The Special Sauce of a Pseudomarxist Media Guerilla

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The Special Sauce of a Pseudomarxist Media Guerilla
Repositorium für die Medienwissenschaft

   Elisa Linseisen; Total Refusal
   The Special Sauce of a Pseudomarxist Media Guerilla
   2021
   https://doi.org/10.25969/mediarep/16792

   Veröffentlichungsversion / published version
   Zeitschriftenartikel / journal article

Empfohlene Zitierung / Suggested Citation:
Linseisen, Elisa; Total Refusal: The Special Sauce of a Pseudomarxist Media Guerilla. In: Zeitschrift für
Medienwissenschaft, Jg. 13 (2021), Nr. 2, S. 92–100. DOI: https://doi.org/10.25969/mediarep/16792.

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https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/
The Special Sauce of a Pseudomarxist Media Guerilla
T O TA L R E F U S A L

                                        —
                                        The Special Sauce of a Pseudomarxist Media Guerilla
                                        Vorgestellt von ELISA LINSEISEN

                                        Im Loot-Shooter Tom Clancy’s The Division 2 (2019) kämpfen Spieler_innen in
                                        einem dystopischen Washington, D. C. für die Befreiung einer Stadt, die sich
                                        in einem anomischen Zustand der Gewalt befindet. Diese und ähnliche rohe
                                        Wirklichkeiten populärer Computerspiele liefern dem Künstler_innenkol-
                                        lektiv total refusal den geeigneten Ort für ihren politischen Einsatz. Mit ihrer
                                        «pseudomarxistischen Medien-Guerilla», wie die Künstler_innen ihre Praxis
                                        benennen, koppeln total refusal die Frage der Gewalt an den Kapitalismus von
                                        AAA -Computerspielen, die dank eines immensen Produktions- und Marketing-
                                        budgets eine globale, hoch einflussreiche Industrie befördern. Gewalt steht hier
                                        also immer schon unter kapitalistischen Vorzeichen. Die Kritik am Gameplay, die
                                        die Künstler_innen – Susanna Flock, Adrian Jonas Haim, Jona Kleinlein, Robin
                                        Klengel, Leonhard Müllner und Michael Stumpf – üben, funktioniert spielim-
                                        manent: Denn total refusal unterläuft performativ die Regeln des Spiels, ohne
                                        sie zu brechen. Damit erprobt das Kollektiv die Bedingungen des Paradoxes, im
                                        Vorprogrammierten Abweichungen zu produzieren und hinterfragt so das Ursa-
                                        che-Wirkungs-Prinzip von Gewalt, welches Judith Butler in ihren Ausführungen
                                        zu einer Macht der Gewaltlosigkeit befragt. Denn «[s]elbst wenn Gewalt immer
                                        schon im Spiel ist und wir uns in einem Kraftfeld von Gewalt bewegen, wol-
                                        len wir nicht ein Mitspracherecht darüber haben, ob Gewalt weiter angewendet
                                        werden soll»?1 Ein solches Mitspracherecht im Spiel zeigt sich etwa, wenn sich
                                        Avatare nicht im antagonistischen Schusswechsel, sondern tänzerisch in Choreo-
                                        grafien zusammenfinden (Money is a Form of Speech, 2021). Die innerhalb des
                                        Gameplays derart eröffneten Potenziale werden über Machinimas und In-Game-
                                        Photography dokumentiert und zu kritischen und humorvollen Argumenten aus-
                                        formuliert. Über die Kollektivierung der Spielfiguren, den deeskalierenden Blick
                                        auf Kampfschauplätze – in Operation Jane Walk (2018) inszeniert als Architektur-
                                        stadtführung durch New York – oder die Auseinandersetzung mit den ‹Arbeits-
                                        bedingungen› von NPC s (programmierten Statist_innen im Spielhintergrund) in
                                        Hardly Working (2021) widmen total refusal Computerspielwirklichkeiten um: zur
                                        Einübung in den kreativen Ungehorsam. Folgt man dieser aneignenden Logik,
                                        so können gerade Computerspiele, in denen Gewalt als Selbstzweck gilt, als
  1 Judith Butler: Die Macht der
Gewaltlosigkeit. Über das Ethische im
                                        ‹Petrischale› für Butlers Argument dienen und für die konsequente Überprüfung
Politischen, Berlin 2020, 19.           der Unvermeidbarkeit von Gewalt wirksam werden.
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The Special Sauce of a Pseudomarxist Media Guerilla
Money is a Form of Speech, 2021
(Tom Clancy’s The Division 2)
The Special Sauce of a Pseudomarxist Media Guerilla
Everyday Daylight, 2021
                                         (Grand Theft Auto V)

Künstlerportrait Günter Meinhart, 2021
(Grand Theft Auto V)
The Special Sauce of a Pseudomarxist Media Guerilla
Everyday Daylight, 2021
(Grand Theft Auto V)
The Special Sauce of a Pseudomarxist Media Guerilla
The Super Wonder, 2022
(Red Dead Redemption 2)

                             Red Redemption, 2021
                          (Red Dead Redemption 2)
The Special Sauce of a Pseudomarxist Media Guerilla
Hardly Working, 2021
(Red Dead Redemption 2)
The Special Sauce of a Pseudomarxist Media Guerilla
Operation Jane Walk, 2018
                                      (Tom Clancy’s The Division)

United States Department of
Houses and Urban Development (HUD), 2020
(Tom Clancy’s The Division 2)
The Special Sauce of a Pseudomarxist Media Guerilla
Operation Jane Walk, 2018
(Tom Clancy’s The Division)
The Special Sauce of a Pseudomarxist Media Guerilla
How to Disappear, 2020
(Battlefield V)
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