Training mit Das Wunder-Workout
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lebensziele Fit-Boxen. Der Freizeitsport, der hinhaut: Mehr Power, aber weniger Stress und Fett gewünscht? Dann ist Fit- Boxen top! Rock-Hero Roman Gregory & Europameisterin Doris Köhler machen‘s vor. Redaktion: Elisabeth Schneyder Foto: Katharina Stögmüller M oment, bitte: Es geht hier nicht ums Prügeln oder (Nicht-) Verprügelt-Werden. Das Ziel ist keineswegs, nachts am Wurststand Stänkerern gekonnt das Antlitz zu re- modellieren. Und man braucht noch nicht mal Fan von Ring-Helden wie Ali oder Henry Maske zu sein, um dieses Workout zu lieben. Denn: Beim Fit-Boxen fließt zwar der Schweiß aus allen Poren, aber zugleich jede Menge neue Ener- gie ins Gesamtsystem. Das Training sorgt für Muskelkraft, Koordination, Beweglichkeit, Konditionsauf- und Fettabbau, macht Stress den Gar aus und erlaubt‘s, mit Aggressionen besser umzugehen. Und, ja: Man darf auch or- dentlich zuschlagen, doch landen echte Treffer ausschließlich an Sandsack & Co. – aber sicher nicht in fremder oder eigener Physiognomie. Profi-Test. „Wer das ernsthaft be- treibt, hat mit Brutalität garantiert nichts am Hut. Genauso wenig wie je- mand, der Boxen oder Kickboxen von Grund auf lernen will und korrekt aus- übt,” urteilt Österreichs amtierende Box-Europameisterin und Top-Kick- it boxerin Doris Köhler. Für LEBEN trat die aktive Profisportlerin zum Test der Fotos: KATHARINA STÖGMÜLLER „leichteren” Workout-Version ihrer Domäne an. Ihr „Sparring-Partner” beim Tref- fen im hochmodernen Wiener Fitness- Center „Manhattan Nord”: Ex-Bo- xer, Starmania-Juror und „Alkbottle”- Band-Frontman Roman Gregory. Der 12/11 L E B E N 65
„Plattgemacht” werden nur Frust & Bürobuckel. Statt Blut wut raus blubbern hier Glückshormone. Schlagtechnik Lass es „krachen”. Der Sandsack ist geduldig, auch wenn – anders als hier – Sänger, dereinst höchstselbst erfolg- per-Workout und Ausgleich zu Alltagsbe- von des Boxens Unkundigen maltraitiert. reich im Ring tätig, pflichtet bei: „Beim lastungen geht,” resümiert Doris Köhler Bei den „Pratzen” schaut‘s da schon Kampfsport lernst du Disziplin – und nach zwei Stunden Fitbox-Workout, das etwas anders aus: Wildes Draufloshauen dass es eben keinen Sinn macht, nur ein- auch die durchtrainierten Promi-Tester kann ins Auge gehen (oder an die Nase), fach hinzudreschen.” ganz schön ins Schwitzen brachte. wenn es an Konzentration und Übung Mit Fit-Boxen hatten die beiden Kön- fehlt. Drum ist sinnvoll, wenn der Trainer ner vorab noch kaum zu tun. Doch der Irrglauben bremst den Trend. Obwohl oder ein Könner die Schlagpolster an Fotos: KATHARINA STÖGMÜLLER (8), BEIGESTELLT Versuch unter der Leitung von Manhat- Fitboxen nun schon seit einigen Jahren den Händen hat, oder zumindest vorher tan-Profitrainer Dick Otami brachte als „trendy” gilt, werde der Zweck der genau abgesprochen wird, was kommen mehr als Spaß: „Das kann ich jedem nur Übung leider oft noch missverstanden, soll – vom Haken bis zur Geraden. Was im Boxsport Übung von Schlägen empfehlen, wenn‘s um gutes Ganzkör- berichtet Trainer Otami: „Viele, die wirk- und -kombinationen für den Wettkampf lich davon profitieren würden, trauen dient, verfolgt beim Workout eher andere kraft rein sich nicht, es zu versuchen. Sie sitzen Zwecke: Es macht so richtig befreiend dem Irrtum auf, dass man hier mit Verlet- Spaß, sich mal als Angreifer auszutoben. zungen rechnen muss.” Was zwar nicht Muskeltraining zutrifft, aber verständlicherweise Sorgen Und zudem schult‘s Reaktion und Körper- beherrschung. bereitet: Wer will schon nach einem Fit- Mach‘s wie „Rocky”. Bankdrücken, Sit-Ups, Medizinball-Tricks: Viele der Übungen, die es auch im Fitbox-Workout gibt, kennt man zumindest schon aus „Rocky”-Filmen. Und wä- ren sie nicht hochwirksam, hätten sie im Profi-Training nichts verloren. So locker, wie‘s aussieht, wenn Doris Köhler und Roman Gregory sich den Medizinball zuwer- fen oder damit die Kraft der Bauchmuskeln auf die Probe stellen, ist‘s für An- fänger natürlich nicht. Aber bei regelmäßigem Besuch der Trainingsstunden kriegt man‘s bald hin – und kann sich an der neu gewonnen Kraft freuen. In jeder Lebenslage. 66 L E BE N 12/11
lebensziele nesstraining mit dicker Nase oder Veil- chen ins Büro kommen? Motabi: „Solche Bedenken sind komplett unnötig. Derlei Doris Köhler passiert ganz sicher nicht.” Box-Europameisterin, Kickbox- Irrtum Nummer zwei übers intelli- Weltmeisterin. Die Wienerin ist am- gent durchdachte Training: „Wer Fitbo- tierende Profi-Europameisterin im Boxen xen, Boxen oder Kickboxen lernen will, (Bantam, WIBF, Graz), siebenfache Kick- um im Alltag schlagkräftig den ,Boss‘ box-Weltmeisterin, Vize-Europameisterin zu mimen, ist tatsächlich fehl am Platz”, im Kick-Light – und dies sind nur drei ih- stellt Köhler klar: „Ich habe als Kind rer zig Erfolge. Gibt‘s keine Wettkämpfe, mit Kampfsport begonnen, viele Wett- arbeitet Köhler als Kickbox-Trainerin im Roman Gregory bewerbe gewonnen, trainiere täglich Verein „Kumgang” im Fitness Center Simmering in Wien. www.doriskoeh- mehrere Stunden – und wäre trotzdem Sänger, Entertainer, Ex-Boxer. nicht sicher, ob ich bei einem echten, ag- ler.at, www.kumgangwien.at Ob mit der Rock-Band „Alkbottle” oder gressiven Angriff siegen würde. Auf der als „Wien Martin”: Der Entertainer ist für kraftvolle Auftritte mit Hirn und Herz Straße gibt‘s ja keine Regeln...”. ,Kampfsport ist ein bekannt. Nächste Termine: „Wien Mar- tin”, 2.3., BS Längenfeldgasse Wien 12 Schluss mit der Opferrolle. Was indes gutes Training, das sehr wohl zutrifft, ist, dass sich Körper- und 8.3., Tanzcafe B8 Wolkersorf, „Alk- bottle” 24.2. Gasometer Wien. Mehr haltung und Selbstbewusstsein verbes- nichts mit Schläger- Termine: www.romangregory.com sern, wenn man regelmäßig im Trai- ningssaal Fitboxen übt. Gregory: „Klar tum zu tun hat.‘ ,Gewalt ist dumm. stehst du anders da, wenn du deinen Kör- per kennst und damit umgehen kannst.” Wer weiß, wie er Ein Umstand, der, so Köhler, vor allem Frauen zu Gute kommt: „Wer Böses im zuschlagen kann, Schilde führt, beobachtet genau, ob sich lässt‘s bleiben.‘ jemand wie ein potenzielles Opfer oder selbstbewusst bewegt.” Das nächste große Plus: Endlich mal hinhauen zu dürfen, ohne mit Fol- gen rechnen zu müssen, wirkt wie ein Befreiungsschlag für alltagsgebeutelte Nerven. Im Job und auch sonst über- all im Leben muss oft viel „geschluckt” werden, das später auf die Seele drückt. 12/11 L E B E N 67
lebensziele Und unterdrückte Wut kann, so sind Me- diziner und Psychologen überzeugt, im wahrsten Sinn des Wortes krank ma- chen. Was spräche dagegen, dem Sand- sack im Geiste ein Gesicht zu geben? Si- cher weit weniger, als gegen unkontrol- lierte Ausbrüche oder frust-bedingte Ma- genschmerzen anzuführen wäre. Zwei Stunden „Vollgas”. Weiteres Argument, das Fitboxen vor allem für mehrfach Geforderte und Workaholics zum Hit macht: Wenige Workouts bie- ten so effizienten Stressabbau. Denn die von Leistungs- und Termindruck, Sor- gen und Ängsten in den Organismus tempoübung gepumpten Stresshormone waren von der Natur ja dazu gedacht, Flucht oder Kampf zu ermöglichen. Beim intensiven Ausdauer Training können sie ihre Aufgabe erfül- Gib Gas. Macht wenig, verbrennt Zwei Mal len. Dies schützt vorm schädigenden Ef- fekt, den Adrenalin & Co. auf die Gesund- Fit-Boxen pro Kalorien und bringt das Herz-Kreislauf- System auf Touren: Schnurspringen ist heit haben, wenn keine Action ihre Pegel nicht nur Kinderspaß, sondern auch wieder senkt. aus dem Boxtraining nicht wegzuden- ken. Und damit fixer Teil der Fit-Box- Woche schlägt „Mit zwei Mal zwei Stunden Fitboxen pro Woche erreicht man ein perfektes Stunden. Flach, hoch, schnell, dauerhaft, beid- Alltagsleiden in Ganzkörpertraining, das Muskeln, Herz und Kreislauf stärkt, Figur und Haltung beinig oder wechselnd, mit im Sprung gekreuzter Schnur.... Variationen gibt die Flucht. nützt, und total entspannt,” verspricht Otami – und lud die beiden Fight-Pro- es viele. Weil es nicht schwierig ist, fis Gregory und Köhler zum Test. Ein- bringt‘s auch schon in den ersten Trai- helliges Ergebnis: „Ja, das ningswochen feine Erfolgserlebnisse. bringt‘s! Lohnt sich be- stimmt. Und es könnte zu- gleich helfen, den Boxsport und das Kickboxen endlich aus der ,Hinterhof-Brutalo- Ecke‘ zu holen, in die sie im- mer noch oft zu unrecht ge- drängt werden.” kraft tricks „Boot Camp Drill” Aufbau-Kommando. Beim Zirkel- training geht‘s ordentlich zur Sache: Die Übungen wechseln auf Trainer- kommando, Pausen gibt‘s nicht. Auch wer sich sonst nichts befehlen ließe, hat hier seinen Spaß. Schließlich gibt Fotos: KATHARINA STÖGMÜLLER (5) es keine Sanktionen, aber viel Grund, stolz auf sich zu sein, wenn man nicht schlappmacht. Nur, Achtung: Liege- stütz mit „in der Luft klatschen” oder rhythmischem Seitenwechsel – wie hier bei Köhler und Gregory – klappt erst nach vielen Fitbox-Stunden! 68 L E BE N 12/11
technik check Schattenboxen Der Weg ist das Ziel. Auch Profi- ching, ehe es mit Bandagen und Box- boxer tun‘s, obwohl es gar so „easy” handschuhen von Box-Übungen mit wirkt: Schattenboxen ist ein feines Trainingselement, das Ausdauer und dem Trainer geht. Es folgen Schlag- Kondition auf Trab bringt. Am besten und Abwehrtechnik mit Partner, 20 bis klappt‘s vor dem Spiegel, wo Fitboxer 30 Minuten Sparring nach dem Motto quasi sich selbst als „Gegner” sehen. „Schlagen, aber nicht getroffen wer- Dann können Schläge und Kombinati- den”, und „Boot-Camp-Drills” mit Lie- onen ausprobiert und geübt werden, gestützen, Krabbenlaufen, Medizin- bis der Schweiß das Auge trübt. Wich- ballfang und -wurf und anderen Po- tig: Gelenke nicht im Schlag voll durch- wer-Bringern. Und kaum jemand geht strecken! Sonst tut‘s bald weh. Position – wenngleich schweißtriefend – ohne und Technik korrigiert der Trainer. entspanntes Lächeln raus. Faktor Psychologie. Was hinter diesem Relax-Effekt steckt, beschrei- Ablauf und Wirkung. Von besagtem ben die Wiener Sportpsychologin The- Hinterhof-Mief kann in guten Studios, resia Haidinger und ihr Kollege, der di- wo Fitboxen geboten wird, keine Rede plomierte Fitness-Trainer und Psycho- sein. Schon gar nicht im hochklassigen loge Thomas Hoch (www.die2psycho- „Manhattan”. Was in den 120 Minuten logen.at): „Schon ein einmaliges Trai- langen Fitbox-Einheiten vor sich geht, ning kann unmittelbare, kurzfristige lässt sich so zusammenfassen: Flottes Entspannung, Stressreduktion und Ag- Gehen und Laufen zum Aufwärmen, gressionsabbau bringen. Es lohnt sich Seilspringen und dynamisches Stret- also, Fit-Boxen auszuprobieren. Wenn es Spaß macht, sollte es regelmäßig und systematisiert ausgeübt werden, um die physische Konstitution, aber auch die mentale Fitness zu stärken.” Dann könne diese spezielle Trainings- form tatsächlich Sicherheit und Selbst- vertrauen stärken, die Kompetenzer- wartung an die eigene Handlungsfähig- keit verbessern und schließlich mental stärker machen. Und zwar in jeder Si- tuation, in der der Alltag Herausforde- rungen bringt. Rockmusiker Gregory formuliert‘s ganz praktisch: „Nach dem Training hat man wenig Lust zum Streiten. Jede sportliche Betätigung zieht seelischen Ausgleich nach sich. Aber man muss nicht zwangsläufig ag- Der Trainer. Dick Otami von „Manhattan gressiv oder gestresst sein, um positive Fitness”, 1190 Wien, www.manhattan.at Aspekte des Boxens zu bemerken.” 12/11 L E B E N 69
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