TRANSPORT UND LOGISTIK - LETTLAND
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TRANSPORT UND LOGISTIK LETTLAND
Lettland (März 2013)
GUS-Transit dominiert im Logistiksektor / Infrastrukturaus-
bau mit EU-Fördermitteln
Riga (gtai) - Der Logistiksektor hat in Lettland dank des GUS-Transits vor allem von Öl und Schüttgut gro-
ße Bedeutung. Für Lettland als Drehscheibe zum GUS-Geschäft sprechen die räumliche Nähe, die gleiche
Spurbreite der Bahn sowie Kenntnisse der Sprache und der Kultur. Lettlands große Konkurrenten sind
Finnland, Russland, Estland und Litauen. Vor allem der entstehende russische Großhafen Ust-Luga ist
eine Herausforderung. Investitionen sollen Lettlands Wettbewerbsfähigkeit erhöhen.
Logistikzentren und Ausbau
Lettlands Logistikbranche profitiert vom jüngsten Konjunkturaufschwung im Inland und in den
angrenzenden Staaten. Bereits 2011 hat der Sektor 12,3% zur landesweiten Wertschöpfung beige-
tragen. Der lettische Hafenumschlag ist 2012 um 9,3% auf 75,2 Mio. t gestiegen. Wichtigster Hafen
ist Riga, wo 2011 rund 48% aller Fracht be- oder entladen wurde. Es folgten Ventspils (40%) und
Liepaja (10%). Den Hafen Ventspils können dank einer Tiefe von 17 m alle Schiffe anlaufen, die auch
die Ostsee über den Sund erreichen. In Riga sollen einige Becken von 16 m auf ebenfalls 17 m vertieft
werden. Liepaja will die Tiefe von 10,5 m auf 12,5 m erweitern.
Der große Hafenumschlag im mit 2,0 Millionen Einwohnern kleinen Lettland beruht auf dem GUS-
Transit, wobei russische Unternehmen in erster Linie Öl und Schüttgüter wie Kohle über lettische
Häfen in andere Länder verschicken. Dagegen kommen das verladene Holz und Getreide vor allem
aus Lettland selbst. Das Containergeschäft nimmt zu, spielt aber noch eine geringe Rolle. So hat
Riga 2012 mit 362.000 TEU etwa 19,6% mehr Container als 2011 gezählt. Dennoch haben diese nur
10,1% der gesamten Fracht ausgemacht. In Ventspils hat Stückgut 2012 insgesamt 8,9% zum Um-
schlag beigetragen, die jährliche Containerkapazität liegt dort derzeit bei 250.000 TEU. Durch
Liepaja gingen 2012 nur 4.120 TEU an Containern (+39,0%).
Der hohe GUS-Schüttguttransit führt zu einer starken Bedeutung der Bahn, welche auf der breiten
russischen Spur (1.520 mm) verkehrt. Die Bahnfracht war 2012 mit 60,6 Mio. t um 2,0% höher als
2011. Hiervon waren nur 1,4 Mio. t für das Inland bestimmt, die übrigen 98% für das Ausland. Der Gü-
tertransport auf der Straße war 2012 mit 52,6 Mio. t um 2,4% geringer als im Vorjahr. Dabei hatte der
Inlandsverkehr einen Anteil von 82%. Unter Einbezug der gefahrenen Strecke hatte aber auch der
Inlandstransport auf der Straße mit 2,6 Mrd. Tonnenkilometern 2012 nur einen Anteil von 22%.
Lettland bietet sich als Hub zum GUS-Geschäft nicht nur wegen der gleichen Gleisspurbreite an.
Der EU-Standort grenzt direkt an Russland sowie Belarus. Riga ist auch der Seehafen mit der nach
St. Petersburg kürzesten Anbindung an Moskau. Die Russischkenntnisse sind die besten in der EU,
zudem gibt es wegen der Sowjetvergangenheit nach wie vor ein Verständnis für geschäftliche, so-
ziale und kulturelle Gepflogenheiten im GUS-Raum.
Die Abhängigkeit vom Russlandgeschäft birgt für den lettischen Logistiksektor aber auch Risiken.
So kam es in der Vergangenheit in der Abwicklung des Grenzverkehrs mitunter auf der russischen
Seite zu Veränderungen. Hier hoffen Branchenexperten auf Verbesserungen durch den 2012 er-
folgten Beitritt zur Welthandelsorganisation WTO.
Germany Trade & Invest www.gtai.de 1Lettland (März 2013)
Die größte Herausforderung ist jedoch der Bau des neuen russischen Großhafens Ust-Luga. Dieser
entsteht am finnischen Meerbusen an der estnischen Grenze und soll 2018 bereits 180 Mio. t um-
schlagen. Zum Vergleich: In Hamburg wurden 2012 rund 131 Mio. t Fracht umgeschlagen. Selbst
wenn Ust-Luga dieses ehrgeizige Ziel nicht voll erreicht, könnte der neue Hafen viel Transitverkehr
aus Lettland abziehen.
Zudem konkurrieren die drei lettischen Häfen im GUS-Transit nicht nur mit anderen Standorten im
Großraum St. Petersburg, sondern auch im Baltikum und in Südfinnland. Es gibt Stimmen die
sagen, dass ein Zusammenschluss der drei lettischen Häfen zu einer Gesellschaft deren Position im
internationalen Wettbewerb weiter stärken würde. Der Logistics-Performance-Index der Welt-
bank, der 155 Länder als Logistikstandort vergleicht, führt Lettland 2012 an 76. Stelle. Das ist eine
bessere Platzierung als für Russland (95.), jedoch eine schlechtere Position als bei Finnland (3.),
Litauen (58.) und Estland (65.).
Als Logistikstandorte bieten sich in Lettland die Häfen Riga, Ventspils und Liepaja auch deshalb an,
weil sie - ebenso wie der Bahnknoten Rezekne im Osten Lettlands - den Status einer Sonderwirt-
schaftszone genießen. So fallen dort eine Gewinnsteuer von 5 statt 15% und eine Immobiliensteuer
von 0,3 statt 1,5% an. Die Mehrwertsteuer entfällt auf die meisten der dort produzierten oder ein-
und ausgeführten Waren sowie Dienstleistungen. Für diese Ermäßigungen gibt es aber Ober-
grenzen, je nach Umfang der getätigten Investition.
Moderne Logistikflächen bietet auch der Dominatepark, der in Kekava bei Riga am paneuropäi-
schen Verkehrskorridor „Via Baltica“ liegt und noch erweitert werden soll (www.dominantepark).
Die Fernstraße „Via Baltica“ führt in Nord-Süd-Richtung von Tallinn über Riga und Litauen nach
Polen und wird in den kommenden Jahren zur Autobahn ausgebaut.
Moderne Logistik- und Industrieparks an gleich mehreren Standorten in Lettland betreibt das
Unternehmen NP Properties (www.industrial-parc.lc), so in Riga selbst, in Olaine und in Jelgava
unweit der Hauptstadt sowie im Osten des Landes in der Sonderwirtschaftszone Rezekne und in
Daugavpils. Ein modernes Logistikzentrum direkt am Flughafen Riga ist Eclipse BLC
(www.eclipse-blc.lv). Weitere hochwertige Anlagen bietet, ebenfalls in Jelgava, der Logistikpark
Eirkel (www.eirkel.lv).
Wichtigste Logistikzentren in Lettland 2013
Logistikzentrum (Ort) Kommentar
Freihafen Riga Seehafen (Panamaxkapazität), Schiene, Straße; v.a.
Kohle, Öl, Dünger, Holz, auch Container und Stückgut;
Sonderwirtschaftszone; 1.962 ha zu Lande
Freihafen Ventpils Seehafen (eisfrei, Panamaxkapazität), Pipeline,
Schiene, Straße; Öl, Kohle, Container; Sonderwirt-
schaftszone; 2.541 ha
Hafen Liepaja Seehafen (eisfrei), Schiene, Straße; v.a. Getreide, Holz,
Metalle, Öl, auch Stückgut und Container; Sonderwirt-
schaftszone; 3.739 ha
Sonderwirtschaftszone Rezekne Bahnknoten zwischen Riga, Moskau, St. Petersburg,
Litauen-Polen-Belarus; 1.155 ha
Dominantepark(Kekava bei Riga) moderner Park an Fernstraße „Via Baltica“ von
Tallinn/Helsinki nach Polen; 65 ha (Ausbau geplant)
2 Transport und LogistikWichtigste Logistikzentren in Lettland 2013 (Forts.)
Logistikzentrum (Ort) Kommentar
NP Nordic Industrial Park (Olaine) Straßenanbindung, nahe Riga; 14 ha
NP Business Park Daugavpils Straßen- und Bahnanbindung im Osten Lettlands nahe
Litauen und Belarus; 18 ha
Elipse BLC (Riga) direkt am internationalen Flughafen; 4,6 ha
Business Centre Eirkel (Jelgava) moderne Logistikanlagen 40 km südlich von Riga,
Straßenanbindung; 49 ha
Quellen: LIAA, Betreibergesellschaften
Die logistische Infrastruktur wird weiter ausgebaut. Der Freihafen Riga rechnet bis 2020 mit Inves-
titionen von 1,1 Mrd. Euro, wovon die Betreibergesellschaft selbst 300 Mio. aufbringen will. Außer
der Vertiefung der Becken stehen im Hafen die Verbesserung der Schienenwege samt einer neuen
Brücke sowie der Bau moderner Schüttgut, Öl-, Biodiesel- und Containerterminals an. Mit EU-För-
dergeldern soll die Bahntrasse von Riga nach Osten gen Rezekne bis 2014 für 549 Mio. Euro elektri-
fiziert sein. Für 93 Mio. Euro wird zwischen Skriveri und Krustpils eine zweite Spur verlegt. Auch für
Logistikzentren gibt es Investitions- beziehungsweise Erweiterungspläne, so in Kekava für den
Dominantepark und in Olaine für das NP Industrial Village und den Dommo Park.
Die umsatzstärksten lettischen Logistikunternehmen sind in der Bahnfracht und im Ölsegment tä-
tig. Branchenkennern zufolge hatten 2012 insgesamt vier Betreiber in Lettland Lizenzen zum Gü-
tertransport per Bahn. Beim Straßentransport gibt es viele, meist kleinere Spediteure, deren Flotte
Schätzungen zufolge im Schnitt fünf bis sieben Lkw ausmacht. Insgesamt waren in Lettlands Logis-
tikgewerbe 2011 laut neuester offizieller Statistik 4.671 Unternehmen tätig (2010: 4.409). Diese ha-
ben zusammen einen Umsatz 4,8 Mrd. Euro (2010: 4,2 Mrd. Euro) erwirtschaftet.
In Riga selbst und in der Umgebung der Hauptstadt unterhalten große deutsche Anbieter eigene
Logistikzentren, auch für den Transit. In Sauriesi betreibt Kühne und Nagel einen Park. In Marupe
beim Flughafen Riga haben DHL und Havi Logistics Anlagen. DB Schenker ist in Plavniecki mit ei-
nem Zentrum präsent. Dazu sind weitere deutsche Logistikanbieter in Lettland vertreten. Andere
ausländische Unternehmen mit lettischen Gesellschaften sind etwa DSV aus Dänemark, BLS aus
Litauen und die russische Bahn JSC. Viele Spediteure haben nur eine größere Niederlassung im
Land, auch weil das Land so klein ist.
Wichtige Logistikanbieter
Anbieter (Sitz) Anmerkungen Umsatz in Internetadresse
Mio. Euro 2011
LDZ Cargo SIA Frachtgesellschaft 369,1 www.ldz.lv
(Riga) der staatlichen Bahn
Fast Bunkering SIA Öltransport 102,0 www.fastbunkering.lv
(Riga)
Ventspils nafta Öltransport 83,6 www.vnt.lv
terminals SIA
(Ventspils)
Germany Trade & Invest www.gtai.de 3Lettland (März 2013)
Wichtige Logistikanbieter (Forts.)
Anbieter (Sitz) Anmerkungen Umsatz in Internetadresse
Mio. Euro 2011
Alpa Centrums SIA Bahnfracht, Eigen- 77,2 www.alpa.lv
(Riga) tümer: JSC, Russ-
land
Baltijas Tranzita Bahnfracht 76,6 www.rto.lv
serviss AS (Riga)
Skonto Metals SIA Bahntransporte, 68,5 www.rto.lv
(Riga) Schwerpunkt Me-
tall-Schüttgut
JSC Ventbunkers Öltransporte 58,5 www.ventbunkers.lv
AS (Ventspils)
Kreiss SIA (Riga) Lkw-Spediteur, 39,7 www.kreiss.lv
auch Kühltrans-
porte
DSV Transport SIA Lkw-Spediteur, 39,5 www.dsv.lv
(Riga, Zweigstelle Intermodal, Eigen-
Liepaja) tümer: DSV,
Dänemark
Havi Logistics SIA Intermodal, 39,4 www.havilog.com
(Riga) Schwerpunkt
Lebensmittel
Baltic Logistic Lkw-Spediteur, 38,1 www.bls.lv
Solutions SIA auch Kühltranspor-
(Kekava) te, Eigentümer BLS,
Litauen
DHL Latvia SIA Intermodale Ku- 20,4 www.dhl.lv
(Riga) rier-, Frachtdienste
Schenker SIA (Riga) Lkw-Spediteur, 19,0 www.logistics.dbschenker.lv
Intermodal
Kühne & Nagel SIA Intermodal 14,0 www.kn-portal.com
(Riga)
Quelle: Dienas Bizness
Lieferbedingungen, Transportversicherung
In den Kaufverträgen wird vereinbart, nach welchen Lieferbedingungen der Warenverkehr zwi-
schen Verkäufer und Käufer abgewickelt werden soll. Wenn dies nicht individuell im Kaufvertrag
geregelt werden soll, einigen sich die Vertragspartner auf handelsübliche Lieferklauseln wie die
Incoterms. Die vollständige deutschsprachige Fassung der Incoterms wird von der International
Chamber of Commerce (ICC) in Deutschland herausgegeben (www.icc-deutschland.de).
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft GDV bietet ein Transport-Informa-
tions-Serviceportal unter der Internetadresse www.tis-gdv.de mit zahlreichen Informationen und
Links zum Thema Transportversicherungen. Da etwa 80 bis 90% des Außenhandels von internatio-
4 Transport und Logistiknalen Logistikfirmen abgewickelt werden, arbeiten diese mit den Transportversicherungen zu-
sammen, mit denen sie ohnehin weltweit kooperieren.
Generelle zeitliche Lkw-Fahrverbote - etwa am Wochenende - hat Lettland nicht verhängt. Aller-
dings gibt es örtliche Einschränkungen, zum Beispiel für Bezirke von Riga. Mautgebühren existie-
ren Anfang 2013 nicht, sollen jedoch Anfang 2014 in Form von landesweiten Lkw-Vignetten einge-
führt werden.
Kontaktanschriften
Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV)
Wilhelmstraße 43/43G, 10117 Berlin
Tel.: 030/20 20-50 00, Fax: -60 00
E-Mail: berlin@gdv.de; Internet: www.gdv.de
ERGO Insurance SE
Skanstes 50; 1013 Riga
Tel.: 00371/67 08 17 00
E-Mail: kac@ergo.lv; Internet: www.ergo.lv
Gjensidige Baltic AAS
Brivibas 39, 1010 Riga
Tel.: 00371/67-11 22 22; Fax: -10 64 44
E-Mail: info@gjensidige.lv; Internet: www.gjensidige.lv
Balta AAS
Raunas 10/12, 1039 Riga
Tel.: 00371/67 08 23-33; Fax: -45
E-Mail: balta@balta.lv; Internet: www.balta.lv
Deutscher Speditions- und Logistikverband e.V. (DSLV)
Weberstraße 77, 53113 Bonn
Tel.: 0228/914 40-52; Fax: -58
E-Mail: info@dslv.spediteure.de, Internet: http://dslv.org/de/site/index.xml
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Impressum
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Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH
Villemombler Straße 76
53123 Bonn
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Fax: +49 (0)228/24993- 212
E-Mail: info@gtai.de
Internet: www.gtai.de
Hauptsitz der Gesellschaft:
Friedrichstraße 60, 10117 Berlin
Geschäftsführung:
Dr. Benno Bunse, Erster Geschäftsführer
Dr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer
Autor: Torsten Pauly, Riga
Redaktion/Ansprechpartnerin: Barbara Kussel, Tel.: +49 (0)228/24993-356,
E-Mail: Barbara.Kussel@gtai.de
Redaktionsschluss: März 2013
Bestell-Nr.: 17863
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