Pinguinal - Zwei Tigermädchen im Tigertal Nachwuchs bei den grauen Riesen Schillernde Sechsbeiner zwischen den Gehegen
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P inguinal ISSN 1866-1920 Nr. 8/1-2011 2,00 € MAGAZIN DES ZOO-VEREIN WUPPERTAL e. V. Themen dieser Ausgabe u.a .: • Zwei Tigermädchen im Tigertal • Nachwuchs bei den grauen Riesen • Schillernde Sechsbeiner zwischen den Gehegen
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Vorwort Was ist ein guter Zoo? Inhaltsverzeichnis Die Frage nach der Qualität von Zoo- Vorwort 3 logischen Gärten ist seit dem ersten Zwei Tigermädchen im Tigertal 4 Zootest der Zeitschrift „Stern“ im Jahr Nachwuchs bei den grauen Riesen 7 2000 in der Öffentlichkeit mehrfach gestellt worden. Der Test wurde von Schillernde Sechsbeiner zwischen den Gehegen 10 „Stern“ 2008 wiederholt, mit dem für Kurz gemeldet 12 uns großartigen Ergebnis, den Wup- Tiergeburten 14 pertaler Zoo nach dem Zoo Berlin und Neue Tiere im Zoo 16 dem Tierpark Berlin auf Rang 3 der 50 Nachlässe für den Zoo-Verein 18 größten Zoos in Deutschland zu fin- Aktion Leserfoto 19 den. Unser Zoo hatte auch 2000 im- merhin noch die Note „gut“ erhalten. Pflanzen im Zoo 20 Ein privater englischer Zookenner, Ein ungewöhnlicher Vogel 22 Anthony Sheridan, hat keine Zeit, Mit- Verspielte Robben 24 tel und Reisen gescheut, um die 80 Ein Zoodirektor auf Reisen 28 wichtigsten Zoos in Westeuropa nach Impressum 28 genau festgelegten Kriterien und einem ausgeklügelten Punktesystem zu ver- Zoo exklusiv 30 gleichen. Dabei kam der Zoo Wupper- Eine starke Gemeinschaft 31 tal in der Kategorie der 50 Zoos, die Kinder-Pinguinal 31 zwischen 500.000 und 1 Million Besu- Eisbären in Not 32 cher jährlich haben, als zweitbester Heiraten im Zoo 33 deutscher Zoo auf Platz 10. Auch der Ausgezeichnet! 34 „Stern“ hatte nach einem Kriterienka- talog gearbeitet. Sind solche Bewer- Zootierarzt Dr. Arne Lawrenz 34 tungen denn wirklich objektiv? Wasservogelfarm Hof Bremehr 38 Natürlich nein, weil die Auswahl der Pflanzenpracht am Deutschen Eck 39 Kriterien, nach denen beurteilt wird, Von der Tropenerlebniswelt bis zum Elbsandsteingebirge 40 immer subjektiv bleibt. Unser Zoo hat Der Zoo-Verein wächst 43 besonders gut abgeschnitten, weil im Hinweise für Vereinsmitglieder 45 2. Sterntest und im „Europatest“ viel Wert auf die Qualität des Tierbestandes, Allgemeine Informationen zum Zoo-Verein 46 auf neue moderne Anlagen und auf die Allgemeine Hinweise zum Pinguinal 46 Parkgestaltung gelegt wurde. Wären Beitrittserklärung 46 die sonstigen Annehmlichkeiten für Besucher, wie zum Beispiel die Gas- Titelfoto: Tigerjungtier Tschuna, Foto: Barbara Scheer tronomie, stärker in die Bewertung eingeflossen, wären wir vermutlich schlechter beurteilt worden. Das zeigt auch eine direkte Befragung an über 1000 zufällig ausgewählten Besuchern aus dem Wuppertaler Zoo im Jahre 2009, bei der die Gastronomie am mei- sten Kritik erfahren hatte. Interessant war bei der letzten Befragung, dass der Zoo-Verein Wuppertal e. V. 47 % der Befragten bekannt war. Die attraktive Zoo-Truhe und die positive Pressebe- richterstattung über seine Aktivitäten haben sicher dazu beigetragen. Noch ein „Highlight“ für den Zoo-Ver- ein war die Ansicht des Boulevard- blattes Sonntag-Express, in dem der Pinguin-Tunnel in der neuen Anlage unter den Top five der „schönsten Aus- Pinguintunnel Foto: Diedrich Kranz Pinguinal 8 / 1 - 2011 3
sichten“ rangiert. Wir entnahmen das werden. Den Umbau der Okapi-Frei- einem kleinen Bericht in der Wupper- anlage und den Bau eines neuen Oka- taler Rundschau vom 19. Mai 2010. pihauses, mit denen bald begonnen Der bekannte Zoofachmann und Di- wird, finanziert der Zoo-Verein allein. rektor des Berliner Zoos und Tierparks Zum Neubau eines Außengeheges für Berlin, Dr. Bernhard Blaszkiewitz, der Zwergschimpansen oder Bonobos trägt ein in der Zoo-Truhe erhältliches Buch er auch eine Viertelmillion Euro bei. “Ein Zoodirektor auf Reisen, meine Letztere stammen aus Vermächtnissen, Lieblingszoos rund um den Globus“ die dem Verein 2010 zugeflossen sind. geschrieben hat, nannte unter seinen Ich hoffe, dass so aus einem guten Zoo Lieblingszoos in Deutschland außer ein noch besserer wird. Stillstand darf den beiden in Berlin die Wilhelma in es nicht geben. Stuttgart und den Zoologischen Garten Wuppertal. In diesem Frühjahr ist die Zahl der Zoobesucher nach einem schnee Wie man es auch immer sehen mag, in reichen und besucherarmen Jahr 2010 der dichtesten Zoolandschaft Europas, wieder stark gestiegen. Daran haben die nun einmal in Nordrhein-Westfalen die beiden Afrikanischen Elefanten und in den benachbarten Niederlanden „Uli“ und „Shawu“, die am 16. und 20. liegt, hat der Wuppertaler Zoo einen Januar zur Welt gekommen sind, viel sehr guten Rang und ist nicht nur einen beigetragen. Das Jahr 2011 verspricht Besuch wert. Weiterbringen in seiner wieder ein gutes Jahr zu werden. Qualität werden unseren Zoo zwei Projekte, die ganz oder teilweise vom Dr. Ulrich Schürer Zoo-Verein Wuppertal e.V. finanziert Zoodirektor Okapi Foto: Diedrich Kranz Zwei Tigermädchen im Tigertal Die Tigerjungtiere Tschuna und Daseep wachsen zusammen auf Im Mai 2007 wurden im Zoo Wupper- tal die neuen Anlagen für Sibirische Tiger im Tigertal eröffnet. Kurz vor deren Einweihung zogen die 2004 ge- borenen Tigerbrüder Mandschu und Wassja aus Schwerin sowie die 2005 geborene Tigerin Mymoza aus Moskau im Tigertal ein. Mit Mymoza erhielt der Zoo ein besonders wertvolles Tier, da ihre Eltern aus der Wildnis stam- men und somit Mymozas Gene noch in keiner Zucht weltweit vorkommen. Da die Sibirischen Tiger vom Aussterben bedroht sind, ist es bei ihnen besonders wichtig, gesunden Nachwuchs groß zu ziehen. Drei Jahre nach dem Einzug Tigerjungtier Daseep Foto: Diedrich Kranz der Tiger hatte der Wuppertaler Zoo erstmals bei der Zucht Erfolg. ner kurzen „Liebesaffäre“ mit Wassja Dann versiegte leider der Milchfluss Tigermädchen Tschuna wurde in der zwei Babys, von denen eines leider und Tschuna drohte zu verhungern. Nacht zum 22. August 2010 geboren, nicht überlebte. Tschuna, benannt nach Eingegriffen wurde zunächst nicht, bis ein echtes Sonntagskind. Mymoza, einem sibirischen Fluss, wurde von Mutter Mymoza ihr Kleines abgelegte die scheue Tigerin, die sich nur selten Mutter Mymoza liebevoll angenommen und allein ließ. Beim Herausnehmen den Besuchern zeigt, warf nach ei- und eine Woche vorbildlich gesäugt. des scheinbar leblosen Jungtiers stell- 4 Pinguinal 8 / 1 - 2011
te Tierarzt Dr. Arne Lawrenz jedoch fest, dass Tschuna noch atmete. Es folgte ein Kampf auf Leben und Tod, den das kleine Tigermädchen für sich entschied. Ein Tiger in Handaufzucht Nun begann die Handaufzucht des kleinen Tigermädchens. Dr. Lawrenz nahm das hilflose, noch blinde Bündel zunächst einmal mit zu sich nach Hau- se. Rund um die Uhr musste das Tier- baby gefüttert und „geleckt“ werden. Das Lecken sollte die Darmtätigkeit anregen. Mindestens einmal pro Tag musste Tschuna Kot und Wasser ab- setzen. Die Zunge der Mutter ersetzte ein nasser Lappen, mit dem Tschunas Bäuchlein sanft massiert wurde. Alle Tierarzt Dr. Lawrenz gibt Tschuna Milch mit der Flasche Foto: Barbara Scheer zwei bis drei Stunden bekam das Ti- gerbaby eine Flasche mit Katzenmilch, ters Wassja zu sehen. Nach der offizi- Besucher, die das Tigerbaby sehen pro Mahlzeit zwischen 30 und 40 Mil- ellen Präsentation zog Tschuna wieder wollten. Schon ein halbe Stunde vor liliter. Bei Beginn der Handaufzucht um ins Tigerhaus, wo sie nun von ih- der Präsentation standen teils Hunder- wog Tschuna etwa 1.000 Gramm, was ren Tierpflegern versorgt wurde. Das te von Menschen geduldig Schlange, man als ungefähres Geburtsgewicht in Mutter-Kind-Gehege neben dem Stall um einen kurzen Blick auf Tschuna zu die Akten eintrug. Der Pflegepapa trug von Mutter Mymoza wurde hergerich- erhaschen. Pünktlich um 15 Uhr ka- das Tigerkind eine Woche lang den tet, dort verbrachte das Tigerkind nun men zwei Tierpfleger von vielen Ahs ganzen Tag mit sich herum, nur wenn den Tag. Nachts nahmen die Tierpfle- und Ohs begleitet mit einem großen er wichtige Termine hatte, gab er es ger sie abwechselnd mit zu sich nach geschlossenen Korb, in dem sie Tschu- manchmal in die Obhut anderer Zoo- Hause, somit war durch eine erheb- na transportierten, zum Kiosk. mitarbeiter. liche Mehrbelastung eine 24-Stunden Betreuung gewährleistet. Mit sechs Wochen wurde Tschuna zu Im Alter von 14 Tagen, einen Tag groß und zu schwer, aber auch zu quir- nachdem sie ihre Augen geöffnet hatte, Die Zoobesucher konnten Tschuna lig, um länger im Kiosk gezeigt wer- wurde Tschuna erstmals der Presse vor- von nun an täglich zu festen Zeiten den zu können. Bei gutem Wetter wur- gestellt. Eine Schweriner Abordnung im Kiosk im Tigertal bewundern, in de sie daher nun in der kleineren der war zufällig wegen des Stadtfestes in den dafür extra ein kleiner „Tiger- beiden Tigeranlagen präsentiert. Die Wuppertal und nutzte die Gelegenheit, laufstall“ aus Holz eingebaut wurde. Besucher drückten sich an den vielen den ersten Nachwuchs ihres Tigerka- Ordnungskräfte leiteten die oft vielen Scheiben der Anlage die Nasen platt, um Tschunas erste Schritte auf der grünen Wiese mitzuerleben. Tschuna fühlte sich von Anfang wohl in ihrer neuen Umgebung und erforschte nach und nach die komplette Anlage – auch dort, wo sie von den Besuchern mal nicht gesehen werden konnte. Tschuna bekommt Gesellschaft Ende Oktober bekam Tigermädchen Tschuna Gesellschaft. Aus dem Zoo Frankfurt kam die am 10. September 2010 geborene Sumatratigerin Daseep nach Wuppertal. Daseep war von ihrer Mutter Malea, die übrigens von 2001 bis 2004 im Wuppertaler Zoo gelebt Tigerbaby Tschuna im Kiosk im Tigertal Foto: Barbara Scheer Pinguinal 8 / 1 - 2011 5
hatte, leider nicht angenommen worden und wurde deshalb – genau wie Tschu- na – mit der Flasche groß gezogen. Das gemeinsame Aufwachsen sollte den beiden Tigerbabys das Erlernen eines artgerechten Sozialverhaltens ermög- lichen. Die Zusammenführung der beiden erfolgte am 26. Oktober 2010 unter großer Anteilnahme der Presse. Auch Daseep war den Besuchern im Frank- furter Zoo täglich präsentiert worden und dort ein großer Publikumsmagnet. Als die Frankfurter Tierärztin Dr. Nicole Schauerte und die Tierpflegerin Kerstin Finze das kleine Tigermädchen nach Wuppertal brachten, war die Trauer in Frankfurt daher groß. Die Zusam- Pressetermin bei Tschuna Foto: Barbara Scheer menführung in Wuppertal klappte von Anfang an sehr gut. Unter Blitzlicht- Bewegungsdrang nicht zu bremsen. gewitter verließ die drei Wochen jün- Mittlerweile können die beiden tags- Seit dem 18. September 2010 wird gere Sumatratigerin ihren Korb und über selbstständig entscheiden, ob sie in „Tschuna’s Blog“ über die Ent- marschierte selbstbewusst auf die er- draußen spielen oder sich lieber in ih- wicklung von Tschuna und Dassep heblich größere Tschuna zu. Nach einer ren Stall zurückziehen möchten. Über berichtet: kurzen Begrüßung auf Tigerart fingen einen Monitor, der im Kiosk im Tigertal www.tschuna-zoowuppertal.de. die beiden an, miteinander zu spielen. installiert wurde, können die Besucher Was die ältere Tschuna an Gewicht die Tigerkinder auch dann beobachten, Exklusive „Tschuna-Souvenirs“ wie mehr hatte, machte Daseep mit Wen- wenn sie sich in Innengehege aufhal- Fotos, Buttons oder Schlüsselanhän digkeit wett. ten. Bis sie in andere Zoologische Gär- ger können Tigerfans in der Zoo- ten umziehen werden, können Tschuna Truhe des Zoo-Vereins erwerben. Bei gutem Wetter konnten Tschuna und Daseep nun zusammen im Wup- und Daseep nun täglich nachmittags pertaler Zoo aufwachsen und die Zoo- auf die Außenanlage. Selbst als es im besucher mit ihrer Energie erfreuen. Dezember anfing zu schneien, waren die beiden Tigermädchen in ihrem Barbara Scheer Tschuna (re.) und Daseep (li.) in der Tigerfreianlage Foto: Barbara Scheer 6 Pinguinal 8 / 1 - 2011
Nachwuchs bei den grauen Riesen Die Elefantenkälber Uli und Shawu sind die neuen Besucherlieblinge 1995 zogen sechs zwei- bis dreijäh- rige Elefantenkinder aus dem Krüger Nationalpark in das neu eröffnete Ele- fantenhaus im Wuppertaler Zoo. Zehn Jahre später kam im Juni 2005 der er- ste Nachwuchs zur Welt, Punda wurde Mutter eines Elefantenmädchens mit dem Namen Bongi. Das kleine Ele- fantenkind war eine Sensation, denn es war der erste Afrikanische Elefant, der in Nordrhein-Westfalen geboren wurde. Auf Bongi folgten die Jung- tiere Kibo im Oktober 2005, Tika im Juli 2007 und Tamo im Januar 2008, so dass mittlerweile neun Elefanten im Wuppertaler Zoo lebten. Nachdem Vater Tusker anfangs von seiner Fa- Elefantenjungtiere Uli (re.) und Shawu Foto: Barbara Scheer milie ferngehalten wurde, sah man ihn bald wieder immer häufiger mit allen luba getauft wurde. In Wuppertal mus- zeit geboren wurde, war bei seiner Ge- zusammen. Und wer Tuskers Bemü- ste man sich da noch etwas in Geduld burt 94 Zentimeter hoch. hungen um seine Damen mit verfolgt üben. Ab Dezember rechnete man im hat, der wusste, dass es bald wieder Elefantenhaus mit den Geburten von Während Uli nach einer sehr leichten Nachwuchs geben würde. zwei weiteren Elefantenjungtieren, Geburt sofort auf den Beinen war und aber Sabie und Punda ließen sich Zeit. schon nach einer Viertelstunde bei sei- Zwei Elefantengeburten zu Erst Anfang 2011 war es schließlich ner Mama Sabie trank, wurde Pundas Jahresbeginn soweit: In der Nacht zum Sonntag, 16. Sohn Shawu zunächst ein Sorgenkind. Januar 2011, brachte Sabie innerhalb Die Geburt dauerte sehr lange und als Im Dezember 2009 verließ der Jung- nur weniger Minuten um 2.58 Uhr ei- nach über drei Stunden die Wehen aus- bulle Kibo zusammen mit seiner Mut- nen „strammen Jungen“ zur Welt, der setzten, musste Tierarzt Dr. Lawrenz ter Numbi den Wuppertaler Zoo in zu Ehren des Zoodirektors Dr. Ulrich einschreiten und ein wehenförderndes Richtung Wiener Tiergarten Schön- Schürer den Namen Uli erhielt. Die Mittel spritzen. Danach ging alles sehr brunn. Dort wurde Numbi, die Wup- Geburt ging so schnell, dass die Tier- schnell. Der mit 128 kg und 98 Zen- pertal bereits trächtig verließ, im Au- pfleger, die schon nächtelang Wache timetern sehr große Shawu kam nach gust vergangenen Jahres wieder Mutter geschoben hatten, sie fast verschlafen ebenfalls 670 Tagen Tragzeit um 22.50 eines kleinen Elefantenbullen, der Tu- hätten. Uli, der nach 670 Tagen Trag- Uhr gesund zur Welt, wollte aber par- tout nicht bei seiner Mutter Punda trinken. Tag und Nacht bemühte sich das Pflegerteam und Tierarzt Dr. Law- renz, Shawu zu der Zitze seiner Mutter zu bringen, denn eine Handaufzucht sollte vermieden werden. Als das an- fangs kräftige Bullkalb schwächer wurde, entschied Dr. Lawrenz, Punda zu melken. Eine Kuh zu melken ist nicht schwer, eine Elefantenkuh zu melken, das erforderte viel Geschick und Kraft. Nachdem die erste Muttermilch ge- molken worden war, gab man Shawu die Flasche, die er zu Beginn nur zö- gerlich nahm. Er war schon fast zu schwach, um zu trinken, außerdem funktionierte sein Saugreflex noch Zoodirektor Dr. Schürer mit Elefantenkalb Uli Foto: Diedrich Kranz Pinguinal 8 / 1 - 2011 7
ner Mutter. Der Jubel war groß, auch bei den Besuchern, die tagtäglich die erfolglosen Bemühungen mit verfolgt hatten! Komplikationslose Integration in die Herde Die Integration der beiden Jungtiere in die bestehende Herde verlief wie bei den ersten vier Kälbern ohne größere Komplikationen. Die Jungtiere fühl- ten sich in der Herde gut aufgehoben, selbst die älteren Schwestern Tika und Bongi kümmerten sich liebevoll um ihre jüngeren Brüder Uli und Shawu. Da Uli und Shawu mitten im kalten Elefantenkalb Shawu Foto: Barbara Scheer Januar geboren wurden und die Tem- peraturen teilweise unter null Grad la- nicht richtig. Doch mit jeder Flasche, von Punda, während ein Pfleger hinter gen, musste die Elefantenfamilie seit die er angeboten bekam, wurde Sha- Punda die Flasche hochhielt, so dass der ersten Geburt im warmen Elefan- wu kräftiger, und irgendwann trank Shawu das Gefühl bekommen sollte, tenhaus bleiben. Erst Anfang Februar, er dann auch richtig. Das Ziel war es die Milch bei seiner Mutter zu trinken. als es deutlich wärmer wurde, lernten nun, Shawu an die Zitzen seiner Mut- Shawu kapierte zwar, woher die Milch die beiden Elefantenkinder endlich die ter zu gewöhnen. Dabei waren ihm kommt, und er bemühte sich auch, Außenanlage kennen. Ziemlich forsch seine Größe und sein Rüsselchen im sowohl bei seiner Mutter als auch bei liefen sie mit der Herde zusammen im Weg. Aber Not macht bekanntlich er- Sweni zu trinken, aber immer wieder Kreis, immer bestrebt, den Anschluss finderisch! Dr. Lawrenz schloss an die war ihm sein kleiner Rüssel im Weg. nicht zu verlieren. Schon bald wagte Milchflasche einen Schlauch an, an Erst nach fünf aufreibenden Tagen und sich Uli weiter von seiner Mutter Sabie dessen Ende ein Sauger befestigt war. Nächten war es schließlich geschafft: weg, um den Boden, die Pfützen und Diesen Sauger hielt er neben die Zitze Shawu trank endlich alleine bei sei- kleine Stöckchen zu erforschen. Aber Uli (li.) und Shawu (re.) mit Bongi und Punda Foto: Barbara Scheer 8 Pinguinal 8 / 1 - 2011
immer wachte seine Familie über ihn und eilte sofort aufgeregt herbei, so- bald er einen Laut von sich gab oder gar hinfiel. Gleich waren mehrere Rüssel zur Stelle, die den Gefallenen wieder aufrichteten. Und immer wieder ver- suchte Uli seinen Halbbruder Shawu zum gemeinsamen Spiel aufzufordern. Ab und zu gelang ihm das auch, aber die richtigen wilden Spiele, die die großen Geschwister ihnen vormachen, kommen sicherlich erst noch. Und Va- ter Tusker, der seine Familie zunächst nicht besuchen durfte, lugte ab und zu mit einem Auge über das hohe Tor und rüsselte mit seinen Damen. Nun bleibt zu hoffen, dass Shawu zu- sammen mit seinem Halbbruder Uli Uli (re.) und Shawu beim Spiel mit einem Ast Foto: Diedrich Kranz gesund heranwächst. Während Uli, der von Anfang an sehr lebhaft war, Zitze hängen, nicht nur seine Mutter wu jedenfalls die neuen Lieblinge im immerzu herumrennt und mit den Punda, auch seine „Tanten“ Sweni und Zoo und erfreuen sie sich bei ihnen ei- Pflegern und den anderen Elefanten Sabie lassen ihn bereitwillig trinken, ner außerordentlichen Beliebtheit. seinen Schabernack treibt, ist Shawu so als spürten sie, dass er noch einiges noch sehr ruhig und zurückhaltend. nachzuholen hat. Für die Zoobesucher Barbara Scheer Meistens sieht man ihn an irgendeiner sind die Elefantenkälber Uli und Sha- Sparkassen-Finanzgruppe Unser soziales Engagement. Gut für die Menschen. Seit fast 200 Jahren ist die Sparkasse in Wuppertal mehr als nur ein Kreditinstitut. Sie ist wichtiger Partner für viele Menschen und Institutionen, die sich für Andere einsetzen. Dadurch hat sie sich zu einem wertvollen und unverzichtbaren Bestandteil des Lebens in der Schwebebahnstadt entwickelt. www.sparkasse-wuppertal.de Sparkasse. Gut für Wuppertal. S Pinguinal Pinguinal 8 / 1 - 2011 9
Schillernde Sechsbeiner zwischen den Gehegen Begegnungen im Insektengarten „Eigentlich sind sie ja auch sehr nütz- lich, obwohl sie oft lästig sind.“ „Wer?“ „Die Insekten natürlich!“ Wahrscheinlich wäre die Erde wüst und leer, gäbe es keine Insekten. Sie bestäu- ben Blumen und Bäume und sorgen so für Obst und Gemüse. Sie produzieren Honig und Rohseide. Sie verarbeiten Reste von Pflanzen und Tieren, schaf- fen neuen Humus und verhindern Seu- chen. Und für viele Tiere werden sie selbst zur Nahrung. Andererseits gibt es natürlich auch Schäden, die von In- sekten angerichtet werden. So können zum Beispiel Wanderheuschrecken Honigbiene Foto: Diedrich Kranz komplette Ernten vernichten und ganze Landstriche kahl fressen. Im Insekten- tragen können oder, schlimmer noch, organisierte Staaten, in welchen je- garten im Zoo lassen sich die kleinen die Anopheles-Mücken, die Überträger dem Mitglied eine besondere Aufgabe Sechsbeiner in ihrer ganzen Pracht gut der Malaria-Erreger. In unseren Brei- zugewiesen ist. Die meisten Insekten beobachten. ten sind vor allem Zecken als Überträ- legen Eier, aus denen die Larven oder ger von Erregern der Borreliose und Nymphen schlüpfen, und teilweise be- Wer genau hinschaut, wird sich der der Frühsommer-Meningoenzephalitis treiben Insekten auch Brutpflege in un- Faszination der oft farbenprächtigen (FSME) bekannt – allerdings gehören terschiedlicher Intensität. Insekten sind und grazilen Schönheiten nicht entzie- Zecken nicht zu den Insekten, sondern die artenreichste Klasse im gesamten hen können. Häufig fühlen sich Men- stellen eine eigene Ordnung innerhalb Tierreich. Weit über 1 Million Arten schen allerdings von Mücken, Fliegen der Milben dar und zählen somit zu gibt es, wobei unzählige Insektenarten und Ameisen gestört. Manchmal sind den Spinnentieren. – vor allem in den tropischen Regen- Insekten jedoch nicht nur lästig, son- wäldern – noch gar nicht bekannt sein dern auch gefährlich. Es gibt Arten, die Die „heimlichen Herrscher“ dürften. Mit Ausnahme der Ozeane zum Teil schwere Krankheiten über- besiedeln sie fast alle Lebensräume tragen können, unter anderen Mücken Zahlreiche Insekten leben solitär, also der Erde. Zweifelsohne nehmen die In- und Fliegen. Besonders gefährlich sind als Einzelgänger, die sich nur zur Paa- sekten also eine wichtige Position im Tsetsefliegen, welche beim Stechen rung treffen. Andere wie Ameisen, Leben unserer Welt ein, sie sind die die Erreger der Schlafkrankheit über- Bienen, Wespen oder Termiten bilden „heimlichen Herrscher“. Phantastische Verwandlungen Es gibt Insekten, die nach ihrer end gültigen Metamorphose eine wunder- schöne Gestalt annehmen, zum Bei- spiel die räuberischen Libellen und die verschiedensten Schmetterlinge. Einige Arten wie der Admiral (Vanessa atalanta), das Tagpfauenauge (Inachis io) oder der Kleine Fuchs (Aglais urti- cae) sind regelrechte Kulturfolger. Die- se Schmetterlinge aus der Familie der Edelfalter (Nymphalidae) bezaubern durch ihren grazilen Flug und ihr schö- nes Aussehen. Interessanterweise sind manche Insek- ten an bestimmte Pflanzen gebunden, wie zum Beispiel der Kleine Fuchs an die Brennnessel, worauf schon sein Admiral Foto: Robert Kotva wissenschaftlicher Name hinweist (lat. 10 Pinguinal 8 / 1 - 2011
urtica, die Nessel). Bis zu 200 Eier legt das Weibchen auf die Unterseite der jungen Brennnesselblätter. Nach ein- einhalb Wochen schlüpfen die Raupen, sie ernähren sich fast ausschließlich von Blättern der Großen Brennnessel. Die erwachsenen Tiere dagegen haben ein breites Spektrum an Nektarpflan- zen, die sie besuchen, zum Beispiel Wasserdost, Kratzdistel und Silberdi- stel. Ähnliches gilt auch für das Tag- pfauenauge. Grazile Wanderer Obwohl man es ihnen nicht zutraut, können einige Schmetterlinge auch weite Wanderungen unternehmen. So reist zum Beispiel der Monarchfalter Tagpfauenauge Foto: Diedrich Kranz (Danaus plexippus) jedes Jahr von seinen Überwinterungsgebieten in zeit kürzere Strecken zu günstigeren verbringt er wie das Tagpfauenauge an Florida, Kalifornien und Mexiko nach Klimaorten. So fliegt der Kleine Fuchs geschützten Orten wie Kellern, Dach- Norden bis nach Kanada, pflanzt sich beispielsweise im Herbst aus dem Ge- böden, Garagen oder natürlichen Ver- dort fort, und die Nachkommen fliegen birge in wärmere Tieflagen, aus denen stecken. Über die Schmetterlinge wäre im Herbst wieder nach Süden zurück. die nächste Generation im Frühsom- noch viel zu sagen, das würde aber den Andere Falter wandern je nach Jahres- mer wieder zurückkehrt. Den Winter Rahmen dieses Artikels sprengen. So Pinguinal Pinguinal 8 / 1 - 2011 11
gibt es Tag- und Nachtfalter, es gibt besonders auffallende und besonders gut getarnte Arten, in den Tropen wah- re Riesen, aber auch Winzlinge. Bedrohte Insektenvielfalt Natürlich trifft man im Insektengarten nicht nur Schmetterlinge, sondern auch Bienen, Wespen, Fliegen, Käfer und andere Kerbtiere. So kann man dort einen kleinen Eindruck von der Farb- und Formenvielfalt dieser schönen Ge- schöpfe erlangen. Die mitunter große Popularität von Insekten zeigt sich auch in Figuren, in Geschichten und Liedern (z. B. der Biene Maja) oder auf zahl- reichen Bildern und Briefmarken von Schmetterlingen und anderen Insekten. Auch ein Briefmarkensatz der Deut- Blaugrüne Mosaikjungfer Foto: Diedrich Kranz schen Bundespost aus dem Jahr 1962 hat unter anderem den Kleinen Fuchs räume unter anderem durch Land- und Futterpflanzen stehen lassen. So wird zum Thema. Forstwirtschaft immer mehr zerstört es auch im Insektengarten im Zoo ge- Leider sind viele Insektenarten, zum werden. Wir können den Tieren etwas macht. Beispiel Schmetterlinge und Libellen, helfen, indem wir in unseren Gärten Robert Kotva bedroht, da ihre natürlichen Lebens- geeignete einheimische Blumen und Kurz gemeldet Hoher Besuch der Zoodirektoren in Köln, dem der Zoologische Garten die erweiterten Löwen- und Tigeranla- Wuppertal bereits seit über 60 Jahren gen sowie die Außengehege für Goril- Am 22. Oktober 2010 besuchten etwa angehört. Die fachkundigen Besucher las und Orang-Utans. Besonders inte- 25 Zoodirektoren aus aller Welt den informierten sich über die neuesten ressiert zeigten sich die Zoodirektoren Wuppertaler Zoo. Hintergrund war die Entwicklungen, insbesondere über die auch an der Herde der Afrikanischen Tagung des Welt-Zooverbandes WAZA Neubauten wie die Pinguin-Anlagen, Elefanten im modernen Elefantenhaus und an den vielen Kostbarkeiten im Tierbestand, die der Zoo zu bieten hat. Totgeburt bei den Gorillas Am 20. Januar 2011 gab es leider bei Gorilla-Dame Ukiwa eine Totgeburt. Es wäre die erste Nachzucht eines Gorillas überhaupt im Wuppertaler Zoo gewe- sen. Bleibt zu hoffen, dass der nächste Nachwuchs bei den Gorillas gesund das Licht der Welt erblicken wird. Wild in Wuppertal Seit Jahresbeginn macht wieder ein Großbanner an der Friedrich-Ebert- Straße (B7) auf den Zoo aufmerksam. Zoodirektor Dr. Schürer begrüßte Zoodirektoren aus aller Welt Foto: Barbara Scheer Wie schon bei der Eröffnung der neu- 12 Pinguinal 8 / 1 - 2011
Stadtwerke, daher ist auf dem Banner neben dem Zoo-Logo und dem Bayer- Logo auch das WSW-Logo zu sehen. Spende für die Pinguine Wie schon seit mehreren Jahren machte die Firma Fliesen Kollwitz anstelle von Weihnachtsgeschenken für ihre Kun- den zu Beginn des Jahres eine Spende an den Zoo-Verein. Die 1.500 Euro sollen für den Umbau der zur Zeit leer- stehenden Pinguinanlage, die der Zoo- Verein für die Zeit des Neubaus der großen Pinguinanlage gespendet hatte, benutzt werden. In diese sollen wieder Zwergpinguine einziehen. Neuigkeiten vom Schwarzfußkatzenprojekt Großbanner am Bayer-Gebäude Foto: Barbara Scheer in Südafrika en Pinguinanlage konnte das Banner Straße aus als auch aus der Schwebe- Die Mitglieder der Schwarzfußkatzen wieder an einem Produktionsgebäude bahn heraus gut sichtbar. An der Her- Arbeitsgruppe, zu denen auch Zootier- der Bayer Schering Pharma AG aufge- stellung und Gestaltung des Banners arzt Dr. Arne Lawrenz gehört, setzten hängt werden. So ist es sowohl von der beteiligt waren auch die Wuppertaler auch 2010 ihre Freilandforschungen an ........von froschgrün..............................................bis papageienrot........ In der Natur finden wir das ganze Farbenspektrum. In der kunststoff- www.finke-colors.eu erzeugenden Industrie sorgt Finke mit einzigartigen Herstellungsver- fahren für Farbe, Individualität und Abwechslung im Alltag. Finke bie- tet eine unvergleichliche Fülle an farblichen Gestaltungsmöglichkeiten. Schnell, zuverlässig, treffgenau. Damit jeder seine Farbe leben kann. FINKE MACHT DAS LEBEN BUNT. Pinguinal Pinguinal 8 / 1 - 2011 13
Schwarzfußkatzen in Südafrika fort. Im Juli hielten sie sich rund zwei Wo- chen in den beiden Forschungsgebie- ten „Benfontein Nature Reserve“ und „Nuwejaarsfontein Farm“ auf. Wieder konnten einige Tiere gesichtet und zum Teil auch gefangen und untersucht werden. Die dafür notwendige Ausrü- stung (zum Beispiel Radiohalsbänder) ist auch vom Zoo-Verein mit finanziert worden. Ein weiterer Forschungstrip, dessen Ergebnisse noch ausgewertet werden müssen, wurde zu Beginn des Jahres 2011 unternommen. Barbara Brötz / Andreas Haeser-Kalthoff Zoodirektor Dr. Schürer (re.) und 1. Vorsitzender Bruno Hensel (li.) Foto: Barbara Scheer freuten sich über die Spende der Firma Kollwitz Tiergeburten Jungtiere im Zoo Von den Anfang des Jahres in Wupper- tal geborenen Elefanten Uli und Shawu hat jeder schon gehört. Ebenso bekannt ist die Sibirische Tigerin Tschuna, die im August des letzten Jahres das Licht der Welt im Wuppertaler Zoo erblickt hat. Über diese Jungtiere wird in eige- nen Beiträgen ausführlich in diesem Heft berichtet. Weißlippenhirsch mit Jungtier Foto: Barbara Scheer Doch neben diesen „Highlights“ konn- zeigte sich bei den Königspinguinen, ten sich der Zoo und seine Besucher bei denen am 24. Juli 2010 ein Kü- auch über weitere, interessante Jung- ken geschlüpft war. Nur wenige Tage, tiere freuen, die wir hier erwähnen nachdem es der Presse vorgestellt wor- möchten und für die sich ein Besuch den war, musste „Plinfa“ Ende Februar immer lohnt. So wurde bereits im Ok- leider wegen eines schweren Schadens tober des letzten Jahres der Schwarze an der Wirbelsäule eingeschläfert wer- Klammeraffe Shina geboren. Gleich den. Ein weiterer kleiner Königspingu- zu Beginn des neuen Jahres kamen vier in, der am 2. Dezember geschlüpft war, Halsbandpekaris und vier Elefanten- befindet sich noch hinter den Kulissen spitzmäuse zur Welt. Dass nicht immer – hier hofft man im Zoo auf eine er- Klammeraffe mit Jungtier Shina Foto: Diedrich Kranz alles glücklich verläuft, bei Jungtieren folgreiche Aufzucht. 14 Pinguinal 8 / 1 - 2011
Junge Weißlippenhirsche Sowohl im August als auch im Septem- ber des letzten Jahres erblickten zwei Weißlippenhirsche das Licht der Welt im Wuppertaler Zoo. Es handelt sich um eine äußerst imposante Hirschart, die eine Schulterhöhe von 130 Zen- timetern und eine Kopf-Rumpflänge von 190 bis 230 Zentimetern erreicht, das Ganze bei einem Gewicht von 125 bis 200 Kilogramm. Ihren Namen er- halten die Tiere von der markanten weißen Färbung der Nase, Schnauze und der Kehle, die sich deutlich von dem braun- bis graufarbenen Fell ab- hebt. Auffallend sind auch die hohen und breiten Hufe dieser Hirschart. Ihr Lebensraum sind das Hochland von Tibet und angrenzende Teile Chinas. Guanako-Fohlen Foto: Diedrich Kranz Sie leben in Nadelwäldern und auch in Gebieten oberhalb der Baumgrenze in 3.400 bis 5.100 Metern Höhe. Dement- einem anderen Verband, die Männchen darauf, dass niemand dem Nachwuchs sprechend sind die Weißlippenhirsche schließen sich zu Junggesellenherden zu nahe kommt. Bartaffen sind in den sehr gute Kletterer. Ihre Nahrung be- zusammen, bis sie versuchen, einen Regenwäldern Südwest-Indiens behei- steht hauptsächlich aus Gräsern. Sie eigenen Familienverband zu gründen. matet. Im dortigen Nilgirigebirge leben werden wegen ihres Fleisches und Die Tragzeit der Weibchen dauert ein heute nur noch etwa 3.000 Exempla auch wegen ihres Geweihs, das in der Jahr. Das Jungtier kann sofort laufen re. Die fortschreitende Zerstörung der chinesischen Medizin Verwendung und wird bis zu sechs Monate von der Regenwälder lässt ihren Bestand leider findet, bejagt, was zu einer deutlichen Mutter gesäugt. Im Zoo kann ein Gu- immer kleiner werden. In europäischen Reduzierung der Bestandszahlen ge- anako durchaus zwanzig bis dreißig Zoos leben zur Zeit ungefähr 250 Bart- führt hat. Jahre alt werden. affen, wobei der Wuppertaler Zoo, in dem es diese Art bereits seit 1956 Guanako-Fohlen Nachwuchs bei den Bartaffen gibt, zu den erfolgreichsten Haltern und Züchtern dieser schönen Affenart Im Oktober letzten Jahres kam ein Gleich doppelten Grund zur Freude zählt. Guanako im Wuppertaler Zoo zur gab es zu Beginn des Jahres 2011 bei Barbara Brötz Welt. Das Guanako ist hauptsächlich den stark bedrohten Bartaffen: Am im westlichen und südlichen Südame- 26. Januar und am 6. Februar kam je- rika beheimatet und ist die Stammform weils ein Affenkind zur Welt. Es han- des domestizierten Lamas. Die beein- delt sich nach eineinhalb Jahren Pause druckenden Tiere, die ausschließlich um den ersten Nachwuchs des neuen Pflanzen fressen, erreichen eine Schul- Bartaffenmannes Patrick, der im Jahr terhöhe von 120 Zentimetern. Kenn- 2009 aus dem Zoo Köln nach Wupper- zeichen sind ihre langgestreckten, tal kam. Das Gesicht der erwachsenen schlanken Beine, ein langer, relativ Tiere ziert ein buschiger und präch- dünngestreckter Hals und ein kleiner tiger Haarkranz. Bei den Jungtieren ist Kopf. Das Fell ist dicht und wollig. davon allerdings noch nichts zu sehen. Guanakos haben ein ausgeprägtes So- Ihre kleinen Gesichter sind eher rosa- zialverhalten und leben in Gruppen farben und etwas runzelig, was ihrer von etwa fünfzehn Tieren. Diese setzen Attraktivität in der nun acht Mitglieder sich aus einem männlichen Leittier, umfassenden Gruppe keineswegs mehreren ausgewachsenen Weibchen schadet. Die Affenkinder klammern und den Jungtieren zusammen. Im sich zunächst fest an den Bauch ihrer Alter von etwa 15 Monaten werden Mütter und lassen sich von diesen um- die Nachkömmlinge vom Leittier der hertragen. Das bietet Schutz und Wär- Gruppe vertrieben. Die weiblichen Gu- me. Aber auch Affenvater Patrick hat anakos suchen dann die Aufnahme in ein Auge auf seine Kinder und achtet Bartaffe mit Jungtier Foto: Barbara Scheer Pinguinal Pinguinal 8 / 1 - 2011 15
Neue Tiere im Zoo Der Wuppertaler Zoo hat in den ver- Merkmale dieser interessanten Tiere gangenen Monaten wieder einigen sind der dreieckige, weiße Fleck ober- Tieren ein neues Zuhause geboten. halb des Auges und der an den Seiten So sind unter anderem ein weiblicher orange-rote Schnabel. Die drei bis fünf Roter Vari, ein weiblicher Schwarz- Jahre alten Tiere aus Teneriffa wurden schnabelstorch, vier Weißkopfruder zunächst in der Pinguin-Übergangsan- enten, eine Kragenente und ein Paar lage, in der während des Umbaus der Asiatischer Goldkatzen nach Wupper- alten Anlage die Königspinguine ein tal gezogen. Über das Tigermädchen neues Heim gefunden hatten, unterge- Daseep wird in einem eigenen Beitrag bracht. Seit Beginn dieses Jahres sind in diesem Heft berichtet. Als außer- sie gemeinsam mit den anderen Esels gewöhnlich ist sicherlich der Zugang pinguinen in der neuen, großzügigen zweier Europäischer Feldwachteln zu Anlage zu bewundern. Anfangs konnte bezeichnen, die nur selten in Zoolo- man sie noch an den bunten Bändern gischen Gärten gepflegt werden. Be- an den Flügeln erkennen und von den sonders zu erwähnen sind daneben die anderen unterscheiden. Die erste Zeit folgenden Neuzugänge. im Wuppertaler Zoo gestaltete sich so- wohl für die Eselspinguine als auch für Eselspinguine aus Teneriffa die Tierpfleger etwas schwierig, da sie ihren Fisch nicht aus den hier üblichen Am 25. Oktober 2010 kamen zwei Kunststoffeimern fressen wollten. Erst weibliche und zwei männliche Esels als man auf die Idee kam, den Pingu- Roter Vari Foto: Diedrich Kranz pinguine aus dem Loro Parque der inen den Fisch aus einem Edelstahlei- Kanareninsel Teneriffa im Tausch ge- mer – wie sie es aus dem Loro Parque nun erfreulicherweise auch Fisch aus gen eine Rotspiegelamazone in den gewohnt waren – zu „servieren“, fin- den anderen Eimern. Im Übrigen ha- Wuppertaler Zoo. Sie verdanken ihren gen sie an zu fressen. Zugleich rea- ben sich die „Spanier“ mittlerweile gut Namen ihren eselartigen Rufen, die gierten sie zu Beginn darauf, wenn der in Wuppertal eingelebt. während der Paarungszeit zu hören Tierpfleger mit ihnen spanisch sprach. sind, mit denen aber zugleich vor Eier- Nach einigen Tagen hatten sie sich Eisbärin Vilma dieben gewarnt wird. Die auffälligsten allerdings umgewöhnt und akzeptieren Nach dem plötzlichen Tod der Eisbärin Jerka im vergangenen Jahr und der Er- krankung des Eisbären Lars, von der er sich zum Glück vollständig erholt hat, gibt es nun wieder Erfreuliches aus der Welt der Eisbären im Wuppertaler Zoo zu berichten. Am 10. Dezember 2010 kam die Eisbärendame Vilma aus dem Rostocker Zoo nach Wuppertal. Sie wurde dort im Jahr 2002 geboren und ist damit gemeinsam mit Lars, der 1993 im Tierpark Hellabrunn in Mün- chen zur Welt kam, im besten „Eisbä- renalter“, um Nachwuchs zu bekom- men. Die frostigen Temperaturen und der Schnee, die zu der Zeit des Einzugs von Vilma in Wuppertal herrschten, er- leichterten ihr das Einleben. Ihre an- fängliche Schüchternheit in der neuen Umgebung legte sie schnell ab und erkundete zunächst allein ihr Revier. Da sich die beiden Eisbären von An- fang an in ihrem Stall gut zu verstehen schienen, war es dann am 29. Dezem- ber so weit, dass man sie das erste Mal gemeinsam in ein Gehege ließ. Für den Fall, dass die vorherigen gegenseitigen Eselspinguine in Teneriffa Foto: Diedrich Kranz 16 Pinguinal 8 / 1 - 2011
Sympathiebekundungen plötzlich ins Gegenteil umgeschlagen hätten, hatten die Tierpfleger einen Wasserschlauch griffbereit, um die beiden gewichtigen Bären im Ernstfall voneinander zu tren- nen. Doch zum Glück war dies nicht nötig. Vilma und Lars verstanden sich sehr gut. Anstatt zu raufen, spielten sie zusammen. Ob sich im nächsten Winter der lang ersehnte Nachwuchs einstellt, bleibt abzuwarten. Die Paarungszeit der Eisbären kann von März bis Juni dauern. Das Licht der Welt erblickt das Jungtier aber erst im Winter, da die Keimentwicklung bei der Eisbärin bis zum Herbstbeginn ruht. So wird in der Natur sichergestellt, dass die werdende Mutter, die in den Sommermonaten möglicherweise zu wenig Nahrung findet, ihr ungeborenes Kind nicht verliert. Anderenfalls würde sich auf- grund mangelnder Überlebenschancen der Embryo nicht weiter entwickeln. Eisbären Vilma (oben) und Lars Foto: Barbara Scheer Barbara Brötz Johannes-Rau-Platz 1, 42275 Wuppertal Tel.: 0202/ 563-6074 E-Mail: info@cdu-fraktion-wuppertal.de Foto: Barbara Scheer Pinguinal 8 / 1 - 2011 17
Nachlässe für den Zoo-Verein Hinterlassenes Vermögen kommt den Tieren zugute Vermächtnisse und Erbschaften im Gesamtwert von rund 950.000 Euro haben Zoofreunde alleine in den ver- gangenen zehn Jahren dem Zoo-Verein Wuppertal e.V. zugedacht. Eine Sum- me, die in etwa den finanziellen Auf- wendungen entspricht, die dem Verein beim Bau der Brillenpinguinanlage entstanden sind. Die Erblasser hinter- ließen dem Zoo-Verein Barvermögen, Sparbücher, Aktien und Immobilien und trugen damit wesentlich dazu bei, dass sich die Tiere in artgerechten Anlagen wohlfühlen können und die Die Summe der Vermächtnisse und Erbschaften der vergangenen zehn Jahren für den Zoo-Verein entspricht etwa Besucher von nah und fern den Wup- dem Wert der Brillenpinguinanlage Foto: Barbara Scheer pertaler Zoo als einen der schönsten Tiergärten Europas schätzen. grundsätzlich zwei Möglichkeiten, bei partner zustehen kann. Nur wenn dem Es kommt vor, dass der Zoo-Verein denen jeweils formale Kriterien zu be- Pflichtteilsberechtigten ein besonders schon zu Lebzeiten darüber informiert achten sind. schweres Fehlverhalten zur Last fällt, wird, wenn ein Bürger Teile seines kann der Pflichtteil entzogen werden Vermögens dem Zoo-Verein hinter- Das handschriftliche Testament muss (etwa bei schwerwiegenden Straftaten). lassen möchte. Mancher möchte im vollständig eigenhändig und hand- Ansonsten können der Ehepartner (Le- persönlichen Gespräch mit dem Ver- schriftlich verfasst werden. Nicht feh- benspartner), die Kinder, die Enkel einsvorstand die Verwendung seiner len dürfen die Angabe des Ortes, das und die Eltern des Erblassers als engste Hinterlassenschaft klären. „So haben Datum sowie die Unterschrift mit Vor- Angehörige einen Anspruch auf einen wir zum Beispiel vor einiger Zeit eine und Zunamen. Es kann zum Beispiel Pflichtteil haben. Dieser entspricht der Erbschaft gemacht, die gezielt für In- beim Amtsgericht hinterlegt, aber auch Hälfte des Anteils, der ihnen im Rah- vestitionen im Bereich der Bonobos in der Wohnung aufbewahrt werden. men der gesetzlichen Erbfolge, die genutzt werden soll,“ erläutert Vorsit- ohne testamentarische Verfügung ge- zender Bruno Hensel. Häufig kommen Das notarielle Testament wird von griffen hätte, zustehen würde. Beispiel: die Erblasser aus den Reihen der Zoo- einem Notar beurkundet und anschlie- Ist kein Testament vorhanden, steht Vereins-Mitglieder. Doch haben auch ßend beim Amtsgericht hinterlegt. Die dem überlebenden Ehepartner regel- schon mehrfach Nicht-Mitglieder und Kosten für das notarielle Testament mäßig die eine Hälfte des Erbes zu, die sogar nicht in Wuppertal ansässige sind abhängig von der Höhe des zu andere Hälfte den Kindern. In einem Zoofreunde den Zoo-Verein großzügig vererbenden Vermögens. Testament könnte ein Erblasser diese testamentarisch bedacht. „Ich freue Anteile halbieren, wenn er zusätzlich mich, wenn ein Teil meines Vermö- Für beide Formen gilt: Man kann ein zum Beispiel eine gemeinnützige Or- gens im Zoo weiterlebt“, begründete Testament jederzeit ändern oder auch ganisation begünstigen möchte. das eine Erblasserin, die nach eigenem ganz widerrufen. Nur wenn Ehegatten Bekunden viele „zufriedene Stunden“ gemeinsam ein Testament errichten Dass sich die Hinterbliebenen um das im Wuppertaler Zoo verbracht hatte. („gemeinschaftliches Testament“) oder Vermächtnis streiten, das will wohl ein notarieller Erbvertrag geschlossen niemand. Deshalb ist es sinnvoll, zu Das Testament wird, können letztwillige Verfügungen Lebzeiten für klare Verhältnisse zu bindend sein. sorgen. Anwälte und Notare beraten Wer nicht sein gesamtes Vermögen bei der Abfassung eines Testaments. im Rahmen der gesetzlichen Erbfolge Erbfolge Zum Gespräch steht auch der Vorstand auf hinterbliebene Verwandte aufge- des Zoo-Vereins bereit. „Vor allem für teilt wissen will, sondern auch eine In einem Testament kann der Erblas- Menschen, die keine Verwandten mehr gemeinnützige Organisation seiner ser grundsätzlich frei bestimmen, wer haben oder deren Angehörige weit ent- Wahl – wie den Zoo-Verein Wupper- sein Vermögen erben sollen. Einen fernt leben, ist die Regelung der Grab- tal e. V. – bedenken möchte, der muss vollständigen Ausschluss von Kindern pflege eine wichtige Frage. Der Zoo- seine Vorstellungen schriftlich nieder- oder Ehepartner vom hinterlassenen Verein steht gerne für eine verlässliche legen. Grundlage für ein Vermächtnis Vermögen verhindert allerdings der Pflege des Grabes nach den Wünschen außerhalb der gesetzlichen Erbfolge ist sogenannte gesetzliche Pflichtteil, der des Erblassers zur Verfügung“, betont immer ein Testament. Hierfür gibt es bestimmten Verwandten und dem Ehe- Bruno Hensel. Mehrfach haben in- 18 Pinguinal 8 / 1 - 2011
zwischen Bürgern, die ihr Testament zugunsten des Zoo-Vereins verfasst Erbschaft und Vermächtnis haben, die Verantwortung für die Grabpflege dem Zoo-Verein schriftlich Eine Erbschaft überträgt dem Beerbten alle Rechte und Pflichten des Erb- übertragen. lassers. Das können neben Werten auch Schulden oder sonstige Zahlungs- Susanne Bossy verpflichtungen sein. Der Zoo-Verein Wuppertal wird deshalb im Falle einer Erbschaft prüfen, ob der Wert des Erbteils den der Verbindlichkeiten über- steigt. Wenn dies nicht der Fall ist, wird der Zoo-Verein vom Recht Gebrauch machen, eine Erbschaft abzulehnen. Ein Vermächtnis dagegen benennt die Auszahlung einer vom Erblasser fest- gelegten Summe Geldes oder auch Herausgabe eines bestimmten Gegen- standes, beispielsweise eines wertvollen Bildes, Instruments oder Schmuck, ohne den Begünstigten am Erbe insgesamt partizipieren zu lassen. Formulierungsvorschläge für eine Erbschaft oder ein Vermächtnis: „Zu meinem Erben setze ich den Zoo-Verein Wuppertal e.V. (Vereinsregister Wuppertal VR 1385) ein.“ „Der Zoo-Verein Wuppertal e.V. (Vereinsregister Wuppertal VR 1385) erhält vermächtnisweise einen Geldbetrag in Höhe von Euro …..“ Der Klammerzusatz („(Vereinsregister Wuppertal VR 1385)“) ist nicht unbe- dingt notwendig, so dass man ihn weglassen könnte. Auf der anderen Seite ist es aber immer sinnvoll, den Verein so genau wie möglich zu bezeichnen, um Auslegungsschwierigkeiten zu vermeiden. So schaltet man in diesem Fall mit der exakten Benennung des Vereins Zweifel aus, welcher Zoo-Förderverein vom Erblasser gemeint sein könnte. Eine Erbschaft soll für Investitionen im Bereich der Bonobos genutzt werden Foto: Diedrich Kranz Aktion Leserfoto Fotografische Beiträge unserer Leser Im letzten Pinguinal hatten wir unsere Leser dazu ermuntert, uns ihre schön sten Fotos aus dem Zoo zuzusenden. Beteiligt an der „Aktion Leserfoto“ hat sich Pinguinal-Leser Frank Erbel aus Langenfeld. Er sendete uns eine Aufnahme unserer Brillenlanguren, die offenbar gerade eine Ruhepause einlegen. Aufgenommen hat er das Foto mit ei- ner Nikon D300 mit folgenden Kame- raeinstellungen: Brennweite 180 mm Blende f/4 Verschlusszeit 1/125 sec. Lichtempfindlichkeit ISO800 Ruhepause bei den Brillenlanguren Foto: Frank Erbel Wir bedanken uns für dieses schöne Zoo, denn wir möchten auch in den tiff-Datei nehmen wir gerne über un- Bild! kommenden Ausgaben Fotos unserer sere E-Mail-Adresse pinguinal@zoo- Bitte senden Sie uns auch weiterhin Leser im Pinguinal veröffentlichen. verein-wuppertal.de entgegen. Ihre schönsten Aufnahmen aus dem Ihre digitalen Aufnahmen als jpg- oder Andreas Haeser-Kalthoff Pinguinal Pinguinal 8 / 1 - 2011 19
Pflanzen im Zoo Imposante Gunnera vor dem Pudu-Gehege Immer wieder trifft man im Zoo auf un- gewöhnliche Pflanzen, die die Gehege oder die Zoolandschaft bereichern. So auch am Pudu-Gehege, vor dem eine ebenso imposante wie interessante Pflanze steht, die ihren Ursprung in den Regenwäldern Südamerikas hat: die Gunnera oder auch Mammutblatt. Diese Pflanze ist benannt nach dem norwegischen Botaniker, Bischof, Or- nithologen, Mykologen und Zoologen Johan Ernst Gunnerus (1718 - 1773). Gunnera-Arten, von denen es etwa 40 bis 50 gibt, sind meist große, mehr- jährige, krautige Pflanzen. Sie bilden Rhizome als Speicherorgane aus, um schlechte Klimabedingungen zu über- dauern. Ein Rhizom ist ein meist un- Blütenstand einer Gunnera Foto: Manuela Jakobi terirdisch oder direkt über dem Boden wachsendes Sprossachsensystem. Von dem Boden an der Basis der Pflanze te der Blätter ist weißlich mit einem dem Rhizom gehen nach unten die gebildet. Die kräftigen Blattstiele kön- rosenroten Sprossenwerk aus stark eigentlichen Wurzeln, nach oben die nen bis zu zwei Meter lang werden und hervortretenden Rippen und kräftigen Triebe der Blätter aus. sind mit relativ weichen Stacheln be- Querverstrebungen. Die Mittelrippen setzt. Am Ende dieser Blattstiele thro- sind ebenfalls mit Stacheln besetzt. Die Dekorative Riesenblätter nen die Blätter, die einen Blattumfang ledrig harten, sehr rauen und runzeligen von sechs Metern erreichen können. Blätter haben eine solche Festigkeit, Das Auffälligste am Mammutblatt sind Diese Wuchsleistung findet jedes Jahr dass ein Platzregen oder auch kleinere seine riesigen, dekorativen Blätter. Es von Neuem statt. Im Herbst sterben die Hagelkörner keinen Schaden anrichten gibt in der winterharten Staudenwelt oberirdischen Teile ab und brauchen können. Auffällig an der Pflanze ist keine vergleichbaren Pflanzen, die nur dann im Frühjahr etwa sechs bis acht der Blütenstand, der nicht durch eine annähernd diese Dimensionen erreicht. Wochen bis zur vollen Entwicklung. leuchtende Farbe beeindruckt, sondern Die rhabarberartigen, lang gestielten Die Blätter sind meist breiter als lang durch seine außergewöhnliche Struktur Laubblätter werden alle direkt über und oben dunkelgrün. Die Untersei- und Größe. Er hat die Form eines Kol- bens mit unzähligen Seitenästen und ist grün bis hellbraun. Die Länge kann bis zu einem Meter und der Durchmesser bis zu zwanzig Zentimeter betragen. Die Blütezeit ist von Juli bis August. Aufwändige Wintervorbereitung Die Pflanze braucht eine gute und re- gelmäßige Feuchtigkeit, darf aber nicht permanent den ganzen Wurzelballen im Wasser haben. Durch Trockenheit können sehr schnell Blattschäden auf- treten. Die Blätter geben durch ihre große Fläche an warmen Tagen durch Verdunstung sehr große Wassermengen ab. Trotzdem braucht die Pflanze einen sonnigen Standort, um genügend Nähr- stoffe für ihre Blätter bilden zu können. Die Wuchsleistung wird von April bis Gunnera im Sommer Foto: Manuela Jakobi Juni mit Kompost-, Mist- und/oder 20 Pinguinal 8 / 1 - 2011
Düngergaben stark beeinflusst und un- terstützt. Kompost ist zusätzlich auch im Herbst empfehlenswert, er dient als Isolation. Das Mammutblatt ist nur bedingt winterhart. Am Naturstand- ort kann es bis -10 Grad Celsius kalt werden, tiefer geht die Temperatur je- doch nicht hinunter. Um ein zu starkes Einfrieren des Wurzelstocks zu verhin- dern, wird im Herbst der Wurzelbe- reich dick mit einem Laubhaufen und Tannenästen bedeckt und dann wird die Pflanze komplett eingepackt. Die Gunnera im Wuppertaler Zoo hat eine besondere Geschichte: Sie ist ein Geschenk von Martina Schürer an ihren Mann, Zoodirektor Dr. Ulrich Schürer, zum Hochzeitstag. Dr. Schü- Eingepackte Gunnera vor dem Padugehege im Winter Foto: Manuela Jakobi rer ist auch botanisch sehr versiert, so dass sich seine Frau sehr freute, als sie die Pflanze hier in Wuppertal in einem übernehmen und sie bereits über einige ist so gut, dass die Pflanze sogar schon Pflanzencenter entdeckt hatte. Die Winter gebracht haben, werden von ihr vermehrt werden konnte. Gärtner des Zoos, die die aufwändigen für die Pflege der Pflanze ausdrücklich Wintervorbereitungen für die Gunnera gelobt. Der Standort beim Pudugehege Manuela Jakobi RINKE TREUHAND GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft / Steuerberatungsgesellschaft Wuppertal – Essen – Riesa Unsere Leistungen – neu sortiert – sowie die richtigen Ansprechpartner finden Sie genau dort. Von Anfang an gut beraten. Pinguinal Pinguinal 8 / 1 - 2011 21
Ein ungewöhnlicher Vogel Der Guirakuckuck Der Guirakuckuck (Guira guira) ist im östlichen Südamerika, das heißt in Brasilien, Paraguay, Uruguay, Argen- tinien zu Hause – und in Wuppertal! Der Zoobesucher findet mehrere Ex- emplare seiner Art in einer der Außen- volieren des Vogelhauses. Dort können die Vögel hinein und hinaus hüpfen wie sie möchten. In seiner Heimat lebt der etwa 36 cm große Guirakuckuck in kleinen Trupps in trockenen Baum- und Buschsavannen, Weiden und Grasstep- pen mit weit verstreuten Bäumen. Er ist kein besonders gewandter Flieger Gesellige Guirakuckucke Foto: Barbara Scheer und bewegt sich häufig hüpfend von einem Ast zum nächsten. Er pickt gern Hackfleisch, geschrotetem Hunde- Ungewöhnliche Brutbiologie vom Boden. Seine Nahrung besteht in kuchen, Haferflocken, Kleie und als freier Natur aus Insekten, Fröschen, Garnitur ein paar Insekten und Mehl- Der Guirakuckuck zählt zu den weni- Eiern und sogar Nestlingen – im Zoo würmer. Besonders wichtig als Eiweiß- gen Kuckucksvögeln, die gesellig le- bekommt er eine eigens für ihn zube- lieferant sind während Aufzucht der ben und sogar gemeinsam brüten. Zu reitete Mischung aus Quark, gemahle- Jungtiere auch Babymäuse. seiner ungewöhnlichen Brutbiologie nem Apfel, getrockneter Krebsmasse, gehört die Eiablage mehrerer Weib- chen in ein Gemeinschaftsnest – im Zoo benutzen sie dazu ganz pragma- tisch einfach einen Obstkorb! Und so sitzen, wenn Eier vorhanden sind, alle Guiras zusammen im Nestkorb. Die Jungen schlüpfen nach 10 bis 15 Ta- gen; sie werden von allen Gruppenmit- gliedern gemeinsam aufgezogen. Al- lerdings herrscht bei den Guiras eine ziemlich strenge Rangordnung – geht es einem Tier schlecht, wird es gna- denlos ausgestoßen. Ein Vogel mit vielen Namen In seiner Heimat Argentinien hat der Guirakuckuck viele Namen, darunter mit „Pirincho“ der wohl geläufigste, aber auch „Urraca“ wird er genannt. Schaut man ins Wörterbucht, so wird „Urraca“ mit Elster übersetzt. In Argen- tinien wird ihm nachgesagt diebisch zu sein, was daran liegen mag, dass er sich sofort auf alles stürzt, was interessant und fressbar erscheint. Manche nennen den Guira auch „Rubia loca“ was über- setzt heißt „verrückte Blondine“. In der Tat hat der Guirakuckuck am Kopf hel- leres „blondes“ Gefieder, was jedoch in Menschenobhut häufig nachdunkelt. Der wissenschaftliche Name Guira guira ist ein Wort aus der Guarani- Sprache (wird im Verbreitungsgebiet Guirakuckuck im Sonnenlicht Foto: Diedrich Kranz 22 Pinguinal 8 / 1 - 2011
des Guirakuckucks gesprochen) – es Im Freiland wenig gefährdet, für den Guira, denn so ist seine Art in bedeutet einfach Vogel. im Zoo selten freier Natur nicht gefährdet. Und da er nicht besonders scheu ist, kann er auch Volksglaube und Legenden Aus ökonomischer Sicht ist der Guira von ungeübten Vogelliebhabern gut unbedeutend: Seine Federn sind nicht beobachtet werden. In Zoologischen In manchen Regionen Argentiniens besonders farbenprächtig, sein Fleisch Gärten ist der Guirakuckuck allerdings ist der Volksglaube weit verbreitet, ist nicht schmackhaft und sein Gesang recht selten zu sehen, in Deutschland dass getrocknetes und zerstoßenes ist auch nicht so betörend, als dass kann man ihm außer in Wuppertal nur Guirahirn, aufgelöst in Tee getrun- man ihn in einem Käfig daheim halten noch im Zoo Berlin und im Vogelpark ken, zu Erfolg in der Liebe führt. Das möchte. Noch dazu gibt er einen bei- Marlow begegnen. zooverein09_2010.qxp 21.09.2010 09:53 Seite 1 Fett des Vogels soll bei Frostbeulen ßenden Geruch von sich. All dies ist gut Astrid Padberg helfen. Die Federn des Guira werden gern als Talisman zum Zeichen ewi- ger Freundschaft verschenkt. Diese Tradition rührt wahrscheinlich daher, dass Guiras meist in kleinen Gruppen auftreten. Auch der Volksmund hat ei- nige Weisheiten zum Guira parat: Ruft er laut und anhaltend, so kündigt sich ein Sturm an. Sitzen zwei Guiras auf einem Ast, was häufig vorkommt, ist dies ein Zeichen für Glück. Zu seiner Herkunft berichtet eine Le- gende: Es war einmal eine unehrliche Näherin, die jedes Mal viel mehr Stoff von ihren Kundinnen verlangte als sie wirklich benötigte, um sich selbst ebenfalls ein Gewand daraus zu schnei- dern. Eine Tages kam eine Unbekannte zu ihr – die leibhaftige heilige Jung- frau Maria. Diese bemerkte die Falle der unverschämten Näherin sofort und Zoo-Verein Wuppertal verdammte sie dazu, ein Vogel zu sein Beeindruckendes Engagement und für immer dasselbe Kleid zu tra- gen! Wir danken dem Zoo-Verein Wuppertal für die lang- jährige Unterstützung und Förderung. Auch wir werden uns weiterhin für den Zoologischen Garten einsetzen, damit er eine der schönsten Anlagen in Deutschland bleibt. Aktiv für Wuppertal! www.spdrat.de SPD-Ratsfraktion, Johannes-Rau-Platz 1, 42275 Wuppertal Tel. 0202/ 563 24 44, E-Mail: info@spdrat.de Ratsfraktion Wuppertal. Guirakuckuck Foto: Diedrich Kranz Pinguinal Pinguinal 8 / 1 - 2011 23
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