Studieren heute - Wikis der Freien Universität Berlin
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Studieren Wissen Die wichtigsten Zahle und Fakten zur Lage der Studierenden votum heute Was die deutsche Bildungspolitik jetzt tun muss Wandel 20. Zwei Lebensgeschichten aus 60 Jahren Sozialerhebung Sozialerhebung dEs dEutschEn studEntEnwErks Die Vielfalt der Studierenden. EinE infobroschürE dEs dEutschEn studEntEnwErks 20. Sozialerhebung | Studieren heute | 1
wiSSen Editorial wiSSen 29 850 prozent menSen/caféS der Studierenden woh- Was wollen Sie nen in einer Wohnge- meinschaft, der belieb- unterhalten die Stu- wissen? testen Wohnform. 20 dentenwerke – 230.000 Prozent der Studierenden Tischplätze stehen zur Die 20. Sozialerhebung des Deutschen Studen- Vielfalt leben mit Partner/in und 18 Prozent allein in einer Verfügung. 5 tenwerks ist ein Schatz. eigenen Wohnung, 23 darstellen Ein Schatz an Daten, Prozent bei Eltern und 10 an Erkenntnissen über Prozent im Wohnheim. die soziale und wirt- Seite 5 schaftliche Lage der prozent 298 Studierenden in Deutsch- haben mindestens ein land. Dieser Schatz will Wie leben und arbeiten die Kind. Im Erststudium gehoben werden. Diese sind es 4 Prozent, in Infobroschüre zeigt kom- Studierenden heute. postgradualen Studien- primiert, wie vielfältig die WichtigSten Zahlen euro gängen bereits 17Pro- die Studierendenschaft und Fakten im Überblick zahlen die Studierenden zent.Noch anders sieht 6 von heute ist und die durchschnittlich für Mie- es bei Studierenden Herausforderungen für te, dem größten Ausga- in einem Teilzeit- und die deutsche Hochschul- bleiben Eltern, Jobben und benposten. Danach folgen berufsbegleitendem 137 politik und den Bologna- Die gröSSte erkenntniS BAföG. Seite 4 165 Euro für Ernährung, Studium aus. Seite 9 Prozess. auS Der Sozialerhebung: 82 Euro für Auto und Öf- % 30 77 Wir danken dem Bun- Den einen StuDierenDen fentliche Verkehrsmittel desministerium für gibt eS nicht. Der Hinter- sowie 68 Euro für Freizeit, Bildung und Forschung grund, die Forderungen tauSenD Kultur und Sport. für die Förderung. Wir und die Bedürfnisse der Studierende haben eine 74 danken den deutschen 2,5 Millionen Studierender studienerschwerende prozent von einhunDert Hochschulen für ihre können unterschiedlich Beeinträchtigung der Studierenden sind der Studierenden gehen Kindern schaffen den Unterstützung und dem nicht sein. Nur mit dieser (7 Prozent). Bei 1,8 Prozent verheiratet. Und mehr als während ihres Studiums Sprung an eine Hoch- HIS Institut für Hoch- Vielfalt im Hinterkopf der Studierenden wirkt jede/r Zweite (51 Prozent) ins Ausland; 18 Prozent schule, wenn ihre Eltern schulforschung für die lässt sich die soziale sich die Beeinträchtigung lebt in einer festen Bezie- für ein Studium und 13 prozent einen akademischen wissenschaftliche Durch- Lage der Studierenden stark auf das Studium aus. hung. In postgradualen Prozent für ein Prakti- der Studierenden streben Hintergrund haben. Ist führung unserer Studie. verbessern. 2006 waren es noch 1,5 Studiengängen ist mehr kum. Innerhalb Deutsch- einen Bachelor- bzw. das nicht der Fall, dann 24,4 23 Und wir laden Sie herz- Prozent. Seite 4 als jede/r Fünfte bereits lands wechseln nur 35 Master-Abschluss an. gelingt es nur 23. Seiten lich ein zur Lektüre. verheiratet (22 Prozent) Prozent nach dem Abitur 8 Prozent sind noch in 6/7 Was wollen Sie wissen? und lediglich ein Viertel zum Studieren das Bun- Magister- und Diplom- 53 ist nicht in einer festen desland. Seiten 8/9 Studiengängen einge- Partnerschaft. schrieben; 16 Prozent ma- 864 42 Jahre alt „Die 20. Sozialerhe- chen ein Staatsexamen. sind Studierende im prozent 82 Achim Meyer auf der Heyde Durchschnitt. Allerdings haben einen Migrations- bung ist eine Grund- zu SiebenunD Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks sind Bachelorstudierende hintergrund (Studierende lage für die Hoch- vierzig achim.meyeraufderheyde@ durchschnittlich 22,8 mit im Ausland geborenen schulpolitik und die StunDen ist das Verhältnis von studentenwerke.de Jahre – viele Studierende Elternteil, z.B. Spätaus- Hochschulentwicklung euro in der Woche sind Studie- studierenden Männer jedoch deutlich älter: Ma- siedler, wurden erstmals in Deutschland.“ haben Studierende im rende mit Lehrveranstal- prozent und Frauen. Doch mehr gister und Diplom-Studie- dazugerechnet) und 21 Durchschnitt monatlich tungen, Selbststudium besuchen regelmäßig als jeder zweite Studie- die 20. rende 28,4 bzw. 26,2 Jahre; Prozent von ihnen haben zur Verfügung. Doch und Jobben beschäftigt. eine Mensa oder Cafete- rende in postgradualen Dieter Timmermann, Sozialerhebung im internet: Studierende mit Kind oder eine „niedrige“ Bildungs- Präsident des Deutschen 25 Prozent haben weniger 22 Prozent jobben so viel ria und das dreimal pro (53 Prozent) und Pro- einer Gesundheitsbeein- herkunft. Mehr als viermal Studentenwerks als 675 Euro, und 25 Pro- neben dem Studium, dass Woche. 37 Prozent sind motionsstudiengängen www. sozialerhebung.de trächtigung 31,2 bzw. 25,7 so viele wie ihre Kommili- zent mehr als 1000 Euro. sie faktisch Teilzeit stu- sogar Stammgäste. (51 Prozent) ist eine Jahre. tonen ohne diesen. Seite 4 Die wichtigsten Quellen dieren. Seite 4 Seite 5 Frau. 2 | Studieren heute | 20. Sozialerhebung 20. Sozialerhebung | Studieren heute | 3
wissen wissen Studieren heute – Studieren mit Kind HocHgerecHnet auf alle studie- DSW: „Die Studentenwerke unser Standpunkt renden gab es im sommer 2012 rund 101.000 studierende mit machen das Studium Kind. Von ihnen haben 35 Prozent familienfreundlich. Mit ihr Studium mindestens einmal den steigenden Zahlen unterbrochen. Sie sind im Durch- der Studierenden Wie DaS DeutSche StuDentenWerk auSgeWählte schnitt mit 31 Jahren 7,6 Jahre älter mit Kind müssen die ergebniSSe zu StuDierenDengruppen unD als ihre kinderlosen Kommilitonin- nen und Kommilitonen. Betreuungsangebote ServiceleiStungen Der StuDentenWerke beWertet weiter ausgebaut werden.“ Studieren mit Migrationshintergrund der überwiegende teil der studie- DSW: „Diese Studierenden renden Hat die deutscHe staatsbür- sind klassische Studienfinanzierung gerscHaft bzw. ist in deutscHland Bildungsaufsteiger. Die geboren. Sie wohnen häufiger bei eltern leisten den Hauptanteil DSW: „Angesichts ihren Eltern (29 Prozent vs. 23 Pro- wirtschaftliche und soziale der studienfinanzierung (87 prozent der studierenden/476 der Proportionen zent) und in einem Wohnheim (13 Förderung durch die euro im monat). Danach folgen wird klar: Stipendien Studentischer Prozent vs. 10 Prozent). Fast jeder Dritte bekommt BAföG (31 Prozent Studentenwerke ist hier Jobben (63 Prozent/323) und das und Studienkredite Wohnraum vs. 22 Prozent) und im Fall einer elementar.“ BAföG (32 Prozent/443). Nur 4 Pro- sind keine Säulen der Studienunterbrechung hat das bei die mietausgaben der studieren- zent erhalten ein Stipendium, das jedem Dritten finanzielle Gründe Deutschlandstipendium inbegrif- Studienfinanzierung, den sind um 17 euro auf durcH- scHnittlicH 298 euro gestiegen. (28 Prozent vs.14 Prozent). fen. Nur 6 Prozent der Studierenden sondern im Vergleich Das sind rund 34 Prozent der sind bereit, sich über Kredite und zum BAföG marginale monatlichen Einnahmen. Die Darlehen zu verschulden. Ergänzungen.“ Wohnheime der Studentenwerke Hochschul- sind wichtig für Studienanfänger und ausländische Studierende und gastronomie mit durchschnittlich 214 Euro am mensen und cafeterien sind beliebt günstigsten. Für Wohnheimplätze wegen der räumlicHen näHe zur gibt es zum Semesterbeginn stets HocHscHule (91 prozent) und dem lange Wartelisten. Studieren mit Beeinträchtigung qualitativ hochwertigen und kosten- günstigen Angebot (80 Prozent bzw. DSW: „In vielen studierende mit beeinträcHti- DSW: „Die ‚Hochschule 79 Prozent). Das Mittagessen ist die gung Haben gleicHe einnaHmen wichtigste Mahlzeit (59 Prozent aller für Alle’ ist eine Zeitbudget Hochschulstädten herrscht aber HöHere ausgaben als iHre Herausforderung für Essen). Doch die Kapazitätsgrenze der studienbezogene zeitauf- für Studierende eine Kommilitonen (762 € vs.726 €). vieler Mensen ist überschritten. prekäre Wohnsituation. Dies liegt vor allem an den Mehr- Hochschulen und wand beträgt durcHscHnittlicH kosten für Ernährung und Gesund- 35 stunden pro wocHe. Dazu DSW: „Studieren ist ein Wir brauchen mindestens Studentenwerke. Inklusive DSW: Die Lehrveranstaltun- heit. Sie unterbrechen häufiger ihr kommt Zeitaufwand hinzu für Er- Vollzeit-Job! Trotz Bachelor/ 25.000 zusätzliche, Studium (27 Prozent vs. 8 Prozent) Hochschulbildung gen müssen zeitlich entzerrt werbstätigkeit (ø 7,4 Stunden) oder Master jobben noch immer öffentlich geförderte und studieren länger (7,9 vs. 6,8 braucht Barrierefreiheit werden, damit mittags nicht familiäre Verpflichtungen. Neben zwei von drei Studierenden. Semester). genauso wie gute alle gleichzeitig essen; die den faktisch Teilzeitstudierenden Wohnheimplätze.“ müssen 57 Prozent der Studieren- Die BAföG-Freibeträge Beratungsangebote Studentenwerke brauchen den für ihren Lebensunterhalt müssen steigen, damit der und eine gesicherte Mittel für den Ausbau der jobben. Zwang zur Erwerbstätigkeit Studienfinanzierung.“ Mensakapazitäten aus den abnimmt.“ Hochschulpakten.“ 4 | Studieren heute | 20. Sozialerhebung 20. Sozialerhebung | Studieren heute | 5
votum Bildungs- TRIcHTER votum soziale selektion Der „Bildungstrichter“ ist die bekannteste Grafik aus der Sozialerhebung. Er zeigt, wie ausgeprägt sozial selektiv das deutsche Hochschulsystem ist. Von 100 Kindern aus Akademi- kerfamilien studieren 77, von 100 Kindern aus Nicht-Akade- mikerfamilien schaffen nur 23 den Sprung an die Hochschule. 100 100 „Wir brauchen SEKUNDARSTUFE II Kinder von Kinder von Nicht- Akademikern eine soziale Akademikern 77 23 Hochschulpolitik“ UNIVERSITÄT FACHHOCHSCHULE DSW-PräSiDEnt DiEtEr tiMMErMAnn ziEHt fünf KonSEquEnzEn Der Weg an die Hochschule ist in Deutschland immer noch zu eng gekoppelt an die soziale Herkunft, 1 Wir müssen soziale Barrie- ren im gesamten Bildungs- system aBBauen, von der früh- 2 Wir Brauchen eine politik der sozialen durchlässigkeit. Eine konsequente soziale Hoch- 3 mehr studienfinanzierung, mehr Beratung, mehr Wohn- raum: die soziale infrastruktur dieter timmermann 69, ist Professor für 4 es sind mehr teilzeitstudien- gänge und studienangeBote für Berufstätige nötig. 5 Wir Brauchen ein anderes verständnis von exzellenz und leistung. Bildungsökonomie wie unsere 20. Sozialerhebung kindlichen Bildung Bis zur hoch- schulpolitik fördert und unter- muss ausgeBaut Werden. und Bildungspla- Es gibt nur 1 Prozent Teilzeit- Die hochschulpolitischen Schlüs- zeigt. Ob jemand studiert, ob schule. stützt Studieninteressierte schon in Eine Schlüsselrolle kommt der nung an der Uni- Studierende und 1 Prozent berufs- selbegriffe der jüngsten Zeit sind jemand es durch das deutsche Auch das gestufte Studiensystem der Schule – oder auch im Beschäf- sozialen Infrastruktur des Studi- versität Bielefeld, begleitend Studierende. Dabei hat Exzellenz, Elite, Autonomie, Profil- Bildungssystem bis an eine mit Bachelor und Master hat bisher tigungssystem. Es sind Program- ums zu. Eine gesicherte Studien- deren Rektor er die 20. Sozialerhebung gezeigt, bildung. Von sozialer Gerechtigkeit von 2001 bis 2009 9 Hochschule schafft, hängt ganz nicht zu einer nennenswerten me, Stipendien und der politische finanzierung ist das wichtigste dass Studierende mit Kind und und Chancengleichheit ist nicht war. Er forschte und entscheidend von der Bildungs- Veränderung der Bildungsbetei- Wille notwendig, auch jenseits der Entscheidungskriterium für ein lehrte auch in Berlin Studierende aus hochschulferne- die Rede. Dabei schließen sich Elite herkunft der Familie ab. ligung geführt. Wir müssen alles traditionellen Bildungswege für ein Studium, gerade in hochschul- und Stanford. ren Familien diese alternativen und Chancengleichheit gar nicht Die 20. Sozialerhebung daran setzen, mehr junge, begabte Studium zu werben. Im Zentrum fernen Haushalten. Bezahlbarer, Studienformen bevorzugen. Nur 1 aus: Nur ein Bildungssystem, das prozent zeigt: Von 100 Kindern aus einer Menschen aus hochschulfernen, einer solchen Politik muss das campusnaher Wohnraum, gute Prozent schafft es über eine Menschen aus allen Bevölkerungs- Akademiker-Familie studieren tendenziell einkommensschwä- BAföG stehen, als Herzstück einer Verpflegung, studienbegleitende berufliche Qualifizierung schichten mobilisiert, kann sich in der Studierenden 77. Von 100 Kindern aus Familien von heute haben cheren Familien für ein Studium zu attraktiven staatlichen Studien- Beratung, Kinderbetreuung: Die an die Hochschulen. Hier meinen Augen für exzellent halten. ohne akademischen Hintergrund eine niedrige Bil- mobilisieren und ein Hochschul- finanzierung. Es muss gestärkt Service- und Beratungsangebote müssen sich die Wege an Auch Leistung muss differenzierter schaffen aber nur 23 den Sprung dungsherkunft, studium für alle Bevölkerungs- werden – es ist das Instrument für der Studentenwerke machen ein eine deutsche Hochschule bewertet werden. Daran müssen an eine Hochschule. Hier stehen stammen also aus schichten attraktiv zu machen. mehr Chancengleichheit! Studium für alle möglich. noch mehr öffnen. wir in Deutschland noch arbeiten. einer Familie, in weiterhin – und das zeigt jede der höchstens ein Sozialerhebung aufs Neue – große Elternteil maximal Hürden, die seit Jahrzehnten eine Berufsausbil- Chronik seit der 19. Sozialerhebung unüberwindbar sind. Auf sie muss dung abgeschlossen hat. 1985 waren es November 2009 die deutsche Bildungspolitik jetzt Sommer 2009 Herbst 2009 Sommer 2010 Oktober 2010 April 2011 Juli 2011 Sommer 2011 Sommer 2012 Sommer 2013 29 Prozent. endlich überzeugende Antwort 30,9 Prozent • Bundestagswahl KMK verändert doppelter • BAföG-Erhöhung „Deutschland- Aussetzung der doppelte • Studierende werden für die 20. Sozialerhebung befragt • 20. Sozialerhebung erscheint finden. Bund und Länder müssen studieren in einem • Studierenden-Proteste gegen Empfehlungen zur Abiturjahrgang • Hochschulpakt II stipendium“ Wehrpflicht Abiturjahrgänge • 64,6 Prozent studieren in einem Bachelor/Master- • Studiengebühren bundesweit sich der Verantwortung stellen, Bachelor/Master- Bachelor/Master; Hochschulen Umsetzung des in HH startet in BY und NI Studiengang abgeschafft, außer in NI (dort endlich eine soziale Hochschulpo- Studiengang reagieren mit Runden Tischen Bologna-Prozesses • doppelte Abiturjahrgänge in BW, BE, HB, BB spätestens 2014) litik zu entwickeln. 6 | Studieren heute | 20. Sozialerhebung 20. Sozialerhebung | Studieren heute | 7
votum votum drei Wahrheiten über niSchen- StuDierenDe „Hausaufgaben im Ausland erbrachten Studienleistungen hat sich zwar verbessert, aber die (teilweise) Anrechnung von ECTS bei 46 Prozent der Universitäts- und 62 Prozent der FH-Studie- Noch sind sie eine Randerscheinung. Nur 5Pro- zent der Studierenden sind in einem Teilzeit- für Bologna“ renden ist noch viel zu wenig. Vor allem bei (1 Prozent), berufsbegleitendem (1 Prozent) und Praktika und Sprachkursen gibt es einen dualem Studium (3 Prozent) eingeschrieben. Die erheblichen Verbesserungsbedarf. Ergebnisse offenbaren die besonderen Bedürf- nisse dieser Studierenden. Und das Potential Wie kann dies erreicht werden? Die Umstel- dieser Studienformen. lung auf Bachelor und Master sollte ja die DSW-GeneralSekretär Vergleichbarkeit und Anrechnung ermögli- Zeitaufwand & Erwerbstätigkeit achim meyer auf Der heyDe 5 oft genannte 66 % chen. Dem stehen noch zu häufig die starre diese studierenden sind mit anderen zeitlichen über folGerunGen gründe warum Studierende nicht im Struktur und die unendliche Zahl spezialisier- nforderungen konfron- und organisatorischen anforderungen konfron auS Der 20. SozialerhebunG Ausland studieren* 55 % ter Studiengänge vor allem in Deutschland tiert. Sie investieren mehr zeit eit in berufstätigkeit entgegen. In der Folge sind die Module zu und familienaufgaben. im m berufsbegleitenden und für Den boloGna-ProzeSS kleinteilig, so dass — wenn überhaupt — nur teilzeitstudium arbeiten 95 Prozent bzw. 79 Pro- 44 % Teile der Höchstpunktzahl für Studienleistun- zent. Sie wenden auch mehr zeit eit für 1999 wurden in Bologna die Kernziele für einen 42 % 42 % gen an anderen Hochschulen vergeben wer- erufstätigkeit auf Studium und berufstätigkeit einheitlichen europäischen hochschulraum fest- den. Dieses Phänomen findet sich leider auch (53 Stunden bzw. 45 Stunden), starre Struktur des Studiengangs Finanzielle Mehrbelastung Verlängerung des Studiums gelegt: mobilität, anerkennung und vergleich- bei Hochschulwechsel innerhalb Deutsch- haben aber auch einen höheren barkeit von studienleistungen und studienab- lands. Da hilft im Grunde nur die radikale Ver- eigenen Verdienst als Studierende Trennung von Familie Verlust von Verdienst schlüssen. ist das alles im Jahr 13 nach Bologna schlankung der spezialisierten Studiengänge uch Studie- im Vollzeitstudium. auch umgesetzt? Achim Meyer auf der Heyde: „Nur auf vergleichbare Module, die den Zweck der rende in den dualen Studiengängen zum Teil. Die Ergebnisse der 20. Sozialerhe- ECTS, nämlich Anrechnung, befördern. wenden überdurchschnittlich viel zeit auf, bung zeigen: Im Bologna-Prozess zeigt sich doch nur 20 Prozent arbeiten nebenher. weiter Handlungsbedarf, die Realität hinkt und die Bologna-erfolge? Die 2009 in Folge der den Zielsetzungen hinterher. Trotz Bologna Studierendenstreiks eingeleitete „Reform der Beziehungsstatus & Kinder ist sowohl beim Studium als auch beim Prak- Reform“ beginnt zu greifen. Nach der 20. Sozi- Wer mit Kind studiert, ist überdurchschnittlich tikum und Sprachkurs die durchschnittliche alerhebung empfinden Studierende trotz des häufig in teilzeitstudium (4 Prozent) bzw. berufsbe- Aufenthaltsdauer leicht zurückgegangen. relativ starren Systems ihr Zeitbudget nicht gleitenden Studiengängen (8 Prozent) immatrikuliert. Und vor allem Bachelor-Studierende gehen die 5 Wichtigsten mehr so eng und die Belastung nicht mehr Das sind mehr als fünfmal so viele wie Studierende finanzierungs- 74 % zu wenig ins Ausland, auch wenn 46 Prozent quellen für ein so extrem wie noch 2009. Sicherlich auch, ohne kind. es deutet sich an, dass vor allem frauen einen Auslandsaufenthalt planen, sind jedoch Auslandsstudium* weil der Zeitaufwand fürs Studium und die mit kind in teilzeitstudiengängen anzu- 29 Prozent unentschlossen und 24 Prozent Erwerbstätigkeit durchschnittlich um zwei treffen sind. im berufsbegleitenden wollen gar nicht. Das hat mehrere Gründe. Stunden gesunken ist. Dies ist auch ein Zu- Studium hat jede/r Vierte ein kind, Einen haben die Bologna-Macher selbst satzeffekt des Wegfalls der Studiengebühren: frauen sowie männer. im dualen 48 % geschaffen: den Druck, möglichst schnell das Der Anteil laufend erwerbstätiger Studieren- Studium sind Studierende mit kind Studium zu beenden. 55 Prozent der Studie- 41 % der ist in den Herkunftsgruppen ‚Niedrig‘ und (1 bis 2 Prozent) die ausnahme, renden befürchten, dass sich ihr Studium ‚Mittel‘ gegenüber 2009 um 9 Prozent bzw. wahrscheinlich weil sie durch durch- verlängert, bei 47 Prozent der mobilen Studie- 6 Prozent gesunken, denn sie haben ihre Stu- schnittlich 22 Jahre alt sind. renden traf das auch wirklich zu. Die größte 13 % 30 % diengebühren wesentlich über Erwerbsarbeit Bildungsherkunft deutsches Stipendium Barriere aber bildet für 66 Prozent der Stu- finanziert und waren somit dem Zielkonflikt Verdienst vorher Eltern/Partner dierenden die Finanzierung. Dies dürfte sich – Zeit für Studium und Zeit zur Sicherung der in dualen studiengängen ist der anteil Stu- EU-Stipendium auch darin zeigen, dass 2012 nur 9 Prozent mit Studienfinanzierung – unterworfen. dierender mit zwei akademisch gebildeten eltern einer niedrigen Bildungsherkunft ins Ausland Trotz allmählicher Verbesserungen auffällig gering (12 Prozent). auch unter den BAföG gegangen sind, dagegen 21 Prozent der Stu- fühlen sich immer noch 68 Prozent der teilzeitstudierenden gehören nur wenige zu jenen mit dierenden mit hoher Bildungsherkunft. Bund zialerhebu ng Bachelor-Studierenden nach einer Online- hoher bildungsherkunft (9 Prozent). noch deutlicher iS 20. So und Länder haben jüngst in ihrer gemeinsa- möglich. Quelle : DSW/h Studierenden-Befragung in unserem Auftrag vom Durchschnitt weicht die soziale hnennung men Mobilitätsstrategie 2020 bekräftigt, dass *mehrfac durch das Studium gestresst und belastet, mischung der Studierenden bei Hindernisse abgebaut werden müssen. Die 49 Prozent sogar soweit, dass sie sich beein- einem berufsbegleitenden Stu- Studienfinanzierung ist ein Dreh- und Angel- trächtigt fühlen. Die Beratungsstellen der dium ab. Drei Viertel von ihnen punkt: Mehr Förderung – mehr Mobilität. Studentenwerke werden hier stark gefordert sind – gemessen am bildungs- und damit ist auch klar: Ohne eine gute sozia- stand ihrer eltern – „Studieren- Was muss sich noch tun, damit mehr studieren- le Infrastruktur, ohne starke Studentenwerke de der ersten Generation“. de ins ausland gehen? Die Anerkennung der lässt sich Bologna nicht realisieren. 8 | Studieren heute | 20. Sozialerhebung 20. Sozialerhebung | Studieren heute | 9
waNdel waNdel 60 Jahre Sozialerhebung Zwei Berichte üBer das studieren früher und heute. ein gesamtdeutscher Vergleich. 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 2030 1956 2012 Eine „zufällige“ StudieNfiNaNzieruNg 1956 – 2012 tere kamen noch dazu. Im selben Jahr erhielt ich das Diplom in der Abteilung Grafik. Studieren Karriere 1956 angaben in % mehrfachnennungen Dass mir der Wechsel 1957 vom Päda- gogikstudium in Leipzig zur Gestaltungs- bedeutet entwicklung eine große möglich Hochschule in Halle gelang, war ein Wunder. 33 9 11 Staatlicherseits wurde alles unternommen, 1988 um einen Studienwechsel zu verhindern. Günter Knobloch (76) aus Leipzig, heute Petershagen/Brandenburg 69 2012 23 62 32 Mir gelang es nur, weil zufällig der Prorek- tor verhaftet wurde als ich meinen Antrag Wahlfreiheit stellte und eine aufgeregte Sekretärin dem 87 32 63 4 Studienwechsel „i. A.“ zustimmte. Ohne diese Nicole Kersten (28) aus Berlin Nach dem abitur 1956 verweigerte maN eltern stipendium Zufälligkeit wäre meine berufliche Entwick- mir eiN grafik-Studium, deShalb Nahm öff. mittel / Bafög* darlehen / lung wahrscheinlich ganz anders verlaufen. iN 2005 habe ich begoNNeN, rechtSwiSSeN- erwerb / Verdienst Kredit ich alS erSatz eiN PädagogikStudium iN So arbeitete ich unter anderem beim Institut SchafteN iN berliN zu StudiereN. Die Prak- leiPzig auf. 1957 wechselte ich dann doch an *öffentl. mittel/Bafög: einführung für Formgestaltung an der Hochschule Halle, tika im Verlauf meines Studiums haben mir des Bafögs 1971; ab 1982 erst als die Hochschule für industrielle Formgestal- eigenständiger Posten aufgeführt. bei der Fachzeitschrift form+zweck, als Leiter aber gezeigt, dass dies nicht der Bereich ist, tung Halle – Burg Giebichenstein. Während Bis 1982 wurden finanzierungsquellen des Bereiches DDR-Design-Ausstellungen in dem ich mein Leben lang arbeiten möchte. nur als eigenständiger Posten aufge- der gesamten Studienzeit habe ich in Hoch- nommen, wenn diese 80 Prozent der des Zentralinstituts für industrielle Form- Daher wechselte ich 2007 für ein Lehramts- schulnähe in einem Zimmer zur Untermiete finanzierung ausmachten. gestaltung Berlin. Und als Dozent an der studium an die Freie Universität Berlin mit Quelle: dsw/his 1.-20. sozialerhebung gewohnt. Die Wohnbedingungen waren gut Fach(hoch)schule für Werbung und Gestal- den Fächern Mathematik und Ethik/Philoso- und angemessen. Ich erhielt kein Stipendi- tung Berlin, deren Direktor ich von 1983 bis phie. Zurzeit bin ich im Masterstudium und um, sondern eine kleine Studienbeihilfe, da 1991 gewesen bin. arbeite an meiner Abschlussarbeit. Mein Be- mein Vater über der vom Staat festgelegten rufsziel ist Lehrerin, aber ich schließe andere Gehaltsgrenze verdiente. Er war als Elekt- Dinge noch nicht aus. roingenieur in den Städtischen Elektrizi- In den ersten zwei Semestern bin ich tätswerken in Leipzig leitend tätig. Meine regelmäßig in die Mensa gegangen, anschlie- Mutter war Telefonistin, später langjährige ßend nur noch selten. Ich habe zu der Zeit Hausfrau. Das täglich eingenommene Mensa- auch noch zuhause gewohnt, bin aber nach StudeNtiSche wohN- im Grünen. Sport ist mir sehr wichtig. Ich Essen war von durchschnittlicher bis guter circa einem Jahr mit meinem heutigen formeN 1956 –2012 fahre aktiv Rennrad und habe im letzten Qualität. 1961 heiratete ich, ein Jahr später Verlobten zusammengezogen. Wir wohnen Jahr meinen ersten Triathlon in Olympi- angaben in % folgte die Geburt des ersten Kindes. Zwei wei- in einer sehr schönen 3-Zimmer-Wohnung scher Distanz absolviert. Finanziell werde ich 50 von meinen Eltern unterstützt, da ich leider kein BAföG erhalte. Zusätzlich helfe ich zum „Ein Pädagogik-Absolvent war Ohne ein Studium könnte ich 30 Beispiel zeitweise im Deutschen Studenten- verpflichtet, mindestens drei Jahre meine privaten Ziele, Wünsche 10 werk aus. Da ich mich in den letzten Zügen dort zu lehren, wo Lehrermangel und Vorstellungen nicht 1956 1988 2012 meines Studiums befinde, habe ich nicht die Zeit für einen festen Aushilfsjob. Meine herrschte. Bei Wechselwünschen verwirklichen.“ eigene wohnung wg wohnheim eltern Mutter ist Hausfrau und pflegt meine schwer drohte Exmatrikulation.“ Nicole Kersten untermiete an Alzheimer erkrankte Oma, mein Vater ist Bis 1967 wurden die wohnformen Diplomingenieur für Maschinenbau und in Günter Knobloch „wohnung“ und „wg“ anhand einer gemeinsamen Kategorie erhoben. der Wirtschaft tätig. Auch für mich war es Quelle: dsw/his 2.-20. sozialerhebung immer wichtig zu studieren, da ich ohne ein Studium meine privaten Ziele, Wünsche und Vorstellungen nicht verwirklichen könnte. 10 | Studieren heute | 20. Sozialerhebung 20. Sozialerhebung | Studieren heute | 11
20. sozialerheBung Des DeuTsCHeN sTuDeNTeNWerKs ProjektPartner: Bundesministerium für Bildung und forschung, Referat Wissenschaftlicher Nachwuchs, wissenschaftliche Weiterbildung, 10115 Berlin his hochschul-informations-system AB Studierendenforschung Projektgruppe Sozialerhebung Goseriede 9, 30159 Hannover www.sozialerheBung.de www.studentenwerke.de Impressum herausgeBer: Deutsches Studentenwerk e.V. Verantwortlich: Achim Meyer auf der Heyde chefredakteurin: Bettina Kracht redaktion: Stefan Grob, Bernhard Börsel fotos: Kay Herschelmann, Günter Knobloch grafik/Produktion: Einhorn Solutions GmbH illustration: Jaqueline Urban druck: Henrich Druck + Medien GmbH Berlin, 15. Juni 2013
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