Streuobstkonzeption Baden-Württemberg - Aktiv für Reichtum und Vielfalt unserer Streuobstlandschaften
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Impressum Herausgeber: Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg Kernerplatz 10, 70182 Stuttgart www.mlr.baden-wuerttemberg.de Gestaltung: VIVA IDEA Grafik-Design 73773 Aichwald, www.vivaidea.de Bildnachweis: Bei mehreren Bildern auf einer Seite von links nach rechts: Titel: A. Arnold; S. 4: S. Rieger; S. 6: W. Wanner; S. 8: H. Seehofer; S. 9: H.-T. Bosch; S. 12: S. Rieger, Kreisjugendring Biberach; S. 13: T. Neu; S. 14: V. Caprio; S. 15: A. Taut; S.16: H. Ritthaler; S. 17: M. Rösler; S. 18: LRA Emmendingen, Sortenerhaltungszentrale, K. Schertler; S. 19: D. Kraft; S. 20: R. Rößner; S. 21: F. Neumann, E. Schuker; S. 22: A. Greiner; S. 24: C. Schumann, G. Mattes, A. Vorbeck; S. 25: P. Jost; S. 26: B. Holderied, A. Ziech; S. 27: S. Hotz/ PLENUM Heckengäu, W. Fiedler; S. 28: M. Thiehoff; S. 29: P. Kiedaisch; S. 30: S. Pulvermüller, C. Gaßner (2x), A. Flach; S. 31: M. Zehnder; S. 32: M. Zehnder, D. Zehnder; S. 33: A. Koch, K. Droxler; S. 34: J. Kächele; Umschlagrückseite: S. Schumacher, K. Droxler, E. Schuker Drucknummer: 9-2015-24 3. Auflage April 2015 Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Landesregierung Baden- Württemberg herausgegeben. Sie ist nicht zum gewerblichen Vertrieb bestimmt. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Landtags-, Bundestags-, Kommunal- und Europa- wahlen. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informations- ständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informatio- nen oder Werbemittel. Unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift dem Empfänger zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zu Gunsten einzelner politi- scher Gruppen verstanden wird.
Vorwort Unsere schönen, abwechslungsreichen Kulturlandschaften Die Streuobstkonzeption Baden-Württemberg ist außerdem mit Weinbergen, Feldern, Wiesen und Wäldern sind beliebt ein wichtiger Baustein für die Naturschutzstrategie des bei Aktivurlaubern und Erholungssuchenden aus Nah Landes. und Fern. Streuobstwiesen genießen dabei eine besondere Streuobstwiesen sind nicht nur ein herausragender Lebens Wertschätzung. Diese Landschaft spiegelt wie keine andere raum, sie liefern auch eine beeindruckende Vielfalt an den Charakter unseres Landes wider, sie vermittelt echte frischem Obst, natürlichen Fruchtsäften und anderen Heimatgefühle und bietet erstklassige Tourismusziele. Produkten als Teil einer gesunden Ernährung. Auch die Biodiversität in den Streuobstwiesen ist enorm. Sie bieten Lebensraum für rund 5.000 Tier- und Pflanzen- So vielfältig die Streuobstwiesen sind, so verschieden sind arten sowie etwa 3.000 verschiedene Obstsorten. die Ideen und Aktivitäten zu ihrem Erhalt. All dieses Enga gement verfolgt das Ziel, die Streuobstwiesen für uns und Leider sind viele Streuobstwiesen heute akut bedroht. Ihre die kommenden Generationen zu erhalten. Das Erlebnis Bewirtschaftung lohnt sich aus wirtschaftlicher Sicht kaum und der Genuss der Streuobstwiesen als Teil unserer Kultur noch. Ohne öffentliche Unterstützung und ohne breite landschaft soll auch in Zukunft möglich sein. Lassen Sie Unterstützung der Bevölkerung würden sie verschwinden. sich von den ausgewählten Beispielen in dieser Broschüre Die größten zusammenhängenden Streuobstbestände inspirieren. Europas stehen hier in Baden-Württemberg. Damit haben Ich danke allen, die sich kreativ und hoch engagiert für wir im Land eine besondere Verantwortung für den Erhalt den Streuobstbau einsetzen: Den Stücklesbesitzerinnen dieser wertvollen Kulturlandschaft. Sie erfordert eine aktive und Stücklesbesitzern, Aufpreisinitiativen, Umwelt- und Bewirtschaftung, Nutzung, Verwertung und Vermarktung Naturschutzverbänden, Obst- und Gartenbauvereinen, von Streuobst. Landwirtinnen und Landwirten, Naturführerinnen und Viele Stücklesbesitzerinnen und -besitzer kümmern sich seit Naturführern, den Kommunen sowie Kleinbrennereien und Jahrzehnten aktiv um Streuobstbestände, sie pflegen ihre Keltereien. Ohne ihren oft ehrenamtlichen Einsatz wären Streuobstflächen, nutzen und verwerten die schmackhaften viele unserer Streuobstbestände in Baden-Württemberg Früchte. Darauf wird es auch in Zukunft ankommen. längst verschwunden. Es müssen Initiativen weiter ausgebaut werden, in denen aktive Bürgerinnen und Bürger gemeinsam Konzepte zur Pflege und Nutzung von Streuobstwiesen entwickeln und umsetzen. Es braucht engagierte Gruppen, die bei der Be- Alexander Bonde wirtschaftung, Verarbeitung und Vermarktung neue Wege Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz gehen und Vorbild und Motivation für andere sind. Die Baden-Württemberg Förderung von Baumschnittkonzepten, als ein Element der Streuobstkonzeption Baden-Württemberg, kann dabei neue Impulse setzen.
Einleitung Die Streuobstwiesen in Baden-Württemberg haben viel Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung zu bieten. Sie sind nicht nur außerordentlich artenreiche Damit mehr Austausch und Kommunikation zwischen Naturräume und Orte zum „Seele baumeln lassen“, sondern Akteurinnen und Akteuren im Land und aus den angren- liefern auch regionales, gesundes Obst – zum Beispiel für zenden Bundesländern stattfindet, hat das Ministerium für den Eigenbedarf, für Keltereien oder für Brennereien. Ländlichen Raum und Verbraucherschutz eine Koordinati- Der Frühling macht unsere Streuobstwiesen zu einer blü- onsstelle eingerichtet. Die Vernetzung, ein besserer Informa- henden Augenweide. Im Sommer spenden die Obstbäume tionsfluss sowie die Sensibilisierung für Streuobst sind ein herrlichen Schatten und sind Kinderstube vieler Tierarten. Schwerpunkt dieser Stelle. Wenn es Herbst wird, gibt es köstliche Früchte zum Ernten. Aus- und Weiterbildung vom Kindesalter an Im Winter gliedern die großen Obstbäume die Flur rund Neben der fachlichen Qualifikation in der Streuobstpflege um zahlreiche Dörfer. sind die Bildungsmaßnahmen der Ernährungszentren und Damit Reichtum und Schönheit der Streuobstwiesen erhal- Landwirtschaftsämter ein Ansatz, die vielfältigen Ver- ten bleiben, stehen die folgenden Handlungsfelder aus Sicht wendungsmöglichkeiten von Streuobst zu vermitteln. In des Landes im Vordergrund: Workshops, Unterricht und Vorträgen machen sie Streuobst als Getränk und Tafelobst im wahrsten Sinne schmackhaft. Förderung des Baumschnitts Auch Kindergärten und Schulen können sich hier gut Die Landesregierung wird einen wesentlichen Beitrag zur einbringen. Verbesserung des Pflegezustands unserer Streuobstbäume leisten und den Baumschnitt honorieren. Auch Privatperso- Realisierung zahlreicher kreativer Projekte vor Ort nen können jetzt gemeinsam Konzepte für den Baumschnitt Das Land wird weiterhin modellhafte Vorhaben unter- einreichen und eine Förderung erhalten. stützen, Initiativen aufgreifen, anregen und begleiten. Außerdem ruft das Land einen „Streuobstpreis des Landes Vermarktung von Streuobstprodukten Baden-Württemberg“ ins Leben, um gelungene Aktivitäten Das Land stärkt die Aufpreisvermarktung von Streuobst und Projekte auch stärker in der Öffentlichkeit herausstellen produkten und fördert damit faire Preise für die Bewirt- zu können. schaftung unserer Streuobstbestände. Auch die wirtschaft liche Komponente des Streuobstbaus soll gestärkt werden. Die Streuobstkonzeption der Landesregierung lädt Sie Erhaltung der Biodiversität persönlich zum Handeln ein und regt zum Austausch von Den Erhalt regionaler und lokaler Sorten unterstützt das Erfahrungen und Ideen an. Sie honoriert die zahlreichen Land durch Projekte und die Arbeit der Sortenerhaltungs- Ansätze unterschiedlicher Akteurinnen und Akteure und zentrale in Bavendorf sowie privater Initiativen. liefert Ihnen Ansatzpunkte und Anregungen, um neue Praxisorientierte Forschung Lösungsstrategien zu entwickeln. Das Land setzt sich für praxisorientierte Forschungsprojekte Nur mit langfristigem Denken, einem breiten Ansatz und im Bereich Streuobst ein. Anbau, naturverträgliche Nutzung, dem Engagement vieler Menschen schaffen wir es, unsere Verwertung und Vermarktung werden Schwerpunkte sein. Streuobstwiesen zu erhalten.
Inhaltsübersicht Fördermöglichkeiten – aktiv für die Zukunft Modellprojekte – Vermarktung und Heimat gestalten faire Preise – Seite 8 Qualität, die schmeckt Seite 28 Seite 12 Fortbildung und Biodiversität – Wissenstransfer – Vielfalt im Streuobst lernen und umsetzen Seite 26 Seite 16 Vernetzung und Forschung – Kommunikation – Perspektiven gemeinsam für ein Ziel entwickeln Seite 22 Seite 20
Vielfalt in den Streuobstwiesen In Streuobstwiesen leben schätzungsweise 5.000 Tier- und Pflanzenarten. Steinkauz, Grünspecht, Wendehals, Halsbandschnäpper oder Gartenrotschwanz sind typische Bewohner der Streuobstwiesen. Auch Siebenschläfer, Igel und viele Insekten und Spinnen sind hier zu Hause. Man vermutet, dass die Streuobstbestände mit etwa 3.000 unterschiedlichen Obstsorten aufwarten können. In Baden-Württemberg sind gut 700 davon b estimmt.
Ausgangssituation und Fakten ■■ Das Freizeitverhalten hat sich geändert: weg von der Arbeit Räumliche Verteilung der Streuobstbäume auf dem Hochstamm, hin ins Fitness-Studio. und Sitz der Aufpreisinitiativen ■■ Der Handel will normiertes Obst und sorgt für Die Karte zeigt die Anzahl der Streuobstbäume je Gemeinde. Streuobst in Baden-Württemberg Obstnormen, die Streuobst kaum erfüllt. Besonders viel Streuobst gibt es entlang des Albtraufs. Streuobst bezeichnet verstreut in der Landschaft stehende ■■ Die Entwicklungen im Agrarsektor führen zu einem Druck Hier haben sich die sechs Landkreise Reutlingen, Zollernalb, Obstbäume und grenzt die traditionelle Form des Obstbaus auf die Landwirte, Grünland und Obstbäume immer inten- Esslingen, Göppingen, Tübingen und Böblingen zum Streu vom Plantagenobstbau ab. In Baden-Württemberg gibt es siver zu bewirtschaften. obstparadies zusammengeschlossen. heute auf 116.000 Hektar etwa 9,3 Millionen Streuobstbäume. ■■ Kommunen weisen Baugebiete aus – Streuobstwiesen Damit steht fast jeder zweite Streuobstbaum Deutschlands in Derzeit gibt es 51 Aufpreisinitiativen im Land. Sie verarbeiten werden gerodet. Baden-Württemberg. Knapp die Hälfte der Bäume sind Apfel Streuobst regional zu Saft und bemühen sich um faire ■■ Die Keltereien müssen sich am Markt behaupten und zah- bäume, etwa 25 Prozent sind Kirschbäume. Darauf folgen Erzeugerpreise. len – außerhalb der Aufpreisvermarktung – oft Obstpreise, Zwetschge, Birne, Walnuss und andere Obstbaumarten. für die sich die Arbeit nicht rentiert. Anzahl der Streuobstbäume je Gemeinde ■■ Das Wissen um Obstsorten und um deren vielfältige Besitzstrukturen 0 bis 7.500 Verwertung hat abgenommen – immer weniger Menschen Die meisten Streuobstwiesen befinden sich in Privatbesitz. kennen lokale Sorten und ihre Vorzüge. > 7.500 bis 15.000 Die Besitzstrukturen verteilen sich wie folgt: ■■ Die Kenntnis einer nachhaltigen Nutzung von Bäumen > 15.000 bis 22.500 ■■ 60.000 Hektar private Stücklesbesitzer und Unterwuchs ist oft nicht mehr vorhanden. Folge ist ein > 22.500 bis 30.000 ■■ 30.000 Hektar landwirtschaftliche Betriebe schlechter Pflegezustand. Auf der anderen Seite führt eine > 30.000 ■■ 26.000 Hektar Kommunen intensivere Nutzung zur Umwandlung der Streuobstwie- Sitz Regierungs- sen in Gartenhausgrundstücke mit englischem Rasen und präsidium Schnittzustand Halb- oder Niederstammobstbäumen. ■■ Krankheiten wie Birnengitterrost, Birnenverfall, Feuer- Sitz der Streuobst- Fast 80 Prozent der Streuobstbäume werden nicht oder aufpreisinitiativen unregelmäßig geschnitten. Schnitt und Pflege sind aber brand, aber auch Mistelbefall oder Trockenheit gefährden die Voraussetzung für langlebige und gesunde Bäume. viele Hochstämme. Auf der anderen Seite gibt es seit einigen Jahren immer Verwertung stärkere positive Trends und Chancen für das Streuobst: Streuobst wird vielfältig verwertet. Den Großteil der Ernte ■■ Regional und bio: Immer mehr Verbraucherinnen und verarbeiten Keltereien zu Saft. Verbraucher kaufen regional und ökologisch erzeugte Lebensmittel. Gut 6.000 ha Bio-Streuobstflächen liegen in Obstbrände und Mus, Marmelade, Baden-Württemberg. Bio-Streuobst ist vor allem bei Kelter- Ethanol (10 %) Dörrobst, Chips (5 %) eien immer mehr gefragt. ■■ Alt und jung: Baumschneidekurse werden nachgefragt Tafelobst und nicht geerntet – auch von jüngeren Menschen. Die Fortbildungen zum (20 %) Beispiel des LOGL bei der Pflege von Hochstämmen sind eine wichtige Grundlage. ■■ Qualität zählt: Viele Kommunen und Kreise legen weiter- hin eigene Förderprogramme zur Pflanzung von Hoch- stamm-Obstbäumen auf. Wichtig dabei sind gute Qualität Eigenverwertung des Pflanzmaterials und dauerhafte Pflege. (40 %) Keltereien (25 %) ■■ Innovativ und kreativ: Die Streuobstvermarkter entwickeln mit Biosaft und Saft von neue, qualitativ hochwertige, sortenreine, schmackhafte Aufpreisinitiativen (8 %) Produkte – und sorgen für steigenden Absatz. ■■ Gesund und munter: Manche Streuobstäpfel e nthalten Trends und Entwicklungen im Streuobst besonders viel Vitamin C. Nicht nur Tafelobst, auch Streuobst-Säfte sind gut für die Gesundheit: Wissenschaft- Seit den 1960er Jahren ist fast die Hälfte der Streuobstbäume ler haben nachgewiesen, dass naturtrübe Apfelsäfte viele in Baden-Württemberg verschwunden. Die Gefahren für gesundheitsfördernde Polyphenole enthalten. Streuobstbestände und Ursachen für deren Rückgang sind ■■ Streuobst ist in: Tourismus, Banken und zahlreiche Unter- sehr vielfältig: nehmen werben mit Streuobst und Bildern von Hoch- Quellen: Arbeitsgemeinschaft Streuobst, 2014; Streuobsterhebung Baden-Württemberg, 2009 ■■ Viele Verbraucherinnen und Verbraucher legen seit Jahr- stamm-Obstbäumen. Wir können stolz auf diese Land- Geodaten: LGL zehnten Wert auf makelloses Obst und billige Lebensmittel. schaft sein, die unsere Heimat prägt! Weiterführende Informationen zur Streuobsterhebung von 2009: www.geoportal-bw.de
Fördermöglichkeiten Finanzielle Födermöglichkeiten – (1): neuesfür aktiv Fördermodul die Zukunft„Baumpflege“ Streuobstwiesen gehören zu Baden-Württemberg wie Spätzle oder Schwarzwälder Kirschtorte. Die großkronigen Obstbäume prägen unsere Landschaft und bieten Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Diese besondere Kulturlandschaft bleibt nur erhalten, wenn wir sie pflegen und nutzen. Und das ist Gschäft. Das Land unterstützt deshalb mit unterschiedlichen Förderprogrammen Landwirtinnen und Landwirte, Verbände und Privatpersonen, die Streuobstbestände bewirtschaften. Auch Keltereien, die das Obst verarbeiten, können eine Förderung bean- tragen. Darüber hinaus strebt das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) an, im Bereich Streuobst eine Förderung im Rahmen der Europäischen Innovationspartenschaften (EIP) zu etablieren. Pflege mit Konzept: das neue Fördermodul Baumschnitt Nach der Streuobsterhebung aus dem Jahr 2009 sind rund Ausschreibung, auf die man sich mit seinem Pflegekonzept 80 Prozent der Streuobstbestände im Land nicht oder bewerben kann. Die Auswahl der Pflegekonzepte erfolgt nur schlecht gepflegt. Dadurch ist die Lebensdauer dieser anhand von Priorisierungskriterien. Obstbäume erheblich niedriger als bei guter Pflege. Denn meist gewährleistet nur ein fachgerechter Schnitt stabile und Wer kann wo einen Förderantrag stellen? vitale Bäume. Mit dem Fördermodul Baumschnitt will die Damit der Aufwand bei der Antragstellung, Auszahlung Landesregierung die Arbeit der Menschen wertschätzen, die und Kontrolle dieser Förderung in einem guten Verhältnis Streuobstbäume pflegen, und damit die Lebensdauer dieser zum Nutzen steht, sind nur Sammelanträge vorgesehen. wertvollen Bestände verlängern. Vereine, Mostereien, Initiativen, Kommunen oder Land- Das neue Fördermodul Baumschnitt soll in der Fläche schaftserhaltungsverbände können sich mit ihrem Schnitt- wirken und auch dort greifen, wo Stücklesbesitzer die konzept beim zuständigen Regierungspräsidium um eine Obstwiesen bewirtschaften. Denn mehr als die Hälfte der Förderung bewerben. Wer eine Förderung erhält, kann an Streuobstwiesen befinden sich bei uns in privater Hand. die Baumpfleger eine Aufwandsentschädigung auszahlen. Für die Förderung gibt es im Oktober 2014 die erste Schnittkonzept So könnte eine Flächeneinteilung für das Schnittkonzept aussehen.
Was muss der Antrag beinhalten? ■■ Sortenvielfalt ! Was ist noch zu beachten? ■■ Vermarktungs-/Verwertungskonzept für das Obst Die Antragstellerinnen und Antragsteller melden die zu Zusätzlich müssen die Antragstellerinnen und Antrag mit nennenswertem Aufpreis pflegenden Bäume an und legen ein Schnittkonzept vor. Im steller die Zahl der beantragten Bäume im Förderzeitraum Schnittkonzept werden mehrere Flurstücke/Gemarkungen/ €€ erhalten. Andernfalls müssen sie Hochstammobstbäume Was wird gefördert? Gemarkungsteile zusammengefasst. Das Schnittkonzept nachpflanzen. Damit Nachpflanzungen und Jungbäume besteht aus einer Flurstückskarte oder einem Luftbild, in Gefördert wird der fachgerechte Baumschnitt von Kern- erfolgreich wachsen, soll man eine Baumscheibe offen dem man die beantragte Fläche markiert. Daraus muss und Steinobstbäumen (außer Brennkirschen) auf Streuobst- halten: Ein Quadratmeter Fläche um den Jungbaum muss ersichtlich sein, wann welche Bäume geschnitten werden wiesenflächen (siehe unten „fachgerechter Baumschnitt“). freigehackt sein. (siehe Abbildung links unten). Pro Baumschnitt werden 15 Euro ausbezahlt. Im fünfjäh- Antragsformulare sind ab Oktober abrufbar unter rigen Förderzeitraum muss jeder beantragte Baum mindes- Priorisiert werden die eingereichten Schnittkonzepte an- www.streuobst-bw.info > Förderung tens einmal geschnitten werden. Jeder Baum darf jedes Jahr hand folgender Kriterien: geschnitten werden, er wird jedoch höchstens zweimal im ➜ Weiterführende Informationen ■■ Anteil an Obstbäumen mit einer Stammhöhe über 1,60 m Förderzeitraum gefördert. ■■ Pflegekonzept für den Unterwuchs (extensive Bewirt- „Kronenpflege alter Obsthochstämme“, Kompetenzzentrum Voraussetzungen für eine Förderung: schaftung/Beweidung) Obstbau Bodensee (Hans-Thomas Bosch, 2010). ■■ kein Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutz- ■■ Mehrere Grundstücksbesitzer stellen einen Sammelantrag. Der Leitfaden kann beim Kompetenzzentrum Obstbau und Düngemitteln ■■ Vorlage eines kleinen Schnittkonzepts, das sich über fünf Bodensee erworben werden: Tel. 07 51 / 79 03-30 03; ■■ Beachtung von Naturschutzaspekten, zum Beispiel Jahre erstreckt. E-Mail: meyer@kob-bavendorf.de Totholz, Höhlenbäume, Wildbienenhabitate, Trocken ■■ Die Streuobstbestände bestehen aus größtenteils groß „Pflanzung und Pflege von Streuobstbäumen – Natur mauern, Mahd mit Balkenmäher kronigen, hochstämmigen, starkwüchsigen Obstbäumen gemäßer Obstbaumschnitt für die Praxis“ (DVL, 2011). ■■ Konzept für Verwertung des Mäh- und Schnittgutes, in weitläufigen Abständen, außerhalb von Hausgärten. Erwerb über die Schlaraffenburger Streuobstagentur: ■■ fachliche Qualifikation der Baumpflegerinnen und Tel. 0 60 29 / 99 56 44; Baumpfleger E-Mail: alex.vorbeck@schlaraffenburger.de ■■ Umweltbildung, beispielsweise durch Kooperationen mit Schulen vor dem Schnitt nach dem Schnitt Fachgerechter Baumschnitt Der fachgerechte Baumschnitt soll die Lebensdauer, Vitalität und Stabilität der Streuobstbäume erhöhen. Bei allen Schnittmaßnahmen ist zu beachten: ■■ keine großflächigen Kappstellen insbesondere nicht am Stamm ■■ keine Rindenrisse an den Schnittstellen ■■ sichere Statik des Baumes ■■ erkennbarer Kronenaufbau ■■ lebensdauerverlängernder Schnitt ■■ Fruchtholz bleibt im Baum – kein kahles Gerüst ■■ kein Frühjahres- oder Sommerschnitt bei Brutaktivität von Vögeln Bei der Kronenerneuerung kann man oberseitig gebildete Die neuen Verlängerungen an den Leitästen bestimmen „Ständer“ integrieren. Als aufstrebende Leitastverlängerun- jetzt die Wuchsrichtung und Versorgung des Baumgerüstes. gen können sie die Leitastfunktion übernehmen. Je näher sie Oberseitige Schnitte kann man so meist vermeiden, was die zur Stammbasis ansetzen, desto stabiler sind sie. Baumgesundheit fördert. 9
Agrarumweltprogramm FAKT Landschaftspflegerichtlinie (LPR) Kostenzuschuss Öko-Kontrolle Für die Pflege und umweltfreundliche Bewirtschaftung Wer eine Streuobstwiese pflegt, die naturschutzfachlich Bewirtschafterinnen und Bewirtschaftern von Streuobst unserer Kulturlandschaft gibt es landesweit das neue Förder wertvoll ist und in einer bestimmten Gebietskulisse liegt, wiesen, die nach den Richtlinien des ökologischen Land- programm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl, kann Unterstützung über die Landschaftspflegerichtlinie baus arbeiten, entstehen Kosten für die Öko-Kontrolle. kurz FAKT. Es baut auf dem bisherigen MEKA auf und beantragen. Wer nicht am Agrarumweltprogramm FAKT für Ökoland- entwickelt es in vielen Punkten weiter. Wie bisher können bau teilnimmt, kann über die „Verwaltungsvorschrift zur Landwirtinnen und Landwirte die Streuobstmaßnahme des Wer kann wo einen Förderantrag stellen? Stärkung des ökologischen Landbaus“ eine Förderung der Programms nutzen. Kontrollkosten beantragen. Landwirtinnen und Landwirte, Kommunen sowie Verbände und Vereine können bei der Unteren Naturschutzbehörde Wer kann wo einen Förderantrag stellen? Wer kann wo einen Förderantrag stellen? einen Förderantrag einreichen. Für eine FAKT-Förderung müssen Landwirtinnen und Landwirtinnen und Landwirte und private Stücklesbesit- Landwirte bis zum 15. Mai des Jahres bei der Unteren Land- €€ Was wird gefördert? zer können Anträge beim Landesverband Erwerbsobstbau wirtschaftsbehörde einen Gemeinsamen Antrag (GA) stellen. Baden-Württemberg e. V. stellen. ■■ Gefördert werden Maßnahmen zum Naturschutz, der €€ Landschaftspflege und der Landschaftsentwicklung. €€ Was wird gefördert? Was wird gefördert? Dazu gehören das Wiederherrichten einer aus der Bewirt- Gefördert wird die aufwändige Grünlandpflege unter und schaftung gefallenen Streuobstfläche mit anschließender Kosten für die Öko-Kontrolle werden mit 125 Euro je zwischen den Bäumen einer Streuobstwiese mit 2,50 Euro Nutzung, die Anschaffung einer mobilen Saftpresse oder Hektar bezuschusst. je Baum und Jahr über einen Zeitraum von fünf Jahren. der Erwerb von Streuobstgrundstücken. Voraussetzungen für eine Förderung: ■■ Projekte können mit bis zu 90 Prozent der zuwendungs- Voraussetzung für eine Förderung: fähigen Kosten bezuschusst werden. ■■ Nachweis der ökologischen Wirtschaftsweise durch die ■■ Obstbäume besitzen einen deutlich ausgeprägten Stamm zuständigen Öko-Kontrollstellen. Voraussetzungen für eine Förderung: von in der Regel mehr als 1,40 Meter Höhe und eine ■■ Der maximale Auszahlungsbetrag liegt bei 200 Euro. deutlich ausgeprägte Krone. Die Fläche liegt in einem Schutz- oder Projektgebiet nach ■■ Streuobstbestände weisen eine Bestandsdichte von in der der LPR. Dort besteht also ein besonderes Naturschutz ➜ Weiterführende Informationen Regel bis zu 100 Bäumen je Hektar auf. interesse. Das ist beispielsweise bei einer Biotopvernetzungs www.streuobst-bw.info > Förderung ■■ Abgängige Bäume müssen durch Hochstammsorten konzeption der Gemeinden der Fall oder wenn sich die ersetzt werden. Flächen in einem Schutzgebiet nach Naturschutzrecht befinden. ! Was ist noch zu beachten? ➜ Weiterführende Informationen Man kann diese Maßnahme mit Grünlandmaßnahmen aus dem FAKT-Programm kombinieren wie zum Beispiel der www.streuobst-bw.info > Förderung Bewirtschaftung von artenreichem Grünland. und bei der Unteren Naturschutzbehörde vor Ort ➜ Weiterführende Informationen www.streuobst-bw.info > Förderung 10
Vermarktungsförderung Unterstützung der Keltereien Diversifizierung in landwirtschaftlichen Unternehmen Mit einem guten Marketing kann man Streuobstprodukte Keltereien sind ein Rückgrat für den Streuostbau, da sie besser verkaufen. Das Land unterstützt die Vermarktung einen großen Teil des Mostobstes verarbeiten. Damit es in Diversifizierung bedeutet die Schaffung von zusätzlichen von Produkten aus 100 Prozent Streuobst. Baden-Württemberg weiterhin ein dichtes Netz an Kelter- Einkommensquellen. Die Förderung von Investitionen zur eien gibt, fördert das Land die Saftverarbeitung über die Diversifizierung ist Teil der einzelbetrieblichen Förderung Wer kann wo einen Förderantrag stellen? Verwaltungsvorschrift zur Marktstrukturverbesserung. landwirtschaftlicher Unternehmen. Ziel der Maßnahme ist, die Wirtschaftskraft zu erhalten und den Strukturwandel im Vereine und andere Organisationen sowie Firmen, die Wer kann wo einen Förderantrag stellen? Ländlichen Raum zu begleiten. Streuobstprodukte vermarkten, können einen Förderantrag beim Regierungspräsidium Stuttgart einreichen. Unternehmen der Verarbeitung und Vermarktung können Wer kann wo einen Förderantrag stellen? bei den Regierungspräsidien, Referat 34, einen Förderantrag €€ Was wird gefördert? einreichen. Landwirtschaftliche Unternehmen können bei den Land- wirtschaftsämtern einen Förderantrag einreichen, auch mit Werbe- und Verkaufsförderungsmaßnahmen, die den €€ Was wird gefördert? Brennereien, die direkt vermarkten. Absatz von Streuobstprodukten verbessern. Investitionen in die Herstellung und Lagerung von Direkt €€ Voraussetzungen für die Förderung: Was wird gefördert? säften sowie qualitätsverbessernde Maßnahmen durch ■■ Das Obst stammt ausschließlich aus Streuobstbeständen Zuschüsse bis zu 25 Prozent. Investitionen in die Errichtung, den Erwerb oder mit überwiegend hochstämmigen Bäumen. die Modernisierung von Gebäuden und technischen Voraussetzungen für eine Förderung: ■■ Es werden keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutz- Einrichtungen. mittel oder synthetische Düngemittel eingesetzt. ■■ Das Erntegut geht in das Eigentum des Verarbeitungs ■■ Die Investitionen dienen der Verarbeitung und Ver- ■■ Das Obst wird getrennt erfasst, regional verwertet und unternehmens über. marktung landwirtschaftlicher und landwirtschaftsnaher der Weg von der Wiese zur Kelter soll nicht mehr als ■■ Die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens und der Produkte, zum Beispiel in Brennereien und Mostereien. 50 Kilometer betragen. Investition sind gegeben. ■■ Die Investitionen dienen der Bereitstellung von haus- ■■ Es wird bei Säften nur Direktsaft hergestellt und im Saft ■■ Die förderfähigen Ausgaben betragen mindestens wirtschaftsnahen, gastronomischen und touristischen sind keine Zusatzstoffe enthalten. 50.000 Euro. Dienstleistungen. ■■ Zu den Qualitäts- und Anbaustandards werden Kontrol- len durchgeführt. ➜ Weiterführende Informationen Voraussetzungen für eine Förderung: ➜ Weiterführende Informationen www.streuobst-bw.info > Förderung ■■ Es wird ein Investitions- und Marketingkonzept vorgelegt. www.streuobst-bw.info > Förderung ■■ Das Mindestinvestitionsvolumen beträgt 20.000 Euro. ➜ Weiterführende Informationen www.streuobst-bw.info > Förderung 11
Vermarktung und faire Preise – Qualität, die schmeckt Wer Streuobst vermarktet, muss die Besonderheiten des Produktes präsentieren: die aufwändige Bewirtschaftung der großen Bäume, das hochwertige Obst, das Landschaftsbild unserer Heimat sowie die Arten- und Sortenviel- falt, die mit den Streuobstbeständen verbunden ist. Wenn den Verbraucherinnen und Verbrauchern das bewusst ist und sie bereit sind, dafür Geld auszugeben, können sich Streuobstprodukte auf dem Markt behaupten. „Faire Preise“ benötigen neben den Kaffeebauern und Blumenproduzenten in Entwicklungsländern auch die Landwirte und Streuobst-Bewirtschafter direkt vor unserer Haustüre. Dann ist die Bewirtschaftung von Streuobstwiesen rentabel und hat eine wirtschaftliche Perspektive. Das Land unterstützt die Vermarktung von Streuobstprodukten über die Förderung von Aufpreisinitiativen. Aufpreisinitiativen Das Grundprinzip bei der Aufpreisvermarktung ist, dass Die Initiativen haben einen Grundkonsens, der auf die Erzeugerinnen und Erzeuger für das angelieferte und bundesweiten Treffen erarbeitet wurde: Das Obst stammt getrennt erfasste Streuobst einen höheren Preis ausgezahlt ausschließlich von Hochstämmen und wird ohne chemisch- bekommen als für sonstiges Obst. Die Verbraucherinnen synthetische Behandlungsmittel angebaut und es gibt ein und Verbraucher zahlen dann beispielsweise zehn Cent pro Pflege- und Nachpflanzgebot. Die Auszahlung des „Auf- Liter mehr für diesen getrennt erfassten Streuobstsaft. preises“ erfolgt über unterschiedliche Modelle. Das Land unterstützt die Aufpreisinitiativen, die sich an strenge Anbau- und Qualitätsstandards halten, mit der Vermark- tungsförderung (s. Seite 11). Im Folgenden stellen wir Ihnen beispielhaft Aufpreis „Als Kreisjugendring hatten wir die initiativen aus Baden-Württemberg vor. Idee, dass Jugendliche ihr eigenes Ge- tränk entwickeln. Ergebnis ist BLAPF, eine alkoholfreie, spritzige Mischung aus Blutorangen- und Streuobst-Apfelsaft mit Äpfeln aus der Region. Mit jeder verkauften Flasche spendet man fünf Cent. Das Geld verteilen wir nach einer Ausschrei- bung an Projekte von Jugendlichen im Landkreis. Eine erfolgreiche Kombination: Alkoholprävention und neue Impulse für Jugendgruppen mit einem leckeren, gesunden und regionalen Streuobstgetränk.“ Andreas Heinzel, Kreisjugendring Biberach und Mitinitiator des Projektes „Biberacher Jugendgetränk BLAPF“ www.blapf.de
S t re u o b s t -A p f e l s a f t BioBande BIO-APFELSCHORLE Der Mössinger Grünspecht Mindestens haltbar bis: siehe Rückseite Direktsaft, nicht aus 1l Grünspecht-Produkte stehen Qualität. Die Basis hierfür bild Zur BioBande haben sich Mössingen ist von einem Streuobstgürtel mit 40.000 Obst- Seit den 1980er Jahren setzt Konzentrat 100 % Fruchtgehalt ohne Konzentrat zeugung, erarbeitet mit dem verkörpert als Markenzeichen Streuobstwiesen. Für Bewirts ohne Zuckerzusatz landschaften erhalten die Grü Streuobst-Aufpreisinitiativen bäumen umgeben, dennoch gab es lange Zeit kein Angebot sich der Förderkreis regionaler enthält von Natur aus Zucker Ihr Obst. Grünspecht genieße Hohenlohe und Franken schü mit zwei Keltereien zusammen- Unsere Regeln. Erstens: an lokalem Obstsaft. Dabei ist die Idee so sinnvoll wie Streuobstbau Hohenlohe-Fran- fruchtiger Apfelsaft geschlossen, um ihre hochwer- von heimischen Streuobstwiesen Zweitens: naheliegend. Anstatt Getränke von weither zu importieren, ken e. V. (FÖS) beispielhaft für Förderkreis regionaler Streuobstbau e.V. tigen Produkte gemeinsam zu prickelnd frisches soll lokales Obst am Ort verarbeitet und konsumiert wer- die Vermarktung von Streuobst- Nährwertkennzeichnung: durchschnittlic RE U O B S T GA Tafelwasser Drittens: S t re u o b s t -A p f e l s a f t Brennwert Eiweiß Kohlenhydrate 197 kJ / 46 kcal F 0,1 g d 11,0 g B davon fruchteigener Zucker 10,5 g N Eine heimische Spezialität, gewonnen 10 0 % ST RA vermarkten. Heute besteht die den. So bleibt die Wertschöpfung im Ort, die Obstwiesen produkten ein. Er ist aus der und sonst nichts N TIE Hohenloher Fruchtsäfte aus ungespritzten Äpfeln von Streuobstwiesen 74523 Schwäbisch Hall der Genießerregionen Hohenlohe und Franken www.hohenloher-fruchtsaefte.d Ein Gemeinschaftsprojekt Pfandflasche BioBande aus den Streuobst 0,5l baden-württembergischer Streuobstinitiativen. werden wieder in Wert gesetzt und die Verbraucher erhalten zweitältesten Aufpreisinitiative initiativen Calw-Enzkreis- gesunden Saft mit einer hervorragenden CO2-Bilanz. in Deutschland entstanden, die Freudenstadt, Karlsruhe und Bergstraße-Odenwald- ehrenamtliche Naturschützer des NABU 1988 gegründet Im Herbst 2010 entwickelte das Mössinger Netzwerk Kraichgau (FÖG). Das Marketingkonzept für ihre Bio- haben. Gemeinsam mit der Kelterei Hohenloher Frucht Streuobst gemeinsam mit den örtlichen Mostereien, der Streuobst-Apfelsaftschorle haben sie mit einem Kooperati- säfte hat der Verein die Marke „Grünspecht“ eingeführt. Stadt Mössingen und der Stingel Fruchtsäfte GmbH den onsprojekt entwickelt, das die Stiftung Naturschutzfonds Der Grünspecht steht symbolisch für die Artenvielfalt in ersten Mössinger Apfelsaft. Der Slogan darauf ist Programm: unterstützt hat. Inzwischen haben die Initiativen ihre den heimischen Streuobstwiesen. „Unsere Landschaft. Unser Saft“. Das Netzwerk Streuobst Produktpalette um einen Bio-Cidre erweitert. Ein weiteres wurde im Oktober 2005 vom Netzwerk Naturschutz durch Mittlerweile ist eine breite Palette von Streuobstprodukten Produkt ist in Entwicklung. das Regierungspräsidium Tübingen mit Unterstützung der entstanden, von Säften über Obstbrand bis hin zum Gelee. Stiftung Naturschutzfonds gestartet. Alle Grünspecht-Produkte sind regionaler Herkunft, werden ➜ Weiterführende Informationen in Glas-Mehrwegflaschen abgefüllt und die Obstlieferanten www.biobande.com Stücklesbesitzer können an bestimmten Terminen ihr Obst erfüllen hohe ökologische Kriterien. Für den naturtrüben bei den örtlichen Mostereien speziell für den „Mössinger“ Apfelsaft nutzt die Kelterei das NABU-Qualitätszeichen abgeben. Dabei verpflichten sie sich, Obst von hochstämmi- für Streuobstprodukte. Der Saft besteht ausschließlich aus gen Streuobstwiesen aus der Markung Mössingen anzulie- heimischen Streuobst-Äpfeln. Die Obstlieferanten verpflich- fern, kein Spritzmittel einzusetzen, die Obstwiese regel- ten sich, keine chemisch-synthetischen Behandlungsmittel mäßig zu mähen, die Bäume zu schneiden und abgängige „Unsere Initiative will vor allem junge einzusetzen, ihre Bäume zu pflegen und abgängige Bäume Bäume zu ersetzen. Menschen ansprechen und wieder für zu ersetzen. Dafür erhalten sie einen Preisaufschlag für ihr Streuobst begeistern. Bei unserem Projekt Mittlerweile hat man die Produktpalette erfolgreich Obst, das vertragsgemäß ausschließlich von Hochstämmen ‚Saft aus herrenlosem Obst‘ ernten wir Äpfel erweitert. Zum Beispiel mit dem Birnensecco „Der rote stammt. Gut 2.000 Apfelbäume in der Region werden von kommunalen Flächen und privaten Grundstücks Mössinger”. Vollreife Früchte hochstämmiger, ungespritzter durch diese Initiative extensiv bewirtschaftet und erhalten. besitzern, die ihre Äpfel nicht selbst ernten möchten und Birnbäume werden hierzu verarbeitet und mit Johannisbeer- es uns überlassen. Das Obst presst die lokale Kelterei konzentrat gefärbt. Die „Mössinger“-Produkte finden guten ➜ Weiterführende Informationen Falter und füllt eine Sonderedition ab. Jede verkaufte Absatz. Man kann sie auch in der örtlichen Gastronomie www.gruenspecht-saft.de Flasche unterstützt eines unserer Projekte, wie zum genießen. Der Gemeinderat bietet den Apfelsaft bei all www.streuobst.de > NABU-Qualitätszeichen für Beispiel die Fahndung nach verschollenen Lokalsorten.“ seinen Sitzungen an und die Stadt Mössingen schenkt ihn Streuobstprodukte Martin Schaarschmidt, Mitbegründer der Initiative auf Veranstaltungen ebenfalls aus. „Streuobstwiesenretter“ in der Region Bergstraße-Odenwald www.streuobstwiesenretter.de ➜ Weiterführende Informationen www.netzwerk-streuobst.de 13
Vaihinger Streuobst Apfelsaftschorle Qualitätszeichen Baden-Württemberg Brennerei Die Ensinger Mineral-Heilquellen GmbH macht mit Das Land hat mit dem Qualitäts- Die Klein- und Obstbrennerinnen und -brenner in Baden- ihrem Aufpreismodell für ein Apfelschorle den regionalen zeichen Baden-Württemberg eine Württemberg verwerten insbesondere bei Kirschen und Streuobstbau attraktiv. Gemeinsam mit BUND, Imkerver- Marke aufgebaut, die regionale Zwetschgen einen wichtigen Teil der jährlichen Streuobst bänden, Landfrauen und Landwirten, NABU, Obst- und Erzeugnisse auszeichnet. Erzeuger ernte im Land. Sie stellen aus den meist alten Sorten Obst- Gartenbauvereinen sowie dem Schwäbischen Albverein hat und Zeichennutzer können die brände und andere hochwertige Destillate her. Ensinger seit 2010 das Produkt auf dem Markt platziert. Instrumente des Gemeinschafts- Dadurch, dass sie Streuobstwiesen bewirtschaften und in Das in der Halbliter-Mehrwegglasflasche abgefüllte Schorle marketings nutzen. 30 Fruchtsaft- Wert setzen, erhalten sie gemeinsam mit den Stoffbesitze- sorgt für nachhaltiges Interesse an Pflanzung und Pflege betriebe in Baden-Württemberg rinnen und Stoffbesitzern diesen einzigartigen Lebensraum der Obstbäume. Die Erzeugerinnen und Erzeuger erhalten nutzen das Qualitätszeichen Baden-Württemberg. Damit und eine charakteristische Kulturlandschaft. garantiert 20 Euro je Doppelzentner. Voraussetzung für wird etwa ein Fünftel der baden-württembergischen Apfel den deutlich höheren Preis für das angelieferte Obst ist es, säfte unter diesem Label verkauft. Die Rohware für die Ende 2017 fällt das Branntweinmonopol weg. Das stellt die Standards des NABU-Qualitätszeichens einzuhalten: Apfelsäfte stammt zum Teil von Streuobstwiesen, denn etwa die Klein- und Obstbrennerinnen und -brenner vor große regionales Obst von hochstämmigen Bäumen, die nicht mit ein Drittel der jährlichen Streuobsternte wird von Kelte Herausforderungen. Gemeinsame Anstrengungen und das chemisch-synthetischen Pflanzenschutz- und Düngemitteln reien zu Saft verarbeitet. Eine gesonderte Erfassung von Beschreiten neuer Wege sind erforderlich, um die Kunst der behandelt werden. Der faire Preis für die Bewirtschafter Streuobstäpfeln erfolgt bislang nicht. Obstveredelung fortführen und weiterhin einen Beitrag für kostet die Verbraucherinnen und Verbraucher etwa fünf diese Nutzung der Streuobstbestände leisten zu können. Die heimischen Säfte, die nach den Vorgaben des Qualitäts- Cent Aufpreis je Flasche. zeichens Baden-Württemberg hergestellt werden, erfüllen hohe Qualitätsstandards und werden regelmäßig sensorisch ➜ Weiterführende Informationen geprüft. www.ensinger.de > Produkte > Vaihinger Streuobst-Schorle „Als Brenner sind wir Bindeglied www.streuobst.de > Vermarktung > Aufpreisvermarktung ➜ Weiterführende Informationen zwischen Streuobstwiesen und Konsu- Ensinger Streuobstschorle www.schmeck-den-sueden.de menten. Unsere Edelbrände erzeugen wir aus Früchten naturbelassener Streuobstwie- sen. Dadurch, dass wir sie erhalten und pflegen, hat der Kunde den Nutzen eines ansprechenden Landschaftsbil- des. Die Qualität und Aromenvielfalt unserer Produkte schätzen Kunden im In- und Ausland. Das Obst von Streuobstwiesen ist deshalb für unseren Betrieb enorm wichtig. Denn von dort bekommen wir beides: Eine gute Qualität und durch die Sortenvielfalt ein erstklassiges Aroma.“ Franz Wild, Schwarzwälder Hausbrennerei, Gengenbach 14
Möglichkeit für Ganzseiten- bild 15
Biodiversität – Vielfalt im Streuobst Unsere Streuobstwiesen zeichnen sich durch eine besonders hohe Biodiversität aus. Denn hier kommen so viele Tier- und Pflanzenarten vor und hier findet man so viele genetische Ressourcen in Form der Obstsorten wie in keinem anderen Ökosystem in Deutschland. Das Land hat deshalb den Streuobstwiesen in seiner Naturschutz strategie einen besonderen Stellenwert eingeräumt und damit die Verantwortung, die wir in Baden-Württemberg für den Erhalt dieser Kulturlandschaft haben, verdeutlicht. Die Vielfalt der Früchte stehende Sortengärten auf Richtigkeit. Außerdem organisie- ren sie Obstsortenausstellungen und verschicken Edelreiser. Die Sortenvielfalt in unseren Streuobstwiesen ist beachtlich. Hier finden wir heute noch, was unsere Vorfahren über ➜ Weiterführende Informationen viele Jahrhunderte hinweg selektiert und vermehrt haben. Schließlich bildete das Obst eine wesentliche Nahrungs- www.kob-bavendorf.de > Arbeitsbereiche > Streuobst grundlage für die Bevölkerung, und man bemühte sich um > Sortenerhaltungszentrale Sorten, die für verschiedenste Verwendungszwecke und Standorte geeignet sind. Heute gibt es deshalb noch immer Sortensuche und Kartierung viele Lokalsorten, die man nur in einem Landstrich findet. Jedes Jahr bringen und schicken Bürgerinnen und Bürger Diesen Schatz an unterschiedlichen Erbanlagen gilt es zu hunderte von Äpfeln und Birnen zur SEZ. Die dortigen erhalten. Im Intensivobstbau ist diese Vielfalt nicht mehr zu Pomologen bestimmen die Sorten kostenlos. Von seltenen finden – hier gibt es nur wenige marktgängige Sorten. interessanten Sorten notieren sie die Adressen der Baumbe- sitzer. So können sie bei Bedarf den heutigen Verbreitungs- Sortenerhaltungszentrale Baden-Württemberg raum dieser Sorten darstellen. Um seltene oder unbekannte Baden-Württemberg besitzt in seinen landschaftsprägenden Sorten zu finden, begehen die Pomologen interessante Streuobstwiesen die größte Sortenvielfalt im mitteleuropä Altbestände. Seit 2011 bietet die SEZ Sortenbestimmungen ischen Raum. Viele Privatleute und Vereine setzen sich bei Streuobstbegehungen vor Ort an. Die Streuobstbestände dafür ein, dass dieser Schatz erhalten bleibt. Die Stiftung werden dokumentiert und die bestimmten Sorten in einen Naturschutzfonds förderte ein Modellvorhaben zur Sorten Plan eingetragen. Die Bestimmer können so den Gesund- ermittlung. Auch das Land Baden-Württemberg unterstützt heitsstatus und die Erhaltungswürdigkeit der Bestände diese Bemühungen mit der Sortenerhaltungszentrale Baden- erkennen und für ihren Fortbestand werben. Wichtige Württemberg (SEZ), die an das Kompetenzzentrum Obstbau Ansprechpartner bei der Sortenbestimmung gibt es auch Bodensee in Bavendorf angegliedert ist. Ziel ist es, das breite im Pomologenverein. Sortiment auf privaten und öffentlichen Streuobstwiesen wieder aufzupflanzen, zu nutzen und dadurch zu erhalten. ➜ Weiterführende Informationen www.kob-bavendorf.de > Arbeitsbereiche > Streuobst Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der SEZ sind > Sortenerhaltungszentrale wichtige Ansprechpartner für den Sortenerhalt. Sie suchen und bestimmen alte Apfel- und Birnensorten der Streuobst- www.pomologen-verein.de > Landes- und Regionalgruppen bestände, helfen bei der Sortenauswahl und überprüfen be- > Baden-Württemberg
Streuobst-Patenschaften der Landkreise findet man heute nicht mehr im Angebot der Baumschulen. Die Landkreissorten können Aufhänger für örtliche Streu Damit die Vielfalt an Obstsorten erhalten bleibt, hat die obsttage mit Sortenschauen und Verwertungsvorführun- Sortenerhaltungszentrale (SEZ) am Kompetenzzentrum gen sein oder bei Förderprogrammen in Pflanzung und Obstbau Bodensee das Projekt Sortenpatenschaften ins Le- Pflege bezuschusst werden. Dem Ideenreichtum sind keine ben gerufen, das von der Stiftung Naturschutzfonds geför- Grenzen gesetzt. So lässt die Gemeinde Weissach im Tal ein dert wird. Jedem Landkreis haben die Pomologen der SEZ Destillat der Apfelsorte Weissacher Glaserle herstellen, das gemeinsam mit den Fachberaterinnen und Fachberatern für sie bei besonderen Anlässen verschenkt. Obst- und Gartenbau drei Streuobstsorten zugeordnet, die einen besonderen Bezug zum jeweiligen Landstrich haben. ➜ Weiterführende Informationen Das sind Sorten, die sich in der Region bewährt haben oder die man im Landkreis gezüchtet oder gefunden hat. Ihre Landkreissorten mit Sortenporträts und Verwendungseigenschaften finden Sie unter Die wohl bekannteste Sorte im Land ist der Brettacher, ein www.kob-bavendorf.de > Arbeitsbereiche > Streuobst lange lagerfähiger Apfel. Charakteristisch für diese Sorte sind starkwachsende, reichtragende und robuste Bäume. Ein Flyer zum Projekt, die Portraits der Landkreissorten Auch die am meisten verwendeten Sämlingsunterlagen – sowie ein Sortenplakat sind außerdem bei den Landrats die Wurzel und ein Teil des Stamms, auf den die Edelsorte ämtern erhältlich. gepfropft wird – stammen aus Baden-Württemberg: der Bittenfelder Sämling (für Apfel) und die Kirchensaller Mostbirne (für Birne). Diese Landkreissorten stärken die regionale Identität und sind gleichzeitig Anlass und Motivation für verschiede- ne Aktionen zur Förderung der Sortenvielfalt und des Streuobstbaus. Die Land- und Stadtkreise können jetzt ihre drei Obstsorten in die Sortenempfehlungsliste aufnehmen und vermehren lassen. Ein wichtiger Patenauftrag ist es, Veredlungskurse zu organisieren und Obstliebhaber anzu- sprechen, denn viele der regionalen und seltenen Sorten gepfropftes Reis Wie entsteht eine Apfelsorte? Wenn man einen leckeren Apfel isst und dessen Apfelkern und auch bewahren will, muss man veredeln. Dafür gibt es einpflanzt, wächst daraus ein Baum, der nicht die gleichen unterschiedliche Verfahren. Zum Beispiel nimmt man einen Äpfel trägt. Es entsteht eine Mischung aus der Apfelsorte, einjährigen Trieb der gewünschten Sorte – ein sogenanntes die man gegessen hat und der Apfelsorte, dessen Pollen Reis – und pfropft diesen auf die Unterlage – das ist die die Blüte dieses Apfelbaums bestäubt hat: ein sogenannter Wurzel mit einem Stück Stamm oder Ast. Wenn die beiden Zufallssämling. Das kann eine schmackhafte Kombination Hölzer miteinander verwachsen, treibt das Reis aus. An sein, wie es zum Beispiel bei der Zabergäu Renette oder seinen Ästen hängen dann Äpfel genau der gleichen Sorte dem Jakob Fischer der Fall war – muss es aber nicht. Um die wie an dem Baum, von dem man das Reis geschnitten hat. gewünschte Sorte am Baum zu haben, die man später ernten 17
Sortenerhaltungsgärten Sortendatenbank Artenreiches Grünland unter den Bäumen Wer auf der Suche nach einer speziellen Sorte ist, die er Die Pomologen der Sortenerhaltungszentrale haben eine Die hohe Biodiversität unserer Streuobstbestände hängt in den Baumschulen nicht findet, kann in den Sortener- umfangreiche Sammlung von Sortenbeschreibungen für auch mit der Vielfalt im Unterwuchs zusammen. Traditio haltungsgärten nachfragen. Hier stehen Bäume von vielen Äpfel und Birnen zusammengestellt. Hier findet man Fotos nell sind die Wiesen unter den Streuobstbäumen natur- unterschiedlichen Sorten, die man zur Reisergewinnung für der Früchte und eine kurze Informationen zur Reifezeit, verträglich genutzt. Das heißt, sie werden je nach Standort Privatpersonen nutzt. In Baden-Württemberg gibt es drei den Standortansprüchen, der typischen Verwendungsform, nur zwei- bis dreimal im Jahr gemäht und das Gras wird Sortenerhaltungsgärten. dem Erntemonat und der Haltbarkeit. als Grünfutter oder Heu verwendet. Die Düngung erfolgt überwiegend organisch und standortangepasst. Das ist Der Sortenerhaltungsgarten am Kompetenzzentrum Weiterführende Informationen ➜ das Glück der Käfer, Ameisen, Spinnen, Wildbienen und Obstbau Bodensee (KOB) umfasst derzeit rund 400 alte www.kob-bavendorf.de > Arbeitsbereiche > Streuobst Schmetterlinge, die hier Nahrung finden – es sind soge- Apfelsorten und wird in den nächsten Jahren ausgebaut: > Sorten A–Z nannte Salbei-Glatthaferwiesen entstanden, die je nach Aus- Platz für die Erhaltung von 1.000 Apfel- und Birnensorten prägung sogar EU-weit als Flachland-Mähwiesen geschützt ist bereits geschaffen. Neben der Erhaltung von Sorten auf Deutsche Genbank Obst sind. Dort, wo man häufig mäht oder mulcht und mehr Niederstamm findet seit Frühjahr 2011 mit finanzieller Nährstoffe ausbringt, sind nur wenige Arten konkurrenz- Unterstützung der Stiftung Naturschutzfonds auch die Seit 2009 ist das Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee fähig. Einige Gräser verdrängen dann die lichtbedürftigen Erhaltung alter Streuobstsorten auf Hochstamm statt. Dazu (KOB) Partner im Netzwerk Apfel der Deutschen Genbank Kräuter und die Wiese wird artenärmer. verfügt das KOB über eine dreieinhalb Hektar große Fläche. Obst. Hauptziel der Genbank Obst ist, die genetischen Ressourcen des Apfels wissenschaftlich zu sammeln und Weitere Sortenerhaltungsgärten in öffentlicher Hand sind Pflegeanleitung artenreiche Wiese langfristig zu erhalten. Der Fokus liegt auf deutschen Sor- der Untere Frickhof bei Owingen-Billafingen für Birne ten, Sorten mit soziokulturellem, lokalem oder historischem Entscheidend für den Artenreichtum der Wiesen sind die sowie der Versuchsbetrieb der Universität Stuttgart-Hohen- Bezug zu Deutschland und Sorten mit wichtigen obstbau Schnitthäufigkeit, die Schnittzeitpunkte und die Düngung. heim für Apfel und Birne. lichen Merkmalen für Forschungs- und Züchtungszwecke. Optimal ist eine vielfältige Nutzung. Denn für viele Darüber hinaus gibt es Sorten- und Lehrgärten, die über- Blumen- und Insektenarten sind lange Blühzeiten wichtig. wiegend im Ehrenamt von Naturschutz- sowie Obst- und ➜ Weiterführende Informationen Für Grünspecht, Wendehals, Rotkopfwürger und Steinkauz Gartenbauvereinen sowie von Kommunen betreut werden. www.deutsche-genbank-obst.de sind aber kurzrasige Flächen gerade im Mai und Juni bei der Sortenerhaltungsgarten in Emmendingen ZABERGÄURENETTE (APFEL) Beispiel einer Sortenbeschreibung Artenreiche Wiese Reifetyp Lagersorte Verwendungszweck Tafelobst Klimaanspruch mittel Erntemonat Oktober Haltbarkeit März weniger säurebetonte Alternative zu 'Schöner aus Boskoop', Ertrag setzt früh ein, ist mittelhoch und alterniert, Bäume anfällig für Krebs, in warmen Lagen anfällig für Mehltau Herkunft: 1885 als Zufallssämling in Baden Württemberg/D entdeckt 18
Jungenaufzucht notwendig. Der erste Schnitt sollte in der sollten nicht gedüngt werden. Das größere Blühangebot Beweidungsintensität und Viehdichte müssen an den Regel so spät erfolgen, dass Kräuter aussamen und so früh, fördert Nützlinge und die strukturreichere Wiese bietet Standort und die Vegetation angepasst sein. Geeignet ist dass der Aufwuchs nicht überständig ist. Wenn im ersten Rückzugsräume für Kleinsäuger, Vögel, Spinnen oder Insek- eine Standweide mit geringer Besatzstärke von maximal Aufwuchs Margerite, Knautie und Flockenblume zur Voll ten. Wer keine Mäuseprobleme auf der Wiese hat, kann mit einer Großvieheinheit je Hektar. Alternativ kann zwei- bis blüte kommen, eignet sich das Heu noch für die Milchvieh- einigem Abstand zu den Bäumen auch ungemähte Streifen dreimal im Jahr kurz mit hoher Besatzdichte beweiden fütterung. über den Winter stehen lassen und damit Lebensraum für werden. Daran anschließend ist eine Regenerationsphase Spinnen, Insekten und Vögel bereit stellen. von acht bis zehn Wochen sinnvoll. Auch vor der Mostobst Zwischen den einzelnen Nutzungen sollten sechs, besser ernte muss eine Weidepause eingeplant werden, damit die acht Wochen liegen. So können die aufkommenden Kräuter Falls sich von allein kein höherer Artenreichtum einstellt, Tierexkremente bis zur Ernte verrottet sind. erneut blühen und Bodenbrüter und Insekten ihre Ent- bleibt die Möglichkeit der Heumulchsaat oder der Ansaat wicklung abschließen. Eine extensive Nachweide nach dem von regionalem zertifizierten Wildpflanzensaatgut. Weiter Ganz wichtig ist ein stabiler, an die Tierart angepasster zweiten Schnitt ist möglich. führende Informationen finden sich zum Beispiel im Baumschutz. Denn die Rinde von Obstbäumen ist Bienenweidekatalog, abrufbar unter www.streuobst-bw.info schmackhaft und wird gern gefressen. Auch durch häufiges Durch gelegentliche Düngung bringt man entzogene > Biodiversität > Grünland. Schubbern von Weidetieren an den Bäumen kommt es zum Nährstoffe wieder zurück. Eine organische Düngung mit Rindenabrieb. Selbst ältere Bäume können dadurch so stark Festmist oder Festmist-Kompost ist optimal, denn sie gibt Grünlandpflege durch Beweidung geschädigt werden, dass sie absterben. Ein effektiver Baum- die Nährstoffe nur langsam ab. schutz sollte deshalb mit mindestens einem Meter Abstand Für die Pflege von Streuobstflächen eignet sich auch eine zum Stamm angebracht werden. Dafür eignen sich drei Artenreiches Grünland schaffen Beweidung. Die Tiere schaffen unterschiedlich intensiv oder vier stabile, hohe Eichenspaltpfähle mit Querlatten genutzte Bereiche und damit wertvolle Kleinstrukturen. Wer nur wenige Blumen in der Wiese unter seinen oder Elektrozaun. Damit unerwünschte Pflanzen allerdings nicht überhand Streuobstbäumen hat, kann durch eine „krautfreundliche“ nehmen, ist eine Nachmahd durchzuführen. Nutzung mehr Arten etablieren: Auf der ganzen Fläche oder in Teilbereichen sollte die Schnitthäufigkeit und Düngung Trittschäden sollte man vermeiden, indem man nur bei tro- reduziert werden. Auch das Stehenlassen von ungemähten ckenem Boden beweidet und in Hanglagen und feuchtem Restflächen ist förderlich für die Artenvielfalt. Diese Streifen Gelände leichte Tiere einsetzt. Beweidung mit Limpurger Rindern Landschaftserhaltungsverbände Aufgrund der Initiative der Landesregierung zur flächen LEV wichtige Ansprechpartner für Landkreise, Gemeinden, deckenden Einrichtung von Landschaftserhaltungsverbänden Landwirtinnen und Landwirte, private Grundstückseigen (LEV), gibt es heute in fast allen Landkreisen Baden-Württem tümer und örtliche Naturschutzverbände. Sie bieten eine auf bergs LEV, die finanziell vom Land gefördert werden. Die den Einzelfall bezogene Beratung an und organisieren die Kernaufgabe der LEV ist es, vor allem solche Kulturland anschließende praktische Umsetzung von Maßnahmen. schaften zu erhalten und zu entwickeln, die eine besondere Rolle für die biologische Vielfalt, die Offenhaltung und das ➜ Weiterführende Informationen Landschaftsbild spielen. Im Rahmen ihrer Aufgaben sind die www.lev-bw.de 19
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