System change - Not climate change! - Das linke Magazin für Oberhausen - Paroli-Magazin
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Sonderausgabe zum internationalen Klimastreiktag am 20. September 201 9 1 Konsumverzicht als alleinige Lösung? 2 Interview mit FFF Oberhausen Das linke Magazin für Oberhausen 4 20. 9. KlimaSTREIK: Beteiligt Euch! September 201 9 – www.paroli-magazin.de 4 Termine am 20. 9. – KlimaSTREIKtag Klimademo in Köln, 1. Dezember 2018. System change – Not climate change! Warum der Aufruf zum Konsumverzicht nicht ausreicht Endlich ist das Thema Klimaschutz von Plastik zu verzichten und einiges wortlich sind. nach Jahrzehnten in der gesellschaftli- mehr. Manche gehen auch einen Gerade etablierte Politiker*innen chen Debatte angekommen und kann Schritt weiter und machen ihren öko- rufen gerne dazu auf, dass wir den sich dort halten. Aktuell müssen sich logischen Anspruch zur Geschäfts- Gürtel enger schnallen sollen, wenn es alle westlichen Regierungen, die ver- idee, verkaufen nur noch ökologisch um soziale Leistungen geht. Nun heißt schiedenen Institutionen und politi- angebaute Nahrungsmittel oder grün- es neuerdings auch noch dazu, dass schen Parteien dazu erklären, mit den verpackungsfreie Läden. Klimaschutz uns ja etwas kosten welchen Maßnahmen sie den Klima- Neben diesen positiven Schritten muss. wandel aufhalten wollen. Dass dieser sollte nicht vergessen werden, dass die Deswegen soll Fleisch teurer wer- existiert, wird auch von den meisten Großindustrie, die maßgeblich für den den, die Benzinpreise angehoben und neoliberalen Parteien nicht mehr be- Treibhauseffekt verantwortlich ist, eine CO 2-Steuer erlassen werden, stritten, lediglich die Ewiggestrigen nicht im Traum daran denkt, ihr Pro- wenn es nach dem Willen selbster- von Rechtsaußen behaupten noch völ- duktionsverhalten zu ändern, wenn nannter Klimaschützer*innen aus der lig faktenfrei, es handele sich um eine wir sie nicht dazu zwingen. Nach wie herrschenden Politik geht. Das ist Verschwörung. vor ist der Hambacher Wald bedroht, auch deshalb günstig, lässt sich doch Diese Entwicklung ist außeror- verpestet RWE die Umwelt und baut so ziemlich jede Erhöhung mit dem dentlich erfreulich und maßgeblich Kohle ab. Weltweit sieht es kaum bes- Label „Klima“ durchsetzen, denken unermüdlichen Wissenschaftler*in- ser aus. Seit der Faschist Bolsonaro in sich diese Leute. In Oberhausen sehen nen sowie den Aktiven von Fridays Brasillien an der Macht ist, hat sich wir das grade an der Debatte um for Future oder Extinction Rebellion die abgeholzte Fläche des Regenwal- Parkgebühren für die Beschäftigten zu verdanken. des vervielfacht. des Evangelischen Krankenhauses Heute wird in vielen Medien und Daran wird unser individuelles (EKO). Da sollen die Angestellten ab Diskussionsforen darüber nachge- Konsumverhalten nichts ändern kön- jetzt bis zu 160 Euro im Monat für das dacht, was wir als Einzelne tun kön- nen. Es ist daher wichtig, sich nicht Abstellen ihres Fahrzeugs löhnen und nen. Dazu gehört, weniger oder gar ablenken zu lassen und die herrschen- das Geld geht direkt in die Stadtkasse. kein Fleisch zu essen, den ÖPNV statt den Zustände politisch anzugreifen, Begründet wird dieser reale Lohn- des PKW zu benutzen, auf den Kauf die für die Umweltsituation verant- raub von Seiten der CDU und Grünen Fortsetzung auf S.2
Das linke Magazin für Oberhausen Sonderausgabe Internationaler Klimastreiktag 20. September 201 9 Seite 2 mit dem Schutz der Umwelt, obwohl Konsum wird oft außer Acht gelassen, Wer also fordert, dass Produkte und zu Beginn der Debatte dieser Aspekt dass sehr viele Menschen aufgrund ih- Dinge des täglichen Bedarfs teurer absolut gar keine Rolle spielte. Wer res niedrigen oder fehlenden Einkom- werden müssen ohne Löhne und Ren- übrigens denkt, dafür wird nun der mens gar nicht die Möglichkeit haben, ten zu erhöhen und Mieten zu senken, ÖPNV ausgebaut, vergünstigt oder die sich an alternativen Konsummodellen schließt einen Großteil der Bevölke- Taktung verdichtet, kann lange war- zu beteiligen, weil ihnen schlicht die rung aus und bringt diesen zu Recht ten. Den Beschäftigten wird das Leben finanziellen Mittel fehlen, um im Bio- gegen sich auf. schwer gemacht, ohne dass eine Alter- Laden einzukaufen, den Zug statt das Ökologischer Wandel muss mit so- native geboten wird. Auto zu nehmen oder die Wohnung zialer und politischer Veränderung In der generellen Debatte um den dämmen zu lassen. einhergehen, der alle Menschen mit- nimmt und lediglich die Reichen zur Kasse bittet, die seit vielen Jahrzehn- ten Mensch und Natur ausbeuten und maßgeblich für die drohende Kata- strophe verantwortlich sind. Dieser Wandel wird nicht freiwillig geschehen, er muss politisch erkämpft werden. Mit der kapitalistischen Gier nach Profitmaximierung um jeden Preis ist er unvereinbar. Fronttransparent „Goldener Finger“, Ende Gelände, Garzweiler Juni 2019. Henning v. Stoltzenberg Interview mit Leon Zimmer, Mitorganisator von Fridays for Future Oberhausen Jeden Freitag gehen weltweit Schüler*innen für den Klimaschutz auf die Stra- ße und bestreiken dabei die Schule – auch in Oberhausen. Hier hatte sich im Februar eine Gruppe gegründet. Es begann damit, dass sich einige Schü- ler*innen entschlossen, dem Beispiel anderer zu folgen und einfach eine De- mo am eigenen Ort zu veranstalten. Was macht FFF in Oberhausen? che den bisherigen Druck zu handeln Entscheidungen und handeln diesbe- FFF macht an jedem ersten Freitag auf die Politiker*innen erhöht. Au- züglich. Ebenfalls bemühen wir uns im Monat eine Demonstration, wel- ßerdem reagieren wir auf spontane durch verschiedene Aktionen einzel- ne Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass wir für ein relevantes, aktuelles Thema stehen und hierbei jede Hilfe in Anspruch nehmen. Auch ihr mobilisiert für den in- ternationalen Klimastreik am 20. September zu Aktionen in Ober- hausen, was macht ihr am 20. Sep- tember und welche Erwartungen habt ihr? Am 20. September haben wir in Oberhausen vor, einen abwechs- lungsreichen Tag zu gestalten, wel- cher auf einer Seite Druck ausübt und auf der anderen Seite neue In- formationen zum Thema Klima- schutz gibt, denn wir rechnen mit Vorträgen von Experten. Ich selbst habe die Erwartung, dass dieser Tag Plakat Fridays for Future Demo Oberhausen, Frühjahr 2019. global gesehen ein Zeichen für den
Das linke Magazin für Oberhausen Sonderausgabe Internationaler Klimastreiktag 20. September 201 9 Seite 3 Klimaschutz wird und Forderungen tern. Für uns ist es eine Selbstverständ- schaft ist mit uns zu demonstrieren, an die Politik angenommen werden. lichkeit, weiterhin für den Klima- oder sich selbst ein Bild zu machen Lokal gesehen habe ich die Erwar- schutz zu demonstrieren bis unsere und seinen Alltag umweltfreundli- tung, dass uns dieser Tag einen Schritt Ziele erreicht werden. cher zu gestalten. Jeder Schritt zählt. nach vorn zur Erklärung des Klima- Was sind eure Forderungen an notstand in Oberhausen bringt und die Oberhausener Kommunalpoli- Fridays for Future Oberhausen ist dass viele Menschen neue Informa- tiker*innen? zu erreichen über: tionen mit nach Hause nehmen. Unsere Forderung an die Ober- Bei der letzten Ratssitzung am 8. hausener Kommunalpolitiker*innen Liste der Ortgruppen Juli wurde die Ausrufung des Kli- ist, dass der geforderte Klimanot- fridaysforfuture.de/regionalgruppen/ manotstands in Oberhausen abge- stand ebenfalls in Oberhausen ausge- lehnt. Wie sahen die Reaktionen rufen wird und man ebenfalls Mail innerhalb der Bewegung aus und danach handelt. oberhausen@fridaysforfuture.de welche Konsequenzen zieht ihr Wie kann man euch am besten daraus? unterstützen? Twitter Unsere Ortsgruppe lässt sich von Es gibt viele Wege, wie man uns @fff_Oberhausen dieser Entscheidung nicht einschüch- unterstützen kann. Ob es die Bereit- Klimanotstand – was ist das? Instagram fridaysforfuture_oberhausen Die Erklärung des Klimanotstands (englisch „Climate Emergency“) ist ein Be- schluss von Parlamenten oder Verwaltungen, mit dem sie erklären, dass es eine QR-Code für die WhatsAppgruppe Klimakrise gibt und dass die bisher ergriffenen Maßnahmen nicht ausreichen, von FFF Oberhausen diese zu begrenzen. Es geht somit um den Umgang mit der menschengemachten globalen Erwärmung – dem Klimawandel. Mit dem Beschluss werden Regierung und Verwaltungen beauftragt, Maßnahmen auszuarbeiten, die über den derzeiti- gen Stand hinausgehen und versuchen, die menschengemachte globale Erwär- mung aufzuhalten. Die Erklärung kann auf unterschiedlichen Ebenen erfolgen (national, kommunal usw.) und hinsichtlich Tiefe oder Details ihrer Vorgaben verschieden sein. Der Begriff Klimanotstand bezeichnet nicht nur förmliche Be- schlüsse, sondern als Sammelbegriff auch weitere Aktionen zur Bekämpfung des Klimawandels. Die Erklärung des Klimanotstands soll sie bündeln und rechtferti- gen. Durch die Einführung und den Gebrauch des Begriffs „Notstand“ in diesem Zusammenhang wird diesen Maßnahmen höchste, nicht aufschiebbare Priorität zugeschrieben. in größeren Teilen übernommen von Wikipedia Transparente vor dem Rathaus Oberhausen, Sommer 2019.
Das linke Magazin für Oberhausen Sonderausgabe Internationaler Klimastreiktag 20. September 201 9 Seite 4 Internationaler Klimastreik am 20. September – Wir beteiligen uns! Eine immense Umweltzerstörung und die Auswirkungen ei- Was können wir in Oberhausen tun? ner nicht mehr zu beherrschenden Klimaveränderung wird Für den 20. September ruft Fridays for Future zum globa- inzwischen weltweit von vielen Menschen wahrgenommen. len Klimastreik auf. Die verantwortungslose Ausbeutung natürlicher Ressour- Daher wollen wir am 20. September unsere Wohnungen cen, die maximale kapitalistische Verwertung von Natur und und Arbeitsplätze verlassen, um an diesem Tag Maßnah- Umwelt aber auch der ungebremste Konsum vor allem in den men gegen den Klimawandel und die Umweltzerstörung zu reichen Industriestaaten ist die Ursache für die ökologische fordern. Das ist der Auftakt zu einer Woche von Aktionen und gesellschaftlichen Krise, in der wir uns heute befinden. für das Weltklima. Ein Ansteigen des Meeresspiegels eine Ausweitung der Beteiligt euch an geplanten Protestaktionen und geht Wüsten, sowie die Zerstörung der letzten noch natürlichen zu den angekündigten Demos! Regenwälder sind das Resultat eines ständigen Strebens Schreibt Protest-/ Forderungsbriefe an Politiker, auch nach Profiten und des Glaubens an ein unbegrenztes Wirt- an Politiker eurer Kommune! schaftswachstum. Forderungen an die Stadt Oberhausen von möglichen Die Auswirkungen der bedenkenlosen Ausbeutung von sofort umzusetzenden Maßnahmen: Menschen und Natur durch multinationale Konzerne gerade Ausbau des ÖPNV auch in der dritten Welt zerstören dort die natürlichen Le- Kostenloser ÖPNV bensgrundlagen von Millionen. Kein Ausbau des Sterkrader Kreuzes, also auch keine Die Folgen sind eine stetig steigende Zahl von Menschen, Baumfällungen im Sterkrader Wald. die vor den lebensfeindlichen Bedingungen in ihren Hei- Stärkung des Radverkehrs matländern fliehen. Millionen geflüchteter Menschen auf Verkehrsplanung zur Bevorzugung von Rad und Fuß- der Suche nach einem Leben mit Zukunft versuchen die verkehr und dem ÖPNV menschenverachtenden Grenzanlagen der Festung Europa Begrünung aller öffentlichen Gebäude (Fassaden und zu überwinden. Dächer) also Schulen, Kindergärten, Behörden, Rat- Trotz aller wahrnehmbaren Auswirkungen dieser welt- haus etc. weiten Krise, sind die in Deutschland regierenden Partei- Einsatz von Photovoltaik sowie Windkraftanlagen en bisher zu einer ökologischen und gesellschaftlichen Dezentrale Energiegewinnung Politikwende weder willens noch in der Lage. Jede Ände- Keine Versiegelung von weiteren Freiflächen rung hieße ja gegen ihre Auftraggeber aus den Banken Zurückziehen von kommunalen Beteiligungen an klima- und Konzernen zu regieren. schädlichen Kohlekraftwerken. Heike Hansen FFF Demo am 20.9.201 9 Parking-Day Aktion von Demo von Fridays for Future Oberhausen „Oberhausen sattelt um“ Treffpunkt 11:00 Uhr am Rathaus Oberhausen Das Aktionsbündnis „Oberhausen sattelt um“ ruft am Beginn der Demo 11:30 Uhr 20.9 zur Beteiligung am Parking Day auf- zu einer zum Saporoshje-Platz – bis 14:00 Uhr dort die zentralen Aktion aufder Parkfläche zwischen der Abschlußkundgebung. Friedrich-Karl-Straße 4 und der Paul-Reusch-Straße am In den Tagen vom 21.9. - 27.9. findet danach die unteren Ende des Saporoshje-Platzes von 16 bis 19 Uhr #week4climate statt. mit allem was Spaß, Spiel, Spannung verspricht – und Weitere Infos dazu unter: allem, was alle mitbringen! fridaysforfuture.de/week4climate/ Weitere Infos unter: anna28.de/buntes-aus-dem-umfeld/ Das Magazin Paroli soll als Medium für linke, alternative Politik einen Beitrag leisten zur Bündelung linker Kräfte in Oberhausen. Vertreter*innen verschiedener linker Gruppierungen und sozialer Initiativen sind an der Herstellung und der Verbreitung dieser Zeitung beteiligt. Die Redaktion ist offen für weitere Interessierte, die dieses Projekt unterstützen möchten. Wir freuen uns auch über Artikelvorschläge und Leser*innenbriefe. Impressum Redaktionsteam dieser Ausgabe: V.i.S.d.P.: Bildnachweis: D. Driever, U. Filthaut, M. Goeke, H. Hansen, Jürgen Dittmeyer c/o Seite 1 +2: R. Hoffmann . R. Hoffmann, L. Rudi, S. Wehling, H. v. Stoltzenberg. PAROLI-Verein für Seite 3: A. C. Walthe r. politische Kultur e.V. Friedensplatz 8 Auflage: 1 0.000 Stk. 46045 Oberhausen Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht +49-(0)208 884220-1 6 unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. redaktion@paroli-verein.de
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