Strategiewechsel in der Behandlung der chronischen Nierenerkrankung (CKD) durch SGLT-2-Inhibition: Dapagliflozin verlangsamt die CKD-Progression ...

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J Med Drug Rev 2021;11:13 – 25

Strategiewechsel in der Behandlung
der chronischen Nierenerkrankung (CKD) durch
SGLT-2-Inhibition: Dapagliflozin verlangsamt
die CKD-Progression und reduziert
die Gesamtmortalität in der DAPA-CKD Studie
Christoph Müller-Löbnitz

ZUSAMMENFASSUNG
Der SGLT-2-Inhibitor Dapagliflozin ist jetzt auch zur Behandlung der chronischen Nierenerkrankung (CKD)
zugelassen. Damit ist die Substanz für drei Anwendungsgebiete aus so unterschiedlichen Fachbereichen wie
Diabetologie, Kardiologie und Nephrologie zugelassen. Dapagliflozin wird bereits erfolgreich bei Patienten mit
Typ 2 Diabetes mellitus (T2DM) und Patienten mit Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF)
eingesetzt – jetzt kommt die chronische Nierenerkrankung (CKD) neu hinzu. Dapagliflozin steigert die Glucose-
ausscheidung mit dem Urin, senkt Blutzucker, Körpergewicht und Blutdruck und hat zahlreiche vorteilhafte
metabolische Effekte bei T2DM oder HFrEF.

In den beiden großen kardiovaskulären Outcome-Studien zu T2DM (DECLARE) und HFrEF (DAPA-HF) beeinflusste
Dapagliflozin zusätzlich zu den primären und sekundären CV-Endpunkten auch wichtige renale Endpunkte positiv
und verlangsamte die Progression einer chronischen Nierenerkrankung (CKD). Als Gründe für die gezeigten
nephroprotektiven Dapagliflozin-Effekte bei Patienten mit T2DM und/oder HFrEF werden neben der Senkung
von Blutdruck und vaskulärer Steifheit, u. a. die Wiederherstellung der tubuloglomerulären Rückkopplung, die
Reduktion des Workloads bei der ATP-Produktion sowie antiinflammatorische und antifibrotische Effekte, Vermin-
derung von oxidativem Stress und eine Harnsäuresenkung diskutiert.

Die Studie DAPA-CKD untersuchte jetzt, ob mit Dapagliflozin bei CKD-Patienten auch unabhängig vom Vorliegen
eines T2DM oder einer HFrEF eine Nephroprotektion möglich ist. In der Placebo-kontrollierten, doppelblinden Studie
wurden 4.304 CKD-Patienten (eGFR: ≥25 – ≤75 ml/min/1,73 m2; UACR: ≥200 – ≤5000 mg/g) zu Dapagliflozin
10 mg/Tag oder Placebo randomisiert, jeweils zusätzlich zu einer leitliniengerechten Standardtherapie von CKD,
T2DM und HFrEF. Primärer Endpunkt war die Zeit bis zur ≥50 %igen eGFR-Abnahme, terminaler Niereninsuffizienz
oder Tod nach renaler oder kardiovaskulärer Ursache, je nachdem was zuerst auftrat. Die Gesamtmortalität war
einer von drei sekundären Endpunkten.

Die Studie wurde nach einer medianen Beobachtungsdauer von 2,4 Jahren aufgrund einer vom unabhängigen Da-
tenmonitoring-Komitee festgestellten hohen Dapagliflozin-Effektivität vorzeitig beendet. Den primären Endpunkt
erreichten 197 (9,2 %) Dapagliflozin- und 312 (14,5 %) Placebo-Patienten. Die Hazard Ratio von 0,61 [95 %-KI:
0,51; 0,72], p
Gleichzeitig bestätigte die Studie DAPA-CKD die Sicherheit von Dapagliflozin. Schwerwiegende unerwünschte
     Ereignisse (SUE) traten mit Dapagliflozin bei 29,5 % der Patienten im Vergleich zu 33,9 % mit Placebo weniger
     häufig auf (p=0,002). Die Inzidenzen von Behandlungsabbrüchen wegen unerwünschter Ereignisse (UE), Amputa-
     tionen, Frakturen und renalen UE unterschieden sich nicht statistisch signifikant, während schwere Hypogly-
     kämien mit Dapagliflozin seltener und Volumenmangel häufiger war. Die Ergebnisse bestätigen das in bisherigen
     randomisierten Diabetes-Studien mit einer Dauer von bis zu 4 Jahren beobachtete Dapagliflozin-Sicherheitsprofil,
     wo abgesehen von – meist leichten – Genital- und Harnwegsinfektionen und seltenen Ketoazidosen keine erhöhten
     Raten unerwünschter Ereignisse beobachtet wurden.

     Die Studie DAPA-CKD zeigte, dass mit Dapagliflozin in einer breiten Population von Patienten mit CKD das Risiko
     für eine CKD Progression gesenkt werden kann. Darüber hinaus wurden Hospitalisationen aufgrund von Herzin-
     suffizienz und die Gesamtmortalität signifikant reduziert.

     Schlüsselwörter: Chronische Niereninsuffizienz (CKD), Dapagliflozin, Diabetes mellitus, eGFR, Gesamtmortalität,
     Herzinsuffizienz, Hospitalisation, Nephroprotektion, SGLT-2, terminale Niereninsuffizienz (ESRD), UACR

1. EINFÜHRUNG                                                        Dapagliflozin reduzierte im Vergleich zu Placebo den ko-primä-
Die chronische Niereninsuffizienz (englisch: chronic kidney          ren Endpunkt Hospitalisierung für Herzinsuffizienz/kardio-
disease, CKD) ist eine weltweite Herausforderung. Es handelt         vaskulärer Tod statistisch signifikant und bewirkte zusätzlich
sich um eine progrediente Erkrankung der Nieren, die letztend-       signifikante Verbesserungen des kombinierten kardiorenalen
lich zur terminalen Niereninsuffizienz (ESRD) führt. Allein in       Endpunktes (anhaltende ≥40 %ige eGFR-Reduzierung auf
Deutschland leiden laut Angaben der Deutschen Gesellschaft
Dapagliflozin bei der chronischen Nierenerkrankung (CKD)

Erkrankungen eine Nephroprotektion möglich ist. Diese Fra-                    erhöht und oberhalb vom 300 mg/g gilt die Nierenfunktion als
gestellung untersuchte die DAPA-CKD-Studie, die konzipiert                    schwer eingeschränkt.
wurde, um bei CKD-Patienten mit und ohne T2DM mögliche                           Betrachtet man eGFR und UACR gemeinsam, lässt sich
Dapagliflozin-Effekte auf renale und kardiovaskuläre End-                     entsprechend der KDIGO-Empfehlungen die renale Prognose
punkte sowie auf die Mortalität zu untersuchen.8                              noch besser beurteilen als anhand der beiden Einzelparameter
                                                                              (Abbildung 1).10 Insbesondere reicht die eGFR häufig nicht
2. VERSORGUNGSSITUATION BEI CKD                                               aus, um mit der notwendigen Sensitivität alle Risikopatien-
Trotz verschiedener präventiver Maßnahmen lassen sich bei                     ten zu identifizieren. Selbst bei einer normalen eGFR liegt im
CKD-Patienten auch in Ländern mit hohen medizinischen Ver-                    Falle einer moderat erhöhten UACR (30-300 mg/g) ein mäßig
sorgungsstandard, wie Deutschland, Progressionen häufig nicht                 erhöhtes Risiko vor und im Falle einer stark erhöhten UACR
verhindern. Das hat zur Folge, dass hierzulande jährlich etwa                 sogar ein erhöhtes Risiko und falls dieser Zustand über 3 Monate
10.000 neue Dialysepatienten diagnostiziert werden, die neben                 fortbesteht, handelt es sich definitionsgemäß um eine CKD.10
der den Betroffenen belastenden Morbidität auch eine erhebli-                    Eine CKD kann sehr unterschiedliche Ursachen haben.
che Belastung für das Gesundheitswesen darstellen.9                           Am häufigsten führen Diabetes mellitus, Hypertonie, Glome-
   Die CKD wird über die Nierenfunktion und Nierenstruk-                      rulonephritis und interstitielle Nephritis (z. B. verursacht durch
tur definiert.1,9 Laut KDIGO stellt jede über mindestens drei                 Medikamente) zur CKD.9 Weitere Ursachen sind beispielsweise
Monate bestehende Abweichung der Struktur oder Funktion der                   Zystennieren oder Autoimmunerkrankungen.
Nieren mit Relevanz für die Gesundheit des Patienten eine CKD                    Personen mit erhöhtem CKD-Risiko sollten, so die S3-Leitlinie
dar.9,10 Nicht nur eine verminderte eGFR begründet eine CKD-                  „Versorgung von Patienten mit chronischer nichtdialysepflich-
Diagnose, sondern auch der Nachweis einer Nierenschädigung                    tiger Nierenerkrankung“, wie Patienten mit Diabetes mellitus,
über die Bestimmung der Albuminurie.                                          Herzinsuffizienz oder arterieller Hypertonie, aber auch Patien-
   Die Einteilung des CKD-Schweregrads kann deshalb sowohl                    ten, die regelmäßig nephrotoxische Medikamente einnehmen,
anhand der eGFR als auch auf Basis der Albuminurie erfolgen.                  gescreent werden. Dafür soll den Patienten die Bestimmung der
Bei einer eGFR von ≥90 ml/min/1,73 m2 liegt eine normale                      eGFR und/oder des Albumins im Urin angeboten werden.9
Nierenfunkunktion vor, bei 60-89 ist die Funktion leicht ein-
geschränkt, bei 45 – 59 leicht bis mäßig reduziert, bei 30 bis                3. NIERENFUNKTIONSBESTIMMUNGEN
44 mäßig bis hoch und bei 15 bis 30 ml/min/1,73 m2 hochgra-
dig eingeschränkt. Bei Werten unter 15 ml/min/1,73 m2 liegt                   3.1 KREATININ
eine terminale Niereninsuffizienz vor. Die Albumin-Ausschei-                  Der wichtigste Laborparameter zur Überwachung der Nieren-
dung im Urin gilt bis zu einer Albumin-Kreatinin-Ratio von                    funktion ist der Kreatininspiegel im Blut. Kreatinin ist ein
 300 mg/g
                                                                            < 30 mg/g
                                                                                                     (Mikroalbuminurie)        (Makroalbuminurie)
                        G1         Normal oder hoch            ≥ 90
 Beschreibung/Bereich
   (ml/min/1,73m2)
    GFR-Kategorien

                        G2          Leicht verringert         60– 89

                        G3a   Leicht bis moderat verringert   45– 59

                        G3b   Moderat bis stark verringert    30– 44

                        G4          Stark verringert          15– 29

                        G5          Nierenversagen             < 15

     Niedriges Risiko (falls keine anderen Marker für Nierenerkrankungen/keine Niereninsuffizienz)
     Mäßig erhöhtes Risiko       Erhöhtes Risiko    Stark erhöhtes Risiko

 Abbildung 1. Einstufung des Risikos für eine ungünstige CKD-Prognose gemäß KDIGO                       Quelle: KDIGO 201210

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Christoph Müller-Löbnitz

mit Energie versorgt, und wird über die Nieren mit dem Urin         duell festzulegende Zielwerte gesenkt werden. Wichtig ist die
ausgeschieden. Da die Höhe des Kreatininspiegels im Blut nicht      konsequente Einstellung eines Diabetes mellitus, um diabetesbe-
nur von der Nierenfunktion sondern auch von der Muskelmasse         dingten Nierenschäden vorzubeugen bzw. eine weitere Progres-
abhängt, ist der absolute Kreatininwert nicht so aussagekräftig     sion einer diabetischen Nephropathie entgegenzuwirken. Ins-
wie die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR), die auf      besondere die Behandlung mit ACE-Inhibitoren und ARB kann
der Basis des Kreatinins berechnet werden kann. Die Berech-         den Verlauf einer CKD günstig beeinflussen.11 Deshalb wird auch
nung der eGFR kann entweder nach der MDRD (Modification-            für Patienten ohne erhöhten Blutdruck mit Proteinurie und/oder
of-Diet-in-Renal-Disease-Studie)-Formel oder nach der CKD-          Diabetes eine Behandlung mit ACE-Hemmern oder AT1-Anta-
EPI-Formel erfolgen. Für beide Berechnungsverfahren stehen          gonisten zur Reduktion der CKD-Progression empfohlen.10,12
im Internet einfach zu bedienende eGFR-Rechner zur Verfü-              Weitere Ansatzpunkte für therapeutische Interventionen bei
gung. Im Vergleich zum Kreatinin ist die eGFR deutlich verläss-     CKD sind eine Hyperurikämie (Gicht) und die Anämie.9 Bei
licher, weil zusätzliche Parameter berücksichtigt werden.           anämischen Patienten reicht häufig eine Eisensubstitution (ggf.
                                                                    intravenös), in schweren Fällen mit Luftnot und/oder geringer
3.2 Albumin/UACR                                                    Belastbarkeit können aber auch Erythropoese-stimulierende
Albumin wird normalerweise nur in geringer Menge mit dem            Substanzen indiziert sein. Hinzu kommen das Management
Urin ausgeschieden. Wird vermehrt Albumin ausgeschieden,            kardiovaskulärer Risikofaktoren wie z.B. einer Hypercholeste-
spricht das für eine Nierenschädigung. Aufgrund von Ver-            rinämie mit Statinen. Diuretika sind bei CKD ebenfalls häufig
dünnungseffekten gilt das Verhältnis zwischen Albumin und           indiziert. Sie beeinflussen den Natriumhaushalt vorteilhaft und
Kreatinin im Urin aber als aussagekräftiger als die absolute        wirken einer Volumenüberladung entgegen.9
Albuminkonzentration im Urin. Deshalb sollte in der klinischen         Ein regelmäßiges Monitoring der Nierenfunktion wird nur
Diagnostik das Urinalbumin/Kreatinin-Verhältnis (UACR) aus          für Risikogruppen empfohlen.9 Dafür empfiehlt die S3-Leitli-
dem Spontanurin bestimmt werden.9                                   nie ein individuell angepasstes Monitoring. So sollte die eGFR
                                                                    bei Patienten mit Diabetes mellitus einmal jährlich bestimmt
3.3. ÜBERWEISUNG ZUM FACHARZT FÜR                                   werden. Bei der Erstdiagnose eines Bluthochdrucks sollten
NEPHROLOGIE                                                         Serumkreatinin bestimmt, die eGFR berechnet und der Urin auf
Die Diagnose CKD wird meist – häufig als Zufallsdiagnose –          Eiweiß und Albumin untersucht werden. Bei Herzinsuffizienz
vom Hausarzt gestellt.9 Auch danach werden die meisten CKD-         sind zweimal jährlich Bestimmungen von Serumkreatinin,
Patienten primär von ihren Hausärzten weiterbehandelt. Eine         eGFR, Natrium und Kalium indiziert.
Überweisung zum Nephrologen erfolgt häufig zur einmaligen
Vorstellung nach der Erstdiagnose. Eine kontinuierliche Behand-     5. DAPA-CKD-STUDIE
lung durch den Nephrologen ist vor allem bei Patienten mit spezi-   Nachdem große kardiovaskuläre Outcome-Studien mit SGLT-
fisch nephrologisch behandelbarer Grunderkrankung indiziert.        2-Inhibitoren gezeigt haben, dass diese Substanzen die Pro-
                                                                    gression von Nierenerkrankungen bei Patienten mit T2DM und
4. BEHANDLUNG DER CKD                                               hohem kardiovaskulären Risiko reduzieren können, bestand ein
                                                                    großes Interesse zu untersuchen, ob die vorteilhaften Effekte
4.1. Nicht medikamentös                                             auch in anderen Populationen beobachtet werden können. Die
Grundsätzlich gilt auch für CKD-Patienten, dass sie auf eine        Dapagliflozin and Prevention of Adverse Outcomes in CKD
gesunde Lebensweise achten sollten, Dazu gehört Bewegung,           (DAPA-CKD)-Studie untersuchte deshalb den Effekt von Dapa-
eine entsprechende Ernährung und Rauchverzicht.9 Eine wei-          gliflozin auf renale und kardiovaskuläre Ereignisse in einer
tere wichtige Maßnahme ist die Vermeidung von Arzneimit-            breiten Population von CKD-Patienten mit und ohne Typ-2-
teln, die die Nierenfunktion beeinträchtigen können. Liegt die      Diabetes mellitus.8
eGFR unter 60 ml/min/1,73 m2 sollte bei jeder Medikamenten-
verordnung auf erforderliche Dosisanpassungen oder Kontra-          5.1. Patientenselektion
indikationen geachtet werden, da viele Arzneimittel über die        Die multizentrische, randomisierte, doppelblinde, Placebo-kon-
Nieren ausgeschieden werden. Ab CKD Stadium IV ist eine             trollierte, ereignisgesteuerte Studie verglich bei CKD-Patienten
Ernährungsberatung angezeigt, mit dem Ziel die Aufnahme             (eGFR: ≥25 – ≤75 ml/min/1,73 m2; UACR: ≥200 – ≤5000 mg/g)
von Phosphat und Kochsalz (Blutdrucksteigerung aufgrund             Dapagliflozin 10 mg/Tag mit Placebo jeweils zusätzlich zu einer
von abnehmender Natriumausscheidung) zu reduzieren. In den          aktuellen Standardtherapie der CKD und weiterer Begleiter-
frühen Stadien sollten CKD-Patienten ausreichend trinken.           krankungen wie beispielsweise Typ-2-Diabetes mellitus oder
                                                                    Herzinsuffizienz. Alle Patienten mussten in den letzten vier
4.2. Medikamentös                                                   Wochen vor dem Screening ACE-Hemmer oder AT1-Antago-
Hypertonie und Diabetes mellitus sind wichtige CKD-Risikofak-       nisten in einer stabilen, maximal vertragenen Dosis erhalten
toren. Bei Patienten mit Hypertonie (Blutdruck >140/90 mmHg)        haben. Ausgeschlossen waren u.a. Patienten mit Typ 1 Diabetes
sollte der Blutdruck entsprechend des Risikoprofils auf indivi-     mellitus, hereditären Zystennieren, Lupus nephritis, zytotoxi-

16                                                                                                                  www.jmdrev.com
Dapagliflozin bei der chronischen Nierenerkrankung (CKD)

                                                                                                             scher oder immunsuppressiver Therapie für Nierenerkrankun-
Tabelle 1. Demographische und klinische Charakteristika
der Patienten der Studie DAPA-CKD                                    nach Heerspink et al. 202013
                                                                                                             gen, Herzinsuffizienz im Stadium NYHA IV sowie mit Herzin-
                                                                                                             farkt, instabiler Angina pectoris, koronarer Revaskularisation
         Charakteristikum
                                                            Dapagliflozin
                                                             (N = 2152)
                                                                                       Placebo
                                                                                      (N = 2152)
                                                                                                             oder Schlaganfall während der letzten zwölf Wochen.
Mittleres Alter, Jahre                                       61,8 ± 12,1             61,9 ± 12,1
                                                                                                             5.2. Endpunkte
Weibliche Patienten, n (%)                                       709 (32,9)               716 (33,3)         Primärer Endpunkt für die Bewertung der Wirkung von Dapa-
Body Mass Index (BMI)                                            29,4 ± 6,0           29,6 ± 6,3             gliflozin war die Verzögerung der Progression bis zu einem
Aktuelle Raucher, n (%)                                          283 (13,2)               301 (14,0)         Ereignis des kombinierten Endpunkts, der sich aus ≥50 %iger
eGFR-Verteilung, n (%)
                                                                                                             bestätigter (zweite Messung nach 28 Tagen) eGFR-Abnahme,
≥60 ml/min/1,73 m2                                               234   (10,9)             220   (10,2)       dem Beginn einer terminalen Niereninsuffizienz (chronische
45 bis
Christoph Müller-Löbnitz

mittlere eGFR 43 ml/min/1,73 m 2 und das mediane UACR                    5.5. Ergebnisse
betrug 965 mg/g (Dapagliflozin-Gruppe) bzw. 934 mg/g                     Den primären Endpunkt der Studie (anhaltende ≥50 %ige
(Placebo-Gruppe). Einen Typ-2 Diabetes hatten in beiden                  eGFR-Abnahme, terminale Niereninsuffizienz oder renaler
Gruppen jeweils etwa zwei Drittel der Patienten, eine Herzin-            oder CV-Tod) erreichten 197 (9,2 %) Dapagliflozin- und 312
suffizienz lag bei etwa 11 % vor. Fast alle Patienten erhielten          (14,5 %) Placebo-Patienten. Das bedeutete eine statistisch signi-
eine Behandlung mit einem ACE-Inhibitor oder einem AT1-                  fikante relative Risikoreduktion um 39 % mit Dapagliflozin im
Antagonisten. Weitere klinische Charakteristika werden in                Vergleich zu Placebo. Die Hazard Ratio betrug 0,61 [95 %-KI:
Tabelle 1 präsentiert.                                                   0,51; 0,72] p65 Jahre, für Männer und
tees aufgrund deutlicher Hinweise auf eine hohe Effektivität von         Frauen, für alle Ethnien, für die geographischen Regionen
Dapagliflozin auf der Basis von 408 Ereignissen des primären             Europa, Nordamerika und Lateinamerika, für Patienten mit
Endpunkts. Zum Zeitpunkt der Studienbeendigung betrug die                und ohne T2DM, für Patienten mit einer eGFR 1.000 mg/g als auch mit einem systolischen Blutdruck
ten (0,3 %) zogen ihr Einverständnis zurück und der Vitalstatus          ≤130 mmHg und >130 mmHg wurden statistisch signifikante
war bei 5 Patienten (0,1 %) nicht ermittelbar.                           Vorteile für Dapagliflozin im Vergleich zu Placebo beobachtet.

                                                                                                                       Hazard Ratio und
 Subgruppe                   Dapagliflozin       Placebo                                                                  95 %-KI

 Anzahl der Teilnehmer
 Gesamtzahl                    197/2.152        312/2.152                                                                0,61 (0,51 – 0,72)
 Alter
 ≤65 Jahre                     122/1.247        191/1.239                                                                0,64 (0,51 – 0,80)
 >65 Jahre                      75/905           121/913                                                                 0,58 (0,43 – 0,77)
 Geschlecht
 Männlich                      126/1.443        209/1.436                                                                0,57 (0,46 – 0,72)
 Weiblich                       71/709           103/716                                                                 0,65 (0,48 – 0,88)
 Ethnie
 Weiß                          110/1.124        174/1.166                                                                0,62   (0,49 – 0,79)
 Schwarz                         7/104            14/87                                                                  0,33   (0,13 – 0,81)
 Asiaten                        53/749           77/718                                                                  0,66   (0,46 – 0,93)
 Andere                         27/175           47/181                                                                  0,54   (0,33 – 0,86)
 Geographische Region
 Asien                          50/692           69/654                                                                  0,70   (0,48 – 1,00)
 Europa                         57/610           89/623                                                                  0,60   (0,43 – 0,85)
 Nordamerika                    35/401           69/412                                                                  0,51   (0,34 – 0,76)
 Lateinamerika                  55/449           85/463                                                                  0,61   (0,43 – 0,86)
 Typ 2 Diabetes
 Ja                            152/1.455        229/1.451                                                                0,64 (0,52 – 0,79)
 Nein                           45/697           83/701                                                                  0,50 (0,35 – 0,72)
 Geschätzte GFR
Dapagliflozin bei der chronischen Nierenerkrankung (CKD)

   Die statistisch signifikanten Vorteile des primären kombinier-   terminale Niereninsuffizienz oder renaler Tod) erreichten eben-
ten Endpunkt zugunsten von Dapagliflozin beruhten vor allem auf     falls signifikant weniger Patienten aus dem Dapagliflozin-Arm
den Einzelkomponenten eGFR-Reduktion ≥50 % (Hazard Ratio:           als aus dem Placebo-Arm (142 vs. 243 Patienten, Hazard Ratio:
0,53 [95 %-KI: 0,42; 0,67], terminale Niereninsuffizienz (Hazard    0,56 [95 %-KI: 0,45; 0,68], p
Christoph Müller-Löbnitz

                                                                                                            Patienten ohne T2DM (32 %
                                                       0                                                    vs. 38 %), waren älter (64 vs.
       Quadrate der geschätzten GFR (ml/min/1,73m2)

                                                                                                            56 Jahre) hatten ein höheres
        Veränderungen der Mittelwerte der kleinsten

                  -1
                  -2                                                                                        Körpergewicht (83,5 kg vs.
                  -3                                                                                        78 kg), einen höheren systoli-
                  -4                                                                                        schen Blutdruck (139 mmHg
                  -5
                                                                                                            vs. 133 mmHg), eine etwas
                  -6
                                                                                                            höhere eGFR (44 vs. 42 ml/
                  -7
                  -8
                                                                                                            min/1,73 m 2), eine höhere
                  -9                                                                                        UACR (1.015 vs. 855 mg/g),
                 -10                                                                                        einen höheren HbA1c (7,8 %
                 -11                                                                                        vs. 5,6 %) und häufiger eine
                 -12                                                                                        Herzinsuffizienzanamnese
                 -13                                                                                        (12,5 % vs. 7,5 %).
                 -14                                                                                           Obwohl Patienten mit
                 -15                                                                                        T2DM für den primären End-
                      0     2      4      12    16      20       24       28       32      36
                                                  Monate seit Randomisierung
                                                                                                            punkt eine höhere Ereignis-
                    Anzahl der Teilnehmer                                                                   rate pro 100 Patientenjahre
Dapaglifozin 2.152 2.031 2.001           1.896 1.832   1.785    1.705    1.482     978     496    157       (Dapagliflozingruppe:     5,2;
     Placebo 2.152 2.029 1.981           1.866 1.795   1.753    1.672    1.443     935     447    157
                                                                                                            Pla-cebogruppe: 8,0) hatten
  Abbildung 5. Verlauf der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) in der Studie DAPA-CKD           als Patienten ohne T2DM
  modifiziert nach Heerspink et al. 2020                              13
                                                                                                            (Dapagliflozingruppe:     3,4;
                                                                                                            Placebogruppe: 6,3), senkte
                                                                                                            Dapagliflozin das Risiko
                                                                                                            unabhängig vom Vorliegen
5.6. SUBGRUPPENANALYSEN                                                     eines T2DM in beiden Subgruppen in vergleichbaren Ausmaß
                                                                            (Abbildung 6). Die Hazard Ratio betrug in der T2DM-Sub-
5.6.1. Typ 2 Diabetes                                                       gruppe 0,64 [95 %-KI: 0,52; 0,79] und in der Subgruppe ohne
2.906 der 4.304 Patienten (67,5 %) in der DAPA-CKD Studie T2DM 0,50 [95 %-KI: 0,35; 0,72]. Der Interaktions-p-Wert für
hatten zu Studienbeginn einen T2DM, bei 1.398 Patienten den Diabetesstatus betrug 0,24.
(32,5 %) lag kein T2DM vor.14 Demographische und klinische                     Dapagliflozin senkte auch unabhängig vom Diabetesstatus
Charakteristika waren sowohl in den Behandlungsgruppen der des Risiko für ein Ereignis des nierenspezifischen Kombinati-
jeweiligen Subpopulationen vergleichbar als auch zwischen onsendpunktes aus ≥50 %iger eGFR-Abnahme, terminaler Nie-
den beiden Subpopulationen und entsprachen weitgehend reninsuffizienz oder renalem Tod (pinteraktion= 0,57), für die Kom-
den Charakteristika, die für die Gesamtpopulation berichtet bination aus CV-Tod oder Hospitalisierung für Herzinsuffizienz
wurden. T2DM-Patienten waren jedoch seltener Asiaten als (pinteraktion= 0,78) und für die Gesamtmortalität (pinteraktion= 0,25).

                                                      A                                                                B
                                                      24                                                               24
               Kumulative
             Inzidenz (%)

                                                      20
                                                            HR    95 %-KI                                              20
                                                                                                                                   HR    95 %-KI
                                                           0,64 (0,52 – 0,79)                                                     0,50 (0,35 – 0,72)
                                                      16                                                               16

                                                      12                                                               12

                                                       8                                                                8

                                                       4                                                                4
  Patienten
             0                                                                                                          0
unter Risiko
Dapaglifozin 1.455                                           1.383   1.349   1.307   1.262   1.155   910   580   215        697     618    606   591   579    546     378     251        94
    Placebo 1.451                                            1.360   1.321   1.275   1.224   1.130   868   545   190        701     633    615   583   567    534     364     229        80

 Abbildung 6. Primärer Endpunkt der Studie DAPA-CKD bei CKD-Patienten mit T2DM (A) und ohne T2DM (B)                                                     nach Wheeler DC et al. 202114

20                                                                                                                                                                   www.jmdrev.com
Dapagliflozin bei der chronischen Nierenerkrankung (CKD)

5.6.2. CKD-Ätiologie                                                         Den primären Endpunkt (anhaltende ≥50 %ige eGFR-
In der DAPA-CKD Studie war bei 2.510 Patienten (58 %) eine                Abnahme, terminale Niereninsuffizienz oder renaler oder
diabetische Nephropathie für die CKD verantwortlich, bei                  kardiovaskulärer Tod) erreichten im Dapagliflozin-Arm 6 von
695 Patienten (16 %) eine Glomerulonephritis, bei 687 Patienten           137 Patienten (4 %) versus 20 von 133 Patienten (15 %) im Pla-
(16 %) eine ischämische oder hypertensive Nierenerkrankung                cebo-Arm. Der Unterschied war statistisch signifikant (Hazard
und bei 412 Patienten (10 %) lagen andere Ursachen zugrunde               Ratio: 0,29 [95 %-KI: 0,12; 0,73], p= 0,005). Das absolute
oder die Ursache war unbekannt.14 Dapagliflozin senkte unab-              Risiko wurde um 10,7 % gesenkt. Der Effekt von Dapagliflo-
hängig von der CKD-Ursache das Risiko für den primären                    zin versus Placebo war unabhängig von Ausgangs-eGFR und
Endpunktes (pinteraktion= 0,53), den nierenspezifischen Kombinati-        Ausgangs-UACR. Die Autoren schlussfolgerten, dass Dapa-
onsendpunkt (pinteraktion= 0,67), die Kombination aus CV-Tod oder         gliflozin bei Patienten mit IgA-Nephropathie das Risiko für
Hospitalisierung für Herzinsuffizienz (pinteraktion=0,24) und die         eine CKD-Progression senkt und gleichzeitig ein vorteilhaftes
Gesamtmortalität (pinteraktion= 0,55) (Abbildung 7).                      Sicherheitsprofil aufweist.

5.6.3. IgA-Nephropathie                                                   5.6.4. CKD-Stadium 4
Wheeler et al. gingen auch der Frage nach, ob Dapagliflozin bei           Eine weitere Subgruppenanalyse befasste sich mit den Effekten
Vorliegen einer IgA-Nephropathie zur CKD-Prävention geeig-                von Dapagliflozin bei Patienten mit einem CKD-Stadium 4
net ist.15 270 (6,3 %) der 4.304 Patienten der Studie DAPA-CKD            (eGFR
Christoph Müller-Löbnitz

das CKD-Stadium nicht signifikant beeinflusst (pinteraktion=0,22).             druck (139,2 vs. 135,8 mmHg), einen höheren BMI (30,6 vs.
Die Hazard Ratio für Patienten im CKD-Stadium IV betrug                        28,9 kg/m2) und häufiger T2DM (79,6 % vs. 60,3 %).
0,73 [95 %-KI: 0,53; 1,02] und für Patienten im Stadium II/III                    Der primäre Endpunkt trat bei Patienten mit positiver CV-
0,58 [0,47; 0,71].                                                             Anamnese mit einer Rate von 7,0 [95 %-KI: 6,2; 8,0] pro 100
   Auch für den nierenspezifischen Endpunkt (pinteraktion=0,64),               Personenjahre häufiger auf als bei Patienten ohne CV-Anamnese
und die Endpunkte CV-Tod oder Hospitalisierung wegen Herz-                     (5,4 [95 %-KI: 4,8; 6,0]; Hazard Ratio: 1,24 [95 %-KI: 1,04; 1,48],
insuffizienz (pinteraktion=0,63) und Gesamtmortalität (pinteraktion= 0,95)     p=0,02). Die höhere Ereignisrate war durch mehr CV-Todesfälle
wurden vergleichbare Effekte für die Subpopulationen CKD                       bedingt (2,9 vs. 0,8 Ereignisse pro 100 Personenjahre). Eine CV-
Stadium IV und CKD Stadium II/III beobachtet. Insgesamt
verstarben 19 von 293 Stadium IV-Patienten des Dapagliflozin-
Arms und 31 von 331 Placebo-Patienten (Hazard Ratio: 0,68                          Tabelle 3. Überblick über vorteilhafte Effekte von SGLT-2-
[95 %-KI: 0,39; 1,21]. Die Hazard Ratio für die Patienten in den                   Inhibitoren bei Herzinsuffizienz, Arteriosklerose und diabetischer
Stadien II/III betrug 0,69 [0,52; 0,92].                                           Nierenerkrankung modifiziert nach Zelniker et al. 20207

   Die Autoren schlussfolgerten, dass Dapagliflozin bei Patien-                                                                                 Diabetische
ten in CKD-Stadium IV mit und ohne T2DM schwere renale                                                           Herz-
                                                                                                              insuffizienz
                                                                                                                                 Arterio-
                                                                                                                                 sklerose
                                                                                                                                                  Nieren-
                                                                                                                                                erkrankung
und kardiovaskuläre Ereignisse sicher reduzierte und den pro-                      Glucosesenkung                                                    x
gredienten Abfall der eGFR abschwächte.                                            Reduktion des
                                                                                                                   x                 x               x
                                                                                   Körpergewichts
5.6.5. Kardiovaskuläres Risiko                                                     Blutdrucksenkung                x                 x               x
Eine weitere Analyse der DAPA-CKD-Studie teilte die behan-                         Natriurese                      x                                 x
delten Patienten entsprechend ihres kardiovaskulären Risikos
                                                                                   Entzündungs-
in Subgruppen ohne CV-Vorerkrankungen und mit CV-Vorer-                            hemmung
                                                                                                                   x                 x               x
krankungen ein.17 Von den 4.304 Patienten hatten 1.610 (37,4 %)                    Antifibrotische Effekte         x                                 x
eine kardiovaskulären Krankheit in der Anamnese und wur-                           Verbesserung der
den der Gruppe mit CV-Vorerkrankungen zugeteilt. Häufigste                         intrarenalen Hypoxie
                                                                                                                                                     x

Vorerkrankungen waren koronare Herzkrankheit (KHK; 56 %),                          Wiederherstellung der
zerebrovaskuläre Erkrankungen (29 %), periphere arterielle                         tubuloglomerulären                                                x
Verschlusskrankheit (pAVK, 26 %), Herzinsuffizienz (29 %) und                      Rückkoppelung

Vorhofflimmern/-flattern (14 %).                                                   Reduktion natriure-
                                                                                                                   x                                 x
                                                                                   tischer Peptide
   Patienten mit CV-Vorerkrankungen waren älter als die übrige                     Reduktion des
Population (66,3 Jahre vs. 59,2 Jahre), waren häufiger männlich                    Energiebedarfs
                                                                                                                   x                                 x

(70,5 % vs. 64,7 %) und aktuelle oder frühere Raucher (52,6 %                      Reduktion des
                                                                                                                                     x
vs. 43,2 %), hatten einen höheren mittleren systolischen Blut-                     Leberfetts

                                                                              Adäquater
                                                                              afferenter            normale        2
                                                                                                                          Dies führt zu
                        SGLT-2i                                               Filtrationsdruck      GFR                 einem erhöhten
                                                 1                                                                      Na+-Angebot an
                                                        Blockierung
                                                      der proximalen                                                       der Macula
                                                       Glukose und        Na+/                                               densa
                                                         Natrium-       Glukose-                      Macula
                                                       Reabsorption    Reabsorb-                      densa
                                                                          tion

                     Glomeruläre                                                                                         3
                                                                           SGLT-2                                                Es kommt zur
                    Hyperfiltration                                                                                             Konstriktion der
                                                                                                                             afferenten Arteriole,
                                                                                                                               ↓ des intraglome-
                                                                                                                             rulären Drucks und ↓
                                                                                                                                der Proteinurie

Abkürzungen: CKD: chronische Niereninsuffizienz, Na: Natrium, SGLT-2i: Natrium-Glukose-Cotransporter-2 Inhibitor
modifiziert nach Meng W et al. 200820, DeFronzo RA et al. 202121

 Abbildung 8. Reduktion des intraglomerulären Drucks unter SGLT-2 Inhibition: SGLT-2 Inhibitoren führen zu einer Reduktion des
 intraglomerulären Drucks, welcher bei vielen Grunderkrankungen ein wichtiger Mechanismus für das Fortschreiten der CKD ist.

22                                                                                                                                          www.jmdrev.com
Dapagliflozin bei der chronischen Nierenerkrankung (CKD)

Anamnese war auch mit einer ungünstigeren Gesamtmortalität             Herzinsuffizienz führt zu einem reduzierten renalen Blutfluss
assoziiert (Hazard Ratio: 2,90 [95 %-KI: 2,22; 3,78], p
Christoph Müller-Löbnitz

schwere Hypoglykämie auftrat. Diabetische Ketoazidosen wur-             nationalen Leitlinien unabhängig vom Vorliegen eines T2DM
den in der Dapagliflozin-Gruppe bei keinem Patienten beob-              empfohlen.12,23 So empfehlen die ESC-Leitlinien Dapagliflozin
achtet. Das galt sowohl für Patienten mit T2DM als auch für             und Empagliflozin mit dem höchsten Empfehlungsgrad (IA) für
Patienten ohne T2DM. Diese Ergebnisse bestätigen das in bis-            Patienten mit HFrEF generell zur Reduktion des Risikos für
herigen randomisierten klinischen Studien mit einer Dauer von           Hospitalisierungen für Herzinsuffizienz and Tod.23 Basierend
bis zu 4 Jahren beobachtete Sicherheitsprofil von Dapagliflozin.        auf den Ergebnissen der DECLARE-Studie empfiehlt die Leit-
Abgesehen von – meist leichten – Genital- und Harnwegsinfek-            linie darüber hinaus den Einsatz von SGLT-2-Inhibitoren wie
tionen und seltenen Ketoazidosen.                                       Dapagliflozin bei Patienten mit T2DM und einem Risiko für
                                                                        CV-Ereignisse um Hospitalisierungen aufgrund von Herzinsuf-
8. AKTUELLE LEITLINIEN-EMPFEHLUNGEN:                                    fizienz, schwere CV-Ereignisse, Niereninsuffizienz im Endsta-
BREITER UND FRÜHER EINSATZ VON SGLT-                                    dium (ESRD) und CV-Tod zu reduzieren.
2-INHIBITOREN WIE DAPAGLIFLOZIN                                             Auch in den aktuellen KDIGO-Leitlinien zum Blutdruck-
Basierend auf den Ergebnissen der Studien Dapa-HF und Dapa-             management bei CKD wurde hervorgehoben, dass der Ein-
CKD, die den medizinischen Nutzen eines frühen Einsatzes                satz von SGLT-2-Inhibitoren bei CKD-Patienten mit größeren
von Dapagliflozin in den Indikationen Herzinsuffizienz mit              kardiovaskulären, renalen Vorteilen und einem besseren Über-
reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF) und chronischer Nie-              leben assoziiert ist.12 Eine Berücksichtigung der DAPA-CKD-
renerkrankung (CKD) zeigten, wird ein früher Therapiebeginn             Ergebnisse war wegen der erst kürzlich erfolgten arzneimittel-
mit SGLT-2-Inhibotoren zunehmend auch in aktuellen inter-               rechtlichen Zulassung noch nicht möglich.

    Fazit für die Praxis
n   Dapagliflozin senkte in einer breiten Population von Patienten mit CKD das Risiko für eine Progression der Erkrankung
       unabhängig vom Vorliegen eines T2DM deutlich.
n    Dapagliflozin reduzierte in der DAPA-CKD-Studie die Anzahl von Hospitalisationen aufgrund von Herzinsuffizienz oder
       CV-Tod und verringerte die Gesamtmortalität statistisch signifikant.
n     Der Dapagliflozin-Effekt wurde in allen präspezifizierten Subgruppen konsistent beobachtet.
n    Die Anwendung von Dapagliflozin war gut verträglich, die Ergebnisse bestätigen das bekannte Sicherheitsprofil.
      Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse wurden mit Dapagliflozin seltener als mit Placebo beobachtet, lediglich das
      unerwünschte Ereignis Volumenmangel war häufiger.
n   Die Diagnose einer CKD hat nun eine prognostische Konsequenz, daher sollte häufiger nach einer CKD gescreent werden.

    Offenlegung: Die Erstellung und Publikation des Reviews wurde von AstraZeneca GmbH unterstützt.

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Dapagliflozin bei der chronischen Nierenerkrankung (CKD)

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