überwiegend Abfallverbrennungs- anlagen für die Verwertung genutzt werden. Zu beachten bei den Entsorgungswegen ist, dass die stoffliche Verwertung grundsätzlich Vorrang vor der energetischen Verwer- tung hat und somit Abfälle, die stofflich verwertet werden können grundsätzlich dem Recycling zuzuführen sind und die energetische Verwertung nur für die Abfallgemische genutzt werden darf, bei denen ein sinnvolles Recycling nicht möglich ist. 122
Aktuelle Entwicklungen Waste-to-Energy-Markt in Deutschland vor dem nächsten Schweinezyklus? Bei der thermischen Entsorgung ist ein Trend weg von der thermischen Beseitigung und hin zur energetischen Verwertung zu beobachten. Der wesentliche Grund für diese Entwicklung ist, dass in den vergangenen Jahren immer mehr Abfallverbrennungsan- lagen das R1-Kriterium erfüllt haben und somit den Verwerterstatus erlangt haben. Dies führt dazu, dass die Entsorgung in diesen Anlagen als energetische Verwertung gilt. Inzwischen erfüllen alle deutschen Abfallverbrennungsanlagen das R1-Kriterium. Zudem ist in den letzten Jahren eine leichte Steigerung des Anteils der thermischen Verwertung im Vergleich zur stofflichen Verwertung zu erkennen. Die Anlagen zur Verwertung von gemischten Abfällen zeigt die folgende Karte in der Übersicht. Anlagenarten MVA MBA EBS-Kraftwerke Kohlekraftwerke Zementwerke Bild 1: Abfallverwertungsanlagen in Deutschland 123
Aktuelle Entwicklungen Dirk Briese, Jens Gatena Da alle Anlagen den Verwerterstatus haben und das R1-Kriterium erfüllen, gilt die Entsorgung jeweils als thermische Verwertung und ist somit höherwertig als die Beseitigung. Eine rechtliche Regelung, welche die Energieeffizienz der Anlagen be- rücksichtigt, gibt es nicht. Gemessen am Gesamtabfallaufkommen in Deutschland ist die Menge der Siedlungs- abfälle vergleichsweise gering. Zudem ist die Abgrenzung von gewerblichen Abfällen und Neben-, bzw. Koppelprodukten statistisch schwierig. Für den Waste-to-Energy- Markt sind in erster Linie der Restmüll und der gemischt gesammelte Gewerbeabfall von Bedeutung, da diese häufig energetisch verwertet werden. Einzelne, separat ge- sammelte Fraktionen (z.B. Glas, Papier, spezielle Abfälle aus der Produktion) werden in der Regel bereits separat mit spezifischen Verfahren wieder- oder weiterverwertet. Übrige Abfälle Sonstige 16,9 % Siedlungsabfälle Siedlungsabfälle 14,6 % 11,9 % Hausmüllähnliche Gewerbeabfälle getrennt vom Hausmüll angeliefert oder eingesammelt 1,1 % Gemischte Verpackungen 1,6 % Abfälle aus der Gewinnung und Behandlung von Bodenschätzen 8,6 % Bau- und Abbruchabfälle 59,9 % Bild 2: Anteil von Siedlungsabfällen am Abfallaufkommen In 2014 betrug das Aufkommen von Abfällen – welche für die Entsorgung in Waste- to-Energy-Anlagen relevant sind – etwa 31,2 Millionen Tonnen. Dieses Abfallaufkom- men setzt sich zusammen aus Hausmüll und hausmüllähnlichen Gewerbeabfällen, Sperrmüll, Gewerbeabfällen und Leichtverpackungen. Diese Abfälle werden nicht ausschließlich in Waste-to-Energy-Anlagen eingesetzt, sondern über unterschiedliche Wege entsorgt. Diese Stoffströme sowie die Wertschöpfungskette in der Abfallwirtschaft, zeigt Bild 3 in der Übersicht. Durch die Novelle der Gewerbeabfallverordnung wird die Menge der Gewerbeabfälle, die in die energetische Verwertung gehen, reduziert. Die Anforderungen an die Samm- lung und Sortierung werden den Anteil der energetischen Verwertung verringern. Gleichzeitig werden sich die Vertrags- und Lieferbeziehungen verändern, da der ge- mischte nicht definierte Gewerbeabfall jetzt von den öffentlich-rechtlichen Entsorgern gesammelt wird und nicht mehr vom Unternehmen, welches die Gewerbeabfälle zur Verwertung sammelt. 124
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Aktuelle Entwicklungen Waste-to-Energy-Markt in Deutschland vor dem nächsten Schweinezyklus? Bild 3: Stoffströme des Waste-to-Energy-Marktes Von den Veränderungen sind bis zu drei Millionen Tonnen gewerbliche Abfälle pro Jahr betroffen. Wie groß die Menge ist, die in der Praxis einen anderen Verwertungsweg nutzt, ist noch nicht sicher abzusehen. Hier ist auch zu berücksichtigen, welche alter- nativen Entsorgungsmöglichkeiten sich ergeben und wie konsequent die Umsetzung und Kontrolle der neuen Verwertungsanforderungen erfolgt. 3. Entwicklung des Waste-to-Energy-Marktes bis 2030 Die Marktprognose, bei der die Entwicklung von Abfallaufkommen und Verwer- tungskapazitäten als Grundlage für die zukünftige Preisentwicklung genutzt wurde, bestätigt diesen Trend. Damit sich die Investitionen in neue Anlagen rechnen, muss die Auslastung langfristig gesichert sein. Diese Auslastung wird von den Marktteilnehmern aber nicht als gesichert gesehen, da diese langfristig mit sinkenden Restabfallmengen und einem steigenden Recyclinganteil rechnen. Somit wird die Auslastung, die heute schon als sehr hoch einzustufen ist, in den kom- menden Jahren weiter steigen und es wird – zumindest regional – zu Entsorgungseng- pässen kommen. Um die Situation zu entschärfen, wäre somit mittelfristig der Neubau oder die Erweiterung von Anlagen erforderlich. Im Gegensatz dazu ist aber derzeit eher mit einer Reduktion der Kapazitäten zu rechnen, da es Pläne gibt, die Kapazitäten der Mitverbrennung in Kohlekraftwerken teilweise zu reduzieren. Es ist somit davon auszugehen, dass das hohe Preisniveau auch in den kommenden Jahren bestehen bleibt. 127
Aktuelle Entwicklungen Dirk Briese, Jens Gatena Ein erneuter Schweinezyklus, d.h. der Zubau von Kapazitäten, die dann später nicht mehr ausgelastet sind, scheint also erst einmal unwahrscheinlich. Dies ist wohl auch aufgrund der Erfahrungen aus dem letzten Zyklus, als eine Phase des starken Zubaus von Kapazitäten – im wesentlichen Ersatzbrennstoffkraftwerke, die auch noch energie- geführt waren/sind – auf die Wirtschaftskrise und damit stark ausbleibende Mengen traf, begründet. Aktuelle Überlegungen zu Ausbau- und Erweiterungsprojekten in fast allen Marktregionen deuten allerdings darauf hin, dass das Streben nach Wachstum diese unternehmerische Vorsicht teilweise verdrängt. Der Vergleich des Abfallaufkommens mit den Verwertungskapazitäten zeigt, dass in den kommenden Jahren weiterhin mit Verwertungsengpässen zu rechnen ist. Das Abfallaufkommen zur Verbrennung wird sich vergleichsweise wenig verändern, da die wichtigsten Einflussparameter (Bevölkerungsentwicklung, Aufkommen pro Kopf) nur wenig variieren. Bei der Verteilung der Abfälle auf die unterschiedlichen Verwertungswege ist in den kommenden Jahren mit einem weiteren Rückgang der Abfälle, die in mechanisch-biologischen Anlagen eingesetzt werden zu rechnen, da die Kapazitäten dieser Anlagen leicht zurückgehen. Zudem ist aufgrund der weiteren Einführung der Biotonne mit geringeren biogenen Anteilen im Abfall zu rechnen, so dass die Auslastung der biogenen Stufe weiter zurückgeht. Gleichzeitig werden ge- werbliche Siedlungsabfälle besser sortiert, da die neue Gewerbeabfallverordnung dies vorschreibt und die Gewerbeunternehmen hier in die Pflicht nimmt. Diese Mengen stehen der energetischen Verwertung nicht mehr zur Verfügung. Abfallaufkommen Mio. t 35 30 25 20 15 10 5 0 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 Hausmüll und Sperrmüll Leicht- Gewerbeabfall hausmüllähnlicher Gewerbeabfall verpackungen Bild 4: Entwicklung des relevanten Abfallaufkommens in Deutschland bis 2030 Das Aufkommen von Abfällen zur Verbrennung steht älter werdenden Kapazitäten gegenüber, bei denen in steigendem Umfang (Ersatz-)Investitionen erforderlich werden. Gleichzeitig sind die Rahmenbedingungen für Investitionen in neue Anlagen oder Erweiterungen schwierig. Neben der Unsicherheit bezüglich der weiteren Entwick- lung der Importmengen ist ein geeigneter Standort für eine neue Anlage oder eine Erweiterung nur schwer zu finden. Für den wirtschaftlichen Betrieb ist eine (zusätzli- che, neue) Wärmesenke (Fernwärmenetz oder industrieller Abnehmer) erforderlich. 128
Aktuelle Entwicklungen Waste-to-Energy-Markt in Deutschland vor dem nächsten Schweinezyklus? Diese Standortbedingungen sind schwierig zu realisieren. Zudem haben sich einige finanzstarke Akteure, die in der Vergangenheit in neue Kapazitäten investiert haben (z.B. einige große Energieversorger) aus dem Markt zurückgezogen. Abfallaufkommen Mio. t 35 30 25 20 15 10 5 0 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 Abfallverbrennungsanlagen Ersatzbrennstoffkraftwerke Mitverbrennung Kohlekraftwerke Mitverbrennung Zementwerke Bild 5: Entwicklung der Waste-to-Energy-Kapazitäten bis 2030 Aufgrund der beschriebenen Faktoren sinkt die Waste-to-Energy-Kapazität leicht. Insbesondere die Kapazität der Mitverbrennung in Kohlekraftwerken geht zurück, da hier energiewirtschaftliche Veränderungen, die zu einer geringeren Volllaststundenzahl und einer teilweisen Stilllegung der Kohlekraftwerke führen, hinzukommen. Die Auslastung der stofflichen und energetischen Abfallverwertungsanlagen in Deutschland ist seit über zwei Jahren sehr hoch, was zu einem deutlichen Anstieg der Entsorgungspreise für gewerbliche Abfälle geführt hat. Dieses hohe Preisniveau besteht seitdem fort. Der aktuelle Trend mit hohen Entsorgungspreisen wird sich somit langfristig fortsetzen. Die Betreiber von Waste-to-Energy-Anlagen erwarten in den kommenden beiden Jahren weitere Preissteigerungen bzw. ein weiterhin hohes Preisniveau bei der energetischen Verwertung. Abfallpreise Prozent 250 200 150 100 50 0 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 Kommunale Abfälle Kommunale Abfälle Minimal Maximal Bild 6: Entwicklung der kommunalen Abfallpreise bis 2030 (indexiert) 129
Aktuelle Entwicklungen Dirk Briese, Jens Gatena Die erwarteten Entwicklungen bei Aufkommen und Kapazitäten zeigen, dass sich die hohe Auslastung auch in den kommenden Jahren (bis mindestens 2022) kaum verän- dert, so dass es nicht zu sinkenden Preisen kommen wird. Gründe für diese Preisentwicklung sind steigende Abfallimporte aus Großbritannien, die teilweise über die Niederlande importiert werden, die positive konjunkturelle Entwicklung in Deutschland, die zu einem steigenden Abfallaufkommen im Inland führt und die sinkenden Verwertungskapazitäten. Die stofflichen und energetischen Verwertungskapazitäten sind auf die Stilllegungen bzw. Umrüstungen von MBA und ähnlichen Anlagen sowie die Stilllegung der energeti- schen Verwertungsanlagen in Stellinger Moor (Hamburg) und Burgau zurückzuführen. Die MBA sind teilweise zur Behandlung von Bioabfall oder auf die ausschließliche mechanische Behandlung umgerüstet worden. Hintergrund für diese Maßnahmen ist der sinkende Anteil von Bioabfall im Siedlungsabfall, der auf die weitere Einführung der Biotonne zurückzuführen ist, so dass eine biologische Stufe bei der Restabfallbe- handlung nicht mehr ausgelastet wird. 4. Zusammenfassung Nachdem bis vor zwei Jahren der Trend in Richtung eines Rückgangs des kommunalen Restmüllaufkommens ging, ist aktuell eine konstante bis leichte Zunahme des Abfall- aufkommens zu verzeichnen. Getrieben wird diese Entwicklung insbesondere durch die gute konjunkturelle Entwicklung und das gute Konsumklima sowie die gestiegenen Bevölkerungszahlen, speziell durch die verstärkte Aufnahme von Flüchtlingen. Aufgrund der guten konjunkturellen Lage und der steigenden Produktion in Deutsch- land ist, bei weiterhin positiver wirtschaftlicher Entwicklung, von einem weiteren (leichten) Anstieg des Gewerbeabfallaufkommens auszugehen. Seit 2014 ist der Wte- Markt durch starke Preiserhöhungen für neue Verträge gekennzeichnet, maßgeblich aufgrund der seither sehr hohen Auslastung der verfügbaren Wte-Kapazitäten. Zukünftig kann davon ausgegangen werden, dass die Mitverbrennung in Kohlekraft- werken an Bedeutung verlieren wird. Gründe hierfür sind die sukzessive Stilllegung der Kohlekraftwerke und die sinkenden Volllaststunden. Die Importmengen aus UK werden auch zukünftig eine wichtige Rolle spielen, da größere Mengen über langfristige Verträge gesichert sind. Die Entwicklung der Importmengen ist aber mit einer starken Unsicherheit verbunden, da diese unter anderem von den politischen Entwicklungen in UK abhängig ist. Ein wesentliches Thema stellen für Betreiber von Abfallverbrennungsanlagen in den nächsten Jahren die steigenden Anforderungen bei der Stromerzeugung in MVA und EBS-Kraftwerken dar. Die Anpassung der Fahrweise an den Strombedarf wird eine der Herausforderungen für die Betreiber sein. Des Weiteren werden Systemdienstleistungen für das Elektrizitätsnetz zunehmend ins Blickfeld von Wte-Anlagen rücken. Hierzu ist unter anderem die Bereitstellung von Regelenergie zu zählen. 130
Aktuelle Entwicklungen Waste-to-Energy-Markt in Deutschland vor dem nächsten Schweinezyklus? Insgesamt ist für die Waste-to-Energy-Anlagen in den kommenden Jahren mit einer weiterhin hohen Auslastung und stabilen Preisen zu rechnen, da die energetischen Verwertungskapazitäten knapp bleiben und es nur in begrenztem Umfang gelingt das Recycling zu stärken, so dass auch weiterhin ausreichende Mengen für die energetischen Verwertungsanlagen zur Verfügung stehen. 131
Vorwort Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar Stephanie Thiel, Elisabeth Thomé-Kozmiensky, Peter Quicker, Alexander Gosten (Hrsg.): Energie aus Abfall, Band 15 ISBN 978-3-944310-39-8 Thomé-Kozmiensky Verlag GmbH Copyright: Elisabeth Thomé-Kozmiensky, M.Sc., Dr.-Ing. Stephanie Thiel Alle Rechte vorbehalten Verlag: Thomé-Kozmiensky Verlag GmbH • Neuruppin 2018 Redaktion und Lektorat: Dr.-Ing. Stephanie Thiel, Elisabeth Thomé-Kozmiensky, M.Sc., Dr.-Ing. Olaf Holm Erfassung und Layout: Ginette Teske, Sandra Peters, Janin Burbott-Seidel, Claudia Naumann-Deppe, Cordula Müller, Anne Kuhlo, Gabi Spiegel Druck: Universal Medien GmbH, München Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funk- sendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen. Sollte in diesem Werk direkt oder indirekt auf Gesetze, Vorschriften oder Richtlinien, z.B. DIN, VDI, VDE, VGB Bezug genommen oder aus ihnen zitiert worden sein, so kann der Verlag keine Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität übernehmen. Es empfiehlt sich, gegebenenfalls für die eigenen Arbeiten die vollständigen Vorschriften oder Richtlinien in der jeweils gültigen Fassung hinzuzuziehen. 4
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