UNTERNEHMENSBEFRAGUNG 2021 CORONA-KRISE BELASTET UNTERNEHMEN - FINANZIERUNGSKLIMA TRÜBT SICH EIN - KFW
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Impressum Herausgeber KfW Bankengruppe Palmengartenstraße 5-9 60325 Frankfurt am Main Telefon 069 7431-0 Telefax 069 7431-2944 www.kfw.de Redaktion KfW Bankengruppe Abteilung Volkswirtschaft Autor Dr. Juliane Gerstenberger Telefon 069 7431-4420 ISSN 1867-1500 Frankfurt am Main, Juni 2021
Inhalt Zusammenfassung 1 1. Entwicklung der Finanzierungsbedingungen 3 2. Kreditnachfrage 7 Unternehmen mit Kreditverhandlungen 7 Kreditverhandlungen nach Kreditlaufzeiten 7 Scheitern von Kreditverhandlungen 8 3. Entwicklung von Eigenkapitalquote und Ratingnote 11 Entwicklung der Eigenkapitalquote 11 Geplante Erhöhung der Eigenkapitalquote 13 Entwicklung der Ratingnote 15 4. Auswirkungen der Corona-Krise auf die Bedeutung einzelner Finanzierungsinstrumente 19 5. Investitionstätigkeit 25 Investitionen in den letzten 12 Monaten 25 Investitionspläne für 2021 30 Literatur 33 Anhang 35 Liste der teilnehmenden Verbände 51
Zusammenfassung Die Finanzierungssituation der Unternehmen in zu keinem Abschluss. Verhandlungen über mittel- Deutschland stellt sich aufgrund der Corona-Pandemie und langfristige Kredite waren mit Anteilen von 14,8 und der damit einhergehenden Wirtschaftskrise aktuell und 12,1 % etwas erfolgreicher. angespannter dar als in den Vorjahren. Dies liegt nicht nur an dem unsicheren konjunkturellen Umfeld, son- 5. Die seit der Jahrtausendwende zu beobachtende dern auch an der sich verschlechternden Eigenkapital- positive Entwicklung der Eigenkapitalausstattung situation vieler Unternehmen und dem damit verbun- der Unternehmen dürfte sich im vergangenen Jahr denen Rückgang der Bonitätsbewertungen. Entspre- nicht fortgesetzt haben. So berichteten 39,5 % der chend gedämpft war auch die Investitionstätigkeit der befragten Unternehmen von einer Verschlechte- Unternehmen im vergangenen Jahr. Dies zeigen die rung ihrer Eigenkapitalquote. Lediglich 29,7 % der Ergebnisse unserer Unternehmensbefragung 2021. Unternehmen meldeten eine Verbesserung. Gemeinsam mit 18 Spitzen-, Fach- und Regionalver- 6. Für viele Unternehmen dürfte es nach der Krise bänden der Wirtschaft hat die KfW Bankengruppe zum somit von hoher Wichtigkeit sein, ihre Eigenkapital- 20. Mal eine breit gefächerte Befragung von Unter- basis wieder zu stärken. Aktuell planen rund 37 % nehmen aller Größenklassen, Wirtschaftszweige, der befragten Unternehmen ihre Eigenkapitalquote Rechtsformen und Regionen durchgeführt. Die Befra- zu erhöhen. Mit einem Anteil von 72 % soll dies be- gung erfolgte im Zeitraum zwischen Mitte Dezember sonders häufig mittels der Einbehaltung von Ge- 2020 und Ende März 2021 und bildet im Wesentlichen winnen realisiert werden. Ist keine Erhöhung ge- die Verhältnisse und Stimmungslage im Jahr 2020 ab. plant, liegt dies mit 35,9 % vorwiegend daran, dass Sie zeichnet daher ein gutes Bild der Situation der Un- die Unternehmen ihre Eigenkapitalquote für ange- ternehmen in der Corona-Krise. Die wichtigsten Ergeb- messen halten. Mit einem Anteil von 29,9 % schei- nisse sind: tert eine Erhöhung aber häufig auch daran, dass die Unternehmen dafür aktuell keine Möglichkeit 1. Die Finanzierungssituation der Unternehmen in sehen. Deutschland hat sich merklich verschlechtert – ins- besondere in den von der Pandemie am stärksten 7. Die Corona-Krise hat auch die Ratingnoten vieler betroffenen Branchen. Rund 36 % der Unterneh- Unternehmen im vergangenen Jahr unter Druck men berichteten von einem leichten Kreditzugang. gesetzt – 34,5 % der Unternehmen meldeten eine Mehr als jedes vierte befragte Unternehmen melde- Verschlechterung der Bonitätsbewertung. Lediglich te dagegen Schwierigkeiten – gegenüber dem Vor- 16 % der befragten Unternehmen konnten ihre Ra- jahr hat sich dieser Anteil mehr als verdoppelt. tingnote verbessern. 2. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach Bankkrediten im 8. Die aktuelle Krise und ihre Folgen könnten einen vergangenen Jahr deutlich gestiegen: 62,2 % der nicht unerheblichen Einfluss darauf haben, welche Unternehmen haben Kreditverhandlungen geführt. Finanzierungsinstrumente für die Unternehmen zu- Dieser Anstieg reflektiert den coronabedingt erhöh- künftig interessant bzw. zugänglich sind. Die Befra- ten Liquiditätsbedarf vieler Unternehmen. gungsergebnisse zeigen, dass vor allem solche In- strumente nach der Krise in der Gunst der Unter- 3. Insbesondere langfristige Kredite waren gefragt: nehmen steigen werden, die deren Eigenkapital- 59,6 % der kreditnachfragenden Unternehmen führ- quoten schonen bzw. stärken. Dazu zählen insbe- ten hierzu Kreditverhandlungen. Diese dürften zu sondere die Innenfinanzierung, Einlagen von Fami- einem nicht unerheblichen Teil für den Aufbau von lie oder Gesellschafter sowie das Leasing. Aber Liquiditätspolstern herangezogen worden sein. auch Fremdkapitalinstrumente wie kurz- und mittel- Über kurzfristige Kredite wurden nur in rund 39,9 % fristige Bankkredite werden nach Aussagen der Un- der Fälle Kreditverhandlungen geführt. ternehmen an Bedeutung zunehmen. Bisher wenig genutzte Instrumente, wie z. B. Beteiligungskapital, 4. Im Vergleich zu den Vorjahren scheiterten Kredit- Mezzanine Kapital, Factoring sowie Anleihen könn- verhandlungen im Jahr 2020 jedoch häufiger. Mit ten dagegen zukünftig noch weiter an Bedeutung einem Anteil von 18,6 % kam es bei kurzfristigen einbüßen. Krediten im zurückliegenden Jahr besonders häufig Seite 1
Unternehmensbefragung 2021 9. Trotz der Schwere der Krise haben rund zwei Drit- rauf deuten auch die genannten Investitionsziele tel der befragten Unternehmen im vergangenen hin: Rund 52 % der Unternehmen nannten als ein Jahr Investitionen umgesetzt – im Vergleich zum primäres Investitionsziel Digitalisierung, rund 37 % Vorjahr aber in geringerem Umfang. Rund 42,1 % die Senkung von Kosten. der Unternehmen gaben an, den Umfang ihrer In- vestitionsprojekte reduziert zu haben. Gleichzeitig 11. Bei ihren Investitionsplänen für das aktuelle Jahr meldeten rund 46 % der Unternehmen, dass min- zeigen sich die meisten Unternehmen vorsichtig destens eine geplante Investition nicht umgesetzt optimistisch. Rund sieben von zehn befragten Un- werden konnte – besonders häufig aufgrund der ternehmen planen Investitionen zu tätigen. Rund schlechten Wirtschaftslage (30, 7 %). 40 % der Unternehmen wollen ihre Investitionsaus- gaben im Vergleich zum letzten Jahr sogar erhö- 10. Diese Ergebnisse legen nah, dass viele Unterneh- hen. Als primäre Investitionsziele stehen dabei men ursprünglich geplante Projekte möglicherweise wieder im Vordergrund: Digitalisierungsprojekte nicht umsetzten konnten, aber durch (kleinere) In- (50,4 %), Ersatzinvestitionen (48,1 %), die Senkung vestitionsprojekte ersetzt haben, die ihnen halfen, von Kosten (45,2 %) sowie Erweiterungsinvestitio- sich besser an die Krisensituation anzupassen. Da- nen (42,8 %). Seite 2
1. Entwicklung der Finanzierungsbedingungen Corona-Krise trübt Finanzierungsklima zugang – rund 36 % der befragten Unternehmen. Dies Mit einem Rückgang des preisbereinigten Bruttoin- ist wenig überraschend. In diesem sehr diversen Seg- landsprodukts (BIP) um 4,9 % im Vergleich zum Vor- ment sind viele Unternehmen vertreten, die am stärk- jahr1 ist die deutsche Wirtschaft im Jahr 2020 in eine sten von den Pandemie-Eindämmungsmaßnahmen be- tiefe Rezession gerutscht, die jedoch glimpflicher ablief troffen sind, u. a. Restaurants und Hotels. Die Maß- als zunächst befürchtet.2 Dennoch beendete die Coro- nahmen haben nicht nur Folgen für die finanzielle Sta- na-Krise damit eine fast zehnjährige Wachstumsphase bilität vieler Unternehmen dieser Branche (siehe Kapi- in Deutschland, die gleichzeitig mit einer fast stetigen tel zur Entwicklung der Eigenkapitalquoten). Auch die Verbesserung der Finanzierungssituation der hiesigen kurz- bis mittelfristigen wirtschaftlichen Aussichten dürf- Unternehmen einherging. ten bei vielen Betroffenen weiterhin äußerst ungewiss sein. Dies könnte aktuell zu einer Zurückhaltung der Der konjunkturelle Einbruch des vergangenen Jahres Banken bei der Kreditvergabe führen. blieb auch für das Finanzklima nicht folgenlos. Gemäß unserer Befragungsergebnisse hat es sich im Vergleich Grafik 1: Finanzierungsklima nach Wirtschafts- zum Vorjahr eingetrübt. Lediglich 36 % der Unterneh- zweigen men gaben in der diesjährigen Befragung an, dass der Kreditzugang derzeit leicht ist (Grafik 1). Demgegen- Verarbeitendes Gewerbe 41,5 % 37,8 % 20,7 % (386) über beurteilten 26,5 % der Unternehmen den Zugang 4,2 % zu Bankkrediten als schwierig.3 Gegenüber der Vorjah- Bau (192) 70,8 % 25,0 % resbefragung hat sich dieser Anteil mehr als verdoppelt (2020: 12,3 %). Der Saldo ("leicht"- abzüglich "schwie- 12,0 % Groß- und Außenhandel rig"-Meldungen) ging von 44,9 Punkte im Befragungs- (83) 55,4 % 32,5 % jahr 2020 auf 9,6 Punkte in der aktuellen Befragung zu- rück. Damit überwogen zwar noch immer die Positiv- Einzelhandel (83) 26,5 % 38,6 % 34,9 % meldungen, aber nicht mehr so stark wie zuvor. Hierbei gilt es zu beachten, dass nicht nur Unternehmen be- fragt wurden, die in Kreditverhandlungen stehen. Damit Dienstleistungen (777) 23,8 % 40,4 % 35,8 % basieren die Einschätzungen der Unternehmen zum Finanzierungszugang zwar nicht ausschließlich auf ori- Alle Unternehmen (1.526) 36,2 % 37,3 % 26,5 % ginären Erfahrungen, die Befragungsergebnisse zeich- nen so aber ein ganzheitlicheres Bild des von den Un- 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % ternehmen empfundenen Finanzierungsklimas. leicht weder noch schwierig Die Ergebnisse decken sich grundsätzlich auch mit an- Auch im Einzelhandel – in weiten Teilen ebenso stark deren Erhebungen. So zeigt die KfW-ifo-Kredithürde, von den Eindämmungsmaßnahmen betroffen – war der dass der Kreditzugang im Lauf des vergangenen Jah- Anteil an Negativmeldungen mit rund 35 % weit über- res schwieriger geworden ist. Im ersten Quartal 2020 durchschnittlich. Im Groß- und Außenhandel berichte- berichteten nur 17,3 % der mittelständischen Unter- ten dagegen nur 12 % der befragten Unternehmen von nehmen, die Kreditverhandlungen mit Banken führten, einem schwierigen Kreditzugang. Im Verarbeitenden von einem restriktiven Verhalten der Finanzinstitute. Gewerbe zeigt sich zwar ein Anstieg an Negativmel- Bis zum ersten Quartal 2021 stieg dieser Anteil auf dungen im Vergleich zum Vorjahr, im Branchenver- 22,5 %.4 gleich ist der Kreditzugang von Unternehmen in diesem Segment dennoch weitestgehend gut. Mit einem Saldo Dienstleistungssektor und Einzelhandel besonders von 20,7 Punkten überwogen die „leicht“-Meldungen schwer betroffen deutlich. Die Eintrübung des Finanzierungsklimas trifft jedoch nicht alle Branchen gleichermaßen (Grafik 1). Vielmehr Die mit Abstand wenigsten Schwierigkeiten beim Zu- zeigt sich hier eine große Spreizung, welche die unter- gang zu Bankkrediten haben aktuell Unternehmen im schiedliche Branchenbetroffenheit der Corona-Krise Baugewerbe. Lediglich 4,2 % gaben an, Probleme zu widerspiegelt. Am häufigsten berichteten Dienstlei- haben. Dagegen berichteten 70,8 % über einen leich- stungsunternehmen von Schwierigkeiten beim Kredit- ten Kreditzugang. Analog dazu zeigen sich auch im Seite 3
Unternehmensbefragung 2021 Handwerk – einem Wirtschaftsbereich, der Unterneh- Unternehmen – per se ein höheres Risiko für externe men unterschiedlichster Branchen umfasst – ver- Geldgeber dar.5 Hinzu kommt, dass sie aus Sicht der gleichsweise wenige Probleme. Nur 11 % der befrag- Finanziers häufig eher geringe Finanzierungsvolumina ten Handwerksunternehmen meldeten einen aktuell nachfragen, sodass – für einen potenziellen Geldge- schwierigen Kreditzugang (siehe Grafik 41 im Anhang). ber – ein eher ungünstiges Verhältnis von Transakti- onskosten zum Ertrag entsteht. Darüber hinaus verfü- Kleine Unternehmen: Kreditzugang schwieriger gen kleine Unternehmen lediglich über begrenzte ma- Auch eine Betrachtung nach Größenklassen zeigt für terielle Vermögenswerte, die sie zur Besicherung von jedes Segment eine im Vergleich zum Vorjahr pessimi- Krediten einsetzen können. Als Konsequenz fällt ihnen stischere Einschätzung des Finanzierungsklimas (Gra- der Kreditzugang schwerer als anderen Unternehmen. fik 2). Gleichzeitig zeigt sich auch eine klare Größen- abhängigkeit beim Kreditzugang: je kleiner das Unter- Grafik 3: Langfristige Entwicklung des Finanzie- nehmen umso größer sind die benannten Schwierigkei- rungsklimas ten. Im Segment der Kleinstunternehmen mit bis Wahrscheinlichkeit in Prozent zu1 Mio. EUR Jahresumsatz berichtete mehr als jedes dritte Unternehmen von einem schwierigen Kreditzu- 9,1 9,8 10,9 14,3 14,0 14,1 12,8 10,3 11,1 18,7 gang (35 %). Im Segment der Unternehmen mit zwi- schen 1 bis 2,5 Mio. EUR Umsatz war es etwa jedes 25,7 vierte (26,9 %). In den übrigen Größenklassen 29,9 29,8 31,7 30,4 27,7 35,1 33,0 30,2 schwanken die Anteile zwischen 14 und 16 %. 35,6 Grafik 2: Finanzierungsklima nach Unternehmens- größenklassen 64,0 59,1 59,2 59,7 61,3 57,3 bis 1 Mio. EUR (609) 23,8 % 41,2 % 35,0 % 50,7 53,0 55,6 45,8 über 1 bis 2,5 Mio. EUR 38,5 % 34,6 % 26,9 % (208) 15,0 % über 2,5 bis 10 Mio. EUR 47,6 % 37,4 % (246) 15,5 % leicht weder noch schwierig über 10 bis 50 Mio. EUR 58,8 % 25,7 % (187) Lesebeispiel: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein für die Stichprobe typisches Unternehmen angibt, die Kreditaufnahme in den zurücklie- 14,4 % genden zwölf Monaten sei schwierig gewesen, ist gegenüber dem über 50 Mio. EUR (104) 45,2 % 40,4 % Vorjahr von 10,9 auf 18,7 % gestiegen. Anmerkung: Modellrechnung basierend auf den Regressionsergeb- nissen in Tabelle 9. Für Erläuterungen siehe Abschnitt "Erläuterun- Alle Unternehmen (1.526) 36,2 % 37,3 % 26,5 % gen zur Methodik" im Anhang. 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Die Corona-Krise mit ihrer sehr unterschiedlichen Branchenbetroffenheit hat diese Differenz noch ver- leicht weder noch schwierig schärft. Die im Befragungssample enthaltenen Kleinst- Dagegen schätzten deutlich mehr größere als kleinere und Kleinunternehmen sind zum überwiegenden Teil Unternehmen den Kreditzugang als leicht ein. Im Seg- im Dienstleistungssektor tätig, während die größeren ment der Unternehmen mit einem Umsatz über 50 Mio. häufiger im etwas weniger stark betroffenen Verarbei- EUR ist der Anteil fast doppelt so hoch wie im Segment tenden Gewerbe sowie im Groß- und Außenhandel an- der Unternehmen mit unter 1 Mio. EUR Umsatz (45 % zutreffen sind. versus 24 %). Dementsprechend lag der Saldo aus Positiv-Meldungen abzüglich Negativmeldungen im Corona-Krise beendet stetige Verbesserung des Segment der Kleinstunternehmen mit -11 Punkten Finanzierungsklimas erstmal seit Erhebungsbeginn im negativen Bereich. Die Ergebnisse einer multivariaten Analyse, die Verän- derung des Antwortverhaltens im Zeitablauf – bei einer Die aufgezeigte Größenabhängigkeit des Finanzie- simulierten unveränderten Stichprobenzusammenset- rungsklimas ist bereits aus früheren Erhebungen be- zung – modelliert, verdeutlichen ebenfalls die Ver- kannt. Kleine Unternehmen stellen – ähnlich wie junge schlechterung des Finanzierungsklimas im Vergleich Seite 4
Entwicklung der Finanzierungsbedingungen zu den Vorjahren (Grafik 3).6 Die Wahrscheinlichkeit, Weitere Entwicklung des Finanzierungsklimas dass ein für die Befragung typisches Unternehmen ein ungewiss schwieriges Kreditklima meldet, legte gegenüber dem Noch ist unklar, ob sich das Finanzierungsklima zügig Vorjahr von 10,9 auf 18,7 % zu. Gleichzeitig ging die erholt oder noch weiter eintrübt. Die Krise hat das Fi- Wahrscheinlichkeit einen „leichten“ Kreditzugang zu nanzpolster zahlreicher Unternehmen geschwächt. melden um 15,5 Prozentpunkte zurück. Dies könnte den Finanzierungszugang der betroffenen Unternehmen erschweren. Ebenso könnte die Zurück- Die Corona-Krise beendet damit eine Phase, in wel- haltung der Banken aufgrund der im Umfang schwer cher sich das Finanzierungsklima nach Einschätzung abschätzbaren Kreditrisiken weiter zunehmen. der befragten Unternehmen fast stetig verbessert hat. Im Jahr 2012 überstieg die Wahrscheinlichkeit einen Grafik 4: Gründe für die Verschlechterung der „leichten“ Kreditzugang zu melden die Wahrscheinlich- Kreditaufnahme keit einen „schwierigen“ Kreditzugang zu melden um Anteile in Prozent rund 36 Prozentpunkte. Bis zum Befragungsjahr 2020 stieg der Saldo auf rund 50 Prozentpunkte. Im aktuel- Anforderungen an len Befragungsjahr fiel er auf 27 Prozentpunkte. Offenlegung 36,9 % Ursachen für Erschwernisse der Kreditaufnahme Was sind die Aspekte, an denen die Unternehmen eine Anforderungen an 36,7 % Dokumentation Verschlechterung des Finanzierungsklimas festma- chen?7 Am häufigsten genannt wurden gestiegene An- forderungen an die Offenlegung von Geschäftszahlen Mehr Kreditsicherheiten 29,8 % und -strategien (36,9 %) sowie die Dokumentation des Vorhabens (36,7 %) (Grafik 4). Dahinter rangieren hö- here geforderte Sicherheiten (29,8 %) und eine gestie- Langwierige Bearbeitungs- 23,4 % gene Bearbeitungsdauer (23,4 %). Ein Anstieg der Zin- bzw. Entscheidungsdauer sen wird von deutlich weniger Unternehmen mit Finan- zierungsschwierigkeiten gemeldet (10,6 %). Im Ver- gleich zu früheren Erhebungen dieser Frage (letztmalig höhere Zinsen 10,6 % 2016) hat sich an der Reihenfolge der genannten As- pekte kaum etwas geändert. 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Anmerkung: Anteile der Unternehmen, die Angaben die entspre- chenden Kriterien seien gestiegen. Mehrfachnennungen möglich Seite 5
2. Kreditnachfrage Unternehmen mit Kreditverhandlungen Die rege Kreditnachfrage zeigt sich auch über alle Durch die krisenbedingten Umsatzeinbrüche sahen Größenklassen hinweg (Grafik 6). Mit einem Anteil von sich zahlreiche Unternehmen mit Liquiditätsproblemen 70,1 % führten Unternehmen im Umsatzgrößenseg- konfrontiert – insbesondere zu Beginn der Krise im ment über 50 Mio. EUR am häufigsten Kreditverhand- Frühjahr 2020. Denn den ausgefallenen Einnahmen lungen. Aber auch kleinere Unternehmen (über 1 bis standen weiterhin laufende Kosten gegenüber. Um 2,5 Mio. EUR Umsatz) fragten mit 66,7 % sehr häufig Liquiditätsengpässe zu überbrücken, nahmen nicht Kredite nach. Kleinstunternehmen mit bis zu 1 Mio. wenige Unternehmen Kredit in Anspruch. Dies spiegelt EUR Umsatz beantragten mit 59 % dagegen deutlich sich auch in unseren Befragungsergebnissen wider. seltener Kredite. Im Vergleich zur Vorjahreserhebung ist aber auch in diesem Segment die Nachfrage deut- In den zwölf Monaten vor Befragungsbeginn haben lich gestiegen (+28 Prozentpunkte). 62,2 % der Unternehmen Kreditverhandlungen geführt (Grafik 5). Gegenüber dem Vorjahr ist dies eine deutli- Grafik 6: Unternehmen mit Kreditverhandlungen che Zunahme um rund 7,4 Prozentpunkte. Die Anteile nach Unternehmensgröße schwanken jedoch merklich zwischen den Wirtschafts- zweigen. Mit 45,3 % führten Unternehmen im Groß- bis 1 Mio. EUR (620) 59,0 % und Außenhandel am seltensten Kreditverhandlungen. Auch im Baugewerbe war der Anteil mit rund 55 % un- terdurchschnittlich. Unternehmen im Verarbeitenden über 1 bis 2,5 Mio. EUR 66,7 % (216) Gewerbe führten mit einem Anteil von 66 % dagegen am häufigsten Verhandlungen, gefolgt von Unterneh- über 2,5 bis 10 Mio. EUR men im Dienstleistungssektor (64,2 %) und im Einzel- 63,9 % (255) handel (61,4 %). In der gestiegenen Kreditnachfrage der drei zuletzt genannten Wirtschaftszweige spiegelt über 10 bis 50 Mio. EUR 67,5 % sich mit großer Wahrscheinlichkeit der coronabedingt (191) erhöhte Liquiditätsbedarf der Unternehmen wider. über 50 Mio. EUR (107) 70,1 % Grafik 5: Unternehmen mit Kreditverhandlungen nach Wirtschaftszweigen Alle Unternehmen (1.566) 62,2 % Verarbeitendes Gewerbe 66,0 % (397) 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Der Anstieg der Kreditnachfrage zeigt sich auch in an- Bau (198) 54,5 % deren Erhebungen. So verdeutlicht die KfW-Ifo-Kredit- hürde, dass insbesondere im zweiten und dritten Quar- Einzelhandel (83) tal 2020 der Anteil der Unternehmen in Kreditverhand- 61,4 % lungen deutlich anzog – während sich die Nachfrage im vierten Quartal abkühlte.8 Die relativ stabile wirtschaftli- Groß- und Außenhandel che Situation, die großzügigen staatlichen Hilfsmaß- 45,3 % (86) nahmen aber auch die insgesamt schwache Investiti- onstätigkeit hat den Bedarf an Finanzierungsmittel bis Dienstleistungen (797) 64,2 % zum Ende des Jahres merklich gedämpft. Dement- sprechend hat sich auch die Dynamik des Kreditneu- geschäfts – nach einem kräftigen Anstieg im Frühjahr Alle Unternehmen (1.566) 62,2 % 2020 – im zweiten Halbjahr deutlich abgeschwächt.9 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Kreditverhandlungen nach Kreditlaufzeiten Die Kreditnachfrage im Handwerk war mit rund 58,2 % Die Betrachtung der Kreditverhandlungen nach Kredit- zwar geringer als in der Gesamtstichprobe (Grafik 43 laufzeiten offenbart eine klare Tendenz der befragten im Anhang) – sie lag mit rund 10 Prozentpunkten aber Unternehmen zu längerfristigen Krediten (Laufzeit ebenfalls deutlich über dem Vorjahresniveau. 5 Jahre und länger) (Grafik 7). Rund 60 % der Unter- Seite 7
Unternehmensbefragung 2021 nehmen mit Kreditverhandlungen führten diese über telfristige Kredite geführt (70,3 %). Im Groß- und Au- Kredite mit längeren Laufzeiten (+2 Prozentpunkte im ßenhandel überwogen kurzfristige Kredite mit einem Vergleich zum Vorjahr). Lediglich 40 % führten sie über Anteil an allen Kreditverhandlungen von 63,2 %. kurzfristige Kredite (z. B. Kontokorrentkredite). Im Ver- gleich zur Vorjahreserhebung ist dies ein Rückgang um Grafik 8: Unternehmen mit Kreditverhandlungen rund 15 Prozentpunkte. Über mittelfristige Kredite nach Fristigkeit und Unternehmensgröße (Laufzeit 2 bis unter 5 Jahre) wurden von 49 % der kreditnachfragenden Unternehmen Kreditverhandlun- 59,7 % bis 1 Mio. EUR 47,3 % gen geführt. 40,7 % 66,2 % Grafik 7: Unternehmen mit Kreditverhandlungen über 1 bis 2,5 Mio. EUR 41,5 % 34,1 % nach Fristigkeit und Wirtschaftszweig 65,5 % über 2,5 bis 10 Mio. EUR 41,1 % 63,2 % 31,0 % Verarbeitendes Gewerbe 48,4 % 43,3 % 49,2 % über 10 bis 50 Mio. EUR 59,8 % 57,1 % 46,7 % Bau 70,3 % 39,0 % 52,9 % über 50 Mio. EUR 67,2 % 55,8 % 54,4 % Einzelhandel 46,5 % 59,6 % 37,2 % Alle Unternehmen 49,0 % 34,2 % 39,9 % Groß- und Außenhandel 52,6 % 63,2 % 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 60,5 % Dienstleistungen 44,6 % langfristiger Kredit mittelfristiger Kredit kurzfristiger Kredit 36,6 % Anmerkung: Nur Unternehmen mit Kreditverhandlungen 59,6 % Alle Unternehmen 49,0 % Unternehmen, die sich zum Handwerk zählen, führten 39,9 % ebenfalls überdurchschnittlich oft Verhandlungen über 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Kredite mit längeren Laufzeiten (59,7 %) (Grafik 44 im langfristiger Kredit mittelfristiger Kredit kurzfristiger Kredit Anhang). Dagegen lag die Nachfrage nach kurzfristi- gen Krediten merklich unter dem Durschnitt der Ge- Anmerkung: Nur Unternehmen mit Kreditverhandlungen samtstichprobe (35,7 %). Die merkliche Präferenz für längere Laufzeiten ist ebenfalls eine Folge der Krise. Denn ein nicht unwe- Die Betrachtung nach Größenklassen zeigt, dass ins- sentlicher Teil der nachgefragten Kredite dürfte für den besondere kleinere Unternehmen einen erhöhten Be- Aufbau eines Liquiditätspolsters herangezogen worden darf nach langfristigen Finanzierungsmitteln aufwiesen sein. Die Nutzung staatlicher Kreditgarantien, darunter (Grafik 8). In den Segmenten bis zu einem Jahresum- die KfW-Programme, könnte dies erleichtert haben. Die satz von 10 Mio. EUR überwog der Anteil an Kreditver- längeren Kreditlaufzeiten erhöhen die Finanzierungssi- handlungen über längere Laufzeiten klar die Nachfrage cherheit für die Unternehmen und strecken die Bela- nach Krediten über kurze oder mittlere Laufzeiten. stung aus den Krisenverlusten über die Zeit. Somit Größere Unternehmen mit mehr als 10 Mio. EUR Jah- kann auch eine nachhaltige Aufrechterhaltung des Ge- resumsatz fragten dagegen häufiger Kredite mit mittle- schäftsbetriebs gesichert werden.10 re Laufzeit nach. Im Segment der Unternehmen mit mehr als 50 Mio. EUR Umsatz lag dieser Anteil sogar Der erhöhte Bedarf nach langfristigen Krediten zeigt bei 67,2 %. sich besonders deutlich in den von der Krise tendenzi- ell stärker betroffenen Branchen – dem Dienstlei- Scheitern von Kreditverhandlungen stungssektor, Einzelhandel aber auch im Verarbeiten- Dass sich das Finanzierungsklima eingetrübt hat, zeigt den Gewerbe. In allen drei genannten Wirtschaftszwei- sich nicht nur in der subjektiven Wahrnehmung der Un- gen wurden deutlich häufiger Verhandlungen über Kre- ternehmen in Bezug auf Schwierigkeiten bei der Kre- dite mit längeren Laufzeiten geführt als über Kredite ditaufnahme (Kapitel 1). Es zeigt sich auch im Anteil anderer Laufzeiten. Im Verarbeitenden Gewerbe war gescheiterter Kreditverhandlungen. In den letzten der Anteil mit 63,2 % am größten. Im Bausektor dage- 12 Monaten ist dieser Anteil über alle Kreditlaufzeiten gen wurden deutlich häufiger Verhandlungen über mit- hinweg gestiegen (Grafik 9).11 Seite 8
Kreditnachfrage Grafik 9: Alle Kreditverhandlungen gescheitert mehr als 10 Mio. EUR Jahresumsatz hat der Anteil ge- nach Unternehmensgröße scheiterter Verhandlungen zugenommen. Am ausge- prägtesten war auch hier der Anstieg bei den kurzfristi- 18,6 % gen Krediten (+6 Prozentpunkte). Dennoch verlaufen Alle Unternehmen 14,8 % 12,1 % Kreditverhandlungen in diesem Größensegment mit Abstand häufiger erfolgreich als bei kleineren Unter- 23,7 % nehmen. bis 10 Mio. EUR 19,3 % 15,1 % Grafik 10: Alle Kreditverhandlungen erfolgreich 6,5 % nach Kreditlaufzeit über 10 Mio. EUR 4,3 % Wahrscheinlichkeit in Prozent 5,3 % 100 0% 10 % 20 % 30 % 80 kurzfristige Bankkredite mittelfristige Bankkredite langfristige Bankkredite 60 Anmerkung: Nur Unternehmen ohne noch laufende Kreditverhandlungen. 40 Kreditverhandlungen können dabei grundsätzlich aus verschiedenen Gründen scheitern. Einerseits ist es 20 möglich, dass das Kreditinstitut kein Kreditangebot un- terbreitet, etwa weil die Bonität oder die Sicherheiten 0 des Unternehmens nicht als ausreichend beurteilt wer- den. Anderseits kann auch das Unternehmen ein Kre- ditangebot einer Bank ablehnen, wenn sich beispiels- weise zu den angebotenen Konditionen die Durchfüh- Kurzfristige Bankkredite Mittelfristige Bankkredite rung eines geplanten Projekts nicht mehr lohnt oder ei- Langfristige Bankkredite ne andere Bank ein günstigeres Angebot unterbreitet. Lesebeispiel: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein für die Stichprobe ty- pisches Unternehmen angibt, dass alle Kreditverhandlungen über Besonders große Probleme gab es im vergangenen kurzfristige Kredite erfolgreich abgeschlossen wurden, ist gegenüber dem Vorjahr von 57,0 auf 47,8 % gesunken. Jahr bei den kurzfristigen Krediten. Bei rund jeder fünften Verhandlung kam es zu keinem Abschluss Anmerkung: Modellrechnung basierend auf den Regressionsergeb- nissen in Tabelle 10. Für Erläuterungen siehe Abschnitt "Erläuterun- (18,6 %). Dies ist ein deutlicher Anstieg um rund gen zur Methodik" im Anhang. 11 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Hierin dürften sich die enormen konjunkturellen Unsicherhei- Auch in der mittelfristigen Betrachtung der Erfolgsquote ten des vergangenen Jahres widerspiegeln, durch wel- von Kreditverhandlungen zeigt sich, dass die Schwie- che solche Kredite mit besonders hohem Risiko behaf- rigkeiten im vergangenen Jahr insbesondere Kredite tet waren. Sehr deutlich zeigt sich dies vor allem im mit kurzen Laufzeiten betrafen (Grafik 10). Die Wahr- Segment der kleineren Unternehmen mit bis zu 10 Mio. scheinlichkeit, dass alle Kreditverhandlungen (zu kurz- EUR Jahresumsatz. Hier kam es bei fast jeder vierten fristigen Krediten) erfolgreich waren, fiel von 57,0 % in Verhandlung über einen Kredit mit kurzer Laufzeit zu Q1 2020 auf 47,8 % in Q1 2021. Die Erfolgswahr- keinem Abschluss (+7 Prozentpunkte im Vergleich zum scheinlichkeit von Verhandlungen über langfristige Vorjahr).12 Kredite blieb dagegen fast unverändert (76,5 %), wäh- rend die Erfolgsquote von mittelfristigen Krediten sogar Im Vergleich zur Vorerhebung sahen sich aber nicht leicht zunahm (60 %). nur kleinere Unternehmen mit erhöhten Schwierigkei- ten konfrontiert. Auch bei größeren Unternehmen mit Seite 9
3. Entwicklung von Eigenkapitalquote und Ratingnote Die Bewertung eines Kreditnehmers – das Rating – bil- nehmen ihre Eigenkapitalquote erhöhen – dies ent- det den Kern jeder Kreditentscheidung. Moderne Ra- spricht einem Rückgang um rund 14 Prozentpunkte. tingsysteme ermöglichen es, auf der Basis immer um- Etwa 31 % der befragten Unternehmen gelang es ihre fassenderer statistischer Rechenverfahren und Daten- Eigenkapitalquote konstant zu halten. strukturen die individuelle Ausfallwahrscheinlichkeit für jedes einzelne Kreditengagement zu schätzen. Auf Dienstleister und Einzelhändler melden deutlich diese Weise lassen sich die (erwarteten) Risikokosten häufiger Verschlechterung der Eigenkapitalquote eines Engagements bestimmen. Diese bilden die Da die Pandemie-Eindämmungsmaßnahmen insbe- Grundlage für die Kreditentscheidung sowie die Kondi- sondere Unternehmen und Selbstständige im tionengestaltung. Zu den quantitativen Faktoren mit Dienstleistungssektor und Einzelhandel getroffen ha- hohem Gewicht zählt dabei – neben der Liquiditätssi- ben, meldeten in diesen beiden Segmenten die mit Ab- tuation und Ertragslage – insbesondere auch die Kapi- stand meisten Unternehmen einen Rückgang ihrer Ei- talstruktur. Die Analyse der Entwicklung zentraler Fi- genkapitalquote. Was die Eigenkapitalausstattung be- nanzkennziffern – wie Rendite und Eigenkapitalquote – trifft, stehen in diesen Wirtschaftsbereichen mehr als und der darauf aufbauenden Ratingnote kann daher die Hälfte der befragten Unternehmen aktuell schlech- einen wichtigen Erklärungsbeitrag für die Beurteilung ter da als vor der Krise (51,7 und 51,3 %). Im Dienstlei- der Kreditaufnahmebedingungen liefern. stungssektor konnten lediglich 18 % ihre Eigenkapital- quote steigern bzw. diese konstant halten 30,5 %. Entwicklung der Eigenkapitalquote Die Eigenkapitalausstattung der Unternehmen in Grafik 11: Entwicklung der Eigenkapitalquote nach Deutschland hat sich seit der Jahrtausendwende ins- Wirtschaftszweigen gesamt deutlich verbessert. Die Eigenkapitalquoten stiegen von durchschnittlich 19,8 % im Jahr 1998 auf Verarbeitendes Gewerbe (385) 34,3 % 29,4 % 36,4 % 31,5 % im Jahr 2019.13 Viele Unternehmen haben ihr 5,6 % Eigenkapitalpolster aktiv erhöht, um sich an die neuen Bau (195) 61,5 % 32,8 % Rahmenbedingungen am Finanzmarkt anzupassen.14 Aber auch Überlegungen zur Wahrung der Unabhän- Einzelhandel (78) 26,9 % 21,8 % 51,3 % gigkeit, Erhalt von Flexibilität und der Wunsch nach höherer Widerstandsfähigkeit in Krisenzeiten haben zu 17,6 % einem stetigen Anstieg der Eigenkapitalausstattung im Groß- und Außenhandel (85) 41,2 % 41,2 % deutschen Unternehmenssektor beigetragen.15 Dienstleistungen (722) 17,9 % 30,5 % 51,7 % Aufgrund der Corona-Krise bekommt diese Entwick- lung jedoch einen Dämpfer. Durch die krisenbedingten Alle Unternehmen (1.470) 29,7 % 30,8 % 39,5 % Umsatzeinbrüche sind nicht wenige Unternehmen im vergangenen Jahr in die Verlustzone gerutscht. Diese 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Verluste zehren am Eigenkapitalpolster der Unterneh- men. Zusätzlich haben zahlreiche Unternehmen Kredi- verbessert gleich verschlechtert te aufgenommen, um Liquiditätsengpässe zu über- Im Baugewerbe sowie im Groß- und Außenhandel brücken (siehe Kapitel 2.). Dies setzt die Eigenkapital- meldeten dagegen nur vergleichsweise wenige Unter- quote der betroffenen Unternehmen zusätzlich unter nehmen einen Rückgang ihrer Eigenkapitalquote (5,6 Druck. und 17,7 %). Im Verarbeitenden Gewerbe war es etwas mehr als jedes dritte befragte Unternehmen (36,4 %). Ähnlich viele konnten in diesem Segment ihre Dementsprechend berichten in der aktuellen Erhebung Eigenkapitalquote sogar steigern (34,4 %). erstmals deutlich mehr Unternehmen von gesunkenen als von gestiegenen Eigenkapitalquoten. Insgesamt Im Handwerk beklagte nur rund jedes fünfte Unter- meldeten im März 39,5 % der Unternehmen, dass ihre nehmen einen Rückgang seiner Eigenkapitalreserven Eigenkapitalquote innerhalb der zurückliegenden zwölf (21,5 %) (Grafik 45 im Anhang). Innerhalb dieses sehr Monate gesunken ist (Grafik 11).16 Im Vergleich zur diversen Bereichs des Unternehmenssektors dürfte es Vorjahreserhebung ist dies ein Anstieg um 17,5 Pro- aber eine sehr große Spreizung geben – abhängig da- zentpunkte. Dagegen konnten etwa 29,7 % der Unter- von ob die entsprechenden Berufsfelder von den Ein- dämmungsmaßnahmen betroffen waren oder nicht. Seite 11
Unternehmensbefragung 2021 Kleine Unternehmen stärker von Rückgang 2,5-mal so hoch und liegt rund 9 Prozentpunkte über betroffen dem Wert vom Befragungsjahr 2010, welches die Ent- Die unterschiedliche Branchenbetroffenheit spiegelt wicklung im Jahr der Finanzkrise 2009 widerspiegelt. sich auch in der Betrachtung der Befragungsergebnis- Umgekehrt war die Wahrscheinlichkeit einer Verbesse- se nach Größenklassen wider (Grafik 12). Rund 77 % rungsmeldung mit 40,7 % noch nie so gering. der befragten Kleinstunternehmen (bis 1 Mio. EUR Jahresumsatz) sind im Dienstleistungssektor tätig. Im Grafik 13: Langfristige Entwicklung der Eigenkapi- Größensegment mit 1 bis 2,5 Mio. EUR Jahresumsatz talquoten sind es rund 53 %. Dementsprechend meldeten kleine Wahrscheinlichkeit in Prozent Unternehmen weit häufiger einen Rückgang ihrer Eigenkapitalquote in den vergangenen 12 Monaten als 100 10,3 10,7 12,5 12,6 13,2 13,4 größere. Im Segment der Kleinstunternehmen war es 14,9 15,1 16,9 17,0 19,6 23,0 32,4 fast jedes zweite Unternehmen (47 %). Im Segment 80 der Unternehmen mit 10–50 Mio. EUR Jahresumsatz 33,4 34,3 33,1 32,1 35,0 34,8 36,5 36,4 33,5 35,2 war der Anteil gerade mal rund halb so hoch (25 %). In 37,3 34,8 60 diesem Größensegment meldeten auch die meisten 26,9 Unternehmen eine Verbesserung ihrer Eigenkapitalsi- 40 tuation (47,6 %). 56,2 55,0 54,7 54,3 52,5 51,8 49,6 48,6 48,5 47,8 43,1 42,2 40,7 Grafik 12: Entwicklung der Eigenkapitalquote nach 20 Umsatzgrößenklassen 0 bis 1 Mio. EUR (570) 18,4 % 34,7 % 46,8 % verbessert unverändert verschlechtert über 1 bis 2,5 Mio. EUR (205) 31,2 % 29,8 % 39,0 % Lesebeispiel: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein für die Stichprobe ty- pisches Unternehmen angibt, die Eigenkapitalquote habe sich inner- über 2,5 bis 10 Mio. EUR halb der zurückliegenden zwölf Monate verbessert, ist gegenüber 41,2 % 28,0 % 30,8 % dem Vorjahr von 54,7 auf 40,7 % zurückgegangen. (250) Anmerkung: Modellrechnung basierend auf den Regressionsergeb- über 10 bis 50 Mio. EUR (189) 47,6 % 27,5 % 24,9 % nissen in Tabelle 11. Für Erläuterungen siehe Abschnitt "Erläuterun- gen zur Methodik" im Anhang. über 50 Mio. EUR (102) 35,3 % 33,3 % 31,4 % Die Analyse zeigt aber auch, dass, wenn Branchenef- fekte unberücksichtigt bleiben, nicht nur kleine Unter- nehmen von einer Verschlechterung ihrer Eigenkapital- Alle Unternehmen (1.470) 29,7 % 30,8 % 39,5 % situation betroffen waren, sondern auch größere Un- 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % ternehmen (Grafik 14). Im Segment der Kleinunter- nehmen mit bis zu 2,5 Mio. EUR Umsatz ist die Wahr- verbessert gleich verschlechtert scheinlichkeit, dass ein Unternehmen eine Verbesse- rung (Verschlechterung) seiner Eigenkapitalquote mel- Langfristtrend bei Eigenkapitalquoten dete, im Vergleich zur Erhebung im Jahr 2020 um Die Ergebnisse einer multivariaten Analyse bestätigen 23,7 Prozentpunkte gefallen (um 25 Prozentpunkte ge- die Schwere der Krise (Grafik 13).17 Mit 32,4 % war in stiegen). Im Segment der Unternehmen mit über keinem anderen Befragungsjahr die Wahrscheinlich- 25 Mio. EUR Umsatz fiel die Wahrscheinlichkeit einer keit, dass ein Unternehmen einen Rückgang seiner Ei- Verbesserungsmeldung um 11,4 Prozentpunkte, wäh- genkapitalquote meldet, so hoch wie in der aktuellen rend die Wahrscheinlichkeit einer Verschlechterungs- Erhebung. Im Vergleich zur Vorerhebung ist die Wahr- meldung um 14,4 % anstieg. scheinlichkeit einer Verschlechterungsmeldung rund Seite 12
Entwicklung von Eigenkapitalquote und Ratingnote Grafik 14: Langfristige Entwicklung der Eigenkapitalquote nach Umsatzgrößenklassen: Verbesserungs- meldungen (links) und Verschlechterungsmeldungen (rechts) Wahrscheinlichkeit in Prozent 70 45 40 60 35 50 30 40 25 20 30 15 20 10 10 5 0 0 bis 2,5 Mio. EUR bis 2,5 Mio. EUR über 2,5 Mio. bis 25 Mio. EUR über 2,5 Mio. bis 25 Mio. EUR über 25 Mio. EUR über 25 Mio. EUR Lesebeispiel: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein für die Stichprobe typisches Unternehmen mit bis zu 2,5 Mio. EUR Umsatz angibt, die Eigenka- pitalquote habe sich innerhalb der zurückliegenden zwölf Monate verbessert, ist gegenüber dem Vorjahr von 52,2 auf 28,6 % gesunken. Anmerkung: Modellrechnung basierend auf den Regressionsergebnissen in Tabelle 12 und 13. Für Erläuterungen siehe Abschnitt "Erläuterun- gen zur Methodik" im Anhang. Bei der Bewertung dieser Entwicklungen ist jedoch Grafik 15: Pläne zur Erhöhung der Eigenkapital- auch zu beachten, dass es zwischen den Größenklas- quote nach Wirtschaftszweigen sen erhebliche Unterschiede im Niveau der Eigenkapi- talausstattung gibt. Gemäß dem KfW-Mittelstandspanel Verarbeitendes Gewerbe (386) 39,9 % lagen die Eigenkapitalquoten im Jahr 2019 im Segment bis 2,5 Mio. EUR Umsatz mit durchschnittlich 24,9 % Bau (184) 39,7 % deutlich unter denen der größeren Unternehmen (2,5 bis 25 Mio. EUR: 31,2 %; 25 bis 500 Mio. EUR: 36,5 %). Die Ausgangslage der kleinen und großen Un- Einzelhandel (79) 36,7 % ternehmen war vor der Krise somit sehr unterschied- lich. Groß- und Außenhandel (84) 33,3 % Geplante Erhöhung der Eigenkapitalquote Die Zahlen verdeutlichen, wie schwer die Krise die Fi- Dienstleistungen (714) 35,2 % nanzierungsstruktur vieler Unternehmen belastet. Für viele Unternehmen wird es nach der Krise oberste Prio- Alle Unternehmen (1.452) 37,0 % rität haben ihre finanzielle Resilienz zu stärken und ihr Eigenkapitalpolster wieder aufzufüllen. Doch die Mög- 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % lichkeiten dafür könnten bei vielen Unternehmen zu- Ist keine Erhöhung der Eigenkapitalquote geplant, liegt nächst begrenzt sein. dies am häufigsten daran, dass die Unternehmen diese für angemessen halten (36 %) (Grafik 16). Andererseits Aktuell planen rund 37 % der befragten Unternehmen sehen aber auch rund 30 % der Unternehmen aktuell ihre Eigenkapitalquote zu erhöhen (Grafik 15). Überra- keine Möglichkeit ihre Eigenkapitalquote zu erhöhen. schenderweise ist dieser Anteil mit rund 52 % deutlich Etwa ein Drittel der Unternehmen hat keine Angaben höher in der Gruppe der Unternehmen, die auch in den zu den Gründen gemacht (34 %). Waren die befragten vergangenen 12 Monaten ihre Eigenkapitalquote erhö- Unternehmen von einem Rückgang ihrer Eigenkapital- hen konnten. In der Gruppe der Unternehmen, die ei- quote in den letzten Monaten betroffen, lag der Anteil nen Rückgang ihrer Eigenkapitalquote verkraften der „Nicht-möglich“-Nennungen mit 51 % deutlich über mussten, liegt dieser Anteil nur bei 33,5 %. dem Durchschnitt. Dagegen halten überdurchschnittli- che 66 % der Unternehmen mit einer zuletzt positiven Entwicklung der Eigenkapitalquote, diese für Seite 13
Unternehmensbefragung 2021 Grafik 16: Gründe für Nicht-Erhöhung der Eigen- Grafik 17: Mittel zur Erhöhung der Eigenkapital- kapitalquote nach Wirtschaftszweigen quote nach Wirtschaftszweigen 76,6 % Verarbeitendes Gewerbe 52,1 % 20,1 % 27,8 % Verarbeitendes Gewerbe (154) 21,4 % 8,4 % 5,8 % 8,1 % 9,9 % 84,7 % Bau 82,0 % Bau (72) 20,8 % 6,9 % 2,8 % 48,3 % Einzelhandel (29) 41,4 % Einzelhandel 24,0 % 48,0 % 28,0 % 6,9 % 92,9 % 12,5 % Groß- und Außenhandel (28) 3,6 % Groß- und Außenhandel 42,9 % 44,6 % 3,6 % 3,6 % 16,9 % 65,7 % Dienstleistungen (248) 35,1 % Dienstleistungen 40,2 % 43,0 % 9,7 % 8,5 % 72,0 % Alle Unternehmen (533) 27,8 % Alle Unternehmen 35,9 % 29,9 % 34,2 % 8,4 % 6,2 % 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Einbehaltung von Gewinnen Erhöhung eigener Einlagen Eigenkapitalquote ist angemessen Aufnahme neuer Gesellschafter Mezzanine Finanzierungsformen Keine Möglichkeit zur Erhöhung Keine Angaben Ursache für diese Unterschiede dürften die schwierigen angemessen und haben sich deshalb gegen eine wei- wirtschaftlichen Aussichten für die beiden zuletzt ge- tere Erhöhung entschlossen. nannten Wirtschaftszweige sein, durch welche es kurz- bis mittelfristig möglicherweise schwerer wird, ausrei- Ist eine Erhöhung der Eigenkapitalquote geplant, domi- chend Gewinne zu erwirtschaften. Darauf deuten auch niert als Mittel zur Anhebung ganz klar die Einbehal- die genannten Gründe für eine Nicht-Erhöhung der tung von Gewinnen (72 %) (Grafik 17). Eine Steigerung Eigenkapitalquote hin. Etwa 48 % der befragten Unter- der Eigenkapitalquote durch die Erhöhung eigener Ein- nehmen im Einzelhandel, die keine Erhöhung der lagen folgt mit deutlichem Abstand auf Platz zwei Eigenkapitalquote planen, sehen aktuell keine Möglich- (27,8 %). Die Aufnahme neuer Gesellschafter (8,4 %) keit dafür. Im Dienstleistungssektor liegt dieser Anteil sowie Mezzanine-Finanzierungsformen (6,2 %) sind ebenfalls bei hohen 40,2 %. Im Bausektor gaben da- eher selten Optionen. gegen rund acht von zehn Unternehmen ohne Erhö- hungspläne an, dass ihre Eigenkapitalquote angemes- Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes planen sen ist. Im Verarbeitenden Gewerbe sind es rund 52 %. am häufigsten eine Erhöhung Beim Blick auf die Pläne zur Erhöhung ihrer Eigenkapi- Auch im Handwerk planen mit 39,5 % überdurch- talquoten zeigen sich zwischen den Unternehmen der schnittliche viele Unternehmen ihre Eigenkapitalquote verschiedenen Branchen merkliche Unterschiede (Gra- zu erhöhen (Grafik 46 im Anhang). Um dies zu errei- fik 15). Mit rund 40 % ist der Anteil der Unternehmen, chen, wollen fast acht von zehn Unternehmen Gewinne die eine Erhöhung ihrer Eigenkapitalquote planen im einbehalten (79,3 %) (Grafik 47 im Anhang). Eine Er- Verarbeitenden Gewerbe am höchsten und im Groß- höhung von Einlagen planen nur rund 20 % – dieser und Außenhandel mit 33,3 % am niedrigsten. In die- Anteil liegt deutlich unter dem der Gesamtstichprobe sem Segment wollen auch die mit Abstand meisten be- (27,6 %). Die Aufnahme von neuen Gesellschaftern fragten Unternehmen eine Erhöhung durch die Einbe- wird von Handwerksunternehmen dagegen ähnlich oft haltung von Gewinnen realisieren (92,9 %) (Grafik 17). in Erwägung gezogen (8,6 %), die Nutzung von Mez- Im Einzelhandel sind es lediglich 48,3 % der Unter- zanine Finanzierungsformen seltener (3,4 %). Deutlich nehmen, die auf Gewinne zurückgreifen wollen. Hier häufiger als in der Gesamtstichprobe halten Hand- soll die Eigenkapitalerhöhung überdurchschnittlich häu- werksunternehmen ihre Eigenkapitalquote jedoch für fig durch die Erhöhung von eigenen Einlagen realisiert angemessen und planen deshalb keine Erhöhung werden (41,4 %). Auch im Dienstleistungssektor wollen (62,6 %) (Grafik 48 im Anhang). Lediglich 15 % sehen deutlich weniger Unternehmen auf Gewinne zurück- aktuell keine Möglichkeiten für eine Erhöhung. greifen (65,7 %) und überdurchschnittlich viele ihre Ein- lagen erhöhen (35,1 %). Seite 14
Entwicklung von Eigenkapitalquote und Ratingnote Häufiger Erhöhungspläne im Segment der Groß- Grafik 19: Mittel zur Erhöhung der Eigenkapital- unternehmen quote nach Umsatzgrößenklassen Noch etwas mehr Variation zeigt sich bei einer Be- 65,1 % trachtung nach Größenklassen. In den Größensegmen- bis 1 Mio. EUR (195) 37,4 % 8,2 % ten bis 10 Mio. EUR Jahresumsatz schwankt der Anteil 6,2 % der Unternehmen mit Plänen zur Erhöhung ihrer Ei- 72,5 % über 1 bis 2,5 Mio. EUR (69) 21,7 % genkapitalquote zwischen 34 und 35 % (Grafik 18). Im 11,6 % 7,2 % Segment der größeren Unternehmen mit mehr als 83,3 % 50 Mio. EUR Umsatz liegt der Anteil dagegen bei fast über 2,5 bis 10 Mio. EUR (84) 20,2 % 9,5 % 50 %. 4,8 % 84,8 % über 10 bis 50 Mio. EUR (79) 11,4 % Grafik 18: Pläne zur Erhöhung der Eigenkapital- 5,1 % 6,3 % quote nach Umsatzgrößenklassen 82,4 % über 50 Mio. EUR (51) 11,8 % 5,9 % 7,8 % bis 1 Mio. EUR (563) 34,6 % 72,0 % Alle Unternehmen (533) 27,8 % 8,4 % 6,2 % über 1 bis 2,5 Mio. EUR (204) 34,8 % 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Einbehaltung von Gewinnen Erhöhung eigener Einlagen über 2,5 bis 10 Mio. EUR (245) 34,3 % Aufnahme neuer Gesellschafter Mezzanine Finanzierungsformen über 10 bis 50 Mio. EUR (188) 42,0 % Grafik 20: Gründe für Nicht-Erhöhung der Eigen- kapitalquote nach Umsatzgrößenklassen über 50 Mio. EUR (103) 49,5 % 18,5 % bis 1 Mio. EUR 38,0 % 43,5 % Alle Unternehmen (1.452) 37,0 % über 1 bis 2,5 Mio. EUR 33,8 % 37,6 % 28,6 % 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Größere Unternehmen wollen dabei tendenziell häufi- über 2,5 bis 10 Mio. EUR 54,0 % 23,0 % 23,0 % ger auf die Einbehaltung von Gewinnen zurückgreifen (Grafik 19). Im Größensegment von 10 bis 50 Mio. 11,0 % EUR Jahresumsatz gaben dies 84,4 % der Unterneh- über 10 bis 50 Mio. EUR 61,5 % 27,5 % men an, im Segment der Kleinunternehmen mit bis zu 13,0 % 9,3 % 1 Mio. EUR Umsatz waren es nur 65,1 %. Diese Un- über 50 Mio. EUR 77,8 % ternehmen planen dagegen häufiger eine Erhöhung ei- gener Einlagen (37,4 %), während dies bei größeren Unternehmen deutlich seltener der Fall ist. Alle Unternehmen 35,9 % 29,9 % 34,2 % Bei vielen kleineren Unternehmen scheitert eine Erhö- 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % hung ihrer Eigenkapitalquote am häufigsten daran, Eigenkapitalquote ist angemessen dass sie aktuell keine Möglichkeiten dafür sehen (je Keine Möglichkeit zur Erhöhung rund 38 % in den Größensegmenten bis 2,5 Mio. EUR Keine Angaben Umsatz) (Grafik 20). In der Gruppe der Unternehmen mit mehr als 50 Mio. EUR Umsatz liegt dieser Anteil Entwicklung der Ratingnote nur bei 13 %. In diesem Segment halten rund 78 % der Die seit der Jahrtausendwende insgesamt beachtliche befragten Unternehmen ihre EKQ für angemessen und Entwicklung der Eigenkapitalquoten war ein maßgebli- planen deshalb keine Erhöhung. cher Grund für die ebenso positive Entwicklung der Ra- tingnoten in diesem Zeitraum. Aufgrund der corona- bedingten Verschlechterung der Eigenkapitalsituation vieler Unternehmen verzeichnen dementsprechend auch deren Ratingnoten einen Abwärtstrend. Seite 15
Unternehmensbefragung 2021 Grafik 21: Entwicklung der Ratingnote nach und des Dienstleistungssektors. Rund 48 % der befrag- Wirtschaftszweigen ten Dienstleistungsunternehmen mussten eine Ver- 15,5 % schlechterung ihrer Ratingnote verkraften. Im Verarbei- Verarbeitendes Gewerbe (342) 52,9 % 31,6 % tenden Gewerbe meldete rund jedes dritte befragte Un- ternehmen eine Verschlechterung seiner Bonität. Im 3,4 % Baugewerbe, das weniger stark von der aktuellen Krise Bau (175) 40,0 % 56,6 % betroffen ist, waren es dagegen nur rund 3,4 % der be- 16,9 % fragten Unternehmen. Einzelhandel (59) 42,4 % 40,7 % 15,4 % Auch im Handwerk meldeten nur 16,4 % der Unter- Groß- und Außenhandel (78) 21,8 % 62,8 % nehmen einen Rückgang ihrer Bonitätsbewertung 8,6 % – deutlich seltener als in der Gesamtstichprobe (Grafik Dienstleistungen (582) 43,6 % 47,8 % 49 im Anhang). Dagegen konnten 30,2 % der befragten Handwerksunternehmen ihre Ratingnote verbessern. 16,1 % Etwa die Hälfte meldete eine stabile Bonitätsbewer- Alle Unternehmen (1.239) 49,3 % 34,5 % tung. 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Auch bei einer Betrachtung nach Größenklassen zei- verbessert gleich verschlechtert gen sich klare Unterschiede. Im Segment der Kleinst- Grafik 22: Entwicklung der Ratingnote nach unternehmen bis zu1 Mio. EUR Umsatz meldeten mit Größenklassen einem Anteil von 45,7 % deutlich mehr Unternehmen 9,0 % eine Verschlechterung ihrer Ratingnote. Im Saldo bis 1 Mio. EUR (455) 45,3 % 45,7 % überwogen in dieser Größenklasse die Verschlechte- rungsmeldung die Verbesserungsmeldungen um rund 37 Prozentpunkte. Im Segment der Unternehmen mit über 1 bis 2,5 Mio. EUR (173) 20,2 % 46,8 % 32,9 % einem Umsatz zwischen 2,5 und 10. Mio. EUR war der Anteil an Verschlechterungsmeldungen mit 22,0 % am über 2,5 bis 10 Mio. EUR (216) 23,1 % 56,5 % 20,4 % geringsten. über 10 bis 50 Mio. EUR Positiver Langfristtrend bei den Ratingnoten 22,0 % 55,9 % 22,0 % (177) bekommt einen Dämpfer Auch die Ergebnisse einer multivariaten Analyse bestä- über 50 Mio. EUR (97) 21,6 % 50,5 % 27,8 % tigen den Abwärtstrend bei den Ratingnoten und ver- 16,1 % deutlichen das Ausmaß der Krise (Grafik 23).1 Seit Alle Unternehmen (1.239) 49,3 % 34,5 % Beginn der Erhebungen im Jahr 2003 war die Wahr- scheinlichkeit, dass ein Unternehmen eine Verschlech- 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % terung seiner Ratingnote meldet, mit 28,6 % noch nie verbessert gleich verschlechtert so hoch. Sie lag somit rund 2 Prozentpunkte über dem Wert für 2010 (der sich auf das Krisenjahr 2009 be- Etwa jedes dritte befragte Unternehmen meldete für zieht). Gleichzeit war die Wahrscheinlichkeit einer Ver- das vergangene Jahr eine Verschlechterung seiner besserung der Ratingnote noch nie so gering (23,1 %). Bonitätsbewertung (34,5 %) – mehr als doppelt so viele Bleiben Brancheneffekte unberücksichtigt betrifft diese wie im Vorjahr (15 %) (Grafik 21). Lediglich 16 % der Entwicklung grundsätzlich alle Größenklassen (Gra- befragten Unternehmen konnten ihre Ratingnote ver- fik 24). Der Rückgang der Wahrscheinlichkeit einer bessern – im Jahr zuvor waren es noch 33 %. Immer- Verbesserungsmeldung im Vergleich zum Vorjahr war hin die Hälfte der Befragungsteilnehmer konnte die Bo- im Segment der Unternehmen bis 2,5 Mio. EUR Um- nitätsbewertung stabil halten. satz mit 28,5 Prozentpunkten jedoch am stärksten. Ebenso stieg in diesem Segment die Wahrscheinlich- Eine Verschlechterung der Bonitätsbewertung betrifft keit einer Verschlechterungsmeldung am deutlichsten überdurchschnittlich häufig die von der Krise am stärk- an (+18,2 Prozentpunkte). sten betroffenen Unternehmen des Einzelhandels Seite 16
Entwicklung von Eigenkapitalquote und Ratingnote Grafik 23: Langfristige Entwicklung der Ratingnote Wahrscheinlichkeit in Prozent 5,8 6,3 10,2 10,4 10,7 10,7 7,9 8,2 8,2 9,1 9,5 9,8 9,9 15,3 17,6 18,5 26,7 28,6 43,3 46,7 44,8 53,4 47,0 50,3 47,6 48,7 52,7 48,6 51,6 54,8 56,7 51,3 47,9 50,3 46,0 48,3 50,9 46,1 45,2 43,5 42,6 41,8 41,1 41,1 40,3 39,1 38,5 34,5 34,5 33,4 32,6 31,1 27,3 23,1 verbessert unverändert verschlechtert Lesebeispiel: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein für die Stichprobe ty- pisches Unternehmen angibt, die Ratingnote habe sich innerhalb der zurückliegenden zwölf Monate verbessert, ist gegenüber dem Vorjahr von 41,1 auf 23,1 % gefallen. Anmerkung: Modellrechnung basierend auf den Regressionsergeb- nissen in Tabelle 14. Für Erläuterungen siehe Abschnitt "Erläuterun- gen zur Methodik" im Anhang. Grafik 24: Langfristige Entwicklung der Wahrscheinlichkeit von Verbesserungsmeldungen (links) und Verschlechterungsmeldungen (rechts) der Ratingnote nach Umsatzgrößenklassen: Wahrscheinlichkeit in Prozent 70 30 60 25 50 20 40 15 30 10 20 10 5 0 0 bis 2,5 Mio. EUR bis 2,5 Mio. EUR über 2,5 Mio. bis 25 Mio. EUR über 2,5 Mio. bis 25 Mio. EUR über 25 Mio. EUR über 25 Mio. EUR Lesebeispiel: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein für die Stichprobe typisches Unternehmen mit bis zu 2,5 Mio. EUR Umsatz angibt, die Ratingno- te habe sich innerhalb der zurückliegenden zwölf Monate verbessert, ist gegenüber dem Vorjahr von 58,4 auf 29,9 % gefallen. Anmerkung: Modellrechnung basierend auf den Regressionsergebnissen in Tabelle 15 und 16. Für Erläuterungen siehe Abschnitt "Erläuterun- gen zur Methodik" im Anhang. Seite 17
4. Auswirkungen der Corona-Krise auf die Bedeutung einzelner Finanzierungsinstrumente Um einen Einblick zu erhalten, wie sich die Bedeutung Mit etwas Abstand folgen Einlagen von Gesellschaftern unterschiedlicher Finanzierungsinstrumente durch die sowie Gesellschafter- und Familiendarlehen. Auch die- Corona-Krise möglicherweise gewandelt hat, wurden se Finanzierungsinstrumente, denen bereits vor der die befragten Unternehmen gebeten, zu bewerten, Krise eine relativ hohe Bedeutung beigemessen wurde welche Rolle verschiedene Finanzierungsquellen zu- (Rang drei in der Unternehmensbefragung 2020), dürf- künftig im Vergleich zu vor der Krise spielen werden. ten nach Angaben der befragten Unternehmen künftig Die Bewertung erfolgte anhand einer Skala von eins eine noch wichtigere Rolle spielen. Der Saldo aus „Be- („Bedeutung steigt“) bis drei („Bedeutung sinkt“). Die im deutung steigt“-Meldungen abzüglich „Bedeutung Folgenden vorgelegten Ergebnisse konzentrieren sich sinkt“-Meldungen lag bei 41 Punkten. aus Gründen der Übersichtlichkeit auf die Salden („Be- deutung steigt“-Meldungen abzüglich „Bedeutung Auch das Leasing könnte durch die Corona-Krise noch sinkt“-Meldungen). einmal an Bedeutung zulegen. Leasing wird für viele Unternehmen als Investitionsalternative unter anderem Innenfinanzierung legt an Bedeutung zu zur Beschaffung von Fahrzeugen, Produktionsmaschi- Frühere Befragungen haben gezeigt, dass die Innenfi- nen sowie Büromaschinen und Datenverarbeitungsge- nanzierung aus Gewinnen, Abschreibungen und Rück- räte genutzt.18 In unserer Vorjahreserhebung belegte stellungen unter allen möglichen Finanzierungsinstru- Leasing den vierten Platz in der Rangfolge der bedeu- menten für die Unternehmen die mit Abstand größte tendsten Finanzierungsinstrumente. In der aktuellen Bedeutung hat (Tabelle 1). Dies liegt vor allem daran, Befragung meldeten mit 24 Saldenpunkten deutlich dass Innenfinanzierung in der Regel die günstigste mehr Unternehmen, dass für sie die Bedeutung von Finanzierungsform für Unternehmen ist. Die Corona- Leasing zukünftig noch weiter zunehmen wird. Krise dürfte diese Position noch einmal festigen. Mit 57 Saldenpunkten gaben deutlich mehr befragte Un- Den bisher genannten Finanzierungsinstrumenten (au- ternehmen an, dass die Bedeutung der Innenfinanzie- ßer Darlehen von Familie / Gesellschafter) ist gemein, rung zukünftig noch eine größere Rolle spielen wird als dass sie die Eigenkapitalquote des Unternehmens vor der Corona-Krise (Grafik 25). schonen bzw. stärken. Wie im vorherigen Kapitel er- wähnt, hat die Eigenkapitalquote vieler Unternehmen durch die Krise gelitten. In den Befragungsergebnissen Grafik 25: Veränderung der Bedeutung von Finanzierungsquellen Innenfinanzierung 57 % Darlehen, Einlagen v. Familie Gesellschafter 41 % Leasing 24 % kurz-/mittelfristiger Bankkredit 22 % langfristiger Bankkredit 9% Lieferantenkredite 5% konzerninterne Finanzierung 5% Beteiligungskapital -7 % Mezzanine Kapital -12 % Factoring -13 % Anleihen, Schuldverschreibungen o.ä. -24 % -30 % -10 % 10 % 30 % 50 % 70 % Anmerkung: Saldo aus den Anteilen der Unternehmen, die angaben die Bedeutung der betreffenden Finanzierungsquelle wird zunehmen abzüglich der Anteile der Unternehmen, die angaben die Bedeutung der betreffenden Finanzierungsquelle wird abnehmen. Seite 19
Sie können auch lesen