SWISS AUDIT MONITOR 2019 - Zusätzliche /Revisionshonorare der Revisionsstellen von SPI-Unternehmen und Rechnungslegungsstandards * - UZH
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W I RTS C HAFTS P R Ü F U N G ALLG E M E I N R E TO E B E R L E SWISS AUDIT MONITOR 2019 Zusätzliche/Revisionshonorare der Revisionsstellen von SPI-Unternehmen und Rechnungslegungsstandards* Die dritte Ausgabe des Swiss Audit Monitor analysiert wiederum auf umfassende Weise die Revisionshonorare und zusätzlichen Honorare der Revisionsgesellschaf- ten und die verwendeten Rechnungslegungsstandards für die Berichtsperioden 2013–2018 der Unternehmen des Swiss Performance Index (SPI). Der umfassende Bericht, welcher neu auch interessante Erkenntnisse zu den Revisionshonoraren nach Branchen enthält, ist verfügbar auf www.swissauditmonitor.ch. 1. EINLEITUNG 2. HONORARE DER Die Rechnungslegung ist eine Möglichkeit der Eigentümer, REVISIONSGESELLSCHAFTEN die Leistung ihrer Unternehmung und somit auch der Ge- 2.1 Revisionshonorare. In 2018 betrugen die von den SPI- schäftsleitung zu messen. Sie können aber die Richtigkeit Unternehmen insgesamt entrichteten Revisionshonorare und Verlässlichkeit der Informationen im Jahresabschluss CHF 568 Mio. Das Gesamtvolumen hat im Vergleich zu den nicht ohne weiteres annehmen, da sie das Management bei Vorjahren leicht zugenommen (vgl. Abbildung 1) [8]. seiner unterjährigen Tätigkeit im Allgemeinen und bei der Betrachtet man nur die 179 Unternehmen, welche zwi- Aufbereitung der Daten in der Buchführung sowie der Er- schen 2013 und 2018 konstant im SPI kotiert waren, sind die stellung der Jahresrechnung im Speziellen nicht unmittelbar Revisionshonorare in diesem Zeitraum von CHF 507 Mio. überwachen können. Hier kommt die Revision ins Spiel: Die auf CHF 550 Mio. angestiegen. Ebenfalls stieg deren durch- Prüfung der Jahres- bzw. Konzernrechnung wird als zentra- schnittliches Revisionshonorar in diesem Zeitraum von les Element zur Sicherstellung einer hohen Qualität der fi- CHF 2,83 Mio. auf CHF 3,07 Mio. nanziellen Führung angesehen, welche ihrerseits ein wich Das 2018 von SMI-Unternehmen durchschnittlich ge- tiger Baustein einer erfolgreichen Unwternehmensführung zahlte Honorar von CHF 19,9 Mio. und der Median von darstellt [1]. In der Schweiz müssen an der SIX kotierte Unter- CHF 8,7 Mio. sind leicht höher als im letzten Jahr (Vorjahr: nehmen die Honorare für die von der Revisionsstelle erbrach- Durchschnittshonorar CHF 19,1 Mio.; Median CHF 8,5 Mio.). ten Leistungen gemäss der Richtlinie betr. Informationen zur Die durchschnittlich von SPI-Unternehmen gezahlten Re Corporate Governance [2] im Anhang der Jahresrechnung of- visionshonorare von CHF 2,7 Mio. (Median CHF 0,5 Mio.) fenlegen. Anzugeben sind dabei die Honorare für Revisions- haben sich ebenfalls im Vergleich zum letzten Jahr kaum dienstleistungen und für andere Dienstleistungen [3, 4]. verändert (Vorjahr: Durchschnittshonorar CHF 2,7 Mio.; Die Daten für den Swiss Audit Monitor 2019 stammen von Median CHF 0,5 Mio.). Die Revisionshonorare sind also ins Unternehmen, welche 2013 bis 2018 im Swiss Performance gesamt relativ stabil geblieben. Das durchschnittlich entrich- Index (SPI) enthalten waren [5]. Während die Anzahl der Ko- tete Honorar im SMI von CHF 19,9 Mio. (Median CHF 8,7 tierungen von 2013 (210 Unternehmen) bis 2017 (201 Unter- Mio.) liegt erwartungsgemäss deutlich über dem im SPI ge- nehmen) rückläufig war [6], sind im Berichtsjahr elf Neuko- zahlten Durchschnittshonorar von CHF 2,7 Mio. (Median tierungen und drei Dekotierungen zu verzeichnen [7], so dass CHF 0,5 Mio.). Dieser Unterschied ist hauptsächlich durch Ende 2018 die Aktien von 209 Unternehmen kotiert waren. die Grösse und Komplexität der Unternehmen im SMI zu er- klären [9]. RETO EBERLE, 2.2 Zusatzhonorare. Die Zusatzhonorare sind im SPI auf PROF. DR. OEC., CHF 128 Mio. (Vorjahr: CHF 120 Mio.) gestiegen. Im SMI ist DIPL. WIRTSCHAFTSPRÜFER, das Total der zusätzlichen Honorare um 11% auf CHF 82 Mio. PROFESSOR FÜR AUDITING (Vorjahr: CHF 73 Mio.) gewachsen. Dabei werden die zusätz- AND INTERNAL CONTROL, lichen Honorare massgeblich von besonderen Ereignissen UNIVERSITÄT ZÜRICH, beeinflusst. So ist dieses Jahr der grosse Honoraranstieg bei PARTNER, KPMG, MITGLIED der Novartis auf Zusatzdienstleistungen im Zusammen- DES STIFTUNGSRATS hang mit der strategischen Überprüfung der Alcon (Spin-off DER FER der Novartis und seit 2019 im SMI kotiert) zurückzuführen. 778 E X P E R T F O C U S 2019 | 10
SW I S S AU D IT M O N ITO R 2019 W I RTS C HAFTS P R Ü F U N G ALLG E M E I N Abbildung 1: HONORARE SPI in CHF Mio. 600 557 568 5 539 537 546 544 500 4 400 2.71 3 2.65 2.58 2.61 2.69 2.72 300 2 200 126 121 119 122 120 128 1 100 0.54 0.53 0.50 0.53 0.57 0.50 0 0 2013 n = 210 2014 n = 209 2015 n = 206 2016 n = 203 2017 n = 201 2018 n = 209 Revisionshonorare Zusatzhonorare Durchschnittliches Revisionshonorar Median Revisionshonorar Im Jahr 2018 haben von den 209 untersuchten börsenkotier- untersuchten Unternehmen) und 15 ein Revisionsunter ten Unternehmen 29 (14%) keine zusätzlichen Leistungen nehmen, das nicht zu den Big 4 gehört (Vorjahr: 15 von 201 von ihrer Revisionsstelle bezogen (Vorjahr: 28 [14%]). Im SMI untersuchten Unternehmen). Bei Betrachtung der Revisions- haben alle Unternehmen zusätzliche Honorare an ihre Revi- honorare 2018 wird ersichtlich, dass Deloitte, BDO und die sionsstelle gezahlt, woraus man – in Übereinstimmung mit übrigen Non-Big-3-Revisionsgesellschaften Marktanteile bisherigen wissenschaftlichen Untersuchungen – schliessen dazugewonnen haben und insgesamt CHF 40,3 Mio. (Vor- kann, dass grössere Unternehmen generell mehr zusätzliche jahr: CHF 37,1 Mio.) erhielten, was einen Anteil von knapp Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Setzt man die insge- 7,1% (Vorjahr: 6,8%) am Gesamtvolumen der Revisionshono- samt gezahlten zusätzlichen Honorare ins Verhältnis zu den rare aller SPI-Unternehmen ausmacht (vgl. Abbildung 2). Der insgesamt gezahlten Revisionshonoraren, macht dies 23% Marktanteil der Big 4 ist praktisch gleich geblieben und be- aus (Vorjahr: 22%). Der Mittelwert des Verhältnisses der zu- trägt immer noch fast 100%. sätzlichen Honorare zu den durchschnittlichen Revisions Bei einer Betrachtung der Anzahl Kunden pro Revisions- honoraren der letzten drei Jahre, über alle börsenkotierten gesellschaft (vgl. Abbildung 3) ist ersichtlich, dass PwC als Unternehmen hinweg, beträgt 27% (Median: 12%). Dies liegt Marktleader in den vergangenen sechs Jahren netto neun deutlich unterhalb des europäischen Schwellenwertes, welcher Mandate und EY netto drei der Mandate verloren haben, die Nichtprüfungsleistungen auf 70% des Durchschnitts der während KPMG netto den Zugang von drei Mandaten ver- in den letzten drei aufeinanderfolgenden Geschäftsjahren zeichnen konnte. Per Ende 2018 prüfte PwC damit 87 SPI- erbrachten Revisionshonorare begrenzt [10]. Von den unter- Kunden, KPMG 49, EY 48, BDO 12 und Deloitte 10. suchten Unternehmen überschreiten lediglich 19 (10%) die Ein anderes Bild ergibt sich bei Betrachtung des Gesamt- 70%-Schwelle für zusätzliche Honorare (Vorjahr: 13 Unter- volumens an Revision- und Zusatzhonoraren (vgl. Abbildung 4). nehmen [7%]) [11], während der überwiegende Teil der in der Im untersuchten Zeitraum hat PwC trotz einem anzahlmäs- Schweiz börsenkotierten Unternehmen die EU-Regelungen einhalten würde. Abbildung 2: GESAMTVOLUMEN REVISIONS 3. DOMINANZ DER BIG 3 IN DER SCHWEIZ HONORARE 2018 Seit dem Untergang von Arthur Anderson im Jahr 2002, aus- gelöst durch den Finanzskandal um den amerikanischen Energiekonzern Enron, dominieren die grossen vier Revi Übrige Revisions- sionsgesellschaften Deloitte, EY, KPMG und PwC (sog. Big 4) gesellschaften 7% weltweit den Markt. In der Schweiz ist eine ähnliche Struk- tur zu beobachten, wobei hier bezogen auf den Revisions- markt gar von Big 3 (EY, KPMG, PwC) gesprochen wird [12]. Verglichen mit den Vorjahren ist, zumindest bei der Anzahl Big 3 93% Mandate, eine geringfügige Zunahme der Big 3 und Big 4 im Schweizer Markt feststellbar. 2018 haben von den 209 un- tersuchten Unternehmen 25 ein Revisionsunternehmen be- auftragt, das nicht zu den Big 3 gehört (Vorjahr: 25 von 201 10 | 2019 E X P E R T F O C U S 779
W I RTS C HAFTS P R Ü F U N G ALLG E M E I N SW I S S AU D IT M O N ITO R 2019 Abbildung 3: REVISIONSKUNDEN 2013–2018 Jeweils zum 31. 12. des Jahres (inkl. Kotierungen und Dekotierungen) Anzahl Mandate 100 80 60 40 20 0 PwC EY KPMG Deloitte BDO Übrige 2013 2014 2015 2016 2017 2018 sigen Rückgang an Mandaten den Umsatz gehalten (CHF 259 datsdauern in der Schweiz (siehe entsprechende Ausführun- Mio. in 2013 bzw. CHF 261 Mio. in 2018). EY hat zwischen 2013 gen auf www.swissauditmonitor.ch) und den diametral ent- und 2018 im Marktsegment der SPI-Unternehmen einen Ver- gegenstehenden Entwicklungen in der EU ist zu erwarten, lust an Volumen von CHF 56 Mio. hinnehmen müssen, wäh- dass auch in den nächsten Berichtperioden Revisionsstellen- rend KPMG eine ansehnliche Steigerung des Umsatzes mit wechsel bei sehr grossen Unternehmen zu verzeichnen SPI-Unternehmen von CHF 193 Mio. (2013) auf CHF 239 Mio. sind – mit entsprechenden Auswirkungen auf die erläuter- (2018) verzeichnen konnte. Auch das Gesamtvolumen von De- ten Zahlen. loitte hat zugenommen, während Selbiges bei BDO trotz einer anzahlmässigen Zunahme weitgehend unverändert blieb. 4. PRÜFERWECHSEL Die Ursache von zahlenmässig grossen Verschiebungen Bei näherer Betrachtung der Veränderung der Revisions- in einer Berichtsperiode war der Wechsel der Revisions- mandate können einerseits Wechsel von bestehenden SPI- stelle von SMI-Unternehmen. So erklärt sich der starke An- Unternehmen und anderseits Neu- und Dekotierungen un- stieg des Totals der Revisionshonorare in 2017 bei Deloitte terschieden werden (vgl. Tabelle). Die folgenden Ausfüh durch die Mandatsübernahme von LafargeHolcim (mit rungen haben ausschliesslich den Wechsel von bestehenden einem Honorar von rund CHF 15 Mio.). Der Wechsel der SPI-Unternehmen zum Gegenstand. Die Abgänge und Zu- Revisionsstelle bei ABB von EY zu KPMG ist aufgrund des gänge werden nicht thematisiert. Volumens von rund CHF 34 Mio. eine der Erklärungen für Im Jahr 2018 haben insgesamt sechs Unternehmen, die den starken Anstieg in 2018 bei KPMG bzw. den Rück dem SPI schon angehörten, ihre Revisionsstelle gewechselt gang bei EY. Insofern ist eine stichtagbezogene Sicht mit (Vorjahr: zehn Unternehmen). Dabei hat PwC zwei Mandate Vorsicht zu geniessen. Aufgrund der zum Teil langen Man- verloren, während KPMG und EY jeweils netto um ein Man- Tabelle: VERÄNDERUNG REVISIONSMANDATE 2018 PwC EY KPMG Deloitte BDO Übrige Total Anzahl Mandate 2017 83 46 47 10 11 4 201 Verloren an andere RS –2 –2 –2 0 0 0 –6 Gewonnen von anderen RS 0 3 3 0 0 0 6 Abgänge SPI 0 –2 0 0 0 –1 –3 Zugänge SPI 6 3 1 0 1 0 11 Anzahl Mandate 2018 87 48 49 10 12 3 209 780 E X P E R T F O C U S 2019 | 10
SW I S S AU D IT M O N ITO R 2019 W I RTS C HAFTS P R Ü F U N G ALLG E M E I N Abbildung 4: REVISIONSHONORARE (DUNKEL) UND ZUSATZHONORARE (HELL) DER BIG 4 AUS DEM SPI in CHF Mio. 300 250 200 150 100 50 0 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2013 2014 2015 2016 2017 2018 PwC EY KPMG Deloitte dat zugelegt haben. Andere Revisionsstellen waren vom von IFRS zu Swiss GAAP FER betrafen. Dass die Swiss GAAP Wechsel von bereits kotierten Unternehmen nicht betroffen. FER immer populärer werden, hat mehrere Gründe. Viele Obwohl PwC als Marktführer in den letzten Jahren anzahl- Unternehmen nennen die Praxisnähe von Swiss GAAP FER, mässig an Mandaten verloren hat, konnte das Unternehmen ein verbessertes Aufwand-Nutzen-Verhältnis sowie die An- im Geschäftsjahr 2018 insbesondere durch Neukotierungen passung an schweizerische Gegebenheiten [14]. Ein weiterer wieder zulegen [13]. Von den sechs Unternehmen, die ihre Re- Grund für die Häufung der Wechsel zu Swiss GAAP FER in visionsgesellschaft 2018 gewechselt haben, haben alle eine den letzten Jahren könnte der neue Rechnungslegungs Nicht-Big-3-Revisionsgesellschaft gewählt. Innerhalb des standard IFRS 16 Leasing sein, welcher ab dem 1. Januar 2019 Zeitraums 2013–2018 haben von den 43 Unternehmen, die verpflichtend anzuwenden sein wird. Durch diese neue Vor- ihre Revisionsstelle gewechselt haben, zwölf Unternehmen schrift müssen die Nutzungsrechte praktisch aller Leasing- zu einer Nicht-Big-3 gewechselt – davon fielen sechs Man- güter aktiviert und eine entsprechende Leasingverbindlich date BDO zu. Anzumerken ist, dass es sich bei den von BDO keit passiviert werden [15]. IFRS 16 wird damit bei vielen Un- gewonnenen Mandaten um kleinere Unternehmen handelt ternehmen einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf und so auch die gewonnenen Honorare (relativ gesehen) ge- das Bilanzbild und damit auch auf Schlüsselkennzahlen, ring ausfallen. Zudem haben die Nicht-Big-3-Revisionsge- wie z. B. die Eigenkapitalquote, haben [16]. Die Rechnungsle- sellschaften im untersuchten Zeitraum 2013–2018 auch vier gungsvorschriften von Leasing blieben bei Swiss GAAP FER Mandate verloren und somit bei Nettobetrachtung lediglich demgegenüber unverändert. Auch richten sich Swiss GAAP acht Mandate von den Big 3 gewinnen können. FER an national geprägte Unternehmen, während IFRS sich an internationalen Grossunternehmen orientieren. 5. RECHNUNGSLEGUNGSSTANDARDS Im SMI wenden 75% der Unternehmen IFRS und mit 5.1 Rechnungslegungsstandards von SPI- und SMI-Un- Swatch Group lediglich ein Unternehmen Swiss GAAP FER ternehmen. Im SPI sind die IFRS am weitesten verbreitet – sie werden von 54% (Vorjahr: 54%) der Schweizer börsen kotierten Unternehmen angewendet. Ebenfalls von einem Abbildung 5: ANGEWENDETE RECHNUNGS beachtlichen Anteil der Unternehmen (33%) wird Swiss GAAP LEGUNGSSTANDARDS IM SPI (2018) FER angewendet (Vorjahr: 33%). US GAAP wird von 5% (Vor- jahr: 5%) und das Bankengesetz von 9% (Vorjahr: 8%) der Unternehmen verwendet (vgl. Abbildung 5). Bankengesetz 9% Der Anteil der IFRS-Anwender ist seit 2013 um 12% zurück- US GAAP 5% gegangen. Während im Jahr 2013 noch 128 Unternehmen IFRS angewendet haben, so sind es heute 113 Unternehmen. Swiss GAAP FER Zur gleichen Zeit ist der Anteil der Swiss GAAP FER-An 33% wender von 53 Unternehmen im Jahr 2013 auf 68 Ende 2018 IFRS 54% gestiegen (vgl. Abbildung 6). Seit dem Jahr 2013 gab es insgesamt 19 Wechsel des Rech- nungslegungsstandards im SPI, wobei alle einen Wechsel 10 | 2019 E X P E R T F O C U S 781
W I RTS C HAFTS P R Ü F U N G ALLG E M E I N SW I S S AU D IT M O N ITO R 2019 stellenwechsel zu begründen ist. Dass US-GAAP-Anwender Abbildung 6: ANGEWENDETE RECHNUNGS deutlich höhere Revisionshonorare als Swiss GAAP FER- und LEGUNGSSTANDARDS IM SPI (2013–2018) Bankengesetz-Anwender bezahlen liegt einerseits daran, dass US GAAP um ein Vielfaches umfangreicher und kom- Anzahl Unternehmen 250 plexer sind als die Swiss GAAP FER und das Bankengesetz. Total: Total: Total: Total: 210 209 Total: Total: 209 Anderseits ist zu berücksichtigen, dass einige nach US GAAP 206 203 201 200 Rechnung legende Unternehmen ebenfalls in den USA ko- tiert sind bzw. waren und daher die Abschlussprüfung nach 150 den Vorschriften des Public Company Accounting Oversight Board (PCAOB) erfolgt. Zudem sind diese Zahlen aufgrund 100 der kleinen Anzahl an US GAAP-Unternehmen anfällig für Ausreisser, da lediglich sechs der zehn US GAAP-Unterneh- 50 men Teil des SPI ex SMI sind. Bei den IFRS-Anwendern sind die durchschnittlichen Revisionshonorare relativ stabil ge- 0 blieben, obwohl seit 2013 im SPI ex SMI weniger Unterneh- 2013 2014 2015 2016 2017 2018 men IFRS anwenden. Sowohl die Anzahl Anwender wie auch die durchschnittlichen Revisionshonorare der Swiss GAAP IFRS US GAAP FER-Anwender haben seit 2013 leicht zugenommen. Insge- Swiss GAAP FER Bankengesetz samt sind die Swiss GAAP FER ein Standard für kleinere börsenkotierte Unternehmen. Dies erkennt man auch daran, dass die durchschnittlichen Revisionshonorare kleiner sind an. Dies scheint nachvollziehbar, da im SMI-Index die gröss- als bei US GAAP- und IFRS-Anwendern. Das Bankengesetz ten börsenkotierten Schweizer Unternehmen enthalten sind, wird grundsätzlich nur von kleineren börsenkotierten Ban- welche alle international ausgerichtet sind. Die US GAAP ken angewendet. Trotzdem sind die durchschnittlichen Re- werden von vier Unternehmen im SMI angewendet und das visionshonorare grösser als bei Swiss GAAP FER. Dies deutet Bankgengesetz von keinem (vgl. Abbildung 7). Dabei wenden auf die hohe Regulierung der Banken und die damit ver Credit Suisse und ABB US GAAP als Rechnungslegungs bundenen höheren Kosten hin (vgl. Abbildung 8). standard an, weil ihre Aktien auch an der New York Stock Exchange (NYSE) kotiert sind. 6. FAZIT Der Revisionsmarkt bei kotierten Unternehmen in der 5.2 Revisionshonorare nach Rechnungslegungsstan- Schweiz hat 2018 ein Volumen von CHF 568 Mio. Seit Beginn dard. Für die Analyse der Revisionshonorare nach Rech- der Erhebung im Jahr 2013 (CHF 557 Mio.) ist dieses im We- nungslegungsstandard wurde der SPI ex SMI als Datenbasis sentlichen unverändert. Rund 70% dieses Marktes macht der genommen, da die SMI-Unternehmen aufgrund ihrer Grösse SMI mit CHF 398 Mio. aus, was zeigt, dass bei grösseren Un- die Ergebnisse verzerren würden. Die Resultate zeigen, dass ternehmen der Prüfungsaufwand und somit auch das Revi- bei den SPI ex SMI-Unternehmen US-GAAP-Anwender im sionshonorar höher ist. Die Honorare für zusätzliche Dienst- Durchschnitt fast gleich viel wie IFRS-Anwender an Revi leistungen haben sich sowohl im SPI als auch im SMI seit 2013 sionshonoraren bezahlen. Der starke Rückgang der durch- nur wenig geändert. Die im SMI bezahlten Honorare für zu- schnittlichen Revisionshonorare bei US-GAAP-Anwendern sätzliche Dienstleistungen von CHF 82 Mio. machen 64% der im Jahr 2013 und 2014 ist durch die Dekotierung von Weath- im SPI bezahlten Zusatzhonorare von CHF 128 Mio. aus. erford und den starken Honorarrückgang bei Logitech zu Während bei den in dieser Zusammenfassung des Swiss erklären [17], während der Anstieg im Jahr 2018 hauptsäch- Audit Monitor 2019 nicht thematisierten Mandatsdauer etli- lich mit dem Honoraranstieg der ABB nach dem Revisions- che Unternehmen gegen die aktuellen EU-Bestimmungen verstossen, würden dagegen die meisten Schweizer börsen- kotierten Unternehmen das von der EU vorgegebene Limit Abbildung 7: ANGEWENDETE RECHNUNGS für zusätzliche Dienstleistungen einhalten, zumal lediglich LEGUNGSSTANDARDS IM SMI (2018) 19 Unternehmen die 70%-Schwelle für zusätzliche Honorare überschreiten. Im Schweizer Markt ist weiterhin eine deutliche Domi- Bankengesetz 0% nanz der Big 3 zu erkennen. Von den untersuchten Unter US GAAP 20% nehmen werden 88% von Big-3-Gesellschaften geprüft und deren Marktanteil am Revisionshonorar beträgt 93%. Es ist Swiss GAAP FER 5% nicht zu erwarten, dass sich der Revisionsmarkt für mittlere und kleine Revisionsgesellschaften öffnen wird. Wechselt IFRS 75% nämlich ein Unternehmen die Revisionsstelle, folgt fast immer eine ebenfalls grosse Revisionsgesellschaft. Insge- samt haben im Jahr 2018 sechs Unternehmen ihre Revisi- onsstelle gewechselt, was einer Honorarverschiebung von 782 E X P E R T F O C U S 2019 | 10
SW I S S AU D IT M O N ITO R 2019 W I RTS C HAFTS P R Ü F U N G ALLG E M E I N Abbildung 8: DURCHSCHNITTLICHE REVISIONSHONORARE NACH RECHNUNGSLEGUNGSSTANDARD (SPI EX SMI) in CHF Mio. 4 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2013 2014 2015 2016 2017 2018 IFRS US GAAP Swiss GAAP FER Bankengesetz Durchschnittliches Honorar Median CHF 38 Mio. entspricht, wovon der Wechsel von ABB alleine net, die auf verschiede Gründe zurückzuführen ist, insbe- schon CHF 34 Mio. ausmacht. BDO und die übrigen kleine- sondere auf Compliance- und Kostenaspekte. Wenn die ren Revisionsgesellschaften haben keine neuen Honorare ak- Komplexität der IFRS weiter zunehmen sollte, ist zu er quiriert. Die Revisionsstellenwechsel haben also insgesamt warten, dass der Trend weg von IFRS hin zu Swiss GAAP FER wenig Einfluss auf die Konzentration in der Branche und die gerade bei kleineren und mittelgrossen kotierten Industrie- Dominanz der Big 4 ist weiterhin deutlich ersichtlich. unternehmen anhalten wird. Wenig wahrscheinlich ist je- Die IFRS bleiben der verbreitetste Rechnungslegungsstan- doch, dass grosse börsenkotierte Unternehmen mit einem in- dard im SPI (54%), gefolgt von den Swiss GAAP FER (33%). ternationalen Aktionariat den Rechnungslegungsstandard Dass sich die IFRS auf international tätige Gesellschaften wechseln. Internationale Kapitalgeber verlangen, dass die ausrichten, sieht man an der noch höheren Verbreitung von Finanzberichterstattung international vergleichbar ist, was IFRS im SMI (75%). Trotzdem hat sich in den letzten Jahren durch die Anwendung von IFRS besser ermöglicht wird als eine Tendenz zum Wechsel auf Swiss GAAP FER abgezeich- durch Swiss GAAP FER. n Anmerkungen: * Der Autor dankt seinen Mitar- (Hrsg.): Finanz- und Rechnungswesen – Jahrbuch per 30. September 2017 enden, zum Kalenderjahr beitenden am Lehrstuhl für Auditing and Internal 2017, S. 175–201. 4) Revisionsnahe Dienstleistungen 2017 gezählt. 6) Es wurde die Zusammensetzung Control (Universität Zürich) für die Unterstützung: (audit related fees) wurden zu den zusätzlichen des SPI am 31. Dezember 2017 mit der Zusammen- Bettina Willi (MA UZH) und Marie-Louise Teich Honoraren gezählt; vgl. zu dieser Problematik SIX, setzung des SPI am 31. Dezember 2016 verglichen. mann insbesondere für die Erhebung der Daten, Leitfaden von SIX Exchange Regulation zur Richt- Kotierungen: Idorsia Ltd., Landis + Gyr Group AG, Ivan Knezevic (MA UZH) und Yves Stäheli (BA- linie betr. Informationen zur Corporate Gover- Poenina Holding AG, Zur Rose Group AG, Vifor Student UZH) für die Erhebung der Daten und die nance vom 1. Januar 2016, S. 55–56. 5) Dabei wurde Pharma AG. Dekotierungen: Actelion AG, Life- Bearbeitung des Manuskripts. 1) Vgl. Lutter, M., folgendes Vorgehen gewählt: Basis für die Analyse Watch AG, Looser Holding AG, Pax Anlage AG, Syn- Der Wirtschaftsprüfer als Element der Corporate jedes Berichtsjahrs bildete die Gesamtheit der am genta AG, SHL Telemedicine Ltd., Myriad Group Governance, Düsseldorf 2001, S. 3. 2) Vgl. SIX Ex- 31. Dezember des entsprechenden Jahrs im SPI ko- AG (wurde berücksichtigt, obwohl erst im April change Regulation, Richtlinie betr. Informationen tierten Unternehmen. Erst damit wurde ein Ver- 2018 dekotiert, da kein Geschäftsbericht für das Ge- zur Corporate Governance, 2016, S. 5. 3) Revisions- gleich über die fünf Jahre möglich. Aufgrund von schäftsjahr 2018 vorhanden ist). 7) Neu kotiert sind honorar wird verstanden als Honorar für die ge- erstmaligen Kotierungen und von Dekotierungen folgende Unternehmen: ASmallWorld Holdings, setzliche Revisionsstelle; vgl. zu dieser Proble unterschied sich die Grundgesamtheit der einzel- BB Biotech, Blackstone Resources AG, CEVA Logis- matik Eberle, R., Bamert, R., Determinanten der nen Berichtsjahre. Die Zuordnung nach Kalender- tics, Fundamenta Real Estate AG, Lalique Group SA, Revisionshonorare bei kotierten Schweizer Gesell- jahr erfolgte aufgrund des Abschlussdatums; so Medartis AG, ObsEva SA, Polyphor AG, Sensirion schaften, S. 178, in: Eberle, R., Oesch, D., Pfaff, D. werden Geschäftsjahre, die per 31. März 2017 oder und SIG Combibloc Group. Dekotiert sind fol- 10 | 2019 E X P E R T F O C U S 783
W I RTS C HAFTS P R Ü F U N G ALLG E M E I N SW I S S AU D IT M O N ITO R 2019 gende Unternehmen: Bank Cler (vormals Bank durch die Richtlinie 2014/56/EU und die Verord- Overkill in der Wirtschaftsprüfung, in: Neue Zür- Coop), Goldbach Group AG und Hügli. Anmer- nung 537/2014 neu geregelt. Gemäss der neuen cher Zeitung, 19. Februar 2011, S. 27. 13) Vgl. Vogel, kung: Die Klingelnberg AG wurde zwar im Ge- Verordnung gilt, dass die Gesamthonorare der B., Branchenprimus in Bedrängnis, in: Tages-An- schäftsjahr 2018 neukotiert, wird jedoch erst im erlaubten Nichtprüfungsleistungen auf maximal zeiger, 28. August 2015, S. 9. 14) Vgl. Schmutz, C.G., nächstjährigen SAM-Report berücksichtigt, da 70% des Durchschnitts der in den letzten drei auf- Die Swatch Group tickt anders, in: Neue Zürcher der Geschäftsbericht 2017/2018 nicht enthalten ist. einanderfolgenden Geschäftsjahren erbrachten Zeitung, 27. Februar 2013, S. 26. 15) Vgl. Internatio- 8) Die rückwirkende Änderung der Revisionsho Prüfungshonorare begrenzt werden. Vgl. Europäi- nal Accounting Standards Board (IASB), IFRS 16 norare für das Jahr 2016 ist insbesondere auf den sches Parlament/Rat der Europäischen Union, Ver- «Leases», 2016. 16) Vgl. Kirsch, H., Abschlussanaly- Betrugsfall bei ABB zurückzuführen. Wegen des ordnung (EU) Nr. 537/2014 des Europäischen Parla- tische und abschlusspolitische Effekte der Leasing Betrugsfalls wurden zusätzliche Revisionsdienst ments und des Rates vom 16. April 2014 über spezi- bilanzierung nach IFRS 16, in: IRZ, 2018/2, S. 40–47. leistungen nach der Veröffentlichung des Geschäfts fische Anforderungen an die Abschlussprüfung bei 17) Weatherford hat im Jahr 2013 insgesamt CHF 15,6 berichts 2016 für das Jahr 2016 durchgeführt. Diese Unternehmen von öffentlichem Interesse und zur Mio. an Revisionshonoraren gezahlt. Durch die De- Revisionsdienstleistungen im Umfang von CHF 2,4 Aufhebung des Beschlusses 2005/909/EG der Kom- kotierung 2014 ging das durchschnittliche Revi Mio. wurden dem Geschäftsjahr 2016 nachträglich mission, Art. 4. 11) Es wurden nur Unternehmen sionshonorar bei US-GAAP-Anwendern deutlich verrechnet. 9) Vgl. Köhler, A., Marten, K.-U., Ratzin- berücksichtigt, bei denen die Angaben zu den Revi- zurück. Das Revisionshonorar sank bei Logitech ger, N., Wagner, M., Prüfungshonorare in Deutsch- sionshonoraren in den letzten drei Jahren vorhan- von CHF 6,5 Mio. im Jahr 2014 auf CHF 2,4 Mio. land – Determinanten und Implikationen, Berlin den waren. Im Geschäftsjahr 2017 waren es 191 im Jahr 2015 (dies könnte möglicherweise durch 2010, S. 16–17. 10) Ab Juni 2016 wurde die gesetzli- Unternehmen und im Geschäftsjahr 2016 195 Un- den Revisionsstellenwechsel im Jahr 2015 bedingt che Abschlussprüfung in den EU-Mitgliedsstaaten ternehmen. 12) Vgl. Severin, C., Regulatorischer sein). 784 E X P E R T F O C U S 2019 | 10
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