Tourismus Konjunkturumfrage - Herbst 2019 - IHK Potsdam
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2 KONJUNKTURUMFRAGE TOURISMUS Beherbergungsgewerbe Der Sommer 2019 war einer der heißesten seit der Wetteraufzeichnung. Das hat sich auch auf die Tourismussaison in Brandenburg ausgewirkt. Obwohl die allge- meine Konjunktur an Schwung verliert, setzt sich im Beherbergungsgewerbe die sehr gute Entwicklung der letzten Jahre fort. Das bestätigen rund 70 Prozent der befragten Gastgeber. Mit rund 9,9 Mio. Übernachtungen von Januar bis August 2019 konnten wieder einmal mehr Gäste in Brandenburg begrüßt werden. (Amt für Statistik Berlin-Brandenburg). Der Geschäftsklimaindex* ist mit 120,6 Punkten noch auf einem stabilen Niveau. Auch wenn die Stimmung gut ist, bei den Umsätzen sind leichte Rückgänge zu verzeichnen. Noch 61,2 Prozent der befragten Unternehmen in Westbrandenburg konnten sich über ein Plus bei den Umsätzen freuen. Das sind 5,5 Prozent weniger als in der Saison 2018. Die durchschnittliche Zimmerauslastung bleibt mit rund 60 Prozent auf einem hohen Niveau. Der Blick auf die Zielgruppe verrät: Im Sommer wurden weniger Urlaubsreisen nach Brandenburg unternommen. Ein Grund dafür könnte die Sperrung der Schleuse Zaaren in der kompletten Saison 2019 und die Verunsicherung der Gäste auf und am Wasser Urlaub zu machen, gewesen sein. Viele Bootstouristen hängen nach ihrer Tour auf den Gewässern Westbrandenburgs gern noch ein paar Tage in einer festen Unterkunft dran. Geschäftslage Beherbergungsgewerbe Geschäftserwartungen Beherbergungsgewerbe 14 16,6 23,1 23,7 26,7 57,6 64,1 69,4 69,6 76,5 59,2 63,4 62,3 77,7 61 30,4 40,9 25,6 29,8 21,9 24,3 13,5 14 12,3 5,5 4,8 8,3 1,6 1,5 0,8 Herbst 2015 Herbst 2016 Herbst 2017 Herbst 2018 Herbst 2019 Herbst 2015 Herbst 2016 Herbst 2017 Herbst 2018 Herbst 2019 schlecht befriedigend gut schlechter gleichbleibend besser (Angaben in Prozent) (Angaben in Prozent) *Der Geschäftsklimaindex ist das geometrische Mittel der Salden aus positiven und negativen Einschätzungen der aktuellen und erwarteten Geschäftslage (neutral = 100)
KONJUNKTURUMFRAGE TOURISMUS 3 Optimistischer als im Vorjahr blicken die Gastgeber auf die Wintersaison. Rund 17 Prozent der Unternehmen erwarten in den kommenden Monaten eine positive Entwicklung der Geschäftslage, rund 59 Prozent der Unternehmen gehen von einer stabilen Entwicklung aus. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt wird für die Gastgeber in Brandenburg dagegen Wirtschaftliche Risiken für die Unterneh- zunehmend dramatisch. Dabei wird der Fachkräftemangel von 71,5 Prozent der men: Fachkräftemangel und wirtschafts- Befragten als die größte Bedrohung für die Zukunft des eigenen Unternehmens politische Rahmenbedingungen gesehen. Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen bewerten rund 46 Prozent als Risiko. Mit weniger Sorge werden die Entwicklung der Preise für Energie (2019: 27,9 Prozent; 2018: 41 Prozent) sowie Lebensmittel und Rohstoffe (2019: 20,9 Prozent; 2018: 24,8 Prozent) gesehen. Die Unternehmen wollen weiter investieren. Qualitätssteigernde Maßnahmen sind für 64 Prozent der Befragten das Hauptmotiv für anstehende Investitionen. „Ersatz- bedarf“ werden von 47,2 Prozent an zweiter Stelle genannt. Das Thema Umwelt- schutz gewinnt an Bedeutung für die Gastgeber. Die Investitionsabsichten liegen bei 20,2 Prozent. Das sind fast doppelt so viele als im Vergleichszeitraum 2018 (11,8 Prozent). 2,7 DURCH- Gesamtübersicht SCHNITTLICHE AUFENT- 2,7von den Beherbergungsbetrieben im Land Brandenburg von 2016 bis 2018 HALTSDAUER 2,7 Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug 2,7 Tage. 13,5 Übernachtungen ÜBERNACHTUNGEN 13,1 (in Mio.) 12,9 5,1 Gäste GÄSTE 4,9 (in Mio.) 4,8 0 2000000 4000000 6000000 8000000 10000000 12000000 14000000 2018 2017 2016
4 KONJUNKTURUMFRAGE TOURISMUS Gastronomiegewerbe Die Sommersaison verlief für die Gastwirte erneut sehr gut. Rund 94 Prozent der befragten Unternehmen beurteilen ihre Geschäftslage als gut oder befriedigend. Der positive Trend der Gastronomiebranche im Kammerbezirk der IHK Potsdam setzt Ich bin ein sich damit fort. Die Umsatzsteigerungen sind etwas zurückhaltender als im Vergleichszeitraum Bild- 2018. Rund 53 Prozent der befragten Unternehmen konnten hier Zugewinne verbu- chen. Das sind rund 5 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Bei den verbleibenden Platzhalter rund 28 Prozent der Befragten blieb der Umsatz stabil und bei rund 19 Prozent gingen die Umsätze zurück. Die verhaltenen Umsatzsteigerungen sind laut Gastgebern sowohl bei den Urlaubs- reisenden (45,6 Prozent) als auch bei den Geschäftsreisenden (31,3 Prozent) zu verzeichnen und liegen unter denen des Vorjahres. Dagegen erfahren die Gastrono- men ebenfalls einen starken Zuwachs bei inländischen Gästen. Rund die Hälfte der befragten Unternehmen verzeichnen hier Umsatzsteigerungen. Das sind satte 31 Prozent mehr als in der Sommersaison 2018. Die Gastronomie steht dem kommenden Wintergeschäft etwas verhaltener ge- genüber. Drei Viertel der Befragten erwarten eine bessere bzw. gleichbleibende Entwicklung. Der Fachkräftemangel bleibt auch für die Gastronomen das größte Risiko für die wirtschaftliche Zukunft. Mit 81,5 Prozent bleibt der Wert hoch, fällt allerdings um 5,5 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das Risiko „Arbeitskosten“ folgt auf Platz zwei und wird von 48,4 Prozent der Befragten genannt. Dieser Wert sinkt sowohl in der Gastronomie- als auch in der Beherbergungsbranche seit Jahren. Mit Sorge sehen 42,4 Prozent der Befragten die Entwicklung der wirtschaftspoli- tischen Rahmenbedingungen. Unverändert sind die Angaben der Gastronomen zu Lebensmittel- und Rohstoffpreisen im Vergleich zu 2018. Rund 39 Prozent sehen Geschäftslage Gastronomiegewerbe Geschäftserwartungen Gastronomie 19,8 18,3 25,5 24,5 23,1 53,4 50,9 55,4 59,2 59,2 56,7 61,8 62,1 67,5 62,7 39,2 30,8 41,6 34,4 38,7 25,9 11,8 13,6 14,8 12,7 10 9,9 6,4 5,9 5 Herbst 2015 Herbst 2016 Herbst 2017 Herbst 2018 Herbst 2019 Herbst 2015 Herbst 2016 Herbst 2017 Herbst 2018 Herbst 2019 schlecht befriedigend gut schlechter gleichbleibend besser (Angaben in Prozent) (Angaben in Prozent)
KONJUNKTURUMFRAGE TOURISMUS 5 hier nach wie vor ein Risiko. Für 29,3 Prozent der Befragten zählen zu den Risiken die steigenden Energiepreise. Hier ist ein deutlicher Rückgang um 10 Prozentpunkte zu beobachten. Die Investitionsbereitschaft des Gastronomiegewerbes ist mit leichter Zurückhal- tung gekennzeichnet. Wollten 2018 noch rund 87 Prozent der befragten Unterneh- men investieren, sind es aktuell rund 70 Prozent. Zusatzfragen Gastgewerbe: Mit Integration gegen den Fachkräftemangel Seit Jahren wächst die Zahl der Gastgeber in Brandenburg, die den Fachkräfteman- gel als ernsthaftes Risiko für den wirtschaftlichen Erfolg des eigenen Unterneh- mens einschätzen. Die Suche nach Fachkräften oder Arbeitskräften gestaltet sich schwierig. Die Unternehmen haben erkannt, dass sich die Arbeitswelt verändert und es innovativer Methoden bedarf, Mitarbeiter zukünftig an ihr Unternehmen zu binden. Rund 70 Prozent der Gastgeber planen Maßnahmen zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivität. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern haben sich rund 60 Prozent der Befragten vorgenommen. Den Führungsstil und die Kommunikation mit den Mitarbeitern zu verändern, haben 36 Prozent der Befragten als eine wichtige Maßnahme für sich erkannt. Der notwendige Handlungsbedarf für Weiterbildungen der Mitarbeiter wird lediglich von 15,4 Prozent der Unternehmen angewandt und für wichtig erachtet. Maßnahmen zum betrieblichen Gesundheits- management in der oft stressigen Branche wird nur von 11,3 Prozent angewandt. Ein Großteil der Unternehmen kann sich Welche Maßnahmen vorstellen, sindMitarbeiter internationale für Sie am wichtigsten, um Mitarbeiter zu binden? einzustellen. 62,5 Prozent der Befragten hätten Interesse, Mitarbeiter aus(Gastgewerbe) dem 36 69,6 Welche Maßnahmen sind für Sie 7,7 am wichtigsten, um Mitarbeiter zu binden? (Gastgewerbe) 15,4 11,3 60,3 Steigerung der Arbeitgeberattraktivität Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern betriebliches Gesundheitsmanagement Weiterbildung berufliche Entwicklungschancen Führung und Kommunikation (Angaben in Prozent)
6 KONJUNKTURUMFRAGE TOURISMUS EU-Ausland und 39,4 Prozent aus dem Nicht-EU-Ausland einzustellen. Gegenwärtig beschäftigen ein Drittel der Gastgeber in Brandenburg internationales Personal. Mitarbeiter aus dem EU-Ausland sind bei rund 27 Prozent der Unternehmen tätig. Rund 15 Prozent geben an Mitarbeiter aus dem Nicht-EU-Ausland zu beschäftigen. Zu den von den Unternehmen am häufigsten genannten Gründen, keine ausländi- schen Mitarbeiter beschäftigen zu wollen, gehören „Sprachkenntnisse“ (53,0 Pro- zent), „fachliche Qualifikation“ (25,0 Prozent) sowie „Aufenthaltsdauer bzw. – status“ (21,0 Prozent). Mit dem Inkrafttreten des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes am 1. März 2020 ist ein wichtiger Meilenstein in der Voraussetzung zur Beschäfti- gung von ausländischen Fachkräften geschaffen. Die Gleichwertigkeit der Abschlüs- se in den gastgewerblichen Berufen ist nicht überall gegeben, dennoch bietet das Gesetz, erste Chancen für die Unternehmen. Die größte Unterstützung bei der Gewinnung von ausländischem Personal wün- schen sich die Gastgeber in Form von Sprachkursen (46,2 Prozent), gezielte Akquise im Ausland (40,2 Prozent) sowie Internetangebote zur Jobvermittlung (33,2 Pro- zent). Die Industrie- und Handelskammern bieten den Unternehmen verschiedene Baustei- ne an, um Mitarbeiter, zukünftige Angestellte oder Azubis fit für das Unternehmen und die Tourismusbranche zu machen, u.a. ermöglichen die Einstiegsqualifizierung und die Teilqualifizierungen die Gewinnung neuer Fachkräfte. Weniger Umsätze für Reiseunternehmen – Sorge um politischen Einfluss wächst Zahl der Buchungen: Weniger Auslands- Durchwachsene Bilanz für Brandenburgs Reiseunternehmen: Von den befragten reisen – Urlaub in Deutschland weiterhin Unternehmen konnten beinah 51 Prozent eine gute Geschäftslage verbuchen. Das sind beliebt rund 14 Prozentpunkte weniger als im Vergleichszeitraum vor einem Jahr. Knapp 40 Prozent der Reiseunternehmen sind mit der vergangenen Saison zufrieden. 9,8 Prozent beklagen eine schlechte Geschäftslage. Nur etwa ein Viertel aller Befragten konnten Umsatzsteigerungen verzeichnen. Das sind rund 15 Prozent weniger als im Herbst 2018. 25,5 Prozent klagen über Um- satzrückgänge. Das Umsatzminus bezieht sich auf den Rückgang beim Verkauf von Urlaubsreisen, den 31,8 Prozent der Unternehmen verzeichnen. 36,3 Prozent berichten von einem Rückgang beim Verkauf von Geschäftsreisen. Von einem Buchungsrückgang bei Auslandsreisen sind rund 36 Prozent der befragten Reiseunternehmen betroffen. Einen Anstieg bei Buchungen ins Ausland konnten nur rund 24 Prozent verzeichnen. Das ist ein Minus von zehn Prozentpunkten verglichen mit dem Vorjahresergebnis. Zuwächse gab es bei Reisen innerhalb Deutschlands, wie rund 23 Prozent berichten. Die Reiseunternehmen blicken verhalten auf die anstehende Wintersaison. Die Anzahl der Unternehmen, die ein schlechteres Geschäft beim Verkauf ihrer Reisen erwarten, beträgt 24,5 Prozent. Das entspricht einem Anstieg von 16,8 Prozentpunk-
KONJUNKTURUMFRAGE TOURISMUS 7 ten im Vergleich zum Herbst 2018. Der Anteil derer, die eine zumindest gleichblei- bende Lage erwarten, fällt mit 62,9 Prozent geringer als im Vorjahr aus. Positiv in die Zukunft blicken 12,6 Prozent der Befragten. Das Hauptgeschäft der Reiseunternehmen findet traditionell im Herbst statt, umso bedenklicher die Einschätzungen der Branche für die kommende Saison. Fachkräftesicherung ist nach wie vor Thema Nr.1 im Reisegewerbe. Rund 57 Prozent der Befragten bezeichnen den Fachkräftemangel als größtes Risiko für die wirtschaft- liche Entwicklung des Unternehmens. Die sich verändernden wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen werden von rund 56 Prozent als Herausforderung genannt. Die Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise beobachtet die Branche mit Sorge. Rund 42,8 Prozent (plus 23 Prozentpunkte) der Befragten sehen hier ein Risiko für ihr Reiseunternehmen. Die Arbeitskosten schätzen über 38,5 Prozent aller Befragten als Hindernis für die Unternehmensentwicklung ein. Mit 78,5 Prozent der befragten Unternehmer rechnet die Reisebranche mit einer kons- tanten Mitarbeiteranzahl. 11,4 Prozent planen die Einstellung neuen Mitarbeitern. Die Zusatzfragen der Herbst-Konjunkturumfrage Tourismus wurden zum Thema Fach- kräfte gestellt. Die Steigerung der Arbeitgeberattraktivität ist für rund 52 Prozent der befragten Unternehmen des Reisegewerbes die wichtigste Maßnahme, um Mitarbeiter zukünftig an das Unternehmen zu binden. Fast alle befragten Unternehmen (94,5 Prozent) geben an, keine internationalen Mit- arbeiter zu beschäftigen. Gerade die Reisebranche ist eine beratungsintensive, daher planen auch weiterhin 85,5 Prozent keine internationalen Mitarbeiter einstzustel- len. 12,7 Prozent zeigen Interesse Mitarbeiter aus dem EU-Ausland zu beschäftigen und 3,6 Prozent könnten sich vorstellen Beschäftigte aus dem Nicht-EU-Ausland zu beschäftigen. Für 31,1 Prozent sind Sprachkenntnisse sowie die fachliche Qualifikation für 28,9 Pro- zent der Befragten die Gründe internationale Mitarbeiter nicht beschäftigen zu wollen. Beschäftigen Sie bereits internationale Mitarbeiter? 100 90 94,5 80 70 Beschäftigen Sie bereits 65,3 Reisegewerbe internationale Mitarbeiter? 60 Gastgewerbe 50 40 30 26,6 20 10 15,4 3,6 1,8 0 Nein, keine Ja, aus dem EU-Ausland Ja, aus dem Nicht-EU Ausland (Angaben in Prozent)
Impressum Herausgeber: Industrie- und Handelskammer Potsdam Breite Straße 2a-c 14467 Potsdam 0331 2786-0 ihk-potsdam.de Ansprechpartner: Uwe Seibt Referent Tourismus und Gastgewerbe Fachbereich Interessenvertretung 0331 2786-284 uwe.seibt@ihk-potsdam.de Layout: Nanett Reinhardt, IHK Potsdam Druck: GS Druck und Medien GmbH Gerlachstraße 10 14480 Potsdam Bildnachweis: Titel: Uwe Seibt ©New Africa - stock.adobe.com, ©hadrian-ifeelstock - stock.adobe.com, ©Monkey Business - stock.adobe.com, ©pikselstock - stock.adobe.com Stand: November 2019 Die Tourismusumfrage der Industrie- und Handelskammer Potsdam wird regelmäßig im Frühjahr und Herbst durchgeführt. Die aktuellen Berichte stehen zum Download zur Verfügung unter ihk-potsdam.de Alle Rechte liegen beim Herausgeber. Ein Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung des Herausgebers gestattet. ihk-potsdam.de facebook.com/IHKPotsdam twitter.com/IHKPotsdam youtube.de/IHKPotsdam
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