Fragen und Antworten zum neuen Weltraumprogramm der EU - Europa EU

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Europäische Kommission - Factsheet

Fragen und Antworten zum neuen Weltraumprogramm der EU

Brüssel, 6. Juni 2018
Weltraumtechnologien, -daten und -dienste sind aus dem Alltag der Europäerinnen und
Europäer nicht mehr wegzudenken und spielen eine wichtige Rolle bei der Wahrung vieler
strategischer Interessen.

Die europäische Weltraumwirtschaft zählt zu den wettbewerbsfähigsten weltweit. Mit über
231 000 Fachkräften generiert sie einen Mehrwert in der Größenordnung von 53 bis 62 Mrd. EUR. Auf
Europa entfällt ein Drittel der weltweiten Satellitenherstellung. Im Jahr 2016 meldeten die in der
Weltraumwirtschaft tätigen Hersteller nach Angaben von Eurospace Umsätze in Höhe von
8,2 Mrd. EUR, die mit 41333 Beschäftigten erzielt wurden.
Beträchtliche Investitionen der EU haben Fortschritte ermöglicht, die kein Mitgliedstaat allein hätte
erreichen können. Galileo und Copernicus setzen mittlerweile rund um den Globus Maßstäbe bei
Satellitenortung und Erdbeobachtung. Die EU ist mit derzeit 29 Satelliten in der Umlaufbahn und über
30 Satelliten, die in den nächsten 10 bis 15 Jahren hinzukommen sollen, der größte institutionelle
Kunde für Startdienste in Europa.
Neue Akteure und die Entwicklung neuer Technologien führen jedoch zu einer Umwälzung der
traditionellen Industriemodelle. Zudem bergen die Weltraumaktivitäten der EU noch weiteres
unerschlossenes Potenzial zur Deckung unseres sich wandelnden Bedarfs auf dem Gebiet der Sicherheit
und in anderen Politikbereichen.
Welche Tätigkeiten fallen unter das neue EU-Weltraumprogramm?
Mit dem von der Kommission für den Zeitraum 2021-2027 vorgeschlagenen Weltraumprogramm soll
sichergestellt werden, dass die EU bei Weltraumaktivitäten weltweit führend bleibt. Es wird dafür
sorgen, dass die Kontinuität der Investitionen in Weltraumaktivitäten der EU gewahrt bleibt,
wissenschaftlicher und technischer Fortschritt gefördert werden und die Wettbewerbs- und
Innovationsfähigkeit der europäischen Raumfahrtindustrie – insbesondere von kleinen und mittleren
Unternehmen, Start-ups und innovativen Unternehmen – unterstützt wird. Das Weltraumprogramm
wird auch das wachsende Potenzial ausschöpfen, das der Weltraum für die Sicherheit der
Europäerinnen und Europäer bietet, und dafür unter anderem Synergien zwischen dem zivilen und dem
militärischen Sektor nutzen.
Es wird alle diesbezüglichen Aktivitäten der EU in einer einzigen Verordnung zusammenfassen,
nämlich:
  - Satellitennavigationssysteme, für die 9,7 Mrd. EUR bereitgestellt werden:Galileo, Europas eigenes
    globales Satellitennavigationssystem, liefert genaue und zuverlässige Standort- und
    Zeitbestimmungsdaten für autonome und vernetzte Fahrzeuge, den Schienen- und Luftverkehr und
    andere Bereiche. Mit der Inbetriebnahme weiterer Satelliten werden sich die Galileo-Dienste nach
    und nach verbessern, zudem werden weitere Dienste (z. B. der Hochpräzisionsdienst) zur
    Verfügung stehen.Die Europäische Erweiterung des geostationären Navigationssystems (EGNOS)
    stellt für Nutzer in der Luftfahrt, im Seeverkehr und an Land in fast ganz Europa sogenannte
    sicherheitskritische Navigationsdienste bereit. „ Sicherheitskritisch“ bedeutet dabei, dass die
    Positionsangaben so präzise sind, dass sie beispielsweise einem Flugzeug eine sichere Landung
    ermöglichen. Alle EGNOS-Dienste sind bereits vollständig einsatzbereit, und die Zahl ihrer Nutzer
    (darunter schon 350 Flughäfen) steigt. Das System muss ständig gewartet werden. Zur Steigerung
    der Qualität der Dienste wird es auch weiter verbessert werden.
  - Erdbeobachtung. Für sie werden 5,8 Mrd. EUR bereitgestellt:Copernicus, ein weltweit führender
    Anbieter von Erdbeobachtungsdaten, trägt bereits zur Rettung von Menschenleben auf See bei,
    verbessert unsere Einsätze bei Naturkatastrophen wie Erdbeben, Wirbelstürmen, Waldbränden
    oder Überschwemmungen und unterstützt Landwirte bei der Bewirtschaftung ihrer Kulturen.
    Copernicus deckt sechs Themenbereiche ab: Landüberwachung, Meeresüberwachung,
    Überwachung der Atmosphäre, Klimawandel, Katastrophen- und Krisenmanagement und
    Sicherheit. Im Zeitraum 2021-2027 wird Copernicus diese vorhandenen Dienste ausweiten, um
    neu aufkommenden Erfordernissen gerecht zu werden, für die neue Beobachtungskapazitäten für
die Überwachung von CO2- und sonstigen Treibhausgasemissionen, die Nutzung
    landwirtschaftlicher Flächen zur Unterstützung der Landwirtschaft und die Beobachtung der
    Polargebiete hinzukommen werden, und um Sicherheitserfordernisse zu erfüllen, damit die
    Entdeckung kleiner Schiffe zur Unterstützung der Grenz- und Meeresüberwachung, die
    Bekämpfung des illegalen Handels oder notwendige Maßnahmen der EU im Außenbereich
    verbessert werden.
  - Neue Sicherheitskomponenten mit einer Mittelausstattung von 500 Mio. EUR:Durch die neue
    Initiative zur staatlichen Satellitenkommunikation (GOVSATCOM) wird den Mitgliedstaaten und den
    Akteuren der EU im Sicherheitsbereich ein Zugang zu sicherer Satellitenkommunikation
    garantiert.Die Initiative zur Weltraumlageerfassung (Space Situational Awareness, SSA) wird zur
    langfristigen Tragfähigkeit und Sicherheit der Weltraumaktivitäten durch den Schutz vor Gefahren
    aus dem Weltraum beitragen. Das Pilotprojekt zur Überwachung und Verfolgung von Objekten wird
    weiterentwickelt werden. Auf diese Weise soll seine Leistungsfähigkeit und Autonomie bei der
    Vermeidung von Kollisionen im Weltraum sowie des unkontrollierten Wiedereintritts von
    Gegenständen in die Erdatmosphäre gesteigert werden. Ergänzende Aktivitäten gelten anderen
    Weltraumgefahren für kritische Infrastrukturen (Weltraumwetter, Kometen und Asteroiden).
Wann werden wir praktische Ergebnisse der Weltraumpolitik der EU sehen?
Wir sehen sie bereits! Nachstehend einige Beispiele dafür, welche praktische Unterstützung die
europäische Weltraumpolitik jetzt schon leistet:
  - Reaktion auf Naturkatastrophen: Im Jahr 2017 halfen Copernicus-Karten, aus denen das
    Ausmaß und die Schwere von Schäden durch Naturkatastrophen hervorging, Rettungskräften unter
    anderem bei der Bekämpfung von Waldbränden (Italien, Spanien, Griechenland und Portugal), bei
    Erdbeben (Mexiko), bei Wirbelstürmen (von den Hurrikanen Harvey, Irma und Maria betroffene
    Länder) und bei Überschwemmungen (Irland, Deutschland).
  - Rettung von Menschenleben auf See: Copernicus unterstützt die Missionen der Europäischen
    Agentur für die Grenz- und Küstenwache im Mittelmeer und hilft ihr beim Auffinden unsicherer
    Schiffe und der Rettung von Menschenleben. Galileo kann weltweit für alle Handelsschiffe
    eingesetzt werden: So werden eine größere Genauigkeit und eine stabilere Ortung erreicht, was
    die Navigation sicherer macht.
  - Such- und Rettungsdienst: Durch einen neuen Galileo-Dienst verringert sich die für das Orten
    einer mit einem Notrufsender ausgerüsteten Person an ganz unterschiedlichen Orten – ob auf See,
    im Gebirge oder in der Wüste und in städtischen Gebieten – benötigte Zeit auf unter zehn Minuten.
  - Überwachung von Ölverseuchungen: Die Europäische Agentur für die Sicherheit des
    Seeverkehrs (EMSA) verwendet Copernicus-Daten für die Überwachung von Ölverschmutzungen
    und Schiffen.
  - Landung von Flugzeugen: 350 Flughäfen in fast allen EU-Ländern nutzen EGNOS, um das
    Landen unter schwierigen Wetterbedingungen sicherer zu machen und so Verspätungen und
    Umleitungen zu vermeiden.
  - Straßenverkehrssicherheit: Seit April 2018 ist Galileo in jedes in Europa verkaufte neue Pkw-
    Modell integriert und unterstützt das eCall-Notrufsystem. Ab 2019 wird es in die digitalen
    Fahrtenschreiber von Lastkraftwagen eingebaut, um die Einhaltung der Lenkzeitvorschriften zu
    gewährleisten und die Sicherheit im Straßenverkehr zu verbessern.
  - Landwirtschaft: 80 % der Landwirte, die die Satellitennavigation für Präzisionslandwirtschaft
    nutzen, sind EGNOS-Nutzer. Ferner werden Copernicus-Daten für die Überwachung von Kulturen
    und die Ertragsvorausschätzung verwendet.
   - Schutz von Satelliten: Im Mai 2018 waren 111 Satelliten bei den Kollisionsvermeidungsdiensten
     im Rahmen der Beobachtung und Verfolgung von Objekten im Weltraum (SST) registriert.
Ist Galileo bereits voll einsatzbereit?
Das Galileo-Navigationssystem ist bereits einsatzbereit und liefert hochpräzise und verlässliche
Standort- und Zeitbestimmungsdaten. Nachdem 22 Satelliten in der Umlaufbahn sind, die
Bodeninfrastruktur einsatzbereit ist und ausgiebige Prüfungen durchgeführt wurden, stehen die
sogenannten ersten Dienste von Galileo seit Dezember 2016 zur Verfügung. Wer über ein Galileo-
taugliches Gerät verfügt, kann die Signale zur Ortung, Navigation und Zeitbestimmung nutzen. Die
ersten Dienste von Galileo beruhen auf hochpräzisen Signalen, obwohl diese zunächst nicht jederzeit
zur Verfügung stehen. Aus diesem Grund werden die ersten Galileo-Signale in der Anfangsphase in
Verbindung mit anderen Satellitennavigationssystemen wie GPS verwendet. In den kommenden Jahren
werden neue Satelliten in die Umlaufbahn gebracht, um die Konstellation zu erweitern. Dadurch wird
sich die weltweite Verfügbarkeit von Galileo schrittweise verbessern. Der nächste Start von 4 Satelliten
ist am 25. Juli vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou (Französisch-Guayana) geplant. Die volle
Betriebskapazität mit einer vollständigen Konstellation dürfte bis 2020 hergestellt sein. Genaue
Angaben zur Präzision und Verfügbarkeit der Galileo-Dienste wurden auf der Website des Europäischen
GNSS-Dienstezentrums veröffentlicht.
Was ist der sogenannte öffentliche regulierte Dienst von Galileo?
Galileo stellt verschiedene Dienste bereit: Einer davon ist der verschlüsselte „öffentliche regulierte
Dienst“, der für sicherheitsrelevante Anwendungen (einschließlich militärischer Operationen) bestimmt
ist. Er soll für die Teilnehmer auch in einem noch so widrigen Umfeld die Dienstkontinuität
gewährleisten. Durch den öffentlichen regulierten Dienst wird Galileo öffentliche Stellen, etwa Dienste
für Katastrophenschutz und humanitäre Hilfe sowie Zollbeamte und die Polizei, und, sofern die
Mitgliedstaaten dies wünschen, militärisches Personal unterstützen. Galileo wird einen besonders
robusten und vollständig verschlüsselten Dienst für staatliche Nutzer im Fall von nationalen Not- oder
Krisensituationen (z. B. bei Terrorangriffen) bereitstellen. Der ersten PRS-Dienste wurden im
Dezember 2016 verfügbar. Ihre Leistung wird durch die derzeit laufende Inbetriebnahme der Galileo-
Satelliten und der Erdfunkstellen verbessert.
Ist Copernicus voll einsatzfähig?
Mit Daten von sieben Copernicus-Sentinel-Satelliten sowie einer Reihe beitragender Missionen anderer
öffentlicher und privater Betreiber sind alle Copernicus-Dienste bereits einsatzbereit. Copernicus ist
damit weltweit der drittgrößte Anbieter von Erdbeobachtungsdaten.
Von dem kostenfreien, unbeschränkten und offenen Zugang zu Copernicus-Daten machen Tausende
Nutzer im öffentlichen Sektor, Forscher und Wissenschaftler, KMU und Start-ups für die Entwicklung
satellitengestützter Produkte und Dienste Gebrauch. Diese Unternehmen schaffen hoch qualifizierte
Arbeitsplätze in Europa.
Der siebte Satellit wurde am 25. April 2018 erfolgreich gestartet. Weitere Satelliten werden bis 2021
folgen.
Warum muss die EU in die SSA und in GOVSATCOM investieren?
Die SSA- und die GOVSATCOM-Komponente des Weltraumprogramms sind für die Tragfähigkeit der
Weltraumaktivitäten der EU und für ihre Sicherheit von Bedeutung.
Sogenannter Weltraummüll, der um die Erde kreist, stellt eine Bedrohung für Satelliten und die
Kontinuität ihres Einsatzes dar. Schätzungen zufolge gibt es 780 000 derartige Objekte mit einer Größe
von mehr als 1 cm. Mit der Initiative zur Beobachtung und Verfolgung von Objekten im Weltraum
werden im Rahmen der SSA Weltraumobjekte mit Sensoren (Teleskopen, Radar und Laser) überwacht.
Dabei wird ermittelt, wie hoch das Risiko einer Kollision oder eines Wiedereintritts in die
Erdatmosphäre ist. Satellitenbetreiber und Katastrophenschutzbehörden werden entsprechend
informiert, damit sie ihre Satelliten schützen können. Sonstige Gefahren aus dem Weltraum, etwa
extreme Weltraumwetterereignisse aufgrund von Sonnenaktivität, Asteroiden und Kometen
(sogenannte erdnahe Objekte), können zivile Infrastrukturen bedrohen und somit Auswirkungen auf
unseren Alltag haben. Im Raumfahrtprogramm werden neue ergänzende Tätigkeiten zur Überwachung
dieser Ereignisse vorgeschlagen. Angestrebt wird der Aufbau einer autonomen europäischen Kapazität
in diesen kritischen Bereichen.
GOVSATCOM ist so konzipiert, dass ein autonomer europäischer Dienst für sichere
Satellitenkommunikation durch eine Bündelung der Kapazitäten der Mitgliedstaaten gewährleistet wird.
Durch die über GOVSATCOM bereitgestellten Satellitenkommunikationsdienste werden die operativen
Kapazitäten der Behörden deutlich ausgebaut.
  - Auf nationaler Ebene werden Akteure im Sicherheitsbereich (Grenzschützer, Polizeikräfte, die
    gesamte Seefahrt, Katastrophenschutzmissionen und Dienste zur Überwachung kritischer
    Infrastrukturen) unterstützt.
  - Hauptnutznießer auf EU-Ebene sind die entsprechenden Agenturen der Union, etwa die
    Europäische Agentur für die Grenz- und Küstenwache (FRONTEX), die Europäische Agentur für die
    Sicherheit des Seeverkehrs (EMSA), die Europäische Verteidigungsagentur (EDA) und die
    Europäische Fischereiaufsichtsagentur (EFCA), sowie humanitäre Einsätze weltweit. Zivile und
    militärische Krisenmanagementoperationen werden mit höheren Kapazitäten ausgestattet: Sowohl
    die diplomatischen Dienste der Mitgliedstaaten als auch der Europäische Auswärtige Dienst werden
    auf mehr sichere Kommunikationsverbindungen zu unseren Botschaften und Delegationen
    zurückgreifen können.
Wer ist für das europäische Weltraumprogramm verantwortlich?
Die EU finanziert und verwaltet zur Gänze die ihrem alleinigen Eigentum stehenden Programme
Copernicus, Galileo und EGNOS. Die Kommission trägt als Verwalterin des EU-Weltraumprogramms –
auch auf dem Gebiet der Sicherheit – die Gesamtverantwortung für dessen Durchführung. Sie legt die
Prioritäten und die langfristige Entwicklung des Programms fest und überwacht die Durchführung.
Die Kommission hat die Entwicklung und Einführung der Weltrauminfrastruktur derzeit der
Europäischen Weltraumorganisation (ESA) übertragen. Diese internationale Organisation befasst sich
mit einschlägigen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten. Die ESA ist für die Errichtung der Galileo-
Infrastruktur zuständig, die Agentur für das Europäische GNNS (GSA) mit Sitz in Prag dagegen für die
Markteinführung von Galileo. Einige Copernicus-Einsätze werden auch von der ESA verwaltet, einige
Copernicus-Satelliten wiederum von der Europäischen Organisation für die Nutzung von
meteorologischen Satelliten (EUMETSAT). Zudem wurden Copernicus-Dienste an folgende Stellen
übertragen: Europäische Umweltagentur (EUA), Europäische Agentur für die Sicherheit des
Seeverkehrs (EMSA), Europäische Agentur für die Grenz- und Küstenwache (FRONTEX), Europäisches
Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF), Mercator Ocean, Satellitenzentrum der EU und
Gemeinsame Forschungsstelle der Kommission.
Im neuen Weltraumprogramm der EU wird eine Straffung und Vereinfachung der Zusammenarbeit
zwischen allen institutionellen Akteuren vorgeschlagen, ohne dass es zu grundlegenden Verlagerungen
bei den Zuständigkeiten aller beteiligten Akteure käme. Alle bestehenden Programme werden in einem
einheitlichen europäischen Raumfahrtprogramm mit unterschiedlichen Komponenten
zusammengeführt. Die drei wichtigsten Akteure – Europäische Kommission, Europäische
Weltraumorganisation (ESA) und die künftige EU-Agentur für das Weltraumprogramm (die derzeitige
Agentur für das Europäische GNSS) – werden klar definierte Rollen erfüllen.
Die Kommission wird die verschiedenen Komponenten koordinieren und beaufsichtigen, die
übergeordneten Ziele (Haushalt, Sicherheit und Zeitplan) sowie die langfristige Entwicklung des
Programms festlegen und für die Genehmigung regelmäßiger Tätigkeiten zuständig sein.
Die ESA wird angesichts ihrer besonderen Erfahrung der Hauptpartner bleiben und für Folgendes
zuständig sein:
   - Copernicus: Entwicklung, Konzeption und Bau der Weltrauminfrastruktur für Copernicus,
     einschließlich des Betriebs dieser Infrastruktur,
   - Galileo und EGNOS: Weiterentwicklung von Systemen, Entwicklung des Bodensegments sowie
     Konzeption und Entwicklung von Satelliten,
   - alle Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten in ihren Fachbereichen im Hinblick auf alle
     Komponenten des Programms.
Die EU-Agentur für das Weltraumprogramm wird für Folgendes zuständig sein:
   - Galileo/EGNOS: Verwaltung des Betriebs und Boden-Instandhaltung, Öffentlichkeitsarbeit,
     Werbung und Vermarktung,
   - Sicherheitsakkreditierungen für alle Komponenten des Weltraumprogramms durch das Gremium
     für die Sicherheitsakkreditierung,
   - mögliche Koordinierung der Marktentwicklung und der Nutzer für alle Komponenten des
     Weltraumprogramms.
Sind Weltraumdaten kostenlos verfügbar? Und wie erhält man Zugang dazu?
Copernicus bietet über die Copernicus-Website und spezielle Datenplattformen einen kostenlosen,
uneingeschränkten und offenen Zugang zu allen Daten und Diensten. Bei der Zahl der Copernicus
Nutzer gab es eine beispiellose Zunahme: Inzwischen sind über 150 000 Nutzer registriert (2015
waren es erst 7870) Ab Juni 2018 stehen Copernicus-Nutzern – Bürgerinnen und Bürgern, Behörden
und Unternehmen – neue Daten- und Informationszugangsdienste (Data and Information Access
Services — DIAS) zur Verfügung, sodass sie die Daten direkt in einer Cloud-Computing-Umgebung
nutzen, ihre Dienste einrichten und auf der Grundlage der Daten mit neuen Diensten und
Anwendungen Innovationen schaffen können. Die Nutzer werden die Daten auch unter kommerziellen
Bedingungen verarbeiten und speichern können. Durch die DIAS-Dienste sollen kostspieliges unnötiges
Herunterladen von Daten vermieden und Nutzergemeinschaften gebildet werden.
Sowohl Galileo als auch EGNOS liefern Signale, die für die europäischen Bürgerinnen und Bürger
äußerst nützlich sind. Das Galileo-Signal ist kostenlos und ermöglicht die Nutzung der Ortungs-,
Navigations- und Zeitgebungsdienste von Galileo, die in Galileo-kompatiblen Chipsätzen in
Smartphones oder Fahrzeugnavigationssystemen zum Einsatz kommen können. Das EGNOS-Signal ist
ebenfalls gebührenfrei und kann zum sicheren Landen von Flugzeugen oder für die
Präzisionslandwirtschaft eingesetzt werden.
Wie werden die Weltraumaktivitäten vom Markt aufgenommen?
Galileo war ein großer Erfolg am Markt (siehe auch Factsheet). Derzeit sind 95 % der auf dem
Weltmarkt produzierten Chipsätze, die meistens in der Automobilindustrie, in Konsumgütern, in der
Telekommunikation, in der Landwirtschaft und zu Überwachungszwecken eingesetzt werden, Galileo-
kompatibel. Alle neuesten Modelle der größten Smartphonemarken sind Galileo-tauglich. Fast 80 % der
Landwirte nutzen die gesteigerte Genauigkeit der EGNOS-Satellitennavigation für die
Präzisionslandwirtschaft.
Copernicus-Daten fließen in zahlreiche Produkte und Dienstleistungen ein. Beispiele:
  - Fischerei: Das Projekt Asimuth hilft Fisch- und Muschelzüchtern bei der Optimierung ihrer
    Entnahmepläne, womit Verluste durch Algenblüten um mindestens 12,5 % reduziert werden
    können.
  - Gesundheit: Durch eine App mit Vorhersagen zur UV-Strahlung und personalisierten Vorschlägen
    zum Sonnenschutz je nach Hauttyp und Standort des Nutzers hilft HappySun, Sonnenbrand zu
    vermeiden.
  - Weinherstellung: Terranis hat eine App entwickelt, die in den Wochen vor der Weinlese wichtige
    Informationen liefert, die Weinerzeugern die Anpassung ihrer Anbaumethoden ermöglichen.
Welche Maßnahmen zur Förderung der europäischen Weltraumwirtschaft sind vorgesehen?
Die Kommission wird die Nutzerakzeptanz und Marktentwicklung der Komponenten des
Weltraumprogramms unterstützen und zugleich Innovationsförderung in der Weltraumwirtschaft
sowohl auf der Nachfrage- als auch auf der Angebotsseite betreiben. Die EU wird in der Branche tätige
Start-ups mit Potenzial zur Aufskalierung den Zugang zu Risikofinanzierungen erleichtern und die
Schaffung eines EU-Eigenkapitalfonds für den Weltraumsektor im Rahmen des Programms „InvestEU“
prüfen. Die Kommission wird die Gründung von Weltraum-Innovationspartnerschaften für die
Entwicklung und Anschaffung innovativer Produkte, Dienstleistungen oder Infrastrukturen erleichtern.
Zudem wird das Programm dazu beitragen, die Qualifikationen in der Weltraumwirtschaft zu
verbessern, indem es Aus- und Weiterbildung fördert, und es wird Querschnittsmaßnahmen
unterstützen, die zur Überwindung von Innovationshindernissen beitragen können, etwa durch eine
Erleichterung des Zugangs zu Prüf- und Verarbeitungseinrichtungen für Start-ups oder durch
Förderung der Zertifizierung und Normung. Ein unternehmens- und innovationsfreundliches Ökosystem
wird auch auf europäischem, regionalem und nationalem Niveau durch die Schaffung von
Weltraumplattformen unterstützt, die Weltraum- und Digitalsektor und die Nutzer zusammenbringen.
Bei der Durchführung dieser Maßnahmen werden die Synergien mit im Rahmen des Programms
Horizont Europa finanzierten Weltraumforschungstätigkeiten genutzt.
Wie unterstützt die EU die Entwicklung europäischer Trägerraketen?
Wie in der Weltraumstrategie für Europa angekündigt, wird die Kommission den Bedarf der EU-
Programme an Trägerdiensten bündeln und als intelligenter Abnehmer von verlässlichen und
kostengünstigen europäischen Trägerlösungen handeln und dabei auf Maßnahmen aufbauen, die in der
derzeitigen Haushaltsperiode eingeleitet wurden.
Es ist von großer Bedeutung, dass Europa weiterhin über moderne, effiziente und flexible Einrichtungen
der Startinfrastruktur verfügt. Zusätzlich zu den von den Mitgliedstaaten und der ESA ergriffenen
Maßnahmen wird die Kommission prüfen, wie diese Einrichtungen im Rahmen ihrer Zuständigkeiten,
insbesondere bei der Anpassung der Bodeninfrastrukturen, unterstützt werden können.
Die derzeitigen Trägerraketen werden in Zukunft nach und nach durch Ariane 6 und Vega C ersetzt,
was beträchtliche Kosteneinsparungen beim Zugang zum Weltraum mit sich bringen dürfte.
Die EU wird auch die weiterhin Forschungs- und Innovationsanstrengungen unterstützen, um
insbesondere Europas Fähigkeit sicherzustellen, tief greifende Veränderungen wie den kostengünstigen
Zugang zum Weltraum für kleine Satelliten, fortschrittliche Herstellungstechnologien oder
bahnbrechende Konzepte wie Instandsetzung in der Umlaufbahn, Wiederverwendbarkeit und kleine
Trägerraketen vorherzusehen und auf sie zu reagieren. Die Kommission hat als Teil des Europäischen
Innovationsrats im Rahmen von Horizont 2020 als Anreiz bereits einen mit 10 Mio. EUR dotierten Preis
für kostengünstige Starts ins All angekündigt. Die Herausforderung besteht darin, eine kommerziell
tragfähige Lösung speziell für den kostengünstigen Start leichter Satelliten zu finden und die
technologische Unabhängigkeit Europas zu optimieren.
Weitere Informationen:
Das neue Weltraumprogramm der EU: Pressemitteilung
Rechtsakte und Factsheets:
  - Verordnungsvorschlag
  - Folgenabschätzung
- Zusammenfassung
  - Factsheet: Weltraumpolitik und -maßnahmen nach 2020
Weltraumstrategie für Europa
Weitere Informationen über den EU-Haushalt für die Zukunft finden Sie hier

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                                                                                       MEMO/18/4023

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