Die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen als Treiber von Wettbewerbsvorteilen - dargestellt an Beispielen
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Wirtschafts‐ und Organisationswissenschaften Professur für Internationales Management Univ.‐Prof. Dr. Hans A. Wüthrich „Die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen als Treiber von Wettbewerbsvorteilen – dargestellt an Beispielen“ ‐Betreuung durch Dipl.‐Kffr. Edigna Eger‐ Abgabe: 24.06.2008 Sarah Katharina Stummann • Fritz‐Meyer‐Weg 55 • 81925 München • 9.Trimester
Die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen als Treiber von Wettbewerbsvorteilen Inhaltsverzeichnis 1. Zwischenmenschliche Beziehungen als Erfolgsfaktor? ........................................................................... 4 1.1. Den Erfolg im Blick und sein Team im Mittelpunkt: Jürgen Klinsmann ........................................................... 4 1.2. Erfolg durch Beziehungen im Unternehmen: Der Versuch einer Messbarkeit ............................................... 4 2. Die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen................................................................................... 6 2.1. Komponenten für zwischenmenschliche Beziehungen ................................................................................... 6 2.2. Anhaltspunkte für eine Qualitätsbeurteilung.................................................................................................. 7 2.3. Kategorien von Beziehungen ........................................................................................................................... 8 2.3.1. Unternehmensinterne Beziehungen .................................................................................................. 8 2.3.2. Beziehungen zwischen Unternehmen und externen Partnern .......................................................... 9 3. Wettbewerbsvorteile als Ergebnis von erfolgreichem Handeln .............................................................10 3.1. Einordnung von Wettbewerbsvorteilen in den Kontext von erfolgreichem Handeln................................... 10 3.2. Wettbewerbsvorteile 1. Ordnung ................................................................................................................. 10 3.3. Wettbewerbsvorteile 2. Ordnung ................................................................................................................. 11 4. Die Interdependenz von Wettbewerbsvorteilen und der Einfluss zwischenmenschlicher Beziehungen..12 4.1. Beispiele für unternehmensinterne Beziehungen......................................................................................... 12 4.1.1. Adelholzener Alpenquellen GmbH................................................................................................... 12 4.1.2. Versicherungskammer Bayern, Anstalt des öffentlichen Rechts ..................................................... 13 4.2. Beispiele für die Beziehung zu Kunden ......................................................................................................... 14 4.2.1. Modehaus Ludwig Beck AG .............................................................................................................. 14 4.2.2. Modehäuser SinnLeffers GmbH ....................................................................................................... 14 4.3. Die Bedeutung der Wechselwirkung von Wettbewerbsvorteilen................................................................. 15 5. Nachhaltiger Erfolg durch Beziehungen ................................................................................................ 17 5.1. Intensive zwischenmenschliche Beziehungen als Treiber von Wettbewerbsvorteilen ................................ 17 5.2. Mitarbeiter und Kunden als leidenschaftliche Anhänger des Unternehmens gewinnen ............................. 18 Literaturverzeichnis ........................................................................................................................................19 Sarah Katharina Stummann Seite 2 von 20
Die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen als Treiber von Wettbewerbsvorteilen Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Schichtenmodell der Kernkompetenzen...................................................................................... 10 Abbildung 2: Wettbewerbsstrategien zur Erlangung von Wettbewerbsvorteilen............................................. 11 Abbildung 3: Die Wechselwirkungen von Wettbewerbsvorteilen 1. und 2. Ordnung ....................................... 15 Abbildung 4: Langfristiger Unternehmenserfolg durch zwischenmenschliche Beziehungen als Treiber von Wettbewerbsvorteilen .................................................................... 18 Sarah Katharina Stummann Seite 3 von 20
Die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen als Treiber von Wettbewerbsvorteilen 1. Zwischenmenschliche Beziehungen als Erfolgsfaktor? 1.1. Den Erfolg im Blick und sein Team im Mittelpunkt: Jürgen Klinsmann Vor ziemlich genau 2 Jahren ereignete sich in Deutschland das Sommermärchen, ein Sommer, in dem das deutsche Volk durch die Fußball‐Weltmeisterschaft in Deutschland von der Leidenschaft ihres Teams in einen Bann gezogen wurde. Der damalige Trainer, Jürgen KLINSMANN, gilt dabei allenthalben als Ursprung dieser Euphorie, da man ihm die Steuerung dieser Mannschaft zuschreibt, der er aufgetragen hat, schönen Fußball zu spielen und Weltmeister zu werden. Klinsmann selbst gilt dabei als integer, anständig und bodenständig einerseits und als eine Person, die leidenschaftlich Gefühle zeigt.1 Er ist Ausdruck von Lebensfreude und Weltoffenheit, eine Person mit Ecken und Kanten, die auch Neues wagt: Er hat die Spieler der Nationalmannschaft als Individuen in sein Konzept miteinbezogen. Und damit wollte er zum Erfolg kommen, dies hat er mit dem 3. Platz bei der WM erreicht. Im Fußball ist Erfolg leicht messbar, das Ergebnis eines Spiels oder eines ganzen Turniers spricht entweder für oder gegen die Mannschaft und in letzter Verantwortlichkeit für oder gegen den Trainer. Doch auch im Fußball ist der Weg zum Erfolg nicht deterministisch zu bestimmen nach dem Motto: Der Stürmer muss nur das Tor treffen. Der Weg zum Erfolg ist vielschichtig und als Mannschaftssport sind sicherlich auch die zwischenmenschlichen Beziehungen in einer Mannschaft eine Komponente, die eine große Rolle spielt. Denn der Fußball ist eine „Branche, deren harte Währung zwar Tore und Titel sind, die aber nicht zuletzt Leidenschaft, Emotionen und Träume verkauft.“2 1.2. Erfolg durch Beziehungen im Unternehmen: Der Versuch einer Messbarkeit Nun stellt sich die Frage, inwiefern zwischenmenschliche Beziehungen in Wirtschaftsunternehmen eine Rolle spielen, vor allem, welches Ausmaß ihnen im Rahmen der Erfolgsbetrachtung des Unternehmens zugesprochen werden kann. Denn es ist nicht so einfach wie im Fußball: Derjenige, der mehr Tore geschossen hat, gewinnt. Unternehmenserfolg ist mehr als ein Spiel, es bestehen in der Regel komplexere Abhängigkeiten und mehrere Dimensionen des Unternehmenserfolges. In der vorliegenden Arbeit soll dargestellt werden, wie sich zwischenmenschliche Beziehungen zusammensetzen und wie sie qualitativ beurteilt werden können. Es werden verschiedene Komponenten in Zusammenhang gebracht, um das Ausmaß einer zwischenmenschlichen Beziehung zu bewerten, jedoch soll dies ohne Skalen oder Umwandlung in Zahlenwerte geschehen, um Verfälschungen zu vermeiden. Im Folgenden wird die Erfolgsmessung anhand von Wettbewerbsvorteilen betrachtet, also wiederum eine relative Betrachtung des Erfolges im Vergleich zu Mitbewerbern am Markt. Den Schwerpunkt dieser Arbeit soll die Betrachtung des Zusammenhanges von zwischenmenschlichen Beziehungen und den daraus resultierenden Wettbewerbsvorteilen bilden, um zu zeigen, dass diese Wechselwirkungen nicht zu unterschätzen sind. Dies wird durch vier Beispiele untermauert. Die Abschlussbetrachtung zeigt am Ende 1 Vgl. Wichert, 2006, S. 64 2 Horeni, 2006, S. 138 Sarah Katharina Stummann Seite 4 von 20
Die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen als Treiber von Wettbewerbsvorteilen dieser Arbeit auf, wie wichtig es ist, Mitarbeiter und Partner des Unternehmens als Fans zu gewinnen, um Wettbewerbsvorteile durch zwischenmenschliche Beziehungen zu generieren. Sarah Katharina Stummann Seite 5 von 20
Die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen als Treiber von Wettbewerbsvorteilen 2. Die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen 2.1. Komponenten für zwischenmenschliche Beziehungen Um die Grundlage für eine Bewertung von zwischenmenschlichen Beziehungen zu schaffen, müssen zuerst die dafür relevanten Komponenten herausgearbeitet werden, die eine Beziehung charakterisieren. Dazu sei folgende schlichte Definition als Basis zu sehen: „Eine Beziehung verknüpft zwei oder mehrere […] Personen miteinander.“3 Die genaue Ausgestaltung einer zwischenmenschlichen Beziehung kann nicht analog eines Rezeptes mit einer Zusammensetzung von verschiedenen Zutaten betrachtet werden, da jede Beziehung in einem anderen Kontext gesehen werden muss. Jedoch lassen sich einige Komponenten nennen, die für eine Beziehung von Menschen untereinander förderlich und wichtig sind:4 Evolutorisch gesehen ist Sympathie immer der erste Schritt einer Bindungsbeziehung und kann somit als Voraussetzung für eine zwischenmenschliche Beziehung gesehen werden.5 Hier wird die zwischenmenschliche Beziehung grundlegend von einer Zweckbeziehung abgegrenzt, die notwendigerweise existiert. Zwischenmenschliche Beziehungen bauen auf einem persönlichen Gefühl auf, dessen Synchronisierung als Sympathie bezeichnet werden kann. Dr. Klaus DEHNER, Leiter des BioLogik‐Istituts Heidelberg, führt weiter aus, dass solche Beziehungen in der Wirtschaft als tragfähig gelten, wenn Sympathie zwischen den Mitarbeitern entstehen kann. Die Bereitschaft zur Offenheit ist ein weiterer Punkt für eine funktionierende zwischenmenschliche Beziehung. Jede Person, die Teil einer zwischenmenschlichen Beziehung ist, gibt von sich selbst Details preis und nimmt im Gegenzug auch Wissen der weiteren Beteiligten auf. 6 Dabei ist dieser Austausch für alle Seiten zufriedenstellend, wenn eine gewisse Bereitschaft existiert, sich selbst zu öffnen und Interesse an den Anderen zu zeigen. Vor allem eine gewisse Neugier ist förderlich, um Mitmenschen mit ihren „Wahrheiten und Überzeugungen kennen [zu] lernen“7 und sich mit der Person selbst und nicht nur mit der Funktion des Gegenübers auseinanderzusetzen. Die Frage nach der richtigen Einstellung als Voraussetzung für eine funktionierende zwischenmenschliche Beziehung lässt sich mit dem Schlagwort Positives Denken beantworten. Der Ausgang vom Guten in sich selbst und in den Anderen ist dabei als die Grundlage für das Wachsen einer zwischenmenschlichen Beziehung anzusehen, um eine Basis weitgehend frei von Misstrauen, Unterstellungen oder stereotypem Denken zu schaffen. So kann erreicht werden, dass alle Beteiligten voller Ehrlichkeit aufeinander eingehen. Dieses positive Denken verbunden mit einer ehrlichen Grundhaltung ist so Ausdruck von Wertschätzung. 3 Wüthrich/Osmetz/Kaduk, 2006, S. 203 4 Die Auflistung der folgenden Komponenten ist nicht als abschließend zu betrachten. Sie stellt lediglich eine Auswahl von Merkmalen zwischenmenschlicher Beziehungen dar, die für die folgende Ausführung als notwendig erachtet werden. Zwischenmenschliche Beziehungen werden im Folgenden immer als Beziehungen von mindestens zwei Personen aufgefasst, sodass die Formulierungen der günstigen Lesbarkeit zuliebe zwischen einer Zweier‐ oder Mehrpartnerbeziehung wechseln können. 5 Vgl. im Folgenden Pichler, 2008, S. 26 6 Vgl. im Folgenden Lüdemann, http://inhalt.monster.de/3451_de‐DE_p1.asp (Stand: 07.06.08) 7 Wüthrich/Osmetz/Kaduk, 2006, S. 209 Sarah Katharina Stummann Seite 6 von 20
Die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen als Treiber von Wettbewerbsvorteilen Zwei Einstellungen, die Wertschätzung zu Grunde liegen, sind Respekt und Toleranz und sollen aufgrund der Bedeutung hier separat dargestellt werden. Dabei wird Respekt als Achtung vor den Anderen gesehen, das bedeutet in diesem Fall vor allem auch die Achtung der Persönlichkeit und deren Meinung. Im Falle von Toleranz steht vor allem die Akzeptanz der Überzeugungen des Anderen im Mittelpunkt, das heißt, eine andere Meinung auch tolerieren, wenn die eigene Überzeugung eine andere Meinung widerspiegelt. Für eine zwischenmenschliche Beziehung ausschlaggebend ist die Kommunikation. Hierzu zählt die verbale wie die nonverbale Kommunikation. WATZLAWICK / BEAVIN / JACKSON stellten fest, „dass alles Verhalten in einer zwischenpersönlichen Situation Mitteilungscharakter hat, das heißt Kommunikation ist […] [und] „daß man, wie immer man es auch versuchen mag, nicht nicht kommunizieren kann.“8 Bei verbaler Kommunikation ist vor allem die Art und Weise der Gesprächsführung gemeint, während es bei nonverbaler Kommunikation um Verhaltensweisen der Beteiligten geht.9 Als evolutorisch letzter Schritt beim Aufbau einer Beziehung ist laut DEHNER das Aufbauen von Vertrauen zu sehen.10 Vertrauen ist daher auch als Grundlage für eine zwischenmenschliche Beziehung zu sehen. Sicherlich entsteht Vertrauen nicht von selbst, sondern ist Folge eines Vertrauensvorschusses, der aufgrund der oben genannten Komponenten geleistet wird und seine Erfüllung sucht. Zwischenmenschliche Beziehungen sind folglich ein Ort, an dem Vertrauen und zwischenmenschliche Verbundenheit auf einer persönlichen und sozialen (Gefühls‐) Ebene gezeigt werden darf. 2.2. Anhaltspunkte für eine Qualitätsbeurteilung Ausgehend vom Faktor Vertrauen, der sicherlich einer der Komponenten ist, der am stärksten eine zwischenmenschliche Beziehung stärken – wie aber auch brechen‐ kann, soll dargestellt werden, wie eine zwischenmenschliche Beziehung beurteilt werden kann. Hierzu lautet die Schlüsselfrage: Inwiefern kann einer zwischenmenschlichen Beziehung eine hohe Qualität beigemessen werden? Dazu lässt sich festhalten, dass eine Beziehung, in der viel Vertrauen herrscht, sicherlich als qualitativ wertvoll zu betrachten ist. Damit eine Vertrauenskultur entstehen kann, ist eine gewisse Zeit von Nöten, denn Menschen schenken schrittweise Vertrauen. Evolutionsforscher nehmen an, dass drei bis sechs Monate gebraucht werden, um ein feststellbar höheres Niveau der Beziehungsqualität zu erreichen.11 Desweiteren kann sich Vertrauen und damit eine wertvolle zwischenmenschliche Beziehung auch darin zeigen, dass Emotionen zugelassen werden, das bedeutet dass sich die Beteiligten öffnen und immer mehr Gefühle 8 Watzlawick/Beavin/Jackson, 2007, S. 51 9 Auf die genaue Ausgestaltung der zwischenmenschlichen Kommunikation soll im Zuge dieser Arbeit nicht näher eingegangen werden. Für weitere Informationen zu Kommunikation sei vor allem auf die Werke von WATZLAWICK verwiesen. 10 Vgl. Pichler, 2008, S. 26 11 Vgl. im Folgenden Pichler, 2008, S. 27 Sarah Katharina Stummann Seite 7 von 20
Die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen als Treiber von Wettbewerbsvorteilen zeigen, um sich mitzuteilen, im Vertrauen, dass der Gegenüber diese richtig einschätzen und deuten kann. Dabei hat FREDRICKSON im Rahmen ihrer Broaden‐and‐Built‐Theory die These aufgestellt, dass positive Gefühle einerseits das Gedanken‐Handlungs‐Repertoire und andererseits personelle Ressourcen erweitern.12 Das bedeutet, dass Emotionen einen Rückkoppelungseffekt auf die eigene Überzeugungskraft besitzen und so die Beziehung qualitativ einen Mehrwert bekommt, da die Beteiligten eine höhere Ebene der eigenen Kompetenz erreichen können. Ein weiterer Aspekt einer qualitativ wertvollen zwischenmenschlichen Beziehung ist der Kommunikationsverlauf, also Dinge, die auf verbaler Ebene geschehen. Hier lässt sich prinzipiell sagen, je stärker die kommunikative Ebene einer zwischenmenschlichen Beziehung ausgeprägt ist und in Kapitel 2.1 aufgeführten Komponenten beinhaltet, desto eher lässt sich von einer Beziehung von hohem Qualitätsgehalt sprechen. Die Bereitschaft konstruktivistisch zu denken im Sinne der Theorie des Beobachters kann hierbei als Qualitätsmerkmal gesehen werden:13 Die Akzeptanz einer eigenen selbstkonstruierten Wirklichkeit anstatt einer kollektiven einzig gültigen Wahrheit ist hierfür ausschlaggebend. Die dazugehörige Gesprächskultur lässt sich dabei leicht beobachten, eine gute Gesprächskultur zeichnet sich unter anderem durch einen hohen 14 Informationsgehalt in einer offenen Atmosphäre aus. In diesem Zusammenhang sei aber durchaus zu erwähnen, dass dies nicht ausschließt, dass die Gesprächspartner ein gewisses Taktgefühl besitzen sollten, um im richtigen Moment auch einmal Worte wegzulassen oder Themen zu wechseln. Für eine wertvolle Beziehung ist außerdem der Raum für subjektives Feedback äußerst wichtig, um den Selbstbild‐Fremdbild‐ Abgleich zu ermöglichen und um Rückmeldungen anzubringen. Gerade wenn die Beteiligten selbst die Beziehung als qualitativ wertvoll erleben, so kann von einer zwischenmenschlichen Beziehung gesprochen werden, die an Qualität verfügt. 2.3. Kategorien von Beziehungen 2.3.1. Unternehmensinterne Beziehungen Zusätzlich zur Analyse des Qualitätsgehaltes einer zwischenmenschlichen Beziehung können Beziehungen in der Wirtschaftswelt grob in zwei Kategorien eingeteilt werden: Intraorganisatorische Beziehungen werden interorganisatorischen Beziehungen gegenübergestellt. Zwischenmenschliche Beziehungen können im Unternehmen intern entstehen (Intraorganisatorische Beziehungen). Dabei geht es um die Beziehungen zwischen Mitarbeitern, die über die reine Zusammenarbeit aufgrund der Funktion am Arbeitsplatz hinausgehen. Insbesondere sei hier die Netzwerkbildung erwähnt, die all jene Kontakte erfasst, die Mitarbeiter informell pflegen, um in Verbindung zu bleiben und indem Kanäle für den Informationsaustausch genutzt werden, die so organisationstechnisch nicht zwingend vorgesehen sind. Darunter fällt aber auch die so genannte Work‐Life‐Balance, die im Sinne von WÜTHRICH / OSMETZ / KADUK 12 Vgl. Eichhorn, 2008, S. 30 13 Vgl. im Folgenden Philipp, 1999, S. 39 14 Vgl. im Folgenden Machens, 2007, S. 38 Sarah Katharina Stummann Seite 8 von 20
Die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen als Treiber von Wettbewerbsvorteilen als individuelle Lebensbalance mit der Arbeit als Teil des selbstbestimmten Lebens zu verstehen ist.15 „Dazu gehören das Wohlfühlen am Arbeitsplatz, der Spaß an der beruflichen Aufgabe und ein gutes Verhältnis mit dem Vorgesetzten und den Kollegen.“16 2.3.2. Beziehungen zwischen Unternehmen und externen Partnern Aber auch zwischen Kunden und externen Partnern wie Zuliefern, Kunden oder anderen Partnern wie Beratern können über die vertragliche Zusammenarbeit hinaus Beziehungen wachsen, die als zwischenmenschlich zu bezeichnen sind (interorganisatorische Beziehungen).17 Qualität und Zuverlässigkeit allein reichen nicht aus, um den Kunden zu überzeugen und an das Unternehmen langfristig zu binden, da die 18 Kundenentscheidung nicht immer allein rational abläuft. Man kann den Kunden eben nicht auf Zahlen, Daten und Fakten reduzieren, eine nachhaltige Kundenbeziehung entsteht erst durch das Herzblut in der Beziehung. Dabei kann gegen das Abwandern von Kunden der Einsatz von Emotionen von Nutzen sein, um den Kunden nicht nach Schema X zu behandeln, sondern persönlich auf ihn einzugehen. 15 Vgl. Wüthrich/Osmetz/Kaduk, 2006, S. 255 16 http://www.arbeitsratgeber.com/worklifebalance_0211.html (Stand: 07.06.08) 17 Im Rahmen dieser Arbeit wird vor allem die Beziehung zum Kunden näher betrachtet. Auf die weiteren Beziehungsgeflechte wird nicht näher eingegangen, jedoch lassen sich einige Aspekte, die im Weiteren behandelt werden, durchaus auf die anderen Beziehungskonstellationen transferieren. 18 Vgl. im Folgenden Zunke, 2007, S. 24ff. Sarah Katharina Stummann Seite 9 von 20
Die Qualität Q zwiscchenmenschliccher Beziehun ngen als Treiber von Wettbewerbsvorteilen 3. W Wettbewer rbsvorteile als Ergebniis von erfolggreichem Handeln H 3.1. E Einordnung g von Wettb bewerbsvorteilen in de en Kontext von v erfolgreeichem Handeln U im folggenden Kapitel 4 eine Analyse zum Um m Zusammenwirken von n zwischenm menschlichen n ngen und Wettbewerbsvorteilen vorn Beziehun nehmen zu können, ist es hilfreich, Wettbewerb bsvorteile im m Kontext von Unterneehmenserfolgg einzuordneen. Nach KRÜGER / HOMPP stellen sie im Schichteenmodell derr dar.19 Ein U Kompeteenz überdurcchschnittlichee Fähigkeiteen einer Orrganisation d Unternehmen n, das überr Wettbew werbsvorteilee verfügt, zeichnet sich geegenüber de en Wettbeweerbern durch Alleinstellun ngsmerkmalee aus, dass es besser macht als die Konkurrrenz. Dabei werden die Fähigkeiten n einer Orgaanisation alss werbsvorteil oder Kompeetenz 2. Ord Wettbew dnung bezeicchnet, wenn n sie kunden nrelevant un nd dauerhaftt angelegt sind. A Abbildung 1: SSchichtenmodeell der Kernkom mpetenzen In n Anlehnung an n Krüger/Homp p, 1997, S. 27 3.2. W Wettbewer rbsvorteile 1. 1 Ordnung D klassisch Die hen Wettbeewerbsvorteile, oder auch Wettbew werbsvorteilee 1. Ordnun ng genannt,, orientierren sich in erster Linie am m Markt oderr an der Konkkurrenz.20 Siee stellen eine m Kunden, am en Vorsprungg für das Unternehmen U n dar, der daauerhaft vortteilhaft ist, wie w Produktin nnovationen, Qualitätsvorrsprung oderr Systemvo orteile. Dabeei steht in der Regel das Produkt P oder die vertriebene Dienstleistung im Mittelpunkt. Ess geht darum, einen Wert für den d Kunden zu schaffen n, der die Kosten K der Herstellung übersteigt.211 Wettbew werbsvorteilee 1. Ordnungg spiegeln vo or allem die rationale Eb nternehmenss wider.22Dass bene des Un Unterneh hmen hat zw wei verschiedeene Wege zu ur Schaffung von v Wettbew werbsvorteileen: Kostenfüh hrerschaft im m Sinne ein ner Preisorientierung und d Differenzierrung im Sinne e einer Produ uktorientieru ung. Daraus lassen sich in n en ableiten.23 Abhängiggkeit des Wetttbewerbsfeldes, also derr Zielorientierrung des Unteernehmens, vvier Strategie D Diese Strategien dienen der Durchssetzung des vorher ausggegebenen U Unternehmenszieles und d ntieren vornehmlich die Au repräsen ußendarstellu ung des Unte ernehmens un nd deren Verrhalten am Markt. M 19 Vgl. im Folgenden F Krügger/Homp, 1997 7, S. 27 20 Vgl. im Folgenden F Wütthrich/Osmetz//Kaduk, 2007, S. 313 21 Vgl. im Folgenden F Portter, 1986, S. 21 22 Auf dass genaue Entsteehen von Wetttbewerbsvorteiilen 1. Ordnung soll aufgrund d der Ausrichtu ung dieser Arbe eit nicht näherr eingegangen werden. Für genauere In nformationen sei s hier auf PORTTER im Wesentliichen verwiesen. 23 Vgl. Portter, 1986, S. 31 1ff. S Sarah Katharina Stummann n Seite 10 von 20
Die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen als Treiber von Wettbewerbsvorteilen WETTBEWERBSVORTEILE niedrige Kosten Differenzierung WETTBEWERBSFELD weites Ziel Kostenführerschaft Differenzierung Differenzierungs‐ enges Ziel Kostenschwerpunkt schwerpunkt Abbildung 2: Wettbewerbsstrategien zur Erlangung von Wettbewerbsvorteilen In Anlehnung an Porter, 1986, S. 32 3.3. Wettbewerbsvorteile 2. Ordnung Im Gegensatz dazu geht es bei Wettbewerbsvorteilen 2. Ordnung um kulturelle 24 Alleinstellungsmerkmale. Dabei steht die interpersonelle Beziehung zwischen beteiligten Personen, vor allem von Mitarbeitern im Unternehmen, im Vordergrund. WÜTHRICH / OSMETZ /KADUK kategorisieren diese Wettbewerbsvorteile in musterbrechende Führung, gelebte Leidenschaft, die Nutzung kollektiver Intelligenz und eine frei atmende Organisation. Unter musterbrechender Führung wird die Arbeit am System verstanden, das bedeutet auf Führung im Sinne eines „steuernden Anführens“ zugunsten einer Kontextgestaltung für das Unternehmen zu verzichten. Gelebte Leidenschaft ist das Vorhandensein von immateriellen kulturellen Unternehmenswerten und das Zulassen von Emotionen. Dabei wird auf Druck verzichtet. Eine aus Mitarbeitersicht sinnvolle Tätigkeit regt sie zu leidenschaftlichem Einsatz an und kann so zu einem authentischen Ausdruck von Liebe zur eigenen Tätigkeit werden. Für eine frei atmende Organisation ist die Abkehr von standardisierten Schemata zugunsten eines Schaffens von Frei‐ und Denkräumen notwendig. Darunter wird die Möglichkeit verstanden, innovative und der Situation angepasste Arbeitsweisen zuzulassen, um so mehr Potential nutzen zu können. Indem Varietät als Chance gesehen wird, die durch die Möglichkeit des Einbringens vieler verschiedener Sichtweisen entsteht, kann eine höhere Qualität von Lösungen entstehen. Diese Nutzung kollektiver Intelligenz zu fördern ist der vierte Wettbewerbsvorteil 2. Ordnung. Dabei wird es als Chance gesehen, gemeinsam Lösungsoptionen zu entwickeln im Rahmen von Dialogen, die geprägt sind von Diskussionen um die beste Lösung. 24 Vgl. Wüthrich/Osmetz/Kaduk, 2007, S. 313ff. Sarah Katharina Stummann Seite 11 von 20
Die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen als Treiber von Wettbewerbsvorteilen 4. Die Interdependenz von Wettbewerbsvorteilen und der Einfluss zwischenmenschlicher Beziehungen 4.1. Beispiele für unternehmensinterne Beziehungen 4.1.1. Adelholzener Alpenquellen GmbH Im Folgenden sollen zwei Beispiele für unternehmensinterne Beziehungen und deren Einfluss auf die Alleinstellungsmerkmale des Unternehmens gegeben werden, um diesen Zusammenhang praktisch zu verdeutlichen. Im Anschluss folgen zwei Beispiele für unternehmensexterne Beziehungen, bevor eine Analyse der Wechselwirkungen von Wettbewerbsvorteilen diese praktischen Erfahrungen abrunden soll.25 Die Adelholzener Alpenquellen GmbH sind ein Unternehmen mit etwa 430 Mitarbeitern, das im Chiemgau einen Heil‐ und einen Mineralbrunnen zur Getränkeabfüllerei betreibt.26 Das Besondere an diesem Unternehmen ist die Eigentümerstruktur: Es befindet sich zu 100% in Besitz der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzent von Paul mit dem Sitz in München. Somit ist es vielleicht nicht überraschend, dass dieses vom katholischen Wertekodex geprägte Unternehmen als Hauptziel die langfristige Sicherung der Arbeitsplätze hat, dem es durch hohe Investitionstätigkeiten Rechnung trägt, um auf dem neuesten Stand der Technik zu sein.27 Dass dieses Ziel aber nicht nur hohle Worte sind, lässt sich an den Ausführungen des Personalleiters, Christoph Kollmer, festmachen: Er macht deutlich, dass das Unternehmen die Arbeitsplätze langfristig sichern will und vor allem dem Schulungskonzept im Sinne eines Fordern und Fördern ein enormes Gewicht beigemessen wird, um die Mitarbeiter als Wissensträger stets auf dem aktuellen Stand zu halten. Zusätzlich zu fachlichen Schulungen, die die Mitarbeiter nach Bedarf und zusätzlich auf Wunsch bekommen, finden Teamtrainings statt, um die Mitarbeiter zu vernetzen. Diese Trainings finden mit Mitarbeitern verschiedener Abteilungen statt, um sich einerseits kennen zu lernen, andererseits aber auch um Verständnis für die Arbeit der jeweils anderen zu erzeugen und so Transparenz über den Produktionsprozess hinweg zu erzeugen. So können Missverständnisse vermieden werden, wenn beispielsweise der Qualitätsmanager mehrmals die Getränkeproduktion für eine Probenentnahme unterbrechen muss und dadurch im Logistikbereich Wartezeiten entstehen. Im Unternehmen herrschen infolgedessen ein starker Zusammenhalt und ein beeindruckendes Engagement der Mitarbeiter für das Unternehmen, mit dem Ziel vor Augen im Getränkepremiumsektor durch hohe Qualität zu bestehen und die Marktführerschaft auszubauen. 25 Sämtliche gewählten Beispiele beruhen schwerpunktmäßig auf eigenen Erfahrungen und Erlebnissen der Verfasserin. Diese Methode wurde bewusst gewählt, da der Einfluss zwischenmenschlicher Beziehungen aus Verfassersicht besser erfahren werden kann, statt aus Literatur reproduziert zu werden. 26 Vgl. im Folgenden zusätzlich http://www.adelholzener.de (Stand: 14.06.08) sowie Zellinger‐Kratzl, 2007, S. 236ff. und Gaide, 2008, S. 48ff. 27 Das Unternehmensziel lässt sich am Ehesten mit der Gewinnverwendung für caritative Zwecke begründen, zu deren Zweck die Gewinnentstehung notwendigerweise erfolgen soll. Auf die genaue Gewinnverwendung nach Investitionstätigkeiten zum Erhalt der Arbeitsplätze wird in dieser Arbeit aufgrund deren Ausrichtung nicht eingegangen. Sarah Katharina Stummann Seite 12 von 20
Die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen als Treiber von Wettbewerbsvorteilen 4.1.2. Versicherungskammer Bayern, Anstalt des öffentlichen Rechts Ein Beispiel aus einem gänzlich anderen Sektor soll die Bedeutung von zwischenmenschlichen Beziehungen auf das Wissensmanagement und die damit verbundene Innovationsfähigkeit belegen. Die Versicherungskammer Bayern als ehemals öffentlich‐rechtlicher Versicherer Bayerns und der Pfalz ist seit 1994 ein privater Konzern mit 14 Beteiligungsunternehmen in Eigentümerschaft des Sparkassenverbandes und mit fast 6.500 Mitarbeitern ein deutlich größeres Unternehmen als die Adelholzener Alpenquellen GmbH.28 Somit ist auch eine Vernetzung der Mitarbeiter deutlich schwieriger zu gestalten. Das Modell der Einbindung der Trainees und Studenten im Rahmen des Ausbildungsintegrierten Studiums (AiS) stellt hierbei ein Beispiel dar, wie junge unerfahrene Mitarbeiter in das Unternehmen reinwachsen sollen, indem sie es möglichst vielfältig und umfassend kennenlernen und dabei die Möglichkeit bekommen, sich mit ihren Ideen bereits einzubringen. Dabei haben die Trainees und Studenten keine feste zugeordnete Abteilung, sondern durchlaufen im Rahmen der zwei beziehungsweise dreieinhalb Jahre mehrere Abteilungen, darunter einige nach Wunsch. Es ist auch eine mehrwöchige Tätigkeit im Außendienst sowie in Abteilungen vorgesehen, die die operative Arbeit im Innendienst verrichten. Ziel dabei ist, die Basisarbeit kennen‐ und schätzen zu lernen. Im Rahmen von Projektarbeit werden die jungen neuen Mitarbeiter direkt miteinbezogen und mit verantwortungsvollen Aufgaben ausgestattet, um sich einzubringen. Dieser Ablaufplan selbst zeichnet sich durch eine Vielfalt an Möglichkeiten der Netzwerkbildung und einer großen Anzahl von verschiedenen Mentoren aus, gerade auch vor dem Hintergrund, dass in der Versicherungswirtschaft die einzelnen Sparten29 noch sehr unabhängig voneinander arbeiten. Zusätzlich zum planmäßigen Ablauf besteht die Möglichkeit, selbstinitiiert kurze Abteilungsbesuche, so genannte Hospitanzen in gewünschte Abteilungen zu vereinbaren und so Initiativkontakte zu knüpfen sowie das Wahrnehmen von persönlichen Mentorengesprächen. Es entsteht so bereits in den ersten Jahren im Unternehmen ein Wissenstransfer im fachlichen wie im persönlichen Sinne, der über die Jahre zu einem unschätzbaren Wert heranreifen kann. Dabei werden die jungen Mitarbeiter bereits voll involviert und somit zu selbstständigen Wissensträgern. Hinzu kommen die vielen persönlichen Kontakte, die jederzeit wieder Türen zu neuen Möglichkeiten öffnen. 28 Vgl. im Folgenden zusätzlich http://cms.vkb.de/web/html/pk/ihre_vkb/unternehmen/ (Stand: 14.06.08) 29 Hierunter ist die staatliche Trennung von Lebens‐, Kranken‐ und Sachversicherungsgeschäft zu verstehen. Sarah Katharina Stummann Seite 13 von 20
Die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen als Treiber von Wettbewerbsvorteilen 4.2. Beispiele für die Beziehung zu Kunden 4.2.1. Modehaus Ludwig Beck AG Während die beiden vorhergehenden Beispiele die Beziehungen im Unternehmen näher beleuchtet haben, sollen die beiden nachfolgenden Beispiele, die Kontakte zu den Kunden explizit darstellen. Das Münchner Traditionsgeschäft Ludwig Beck am Rathauseck wirbt schon Jahre mit dem Slogan „Kaufhaus der Sinne“.30 Um die Sinne der Kunden für ihr breites Angebot anzusprechen, wird in diesem Haus mit Emotionen gearbeitet. Sie verzichten auf die üblichen give‐aways und Kundenkarten, die der Kunde heute oft gewohnt ist, sondern sie wollen vermitteln: Einkaufen macht Spaß und wird zu einem lustvollen Erlebnis. Dies erreichen Sie einerseits mit einer hohen Kompetenz der Mitarbeiter, die entweder ausgebildete Fachkräfte sind oder in ausführlichen Schulungen auf ihren Einsatz vorbereitet sind. Der Kunde hat so das Gefühl, in guten Händen zu sein und nur Dinge zu kaufen, die zu ihm passen. Außerdem besteht eine große Vielfalt an Mitarbeitern, so ist beispielsweise im Haupthaus in München immer eine Schneiderin vor Ort oder in den Musikabteilungen sind Fachkräfte für verschiedene Musikrichtungen verfügbar. Die Mitarbeiter nehmen sich trotz Hektik Zeit für die Beratung und gehen auf dessen Kundenwünsche ein, um ihm so Freude am Einkaufen zu vermitteln. Die Kunden werden überzeugt durch Mitarbeiter, die die Strategie der Stärkung der Identifikation mit dem Stammhaus am Marienplatz als Marke Modehaus Ludwig Beck, die für Qualität, Service und Exklusivität steht, mit Leidenschaft nach außen tragen. Sie gehen ihrer Arbeit motiviert nach und vermitteln Freude, in diesem Hause arbeiten zu dürfen. Das Modehaus Ludwig Beck macht damit einen eventuellen Kostennachteil durch überdurchschnittlich hohe Preise selbst im Premiumsektor mit ihrem Service mindestens wett, eher noch verschafft es sich mit dem Mix der Produkte und den Servicestandard bei den Mitarbeitern einen Wettbewerbsvorteil, der den Preis der Produkte rechtfertigt. 4.2.2. Modehäuser SinnLeffers GmbH Die Modehäuser der SinnLeffers GmbH stehen bei Weitem nicht für diese Exklusivität und sind im Gegensatz zur Ludwig Beck AG deutschlandweit zu finden.31 Allerdings fehlen sie in sämtlichen Silhouetten der großen Städte wie Berlin, München oder Hamburg, sie sind wenn dann nur in Einkaufszentrum in der Nähe der Städte oder in mittelgroßen Städten zu finden. Ein Verkäufer in der Filiale in München‐Riem begründet es mit der Zeit für den Kunden. Er macht klar, dass er für den Kunden nicht mehr die Zeit hätte und ständig unter Druck stände, wenn er in einem Kaufhaus in der Innenstadt beraten müsste. Und das wird ihm geglaubt, da sein Verhalten diesem Verständnis voll und ganz entspricht. Er nimmt sich Zeit für seine Kunden, nimmt auch unnütze Laufwege in 30 Vgl. im Folgenden zusätzlich www.ludwigbeck.de (Stand: 14.06.08), in diesem Fall wie auch im folgenden Beispiel wird auf die Unternehmensstruktur selbst nicht in gleichem Maße intensiv eingegangen wie in den vorhergehenden Beispielen. Dies ist dem Schwerpunkt der Betrachtung der externen Beziehungen geschuldet, daher wird vermehrt auf das Auftreten der Mitarbeiter nach außen eingegangen und weniger auf unternehmensinterne Verflechtungen. 31 Vgl. im Folgenden zusätzlich www.sinnleffers.de (Stand: 14.06.08) Sarah Katharina Stummann Seite 14 von 20
Die Qualität Q zwiscchenmenschliccher Beziehun ngen als Treiber von Wettbewerbsvorteilen Kauf, um m dem Kundeen mehrere mögliche m Kleiidungsstücke als Ergänzun ng zum gewäählten Produkt zu zeigen,, obwohl er weiß, dasss davon siccher nur ein Teil gefallen n wird. Der Kunde beko ommt so dass Gefühl, alss individueelle und beso ondere Person n wahrgenom mmen zu werrden und für die d Dauer des Einkaufs im m Mittelpunktt der Aufm merksamkeit des Verkäuffers zu steheen, sodass siich eine kurzzzeitige echte Beziehung aufzubauen n scheint. Ein Beispiel eines Umtaausches soll dies verdeu utlichen: Einee Frau kauft fte für ihren Ehemann 2 Oberhem mden und fra agte bereits nach n der Mö öglichkeit dess Umtauschees, da sie sich h bei einem der Hemden n wegen der Größe nich ht sicher war, r, der ihr aberr unproblema atisch zugesicchert wurde. A Am nächsten n Tag kam siee zum Um mtausch, allerrdings wegen n des andereen Hemdes, da dies dem m Herrn nich ht gefiel. Soffort kam diee herigen Tag auf die Dame zu, erkund Verkäufeerin vom vorh digte sich und d ging auf da as Verkaufsgespräch vom m Vortag ein. e Im Ansch hluss tauschtee sie das Hemd anstandsslos um. Diessen persönlicchen Eindruck nimmt derr m nach Hause und speichert ihn ab. Kunde mit S SinnLeffers schafft es so über eine alss persönlich empfundenee Beziehung die Kunden langfristig l an n das Unteernehmen zu binden, obw wohl sie sich über ü das Sorttiment und die Preise abggesehen von Eigenmarken E n nicht von werbern abheeben. Dieser Servicestand n vergleichbaaren Wettbew dard als Alleinstellungsme erkmal bildett die Basis für langfristiige Kundenbeeziehungen. Das D Unterneh hmen nutzt den d Charme u und die Leide enschaft ihrerr Mitarbeiter in den Veerkaufsgespräächen, um sicch so mit Erfo olg auch an kleineren und mittelgroßen n Standorten n zu halten und so ihrrer Philosoph d Hektik in den Einkaufsstraßen deer großen Stäädte treu zu hie abseits der u bleiben. 4.3. D Bedeutung der Weechselwirkung von Wetttbewerbsvvorteilen Die W in den obigen Wie o Beispielen dargestellt, lassen sich s Wettbew werbsvorteilee 1. und 2. Ordnung nichtt isoliert betrachten, b da ein Unternehmen immeer als Gesamtteinheit auftrritt und wirktt. Inwiefern sich s rationalee und kulturelle Alleeinstellungsm merkmale gegenseitig g bedingen b beziehungswe eise unterstützen und d Rückwirkkungen erzielen, soll nun analysiert a weerden: A Abbildung 3: Die Wechselwirkkungen von We ettbewerbsvorrteilen 1. und 2. Ordnung In n Anlehnung an metz/Kaduk, 2007, S. 313 n Wüthrich/Osm S Sarah Katharina Stummann n Seite 15 von 20
Die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen als Treiber von Wettbewerbsvorteilen Durch das Schaffen von Freiheiten im Sinne der Wettbewerbsvorteile 2. Ordnung müssen fixe Endgrößen im Rahmen der Ergebnisorientierung, die so genannten harten Pole, geschaffen werden, womit in diesem Fall ein unverrückbarer Ausliefertermin oder ein maximaler Bearbeitungszeitraum gemeint sein kann. Ein Einhalten solcher Standards kann wiederum ein rationales Alleinstellungsmerkmal nach sich ziehen im Sinne eines einzigartigen Servicestandards. Wettbewerbsvorteile 2.Ordnung schaffen so die Voraussetzung für Wettbewerbsvorteile klassischer Natur.32 Auch durch das Nutzen echter „Teamintelligenz“33 können in einem Unternehmen Innovationen stärker vorangetrieben werden, da es möglich wird, sämtliche Ideen, Vorschläge und Konzepte zu nutzen und zu einer bestmöglichen Lösung zu aggregieren. Dieses gemeinschaftliche Arbeiten an einer hohen Qualität der Gesamtlösung erfordert einerseits Zusammenarbeit und sicherlich auch manchmal das Zurückstecken des einzelnen Mitarbeiters, lässt aber im Erfolgsfall alle gemeinsam profitieren. Dabei ist Wissenstransfer von Alt zu Jung unumgänglich und kann langfristig nur im Rahmen von Zusammenarbeit von Wissensträgern mit jungen Talenten erfolgen. Im Umkehrschluss motivieren aber auch positive Ergebnisse in Form von Alleinstellungsmerkmalen klassischer Art wie Qualitätsvorsprung, Servicestandards oder Produktinnovationen die Mitarbeiter zur weiteren Einbringung im Unternehmen. Diese Erfolgserlebniss geben den Mitarbeitern Energie zurück für das Engagement, mit dem sie sich dafür eingesetzt haben und sind damit eine Art Anreiz für die weitere Arbeit. So kann zirkulär Leidenschaft an der Arbeit im Unternehmen entstehen, die den Mitarbeitern Freude und dem Unternehmen Erfolg zurückgibt. 32 Vgl. Wüthrich/Osmetz/Kaduk, 2007, S. 313 33 Wüthrich/Osmetz/Kaduk, 2006, S. 210 Sarah Katharina Stummann Seite 16 von 20
Die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen als Treiber von Wettbewerbsvorteilen 5. Nachhaltiger Erfolg durch Beziehungen 5.1. Intensive zwischenmenschliche Beziehungen als Treiber von Wettbewerbsvorteilen Nach der Betrachtung der Interdependenz der Wettbewerbsvorteile 1. und 2. Ordnung soll als Abschluss dieser Arbeit die Bedeutung der zwischenmenschlichen Beziehungen für diese Wechselwirkungen herausgestellt werden. Die ständige Abhängigkeit der kulturellen wie rationalen Alleinstellungsmerkmale ist ausschlaggebend für den Gesamterfolg des Unternehmens und insgesamt wiederum abhängig von echten Bindungen. Echte Bindungen können ‐ wie in Kapitel 2 bereits ausführlich gezeigt wurde‐ nur im Rahmen qualitativ hochwertiger Beziehungen entstehen, auf der Basis von Vertrauen und offener Kommunikation. Und hinzu kommt, dass „echte Bindungen der einzige Weg sind, um in Zukunft an talentierte Mitarbeiter zu kommen. (…) Gute langjährige Mitarbeiter sind [laut DEHNER] der entscheidende Wettbewerbsfaktor der Zukunft.“34 Die Aussage: „Beziehungen in der Wirtschaft müssen logisch, transparent und rational nachvollziehbar sein. Sie müssen sich managen lassen, …“35 lässt sich nach der Analyse im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht mehr unterstützen36, vielmehr wurde gezeigt, dass tragfähige Beziehungen, die über die rationale Ebene hinausgehen, förderlich für das Unternehmen sind als Treiber von Wettbewerbsvorteilen. Der ausschlaggebende Punkt ist in diesem Rahmen sicher das Vertrauen, dass nach MALIK in einem Empfehlungskatalog an Manager Komplexität reduziert und Kontrollverzicht bedeutet.37 Vor allem im Bereich der Kundenbeziehung ist Vertrauen und Begeisterung – auch im Sinne positiver Emotionen‐ ein ausschlaggebender Punkt.38 Wettbewerbsvorteile können erlangt werden, wenn der Kunde als individuelle Persönlichkeit im Mittelpunkt des Unternehmens steht und erst dann der Verkauf von Produkten eine Rolle spielt. Der Aufbau einer zwischenmenschlichen Beziehung wirkt so langfristig erfolgserhaltend. Je mehr Herzblut von Seiten der Mitarbeiter in eine Beziehung investiert wird, umso länger wird dieses Erlebnis nachwirken. Dies gilt hierbei nicht nur für Kundenbeziehungen, sondern auch für die unternehmensinternen Beziehungen zwischen den Mitarbeitern. Zwischenmenschliche Beziehungen wirken so als Treiber von Wettbewerbsvorteilen, sowie auch Wettbewerbsvorteile wieder positiv auf die zwischenmenschlichen Beziehungen zurückwirken, wie es die folgende Grafik zeigt: 34 Pichler, 2008, S. 27 35 Wüthrich/Osmetz/Kaduk, 2006, S. 204 36 Ebenso wie diese These auch von WÜTHRICH / OSMETZ /KADUK im Rahmen des Forschungsprojektes Musterbrecher widerlegt wurde. 37 Vgl. Simon, 2007, S. 40 38 Vgl. im Folgenden Zunke, 2007, S. 24ff. sowie Strupat, 2007, S. 19 Sarah Katharina Stummann Seite 17 von 20
Die Qualität Q zwiscchenmenschliccher Beziehun ngen als Treiber von Wettbewerbsvorteilen A Abbildung 4: LLangfristiger Un nternehmenserrfolg durch zwischenmenschlliche Beziehunggen als Treiber von W Wettbewerbsvo orteilen Eiigene Darstelluung 5.2. M Mitarbeiter r und Kundeen als leiden nschaftliche e Anhänger des Untern nehmens ge ewinnen S liegt es zum So z Schluss dieser Arbeeit nahe, Be egeisterung und u Vertraueen im Unterrnehmen alss Grundlagge für zwisch henmenschlicche Beziehun ngen und som mit auch als Treiber T von W Wettbewerbssvorteilen zu u sehen. Dazu D lässt sich h folgende Vission formulieeren: Mitarb beiter und Kunden sind wa ahre Fans dess Unternehmeens, sie verkö örpern eine leidenscha aftliche und begeisternde b Anhängersch haft der Unteernehmenszieele und‐wertee! Z für ein Unternehmen Ziel U sollte es sein, ähnlich vie el Begeisterung und langjährige Treue von Kunden n und Mitaarbeitern zu erhalten e wie mancher Fußballverein.39 So wie Klinssmann und sseine Nationaalmannschaftt vor zwei Jahren mit vielfältigen v n neuen Metho oden zum Erffolg gekommen sind und diesen nach dem dritten n Platz bei der Weltmeeisterschaft in n Berlin inmiitten tausend der verschied denartiger un nd begeistertter Anhängerr feierten40 4 , so kann au uch ein Unterrnehmen Erfo olge in Form von Wettbew werbsvorteileen generieren n. Dazu musss ebenso Vielfalt, V Vertrrauen und Beegeisterung zugelassen z werden, w um intelligente Lösungen durrch kollektivee nznutzung zu erzeugen.41 Intelligen „Ohne Begeisterung g, welche diee Seele mit einer e gesundeen Wärmee erfüllt, wird d nie etwas Großes G zustan nde gebracht.“ NIGGE) (KN 39 Vgl. Macchens, 2007, S.38 40 Dabei trrugen Spieler, Trainer T und Betreuer als Dankkeschön an die e Fans im gesammten Bundesgeebiet Trikots mit der Nummerr 82, die die d 82 Millionen Bundesbürgeer repräsentiereen sollten, von denen sie sich während der W Weltmeistersch haft unterstütztt gefühlt haben. 41 Vgl. Du unskus http:///www.br‐onlin ne.de/content//cms/Universalsseite/2008/05//02/cumulus/BR R‐online‐Publikkation‐‐122070‐‐ 2008050 02084540.pdf (Stand: 18.06.08 8) S Sarah Katharina Stummann n Seite 18 von 20
Die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen als Treiber von Wettbewerbsvorteilen Literaturverzeichnis Bücher: KRÜGER, Wilfried / HOMP, Christian (1997): Kernkompetenz‐Management, Gabler, Wiesbaden, 1997 PHILIPP, Andreas F. (2000): Die Selbstverantwortung der Betriebswirtschaft, Verlag Neue Wissenschaft, Frankfurt am Main, 2000 PORTER, Michael E. (1986): Wettbewerbsvorteile, Campus Verlag, Frankfurt am Main, 1986 WATZLAWICK, Paul / BEAVIN, Janet H. / JACKSON, Don D. (2007): Menschliche Kommunikation – Formen, Störungen, Paradoxien, Huber‐Verlag, Bern, 11. Auflage, 2007 WÜTHRICH, Hans A. / OSMETZ, Dirk / KADUK, Stefan (2006): Musterbrecher – Führung neu leben, Gabler, Wiesbaden, 2. Auflage, 2006 ZELLINGER‐KRATZL, Hildegard (2007): 175 Jahre Barmherzige Schwestern in Bayern – 1832‐2007, Don Bosco, München, 2007 Zeitschriftenaufsätze: EICHHORN, Christoph (2008): Erfolgreich durch positive Emotionen – Gefühlsmanagement für den Job, in: managerSeminare, 2008 (Heft 123, 06/08), S. 28‐35 GAIDE, Peter (2008): Glaube an den Fortschritt, in: brand eins, 2008 (04/08), S. 48‐53 HORENI, Michael (2006): Der Entschiedene, in: brand eins, 2006 (10/06), S. 138‐142 MACHENS, Sibylla (2007): Von Spitzensportlern lernen, in: VerkehrsRundschau, 2007 (Heft 22/2007), S. 38 PICHLER, Martin (2008): „Die Beziehungen der Mitarbeiter spielen eine wichtige Rolle“, in: wirtschaft+weiterbildung, 2008 (06/08), S. 26‐27 SIMON, Walter (2007): Was müssen Manager wissen, können und wollen? – Meinungen und Empfehlungen von Peter F. Drucker und Fredmund Malik, in: REFA‐Nachrichten, 2007 (06/07), S. 38‐42 WICHERT, Christine (2006): Premium fürs Volk, in: Bestseller 04, 2006 (25.08.06), S. 64 WÜTHRICH, Hans A. / OSMETZ, Dirk / KADUK, Stefan (2007): Leadership schafft Wettbewerbsvorteile 2.Ordnung, in: zfo (Zeitschrift Führung und Organisation), 2007 (06/2007), S. 312‐319 ZUNKE, Karsten (2007): Verkauf mit Herz, in: acquisa, 2007 (11/2007), S. 24‐27 Sarah Katharina Stummann Seite 19 von 20
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