Strategie zur Schaffung preisgünstigen Wohnraums im Rheingau-Taunus-Kreis - Kreisausschuss des Rheingau-Taunus-Kreises
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Kreisausschuss des Rheingau-Taunus-Kreises Strategie zur Schaffung preisgünstigen Wohnraums im Rheingau-Taunus-Kreis
Strategie zur Schaffung preisgünstigen Wohnraums im RheingauTaunusKreis Inhaltsverzeichnis 1. Vorgehensweise 3 2. Situationsanalyse 3 3. Defizite 11 4. Leitbild 12 5. Handlungsfelder 12 5.1 Wissenstransfer in die Kommunen und Vernetzung der Kommunen 12 5.2 Dialog mit den (privaten) Akteuren auf dem Wohnungsmarkt 14 5.3 Weitere Organisations und Prozessoptimierung in der Kreisverwaltung 15 6. Flankierende Maßnahmen 16 6.1 Information politischer Entscheidungsträger 16 6.2 Einfluss auf die Planungen der Landesebene geltend machen 17 Bearbeitung Diese Strategie wurde von der Stabsstelle Kreisentwicklung erstellt. Ansprechpartnerin: Yvonne Grein Heimbacher Straße 7 65307 Bad Schwalbach Fon: 06124510 308 Fax: 06124510 18 308 Yvonne.Grein@rheingautaunus.de Quelle der Abbildung auf dem Deckblatt: fotolia.de 2
Strategie zur Schaffung preisgünstigen Wohnraums im RheingauTaunusKreis 1. Vorgehensweise Voraussetzung für die Entwicklung von Strategien für den Wohnungsmarkt des RheingauTaunusKreises ist eine gemeindescharfe Bestandsaufnahme und Situa tionsanalyse. Um die Situation quantitativ zu erfassen, wurde der statistische Da tenbestand (z.B. Bevölkerungsstatistik, Immobilienmarktbericht 2017, vorhan dene Studien zum Wohnungsmarkt in Hessen) ausgewertet und in den Bereichen, in denen keine belastbaren oder vergleichbaren Daten vorlagen, um eigene Re cherchen ergänzt. Um qualitative Aussagen zum Wohnungsmarkt zu erhalten, wurden Gespräche mit allen Bauamtsleitern und in vielen Fällen auch den Bürgermeistern der Städte und Gemeinden im RheingauTaunusKreis im Zeitraum vom No vember 2017 bis Februar 2018 (Die Gespräche fanden anhand eines von der Stabsstelle Kreisentwicklung erarbeiteten Gesprächsleitfadens statt, Anlage a), mit den Fachdiensten des RheingauTaunusKreises, die mit Themen der Wohnungsversorgung beschäftigt sind sowie Herrn Joest, Geschäftsführer der Kommunalen Wohnungsbau GmbH RheingauTaunus (kwb) geführt. Neben der Situationsanalyse dienten die Gespräche mit den genannten Akteuren auch dazu, Handlungsfelder für den RheingauTaunusKreis zu identifizieren. 2. Situationsanalyse Der Wohnungsmarkt ist in vielen Kommunen im RheingauTaunusKreis ange spannt. Zu nennen ist hier vor allem die Rheingauachse an der B 42 und der Regi onalbahnlinie 10 nach Wiesbaden (weiter nach Frankfurt) von Walluf bis nach Rü desheim und die direkt an Wiesbaden grenzende Stadt Taunusstein. 3
Strategie zur Schaffung preisgünstigen Wohnraums im RheingauTaunusKreis Darüber hinaus besteht ein großer Druck auf der Achse an der A 3 und Regional bahn bzw. SBahnverbindung nach Frankfurt. Dazu gehören Idstein, Niedernhau sen und Hünstetten östlich der B 417. Die Nachfrage übersteigt in diesen Orten nach Auskunft der vor Ort Befragten das Angebot deutlich. Abzulesen ist diese Entwicklung an den hohen Preisen für Woh nungen und Wohngebäude. Der Wohnungsmarktbericht 2017 (Auszug für den RheingauTaunusKreis ist als Anlage b beigefügt) und eigene Recherchen bei Im mobilienscout24.de1 im November 2017 weisen nach, dass die Preise im Rhein gauTaunusKreis in den o.g. Kommunen in den letzten drei Jahren für Eigentums wohnungen und Einfamilienhäuser deutlich gestiegen sind, besonders stark im Rheingau in Eltville, Geisenheim, Kiedrich und OestrichWinkel (Daten der Ge meinde Walluf sind aufgrund weniger Fälle nicht belastbar). Jahresvergleich der Quadratmeterpreise in Euro einer Bestandsimmobilie zum Kauf (Haus) 4.500,00 4.000,00 3.500,00 3.000,00 2.500,00 2.000,00 1.500,00 1.000,00 500,00 0,00 2015 € je qm 2016 € je qm 2017 € je qm Eigene Darstellung Kreisentwicklung Quelle: Immobilienscout24.de, November 2017 1 Die auf Immobilienscout24.de verfügbaren Daten sind nicht repräsentativ und zeigen nur einen Marktausschnitt. Sie lassen jedoch Rückschlüsse auf die Marktentwicklung zu und sind damit zur Abschätzung von Wohnungsmarkttendenzen geeignet. 4
Strategie zur Schaffung preisgünstigen Wohnraums im RheingauTaunusKreis Jahresvergleich der Quadratmeterpreise in Euro einer Bestandsimmobilie zum Kauf (Wohnung) Für Hohenstein, Geisenheim, Lorch und Walluf lagen im Nov. 2017 keine Vergleichsberechnungen vor 3.000,00 2.500,00 2.000,00 1.500,00 1.000,00 500,00 0,00 2015 € je qm 2016 € je qm 2017 € je qm Beide Abbildungen: eigene Darstellungen Kreisentwicklung Quellen: Immobilienscout24.de, November 2017 5
Strategie zur Schaffung preisgünstigen Wohnraums im RheingauTaunusKreis Spitzenreiter bei den Ein und Zweifamilienhäusern sowie Eigentumswohnungen ist Eltville, wo ein freistehendes Einfamilienhaus im Schnitt der letzten drei Jahre 462.000 € kostete (Immobilienmarktbericht 2017, Anlage b). Für Eigentumswoh nungen aus dem Bestand werden in Eltville im Schnitt 2.766 €/m² auf dem freien Markt verlangt (Immobilienscout24.de, November 2017). Quelle: Immobilienmarktbericht des Amtes für Bodenmanagement Limburg, 2017, S. 42, Anlage b Freistehende Eigenheime Doppelhaushälften 196 k.A. 283 Reihenhäuser 295 k.A. k.A. 262 in tausend € k.A. k.A. 347 331 283 256 k.A. 216 k.A. 416 k.A. 360 379 k.A. 306 288 273 265 379 247 k.A. k.A. k.A. 412 126 k.A. k.A. 462 k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. 454 286 387 355 356 264 k.A. 314 329 k.A. k.A. 6
Strategie zur Schaffung preisgünstigen Wohnraums im RheingauTaunusKreis Die angespannte Situation in vielen Kommunen und die damit verbundenen ho hen Preise für Immobilien schlagen sich auch in den Mietpreisen nieder. Während Mietwohnungen in Hohenstein, Heidenrod und Aarbergen mit durchschnittlichen Quadratmeterpreisen von 5,60 €/m² bis 6,30 €/m² noch für viele Haushalte er schwinglich sind, sind in anderen Orten wie Eltville, OestrichWinkel, Walluf und Kiedrich Preise von mehr als 9 €/m² üblich (Immobilienscout24.de, November 2017, Lage, Größe und Ausstattung der Wohnungen nicht differenzierbar). Eigene Darstellung Kreisentwicklung Das bedeutet am Beispiel von Eltville, dass für eine 80 m² große Wohnung eine durchschnittliche monatliche Nettokaltmiete von 776 € aufzubringen ist. Werden die kalten Nebenkosten (alle Nebenkosten außer Heizung und Warmwasser) hin zugerechnet, entspricht das einer Bruttokaltmiete von ca. 830 €. Inklusive aller Betriebskosten fallen ca. 960 € Miete an. Ein Drittel der Haushalte in Eltville ver fügt über ein Nettoeinkommen von weniger als 2.600 € monatlich. 7
Strategie zur Schaffung preisgünstigen Wohnraums im RheingauTaunusKreis Für diese Haushalte liegt der Anteil der für die Miete aufzubringenden Kosten bei einer 80 m² großen Wohnung deutlich über 30 % des verfügbaren Haushaltsnet toeinkommens. Der Wert von 30 % des Haushaltsnettoeinkommens für die Bruttokaltmiete (Miete ohne Heizkosten und Warmwasser) sollte nach herrschender Meinung in der Fach welt durch die Wohnkosten nicht überschritten werden, damit den Haushalten ausreichend Mittel für die Erfüllung ihrer anderen Grundbedürfnisse zur Verfü gung stehen. Haushaltseinkommen Eltville (netto/monatlich) Haushaltseinkommen bis unter 1.100 € in % Haushaltseinkommen 1.100 € bis 8% 5% 6% unter 1.500 € in % Haushaltseinkommen 1.500 € bis 10% unter 2.000 € in % Haushaltseinkommen 2.000 € bis 33% 12% unter 2.600 € in % Haushaltseinkommen 2.600 € bis unter 4.000 € in % 26% Haushaltseinkommen 4.000 € bis unter 7.500 € in % Haushaltseinkommen 7.500 € und mehr € in % Eigene Darstellung Kreisentwicklung, Quelle: GFKGeomarketing, Datenbasis 2015 Haushalte/2016 Einkommen Besonders kritisch ist die Situation für Haushalte mit größerem Wohnflächenbe darf wie Familien mit mehreren Kindern einzuschätzen. Ein VierPersonenHaus halt auf Wohnungssuche mit ca. 100 m² Wohnflächenbedarf müsste in allen Orten mit durchschnittlichen Nettokaltmieten größer als 8,20 €/m² mehr als 1.000 € Warmmiete zahlen. Das betrifft acht von 17 Städten und Gemeinden im Rheingau TaunusKreis (Immobilienscout24.de, November 2017). 8
Strategie zur Schaffung preisgünstigen Wohnraums im RheingauTaunusKreis Wird der gesamte RheingauTaunusKreis betrachtet, dann haben 34 % der Haus halte ein Haushaltsnettoeinkommen von weniger als 2.600 €, ein weiteres Viertel verdient zwischen 2.600 € und 4.000 € monatlich. Aus diesen Zahlen ist abzulesen, dass selbst Familien mit mittlerem Einkommen Probleme haben, in vielen Orten des RheingauTaunusKreises auf dem freien Wohnungsmarkt eine bezahlbare Wohnung zu finden. Haushaltseinkommen im Rheingau TaunusKreis (netto/monatlich) Haushaltseinkommen bis unter 1.100 € in % Haushaltseinkommen 1.100 € bis 10% 6% unter 1.500 € in % 7% Haushaltseinkommen 1.500 € bis 10% unter 2.000 € in % Haushaltseinkommen 2.000 € bis 31% unter 2.600 € in % 11% Haushaltseinkommen 2.600 € bis unter 4.000 € in % 25% Haushaltseinkommen 4.000 € bis unter 7.500 € in % Haushaltseinkommen 7.500 € und mehr € in % Eigene Darstellung Kreisentwicklung, Quelle: GFKGeomarketing, Datenbasis 2015 Haushalte/2016 Einkommen Auch auf dem Markt der preisgebundenen Mietwohnungen (Sozialwohnungen) ist ein deutlicher Nachfrageüberschuss feststellbar, der mittelfristig nicht abgebaut werden kann. So stehen 1.115 Haushalten, die im RheingauTaunusKreis eine So zialwohnung nachfragen (Erhebung der Bauaufsicht, Stand 1. November 2016), nach Auskunft der WI Bank 135 neu errichtete geförderte Sozialwohnungen in den letzten zehn Jahren gegenüber (Auskunft der WI Bank vom 24.11.2017). Die Indikatoren für den Wohnungsmarkt signalisieren eine weitere Anspannung. Die Städte Mainz, Wiesbaden und Frankfurt weisen eine dynamische wirtschaftli che Entwicklung auf. 9
Strategie zur Schaffung preisgünstigen Wohnraums im RheingauTaunusKreis Die Bevölkerung in der Metropolregion wächst stark, allein Frankfurt soll zwischen 2015 und 2030 10,2 % mehr Einwohner gewinnen. Auch die Bevölkerungsprognose für den RheingauTaunus Kreis ist bis 2020 positiv (+2,8 %) und dann bis 2030 mit 0,6 % nur leicht sinkend (Daten der Gemeindesta tistik der Hessen Agentur 2016). Dabei sind die größten Zuwächse in den Städten und Gemeinden zu verzeichnen, in denen die Situation von den lokalen Akteuren bisher schon als angespannt bezeichnet wird. Bevölkerungsprognose 20152030 Für Heidenrod und Kiedrich wird eine stabile Bevölkerungszahl prognostiziert (Wachstum=0) 12 10 8 6 4 2 0 2 4 6 8 10 Eigene Darstellung Kreisentwicklung Quelle: Daten der Gemeindestatistik der Hessen Agentur 2016 Mit der zunehmenden Bevölkerungszahl nimmt auch die Zahl der Haushalte, die eine Wohnung nachfragen, von 2014 bis 2030 um ca. 8.500 Haushalte zu (IWU Wohnungsbedarfsprognose für die hessischen Landkreise vom April 2017, S. 29, erarbeitet im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Land wirtschaft und Verbraucherschutz, Anlage c). Bis 2040 werden laut der Wohnungs bedarfsprognose des Instituts für Wohnen und Umwelt im Rheingau 10
Strategie zur Schaffung preisgünstigen Wohnraums im RheingauTaunusKreis TaunusKreis ca. 11.232 zusätzliche Wohnungen (Ersatzbedarf und Neubedarf) be nötigt, davon 8.819 Wohnungen als Neubedarf (IWU Wohnungsbedarfsprognose für die hessischen Landkreise vom April 2017, S. 33 f., Anlage c). Der prognosti zierte Neubedarf entspricht für den RheingauTaunusKreis dem Wohnungsbedarf einer Stadt mit ca. 16.000 Einwohnern und ist damit in etwa so groß wie die Stadt Eltville oder die Gemeinde Niedernhausen. Nur etwas mehr als ein Viertel der bis 2020 benötigten Wohnungen wird nach Be rechnungen des Instituts für Wohnen und Umwelt im RheingauTaunusKreis tat sächlich gebaut, wenn die Fertigstellungszahlen aus den Jahren 2013 und 2014 zu grunde gelegt werden (IWU Wohnungsbedarfsprognose für die hessischen Land kreise vom April 2017, S. 39, Anlage c). 3. Defizite Die Situationsanalyse zeigt, dass Defizite bei der Versorgung mit Wohnungen vor allem bei Haushalten mit niedrigem und größeren Haushalten mit mittlerem Ein kommen bestehen und dass mittelfristig nicht mit einer Entspannung des Woh nungsmarktes zu rechnen ist. Von den befragten Akteuren wurden die Defizite vor allem in folgenden Woh nungsmarktsegmenten benannt: preisgünstige Mietwohnungen für (ältere) Alleinstehende und größere Fa milien günstiges Eigentum für junge Familien Daher sollen in der Umsetzung der Strategie zur Schaffung preisgünstigen Wohn raums beide Aspekte, günstige Mietwohnungen und günstiges Eigentum berück sichtigt werden. Dabei muss die Beurteilung, ob der Wohnraum günstig ist, im Fall der einzelnen Kommune an der ortsüblichen Miete bzw. den ortsüblichen Ver kaufspreisen für Wohneigentum und an der Einkommensstruktur in der Kommune festgemacht werden. 11
Strategie zur Schaffung preisgünstigen Wohnraums im RheingauTaunusKreis 4. Leitbild Die Leitformel für eine Strategie zur Schaffung preisgünstigen Wohnraums muss folgende sein: Kein Bewohner des Rheingau-Taunus-Kreises soll seinen Heimatort verlassen müssen, weil er sich dort keine Wohnung mehr leisten kann. 5. Handlungsfelder Drei Handlungsfelder können für den RheingauTaunusKreis identifiziert werden: Wissenstransfer in die Kommunen und Vernetzung der Kommunen Dialog mit den (privaten) Akteuren auf dem Wohnungsmarkt weitere Organisations und Prozessoptimierung in der Kreisverwaltung Darüber hinaus gibt es flankierende Maßnahmen, die vom Kreis zur Entspannung des Wohnungsmarktes ergriffen werden können. Information der politischen Entscheidungsträger Einflussnahme auf die Planungen des Landes Die Handlungsfelder und die flankierenden Maßnahmen werden im Folgenden be schrieben. 5.1 Wissenstransfer in die Kommunen und Vernet zung der Kommunen Die Einflussmöglichkeiten der Kommunen auf dem Wohnungsmarkt sind in der kommunalen Planungshoheit im Flächenmanagement und in der Anwendung aller Instrumente, die das BauGB zur Verfügung stellt, zu ver orten. 12
Strategie zur Schaffung preisgünstigen Wohnraums im RheingauTaunusKreis Viele Bauamtsleiter stehen vor den gleichen Herausforderungen und Fragen bei der Entwicklung von Wohnbaupotentialen und der Schaffung von Wohnraum. In strumente der Wohnungsbauförderung wie beispielsweise städtebauliche Ent wicklungsmaßnahmen, Ankaufsmodelle oder die Teilnahme an der BaulandOf fensive des Landes Hessen werden von einigen Kommunen bereits angewandt. Es fehlt aber gerade in kleinen Kommunen oft die Personalausstattung, um sich ein breites Wissen über alle vorhandenen Instrumente anzueignen. Die Bauämter un tereinander sind bisher wenig vernetzt, ein Austausch ist aber vor allem von den Bauamtsleitern im Untertaunus gewünscht. Ziel Die Bauamtsleiter verfügen am Ende des Projektes über einen methodischen Werkzeugkasten, mit dem sie Einfluss auf den angespannten Wohnungsmarkt in ihrer Kommune nehmen können. Methode Werkstattgespräche mit Bauamtsleitern und interessierten Bürgermeistern, in denen die kommunalen Handlungsoptionen vorgestellt und diskutiert werden. Die Werkstattgespräche können z.B. zu folgenden Themen stattfinden: Stadt und Gemeindeentwicklungskonzepte im Hinblick auf die Wohn raumversorgung Städtebauliche EntwicklungsmaßnahmeInstrument auch für kleine Kom munen? Grundstücksvergabe, Vertragsgestaltung und Vergaberichtlinien für kom munale Grundstücke Städtebauliche Verträge nach § 11 BauGB – wozu können die Eigentümer verpflichtet werden? Förderprogramme des Landes Hessen zur Förderung des Wohnungsbaus (z.B. BaulandOffensive, Städtebauförderung, Sozialer Mietwohnungsbau). Es handelt sich hierbei zunächst um Themenvorschläge, die je nach aktuell anste hender Aufgabenstellung in den Kommunen bearbeitet oder ergänzt werden kön nen. Der Input in den Gesprächen soll nicht nur vom Kreis kommen, sondern auch 13
Strategie zur Schaffung preisgünstigen Wohnraums im RheingauTaunusKreis von den Kommunen, die bereits Erfahrungen mit den Werkzeugen gesammelt ha ben. Am Ende jedes Gespräches wird eine kurze schriftliche Zusammenfassung er stellt. Mit der detaillierten Vorstellung der Ergebnisse der vom November 2017 bis Feb ruar 2018 durchgeführten Befragung aller Bauamts bzw. Fachbereichsleiter Bauen durch die Stabsstelle Kreisentwicklung kann der Startpunkt für die Werk stattgespräche gesetzt werden. Als Nebenprodukt der Werkstattgespräche kann ein Netzwerk aller Bauamtsleiter entstehen, das auch nach Auslaufen des Projektes weiter genutzt werden kann. Die Mitarbeit der Bauamtsleiter und interessierten Bürgermeister kann die Akzep tanz der Maßnahmen zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums erhöhen. Ergänzend können den Kommunen Strategiegespräche als Einstiegsgespräche von der Stabsstelle Kreisentwicklung angeboten werden. 5.2 Dialog mit den (privaten) Akteuren auf dem Wohnungsmarkt Die kwb ist eines der wenigen Unternehmen, die im Landkreis derzeit nennens wert Mietwohnungen baut (212 in den letzten zehn Jahren). Die in der jüngsten Zeit von der kwb realisierten Wohnungen weisen in Taunusstein oder Idstein ein Mietniveau von mehr als 9,50 €/m² netto kalt auf. Um eine Förderung auf dem ersten Förderweg zu erreichen, wird hierbei das Instrument der mittelbaren Bele gung gewählt. D.h. andere preisgünstige Wohnungen aus den Beständen der kwb werden mit einer Belegungsbindung versehen. Nur im Ausnahmefall wie in der neuen Ortsmitte von TaunussteinHahn gelingt es der kwb, preisgünstige Woh nungen neu zu planen. Im Ergebnis bedeutet das, dass die kwb derzeit in Bereichen mit hohem Druck auf dem Wohnungsmarkt nur in minimalem Umfang günstige Wohnungen neu baut und aufgrund der bestehenden Kostenstruktur (Kosten der Grundstücke, Baukos ten, Förderkulisse etc.) neu bauen kann. 14
Strategie zur Schaffung preisgünstigen Wohnraums im RheingauTaunusKreis Wohnungsbaugesellschaften und Wohnungsbaugenossenschaften, die nicht nur ihre Bestände halten, sondern auch neu bauen, gibt es nur in Ausnahmefällen. Es ist einen Artikel in der FAZ wert, wenn die Geisenheimer Baugenossenschaft 24 Wohnungen neu baut. Auch hier beträgt die anhand der Baukosten ermittelte Kos tenmiete 11 €/m², den Genossenschaftsmitgliedern sollen die Wohnungen für 10 €/m² vermietet werden (Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 08.11.2017, Anlage d). Der weit überwiegende Anteil der Wohnungen, die von privaten Akteuren errich tet werden, wird an Selbstnutzer und Kapitalanleger oft zu sehr hohen Preisen ver äußert und steht damit nicht im Marktsegment günstiges Wohnen zur Verfügung. Ziel Die konkreten Stellschrauben, die den Mietwohnungsneubau im Kreis beeinflus sen, müssen definiert werden. Vor allem die Kostenstruktur muss im Hinblick auf Einsparmöglichkeiten untersucht werden. Methode Dazu sind intensive Einzelgespräche mit den einzelnen Akteuren (u.a. kwb, Nas sauische Heimstätte, Geisenheimer Baugenossenschaft, CentraBau oder Dietmar BücherSchlüsselfertiges Bauen) erforderlich, in dem Investitionshemmnisse und Einsparpotentiale herausgearbeitet werden. 5.3 Weitere Organisations und Prozessoptimierung in der Kreisverwaltung Im Rahmen der leitfadengestützten Gespräche mit den Bauamtsleitern wurden Optimierungspotentiale im Bereich der kommunalen Zusammenarbeit gesehen. 15
Strategie zur Schaffung preisgünstigen Wohnraums im RheingauTaunusKreis Ziel Alle Möglichkeiten ausschöpfen, um Genehmigungsfristen zu verkürzen und zu sätzliche Beratungen anzubieten, um damit den Wohnungsbau zu erleichtern Methode Zur Verbesserung der interkommunalen Zusammenarbeit wird vorgeschlagen, dass sich aus den kommunalen Bauämtern heraus eine Bauamtsleiterrunde unter Zusammenarbeit mit der Unteren Bauaufsicht etabliert. Hier können Informatio nen ausgetauscht und Probleme besprochen und auf kurzem Wege zu einer Lö sung geführt werden. Die darüber hinaus unter Punkt 5.1 genannten Werkstattgespräche mit den Bau amtsleitern sollen anhand einzelner Themenfelder der Erarbeitung eines metho dischen Werkzeugkastens zur Entspannung des Wohnungsmarktes dienen. Eine personelle Verstärkung der Unteren Bauaufsichtsbehörde durch einen Tech nischen Sachbearbeiter/in soll die Genehmigungsverfahren beschleunigen und eine/n Ansprechpartner/in für die besonderen Fragen des preisgünstigen Wohnungsbaus bieten. 6. Flankierende Maßnahmen 6.1 Information politischer Entscheidungsträger Viele Instrumente zur Entspannung des Wohnungsmarktes sind rechtlich komplex (städtebauliche Verträge) und/oder belasten den Gemeindehaushalt (Flächener werb). Aber nur durch die Anwendung verschiedener Instrumente kann Einfluss auf den angespannten Wohnungsmarkt genommen werden. Wesentliche Voraus setzung für die Umsetzung von Maßnahmen zur Entlastung des Wohnungsmark tes ist die breite Zustimmung in den Stadtverordnetenversammlungen und in den Gemeindevertretungen. 16
Strategie zur Schaffung preisgünstigen Wohnraums im RheingauTaunusKreis Ziel Politische Entscheidungsträger für die angespannte Situation sensibilisieren und Instrumente, die den Wohnungsmarkt entlasten können, vorstellen. Methode Informationsveranstaltung für politische Entscheidungsträger Informationen für die politischen Gremien zur Verfügung stellen. Das könnte zunächst eine Situationsanalyse sein, die Defizite aufzeigt und im zweiten Schritt Informationen zu Werkzeugen aus dem Werkzeugkasten. 6.2 Einfluss auf die Planungen auf Landesebene gel tend machen Die Regionalplanung enthält Restriktionen, die u.a. einigen Kommunen eine Bo denbevorratung erschwert. Siedlungsflächen dürfen nur in Vorranggebieten „Siedlung, Bestand und Planung“ oder sofern keine Vorranggebiete „Siedlung, Be stand und Planung“ ausgewiesen und die Flächen kleiner als 5 ha sind, in Vorbe haltsflächen für die Landwirtschaft neu entstehen. Ein Flächentausch oder eine Flächenausweitung ist zwar unter bestimmten Voraussetzungen grundsätzlich möglich, gestaltet sich nach Angabe einiger vor Ort befragter Akteure in der Praxis aber als schwierig. Das schränkt vor allem Kommunen ein, die das Ziel verfolgen, Ankaufsmodelle bei der Baulandausweisung zu verwirklichen. Sind die Eigentümer der ursprünglich vorgesehenen Fläche für die Siedlungserweiterung nicht bereit, ihre Flächen an die Gemeinde zu verkaufen, muss die Gemeinde Alternativflächen haben, um ihr Ziel zu erreichen. Ziel Der RheingauTaunusKreis macht seinen Einfluss auf die Regionalplanung gel tend. 17
Strategie zur Schaffung preisgünstigen Wohnraums im RheingauTaunusKreis Methode Der RheingauTaunusKreis benennt als Träger öffentlicher Belange seine Ziele in Stellungnahmen zur Regionalplanung vor allem im Verfahren zur Neuaufstellung des Regionalplans. Die Vertreter des Landkreises nehmen in der Planungsver sammlung Südhessen Einfluss auf die Ziele der Regionalplanung. Anlagen a. Gesprächsleitfaden für die Gespräche mit Bauamtsleitern und Bürgermeis tern b. Auszug aus dem Immobilienmarktbericht 2017 des Amtes für Bodenma nagement Limburg c. Institut für Wohnen und Umwelt GmbH (IWU), Wohnungsbedarfsprognose für die hessischen Landkreise und kreisfreien Städte, April 2017 d. Nach 25 Jahren wieder ein Neubau, Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am 08.11.2017 18
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