Tanztheater Wuppertal Pina Bausch
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Tanztheater Wuppertal Pina Bausch Spielzeit Season 2019– 2020 4–9 Vorwort Preface 12–17 Sehnsuchtsorte Sites of desire 18–25 Peter über Pina Peter on Pina 26–45 Spielzeit Season 46–47 Suchen & Finden searching & finding 48–55 Tanztheater Wuppertal Pina Bausch 56–65 Das dumpfe Geräusch über die Steppe galoppierender Rinder- herden The dull sound of cattle herds galloping across plains 66–67 Ensemble und Gäste Ensemble and guests 68 Förderer & Partner Partners Koproduktionspartner Coproduction Partners 69 Impressum Imprint 70 Informationen Information 71 Kalender Calendar
Vorwort Preface Gintersdorfer/Knut Klaßen, Helena Bettina Wagner-Bergelt Waldmann und Rainer Behr. Intendantin General and Artistic Director Eine der zentralen frühen Produktionen Pina Bauschs ist Blaubart. Beim Anhören einer Tonbandaufnahme von Béla Bartóks Oper „Herzog Blaubarts Burg“, Die Spielzeit 2019/2020 schöpft daraus, die 1977 Premiere hatte und bis Mitte dass Pina Bausch 40 Jahre lang die der 80er Jahre in zwölf Städten der Welt großartigsten Stücke in Wuppertal von Köln bis Los Angeles, von Venedig und verschiedenen Städten der Welt er bis Adelaide und von Paris bis Toronto arbeitet hat, aus denen wir auswählen gespielt wurde. Ein verstörendes Stück, dürfen, was uns am wichtigsten ist in dem die von Jan Minarik kreierte und was wir wiedersehen wollen. Neun Hauptfigur uns in den Kampf um Tabu Stücke wird das Repertoire 2019/2020 und Grenzüberschreitung, Neugier und enthalten, 32 Vorstellungen im Opern- Erkenntnis hineinzieht und die Menschen haus Wuppertal, daneben eine Neuauf sich zwischen Eros, Macht und Tod lage der Reihe Underground mit neuen gefangen sehen wie in einem nicht still- Produktionen von Choreographen stehenden Karussell. Inhaltlich und aus dem Ensemble Anfang November formal zählt dieses Frühwerk zu Bauschs 2019 im Schauspielhaus, dem zukünfti- absoluten Meisterwerken. Blaubart wird gen Pina Bausch Zentrum, und im 43 Jahre nach der Uraufführung als Glaspavillon im Skulpturenpark. Neueinstudierung am 24. Januar 2020 Im Juni 2020 gibt es eine Premiere im Opernhaus Wuppertal in einer neuen mit dem Titel Begegnungen E ncounters, Besetzung Premiere haben. Die Ein die Choreograph*innen mit dem studierung leiten Jan M inarik, Héléna Ensemble sowie Musikern und b ildenden Pikon und Barbara K aufmann. Künstlern zusammenführt – Sidi Larbi Im Februar 2020 geht es für eine Cherkaoui, Richard Siegal, Monika Serie ins Sadler’s Wells nach London. 4–5
Eine weitere zentrale Wiederaufnahme Es spielen neben dem Ensemble des im Opernhaus ist mit Wiesenland eine Tanztheater Wuppertal unter anderem Städtekooperation aus dem J ahre 2000, Johanna Wokalek, Meret Becker entstanden in Koproduktion mit dem und Melissa Madden Gray. Goethe Institut Budapest und dem Théâtre de la Ville, Paris. Während Blaubart eine Vollmond wurde bereits im September komplett neue Besetzung haben wird, 2018 wieder aufgenommen und schließt lebt Wiesenland von seiner Mischung aus im Juni 2020 in Wuppertal die Saison der ersten und zweiten Generation sowie ab, nachdem es mit drei Vorstellungen den neuen Tänzer*innen, die ins Ensemble bei den Schlossfestspielen in Ludwigs- gekommen sind. burg gastiert hat, die unter Jochen Sandigs Direktion jetzt regelmäßig mit Das Repertoire der Spielzeit in Wuppertal dem Tanztheater Wuppertal zusammen ermöglicht im Oktober ein Wiedersehen arbeiten werden. mit "…como el musguito en la piedra, ay si, si, si…", dem so genannten »Chile- Seit sie von Dimitris Papaioannou wird Stück« von 2009, dem letzten Werk der im September 2019 auf dem Musik großen Choreographin, das in seiner festival von Borgia im süditalienischen Melancholie und Trauer schon auf ihren Catanzaro zu sehen sein. Tod zu verweisen scheint. Nelken nehmen wir im Oktober 2019 Den Brecht/Weill Abend Die sieben Tod- bereits für eine Serie in Tel Aviv, Israel, sünden/Fürchtet euch nicht, der auch wieder auf, um es dann im Dezember in Paris im wieder eröffneten Théâtre auf einem dreitägigen Gastspiel in du Châtelet zusammen mit dem Ensemble Charleroi zu zeigen. Intercontemporain gezeigt werden wird, kann das Wuppertaler Publikum im März Palermo Palermo spielte das Ensemble 2020 noch einmal in einer Serie s ehen. mit großem Erfolg in einer Serie im März 6–7
2019 in Wuppertal und im April 2020 Another important revival at the Opera House Wuppertal will be Wiesenland, an international coproduction from 2000 which was created in coproduction zeigen wir es zum ersten Mal auf einer with the Goethe Institute in Budapest and the Théâtre de la Ville, Paris. dreiwöchigen USA-Tournee: in Berkeley, While Bluebeard will have an entirely new cast, Wiesenland lives from its mix of first- and second generation casts and from the new dancers Los Angeles und Chicago. who have recently joined the ensemble. In October, the Wuppertal season will offer audiences the chance to revisit Des 10. Todestages von Pina Bausch "…como el musguito en la piedra, ay si, si, si…", the so-called »Chile piece« from 2009. It is the choreographer’s last full-scale work and seems gedenkt das Ensemble am 3. Oktober to foreshadow her death with its melancholia and sadness. im Opernhaus mit einer eigenen Ver The Brecht/Weill Evening The Seven Deadly Sins/Don’t Be Afraid will anstaltung. be performed for Wuppertal audiences in March 2020 and also in Paris at the newly re-opened Théâtre du Châtelet, together with the Ensemble Intercontemporain. The ensemble of the Tanztheater Wuppertal will be joined by Johanna Wokalek, Meret Becker and Melissa Madden Gray, among others. Vollmond (Full Moon) was part of the 2018 season and will return to close The 2019/2020 season draws great strength from the fact that Pina Bausch the Wuppertal season in June 2020, following three performances at the spent 40 years creating the most magnificent dance pieces in Wuppertal Ludwigsburg Festival. Led by Jochen Sandig, the festival has announced and other cities all over the world. Now we are able to choose what is most that it will become one of the Tanztheater Wuppertal’s regular collaborators. important to us and what we want to see again. The repertoire in 2019/2020 will be made up of nine works: 32 performances at the Opera House Wupper Since she by Dimitris Papaioannou will be performed at the Borgia Music tal and a new edition of the Underground series with new productions Festival in Catanzaro in southern Italy in September 2019. by choreographers from the ensemble at the Schauspielhaus, the new Pina Bausch Centre, and the Glass Pavilion in the Sculpture Park in early Nelken will tour to Tel Aviv, Israel, in October 2019, before visiting Charleroi November 2019. In June there will be a new premiere, entitled Encounters, for three performances in December. which will bring together the ensemble of the Tanztheater and choreo graphers, musicians and visual artists: Sidi Larbi Cherkaoui, Richard Siegal, In March 2019 the ensemble performed Palermo Palermo to great acclaim Monika Gintersdorfer/Knut Klaßen, Helena Waldmann and Rainer Behr. in Wuppertal, and in April 2020 it will be shown in the USA for the first time as part of a three-week tour to Berkeley, Los Angeles and Chicago. One of Pina Bausch’s seminal early productions is Bluebeard. While Listening to a Taped Recording of Béla Bartók’s “Duke Bluebeard’s Castle”. The ensemble will mark the 10th anniversary of Pina Bausch’s death with It premiered in 1977 and was performed in twelve cities until the mid-80s, a commemorative event at the Opera House on 3rd October. including Cologne, Los Angeles, Venice, Adelaide, Paris and Tokyo. A disturbing piece in which the main character, created by Jan Minarik, draws us into a conflicting world of taboos, transgressions, inquisition and insight, where people seem trapped between eros, power and death as if on an unstoppable merry-go-round. This early Bausch work is among her absolute masterworks, both in content and form. 43 years after the world premiere, Bluebeard will premiere once again at the Opera House Wuppertal with a new cast on 24th January 2020. The restaging is led by Jan Minarik, Héléna Pikon and Barbara Kaufmann. In February 2020, it will travel to London for a series of performances at Sadler’s Wells. 8–9
Sehnsuchtsorte Sites of desire Verkauft Anna I ihre Schwester als Ware auf dem Straßenstrich, dient dies Brecht als Grenzgänge, die selten auf Eindeutigkeit setzen, sondern die verschiedensten Ein Ausblick auf die Spielzeit 2019/2020 Anlass einer generellen Kapitalismuskritik. Bedeutungsebenen gleichzeitig anreißen. A preview of the 2019/2020 season Bei Pina Bausch ist schon das Herrichten zur Hure ein brutaler Akt. Es geht ihr um Männer- Auch aus dieser Periode zeigt das Tanz phantasien, die Anna II jedes Glück verbauen. theater bei seinen Gastspielen zwei High- Diesen Faden spinnt sie auch im zweiten, lights. In Nelken (1982/83) scheint sich die frei collagierten Teil weiter. Recht ölig klingt Atmosphäre gegenüber einem Stück wie das wiederkehrende Werben eines jungen Blaubart grundsätzlich gewandelt zu haben. Galans, das gefügig machen soll. Am Im prächtig erblühten Nelkenfeld stürmen Etwas zu finden, Die kommende Spielzeit des Tanztheaters entnimmt nun aus Pina Bauschs umfang Ende aber tanzen Männer wie Frauen in Hurenkostümen. Längst sind sie alle zur die Tänzer immer wieder mit ausgebreiteten Armen gegen die Rampe, offerieren ihrem das keiner Erklärung reichem Werk Stichproben aus nicht weniger Ware geworden – und beweisen dennoch Publikum »Liebe«. In unbeschwerten bedarf und mithin als drei Jahrzehnten. Damit folgt die Planung eine beachtliche Tanzlust. Momenten scheint es, als könne man zur der Zielsetzung der neuen künstlerischen unschuldigen Verspieltheit der Kindheit keiner Worte; etwas, Leitung unter Bettina Wagner-Bergelt, die zunächst auf den Erhalt und die Pflege des Ganz anders dagegen die Sicht in Blaubart. Beim Anhören einer Tonbandaufnahme von zurückkehren, sich im Hasensprung im Blütenmeer tummeln. Doch bald entdeckt das seine Wahr- Bausch-Erbes setzt und bei Gastchoreo Béla Bartóks Oper „Herzog Blaubarts Burg“. sich, dass in der Kindheit auch die Er haftigkeit aus der graphen darauf achten will, dass sie zwar Zentrales Requisit ist ein Tonband, auf dem fahrungen von Zurückweisung und nicht die Ästhetik des Tanztheaters kopieren, der Frauenmörder Blaubart obsessiv immer Einsamkeit liegen. Wie gefährdet solche unmittelbaren Kraft wohl aber aus dem gleichen Interesse am Menschen und seinen Beweggründen wieder einzelne Passagen abspielt, zurück spult, erneut anhört, als könne er so Glücksmomente sind, zeigt die Kernszene des Stückes, die Pina Bausch erst für der szenischen Ak- ihre Werke schaffen. Unter dem Titel begreifen, was geschehen ist. Einmal mehr die zweite Premiere 1983 hinzugefügt hat. tionen bezieht – es Begegnungen Encounters werden Sidi radikalisiert Pina Bausch hier ihre Mittel und Stuntmen schichten aus Kartons Türme auf, Larbi Cherkaoui, Monika Gintersdorfer/Knut wirft einen gänzlich ungeschminkten Blick während das Ensemble sich auf Sesseln war Pina Bauschs Klaßen, Richard Siegal, Helena Waldmann und Rainer Behr neue Stücke mit dem in einen Abgrund menschlicher Verlorenheit und Trauer. Das Verhältnis von Männern in Bitt- und Klagegesten wiegt, eine Frau hysterisch vor Angst um die Männer durch Anliegen von allem Ensemble erarbeiten, die Begegnungen und Frauen ist am absoluten Nullpunkt die Szene irrt. Schließlich springen sie aus Anfang an nicht nur mit neuen Arbeitsweisen, sondern angelangt. Die Konventionen der Annähe- großer Höhe – und werden sicher von den auch mit Tänzer*innen anderer kultureller rung versagen; stetig droht Zärtlichkeit in Kartons aufgefangen. Für diesen Augenblick Herkunft ermöglichen. Gewalt umzuschlagen. Die Suche nach dem zumindest sind sie gerettet. In diesem Anspruch und der hohen Qualität Glück ist ein Nahkampf ohne Sieger. Hände der Stücke ist ihr Tanztheater nach wie Aus den 1970er Jahren zeigt das Tanztheater greifen ins Leere, Umarmungen rutschen am Donnernd schlägt die Mauer, die zu Be- vor aktuell. Gerade in Zeiten, in denen so gleich zwei Pina Bausch-Klassiker: Die sie- Partner ab. Auch die Sprache als Mittel der ginn das Portal fast zur Gänze verschließt, vieles nicht ohne erhebliche intellektuelle ben Todsünden (1976) und Blaubart (1977). Verständigung hat ausgedient. Stattdessen rückwärts auf die Bühne und hinterlässt den Klimmzüge und weitschweifige (und oft Sie stammen aus einer Zeit, als Pina Bausch jammern, stöhnen, kreischen die Tänzer oder Tänzern einen Hindernisparcours. Palermo weit hergeholte) Erklärungen auszukommen mit den verschiedensten Genres experimen- brechen in hysterisches Gelächter aus. Nichts Palermo, die deutsch-sizilianische Kopro scheint. Es macht einen entscheidenden tierte, von der Tanzoper über Operette bis geht mehr. Und doch spürt man, dass die duktion von 1989, erzählt von Armut und Unterschied, ob ein Choreograph in der hin zu Spielarten der Revue, und sich dabei, Akteure ihre Sehnsucht nie aufgeben werden. Reichtum, vom Überleben in einer gefähr Lage ist, sein Publikum in der Tiefe zu wie sie selbst sagte, zwischen Extremen lichen Stadt und einer kargen Landschaft, berühren und zu bewegen, oder ob er oder bewegte. Der Brecht/Weill Abend Die sieben In den 1980er Jahren ist die Phase der von Träumen eines ganz anderen Lebens. sie nur ein räsonierendes Parlando über die Todsünden verbindet virtuos gesellschafts Erprobung verschiedener Genres längst Pina Bausch hat diese Szenerie mit einigen Zeitläufte anstimmt. Der Unterschied ist kritische Tiefenschärfe mit einer puren Lust abgeschlossen. Pina Bausch hat ihre Form wiederkehrenden Figuren bevölkert. Es fundamental und gilt unabhängig wechseln- am Tanz. Im ersten Teil, Die sieben Todsün- des Tanztheaters gefunden. In immer neuen gibt die Witwe, die gestützt und geführt der ästhetischer Moden oder inhaltlicher den, um das dialektische Geschwisterpaar poetischen Exkursionen umrundet sie die wird, an der man Wiederbelebungsversuche Fragestellungen. Anna I und Anna II, verschiebt Pina Bausch Möglich- und Unmöglichkeiten des Glücks. demonstriert, die die Männer schließlich den Akzent auf das Schicksal der Frau. Es sind heikle, stets absturzgefährdete auf ihren Füßen liegend wie zu Grabe tragen. 12 – 13
Es gibt die Verzweifelte, die ihr Verlangen nach Nähe hinausschreit und sich in Selbst- ihrem Verfehlen. Immer wieder geht es heiter zu. Man erweist einander Liebesdienste, From the start, Sidi Larbi Cherkaoui, Monika Gintersdorfer/ Knut Klaßen, Richard Siegal, Helena hass verfängt. Nichts kann ihr genügen. stellt sich etwa lächelnd als lebender Stuhl Pina Bausch’s Waldmann and Rainer Behr will develop stated aim was Es gibt den einsamen Junggesellen, der zur Verfügung oder führt Kunststücke vor, new works with the ensemble which will sich Fleisch aus dem Unterarm schneidet indem man behände zwischen einer Gläser- enable not only encounters with new und auf einem Bügeleisen brät. Sie alle scheinen in einer namenlosen Trauer ge reihe hindurch springt. Bereitwillig nehmen Männer an einem Wettbewerb im möglichst to find something working methods but also with dancers from other cultures. fangen. Palermo Palermo ist ein Nachtstück, schnellen BH-Öffnen teil. Mit Stentorstimme which needs no explanation and das sich immer wieder in den Ensemble verkündet eine Tänzerin: »Es ist Vollmond; The Tanztheater Wuppertal will be per szenen aufhellt. So auch am Schluss, wenn man wird nicht besoffen.« Alles scheint forming not one but two classics from the die Tänzer mit abgeknicktem Oberkörper zu triumphaler Dudelsack-Musik die Rampe bereit für eine ausgelassene Nacht. Doch von Anfang an prägt Vollmond eine ange- thus no words, its 1970s: The Seven Deadly Sins (1976) and Bluebeard (1977). Both come from a time entlang hüpfen: scheinbar gebrochen und spannte Stimmung. Männer peitschen mit authenticity resting when Pina Bausch was experimenting on the direct im doch auch stark. Stöcken einen scharfen Ton in die Luft, with a wide range of genres, from dance müssen einander in plötzlich ausbrechender opera via operetta through to variations Wiesenland aus dem Jahr 2000 steht am Anfang von Pina Bauschs letzter Schaffens- Panik retten. Immer wieder auch gerät das Verlangen zu heftig – wie bei jener Frau, die pact of the dramatic on revue, all the while, as she herself said, veering between extremes. The Brecht/Weill dekade. Und wie fast alle Stücke seit den 1980er Jahren ist auch diese deutsch- den Mann buchstäblich von der Bühne küsst. Eine andere klammert so heftig, dass sie actions Evening The Seven Deadly Sins deftly combines incisive social criticism with pure ungarische Koproduktion geprägt von der nicht mehr vom Partner zu lösen ist und zur dance energy. The first part, The Seven Ambivalenz der Gefühle. Einerseits scheinen Behinderung wird. Zur hohen Kunst der Liebe Thanks to this ambition and the high quality Deadly Sins, is the story of the dialectical sie nichts sehnlicher herbeizuwünschen als gehört auch, das richtige Maß zu finden. of the works, her dance theatre remains sisters Anna I and Anna II. Pina Bausch den Schlaf: ein Aus- und Einruhen im Leben. as relevant today as ever. Especially at a puts the emphasis on the fate of the Zur Not narkotisiert sich ein Paar durch "…como el musguito en la piedra, ay si, time when so much seems to require hefty woman; when Anna I sells her sister as einen Schlag mit einer Papierrolle selbst. si, si…" von 2009 ist Pina Bauschs letzte intellectual exertion and elaborate, often a commodity on the streets, Brecht uses Doch die Not, die sie auf der Suche nach Kreation. Sie spielt auf dünnem Eis. In dem far-fetched explanations. There is a crucial this for a broad criticism of capitalism, Nähe und Geborgenheit umtreibt, lässt glatten weißen Boden zeigen sich Risse, difference between a choreographer who but in Pina Bausch’s hands the grooming sie nicht ruhen. Immer wieder hetzt sie die sich immer wieder öffnen und schließen. can profoundly affect their audience and of a woman into a whore is a brutal act die Frauen und Männer in rasend schnell Doch trotz der drohenden Gefahr einzu move them, and one who delivers an itself. She explores the male fantasies getanzte Soli, die in dem mehr als zwei brechen, ist die Grundstimmung weitgehend hectoring lecture on the issues of the day. which block all chance of happiness for stündigen Stück zunehmend Raum greifen. sanft. Noch einmal geht es um die nicht The difference is fundamental and pertains Anna II. She spins this thread further into Es ist, als wollten sie in diesen armschlingen- enden wollende Suche nach Nähe und independent of changing aesthetic fashions the loosely-collaged second part. The den Tänzen sich selber bergen und zugleich Geborgenheit, entspinnt sich ein Reigen or debates. incessant attentions of a young beau, ausbrechen. Sie stürzen zu Boden, raffen von Annäherungen und Abweisungen, nur intended to achieve compliance, appear sich wieder auf und öffnen sich sehnsuchts- ab und an unterbrochen von aufkommen- The Tanztheater Wuppertal’s upcoming thoroughly oily. By the end both men and voll himmelwärts. Ein unbedingtes Wollen dem Aufruhr, Momenten der Verzweiflung. season takes samples from Pina Bausch’s women are dancing in whore’s costumes. liegt darin, das das Tanzen zu einem Spiel Seltsame Liebesdienste erweisen sich die œuvre over three whole decades. In this They have all become commodities, auf Leben und Tod macht. Wenn alle Worte Männer und Frauen; nie weiß man, was sense it has been planned according to the yet their dancing demonstrates immense versagen, beginnt die Bewegung und zärtlich gemeint ist und was als – vielleicht objectives set by the new artistic director energy all the while. bezeugt die existentielle Dringlichkeit aller heilsamer – Schock. Die Gefühle – sie sind Bettina Wagner-Bergelt and her team: to Sehnsucht. nicht eindeutig, sondern voller Ambivalenzen. ensure firstly the maintenance and conser A very different view pervades Bluebeard. Am Ende tanzen alle noch einmal wie um vation of the Bausch legacy, and secondly While Listening to a Taped Recording of Schon früh hat Pina Bausch darauf hinge ihr Leben. »Die Seele«, meinte Pina Bausch that while guest choreographers do not Béla Bartók’s “Duke Bluebeard’s Castle”. wiesen, ihr Thema sei immer das gleiche, einmal im Gespräch, »ist unendlich.« Nicht simply replicate the company’s aesthetic, The central prop is a tape recorder on which nur die Farben, sie änderten sich von Stück minder ist es die menschliche Sehnsucht. they do create work with the same interest the woman-murderer Bluebeard obsessively zu Stück. So erzählt auch Vollmond von in human beings and what drives them. and incessantly replays and rewinds certain 2006 von der Suche nach dem Glück und Norbert Servos Under the title Encounters Begegnungen, passages, listening again, as if it would 14 – 15
help him understand what has happened. towers while the ensemble rock around on The women and men repeatedly race men and women perform strange labours Once more Pina Bausch radicalized her chairs in begging, plaintive gestures and around in speedily danced solos which of love; it is never clear what is intended means, taking a wholly unflinching look into a woman rushes around the scene hysteri gradually expand throughout the space affectionately and what as a shock – the abyss of human abandonment and grief. cal with fear of the men. Finally, they leap during the two-hour piece. It is as if in perhaps therapeutic. The moods are not The relationship between women and men from a huge height – and are safely caught these arm-looping dances they seek both certain but full of ambivalence. At the has reached an all-time low. The conven by the boxes. For this moment at least, they to contain themselves and to break away. end everyone dances once more as if for tions for intimacy break down; affection have been saved. They fall to the ground, pick themselves their lives. »The soul,« Pina Bausch once constantly threatens to flip into violence. up again and open themselves to the sky said in conversation, »is eternal.« And The search for happiness becomes hand- With a thunderous bang, the wall, which at in desire. human desire no less so. to-hand combat with no winners. Hands the start virtually bricks up the proscenium grasp the air, embraces slide off. Even arch, falls back onto the stage leaving the Pina Bausch made it clear early on that Norbert Servos language has served its time as a means dancers with an obstacle course. Palermo her subject was always the same, only of communication. Instead the dancers wail, Palermo, the 1989 German-Sicilian co- the colours changed from piece to piece. moan and screech, or break into hysterical production, describes poverty and wealth, Vollmond (Full Moon) from 2006 also laughter. Nothing works any more. And yet survival in a dangerous city and a barren describes the search for happiness, and you sense the protagonists will never give landscape, dreams of a very different life. its lack. It is frequently jubilant. People up their desire. Pina Bausch populated this scenery with do each other favours, place themselves various recurring figures. There is the in service as a living chair or perform By the 1980s the phase of exploring various widow, supported and guided, subject to tricks such as nimbly jumping between genres was long concluded. Pina Bausch resuscitation attempts, finally carried as a row of glasses. Men eagerly take part had found the form for her dance theatre. if to her grave by the men, balanced on in a competition to undo a bra as fast as In ever new poetic ventures she circled their feet. There is the desperate woman, possible. In stentorian tones a dancer the possibility and impossibility of happi bawling out her desire for intimacy, declares: »It is full moon; you will not get ness. These are delicate tight-rope walks, ensnaring herself in self-hatred. There drunk.« Everything seems to be in place in constant danger of falling, rarely settling is the solitary bachelor, who slices flesh for a wild night. But from the start Vollmond for the unambiguous, instead tracing from his under-arm and fries it on an iron. is framed by a tense mood. Men whip a various layers of meaning simultaneously. They all seem caught in a nameless grief. high-pitched note from the air with sticks, Palermo Palermo is a night-time piece, and have to save each other in a sudden From this period the company will be repeatedly lit up by its ensemble scenes, panic. Desire continually becomes intense, performing two highlights on tour. In such as at the end when the dancers hop, as with the woman who literally kisses a Nelken (Carnations, 1982/83) the atmos bent double, along the front of the stage man off stage. Another hugs so intensely phere seems fundamentally changed accompanied by triumphal bagpipe music, she cannot be separated from her partner compared to a piece such as Bluebeard. appearing broken yet at the same time and becomes a hindrance. The noble art of In the glorious, blooming field of carnations strong. love also includes finding the right degree. the dancers repeatedly rush to the front of the stage with outstretched arms offering Wiesenland from 2000 came at the start "…como el musguito en la piedra, ay si, the audience their »love«. In carefree of Pina Bausch’s final decade of artistic si, si…" (Like moss on a stone) from 2009 moments it seems as if we might return production. And like almost all the pieces is Pina Bausch’s final work. It skates on thin to the innocent playfulness of childhood, since the 1980s, this German-Hungarian ice. There are cracks in the smooth, white frolic through the sea of flowers doing co-production is also characterized by floor, continually opening and closing. bunny hops. But soon it is revealed that its ambivalent moods. On the one had it But despite the lurking danger of collapse, childhood also contains experiences of seems to long for nothing more keenly than the underlying mood is largely gentle. rejection and loneliness. Just how endan sleep: rest and repose in life. In desperation Once more it is about the eternal search gered such moments are is shown in the a couple dope each other with blows for intimacy and protection, as a series piece’s key scene, which Pina Bausch only from a roll of paper. But the desperation of approaches and rebuffs develops, only added for the second premiere in 1983. which drives them to hunt for intimacy occasionally interrupted by resurfacing Stuntmen pile cardboard boxes into two and security will not leave them in peace. turmoil, moments of desperation. The 16 – 17
Peter über Pina Peter on Pina 18 – 19
Schreiben ist ihre Kunst: ihr Tanz. Flügel sollten sie haben – und mit beiden Beinen fest auf dem Pina’s Stücke: Das ist ein großes Repertoire: 44 Stücke von Pina Bausch. lag es da, das Feld aus 8000 rosa Nelken. Es strahlte im Licht mit einer solch makel schwer, über sich Boden stehen. losen Schönheit, wie auch ich sie nicht selbst zu schreiben Und die Zusammenarbeit zwischen Pina erwartet hatte. Sprachlosigkeit rundum. Natürlich ist es immer voller Risiko, und mir? Fast dreißig Jahre! 26 Bühnenräume In Minutenschnelle ging die Nachricht um ist schwerer, wenn man unbekannten Grund betritt. Löse ich Formen auf, dann muss ich habe ich für Pina entworfen. Was war da so besonders? im Haus, das Theater stellte die Arbeit ein und alle kamen auf die Bühne, um das über Pina B ausch neue Formen finden. Wunder zu sehen. zu schreiben ist Es ist riskant, den geplanten Weg zu Dreißig Jahre der größten Anstrengung, verlassen, weil man unterwegs etwas der tiefsten Verzweiflung aber auch immer Ich stand bei Pina und plötzlich fiel mir fast unmöglich – Überraschendes entdeckt hat. Man kann sich dabei leicht verlaufen. wieder der schönsten Überraschungen, die wir in dieser langen Zeit für einander etwas Grauenhaftes ein: Beim Tanzen würden diese 8000 Beauties geknickt jedenfalls für mich Zu diesem Risiko war Pina immer bereit. bereitgehalten haben. Ich glaube, das ist auch eine Liebeserklärung. werden, zertreten. Und Pina sagte einfach ganz ruhig: »Wir können ja eine Szene Und nie in dieser ganzen Zeit haben wir machen, in der die Tänzer die Nelken Ich hatte das unschätzbare Glück, dass Dazu erscheint das Wort »Vertrauen« versucht, die Last der eigenen Unsicherheiten wiederaufrichten. Nelken trösten.« Pina Bausch mir eine geradezu symbiotisch wie ein Gegensatz. auf den Schultern des anderen abzuladen. Dafür habe ich Pina die nächsten 28 Jahre enge künstlerische Partnerschaft gewährt Wir haben oft gestritten, manchmal wütend. geliebt. hat, eine Zusammenarbeit, die über 29 Jahre Verunsichert wage ich kein Risiko, und Aber wir haben nie den Respekt füreinander gedauert hat. ich kann mich nur frei fühlen, wenn ich verloren. Ich habe Pina als sehr respektvoll Wir haben das dann nicht gemacht, weil Vertrauen habe. erlebt und habe selbst auch versucht, die langsam fortschreitende Zerstörung Ihren Tänzern gilt meine ganze Zuneigung respektvoll zu sein. der eitlen Schönheit doch spannender war. und mit vielen Mitarbeitern bin ich befreun- Auf Pina’s Proben zu einem neuen Stück Die Nelken wurden dann in der Regel am det, kurz: Es ist meine Familie. musste alles möglich sein. Auch das war eine Besonderheit in unserer nächsten Morgen von Technikern und Die Tänzer sollten sich frei fühlen und ohne Beziehung: Wir waren wirklich sehr ver Helfern »getröstet«, unübertroffen in Bei allen äußeren Zwängen war die Arbeit Zögern jeden Einfall – sei es Wort oder schieden, in mancher Hinsicht wie Feuer Amsterdam: Da saßen in strahlendem mit Pina sicher die freieste, die ich erlebt Bewegung – zeigen. Im Vertrauen, dass und Wasser. Sonnenschein 6 Helfer auf der Straße am habe. niemand etwas geringschätzen oder gar Rand einer Gracht vor dem Theater Carré. belächeln würde. Aber trotzdem hat Pina in Peking mich bei Männer, die einen das Fürchten hätten Drei Begriffe fallen mir ein, wenn ich über der Antwort auf die Frage eines chinesi- lehren können: von Muskelpaketen ge- ihre Arbeit mit dem Tanztheater nachdenke: Deshalb ist auf Pina’s Proben auch nie ein schen Künstlers, wie wir denn in der Arbeit spannte Tattoos, gebrochene Nasenbeine Besucher zugelassen worden. miteinander redeten, unterbrochen: »Mein und ausgeschlagene Zähne – und diese Freiheit – Risiko und – fast ein Wider- Hier herrschte strikte Intimität. Lieber, wir haben nie viel miteinander reden Männer bogen ganz sorgsam, fast zärtlich spruch – Vertrauen. müssen!« Viel Widersprüchliches und eine Berge von rosa Nelken gerade. Ein Traum Und kein Einfall war zu klein, als dass Pina große Harmonie vor allem in der Arbeit. für Pina! Freiheit war so wichtig für Pina, für sich ihn nicht ernsthaft angeschaut, geprüft Um die ging es ja. Rätselhaft. selber und für alle, die mit ihr waren. hätte, wie er im neuen Stück nützen könnte. Auf dem Einband meines Buches PETER Pina hatte auch keine große Neigung Dinge Immer wieder die Kunst zu befreien – und Sie wollte nichts verpassen. FÜR PINA lächelt sie wie Mona Lisa. oder Leistungen zu beurteilen. Sie war be- frei zu halten von allen engen Deutungen, scheiden, nur in ihren Ansprüchen an sich Definitionen, Regeln und Bestimmungen. Aber da war noch ein anderes Vertrauen: Bei Schwierigkeiten hat Pina immer schöp- selbst war sie maßlos. Sie hat nicht viel über Die Tänzer konnten absolut darauf ver- ferisch reagiert. Das schönste Beispiel dafür Kunst geredet, denn dass es immer nur um Die Kunst in Freiheit zu erfahren, ihre Räume trauen, dass Pina – und das galt auch für habe ich schon nach kurzer Zeit erlebt, im die höchste Qualität ging war so selbst und ihre Grenzen zu erforschen und immer mich und meine Arbeit – dass wir niemals Dezember 1982. verständlich, dass es nicht mal eines Wortes wieder zu öffnen und zu erweitern. etwas tun oder auch nur zulassen würden, Nelken stand kurz vor der »Geburt«. Das wert war. Ich habe sie oft vor Erschöpfung was sie in ihrem Tanz beschädigen würde. Bühnenbild wurde zum ersten Mal aufge- zwischen zwei Zuschauerreihen auf dem Frei sein sollten auch ihre Tänzer. Schwierig: Ja – aber beschädigen: Nein. baut. Dass es Nelken geben würde, hatte Boden liegend gesehen. Auch darüber Ihre Fantasie, ihr Geist und natürlich auch Das war ein Grundgesetz. sich schon herumgesprochen, aber jetzt wurde nicht geredet. Und neulich habe ich 20 – 21
tatsächlich auch von mir ein Foto schlafend in einer Reihe des Schauspielhauses ge »ich weiß, dass die mit dem offenen Boden umgehen können und sich nicht verletzen. Writing is hard, Of course, it is always risky to break new ground. Dismantling old forms means having funden, ich hatte mir nur die Klappsitze Aber ich will, dass der Schluss irrsinnig writing about to find new ones. me even harder, ausgesucht. schnell wird, und deshalb will ich auch nicht There is risk in leaving a well-trodden path die kleinste Bremse in ihren Köpfen haben.« just because I have seen something on the Aber es konnte auch nie genug sein. Wenn ich ihr ein Bühnenbild gezeigt hatte, das ihr Das hat sie gesagt etwa drei Wochen vor ihrem Tod, als sie schon selber kaum noch and writing about way that has surprised me. I may easily get lost. gefiel, kam sofort die Frage: »Was kann das sitzen konnte, ein Bild, das mich bis heute Pina Bausch is almost impossible – noch?« oder: »Muss das immer da sein?« nicht verlassen hat. Auch aus diesem Pina was always prepared to take this risk. Zum Beispiel bei dem Wasserteich in Nefés sich nicht schonenden Willen heraus sind oder dem Blumenberg in Der Fensterputzer. Weil ich fand, dass Nein sagen nicht zu die schönen 44 Stücke von Pina Bausch entstanden. Das soll man nicht vergessen. at least for me The word »trust« seems like a contradiction. meinem Beruf gehört, habe ich ihr dann If I feel insecure, I dare not take risks, and immer das Blaue vom Himmel herunter Vor kurzem bin ich gefragt worden, wie I have been incredibly fortunate that Pina I can only feel free when I trust. versprochen, ohne zu wissen wie es geht. ich auf meine Zeit mit Pina zurückblicke Bausch allowed me to enter into a close, Bei Wiesenland z.B. habe ich ihr angeboten, und ob ich die Zusammenarbeit vermisse? almost symbiotic, artistic partnership with When Pina rehearsed for a new piece, dass wir die riesige Mooswand auch her for more than 29 years. everything had to be possible. umdrehen und als Decke über die Bühne Ich vermisse Pina. Her dancers are in my heart and many The dancers had to feel free enough to hängen könnten. Die Tänzer könnten dann of her collaborators are my friends. be able to show every idea – in word or immer aus der Wand auf die Bühne fallen. Aber ich erinnere mich gerne, ich finde In short: It is my family. in movement – immediately and without Zu meinem Glück war Pina daran nicht so es toll, dass es da war. Es ist lebendig hesitation, trusting that nobody would judge interessiert, sonst hätte ich wahrscheinlich in meinem Kopf und in meinem Herzen. For all the external constraints, working with or belittle them for it. das Tanztheater Wuppertal schon im Jahr Das war eine privilegierende, kostbare, Pina was the most freeing experience I have 2000 verlassen dürfen. wunderbare persönliche und berufliche ever had. This is why no visitors were ever allowed Beziehung. to attend Pina’s rehearsals. Unendliche Energie: Auf dem Gebirge hat When I think of her work with the Tanz They were held in the strictest confidence. man ein Geschrei gehört ist so ein Stück, Wir haben uns gegenseitig Mut gemacht theater, three words come to mind: in dem Pina unerbittlich war in ihrem An- mutig zu sein! No idea was too small to be taken seriously spruch an die Tänzer. Das war so voller Freedom – risk and – almost by Pina, who always considered how it aggressiver Energie, so unnachgiebig Peter Pabst, 27. April a contradiction – trust. might fit into the new piece. She was alert ausgeführt, dass einem angst wurde. Der to everything. Theaterarzt wurde fast in jeder Vorstellung Freedom was so important to Pina; freedom gebraucht und am Ende war da einfach for herself and for everybody around her. But there was also another kind of trust: Erschöpfung. Von allen, auch dem Publikum. Liberating art over and over again – keeping The dancers could absolutely trust that Pina wusste, dass Energie erst im Übermaß it free from its narrow interpretations, Pina – and I, as the same was true for my eingesetzt, eine eigene Kraft und Qualität definitions, rules and regulations. work – would never do anything to damage entwickelt. their dancing or allow it to be impaired Dieses Streben, enorme Energie in sich To experience art freely, exploring and in any way. Difficult – yes; damage – no. und in den Tänzern zu generieren, hat sie expanding its realms and outer boundaries. This was a fundamental law. nicht verlassen bis zu ihrem eigenen Ende. Freedom, too, for her dancers. Pina’s pieces: It is a large repertoire. Da gab es bei ihrem letzten Stück die Frage For their imagination, souls, and of course 44 pieces by Pina Bausch. von Tänzern, ob es nicht schöner wäre, their art: the dance. They were allowed den Boden für das Ende des Stückes offen to grow wings – while having both feet firmly And our collaboration? Almost 30 years! gespalten zu lassen. Und Pina, fest wie ein on the ground. I designed 26 stage sets for Pina. What Fels hat sich geweigert, das auch nur zu was so special about that? erwägen. »Weißt du«, hat sie zu mir gesagt, 22 – 23
30 years, huge struggles, profound despera dancers prop the carnations back up. They from the wall onto the stage. I was lucky happened. It is alive in my mind and in my tion, but over the years we also always kept will comfort the carnations.« I loved her for that she did not go for this idea, because heart. It was a privileged, precious, wonder the most beautiful surprises in store for saying that, loved her for the next 28 years. otherwise I would have probably been ful personal and professional relationship. each other. I see it as a declaration of love. asked to leave the Tanztheater in 2000. Never during all this time did we try to We didn’t end up doing the scene, because We encouraged each other to have courage! burden the other with the weight of our watching the slow destruction of their proud Infinite energy: Auf dem Gebirge hat man own insecurities. beauty was even more exciting. ein Geschrei gehört (On the Mountain a Peter Pabst, 27th April We frequently argued, sometimes in anger. The carnations were usually »comforted« Cry was heard) is one of the pieces where But we never lost our respect for each the morning after the performance by a team Pina was relentless in her demands on the other. Pina was very respectful and I also of technicians and volunteers. Unforgotten dancers. It was so full of aggressive energy, tried to be respectful towards her. in Amsterdam: six volunteers sitting by the delivered so uncompromisingly, that it canal in front of the Theater Carré in blazing was frightening. The theatre’s doctor was This too, was special in our relationship: sunshine. They were frightening-looking called after almost every performance and We were very different, in some ways as men: tattoos stretching across huge mus in the end there was just pure exhaustion. different as fire and water. cles, broken noses, missing teeth – to see From everyone, including the audience. them gently straightening out thousands Pina knew that energy, when expended in Nevertheless, when we were in Beijing and of pink carnations with so much tenderness excess, develops its own power and special I was answering a question from a Chinese was a dream for Pina! quality. This desire to generate tremendous artist about how we talk to each other when energy in herself and her dancers never left we are working, she interrupted me and said: Pina had no real inclination to judge things her, until her own end. »My dear, we have never needed to talk or achievements. She was very modest, much at all!« Many contradictions and great except in the demands she made on herself, In her final piece there was a question from harmony, especially when we were working. which were excessive. She never talked the dancers, asking if it might be more The work was everything. Mysterious. much about art. The fact that only the very beautiful if we left the crack in the stage On the cover of my book PETER FOR PINA best was good enough was self-evident, floor open during the final scenes. Pina she smiles like the Mona Lisa. not even worth talking about. I often saw was like a rock, refusing to even entertain her lying on the floor between two rows the idea. »You know«, she said to me, Pina always responded creatively to difficulties. of seats in the theatre, totally exhausted. »I’m sure they can deal with a crack in The most beautiful example was very early Another thing that was never mentioned. the floor without the risk of getting injured. on, in December 1982. And recently I also found a photograph But I want the final scenes to be incredibly Nelken (Carnations) was just about to be of myself, sleeping on a row of seats in the fast, which is why I don’t want there to »born«. The set was being built for the very Schauspielhaus. I had specifically chosen be anything in their heads that might slow first time. Everybody knew that there would the folding seats. them down.« This was no more than three be carnations, but now it was something weeks before her death, when she could else: an entire field of 8000 pink carnations. But it was never enough. When I showed barely even sit anymore. It is an image It glowed under the stage lights in such her the designs for a new set, she would that haunts me to this day. Pina Bausch’s immaculate beauty that even I was dumb immediately ask: »What else can it do?«, 44 beautiful pieces were created out of this founded. Speechlessness all round. Within or: »Does this always have to be there?« unrelenting spirit. We should not forget that. minutes the news had made the rounds, For example the pond in Nefés or the the theatre stopped working and everyone mountain of flowers in Der Fensterputzer. Recently I was asked to look back on my came to the stage to see the miracle. I believed it was not my job to say no, time with Pina and whether I miss working so I always promised her the earth without with her. I was standing next to Pina and suddenly actually knowing how to achieve it. In I had a terrible realisation: These 8000 Wiesenland, for example, I told her that I miss Pina. beauties would be trampled on and crushed we would be able to turn the huge moss by the dancers. Pina said simply and very wall around, hanging it from the ceiling. But I like remembering her and I think it calmly: »We can add a scene where the The dancers would then be able to fall is amazing that our time together even 24 – 25
Spielzeit Season Spielzeit Season 2019–2020 2019–2020 Wuppertal Tournee "…como el mus- Die sieben Tod- Seit sie Die sieben Tod guito en la piedra, sünden The Seven Since she – sünden The Seven ay si, si, si…" (Like Deadly Sins von by Dimitris Deadly Sins Moss on the Stone) Papaioannou Begegnungen Palermo Palermo Wiesenland Encounters Nelken (Carnations) Vollmond Full Moon Blaubart. Beim Vollmond Full Moon Blaubart. Beim Anhören einer Anhören einer Tonbandaufnahme Tonbandaufnahme von Béla Bartóks von Béla Bartóks Oper „Herzog Oper „Herzog Blaubarts Burg“ Blaubarts Burg“ Bluebeard. While Bluebeard. While Listening to a Taped Listening to a Taped Recording of Béla Recording of Béla Gastspiele in Tours to Bartók’s “Duke Bartók’s “Duke Catanzaro, Tel Aviv, Charleroi, London, Paris, Los Angeles, Berkeley, Chicago, Bluebeard’s Castle” Bluebeard’s Castle” Ludwigsburg 26 – 27
Seit sie Since she 13. 14. 15. September September 2019 Ein Stück von A piece by Catanzaro, Teatro Politeama Dimitris Papaioannou Konzipiert, visualisiert und Mitarbeit Kostüme In Koproduktion mit inszeniert von Conceived, Collaboration Costumes In coproduction with visualized and directed by Rike Zöllner Théâtre de la Ville, Paris / La Dimitris Papaioannou Künstlerische Photographie Villette, Paris, Sadler’s Wells, Artistic Photography London, Holland Festival, Bühne Set Design Julian Mommert Amsterdam, Onassis Tina Tzoka Cultural Centre-Athens, Kostüme Costumes Musik Music Athens Thanos Papastergiou Christos Constantinou, Licht Design Light Design Richard Wagner, Charles Gefördert durch die Fernando Jacon, Ives, Johann Sebastian Supported by Stephanos Droussiotis Bach, Aram Khachaturian, Kunststiftung NRW Sound Design Sound Design Gustav Mahler, Giya Thanasis Deligiannis, Kantcheli, Marika Uraufführung Stephanos Droussiotis Papagkika, Wayne King, World-Premiere Leo Rapitis, Manos 12. Mai May 2018 Musik Arrangement Achalinotopoulos, Sergei Opernhaus Wuppertal Music Arrangement Prokofiev, Giuseppe Verdi, Thanasis Deligiannis, Tom Waits Stephanos Droussiotis Künstlerische Beratung Mit Tänzer*innen des Artistic Consultants Tanztheater Wuppertal Tina Papanikolaou, Pina Bausch Stephanos Droussiotis With dancers of Tanztheater Probenleitung Wuppertal Pina Bausch Rehearsal Director Barbara Kaufmann Dauer Duration Plastiker Sculpturer 1h 20min Nectarios Dionysatos 28 – 29
"…como el musguito en la piedra, 3. 4. 5. 6. Oktober October 2019 ay si, si, si…" (Like Moss on the Stone) Wuppertal, Opernhaus Ein Stück von A piece by Pina Bausch In Koproduktion mit Musik Music Vorverkaufsbeginn In coproduction with Cecilia, Matthew Herbert, Ticket sale starts Festival International Kruder & Dorfmeister, Jean 4. Juni June 2019 de Teatro Santiago Pierre Magnet, Russel Mills, a Mil in Chile Daniel Melingo, Madeleine Im Anschluss an die und mit Unterstützung des Peyroux, David Sylvian, Vorstellung am after and with the support of the Amon Tobin, Manuel Wandji, the performance on Goethe Institut Chile Bugge Wesseltoft, Carl 3. Oktober October: In Zusammenarbeit mit Craig & Moritz von Oswald, In cooperation with Andres Count Basie, Cinematic Eine Nacht für Pina Neumann International Orchestra, Congreso, A night for Pina Rodrigo Covacevich, Mit den Tänzern des Inszenierung und Victor Jara, Magdalena, Tanztheater Wuppertal Choreographie Direction Matthey, Mecánica Popular, Pina Bausch With dancers and Choreography Violeta Parra, Chico Trujillo, of Tanztheater Wuppertal Pina Bausch Mauricio Vivencio, Pina Bausch Bühne Set Design The Alexander Balanescu Piano Piano Peter Pabst Quartett, Bonobo, Matthias Burkert Kostüme Costumes Alexander Zekke Marion Cito Musikalische Mitarbeit Mit Tänzer*innen des Musical Collaboration Tanztheater Wuppertal Matthias Burkert, Pina Bausch und Gästen Andreas Eisenschneider With dancers of Tanztheater Mitarbeit Collaboration Wuppertal Pina Bausch Marion Cito, Daphnis and guests Kokkinos, Robert Sturm Bühnenbildassistenz Dauer Duration Set Design Assistence 2h 40min Joanna Surowiec Kostümassistenz Uraufführung Costumes Assistence World-Premiere Svea Kossack 12. Juni June 2009 Opernhaus Wuppertal 30 – 31
Nelken Carnations 17. 18. 19. 21. 22. 23. Ein Stück von A piece by Oktober October 2019 Pina Bausch Tel Aviv, Israeli Opera 5. 6. 7. Dezember December 2019 Charleroi, Charleroi Danse Inszenierung und Mit Tänzer*innen des Choreographie Direction Tanztheater Wuppertal and Choreography Pina Bausch und Gästen Pina Bausch With dancers of Tanztheater Bühne Set Design Wuppertal Pina Bausch Peter Pabst and guests Kostüme Costumes Marion Cito Dauer Duration Dramaturgie Dramaturgy 1h 50min Raimund Hoghe Musikalische Mitarbeit Uraufführung Musical Collaboration World-Premiere Matthias Burkert 30. Dezember December 1982 Mitarbeit Collaboration Opernhaus Wuppertal Hans Pop Musik Music Franz Lehar, Louis Armstrong, Sophie Tucker, Quincy Jones, Richard Tauber u. a. and others 32 – 33
Wiesenland 16. 17. 19. 20. 22. 23. 24. Ein Stück von A piece by Pina Bausch November November 2019 Neueinstudierung Restaging Wuppertal, Opernhaus In Koproduktion mit dem Mit Tänzer*innen des In coproduction with Tanztheater Wuppertal Goethe Institut Budapest Pina Bausch und Gästen und and With dancers of Tanztheater Théâtre de la Ville, Paris Wuppertal Pina Bausch and guests Inszenierung und Choreographie Direction Dauer Duration and Choreography 2h 25min Pina Bausch Bühne Set Design Uraufführung Peter Pabst World-Premiere Kostüme Costumes 05. Mai May 2000 Marion Cito Schauspielhaus Wuppertal Musikalische Mitarbeit Musical Collaboration Vorverkaufsbeginn Matthias Burkert Ticket sale starts Andreas Eisenschneider 20. September Mitarbeit Collaboration September 2019 Marion Cito, Irene Marti- nez-Rios, Jan Minarik, Robert Sturm Musik Music Vera Bila, Mel Tormé, Rex Stewart, Lili Boniche, Rene Lacaille, Jose Afonso, Caetano Veloso, Hermenia, Sidsel Endresen, Bugge Wesseltoft, Bohren & the Club of Gore, Elektrotwist, Peace Orchestra, Fanfare Ciocärlia, Taraf de Haidouks, Ghymes, Romano Drom, Götz Alsmann 34 – 35
Blaubart. Beim Anhören einer 24. 25. 26. 28. 29. 31. Januar January Tonbandaufnahme von Béla Bartóks und and 1. 2. Februar February 2020 Oper „Herzog Blaubarts Burg“ B luebeard. Wuppertal, Opernhaus While Listening to a Taped Recording of Béla Bartók’s “Duke Bluebeard’s Castle” Ein Stück von A piece by Pina Bausch Neueinstudierung Restaging Inszenierung und Mit Tänzer*innen des Dauer Duration Choreographie Direction Tanztheater Wuppertal 1h 50min and Choreography Pina Bausch und Gästen Pina Bausch With dancers of Tanztheater Uraufführung Bühnenbild und Kostüm Wuppertal Pina Bausch and World-Premiere Set Design and Costumes guests 8. Januar January 1977 Rolf Borzik Opernhaus Wuppertal Mitarbeit Collaboration Rolf Borzik, Marion Cito, Vorverkaufsbeginn für Hans Pop Wuppertal Ticket sale Musik Music for Wuppertal starts Béla Bartók 29. November November 2019 12. 13. 14. 15. Februar February 2020 London, Sadler’s Wells 36 – 37
Die sieben Todsünden 7. 8. 10. 13. 14. 15. März March 2020 The Seven Deadly Sins Wuppertal, Opernhaus Tanzabend von Mit dem With the Dance evening by Pina Bausch Sinfonieorchester Wuppertal Texte von Text by Fassung für tiefe Frauen- Music, Happy End, Bertolt Brecht stimme bearbeitet von The Berlin Requiem and Musik von Music by Version for a deep female The Rise and Fall of the City Kurt Weill voice arranged by Mahagonny Wilhelm Brückner- Musikalische Leitung Rüggeberg Mit Tänzer*innen des Musical Direction Tanztheater Wuppertal Jan Michael Horstmann Mit Tänzer*innen des Pina Bausch und Gästen Inszenierung und Choreo- Tanztheater Wuppertal With dancers of Tanztheater graphie Choreography Pina Bausch und Gästen Wuppertal Pina Bausch and Pina Bausch With dancers of Tanztheater guests Bühne und Kostüme Wuppertal Pina Bausch and Set Design and Costumes guests Dauer Duration Rolf Borzik 2h 25min Mitarbeit Collaboration Teil II Part II Marion Cito, Hans Pop Fürchtet euch nicht Uraufführung Don’t Be Afraid World-Premiere Teil I Part I Unter Verwendung von 15. Juni June 1976 Kurt Weill: Die sieben Songs aus der Drei Opernhaus Wuppertal Todsünden The Seven groschenoper, Kleine Deadly Sins Dreigroschenmusik, Happy Vorverkaufsbeginn für Ballett mit Gesang End, Das Berliner Requiem Wuppertal Ticket sale Ballet chanté und Aufstieg und Fall der for Wuppertal starts Text von Text by Stadt Mahagonny Featuring 10. Januar January 2020 Bertolt Brecht songs from The Threepenny Opera, A Little Threepenny 24. 25. 27. 28. 29. März March 2020 Paris, Théâtre du Châtelet Mit dem With the Ensemble Intercontemporain Musikalische Leitung Musical Direction Jan Michael Horstmann 38 – 39
Palermo Palermo 17. 18. 19. April April 2020 Ein Stück von A piece by Los Angeles, The Music Center Pina Bausch 24. 25. 26. April April 2020 Berkeley, Zellerbach Hall 1. 2. 3. Mai May 2020 Chicago, Harris Theater In Koproduktion mit dem Musik Music Mit Tänzer*innen des In coproduction with Teatro Edvard Grieg, Niccolo Tanztheater Wuppertal Biondo Stabile, Palermo und Paganini, traditionelle Musik Pina Bausch und Gästen and Andres Neumann aus Sizilien, Süditalien, With dancers of Tanztheater International Afrika, Japan und Schott- Wuppertal Pina Bausch and land traditional music from guests Inszenierung und Sicily, South Italy, Africa, Choreographie Direction Japan and Scotland, Dauer Duration and Choreography Renaissance Musik Renais 2h 35min Pina Bausch sance Music, Blues und Jazz Bühne Set Design aus Amerika Blues and Jazz Uraufführung Peter Pabst from Amerika, World-Premiere Kostüme Costumes u. a. and others 17. Dezember December 1989 Marion Cito Opernhaus Wuppertal Musikalische Mitarbeit Musical Collaboration Matthias Burkert 40 – 41
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