Studierende können mit Hilfe selbstreflexiver Prozesse zu professionell Lehrenden werden

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PR 2020, 74. Jahrgang, S. 415-426
                    © 2020 Tillmann F. Kreuzer - DOI https://doi.org/10.3726/PR042020.0040

                                          Tillmann F. Kreuzer

 Studierende können mit Hilfe selbstreflexiver
 Prozesse zu professionell Lehrenden werden
                               „Weniger durch               wie sie den Schülern gerecht werden
            spezifisches Handeln als durch eine             können, ohne dabei sich selbst, eines der
          verstehende Haltung zeichnet sich die             Kinder oder Jugendlichen mit denen sie
            psychoanalytische Pädagogik aus.“1              arbeiten, zu unter- oder zu überfordern.
Der Begriff „Selbstreflexion“ fasst verschie-               Angehende Lehrende werden vielleicht
dene Konstrukte zusammen, die im Zusam-                     beginnen, sich Gedanken zu machen, wie
menhang mit einem Nachdenken über sich                      inklusiv oder exklusiv sie ihren Unterricht
selbst stehen. Selbstreflexive Prozesse wei-                gestalten können. Dabei werden sie sich
sen auf eine vermittelnde Stellung zwischen                 höchst wahrscheinlich an die eigene Schul-
der Persönlichkeit und ihr Handeln hin.                     zeit zurück erinnern und wie sie selbst
     Selbstreflexion ist ein Phänomen, das                  Unterricht erfahren haben. Sie werden sich
in der Adoleszenz beginnt und in allen                      an ihre Lehrkräfte erinnern und werden
weiteren Entwicklungs- und Lebenspha-                       entscheiden, wie sie selbst handeln wollen.
sen zu beobachten ist. Eine adäquate                        Wenn sie sich die Frage stellen, ob sie den
Selbstwahrnehmung ist die Grundlage für                     Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen
selbstreflexive Prozesse, die von den Er-                   durch ihre Planung, Materialbeschaffung
eignissen des Lebens geprägt werden.                        und -produktion gerecht werden können,
Es sind kognitive Prozesse die Auswirkun-                   wird dem reflektierenden Studierenden
gen auf die Emotionen, das Denken und                       auffallen, dass es sich um fachliche, di-
das Handeln haben. Sie bilden die Basis                     daktische und methodische Überlegungen
zur Wahrnehmung und Bewertung von                           handelt – nicht jedoch um Überlegungen,
Gegenwart und Vergangenheit. Selbstre-                      die bezogen sind auf den Beziehungspro-
flexion steht oft im Zusammenhang mit kri-                  zess zwischen sich selbst als Lehrende
senhaften Momenten im beruflichen oder                      und dem einzelnen Schüler als Lernendem
privaten Leben. Sie beinhalten die Pers-                    sowie den Schülern als Lernende.
pektiven der Vergangenheit, der Gegen-                          Weiter kann davon ausgegangen wer-
wart und der Zukunft.                                       den, dass sich die Studierenden wenig mit
     Studierende, die sich auf den Weg be-                  ihrer Rolle als Lernende und noch weniger
geben, Pädagogen zu werden und das Ziel                     mit der Beziehung zu ihrem eigenen inne-
haben, einen gelingenden Lehr- und Lern-                    ren Kind2 beschäftigt haben oder mit ihren
prozess zu erreichen, werden spätestens                     Studien- und Berufswahlmotivationen3.
bei den ersten Planungen von Unterricht                     Doch gerade diese Überlegungen sind für
oder bei der Gestaltung eines erzieheri-                    ein professionell-pädagogisches Handeln
schen Settings mit der Frage konfrontiert,                  in allen Beziehungen und pädagogischen

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Feldern von unabdingbarer Bedeutung.                        [...] von weniger Unterrichtsunterbre-
Meines Erachtens können angehende                           chungen, einem besseren Monitoring der
Lehramtsanwärter dies nur durch Selbst-                     Lehrkraft und einer höheren konstrukti-
reflexion ihres (pädagogischen) Handelns                    ven Unterstützung ihrer Lernprozesse“5
erfahren. Diese Erfahrungen sind notwen-                    berichteten. Die untersuchten Merkmale
dig, um langfristig einen gelingenden Lehr-                 der PPK-Studie bezogen sich auf die drei
und Lernprozess zu ermöglichen und um                       Dimensionen Klassenführung, Potenzial
Lehrenden lebenslang Freude und Zufrie-                     zur kognitiven Aktivierung sowie konstruk-
denheit an ihrer täglichen Arbeit mit Kin-                  tive Unterstützung6.
dern und Jugendlichen zu erhalten.                               Bezieht man die Forschungsergeb-
                                                            nisse der COACTIV und PPK Studien
                                                            auf das psychoanalytisch-pädagogisch
1. Psychoanalytisches                                      Wissen und Können, ergibt sich zwingend
    Wissen und Können führt                                 die Schlussfolgerung: Durch die zu erwar-
                                                            tenden positiven Beziehungs- und Verste-
    zu psychoanalytisch-
                                                            hensprozesse zwischen den Beteiligten
    pädagogischen Kompetenzen                               wird sich der Lernerfolg in den fachlichen,
    und zur Verbesserung                                    methodischen, sozialen und personalen
    der Unterrichtsqualität                                 Kompetenzen aufgrund psychoanalytisch-
                                                            pädagogischen Wissens und Könnens
Die erziehungswissenschaftliche Forschung                   erhöhen, bzw. verbessern.
zur professionellen Kompetenz befasst                            Büttner, Datler und Finger-Trescher7
sich überwiegend mit dem fachwissen-                        berichten über die Bemühungen, psycho-
schaftlichen und fachdidaktischen Wis-                      analytisch-pädagogisches Können vermit-
sen und Können der Studierenden, bzw.                       teln zu wollen. Dabei greifen sie in ihren
Referendare. Das pädagogisch-psycholo-                      Ausführungen auf Thomas Aichhorns
gische Wissen und Können rückt erst in                      Schilderungen zurück, in denen dieser
jüngster Vergangenheit vermehrt in den                      bereits frühe Überlegungen der Wiener
Blickpunkt.                                                 Psychoanalytischen Vereinigung (WPV)
     Die professionelle Kompetenz wird                      zu den Kompetenzen in der psychoana-
meist als ein mehrdimensionales Kons-                       lytischen Arbeit in nicht-therapeutischen
trukt erfasst. Professionelle Handlungs-                    Feldern beschreibt. Aichhorn geht dabei
merkmale setzten sich aus motivationalen                    davon aus, dass Pädagogen eine thera-
Orientierungen, Möglichkeiten zur Selbst-                   peutische Ausbildung nicht anstreben,
regulation, Einstellungen sowie Haltungen                   sondern in ihren pädagogischen Praxis-
zusammen. Dies ist in der Studie „Pro-                      feldern bleiben wollen und lediglich ihre
fessionelle Kompetenz von Lehrkräften,                      Kompetenzen mit psychoanalytischem
kognitiv aktivierender Unterricht und die                   Wissen und Können erweitern möchten8.
mathematische Kompetenz von Schülerin-                      Bei der Thematisierung von psychoanaly-
nen und Schülern“ (COACTIV) von Kun-                        tisch-pädagogischer Kompetenz fallen be-
ter, Baumert, Blum, Klusmann, Krauss und                    sonders folgende Punkte auf:
Neubrand beschrieben.4 Durch die Studie
von Voss, Kunter, Seiz, Hoehne und Baum-                    •     Die Gestaltung der Hochschullehre,
ert (zum pädagogisch-psychologischen                              die den Begriff der psychoanalyti-
Wissen (PPK) konnte nachgewiesen wer-                             schen Haltung aufgreift,
den, dass diejenigen Referendare, die                       •     psychoanalytisches Nachdenken über
„höhere Werte im PPK-Test erreichten,                             pädagogische Situationen, das in der

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pädagogischen Arbeit zum Tragen                        kann. Einer der wichtigsten Gründe, um
     kommen soll9,                                          dies zu verstehen ist, sich bewusst zu wer-
•    die Unterstützung von Teilnehmern in                   den, welche Motivationen zur Wahl des
     Aus- und Weiterbildungsgängen, bei                     Lehramtsstudiums geführt haben.
     denen sie sich entsprechende Kom-
     petenzen aneignen können10 und
     schließlich                                            2. Das Wissen um die eigenen
•    die Auseinandersetzung mit der                             Gründe und Motive ein
     Frage, was psychoanalytisch-päda-                          erziehungswissenschaftliches
     gogische Professionalität und Können
                                                                Studium aufzunehmen,
     auszeichnet11.
                                                                fördert einen gelingenden
Setzt man bereits zu einem frühen                               Beziehungsprozess und kann
Zeitpunkt im Studium mit der Vermittlung                        zur Zufriedenheit führen.
psychoanalytisch-pädagogischer         Kom-
petenzen an, rücken eigene Motivationen                     Zu Beginn des bildungswissenschaftli-
und Verstehens- sowie Beziehungspro-                        chen Studiums, wird die Frage nach den
zesse in den Vordergrund. Diese werden                      Motivationen der jungen Menschen, einen
beispielsweise durch Fallverstehen und                      pädagogischen Beruf später ausüben zu
Selbstreflexion versteh-, erfahr- und erlern-               wollen, selten thematisiert. Um die hohe
bar. Dazu kommt, dass die Beziehungen                       Bedeutung des Wissens um die Gründe
im schulischen Kontext zwischen Lehren-                     und Motive von jungen Lehramtsstudieren-
den und Lernenden asymmetrisch sind                         den zu belegen, stelle ich additiv im Fol-
und zu einem gewissen Grad nur durch                        genden kurz einige Studien vor:
ein vorab geleistetes Vertrauen ermöglicht                     In der Untersuchung „Pädagogik als
werden. Daran schließt sich die Forderung                   persönliche und berufliche Perspektive“
von Fabel-Lamla und Welter an, „Vertrau-                    von Marita Groß wurde die scheinbar
en als pädagogischen Grundbegriff“ auf-                     simple Frage: „Warum Pädagogik studie-
zufassen. Es setzt erstens die „Annahme                     ren?“ gestellt.13 Die Antworten der Studie-
von Bildsamkeit und Soziabilität als [...]                  renden, dass das Lehramt ein
pädagogisch zentrale[s] Merkmal“ voraus,
zweitens geht „generalisiertes Vertrauen“                   •     anständiger Beruf sei,
als Grundidee von Pädagogik in die Idee                     •     man ein lukratives Einkommen habe,
der Bildung ein und wird somit in Form von                  •     dass es etwas mit Zukunft sei und man
„Institutionenvertrauen“ in den öffentlichen                •     Menschen helfen wolle,
erziehungs- und Bildungsinstitutionen dar-
stellbar. Drittens fungiert Vertrauen als                   überraschen nicht.
„Gelenkstück zwischen Soziabilität und                          Seeling14 hat die Motive für die Wahl
pädagogischem Handeln [..., das] die psy-                   des Studienfaches in ihren Untersuchun-
chosoziale und emotionale Grundlage des                     gen analysiert. Dabei berücksichtigt
Zustandekommens von Arbeitsbündnis-                         sie die Unterschiede zwischen Studie-
sen zwischen Professionellen und ihren                      renden an einer Fachhochschule, einer
Klienten“12 darstellt.                                      Universität mit dem Studienangebot So-
    Studierende haben wahrscheinlich in                     zialpädagogik und einer Universität ohne
ihrer eigenen Geschichte erfahren, wie                      dieses Angebot. (N= ca. 1940, jeweils
solch ein Vertrauen zum Misslingen oder                     Mittelwert von 1 = trifft zu bis 3 = trifft
Gelingen von Arbeitsbündnissen führen                       nicht zu):

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Gründe                                                                    FH       Uni ohne       Uni mit
                                                                                       Soz.Päd.       Soz. Päd.
    Wollte mit Menschen zu tun haben                                          2,85     2,83           2,78
    Entsprach meiner Begabung                                                 2,60     2,59           2,62
    Vielfalt der beruflichen Möglichkeiten                                    2,59     2,48           2,23
    Gute Beschäftigungsaussichten                                             1,52     1,47           1,39
    Soziale Verhältnisse ändern                                               1,87     1,98           1,77
    Fand keine bessere Alternative                                            1,39     1,39           1,33
    Vorherige Erfahrungen im pädagogischen                                    2,11     1,91           2,11
     Bereich [vorhanden, T.K.]
    Freiraum für persönliche Entwicklung                                      1,95     2,09           2,08
    Interesse an Methoden/Theorien/                                           2,48     2,42           2,52
     Erkenntnisse des Fachs
    Kein Studienplatz im Wunschfach                                           1,11     1,25           1,22
    Freunde/Bekannte studieren das selbe                                      1,42     1,39           1,35

Dabei hat sich deutlich gezeigt, dass die FH                    Für die genannten Studien kann gesagt
Studierenden einen höheren Motivations-                     werden, dass der Studiengang Pädagogik
quotienten aufweisen bei den Aussagen                       in der Wahrnehmung der Befragten inhalt-
                                                            lich breit gefächert ist und grundsätzlich
•     „wollte mit Menschen zu tun haben“,                   eine Menschbezogenheit ausweist. Als
•     „entsprach meiner Begabung“,                          Hauptaufgabenfelder werden genannt: Er-
•     „Vielfalt der beruflichen Möglichkeiten“,             ziehen, verstehen, beraten, unterstützen,
                                                            diagnostizieren, bilden und lehren.
jedoch einen niedrigeren Motivationsquo-                        Diese Merkmale des pädagogischen
tienten bei den Aussagen                                    Studiengangs können allesamt durch
                                                            die Ergänzung des Erwerbes psycho-
•      „kein Studienplatz im Wunschfach“,                   analytisch-pädagogischen Wissens und
•      „Freiraum für persönliche Entwicklung“               Könnens vertiefend studiert werden und
      und                                                   zur Aneignung einer psychoanalytisch-pä-
•     „Interesse am wissenschaftlichen Ar-                  dagogischen Haltung beitragen.
      ­beiten“.                                                 Die Studierenden benennen durch-
                                                            weg, dass ein hohes Maß an Eigenver-
Es bleibt anzumerken, dass eine Skala                       antwortlichkeit gefordert wird. Ebenso
mit lediglich drei zur Auswahl stehenden                    werden kognitive und emotionale Schlüs-
Möglichkeiten ein sehr ungenaues Bild er-                   selkompetenzen, wie logisches Denken,
gibt bei der Frage nach den Motiven zur                     Analysefähigkeit,     Durchsetzungsfähig-
Studienwahl. Ebenfalls sollte berücksich-                   keit, Team- und Kooperationsbereitschaft
tigt werden, dass es sich um geschlossene                   sowie soziale und kommunikative Kompe-
Items gehandelt hat, sodass nur erwartete                   tenzen benötigt. Handlungsanforderungen
Antworten gegeben werden konnten.                           wie planen, organisieren, verwalten und
     Alle Untersuchungen haben nicht                        Managementaufgaben müssen bewältigt
zwischen Gründen und Motivationen zur                       werden, was auch in Zusammenhang mit
Studienwahl unterschieden oder eine                         dem häufig genannten Ziel der „Selbst-
Gewichtung der Gründe, bzw. Motive                          verantwortung“ der Lernenden stehen
vorgenommen.                                                kann.

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                             wiederverwendbar. http://creativecommons.org/licenses/by/4.0
Zusammenfassend lässt sich fest-                       30 Lebensgeschichten mit Hilfe narrativer
halten, dass sowohl die genannten                           Interviews erhoben hat. Dabei kommt sie
intrinsischen Motive für die konkrete Stu-                  zu dem Ergebnis, dass bei den untersuch-
dienfachwahl, wie auch das soziale Motiv                    ten Probanden eine unauflösliche Inter-
der Anerkennung und die Einschätzung der                    dependenz zwischen den biographischen
eigenen Begabung „als eine Art Schlüssel-                   Lebenslinien und der Art des Studierens
motiv für [die Wahl, T.K.] pädagogische[r]                  besteht. Sie versteht das Festhalten an
Berufe“15, zu betrachten sind, sowie extrin-                der eigenen Biographie „auch als Schutz
sische Motive wie Arbeitsplatzsicherheit,                   vor biographischer Verunsicherung oder
ein geregeltes Einkommen oder die Ver-                      Irritation“17. Dies würde laut der Autorin
einbarkeit von Familie und Beruf. Eine Ge-                  eine Entstehung der pädagogischen Pro-
wichtung der Motive wurde dabei bei den                     fessionalität verhindern und zu gefährli-
einzelnen Studien nicht eindeutig geklärt                   chen biographischen Verstrickungen mit
und die bisher vorliegenden Studien waren                   dem Klientel führen. Dabei scheint ihr die
überwiegend quantitativ orientiert.                         Auseinandersetzung mit den Eigenanteilen
     Um die subjektiven Begründungen im                     wichtig: „Wenn die Produktivität der Kon-
Feld der Studien- und Berufswahlmotiva-                     frontation des Eigenen mit dem Fremden
tion mit zu berücksichtigen, erscheint es                   aber auch in der Erfahrbarmachung des
wichtig, den quantitativen Forschungs-                      Eigenen liegt, wäre es vielleicht dadurch
ergebnissen     biographisch      angelegte                 möglich, jenes Wissen zu generieren,
Untersuchungen gegenüber zu stellen,                        das in der bisherigen Ausbildungsdebat-
um somit „weiße Flecken“ auf der wissen-                    te als auch in der Debatte um pädago-
schaftlichen Landkarte zu füllen.                           gische Professionalität bisher eher eine
     Schweppe16 stellt den Aspekt der in-                   vernachlässigte Größe spielte, nämlich
dividuellen Biographie von Studierenden                     das Wissen der Professionellen über sich
in den Mittelpunkt, geht aber nur indirekt                  selbst.“18
auf die Studien- und Berufswahlmotive                            Hier kann erstens die Forderung da-
ein. Sie betont in ihrer Untersuchung,                      nach begründet werden, dass innerhalb
unter Bezugnahme auf die Ergebnisse der                     des Bewerbungsverfahrens zu einem
Hochschulsozialisationsforschung, die Be-                   erziehungswissenschaftlichen       Studium
deutung von zwei Ebenen:                                    Interviews mit den Bewerbern geführt
                                                            werden, um die Motive für die Wahl eines
•    Die lebensgeschichtlichen Vorausset-                   pädagogischen Berufs herauszuarbeiten
     zungen und                                             und zweitens die in der folgenden These
•    den Auseinandersetzungsprozess zwi­                    formulierten Forderungen nach einer psy-
     schen den Probanden und ihrem                          choanalytisch-pädagogischen Fallarbeit zu
     Lern­gegenstand.                                       begründen sind.
                                                                 Es gilt zukünftig, präventiv den Blick
Sie setzt bei der Fragestellung an, wie die                 auf die Bewusstmachung biographischer
Studieninhalte auf dem Hintergrund der                      Komponenten bei der Studienfachwahl zu
jeweiligen Lebensgeschichte angeeignet,                     richten, da davon ausgegangen werden
transformiert oder abgewiesen werden.                       kann, dass bei Bewusstwerdung der eige-
Die zentrale Fragestellung zielt auf die Be-                nen Motivation es im weiteren Verlauf des
deutung der Biographie der Studierenden                     Studiums und einer späteren Lehrtätigkeit
bei der Aneignung des Faches und bei                        nicht zu misslingenden Beziehungen kom-
der sich im Studium entwickelnden Fach-                     men muss und negative Erlebensqualitäten
lichkeit und Professionalität hin, die sie in               vermieden werden können.

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3. Brauchen Studierende                                    - abzuwehren versuchen“22. Dabei ist zu
    (gruppen)psychoanalytisch-                              bedenken, dass das Verstehen von Be-
                                                            ziehungsprozessen einer der zentralen
    pädagogische geprägte
                                                            Aspekte von Pädagogik ist und diesem
    Selbstreflexion um                                      Verstehen der Beziehungsprozesse muss
    eine professionelle                                     in der Professionalisierungsdebatte be-
    Lehrkraft zu werden?                                    sonders Berücksichtigung zuteilwerden.
                                                                Da dies sicherlich nicht nur im son-
Diese Frage wird von den meisten auf die-                   derpädagogischen Feld inzwischen der
sem Gebiet wissenschaftlich Forschenden                     Fall ist, kann dies mit Bestimmtheit auch
mit „ja“ beantwortet, obwohl im Hochschul-                  auf den Primarschulbereich übertragen
bereich Selbsterfahrung durch Selbstre-                     werden. Hier herrscht eine ansonsten in
flexion im Lehrangebot nur sehr marginal                    der schulischen Landschaft nicht wie-
vertreten ist. Erst im Weiterbildungsangebot                der anzutreffende heterogene Pluralität.
für berufstätige Pädagogen wird gruppen-                    Neben dem Erziehungs- und Bildungs-
analytische Selbsterfahrung angeboten19.                    auftrag müssen die Pädagoginnen in der
Dort werden Fähigkeiten entwickelt, eige-                   Regel auch mit einem möglichen Scheitern
ne Verstrickungen, die oftmals mit heftigen                 der Entwicklung von Kindern umgehen
Abwehrmechanismen, bzw. Affekten wie                        lernen, welches das Beziehungsgeflecht
Wut, Angst, Ohnmachts- und Inkompe-                         belastet. Erschwert wird dies durch die
tenzgefühlen verbunden sind, thematisiert,                  Zunahme des gesellschaftlichen Leis-
erkannt und bearbeitet, sodass ein gelin-                   tungsdrucks, der einen Leidensdruck
gender Umgang mit ihnen im Idealfall den                    besonders bei jungen Lernern auslösen
Teilnehmern ermöglicht wird. Eigene Gren-                   kann. Dieser konnte bis vor einigen Jahren
zen können erkannt und aushaltbar gemacht                   in Baden-Württemberg am Ende des 3.
werden, in dem die Spannungen containt,                     und während des 4. Schuljahres aufgrund
verdaut und zurückgegeben werden.                           der Grundschulempfehlungen verortet
     Wenn beispielsweise Kinder und                         werden. Dadurch, dass diese bindende
Jugendliche mit gescheiterten Erzie-                        Empfehlung nun nicht mehr existiert, wird
hungs- und Bildungserfahrungen in son-                      die Problematik in die 5. und 6. Jahrgangs-
derpädagogische Institutionen eintreten,                    klasse der weiterführenden Schulen „ver-
kann in der Regel ein erheblicher Leidens-                  schoben“. Weswegen dieser Druck erneut
druck bei ihnen bestehen20. Seit dem Jahr                   eingeführt wurde, bleibt ein Rätsel des
2000 rücken wieder zunehmend Aspekte                        politischen Willens und ist sicherlich nicht
zur sonderpädagogischen Professionalität                    am Wohl des Kindes orientiert.
aufgrund der Integrations- und Inklusions-                      Führt man diese Zunahme an Druck
debatte in den Blick der Psychoanalyti-                     konsequent weiter, dann wird dieser zudem
schen Pädagogik21.                                          noch durch die Verkürzung der gymnasia-
     Besonders hohe Anforderungen wer-                      len Schulzeit verstärkt. Auf einen Umgang
den dann an Sonderpädagogen gestellt,                       mit solch potenzierten Belastungen wer-
da die jungen Menschen sich in schwie-                      den Pädagogen während ihres Studiums
rigen Lebenssituationen befinden. In die-                   nicht und im Referendariat nur bedingt vor-
sem Beziehungsgeflecht werden auch die                      bereitet – dies gilt zumindest für die schu-
Pädagogen „besonders intensiv mit beun-                     lische Landschaft in Baden-Württemberg.
ruhigenden Gefühlen konfrontiert, die sie -                     Da beziehungsreflexive Kompetenzen
unter psychodynamischem Gesichtspunkt                       jedoch nicht allein über das bloße Aneignen

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von Theorien über Beziehungen erworben                      So können die jungen Menschen auf dem
werden können, benötigen Studierende,                       Weg zur Professionalität erlernen, die
Referendare und junge Lehrkräfte einen                      eigene pädagogische Praxis zu reflektie-
begleitenden (gruppen)analytisch-pädago-                    ren, ihre Beziehungen differenzierter wahr-
gischen Prozess, beispielsweise in Form                     zunehmen und in gruppendynamischen
einer „Work-Discussion-Group“23.                            Prozessen in Supervision eigene Grenzen
    Professionell Lehrende agieren in un-                   erfahren und lernen, diese anzunehmen,
problematischen Situationen oft mit un-                     bzw. auszuhalten. Dadurch kann Überfor-
ausgesprochenem          Handlungswissen.                   derung vorgebeugt werden.
Erst in schwierigen Situationen wägen sie                       An diese präventive Funktion der
mehrere Handlungsstrategien bewusst                         Selbstreflexion kann auch die Studie
gegeneinander ab. Dabei wird das Han-                       von Klusmann und Richter25 über das
deln nicht vom Nachdenken getrennt,                         „Beanspruchungserleben von Lehrkräften
sondern in einem interagierenden Prozess                    und Schülerleistung“ anknüpfen. Ihre
miteinander verbunden. Gelingt dies nicht,                  Forschung geht davon aus, dass sich
steigt der professionell Lehrende aus dem                   vorwiegend      „verschiedenste      distale
Handlungsprozess aus und denkt über                         sowie proximale Indikatoren des profes-
sein eigenes Handeln nach. Dadurch ent-                     sionellen Könnens und Wissens“ zu rele-
steht Distanz, in der zugrundeliegendes                     vanten Lehrermerkmalen konzentrierten.
Handlungswissen bewusst gemacht wird.                       Unterstützend kommt hinzu, dass inzwi-
Diese Fähigkeiten der Distanzierung und                     schen „auch motivationale und emotionale
des Aussteigens aus dem Handlungs-                          Merkmale, wie Enthusiasmus, Selbstwirk-
fluss muss ein angehender Professionist                     samkeitserwartungen und berufliche
erst erwerben, was es durch strukturelle                    Selbstregulation, einen Effekt auf [...] das
Bedingungen, wie beispielsweise Super-                      Erleben und Verhalten von Schülerinnen
vision zu unterstützen gilt.                                und Schülern haben“26. Jedoch wurden
    Studierende der Pädagogischen Hoch-                     die Auswirkungen von positiven wie ne-
schulen in Baden-Württemberg könnten                        gativen Erlebensqualitäten bisher empi-
dies anhand ihrer praktischen Tätigkeit                     risch kaum untersucht. Es konnte aber
während des „Im-Semester-Praktikums“                        nachgewiesen werden, dass vor allem
(ISP) durch die erziehungswissenschaftli-                   Unterrichtsstörungen den Lernerfolg in
chen Begleitseminare erfahren. Dabei kann                   Klassen hemmen. Klusmann und Rich-
besonders Wert darauf gelegt werden,                        ter konnten für den Bereich Mathematik
dass durch wechselseitige Interaktions-                     in ihrer Studie nachweisen, dass sich
prozesse24 die Studierenden sich und die                    dies mit „emotionaler Erschöpfung der
Schüler, also beide als Lernende wahrneh-                   Lehrkräfte negativ mit der Testleistung
men. Bei den Studierenden kann dadurch                      der [Schüler]“27 in einen Zusammenhang
                                                            bringen lässt. Es ist davon auszugehen,
•    ein tieferes Verständnis für pädagogi-                 dass sich negative Erlebensqualitäten
     sche Beziehungsprozesse entstehen,                     wie Symptome des Burnouts: emotio-
•    die Fähigkeit zur kindzentrierten Be-                  nale Erschöpfung, Depersonalisierung
     obachtung entfaltet werden,                            oder reduzierte Leistungsfähigkeit bei
•    die eigene pädagogische Praxis re-                     Lehrenden durch ein Angebot selbstre-
     flektiert sowie                                        flexiver gruppendynamischer Prozesse
•    ein adäquates Nähe-Distanz-Verhältnis                  einschränken ließen.
     entwickelt werden.

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4. Möglichkeiten in                                        in sich tragen, nicht verzichten, auch weil
    der gegenwärtigen                                       Lernen in einem Beziehungskontext ge-
                                                            schieht. Dieser steht zumeist in Abhängig-
    Hochschul(aus)bildung
                                                            keit von Emotionen wie Zuneigung oder
                                                            Ablehnung.
Damit die theoretischen Hintergründe ver-
                                                                Zwei entscheidende Lehrinhalte be-
stehbar gemacht werden können und das
                                                            stimmen nach Auffassung Gerspachs die
praktisch erfahrene Handlungswissen
                                                            Pädagogik31:
erklärbar wird, ist es erforderlich selbst-
reflexive Prozesse den Studierenden an-
                                                            •     Erstens findet die Entwicklung nicht
zubieten. Datler28 hat dies in sogenannten
                                                                  im Einzelnen, sondern im potentiellen
„Konzeptualisierungsseminaren“ realisie-
                                                                  Raum, im Dialog, in der Interaktion
ren können, die als vorbereitende Fallse-
                                                                  statt. Nach Winnicott32 stellt der Raum
minare verstanden werden können.
                                                                  die innere psychische Realität und die
    Gerspach29 sieht es als notwendig
                                                                  äußere Welt dar und dient der Ent-
an, dass Projektideen als zentrales Modul
                                                                  wicklung der Symbolisierungsfähig-
für die Studierenden trotz Bologna-Pro-
                                                                  keit. Diese Fähigkeit wird für den
zess eingeführt und beibehalten werden.
                                                                  Selbstbildungsprozess benötigt.
Weiter sieht er die Primärerfahrung in der
                                                            •     Zweitens unterliegt die Gruppenbil-
unmittelbaren Begegnung mit dem An-
                                                                  dung immer dem Zufallsprinzip und
deren als unverzichtbar an. Diese kann
                                                                  setzt sich aus unterschiedlichen Sub-
durch E-Learning ergänzt werden, da
                                                                  jekten mit je eigenen biographischen
sich Sinn durch Sinnlichkeit begründet
                                                                  Reminiszenzen, aktuellen Bedürfnis-
und nicht durch elektronische Medien zu
                                                                  sen, Wünschen und Ängsten zusam-
ersetzen sind. Sinnlichkeit wird durch die
                                                                  men. Psychische Aktivitäten behindern
Beziehung zwischen Subjekt und Objekt
                                                                  oder fördern den gruppendynami-
erfahrbar gemacht. Diese Sinnlichkeit in
                                                                  schen Prozess, der von Konflikt- und
der Objektbeziehung wird durch den das
                                                                  Abwehrdynamik gekennzeichnet ist.
Subjekt und Objekt umgebenden Raum
                                                                  Dies wiederum kann zu einer Familia-
verdeutlicht, der dem Zusammenwirken
                                                                  risierung des Beziehungsgeschehens
der jeweiligen Beziehungserfahrungen
                                                                  werden. Es gilt nun diese Beziehun-
unterliegt30. Dadurch wird der Lernende
                                                                  gen und Prozesse zu erfassen und zu
berührt und kann triangulierende Prozes-
                                                                  beleuchten. Dazu muss die Aufmerk-
se möglicherweise annehmen. E-Learning
                                                                  samkeit auf die Gruppe und den eige-
kann diesen Prozess, der über mehre-
                                                                  nen Anteil am gemeinsamen Prozess
re Module hinweg gestaltet werden soll,
                                                                  gelenkt werden.
unterstützend begleiten.
                                                            •     Problemtisch könnte die gestaltete
    Heute werden Signale einfühlender
                                                                  Umwelt in der Schule möglicherweise
Natur meist von Signalen, die bewusster
                                                                  dann werden, wenn vormittags der
und rationaler Art sind, übertönt. Doch die
                                                                  Raum mit negativen Erfahrungen,
tiefensensible Form der Wahrnehmung,
                                                                  bspw. der Notenvergabe besetzt wird,
eine fassbare Sinnlichkeit spielt eine große
                                                                  sodass am Nachmittag die Ganzta-
Rolle, weil ihre Nähe zum Unbewussten
                                                                  gesschulangebote in diesen Räumen
eines ihrer Wesensmerkmale ist. Nach
                                                                  durch destruktive Abwehrmechanis-
Gerspach können wir auf solche Vermitt-
                                                                  men belegt werden und nicht gelin-
lungsformen, die das sinnliche Moment
                                                                  gend verlaufen.

422                                      Pädagogische Rundschau                                           4 / 2020

 Die Online-Ausgabe dieser Publikation ist Open Access verfügbar und im Rahmen der Creative Commons Lizenz CC-BY 4.0
                             wiederverwendbar. http://creativecommons.org/licenses/by/4.0
Gerspach gelangt zu dem Fazit, dass „die                          Phantasien, die sich auf die Verhal-
innere Erfahrung, die es [das Individu-                           tensweisen auswirken,
um, T.K.] bei sich macht, [...] gleichzeitig                •     woraus sich szenische Verwicklungen
das Instrument zur Empathie gegenüber                             ergeben, die es gilt zu trennen, obwohl
dem Anderen“33 ist. Psychoanalytische                             es oftmals schwer ist zu unterscheiden,
Pädagogik basiert auf Einfühlungs- und                            welche Anteile wem zuzuordnen sind.
Verstehensbemühungen und nicht auf be-
havioristischer Konditionierungstechnolo-                   Gerspach schließt sich der Grenzziehung
gie. Sie schafft Verunsicherung, löst damit                 Treschers34 an, dass die Pädagogik sich
innere Widerstände aus, besonders dann,                     auf der Realitätsebene bewegt und mit der
wenn zur Selbstreflexion aufgefordert                       Übertragung arbeitet, während die Psy-
wird. Die in der Folge entstehende Span-                    choanalyse an der Übertragung arbeite.
nung gilt es zu erkennen und zu verbali-                    Studierende sollten also befähigt werden,
sieren, vor allem aber auszuhalten. Dies                    die Analogie zwischen „dort und damals zu
ermöglicht eine persönliche Entwicklung,                    dem von hier und jetzt herzustellen“35, das
da die eigenen Abwehrmechanismen, bei-                      Beziehungssystem somit zu verstehen, sich
spielsweise der Scham und Kränkung,                         verwickeln lassen und sich dessen bewusst
überwunden werden können. Daraus re-                        sein oder zu werden. Sie sollten möglichst
sultiert eine pädagogisch-professionelle                    als Container fungieren können, um dann in
Haltung. Oftmals scheitert eine Weiterent-                  der Lage zu sein, gelingende Entwicklungs-
wicklung dieser professionellen Haltung                     prozesse von Kindern und sich selbst zu
daran, dass Menschen sich nicht „unmit-                     unterstützen. Die Wirksamkeit von Fortbil-
telbar“ begegnen können und ihre Ängste                     dungsprogrammen, die auf Nachhaltigkeit
zu groß sind.                                               angelegt sind, ist bewiesen – das Gleiche
                                                            wird m. E. auch für die Entwicklung selbst-
                                                            reflexiver Prozesse bei Lehrkräften und die
5. Fazit: Wie können                                       damit in Verbindung stehende Verbesse-
    aus Studierenden der                                    rung der Unterrichtsqualität durch Verste-
    Bildungswissenschaft                                    hen gelten. Das Erlebte und Erfahrene wird
                                                            dann umso eher in den Unterricht transfe-
    psychoanalytische
                                                            riert und es kann zu einem erfolgreicheren
    Pädagogen werden?                                       Lernen bei Schülern kommen.
                                                                 Figdor36 fordert dies für bereits aus-
Studierende, welche die psychoanaly-                        gebildete Pädagogen. Dazu nennt er fünf
tisch-pädagogischen Angebote wahr-                          Punkte:
nehmen, können zu psychoanalytischen
Pädagogen werden:                                           1. Haltung,
                                                            2. Planung entwicklungsfördernder Er­
                                                                                                -
•    durch Wissen,                                             fahrungen,
•    durch Beobachten, Fallsupervision und                  3. Selbsterfahrung,
     Selbstreflexion,                                       4. Supervision und
•    durch die Unterscheidung zwischen                      5. das Arbeitsbündnis.
     Ursachen und Motiven,
•    durch die Vermischung von Übertrag-                    Diese können in die „Standardausbil-
     ung und Gegenübertragung“,                             dung“ integriert werden, so dass „die
•    sich in diesem Prozess manifestie-                     Chancen nicht so schlecht stehen“,
     rende Stimmungen, Impulse und                          dass aus Pädagogen psychoanalytische

4 / 2020                                 Pädagogische Rundschau                                                 423

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Pädagogen werden. Die lebenslange                           Anmerkungen
Supervision für Lehrende müsste so ver-
standen werden, dass sie als ein Recht                      1     Bernfeld, S. (1921). Kinderheim Baumgarten.
                                                                  Bericht über einen ernsthaften Versuch neuer
des Kindes anzusehen ist. Weiter führt
                                                                  Erziehung. Berlin: Jüdischer Verlag, S. 42
Figdor aus, dass sie nicht auf die Ana-                     2     Korczak, J. (1967): Wie man ein Kind lieben
lyse von Konfliktbeziehungen reduziert                            soll. 7. Aufl. Göttingen: Vadenhoeck & Rup-
wird, sondern als Durcharbeitung von                              recht Verlag, S. 156.
Übertragung- und Gegenübertragungs-                         3     Kreuzer, T. (2019): Warum junge Männer
regungen in einem triadischen Raum                                noch Primarschullehrer werden. Grund-
                                                                  schullehrer – ein aussterbender Beruf? In
genutzt wird. Die von ihm genannten                               C. Rémon, R. Godel-Gaßner, R. Frick und
Punkte könnten alle bereits während                               T. F. Kreuzer (Hrsg.): Der Faktor ‚Geschlecht’
des Studiums implementiert werden, so                             als Thema in Forschung und Lehre. Schrif-
dass bereits zu diesem frühen Zeitpunkt                           tenreihe der Pädagogischen Hochschule
der Hochschul(aus)bildung präventiv und                           Ludwigsburg. Hohengehren: Schneider Ver-
                                                                  lag, 191-211.
effektiv gelernt und gearbeitet werden
                                                            4     Vgl. Kunter, M., Baumert, J., Blum, W.,
könnte.                                                           Klusmann, U., Krauss, S., & Neubrand, M.
     Ausgehend von der Annahme, dass                              (Hrsg.) (2011). Professionelle Kompeten-
Studierende mit Hilfe selbstreflexiver Pro-                       zen von Lehrkräften – Ergebnisse des For-
zesse zu professionellen Lehrenden wer-                           schungsprogramms COACTIV. Münster:
den können, kann aufgrund der geführten                           Waxmann.
                                                            5     Voss, T., Kunter, M., Seiz, J., Hoehne, V.,
Beweise festgehalten werden, dass                                 & Baumert, J. (2014). Die Bedeutung des
durch psychoanalytisch-pädagogisches                              pädagogisch-psychologischen Wissens von
Wissen und Können gelingende Lehr-                                angehenden Lehrkräften für die Unterrichts-
und Lernprozesse ermöglicht werden.                               qualität. Zeitschrift für Pädagogik 60 (2),
Studierende, die bereit sind, sich selbst-                        S. 195)
                                                            6     vgl. Voss et al. 2014, S. 187
reflexiven Prozessen in gruppendynami-
                                                            7     Büttner, Chr.; Datler, W. & Finger-Trescher, U.
schen Settings zur Fallarbeit zu öffnen,                          (2012). Das Jahrbuch für Psychoanalytische
können davon ausgehen, dass sie weni-                             Pädagogik wird 20. Oder: Das Jahrbuch als
ger Unterrichtsstörungen aufgrund von                             des Nachdenkens über psychoanalytisch-
Disziplinproblemen mit wenig motivier-                            pädagogisches Können. In: W. Datler, U.
ten Lernenden erwarten können. Weiter                             Finger-Trescher & J. Gstach (Hg). Psycho-
                                                                  analytisch-pädagogisches Können. Vermitteln
ist festzuhalten, dass sie durch frühzeitig
                                                                  – Aneignen - Anwenden. Gießen: Psychoso-
implementierte Studien-, Weiterbildungs-                          zial Verlag, S. 9-34.
und Fortbildungsangebote einen höheren                      8     Aichhorn, T. (2004). Bericht über die psy-
emotionalen Zugang zu sich selbst und                             choanalytisch-pädagogische Ausbildung im
zu ihren Schülern erfahren. Dies kann                             Rahmen der Wiener Psychoanalytischen
präventiv auf die Lehrkräfte wirken, so-                          Vereinigung bis 1938. In: Luziffer-Amor. Zeit-
                                                                  schrift zur Geschichte der Psychoanalyse, 17
dass eine negative Erlebensqualität vom                           (34), 7-34.
Raum Schule sowohl für Lehrende wie                         9     Bittner, G. (2009). Psychoanalyse an der
Lernende vermieden werden kann und                                Universität? Oder: Aschenputtel versus
ihnen die Möglichkeit eröffnet wird, einen                        'dogmatische Form' (S. Freud). In W. Dat-
gelingenden Lehr- Lernprozess positiv zu                          ler, K. Steinhardt, & J. Gstach (Hrsg.). Der
                                                                  pädagogische Fall und das Unbewusste
erfahren. Im Anschluss kann davon aus-
                                                                  (S. 124 - 137). Gießen: Psychosozial.
gegangen werden, dass die Zufriedenheit                     10    Trescher, H.-G. (1993). Postgraduale
mit dem täglichen schulischen Lebensall-                          Weiterbildung in psychoanalytischer Päda-
tag zunimmt.                                                      gogik. Konzepte und Erfahrungen mit einem

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                             wiederverwendbar. http://creativecommons.org/licenses/by/4.0
dreijährigen Weiterbildungsgang. In H.-G.                    mentalisierungsbasiete Pädagogik. Götting-
     Trescher, C. Büttner, & W. Datler (Hrsg.).                   en: Vandenhoeck & Ruprecht, 74-88.
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     5 (S. 14-28). Mainz: Günwald.; Figdor, H.                    Professionalität. Sonderpädagogik, 30 (3),
     (2002). Psychoanalytisch-pädagogische Er-                    166-180.; Wininger, M. (2012). Zu den
     ziehungsberatung. In U. Finger-Trescher, H.                  Anfängen des schwierigen Dialogs zwischen
     Krebs, B. Müller, & J. Gstach (Hrsg.). Profes-               akademische Pädagogik, Heilpädagogik
     sionalisierung in sozialen und pädagogischen                 und Psychoanalyse – einige Überlegungen
     Feldern. Impulse der psychoanalytischen Pä-                  im Lichte rezeptionshistorischer Forschung.
     dagogik (S.70-90). Gießen: Psychosozial.                     Sonderpädagogische Förderung heute, 57
11   Müller, B., Krebs, H., & Finger-Trescher, U.                 (1), 61-75.
     (2002). Professionalisierung in sozialen und           22    Datler, W. (2000). Das verstehen von Be-
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     analytischen Pädagogik (S. 9-26). Gießen:                    von heilpädagogischer Praxis, Lehre und
     Psychosozial.                                                Forschung. In K. Bundschuh (Hrsg.). Wahr-
12   Fabel-Lamla, M., & Welter, N. (2012). Ver-                   nehmen – Verstehen – Handeln: Perspektiven
     trauen als pädagogische Grundkategorie.                      für die Sonder- und Heilpädagogik im 21.
     Zeitschrift für Pädagogik, 58 (6), 769-771,                  Jahrhundert (S. 59-77). Bad Heilbrunn: Klink-
     S. 769                                                       hardt, S. 71.
13   Groß, M. (2006). Pädagogik als persönli-               23    vgl. Turner 2013
     che und berufliche Perspektive. Subjektive             24    Lorenzer, A. (1986). Tiefenhermeneutische
     Lernbegründungen zu Beginn sowie Lern-                       Kulturanalyse. Kultur-Analysen, 1, 11–98.
     und Bildungsprozesse im Verlauf eines Stu-             25    Klusmann, U., & Richter, D. (2014). Be-
     diums der Pädagogik. Eine qualitative Studie.                anspruchungserleben von Lehrkräften und
     Frankfurt am Main: Wochenschauverlag.                        Schülerleistung. Zeitschrift für Pädagogik, 60
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     gogische Qualifikationsprofile im Vergleich.           26    ebd., S. 202
     In H.-H. Krüger, & T. Rauschenbach (Hrsg.).            27    ebd., S. 202, S. 217f.
     Pädagogen in Studium und Beruf. Empirische             28    Datler, W. (2004). Die heilpädagogische Be-
     Bilanzen und Zukunftsperspektiven (109-130).                 ziehung als Gegenstand der Reflexion und
     Wiesbaden: Springer VS., S. 119                              der Ort der Veränderung. Über das Ringen
15   Grunert, C. & Seeling, C. (2003). Das Stu-                   um Verstehen, die Erarbeitung von Hand-
     dium. Motive – Verläufe – Zufriedenheit. In                  lungsspielräumen und das Konzept der
     H.-H. Krüger, & T. Rauschenbach (Hrsg.).                     „Work Paper Discussion“. In S. Kannewi-
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19   Turner, A. (2013). Infant Observation in                     robiologier im psychosozialen Kontext. Behin-
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     ronto: Verlag Barbara Budrich, S. 203 – 216                  In W. Datler, U. Finger-Trescher, & J. Gstach
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     ren und ich kann ihn nicht mehr ertragen!“                   Können. Vermitteln – Aneignen – Anwenden
     Erzieherische Verhältnisse unter fehlender                   (S. 81-105). Gießen: Psychosozial, S. 89f.
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      Methode der Psychoanalyse. In H. Dauber,             36    Figdor, H. (2012). Wie werden aus Pädagog-
      & R. Zwiebel (Hrsg.). Professionelle Selbst-               en „Psychoanalytische Pädagogen“? In
      reflexion aus pädagogischer und psycho-                    W. Datler, U. Finger-Trescher, & J. Gstach
      analytischer Sicht (S. 65-86). Bad Heilbrunn:              (Hrsg.).    Psychoanalytisch-pädagogisches
      Klinkhardt, S. 67f.                                        Können. Vermitteln – Aneignen – Anwenden
34    Trescher 1985, S. 84ff. in Gerspach 2012.                  (S. 121-156). Gießen: Psychosozial, S. 151.

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