TRANS* UND FAMILIE EIN RATGEBER FÜR ELTERN UND ANGEHÖRIGE VON TRANS* KINDERN UND JUGENDLICHEN - sunrise-dortmund.de
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INHALTSVERZEICHNIS DAS SUNRISE Das Sunrise 3 Das Sunrise in Dortmund ist ein Jugendtreff für junge LSBPAT*INQ Einleitung 4 Jugendliche bis 23 Jahre. LSBPAT*INQ steht für lesbisch, schwul, bise- Warum nutzen wir gendergerechte Sprache? 5 xuell, pansexuell, asexuell sowie trans*, inter*, nicht-binär und queer. Was ist Trans*, nicht-binär und Inter*? 6 Im Umgang mit den queeren Jugendlichen wird besonders darauf Bedürfnisse von jungen trans* Menschen und warum Pro- geachtet, dass es zu keinen Diskriminierungen kommt und ein Um- nomen wichtig sind 8 gang mit Gleichaltrigen mit ähnlichen Erfahrungen möglich ist, um gemeinsam an Freizeitaktivitäten und Aktionen teilzunehmen. Ein Sechs Vorurteile, die trans* Kinder und Jugendliche (zu) oft spezifischer Treff für trans* und nicht-binäre Jugendliche ist eben- zu hören kriegen 11 falls im Programm und soll ermöglichen, dass sich die Jugendlichen Informationssuche im Internet – Tipps zur Vermeidung in einem Schutzraum austauschen können. Dadurch wird ermög- von Stolperfallen 14 licht, in sicherer Atmosphäre über trans*-spezifische Themen und Was ist ein Coming-Out und was ist dabei zu beachten? 16 Erfahrungen sprechen zu können. Wie gehen wir im familiären Alltag mit Trans* um? 18 Durch das Sunrise werden die bestehenden Jugendfreizeiteinrich- Erfahrungsberichte aus dem Trans*Treff 24 tungen in Dortmund um ein spezielles Angebot für queere Jugendli- che (of Color) ergänzt. Der rechtliche Weg 25 Im Sunrise können sich sich queere Menschen, Fachkräfte, Eltern und Trans* Hilfsmittel und medizinische Aspekte 27 Angehörige von queeren Menschen beraten lassen. Die Beratung ist Zusammenarbeit mit Schule und anderen Institutionen 30 lösungsorientiert und traumasensibel und hat neben den Freizeitan- Hilfestellen: Wo bekomme ich mehr Informationen und geboten für Jugendliche einen zentralen Stellenwert im Sunrise. Beratung? 32 Quellen und Tipps zu weiteren Broschüren und Büchern 34 Geschulte Fachkräfte bieten unter anderem eine allgemeine Coming- out-Beratung, Trans*-Beratung, BIPoC (Black, Indigenous and People Impressum 35 of Color)-Beratung für queere Jugendliche of Color/mit Fluchterfah- rung an und unterstützen bei der Bewältigung von Gewalt- und Dis- kriminierungserfahrungen. Zudem bietet das Sunrise Informations- veranstaltungen zum Thema Trans* an, welche sich an Angehörige und Eltern von trans* Menschen sowie an Fachkräfte richten. Insge- samt ist das Sunrise eine Anlauf- und Fachberatungsstelle für sämt- liche Fragen im Zusammenhang mit sexueller und geschlechtlicher Identität bei Jugendlichen. 2 3
EINLEITUNG WARUM NUTZEN WIR GENDERGERECHTE SPRACHE? Wenn sich das eigene Kind als Medien. Des Weiteren gibt es Gendergerechte Sprache ist geschaffen werden. Da bei- trans* outet, kommt es bei Eltern, nur sehr wenige Beratungsan- eine Form der Sprache, die alle spielsweise beim Begriff “Ma- Angehörigen und Erziehungsbe- gebote und Broschüren, die sich Menschen und Geschlechter an- nager” oft die erste Assoziation rechtigten oft zu Verunsicherun- spezifisch an Eltern und Ange- sprechen und mit einschließen eine Gruppe von Männern ist, gen und Sorgen: hörige von trans* Kindern und soll. In dieser Broschüre wird hilft hier die Verwendung von Jugendlichen richten. Dadurch daher das Gendersternchen (*) “Manager*innen” auch dabei, • „Wie wird unser Kind spä- wird es für diese erschwert, die verwendet. dass sofort an eine vielfältige ter mal leben und wird es eigenen Sorgen und Gedanken Statt z. B. nur von Schü- Gruppe von Menschen glücklich sein?“ einzuordnen, was es wiederum lern zu sprechen, wo- gedacht wird. erschwert auch eine Unterstüt- mit nur männliche • „Wie können wir unser zung zu sein. Menschen direkt Auch das Stern- Kind unterstützen?“ angesprochen wer- chen im Begriff Um diesen Bedarf zu decken den, wird die Form Trans* ist ein Platz- • „Wie wird die Familie und sowie Eltern und Angehörige Schüler*innen ge- halter, welches das weitere Umfeld re- zu entlasten, haben wir diese wählt, um sowohl alle binären und agieren?“ Broschüre verfasst. Diese soll Jungen, Mädchen als nicht-binären Trans* sowohl Wissen über die Be- auch Menschen anzu- Menschen einschließen • “Ich habe das Gefühl mein dürfnisse von trans* Kindern sprechen, die sich nicht soll. Was Trans*, binär und Kind zu verlieren - wie und Jugendlichen vermitteln als eindeutig oder gar nicht nicht-binär bedeutet, wird auf kann ich damit umge- auch praktische Tipps für den als Junge oder Mädchen der nächsten Seite erklärt. Alter- hen?” familiären Alltag geben, um das definieren. Deswegen ist nativen zum Gendersternchen Zusammenleben zu erleichtern. diese Form auch „Schü- sind der Unterstrich wie in Leh- • „Wird es Probleme in der Dadurch soll langfristig ermög- lerinnen und Schüler“ rer_innen und der Doppelpunkt Schule geben?“ licht werden, dass trans* Kinder vorzuziehen. wie Ärzt:innen. Zudem ist eine und Jugendliche mehr soziale neutrale Schreibweise möglich Unterstützung in der Familie er- Mit dieser Sprache soll wie z. B. „Lehrkräfte“ oder „Stu- Dazu kommt eine zusätzliche halten. ein Gegengewicht ge- dierende“, um einen Bezug zum Verunsicherung durch wider- Durch das gen sexistische Ele- Geschlecht zu vermeiden. sprüchliche Informationen zu Sternchen bei mente der Sprache Trans* im Internet und in den „Schüler*innen“ fühle ich mich jetzt mitgemeint und das fühlt sich super an. 4 5
WAS IST TRANS*, NICHT-BINÄR WAS IST DER UNTERSCHIED ZWISCHEN UND INTER*? BINÄR UND NICHT-BINÄR? Wenn sich Angehörige und Eltern das erste Mal mit dem Thema Trans* befassen, kann schnell eine Überforderung hinsichtlich der BINÄR Vielzahl von Begriffen auftauchen. Hier wollen wir die wichtigsten Binär sind Menschen, die sich eindeutig als Mann oder Frau (Junge erläutern, um den Einstieg ins Thema zu erleichtern. oder Mädchen) bezeichnen. NICHT-BINÄR WAS BEDEUTET EIGENTLICH TRANS*? Nicht-binär sind Menschen, die sich weder eindeutig als Frau noch als Mann (Mädchen oder Junge) verorten, sondern sich dazwischen Trans* beschreibt alle Menschen, die nicht in dem bewegen, sich als beides gleichzeitig bezeichnen oder sich zu kei- Geschlecht leben oder sich als das Geschlecht nem Moment einem der beiden Geschlechter als zugehörig fühlen. identifizieren, welches ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Beispiel: Kay wird bei der Geburt als Mädchen zugewiesen. Im Laufe des Lebens merkt Kay, dass “Mädchen” nicht passt. Kay merkt aber Beispiel: Lisa wird bei der Geburt als Junge zugewiesen. Im Laufe auch, dass “Junge” auch nicht passend ist. Kay verortet sich zwischen des Lebens merkt sie, dass Junge nicht passt, sondern sie ein Mäd- den beiden binären Geschlechtern “Frau” und “Mann” und ist nicht- chen ist. Lisa ist ein (trans*) Mädchen. binär. Meist machen Mediziner*innen die Zuweisung des Geschlechts bei Geburt am Geschlechtsteil des Kindes fest. “Zugewiesenes Ge- WAS BEDEUTET INTER*? schlecht” wird als Begriff verwendet, um Beschreibungen wie „wur- • Inter* beschreibt Menschen, die aus medizinischer de als Mann/Frau geboren“ zu vermeiden. Trans* Menschen können Sicht nicht eindeutig dem männlichen oder dem diese Formulierung als diskrimierend wahrnehmen. weiblichen Geschlecht zugeordnet werden können. • Inter* Menschen werden nach wie vor und im Säug- UND WAS BEDEUTET DER lings- oder Kindesalter operiert oder medikamentös BEGRIFF CIS? behandelt, um sie geschlechtlich „eindeutig“ zu ma- Das Gegenstück von trans* ist Es ist ok, Zeit zu brau- chen, ohne dass sie die Möglichkeit haben, in so eine cis, das sind Menschen, die in chen, um die Begriffe Behandlung einzuwilligen. dem Geschlecht leben, wel- richtig zu lernen. • Inter* Menschen können Männer, Frauen oder nicht-binär sein. ches ihnen bei der Geburt zu- • Inter* und Trans* gelten medizinisch und rechtlich als unter- gewiesen wurde. schiedliche Dinge. 6 7
BEDÜRFNISSE VON JUNGEN TRANS* • Im Englischen hat sich das Pronomen „they“ etabliert, MENSCHEN, UND WARUM dies verwenden auch eini- PRONOMEN WICHTIG SIND ge nicht-binäre Menschen in Deutschland Eine der ersten Fragen, die sich viele Eltern und Angehörige von • Um die Situation für alle trans* Kindern und Jugendlichen stellen: Wie kann ich mein Kind un- trans* Menschen zu erleich- terstützen? tern, wäre es am besten, Gleichzeitig kommen auch Sorgen und Unsicherheiten auf, was der wenn sich die Frage nach Pro- richtige Weg sein könnte und welche Fehler bei einer Unterstützung nomen normalisiert, sodass gemacht werden können. auch cis Menschen diese bei Wichtig für den Anfang ist es, die Geschlechtsidentität des Kindes einer Vorstellung nennen ernst zu nehmen und zu respektieren. Da können konkrete Aussa- gen helfen wie: „Ich unterstütze dich bei deinem Weg!“ „Ich nehme dich und deine Identität ernst!“ Eigene Sorgen und Unsicherheiten sollten auch ernst genommen werden, weil diese den Umgang mit trans* Kindern und Jugendli- chen beeinflussen können. Hier kann es ratsam sein, eine Beratung oder den Austausch in Angehörigengruppen zu nutzen, in der diese Sorgen besprochen werden können. WORAUF IST BEIM PRONOMEN ZU ACHTEN? • Binäre trans* Menschen wählen oft das Pronomen ihrer Ge- schlechtsidentität, also „er“ bei trans* Männern oder „sie“ bei trans* Frauen • Nicht-binäre trans* Menschen können sowohl eins der binären Pronomen wählen, oder auch beide, keins oder ein geschlechts- neutrales Pronomen • Beispiele für geschlechtsneutrale Pronomen sind xier oder sier 8 9
SECHS VORURTEILE, DIE TRANS * KINDERN UND JUGENDLICHE (ZU) OFT ZU HÖREN KRIEGEN 1. “DAS KIND WILL NUR eine Phase ist. Um diese My- TIPPS FÜR DEN ANFANG AUFMERKSAMKEIT” then zu untermauern, werden Dieser Eindruck kann bei Eltern Studien angeführt, die von ho- Wenn ein trans* Kind noch nicht weiß, wie es sich und Angehörigen entstehen, hen Abbruchquoten bei trans* geschlechtlich definiert, sollten Eltern und Angehörige wenn für sie das Coming-Out Kindern und trans* Jugendli- eine neutrale Unterstützung zur eigenen geschlechtli- des trans* Kindes sehr plötzlich chen berichten, mit Quoten bis chen Selbstfindung liefern und keinen Druck bezüglich kam. Diese “Plötzlichkeit” liegt zu 80 %. Aktuelle Studien und geschlechtlicher Rollenerwartungen aufbauen aber eher daran, dass Angst vor auch die Erfahrungen von vielen dem Coming-Out bestand oder Behandler*innen aus Deutsch- Neutrale Unterstützung kann z.B. erstmal bedeuten, die eigene Identität verdrängt land, die auf trans* spezialisiert trans* Kindern und Jugendlichen bei der Suche nach In- wurde. sind, können dies aber nicht be- formationen und Beratungsangeboten zu helfen, sowie Ein Problem ist auch eine stätigen. Hier wird von einer sehr auch zuzuhören und aktuelle Bedürfnisse zu erfragen Gleichsetzung mit anderen Hob- geringen Quote ausgegangen. bies. Bei Trans* geht es aber um Warum also dieser Unter- Wichtig ist es, die Bedürfnisse des Kindes ernst zu neh- die Identität und somit um eine schied? Grundlage für die erst- men und auch vor allem dem Wunsch nach Verwen- ganz andere Ebene als bspw. genannten hohen Abbruchquo- dung des korrekten Namens und Pronomens nachzu- die Zuordnung zu einer Sub- ten ist der Fakt, dass bei diesen kommen kultur. Deshalb ist “Punk sein” Kindern jedes Kind mit nicht und “Trans*” nicht miteinander geschlechtskonformen Verhal- Sowohl bei binären als auch nicht-binären trans* Kin- - gleichzusetzen. ten als trans* eingeordnet wird dern sollte weder in Aussehen noch Verhalten abver- - insofern werden sehr viele Fäl- langt werden, dass sie Geschlechterstereotypen oder 2. “ES IST NUR EINE PHASE” le erfasst, die letztendlich gar klassischen Geschlechterrollen entsprechen Diesen Satz hören viele trans* keinen oder keinen offiziellen Kinder und Jugendliche nach Trans*Weg gehen. Auch nicht- ihrem Coming-Out. Es kursie- binäre trans* Menschen wurden ren zudem Mythen, die besagen, vielfach zur Abbruchquote mit dass Trans* bei den meisten dazugezählt. Kindern und Jugendlichen nur 10 11
3. “WENN DU EIN JUNGE BIST, 5. “DU BIST ERST DEIN GE- MUSST DU AUCH FUSSBALL SCHLECHT, WENN DU DICH SPIELEN” KÖRPERLICH VERÄNDERT Dies ist ein Stereotyp, welches HAST” oft an junge trans* Menschen Das ist eine falsche Annahme herangetragen wird. Nicht jeder und sehr problematisch, da nicht Junge spielt gerne Fußball und jeder Trans*-Weg körperliche Fußball zu spielen macht einen Angleichungen beinhaltet. Menschen nicht mehr oder we- Sowohl binäre als auch nicht- niger männlich. Manche trans* binäre trans* Menschen können Jungen spielen gerne Fußball sich für oder gegen hormonelle und manche nicht, genau wie und medizinische Maßnahmen die cis Jungen. entscheiden. Manche Men- schen bevorzugen z. B. nur die 4. “WENN DU EIN MÄDCHEN Durchführung von rechtlichen BIST, SOLLTEST DU AUFHÖ- Maßnahmen, aber keine medi- scheidend, somit kann nicht von 6. “NUR WENN DU ES IM REN, AUTOS ZU MÖGEN” zinischen Maßnahmen, die den außen beurteilt werden, welcher KINDESALTER SCHON Auch das ist ein Stereotyp und Körper verändern. Eingriff „nötig“ oder „unnötig“ WUSSTEST, BIST DU für trans* Kinder und Jugendli- Die individuellen Bedürfnisse ist. Daher ist es wichtig, keinen WIRKLICH TRANS*” che besonders schädlich, wenn eines trans* Menschen sind ent- Druck hinsichtlich Angleichun- Das ist ebenfalls eine falsche verlangt wird, vorherige Hobbies gen aufzubauen. Annahme. Ein trans* Mensch und Interessen aufzugeben, um Insofern ist eine körperliche kann sich in jedem Alter der ei- sich Geschlechterstereotypen Dysphorie auch keine Voraus- genen Identität bewusst wer- anzupassen. Um dem ohnehin setzung, um trans* zu sein. Dys- den, auch wenn es in der Kind- schon vorhandenen Druck, ge- phorie beschreibt körperliches heit noch keine Gedanken oder sellschaftlichen Erwartungen oder soziales Unwohlsein, das Anzeichen für Trans* gab. Dies an Geschlechterrollen zu ent- durch Erwartungen und Ge- kann teilweise an Kompensa- sprechen, abzuschwächen, wäre schlechterrollen und dem damit tions- und Verdrängungsprozes- es hier unterstützend, darauf verbundenen gesellschaftlichen sen liegen. Deshalb kann Trans* hinzuweisen: „Du bist dein Ge- Druck verstärkt wird. für Angehörige und Eltern sehr schlecht, egal welche Hobbies überraschend und plötzlich auf- und Interessen du verfolgst.“ tauchen. 12 13
INFORMATIONSSUCHE IM INTERNET MERKMALE, UM PROBLEMATISCHE ARTIKEL ZU ERKENNEN: • Reißerische Überschrift, die auch aus dem Zusammenhang geris- TIPPS ZUR VERMEIDUNG VON sen sein kann, wie beispielsweise “Trans* ist nur ein Trend” STOLPERFALLEN • Inhalt meist von allgemeiner Skepsis geprägt. Wenn überhaupt Expert*innen befragt werden, dann meist welche, die dem Thema Wenn Eltern oder Angehörige das erste Mal im Internet nach Infor- Trans* gegenüber sehr kritisch stehen mationen zum Thema Trans* suchen, kann es für sie sehr schwie- • Fokus auf leidvolle Einzelschicksale, die auf die Allgemeinheit der rig sein, zu erkennen, welche Quellen hilfreiches Wissen liefern und trans* Menschen übertragen werden welche nicht. • Bezug zu häufigen Sorgen von Eltern, die unsicher bezüglich hor- Auch tauchen in größeren Medien wie Zeitungen und Online-Ma- moneller und operativer Maßnahmen bei jüngeren trans* Men- gazinen vielfach Artikel auf, die über Trans* und trans* Menschen schen sind berichten. Hier besteht leider oft das Problem, dass diese Artikel aus der Sicht der Trans*Community problematisch sind. Mit dem Begriff Trans*Community wird die Gesamtheit aller Individuen, Or- ganisationen und Institutionen bezüglich Trans* bezeichnet, wel- FRAGEN, DIE ELTERN UND ANGEHÖRIGE SICH BEIM che durch politische und soziale Ziele verbunden sein können. Die LESEN VON ARTIKELN STELLEN SOLLTEN Trans*Community hat auch eigene Angebote im Bezug auf Beratung und Informationsquellen, die das Ziel einer besseren gesellschaftli- Wer wird als Quelle für die Informationen genannt? chen Akzeptanz und Unterstützung von trans* Menschen haben. Wird ausgewogen über das Thema Trans* berichtet? Habe ich verschiedene Artikel verglichen und hier auch auf Ressourcen und Quellen aus der Trans*Community geachtet? Wird respektvoll über die Identität und Bedürfnisse von trans* Kindern und Jugendlichen geschrieben? Werden die Vorurteile, die im vorherigen Abschnitt ge- nannt wurden, reproduziert? h Verweise zu Im Anhang finden sic squellen und weiteren Information nn es helfen, Büchern. Weiterhin ka nach weiteren bei Beratungsstellen gen oder darum Informationen zu fra che nach Infor- zu bitten, bei der Su tzen. mationen zu unterstü 14 15
WAS IST EIN COMING-OUT UND WAS Freund*innen bilden hier keine Ausnahme. Weiterhin sollte kein Druck beim Coming-Out aufgebaut werden. IST DABEI ZU BEACHTEN? Beim Coming-Out kann zwischen einem inneren und einem äuße- ren Coming-Out unterschieden werden. Das innere Coming-Out beschreibt den Moment, wenn trans* Kinder UNTERSTÜTZUNG BEIM COMING-OUT oder Jugendliche sich selbst über die geschlechtliche Identität be- wusst werden. Wo sich trans* Kinder und Jugendliche outen möchten, be- Das äußere Coming-Out beschreibt den Prozess, wenn trans* Men- stimmen sie am besten selbst. schen diese Erkenntnis auch mit anderen Menschen in ihrem Um- feld teilen. Ratsam ist es, erst diejenigen Umfelder zu wählen, in de- Es muss nicht immer das “eine große Coming-Out” geben, oft gibt nen eine höhere Akzeptanz vermutet wird. es auch viele kleine Coming-Outs. Bei manchen Menschen oder in bestimmten Umfeldern wollen sich trans* Menschen auch erstmal Beispiel: Es wird davon ausgegangen, dass die Groß- nicht outen. Nicht-binäre Menschen müssen sich möglicherweise eltern keine Probleme haben werden. Dann sollte immer wieder outen, wenn sie neue Menschen kennenlernen. Die zuerst dort das Coming-Out durchgeführt werden - Entscheidung, dass sich ein Mensch in einer bestimmten Situation und erst danach in der Schule, wenn in diesem Fall outen will, ist ganz allein diesem Menschen überlassen und das ist mehr Probleme vermutet werden. auch unbedingt zu respektieren. Für trans* Kinder und Jugendliche kann es eine schwierige Entschei- Ist in einem Bereich von mehr Problemen auszugehen, dung sein, bei wem sie sich zuerst outen. Das können Eltern und An- sollten Fachkräfte oder Vertrauenspersonen aus der Ein- gehörige sein, aber es ist auch möglich, dass Freund*innen oder be- richtung oder dem sozialen Umfeld mit in die Planung treuende Menschen in Schule und anderen Einrichtungen die ersten involviert werden. Hier ist aber das Einverständnis des Ansprechpartner*innen sind. Eltern und Angehörige sollten es aber betreffenden trans* Menschen unbedingt erforderlich. In nicht persönlich nehmen, wenn sich Kinder und Jugendliche erst bei einer Schule kann das z.B. die Schulsozialarbeit sein anderen Menschen outen. Angehörige und Eltern können in die Rolle kommen, dass sie Un- Begleitung anbieten, wenn z.B. ein Gespräch mit betreuen- terstützung bei der Planung und Umsetzung weiterer Coming-Outs den Menschen wie Lehrer*innen oder Sozialarbeiter*innen leisten. Hier ist es wichtig, ein Fremd-Outing zu vermeiden. Das be- ansteht. deutet, dass ohne Zustimmung eines Menschen die Information über die Geschlechtsidentität nicht an andere Menschen weiter- geleitet werden sollte. Auch Menschen innerhalb der Familie oder 16 17
WIE GEHEN WIR IM FAMILIÄREN HÄUFIGE PROBLEMSITUATIONEN UND MÖGLICHE LÖSUNGEN: ALLTAG MIT TRANS* UM? Das kann zu Konflikten füh- • Der familiäre Alltag kann sich durch das Coming-Out eines trans* ren und das Gefühl entste- Kindes erstmal verändern und so auch verstärkt von anderen Fa- “MIR FÄLLT ES SEHR hen lassen, dass Elternteile milienmitgliedern wahrgenommen werden. SCHWER, DAS TRANS*SEIN und Angehörige gegenein- • Das kann beispielsweise bedeuten, dass viel über das Thema MEINES KINDES ZU AKZEPTIE- ander arbeiten. Trans* geredet und diskutiert wird. Außerdem kann es Zeit benö- REN, WÄHREND MEIN PARTNER Hier ist hilfreich, wenn sich tigen, bis sich Familienmitglieder an den neuen Namen und das WENIGER PROBLEME HAT.” Angehörige und Eltern die Pronomen gewöhnt haben. Diese Aspekte sind für trans* Kinder nötige Zeit zum Verständnis und Jugendliche aber ebenfalls sehr anstrengend. Es ist wichtig, nehmen und versuchen, auf zu signalisieren, dass die Bedürfnisse von trans* Kindern und Ju- einem gemeinsamen Level gendlichen nicht gegenüber anderen Familienmitgliedern hinten zu kooperieren, damit der anstehen und als anstrengend erlebt werden. Das Gefühl vom Verlust des Stress innerhalb der Familie • Das Coming-Out und Aspekte des Trans*-Weges können dazu eigenen Kindes, sowie ent- sinkt und dies nicht die Situ- führen, dass erstmal einiges an Mühe und Zeit investiert wird. sprechende Gedanken, kön- ation des trans* Kindes noch Aber nach einiger Zeit wird sich die Situation wieder normalisie- nen bei Eltern und Angehöri- weiter verschlechtert. ren. Routine und ein gewohnter Familienalltag können wieder gen auftreten. Beispielsweise sollten Ange- entstehen. Der Zusammenhalt der Familie kann sich durch die Dieses Gefühl sollte zuge- hörige, welche größere Prob- gemeinsam gemeisterte Situation auch deutlich verbessern, ge- lassen und nicht verdrängt leme mit der Akzeptanz oder nauso wie das deutlich gesteigerte Wohlbefinden von trans* Kin- werden, gleichzeitig ist es dem Umgang haben, ver- dern und Jugendlichen sich auch positiv auf das Lebensgefühl der auch wichtig, zu erkennen, mehrt Beratung suchen. Familie auswirken kann. dass das Kind noch der glei- che Mensch ist und es jetzt möglich ist, das Kind in der eigenen Identität kennenzu- lernen. “ICH HABE DAS GEFÜHL Dieser Vorgang braucht Zeit MEIN KIND ZU VERLIEREN, und es kann förderlich sein, WIE KANN ICH DAMIT UM- GEHEN?” eine spezifische Beratung für dieses Thema in Anspruch zu nehmen. 18 19
“WIR HABEN Leben trans* Kinder ANGST, DASS DIE GROß- “WIR WISSEN NICHT, mit den Geschwistern ELTERN EIN PROBLEM MIT DEM WIE WIR ES DEN JÜNGEREN zusammen, kann es TRANS*SEIN DES KINDES HABEN GESCHWISTERN ERKLÄREN förderlich sein, diese KÖNNEN - DIE KÖNNEN DAS UND ES NICHT MEHR AKZEPTIE- zeitnah zu informieren, NOCH GAR NICHT NACHVOLL- REN.” um mögliche Konflikt- ZIEHEN.” situationen und unge- wollte Fremd-Outings zu vermeiden. Diese Befürchtung kann eine Grundlage haben, wenn die gene- Hier sollte eine alters- relle Akzeptanz gegenüber trans* Menschen in einer Generation gerechte Kommunikation des Themas erfolgen und auch Ge- deutlich geringer war und das möglicherweise deren Einstellung schwister brauchen Zeit und Fürsorge im Rahmen des Verarbei- geprägt hat. Es sollte aber nicht generell davon ausgegangen tungsprozesses. werden, dass ältere Menschen dem Thema negativ gegenüber- Bei besonders jungen Geschwistern können z.B. queere Kinder- stehen. bücher helfen, die das Thema Trans* erläutern. Hierzu findet sich auch ein Buchtipp im Anhang. Hilfreich kann es sein, zu ver- mitteln, dass es dem Kind in der richtigen Geschlechtsidentität deutlich besser gehen wird. Es Wenn ablehnende Haltungen von Ge- sollte ein individueller Fokus auf schwistern und anderen Angehörigen die Wichtigkeit der Beziehung auftauchen sollten, ist es wichtig, der älteren Familienmitglieder dies sofort zu unterbinden, und dem Kind gelegt werden. um die betreffenden trans* “DIE GESCHWISTER Kinder und Jugendlichen HABEN EIN PROBLEM DAMIT, Wenn es bei einzelnen Famili- zu schützen. DASS TRANS* IN DER FAMILIE EIN enmitgliedern nicht möglich ist, Danach sollte herausge- SO GROSSES THEMA IST UND RES- eine langfristige Akzeptanz zu funden werden, woher PEKTIEREN DIE GESCHLECHTS- erreichen, ist aber auch eine Ein- diese Haltungen kommen IDENTITÄT NICHT.” schränkung oder ein Abbruch und nach einer Lösung des Kontakts eine Lösung. Hier zur Verbesserung der Ak- sollte auf die Bedürfnisse des zeptanz gesucht werden. trans* Kindes geachtet werden. 20 21
BEISPIELSITUATIONEN MIT GESCHWISTERN • Fühlt sich ein Geschwister vernachlässigt und nicht in den eige- nen Bedürfnissen gesehen? - Mögliche Lösung: Bedürfnisse erfra- gen und diese ernst nehmen • Gibt es eine generell ablehnende Haltung gegenüber Trans*? - Mögliche Lösung: Aufklären und anbieten, dass Geschwister auch Beratung erhalten können • Nimmt das Geschwister die Identität des trans* Kindes nicht ernst? - Mögliche Lösung: Vermehrt gemeinsame Gespräche an- bieten und zwischen den beiden Parteien vermitteln WARUM FAMILIENFEIERN BESONDERS ANSTRENGEND SEIN KÖNNEN NICHTS HILFT? • Ohne ein Coming-Out vor der gesamten Wenn nach Erschöpfung aller Handlungsmöglichkeiten Familie können trans* Kinder und nicht gewährleistet werden kann, dass ein trans* Kind Jugendliche auf einer Famili- oder der/die trans* Jugendliche im Rahmen der Familie enfeier nicht in der eigenen ein normales und/oder sicheres Leben führen kann, ist es Identität auftreten ratsam, das zuständige Jugendamt einzuschalten und Op- tionen für eine alternative Unterbringung zu suchen. • Nach einem Coming-Out Mittlerweile entstehen in Deutschland immer mehr quee- kann die Akzeptanz unter re Wohngruppen, in denen trans* Kinder und Jugendliche den Familienmitgliedern die Möglichkeit erhalten, ihre Identität nach ihren Vorstel- sehr unterschiedlich sein lungen auszuleben und andere trans* Menschen kennen- zulernen. • Angst vor blöden Sprüchen - und negativen Reaktionen Für mehr Infos kann sich an Beratungsstellen gewandt werden. • Tipp: Bedürfnisse erfragen und zur Wahl stellen, ob und wie ein*e Kind/Jugendliche*r Fami- lienfeiern besuchen möchte 22 23
ERFAHRUNGSBERICHTE DER JUGEND- DER RECHTLICHE WEG LICHEN AUS DEM TRANS* TREFF Meistens Für trans* Kinder und Jugendliche kann war mein Coming-Out gut, im Verlauf ihres Trans*-Weges das vor allem in Freundeskreisen, da ich mir immer Zeit nahm, deren Stellung bezüglich Bedürfnis auftreten, auf ihrem offi- des Themas zu erfahren, bevor ich mich outete. Bei ziellen Ausweisdokument den Na- meiner Familie hingegen war das Ergebnis eher demoti- vierend, da die Reaktionen eher negativ ausfielen. Meine men und/oder Personenstand tendenziell eher konservative Familie hat es eher auf- meine Wie (männlich/weiblich/divers) än- genommen wie ein Edelgas Elektron, also gar nicht. fasst hat, Familie es aufge- Das Thema wurde komplett unter den Teppich Mutter n ic weiß ich nicht, da dern zu lassen. Dies kann das mein Vate ht viel darüber v meine gekehrt und verstaubt seit jeher. ich mich r keine g ers roße Hilfe teht und Leben in der eigenen Ge- (Liv, 16, weiblich) wir darüb geoutet h er reden abe, sagte ist. Nachdem e schlechtsidentität verein- , wenn ich r mir nur, dass bin, aber es kam n ichts me wieder z uhause fachen bzw. erst ermögli- Meine n Elte (Mike, 17, Pronome hr von ih n: Er) m. chen. ner gesch Schwester rieben rn un habe ic d mei- Eine Möglichkeit der Ände- Sie ak , in h ein ber we de mich a zeptieren e m ich mich en Brief s, dass geout rung des Namens und des obwoh iter l mein hin bei me trans* bin, ich inem et hab nenne e. Geschlechtseintrags ist der Weg versuc Outing etwas hen e s nic s c hon 8 „M ä d chenn n der Vornamens- und Personenstandsänderung gewes ht mal und Monate he amen“, Phase en. . Ich w Mein Vater tun so r is , als w t. Sie äre nie (VÄ/PÄ), nach Transsexuellengesetz (TSG). Seit einem Gerichtsurteil ünsch denkt Gese e mir eine t , es se oleran eine i im Jahr 2020 ist auch eine Änderung des Geschlechtseintrags in „di- (Sam, llschaft! tere vers“ möglich, auch wenn dies noch durch besonders hohe formale 15, Mä nnlich ) Hürden erschwert ist. Ich habe mich m Für die Änderungen nach TSG existiert kein Mindestalter, bei Jugend- Me it 14 bei mei- rela in Com t i nem Vater geou tet. Er hat es se lichen unter 18 Jahren ist aber das Einverständnis der Eltern bzw. Elte iv schw ng-out aufgenommen hr gut rn n e icht r, weil ar für w sein Kind. Mein und liebt mich we e Mutter hingeg iterhin als Sorgeberechtigten notwendig. Für Menschen mit geringem Ein- d ic m en akzeptiert übe ieses V h mit m ich mich nicht meh r als ihr Kind un kommen ist es möglich, die hohen Kosten durch einen Antrag auf r all es z erhältn einen jede Beziehung d hat lieber (Ano u rede is hab nym n. e, (zu mir) damals [...] (Leo, 17) zerstört. Prozesskostenhilfe zu senken. Für trans* Menschen und besonders ) für Kinder und Jugendliche stellt das Verfahren aber einen enormen Ressourcenaufwand dar und deswegen ist hier eine Unterstützung besonders notwendig. Mehr Informationen findet sich in unserer Broschüre „Trans*Rele- [...]Am Anfang hat meine Familie gedacht, dass es nur eine Phase ist, vanz“ und in den weiteren Informationsquellen im Anhang. Hier ist aber jetzt glauben sie mir. - es ratsam, nach aktuellen Informationen im Internet zu suchen, da (Max, 14, Männlich) 24 25
auch rechtliche Änderungen in den nächsten Jahren möglich sind. TRANS*HILFSMITTEL UND ERGÄNZUNGSAUSWEIS DER DGTI E.V. MEDIZINISCHE ASPEKTE Bei der dgti e.V. (Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Inter- sexualität e.V.) ist es möglich, einen sogenannten Ergänzungsaus- Für trans* Menschen kann das te, damit ein Bart wächst, oder weis zu beantragen. Dieser bietet eine Möglichkeit, sich schon vor Bedürfnis entstehen, bestimm- ein trans* Mädchen Hormone der rechtlichen Änderung des Vornamens und des Personenstan- te Aspekte ihres Körpers an ihre einnehmen möchte, damit eine des, durch den Ergänzungsausweis mit dem eigenen Namen sowie Geschlechtsidentität oder ihr Brust wächst. Auch nicht-binäre der eigenen Geschlechtsidentität eindeutig auszuweisen. Der Ergän- gewünschtes körperliches Ideal- Menschen können sich Behand- zungsausweis ist mit den Daten des Personalausweises verknüpft bild anzugleichen. Das kann z. B. lungen wünschen, um sich kör- und kann in vielen Situation statt diesem vorgelegt bedeuten, dass ein trans* Mann perlich wohler zu fühlen. werden. gerne Hormone nehmen möch- Gerade für Trans* Kin- der und Jugendliche kann dieser Ausweis ein HILFSMITTEL FÜR TRANS* MENSCHEN GEGEN wichtiger erster Schritt KÖRPERLICHES UNWOHLSEIN sein, um ein Dokument mit dem eigenen Namen • Hilfsmittel können trans* Menschen helfen ohne medizinische und Pronomen zu erhal- Maßnahmen ihr körperliches Unwohlsein zu reduzieren. Dieses ten. Dies kann das psychi- Unwohlsein wird bei trans* Menschen auch als (körperliche) Dys- sche Wohlbefinden und phorie bezeichnet. Selbstbewusstsein deut- • Das können alltägliche Dinge wie eine bestimmte Kleidung oder lich steigern. Es wird auch Make-Up sein. ein Ausprobieren ermög- • Außerdem gibt es Hilfsmittel, die speziell für trans* Menschen licht, um herauszufinden, wie es sich anfühlt, einen gewünschten hergestellt werden, wie z. B. Brusteinlagen, um eine Brust zu er- Namen und Pronomen in verschiedenen Situationen zu verwenden zeugen oder Brustabbinder - auch Binder genannt - um Brüste und dafür auch ein Ausweisdokument zu besitzen. optisch zu reduzieren. • Binder helfen vielen trans* Menschen dabei, sich in verschiede- nen Situationen deutlich wohler zu fühlen. Angehörige und Eltern reagieren hier manchmal mit Sorgen, da sie Gesundheitsrisiken vermuten. Bei einer verantwortungsvollen Nutzung sind diese Ri- siken aber gering bis gar nicht vorhanden. 26 27
Die Kosten für Eingriffe werden Angehörige können sich in von der Krankenkasse über- Bezug auf ihre Sorgen und KLEINES 1 X 1 DES nommen, sind aber mit einer Bedenken bei möglichen SICHEREN UND anstrengenden und zeitauf- Eingriffen ebenfalls bera- GESUNDEN BINDENS: wändigen Begutachtung durch ten lassen oder Selbsthilfe- Behandler*innen verbunden. gruppen aufsuchen. Einen Binder nie so eng Hier brauchen besonders junge Weiterführende Informati- tragen, dass es schwer- trans* Menschen Unterstützung onen zu einzelnen Eingrif- fällt, darin zu atmen. bei der Informationssuche im fen und damit verbunde- Den Binder nicht länger Hinblick auf mögliche Behand- nen Aspekten finden sich als 12 Stunden an ei- lungen und Operateur*innen. in den Büchern, die im An- nem Tag tragen. Insofern kann es auch für An- hang genannt werden. Den Binder nicht beim gehörige sinnvoll sein, sich um- Schlafen tragen. Derartige Eingriffe sind auch für fassend über die Wirkungen, Bei Atemproblemen viele trans* Kinder und Jugend- Risiken und Veränderungen, die oder Muskelkrämpfen liche relevant. Angehörige und durch Hormone und operative den Binder sofort aus- Eltern reagieren hier oft mit den Eingriffe erzeugt werden, zu in- ziehen. größten Sorgen. Vor allem aus formieren. Angst, dass das Kind mögliche Welche Behandlungen oder Eingriffe bereuen könnte oder Operationen ein trans* Jugend- dass es negative gesundheitli- licher durchführen will, ist ganz che Folgen durch Behandlungen allein die Entscheidung des und Operationen geben könnte. Menschen. Ob ein Eingriff not- Neben dem oft genannten As- wendig ist oder nicht, kann nicht pekt des Bereuens möglicher durch Angehörige oder Eltern Entscheidungen, sollte auch an bestimmt werden. Wichtig ist den Schaden gedacht werden, aber eine neutrale familiäre Un- der entsteht, wenn ein trans* terstützung bei der Entschei- Kind nicht behandelt wird. Ei- dungsfindung. Bei trans* Men- nem sehr großen Teil von trans* schen unter 18 Jahren bedarf es Menschen geht es nach der zudem das Einverständnis der Durchführung von derartigen Eltern oder Erziehungsberech- Eingriffen deutlich besser. tigten. 28 29
ZUSAMMENARBEIT MIT SCHULE UND te der aktuellen Broschüre und erweitert diese um zusätzliche ANDEREN INSTITUTIONEN Informationen und um Aspekte, die besonders für Fachkräfte re- Wenn es aus verschiedenen Gründen (wie z. B. einem Coming-Out) levant sind. Auch für Eltern und nötig ist, mit Schulen, Kitas oder anderen Einrichtungen zu kom- Angehörige, die nach dem Le- munizieren, ist es hilfreich, vorher herauszufinden, ob es Fachkräfte sen dieser Broschüre noch mehr wie Sozialarbeiter*innen gibt, die Ansprechpersonen für das Thema Informationen haben wollen, ist Trans* sind. sie bestens geeignet. Die Bro- Wenn eine Fachkraft gerne Unterstützung leisten möchte, aber Wis- schüre beinhaltet unter Ande- sen zum Thema Trans* fehlt, kann es helfen, die Fachkraft an eine rem ein umfangreiches Glossar, Beratungsstelle zu verweisen, um eine optimale Unterstützung zu welches bei dem Verständnis gewährleisten. relevanter Begriffe helfen kann Um in so einem Fall den anfänglichen Informationsbedarf zu decken, und dient somit auch als Nachschlagewerk. Im Anhang wird er- haben wir die Broschüre „Trans*Relevanz - Grundlagen und prak- wähnt, wo die Broschüre bestellt und heruntergeladen werden kann. tische Tipps für Fachkräfte“ veröffentlicht. Diese vertieft die Punk- Dort finden sich auch weitere Hilfestellen und noch mehr Literatur zum Thema Trans*. Die Unterstützung des sozialen Umfelds und vor allem von Eltern und Angehörigen ist enorm wichtig für das Wohlbefinden und HABE ICH DIE RICHTIGE Selbstbewusstsein von jungen trans* Menschen. Mit Sensibilität im ANSPRECHPERSON GEFUNDEN? Umgang, einer unterstützenden Haltung und einem Verständnis für Bedürfnisse und Probleme können Angehörige und Eltern einen Fühlen wir/ich und unser/mein Kind uns großen Beitrag leisten, um trans* Kinder und Jugendliche auf ihrem wohl und sicher im Umgang mit der Fach- Weg zu begleiten. kraft? Wir hoffen, dass die Informationen dieser Bro- Wird respektvoll und einfühlsam mit der schüre Ihnen weiterhelfen konnten eigene Sor- Identität des Kindes umgegangen? gen und Unsicherheiten zu reduzieren und so Gibt es Erfahrungen und Wissen zum Um- ein Beitrag für eine bessere Unterstützung gang mit trans* Kindern und Jugendlichen? von trans* Kindern und Jugendlichen er- Falls nicht: Wird bei fehlenden Informatio- reicht werden konnte. nen die Unterstützung von Beratungsstel- Vielen Dank an alle Leser*innen der Bro- len genutzt? schüre. 30 31
HILFESTELLEN: WO BEKOMME ICH MEHR INFORMATIONEN UND BERATUNG? Trans*Beratung im NGVT* NRW Sunrise Dortmund www.ngvt.nrw www.sunrise-dortmund.de info@ngvt.nrw Terminvereinbarung unter Auflistung von Beratungsstellen trans@sunrise-dortmund.de und Selbsthilfegruppen zum Thema Trans* in NRW Beratung von trans* Menschen, Angehörigen und Fachkräften Bundesverband Trans* e.V. Regelmäßige Infoveranstaltun- (BVT*) gen zu Trans* für Angehörige www.bundesverband-trans.de und Fachkräfte, aktuelle Termi- info@bv-trans.de ne immer unter sunrise-dort- Umfangreiche Sammlung an mund.de Informationen zu Trans* Trans*Treff im dgti Deutsche Gesellschaft für Sunrise Dortmund Transidentität und Intersexua- Termine unter www.sunrise- lität e.V. dortmund.de www.dgti.org Anlaufstelle zur Beantragung Eine Auflistung weiterer Ju- des Ergänzungsausweises gendtreffs ist zu finden unter: www.queere-jugend-nrw.de TraKiNe - Trans-Kinder-Netz e.V. www.trans-kinder-netz.de info@trans-kinder-netz.de Elternberatung und Informa- tionssammlung zu Trans* im Kindes- und Jugendalter 32 33
QUELLEN UND TIPPS ZU WEITEREN Mein Kind ist Transgender. Und jetzt?, Angello, Michele & Bowman, Alisa (2020). BROSCHÜREN UND BÜCHERN • Ratgeber für Eltern zum Thema Trans*, ausführliche Informatio- nen zu medizinischen Eingriffen Trans*Relevanz – Grundlagen und praktische Tipps für Fachkräfte • herunterladbar unter sunrise-dortmund.de und bestellbar unter Wenn Kinder anders fühlen-Identität im anderen Geschlecht. info@sunrise-dortmund.de Brill, Stephanie & Pepper, Rachel (2016). • Ratgeber für Eltern zum Thema Trans* Wie ein grünes Schaf in der weißen Herde - Lebenssituationen und Bedarfe von jungen Trans*-Menschen in Deutschland • herunterladbar unter https://www.bundesverband-trans.de/port- folio-item/wie-ein-gruenes-schaf/ IMPRESSUM Trans* und Schule • Infobroschüre für die Begleitung von trans* Jugendlichen im Kontext Schule in NRW HERAUSGEGEBEN VON: • herunterladbar unter https://www.schlau.nrw/infos/ SLADO e.V. - Dachverband der Bildnachweise: Schwulen-, Lesben-, Bisexuellen- und Loris Wissel: S. 4/5, 6 (Sprechblase), Intersektionale Beratung von / zu Trans* und Inter* Transidentenvereine und -initiativen in 9, 10, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21 • Informationsquelle zu Inter* Dortmund (Sprechblase), 23, 24, 26, 28, 29, 32, 35. • herunterladbar unter http://www.transinterqueer.org/unsere- Anika Högemann: S. 6 (Transflagge), publikationen/ Sunrise 7, 31. Mika Müller: S. 2, 6 (Mensch), 21 Geschwister-Scholl-Str. 33-37 (Mensch), 22, 25. Lisa Mevissen: Stern- Zur Situation transsexueller Kinder in der Schule vor der offiziel- 44135 Dortmund grafiken auf allen Seiten. len (gerichtlichen) Vornamensänderung, info@sunrise-dortmund.de Augstein, Maria Sabine (2013). Sponsor*innen: • Rechtsgutachten zur Vorlage bei Schulen und Einrichtungen Herzlichen Dank an die Jugendlichen Die Herstellung dieser Broschüre wur- • herunterladbar unter: http://www.trans-kinder-netz.de/files/pdf/ aus dem Sunrise für das Teilen ihrer de aus Mitteln des Kinder-und Jugend- Augstein%20Maerz%202013.pdf Erfahrungen! förderplans durch das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Teddy Tilly. Walton, Jessica (2016). Text: Sunrise Dortmund Integration im Rahmen des Projekts • Kinderbuch, welches altersgerecht das Thema Trans* erläutert “Reclaim your Gender” gefördert. Gestaltung/Layout: Lisa Mevissen, www.li-me.net Dortmund, April 2021, 1. Auflage 34 35
Geschwister-Scholl-Str. 33 – 37 44135 Dortmund info@sunrise-dortmund.de www.sunrise-dortmund.de gefördert durch: 36
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