METRO KINOKULTURHAUS - FILMARCHIV AUSTRIA Ein Projekt des März 2014
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IDEE UND GESCHICHTE Das Wiener Metro Kino gilt als eines der schönsten und traditionsreichsten Lichtspielhäuser der Stadt. Dem Filmarchiv Austria ist es im Sommer 2002 mit Unterstützung der Stadt Wien gelungen, dieses Kino als neue Hauptspielstätte zu gewinnen und programmiert es bis 2012 mit Filmreihen zu vorwiegend österreichischen Themen. Der im 19. Jahrhundert errichtete Saal bildet den idealen Rahmen für eine zeitgemäße Präsentation und Vermittlung von Filmgeschichte bis zur Gegenwart. Nach 10-jähriger Bespielung ergibt sich die glückliche Gelegenheit, in zwei Etappen die direkt über dem Metro Kino situierten beiden Stockwerke und somit praktisch den gesamten Vordertrakt des Hauses Johannesgasse 4 in der Wiener Innenstadt, unmittelbar an die Fußgängerzone Kärntnerstraße angrenzend, zu übernehmen. Damit stehen nun insgesamt Flächen und repräsentative Räume im Gesamtausmaß von 1.800 m2 zur Verfügung. Mit diesem Volumen bietet sich in besonderer urbaner Lage die einmalige Möglichkeit, auf Basis des alten Metro Kinos ein großzügiges Erweiterungsprojekt zu entwickeln. Bereits 2007 hatte das Filmarchiv Austria in Kooperation mit der Viennale das Vorhaben eines Filmkulturzentrums im Wiener Augarten vorgestellt. Nachdem die Realisierung nicht möglich war, wurden in den Folgejahren andere Standortoptionen geprüft. Mit den im Haus Johannesgasse 4 freigewordenen Flächen lässt sich die Vision eines zentralen Ortes für die umfassende Präsentation der filmkulturellen Arbeit des Filmarchiv Austria nun in veränderter und neuer Form verwirklichen. Das Erweiterungsprojekt schafft neue Präsentations- und Handlungsfelder für die zeitgemäße Ausstellung des filmkulturellen Erbes und rückt gleichzeitig die kulturellen Basiscodes des Kinos in den Mittelpunkt. Ausgehend von den Grundelementen, dem filmischen Material, dem Projektionslicht und dem dunklen Raum wird das Dispositiv der filmischen Präsentation selbst zum Exponat. Hier öffnet sich die Mechanik der Kulturmaschine Kino für die Besucher und macht die Faszination des analogen Films selbst zum Gegenstand der Anschauung und Vermittlung. Das neue Metro wird zum Kinokulturhaus, zu einem offenen Austragungsort für die Präsentation von Filmkultur über die gesamte Bandbreite seiner historischen Formenvielfalt. DIE ERWEITERUNG: ARCHITEKTUR UND RAUMKONZEPT Das Haus baut auf bestehende Strukturen des Filmarchiv Austria auf und umfasst zwei Kinosäle mit insgesamt 220 Plätzen, Ausstellungsflächen im Ausmaß von ca. 500m2, einen Filmshop samt attraktiver Kino-Gastronomie sowie eine audiovisuelle Bibliothek mit offener Archiv-Werkstätte zur Digitalisierung und Erschließung des filmischen Erbes. Revitalisierung Erdgeschoß- und Balkonfoyer Kassa, Filmshop, Kinobuffet Der gesamte Foyer- und Saalbereich des Metro Kinos steht unter Denkmalschutz. Im Rahmen des Erweiterungsprojektes wurden nun die alten Raumstrukturen revitalisiert und alle Überschichtungen und Einbauten aus den Nachkriegsjahren entfernt. Das wieder in den Ursprungszustand rückgebaute Erdgeschoßfoyer vermittelt mit der Wiederherstellung der vollständigen Türportale den großzügigen Eindruck aus den 1920er-Jahren. Mit der Öffnung des alten zentralen Saaleinganges erweitert sich das
Foyer hinein in den Saal. Die Abtrennung erfolgt mittels einer großzügigen, voll transparenten Glaswand. Damit wird der Kinosaal tagsüber schon vom Foyer aus sichtbar, bei Spielbetrieb schließt ein neuer hinterer Vorhang die Glaswand – gleichzeitig öffnet sich der Vorhang vor der Leinwand. Im rechten Randbereich des Foyers wird ein modulartiges Kinobuffet eingerichtet, das in der Basis-Version kleine Snacks, Kaffee und Getränke bietet. In einer erweiterten Version können auch größere Veranstaltungen und die oberen Stockwerke gastronomisch versorgt werden. Im Sommer ist der Betrieb eines Schanigartens vorgesehen. Oberhalb des Erdgeschoßfoyers wird das ehemalige Balkonfoyer freigelegt und damit erstmals wieder in seiner Gesamtdimension erlebbar. Damit ist dieser Bereich wieder über die beiden repräsentativen Holzstiegenaufgänge links und rechts durchgängig begehbar. Das Balkonfoyer dient in erster Linie als Ausstellungsfläche und verbindet sich je nach Projekt und Bespielungsformat mit den darüber liegenden Präsentationsebenen. Die im Balkonfoyer eingerichtete Kinokabine für den großen Saal wird verbreitert und an der Rückwand mit einer Glasscheibe versehen. Damit erschließt sich die mit klassischer Analogtechnologie sowie mit modernem Digital-Equipment ausgestattete Kinokabine der Wahrnehmung des Publikums. Stiegenhaus, Lift Als Kernstück der Erschließung der neuen Veranstaltungsebenen gilt die Herstellung einer räumlichen Verbindung zwischen dem Foyer des Metro Kinos und den darüber liegenden neuen Etagen. Nach Entfernung der Deckenfelder ist eine großzügige Öffnung mit Blick über vier Stockwerke entstanden. In diesen über 20 Meter hohen Raum wurde ein „schwebend“ erscheinendes Stiegenhaus und ein gläserner Lift eingebaut. Damit sind alle Veranstaltungsebenen innerhalb des Kinokulturhauses barrierefrei erschlossen. Erstes Obergeschoß Ausstellungsebene und Studiosaal „Eric Pleskow“ Oberhalb des Balkonfoyers schließt der eigentliche Neubaubereich an. Das Erste Obergeschoß beherbergte vor der Übernahme durch das Filmarchiv Austria den Ballettsaal des Musikkonservatoriums. Diese straßenseitige Bel Etage des Hauses mit schönen Stuckdecken wurde komplett saniert und fungiert im Kinokulturhaus als weitere Ausstellungsebene mit 175m2. Im Hoftrakt dieses Geschoßes wird ein Studiokino mit 60 Sitzplätzen eingerichtet. Das Studiokino weist mit einer Tribüne und einer großen Leinwand ideale Sichtverhältnisse auf. Die Kinokabine ist von der
Decke frei abgehängt im Foyer des ersten Obergeschoßes positioniert und ebenfalls mit einer transparenten Rückwand ausgestattet. Die technische Ausstattung umfasst die gesamte Bandbreite der analogen und digitalen Projektionsformate. Wir freuen uns, diesen neuen Kinosaal in der Stadt nach Eric Pleskow zu benennen. Es ist unsere Referenz an eine bedeutende Kinopersönlichkeit und an einen Freund zu seinem 90. Geburtstag, den er in wenigen Wochen feiert, und wir sind stolz, ihm damit eine große Freude zu bereiten. Zweites Obergeschoß Ausstellungsebene, Laufbildmanufaktur, Audiovisuelle Bibliothek Das zweite Obergeschoß ist ebenfalls über das neue Stiegenhaus und den Lift angebunden und verfügt über weitere ca. 200m2 Fläche für Ausstellungen, multifunktionale Nutzung sowie die audiovisuelle Bibliothek mit der offenen Archivwerkstätte. Im Hoftrakt sind die Büroräumlichkeiten sowie ein Zentraldepot des Kinokulturhauses angesiedelt. Neben der Ausstellungsebene findet sich hier mit der audiovisuellen Bibliothek und den digitalen Sichtungsplätzen ein Herzstück des Kinokulturhauses. Hier tauchen Besucher und Benützer direkt in die Welt der Filmarchivarbeit ein. In transparenten Arbeitsbereichen werden die einzelnen Schritte der Archivarbeit nachvollziehbar. Auf den Einzelsichtungsplätzen ist das bereits digitalisierte Material des Filmarchiv Austria abrufbar, von den ersten Filmaufnahmen der Gebrüder Lumière in Österreich bis zu den neuesten Kinoproduktionen. Mit diesen Angeboten leistet das Kinokulturhaus einen wichtigen Beitrag zur Demokratisierung von Wissenszugang und -aneignung im Bereich der audiovisuellen Kultur. Diese Bibliothek der bewegten Bilder eröffnet erstmals einen umfassenden Zugang zum kulturellen und politischen Verständnis und Selbstverständnis dieses Landes. Sie ist sozusagen das audiovisuelle Gedächtnis der Republik. PROGRAMMKONZEPT Filmisches Erbe, Vergangenheit und Gegenwart des österreichischen Kinos Mit dem Kinokulturhaus bietet sich dem Filmarchiv Austria erstmalig die Möglichkeit, seine Tätigkeit in umfassender Form zu präsentieren und das reiche Filmerbe des Landes in exemplarischer Form zu veröffentlichen. Es ist ein programmatischer Ort, um die Grundlage moderner Archivarbeit „to preserve and to show“ in sinnfälliger Form umzusetzen – vom auratischen analogen Filmoriginal aus dem 19. Jahrhundert, das als kostbares Einzelstück noch einmal auf die Leinwand projiziert wird, bis zur Aufführung digital restaurierter Inkunabeln der österreichischen Filmgeschichte reicht die Spannweite der Präsentationsformate.
Die Ausstellung des Filmerbes in seiner lebendigen Vielfalt ist Ausgangspunkt der Programmarbeit des zukünftigen Kinokulturhauses. Zugleich aber versteht sich das neue Metro auch als Forum für die Vermittlung von Vergangenheit und Gegenwart des heimischen Filmschaffens, ein Zusammenhang, der hier konkret Form und Ausdruck findet. Das zukünftige Metro wird also auch ein Ort für das österreichische Gegenwartskino sein. Hier werden aktuelle Arbeiten präsentiert, die nicht oder nur sehr begrenzt Zugang zum allgemeinen kommerziellen Verleih und Vertrieb finden. Hier sollen regelmäßig neue Beispiele des heimischen Avantgardefilms, des dokumentarischen Kinos, Kurzfilme, experimentelle Arbeiten sowie so genannte „kleine“ Spielfilme nicht nur einmalig, sondern in fortlaufender Weise gezeigt werden. Der internationale Zusammenhang Am Beispiel der geplanten Zusammenarbeit von Filmarchiv Austria und Viennale zeigt sich ein erweiterter, über das reine nationale Filmschaffen hinaus gehender Programmaspekt. Das Festival und das Archiv verbindet seit Jahren eine vielfältige und fruchtbare Zusammenarbeit, die sich mit dem Kinokulturhaus fortsetzen und intensivieren kann. So plant die Viennale als Partner und in Zusammenarbeit mit dem Archiv jährlich ein bis zwei Programmschwerpunkte, Filmschauen oder Ausstellungen. Aber über die strategische Kooperation mit der Viennale hinaus strebt das Filmarchiv Austria die Zusammenarbeit mit weiteren möglichen Partnern, Kuratoren und Co-Veranstaltern an und versteht das zukünftige Metro als ein offenes Haus für die unterschiedlichsten Initiativen, Ideen und Projekte der heimischen und internationalen Filmkultur. Durch die beiden sich ergänzenden Kinosäle, die variablen Ausstellungsflächen und die geplante Benützerstruktur bietet sich eine filmkulturelle und kuratorische Option, wie sie in dieser Weise bisher nicht existiert hat. Filmausstellungen Trotz der eindrucksvollen Geschichte des Kinos und all seiner populären Vorformen gibt es in Wien im Gegensatz zu fast allen europäischen Metropolen bis heute kein Kino- oder Medienmuseum. Mit der Etablierung des erweiterten Metro Kinos als innerstädtisches Kinokulturhaus bietet sich nun erstmals auf einer Fläche von bis zu 500 m2 die Möglichkeit der Präsentation der international bedeutsamen Sammlungen des Filmarchiv Austria. So wurde in den letzten Jahren eine repräsentative Kollektion zur Technikgeschichte des Kinos, eine umfassende Filmplakat- und Filmprogramm-Sammlung sowie eine Pre-Cinema-Sammlung von internationaler Relevanz aufgebaut. Dazu kommt eine Reihe bedeutender Nachlässe von Oskar Werner über Liane Haid bis Gustav Machaty. Allesamt reiche und spannende Bestände, die nun erstmals einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können. ERSTE PROGRAMMSCHWERPUNKTE Eröffnungsprogramm Mit dem Ende September 2014 startenden, drei Schwerpunkte umfassenden Eröffnungsprogramm skizziert das Kinokulturhaus erste programmatische Leitlinien und Positionen seiner zukünftigen Arbeit.
Als Eröffnungsausstellung ist unter dem Titel „Imagine“ erstmalig in Österreich eine große Schau zur Vor- und Frühgeschichte des Films mit Beständen aus der eigenen Sammlung sowie der renommierten „Sammlung Werner Nekes“ geplant. Diese gemeinsame Ausstellung der beiden Sammlungen zur Genealogie der moving images vermittelt die Faszination des Prinzips Kino in seiner ursprünglichsten und eindrucksvollsten Form. Mit der Filmschau „Krieg der Bilder“ präsentiert das Filmarchiv Austria auf Basis seiner Original-Filmdokumente über den Ersten Weltkrieg eine Filmschau zur Auseinandersetzung österreichischer und internationaler Filmkünstler mit diesem ersten Medienkrieg der Geschichte. Der dritte Teil des Eröffnungsprogramms ist Peter Handke und seinen langen und leidenschaftlichen Erfahrungen als Kinobesucher gewidmet. Unter dem Titel „Peter Handke geht ins Kino“ zeigt die Viennale in Kooperation mit dem Filmarchiv ein Programm von rund zwei Dutzend vom Schriftsteller ausgewählten und für ihn besonderen Kinoarbeiten. Auswahl Programmplanung 2014/2015 - Fokus Filmemigration: Fritz Kortner – Filmarchiv-Retrospektive im Rahmen der Viennale - Benshi – Kinoerzähler im japanischen Stummfilm - Kurt Kren – Ausstellung und Retrospektive. In Kooperation mit der Viennale - Filmpionierinnen – Von Alice Guy bis Germaine Dulac - Eine Geschichte des österreichischen Dokumentarfilms. Von den Anfängen bis zur Gegenwart - Warhols Factory – Ausstellung und Retrospektive in Kooperation mit Wiener Festwochen und Viennale - Gustav Ucicky – Retrospektive - Analog – Laufbildmaschinen aus der Sammlung des Filmarchiv Austria – Ausstellung KULTURZONE JOHANNESGASSE Durch eine ebenso zufällige wie besondere Entwicklung ist im innerstädtischen Bereich Johannesgasse im Laufe der Zeit eine kleine, verdichtete Kulturzone entstanden. Sie umfasst das ans Metro Kino angrenzende und zuletzt um einen Zubau erweiterte Konservatorium Wien, die renommierteste Musikschule der Stadt, sowie das vis-a-vis gelegene Winterpalais des Prinzen Eugen, das seit 2013 als Barockmuseum der Öffentlichkeit zugänglich ist, und schließlich das ehemalige Hofkammerarchiv mit der ältesten erhaltenen Bibliothek der Stadt, die von der Österreichischen Nationalbibliothek bis 2015 zu einem eigenen Literaturmuseum ausgebaut wird. Dieser Kulturraum in unmittelbarer Nachbarschaft zur Fußgängerzone Kärntnerstraße bietet eine sehr spezifische und reizvolle Form von besonderer kultureller und urbaner Qualität.
METRO KINOKULTURHAUS BAU-DATEN Bauherr Filmarchiv Austria Idee + Projektleitung Ernst Kieninger Planung Gesamtprojekt Dominik Aichinger Planung Foyer Gregor Pils, Andreas Claus Schnetzer Nutzfläche gesamt 1.800 m2 Ausstellungsfläche 500 m2 Sitzplatzanzahl gesamt 220 Bauzeit Februar 2012 bis September 2014 Eröffnungstermin Ende September 2014 BUDGET UND FINANZIERUNG Ein wesentlicher Anspruch des Filmarchiv Austria war es, das Projekt in einer Mischfinanzierung aus Sponsoren, Eigenmittel und öffentlichen Förderungen zu realisieren. Es ist gelungen, das für die Umsetzung des Bauvorhabens (inkl. technischer Ausstattung und Infrastrukturen) notwendige Baubudget von € 1,6 Mio. zur Gänze zu finanzieren. Baubudget gesamt € 1,6 Mio. Budget/Quadratmeter € 890/m2 Anteil Eigenleistungen Filmarchiv/Sponsoren € 1,3 Mio. Anteil Förderungen € 0,3 Mio. Sponsoren VDFS, Satel Privatstiftung, RD Foundation Förderstellen Österreichisches Filminstitut, Bundesministerium für Bildung und Frauen, Bundesministerium für Wirtschaft und Wissenschaft, Bundesdenkmalamt, WienerAltstadterhaltungs- fonds, Filmfonds Wien Hauptförderer des Filmarchiv Bundeskanzleramt - Kunst und Kultur Kulturabteilung der Niederösterreichischen Landesregierung Kulturabteilung der Stadt Wien Dank Das Filmarchiv Austria bedankt sich an dieser Stelle sehr herzlich bei allen öffentlichen und privaten Unterstützern und Förderern, die die Tätigkeit des Filmarchiv Austria im Allgemeinen sowie das Projekt Kinokulturhaus im Besonderen in dieser Form ermöglicht haben.
Pressekontakt Birgit Ecker: b.ecker@filmarchiv.at Ernst Kieninger: e.kieninger@filmarchiv.at Filmarchiv Austria Obere Augartenstraße 1e, 1020 Wien augarten@filmarchiv.at • www.filmarchiv.at
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