Stromflüssen auf der Spur - Projekte zur Simulation von Verteilnetzen - Adaptricity

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Stromflüssen auf der Spur - Projekte zur Simulation von Verteilnetzen - Adaptricity
TECHNOLOGIE VERTEILNETZE
TECHNOLOGIE RÉSEAUX DE DISTRIBUTION

Stromflüssen auf der Spur
Projekte zur Simulation von Verteilnetzen

            Früher waren die Elektrizitätswerke zufrieden, wenn ihre                            nach Merkmalen ordnen können, z.B.
            Verteilnetze alle Kunden erreichten und die Kabel den                               nach ähnlichen Charakteristiken des
                                                                                                Stromverbrauchs («Lastprofilen»). In ei-
            Leistungsanforderungen genügten. Heute wollen Strom-
                                                                                                nem zweiten Schritt wird dann versucht,
            versorger exakt wissen, was in ihren weitläufigen Netzen                            aus einer Gruppe von Lastprofilen (z.B.
            vorgeht, vor allem um erneuerbare Energien sicher                                   eines Quartiers) Anforderungen an das
            integrieren zu können. Dazu braucht es eine Messinfra-                              Verteilnetz (z.B. technische Anforderun-
            struktur – und Simulationen, die Netze und Stromflüsse                              gen an eine Trafostation) abzuleiten. Die
                                                                                                Ergebnisse liefern, so die Hoffnung, Ener-
            nachbilden. Das ETH-Spin-off Adaptricity hat sich auf die                           gieversorgern Erkenntnisse, die für den
            Entwicklung von Verteilnetz-Simulationswerkzeugen                                   Betrieb des Verteilnetzes von Interesse
            spezialisiert.                                                                      sein können, denn der Stromversorger
                                                                                                versteht besser, wo im Netz zu welcher
                                                                                                Zeit wie viel Strom gebraucht wird.
                                                                                                   Durch einen Abgleich dieser Daten
Benedikt Vogel
                                                                                                mit anderen, öffentlich zugänglichen Da-
   Smart Meter, wie sie heute oft in           Hierbei werden die Daten pseudonymi-             tenbanken wie beispielsweise der Gebäu-
Haushalten und Firmen eingebaut wer-           siert verwendet. Dies bedeutet, dass kein        dedatenbank des Bundesamts für Statis-
den, erfassen den Stromverbrauch typi-         Zusammenhang zwischen dem Kunden                 tik können die bislang nur partiell vor-
scherweise im 15-Minuten-Takt und kön-         und dem Datensatz hergestellt ist. Die           handenen Datensätze der Smart Meter
nen die Messwerte an das lokale Elektri-       Vorgehensweise entspricht somit den An-          auf das ganze Stadtgebiet extrapoliert
zitätswerk übermitteln. Dieses benutzt         forderungen des Datenschutzes und er-            werden. Der Energielieferant kann auf
die Daten der «intelligenten» Stromzäh-        laubt keine Rückschlüsse auf das Verhal-         der Basis dieser Analysen bzw. aus dem
ler zur Erstellung der Stromrechnung.          ten bestimmter Kunden. Es geht vielmehr          Vergleich mit früheren Daten genauere
Versorger können mit den Daten zudem           darum, genauere Informationen über die           und gezieltere Verbrauchsprognosen für
den Betrieb ihrer Verteilnetze optimie-        Auslastung des Verteilnetzes zu erhalten.        den Folgetag erstellen. «Vorhersagen für
ren. Basel gehört neben Arbon (TG) zu          «Wir wollen auf der Grundlage der                den Verbrauch des gesamten Verteilnet-
den wenigen Regionen, die heute schon          Smart-Meter-Daten Analysen des Verteil-          zes sind zwar schon seit Langem mög-
grossflächig mit Smart Metern ausgerüs-        netzes erstellen», sagt Dr. Stephan Koch,        lich», sagt Stephan Koch, «aber dank
tet sind. Erik Rummer, Mediensprecher          35-jähriger Mitbegründer von Adaptri-            unserer Simulation werden solche Vor-
des Basler Energieversorgers IWB, sieht        city, einem Spin-off der ETH Zürich.             aussagen jetzt auf der Ebene einer Trafo-
Vorteile für Kunden und Stromversorger:           Adaptricity hat Verfahren entwickelt,         station, also für ein Gebiet von zirka 100
«Kunden, die noch einen alten Strom-           die die Datensätze von Smart Metern              Haushalten, möglich.» Diese Prognose-
zähler haben, fordern wir einmal im Jahr
auf, den Zählerstand abzulesen und an                                                                                                             Alpiq InTec

uns zu übermitteln. Diesen Aufwand
können sich Kunden mit einem Smart
Meter sparen», sagt Rummer und er-
gänzt: «Uns als Energieversorger ermög-
lichen Smart Meter künftig eine bessere
Sicht auf die Netzsituation.»

   Netzanalyse mit
   Smart-Meter-Daten
   Smart Meter versprechen also Strom-
kunden wie Energieversorgern einen
Mehrwert. Wie der Nutzen konkret aus-
sieht, ist heute allerdings erst ansatzweise
erkennbar. Viele Energieversorger klären
zurzeit darum ab, wie sich Smart-Meter-
Daten für den Betrieb des Verteilnetzes
nutzen lassen. Im Rahmen eines gemein-
samen Pilotprojektes mit IWB analy-
sierte die Zürcher Firma Adaptricity Da-       Bild 1 Die GridSense-Technologie steuert die Lasten so, dass das Verteilnetz möglichst optimal
tensätze, um mehr über den genauen             ausgelastet ist. Die GridSense-Unit wird zwischen den zu steuernden Gebäudetechnik-Geräten und
Lastverlauf in Verteilnetzen zu erfahren.      der Stromzuleitung installiert.

                                                                                                                             Bulletin 10 / 2016                 45
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TECHNOLOGIE VERTEILNETZE
                   TECHNOLOGIE RÉSEAUX DE DISTRIBUTION

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     Alpiq InTec

                                                                                                                         stützte Entscheidungshilfe für Netzpla-
                                                                                                                         nung und -management zur Verfügung
                                                                                                                         stellen. Zudem sollen die Produkte beim
                                                                                                                         Nachweis der Notwendigkeit von Aus-
                                                                                                                         baumassnahmen gegenüber den Auf-
                                                                                                                         sichtsbehörden Anwendung finden. Bis
                                                                                                                         zum kommerziellen Erfolg braucht Ad-
                                                                                                                         aptricity einen langen Atem. Gegenwär-
                                                                                                                         tig wird das Unternehmen noch durch
                                                                                                                         Kooperationsprojekte mit der ETH Zü-
                                                                                                                         rich und anderen Forschungspartnern
                                                                                                                         finanziert. Um auf dem Markt zu reüssie-
                                                                                                                         ren, hat das Management die Firma vor
                                                                                                                         Kurzem in eine Aktiengesellschaft umge-
                                                                                                                         wandelt und sucht zurzeit einen Investor
                                                                                                                         für die Finanzierung des Wachstums.
                                                                                                                            Das Zürcher Jungunternehmen ist
                                                                                                                         charakteristisch für einen sich wandeln-
                   Bild 2 Eines der 40 Einfamilienhäuser im solothurnischen Riedholz, wo in einem Pilotversuch ge-       den Energiemarkt. Der Ausbau der de-
                   testet wird, wie sich die Belastung des Verteilnetzes dank «kluger» Steuerung der Verbraucher opti-   zentralen Stromerzeugung beispiels-
                   mieren lässt.                                                                                         weise mit Photovoltaik-Anlagen stellt
                                                                                                                         die Betreiber von Verteilnetzen vor neue
                   genauigkeit eröffne den Stromversorgern             trische Energieübertragung und Hoch-              Herausforderungen. Sie müssen sicher-
                   interessante neue Optionen, ist Koch                spannungstechnik (EEH) der ETH Zü-                stellen, dass die dezentrale Einspeisung
                   überzeugt. Netzbetrieb, Ausbau und War-             rich. Dort entwickelte er zusammen mit            die Netze nicht aus dem Lot bringt. Die
                   tung liessen sich genauer planen, eben-             seinen zwei Kollegen Dr. Andreas Ulbig            Verstärkung – also der Ausbau – der
                   falls die Beschaffung von elektrischer              und Dr. Francesco Ferrucci die Simula-            Netze ist nur eine Option. Die Überlas-
                   Energie am Strommarkt, so Koch.                     tionssoftware. Anfang 2014 gründeten              tung der Netze lässt sich produktionssei-
                                                                       die Forscher das Spin-off Adaptricity.            tig vermeiden durch temporäre Abrege-
                      Verteilnetze im Lot halten                       Unterdessen besteht die Firma aus einem           lung von PV- oder Windkraftwerken.
                      Stephan Koch hat in Stuttgart Rege-              Team von (meist in Teilzeit tätigen) 15           Auf Seiten der Konsumenten kann der
                   lungstechnik studiert. Für seine Doktor-            Softwareentwicklern und Verkaufsprofis.           Stromkonsum zeitlich verschoben wer-
                   arbeit wechselte er an das Labor für elek-          Mittelfristig will Adaptricity den Verteil-       den (Demand Side Management resp.

                                                                                                                                                                     Adaptricity
                                        Cluster 0 (3366 SMs)                           Cluster 1 (998 SMs)                          Cluster 3 (1011 SMs)
                          1                                                1                                               1

                        0,8                                              0,8                                             0,8

                        0,6                                              0,6                                             0,6

                        0,4                                              0,4                                             0,4

                        0,2                                              0,2                                             0,2

                          0                                                0                                               0
                          00        06          12        18      00       00        06        12        18        00      00       06      12        18     00
                                               Hours                                          Hours                                        Hours

                                        Cluster 4 (1435 SMs)                          Cluster 8 (2481 SMs)                          Cluster 10 (2053SMs)
                          1                                                1                                               1

                        0,8                                              0,8                                             0,8

                        0,6                                              0,6                                             0,6

                        0,4                                              0,4                                             0,4

                        0,2                                              0,2                                             0,2

                          0                                                0                                               0
                          00        06          12        18      00       00        06        12        18        00      00       06      12        18     00
                                               Hours                                          Hours                                        Hours

                   Bild 3 Jede Grafik zeigt die Messwerte von knapp 1000 bis gut 3000 Smart Metern. Dank der Kombination von Smart-Meter-Daten («Clustering») ge-
                   lingt es Adaptricity, heterogene Lastprofile zu strukturieren, zu analysieren und in die Zukunft zu extrapolieren.

46                 Bulletin 10 / 2016
Stromflüssen auf der Spur - Projekte zur Simulation von Verteilnetzen - Adaptricity
TECHNOLOGIE VERTEILNETZE
                                   TECHNOLOGIE RÉSEAUX DE DISTRIBUTION

                                                                                                                                                          weil zwischen der Trafostation und dem
Adaptricity/Bearbeitung B. Vogel

                                                                                                                                                          Wohnquartier eine relativ grosse Distanz
                                                                                                                                                          von mehreren Hundert Metern liegt. Das
                                                                                                                                                          macht das Netz anfälliger für Spannungs-
                                                                                                                                                          probleme durch PV auf dem Hausdach,
                                                                                                                                                          als wenn die dezentrale Erzeugung nahe
                                                                                                                                                          am Trafo angeschlossen wird», sagt
                                                                                                                                                          Koch. Nach einer Pilotanwendung in
                                                                                                                                                          Biel-Benken (BL) im EBM-Netz mit vier
                                                                                                                                                          Häusern ist SoloGrid der erste grössere
                                                                                                                                                          Testlauf für die GridSense-Technologie.

                                                                                                                                                             Automatisierte
                                                                                                                                                             Verteilnetzplanung
                                                                                                                                                             Die zeitliche Verschiebung von Las-
                                                                                                          Cluster 0 (Lastprofile von 6885 Smart Metern)   ten ist nur eine Möglichkeit, um Strom-
                                                                                                          Cluster 1 (Lastprofile von 1037 Smart Metern)
                                                                                                          Cluster 2 (Lastprofile von 1794 Smart Metern)   verteilnetze für die künftigen Herausfor-
                                                                                                          Cluster 3 (Lastprofile von 6449 Smart Metern)
                                                                                                                                                          derungen fit zu machen. Welche Kon-
                                                                                                          Cluster 4 (Lastprofile von 7458 Smart Metern)
                                                                                                          Cluster 5 (Lastprofile von 3661 Smart Metern)   zepte für ein bestimmtes Netzgebiet am
                                                                                                                                                          besten geeignet sind, müssen Netzplaner
                                                                                                                                                          entscheiden. Möglicherweise nimmt ih-
                                   Bild 4 Die in der Stadt Basel installierten Smart Meter ordnet Adaptricity mit ihrer Software-Lösung                   nen aber auch künstliche Intelligenz
                                   auf Basis gleichartiger Lastprofile zu Clustern, die nach verschiedenen Kriterien gebildet werden                      und mathematische Optimierung diese
                                   können. In den Quartieren der Stadt Basel sind diese sechs Lastprofil-Typen unterschiedlich stark
                                   vertreten (Rechteck 1: Neubad-Quartier). Wenn der Basler Energieversorger IWB weiss, in welchem                        Technologie
                                   Quartier welcher Lastprofil-Typ wie stark vertreten ist, hilft ihm das bei der Optimierung des Verteil-
                                                                                                                                                           Funktionsweise der Software
                                   netzes.
                                                                                                                                                           Die Software DPG.sim (Distributed Prosu-
                                                                                                                                                           mer and Grid Simulation) der Firma Adap-
                                   Demand Response). Abhilfe können der                     Smart Grid im Realitätstest
                                                                                                                                                           tricity ermöglicht die virtuelle Nachbildung
                                   Bau von dezentralen Netzbatterien oder                  Eine Anwendung der Simulationssoft-
                                                                                                                                                           von Verteilnetzen. Die Simulationen bezie-
                                   Anpassungen der Netzinfrastruktur                    ware testet Adaptricity zurzeit in der Ge-
                                                                                                                                                           hen sich typischerweise auf Netze, die ein
                                   (z.B. regelbarer Ortsnetztransformator,              meinde Riedholz bei Solothurn aus. Dort
                                                                                                                                                           Quartier oder eine Kleinstadt versorgen.
                                   Blindleistungsregelung) schaffen. «Auch              wurden im Frühjahr 2016 40 Einfami-
                                                                                                                                                           Mit einer solchen Simulation lässt sich das
                                   wenn der Regulator zurzeit noch nicht                lienhäuser und Wohnungen im Versor-
                                                                                                                                                           Verhalten eines Netzes nachvollziehen. Es
                                   alle Möglichkeiten als Alternative zum               gungsgebiet der AEK Energie AG mit
                                                                                                                                                           lässt sich ableiten, welche Auswirkung die
                                   Netzausbau akzeptiert, ist absehbar,                 Geräten ausgerüstet, die Wärmepumpen,
                                                                                                                                                           Einspeisung einer PV-Anlage auf jeden
                                   dass eine gut durchdachte Kombination                Elektroboiler und Ladestationen zeitlich
                                                                                                                                                           Netzknoten hat oder wie gross Batterie-
                                   der verschiedenen Smart-Grid-Techno-                 so steuern, dass das Verteilnetz stets op-
                                                                                                                                                           speicher dimensioniert werden müssen, um
                                   logien entscheidende Kostenvorteile                  timal ausgelastet ist. Die Geräte basieren
                                                                                                                                                           das Netz zu stabilisieren. Es können auch
                                   hat. Für jeden Verteilnetzbereich muss               auf der GridSense-Technologie der Alpiq
                                                                                                                                                           Endkundenmodelle erstellt werden, die zei-
                                   separat entschieden werden, welche Op-               InTec AG – eine von mehreren Smart-
                                                                                                                                                           gen, wann ein Eigenheimbesitzer mit einer
                                   tion die beste Lösung ist. Unsere Soft-              Grid-Technologien, die zurzeit in der
                                                                                                                                                           PV-Anlage seine Wärmepumpe betreiben
                                   ware hilft den Netzplanern, die richtige             Schweiz in Pilotprojekten getestet wer-
                                                                                                                                                           muss, um den Eigenverbrauch zu maximie-
                                   Wahl zu treffen und den Netzausbau,                  den (siehe Fachartikel «Augen im Strom-
                                                                                                                                                           ren.
                                   sofern nötig, möglichst schlank zu hal-              netz», Bulletin SEV/VSE 5/2016, S. 31).
                                                                                                                                                           Simulationen von Adaptricity arbeiten nicht
                                   ten», sagt Koch.                                     Das Projekt unter dem Namen SoloGrid
                                                                                                                                                           mit Echtzeit-Daten, sondern mit histori-
                                                                                        wurde vom BFE als Leuchtturmprojekt
                                                                                                                                                           schen Daten bzw. statistisch generierten
                                                                                        ausgezeichnet. Landis + Gyr steuert die
                                                                                                                                                           Daten. Die Simulationen bilden zwar das
                                   Finanzierung                                         Messinfrastruktur zu dem 18-monatigen
                                                                                                                                                           Verteilnetz nach, nicht aber die Ener-
                                                                                        Vorhaben bei, das BFE sowie der Kanton
                                    Unterstützung durch BFE                                                                                                gieflüsse innerhalb eines Hauses, einer
                                                                                        Solothurn leisten finanzielle Unterstüt-
                                    Das Projekt SoloGrid gehört zu den Projek-                                                                             Wohnung oder eines Unternehmens. Hierin
                                                                                        zung.
                                    ten, mit denen das Bundesamt für Energie                                                                               unterscheidet sich die Software von ande-
                                                                                           SoloGrid validiert die GridSense-
                                    die sparsame Energieverwendung fördert                                                                                 ren Produkten wie Polysun, die das Energie-
                                                                                        Technologie für verschiedene Betriebssi-
                                    und die Nutzung erneuerbarer Energien                                                                                  system innerhalb eines einzelnen Verbrau-
                                                                                        tuationen des Verteilnetzes und simuliert
                                    vorantreibt. Das BFE fördert Pilot-, Demons-                                                                           chers modelliert, also das Stromnetz und
                                                                                        einen flächendeckenden Rollout der de-
                                    trations- und Leuchtturmprojekte mit 40%                                                                               Heizungsstränge innerhalb eines Hauses
                                                                                        zentralen Steuerungseinheiten über grös-
                                    der anrechenbaren Kosten. Gesuche können                                                                               einschliesslich Produktions- und Ver-
                                                                                        sere Verteilnetzbereiche. Auch werden
                                    jederzeit eingereicht werden.                                                                                          brauchsgeräten wie Wärmepumpe oder
                                                                                        Zukunftsszenarien mit einem grösseren
                                    Weitere Informationen unter:                                                                                           Kühlschrank. (Siehe auch «Die richtige
                                                                                        Anteil von Einspeisungen aus dezentra-
                                    www.bfe.admin.ch/pilotdemonstration und                                                                                Batterie für Selbstversorger» unter
                                                                                        len Kraftwerken modelliert. «Das Projekt
                                    www.bfe.admin.ch/leuchtturmprogramm                                                                                    www.bfe.admin.ch/CT/strom).
                                                                                        bietet eine interessante Ausgangslage,

                                                                                                                                                                                       Bulletin 10 / 2016   47
Stromflüssen auf der Spur - Projekte zur Simulation von Verteilnetzen - Adaptricity
TECHNOLOGIE VERTEILNETZE
                   TECHNOLOGIE RÉSEAUX DE DISTRIBUTION

                                                                                                                          die Kosten (für den Netzausbau) im Nor-
     Adaptricity

                          a                                                                                               malfall auf das Netzentgelt geschlagen
                                  100
                                                                                                                          werden können. Doch haben viele Netz-
                                   80                                                                                     betreiber von sich aus die Grundhaltung,
                                                                                                                          ein schlankes Netz zu bauen», sagt
                     Power / kW

                                   60                                                                                     Koch. Die Netzbetreiber müssen sich
                                                                                                                          hier aber ohnehin wappnen, denn die
                                   40
                                                                                                                          nächste Revision des Stromversorgungs-
                                   20                                                                                     gesetzes könnte genau die von Koch ge-
                                                                                                                          nannten Anreize mit sich bringen. Auch
                                    0
                                        0    5                10                 15               20                      muss den Unternehmen an Geschäfts-
                                                               Time of day / h                                            modellen gelegen sein, die durch kluge
                          b
                                                                                                                          Nutzung von Kundendaten in einer zu-
                                  100                                                                                     nehmend digitalisierten Netzinfrastruk-
                                                                                                                          tur einen Mehrwert generieren. «In die-
                                   80
                                                                                                                          sem Umfeld positioniert sich Adaptricity
                     Power / kW

                                   60                                                                                     als innovativer Technologieprovider, um
                                                                                                                          die Strombranche auf dem Weg in die
                                   40                                                                                     Digitalisierung zu begleiten», sagt Ste-
                                   20
                                                                                                                          phan Koch.

                                    0                                                                                     Literatur
                                        0    5                10                 15               20
                                                                                                                          ■ Weitere Fachbeiträge über Forschungs-, Pilot-,
                                                               Time of day / h
                                                                                                                            Demonstrations- und Leuchtturmprojekte im
                                                                                                                            Bereich Netze finden Sie unter
                   Bild 5 Stromverbrauch für 100 synthetisch generierte Haushalte: Oben wird der Verbrauch im Mi-           www.bfe.admin.ch/CT/strom.
                   nutentakt erhoben, unten – wie bei Smart Metern üblich – im Viertelstundentakt. Der 15-Minuten-        ■ Schlussbericht zum IWB-Projekt: www.aramis.
                   takt führt zu einer deutlichen Vergleichmässigung der Kurve und einer Senkung des gemessenen             admin.ch/Grunddaten/?ProjectID=35398
                   Leistungsmaximums. Die charakteristische Form des Lastprofils bleibt aber erhalten.
                                                                                                                          Links
                                                                                                                          ■   www.sologrid.ch
                   Entscheidung ab. In diese Richtung ar-            ber haben hier vermutlich mehr Ent-                  ■   www.adaptricity.com
                   beitet Adaptricity in einem Projekt der           scheidungsspielraum, da die Schweizer
                   Kommission für Technologie und Inno-              Verteilnetze robust ausgestattet sind und            Autor
                   vation (KTI). Als Studienobjekt dient             der Ausbau der dezentralen Energieer-                Dr. Benedikt Vogel, Wissenschaftsjournalist, im Auf-
                   u.a. das Niederspannungsnetz der Elek-            zeugung weniger schnell vorangeht als                trag des Bundesamts für Energie (BFE).
                                                                                                                          Dr. Vogel Kommunikation, DE-10437 Berlin
                   trizitätswerke des Kantons Zürich                 zum Beispiel in bestimmten Regionen                  vogel@vogel-komm.ch
                   (EKZ) in Dietikon. Dort wird am kon-              Deutschlands. «Finanzielle Anreize, ein
                                                                                                                          Auskünfte zu den vom BFE unterstützten Projekten er-
                   kreten Beispiel untersucht, wie Verteil-          dynamisches, schlankes Netz zu bauen,                teilt Dr. Michael Moser (michael.moser@bfe.admin.ch),
                   netzbetreiber mit der wachsenden Zahl             sind in der Schweiz noch nicht da, weil              Leiter des BFE-Forschungsprogramms Netze.
                   von PV-Anlagen und dem Bau von Park-
                   häusern für Elektrofahrzeuge umgehen
                                                                       Résumé
                   können. Das zweijährige KTI-Projekt                               Sur la trace des flux de courant
                   möchte nun bis Herbst 2016 klären, mit              Projets pour la simulation de réseaux de distribution
                   welchen Smart-Grid-Technologien sich                Autrefois, les entreprises électriques étaient satisfaites lorsque leurs réseaux de distribution
                   im konkreten Einzelfall ein Netzausbau              atteignaient tous les clients et lorsque les câbles suffisaient à répondre aux exigences en
                   umgehen liesse. Mittel zum Zweck ist                termes de puissance. Aujourd’hui, les fournisseurs d’électricité veulent savoir exactement ce
                   eine IT-Lösung, welche die optimierte               qu’il se passe sur leurs réseaux, avant tout pour pouvoir intégrer les énergies renouvelables
                   Investitionsentscheidung in der Verteil-            en toute sécurité. Ceci requiert une infrastructure de mesure et des simulations qui repré-
                   netzplanung unterstützt. Neben KTI                  sentent les réseaux et les flux de courant.
                   und Adaptricity sind die Firma Embo-                Le spinoff de l’ETH Adaptricity a élaboré des processus capables de classer les données des
                   tech, die Technologietransfer-Institution           smart meters par caractéristiques, par exemple sur la base de caractéristiques de consomma-
                   Inspire AG und die ETH Zürich an dem                tion électrique similaires (« profils de charge »). Un groupe de profils de charge, d’un quartier
                   Projekt beteiligt.                                  par exemple, permet de déduire les exigences auxquelles le réseau de distribution est soumis.
                      Die Aufrüstung der Verteilnetze zu               Les résultats fournissent des informations utiles pour l’exploitation du réseau de distribution
                   Smart Grids ist heute in aller Munde.               aux fournisseurs d’énergie. La comparaison de ces données avec d’autres banques de
                   Welche Geschäftsmodelle daraus für in-              données accessibles au public permet d’extrapoler les données des smart meters, partielle-
                   novative Dienstleister wie Adaptricity              ment disponibles jusqu’à présent, à toute la ville. Elle permet ainsi de prévoir avec plus de
                   erwachsen, müssen die nächsten Jahre                précision la consommation du jour suivant.                                                      No
                   zeigen. Die Schweizer Verteilnetzbetrei-

48                 Bulletin 10 / 2016
Stromflüssen auf der Spur - Projekte zur Simulation von Verteilnetzen - Adaptricity
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