Trauma im Kindes- und Jugendalter - E. Möhler - Uniklinikum Saarland

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Trauma im Kindes- und Jugendalter - E. Möhler - Uniklinikum Saarland
Trauma im Kindes- und
     Jugendalter

       E. Möhler
Trauma im Kindes- und Jugendalter - E. Möhler - Uniklinikum Saarland
Trauma und Traumafolgestörungen

• Trauma
   –   sowohl medizinischer, als auch ein psychologischer Begriff.
         • Medizinisch= größere körperliche Verletzung oder Wunde
• psychologische Sicht  andere Bedeutung:
• „Kurz oder lang anhaltendes belastendes Ereignis oder Situation
  außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem
  Ausmaßes, die nahezu bei jedem tiefgreifende Verzweiflung
  auslösen würde“ (ICD-10; WHO, 1991)
• „Potenzielle oder reale Todesbedrohungen, ernsthafte Verletzung
  oder eine Bedrohung der körperlichen Unversehrtheit bei sich oder
  bei anderen, auf die mit intensiver Furcht, Hilflosigkeit oder
  Schrecken reagiert wird“ (DSM-IV;APA, 1994)
 überwältigend; lebensgefährlich; über alle Massen erschreckend;
  ein Ereignis außerhalb dessen, was der Mensch sonst kennt
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Misshandlung

   Kindesmisshandlung ist Gewalt gegen Kinder
   oder Jugendliche mit Verletzung des
   Kindeswohls. Am häufigsten im 1. und 2
   Lebensjahr!
   -Formen: physische oder psychische Gewaltakte,
   sexueller Missbrauch, Vernachlässigung
   -in den meisten Industrieländern strafbar
   -Täter häufig die Eltern oder andere
   nahestehende Personen
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Kindesmisshandlung nach WHO

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Epidemiologie global

• Hohe globale Prävalenzraten (Barth et al., 2012; Pereda et al., 2009b;
  Stoltenborgh et al., 2016; Stoltenborgh et al., 2013 ):
   • bis zu 20% für sexuellen Missbrauch
   • bis zu 23 % für physischen Missbrauch
• Kindesmisshandlung als „Major Public Health Problem“ (Norman et al.,
  2012)

                      Stoltenborgh et al., 2011, Child Maltreat            5
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Misshandlungszeichen

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Misshandlungsarten

   • Stumpfe Gewalt:

   • Thermische Gewalt:

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Misshandlungsarten

   Strangulation/Würgemale:

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Gliederung

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Trauma im Kindes- und Jugendalter - E. Möhler - Uniklinikum Saarland
Dokumentation

   • Meldepflicht für Fälle von Kindesmisshandlung und
     Kindesmissbrauch gibt es in Deutschland nicht, wohl
     aber stehen Ärzte gegenüber dem gefährdeten Kind
     in einer Garantenstellung.

   • Ärzte haben eine höhere Verpflichtung, aktiv der
     Kindeswohlgefährdung entgegenzutreten als ein Laie.

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Dokumentation

   • Problem dabei: Für Ärztinnen und Ärzte gilt die
     Schweigepflicht (§ 203 StGB, § 9 MBO-Ä) . Die ärztliche
     Schweigepflicht kann aber unter dem Gesichtspunkt
     des rechtfertigenden Notstands (§ 34 StGB)
     durchbrochen werden.
   • Deshalb gilt: Sowohl die Gründe für die Einhaltung der
     ärztlichen Schweigepflicht als auch Argumente für
     deren Durchbrechung sollen sorgfältig dokumentiert
     werden.
   • Rechtssichere Dokumentationsbögen z.b. unter
     www.kindesmisshandlung.de oder Ärztekammern
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Misshandlungsfolgen
                 Psychische Schul-
                  Probleme probleme
  Medizinische
   Probleme                                             Hilfen zur
                                                        Erziehung

   Sorgerecht/
VormundssSchaft/                                           Etc.
 Umgangsrecht            Thorben Wengert / pixelio.de

                                     Gerichts-
   Stafrechtliche      Unterbringung verfahren
Verfolgung der Täter

             Niemand kann alles abdecken!
Diagnostik und Intervention: Netzwerk unverzichtbar!!

                               Jugendämter/              Schulpsycho-
   Jugendhilfe-
                               Landratsämter                logen
   einrichtungen
                                                                             Allgemeinärzte

                                             Gericht
                     Polizei
                                                            Beratungs-
                                                              stellen
                                                                                 Kinder-
Pflegekinder- &
                                                                                Psychiater
Adoptionsstellen                Familen-
                               hilfe, SPFH

                                                     Opfer-
                                                 schutzverbände
           Kinderschutz-                                                   Psycho-
               bund                                                      therapeuten
Fokus im Folgenden

                                   Schul-
  Medizinische         PSYCHISCHE probleme
   Probleme               Folgen     Hilfen zur
                                     Erziehung

   Sorgerecht/
VormundssSchaft/                                        Etc.
 Umgangsrecht            Thorben Wengert / pixelio.de

                                     Gerichts-
   Stafrechtliche      Unterbringung verfahren
Verfolgung der Täter

             Niemand kann alles abdecken!
Misshandlung und Entwicklung

            "
Epidemiologie

• Internationale Zahlen:
      – Sexual abuse: 0 - 53% (Frauen); 0 - 60% (Männer) 
        ca. 30% der Studien haben Prävalenzraten über 30%
        (Pereda et al., 2009)
      – Physical abuse: 0 - 23% (Stoltenborgh et al., 2013)

• USA:
      – Briere and Elliott (2003): :
             • 14 % derMänner , 32 % der Frauen sexuell missbraucht
             • 22 % der Männer und 19 % Frauen körperlich misshandelt

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Psychosoziale Folgen

• Erwachsene, die als Kinder missbraucht wurden
      – Haben häufiger Alkohol- und Drogenprobleme, Rauchen
             (Dube et al. 2005, Kendler et al. 2000, Kaplan et al., 1998)
      – Zeigen häufiger delinquentes Verhalten (Widom, 2003; Smith et
             al. 2005)
      – Haben häufiger Beziehungsstörungen (Colman and Widom 2004)
      – Haben schlechtere körperliche Gesundheit (Finestone et al., 2000,
             Irish et al. 2010)
      – Haben eine höhere Anzahl von Sexualpartnern, höher Rate
        von sexuell übertragbaren krankheiten und ungewollter
        Schwangerschaft (Noll et al. 2009; Arriola et al.2005)

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Psychopathologische Folgen
Höhere Raten von:
      – Depression (Chapman, Whitfield, Felitti, Dube, Edwards & Anda, 2004;
             Spertus, Yehuda, Wong, Halligan & Seremetis, 2003, Springer, Sheridan,
             Kuo & Carnes, 2007)
      – Angst (Spertus, Yehuda, Wong, Halligan&Seremetis, 2003; MacMillan et
             al., 2001; Beitchman, Zucker, Hood, DaCosta, Akman & Cassavia, 1992)
      – Posttraumatischen Belastungsstörungen (Paolucci, Genuis &
             Violato, 2001, Widom, 1999)
      – Essstörungen (Rayworth,Wise, & Harlow, 2004; Kendler, Bulik, Silberg,
             Hettema, Myers & Prescott, 2000)
      – Dissoziation (Nash, Hulsey, Sexton, Harralson & Lambert, 1993; Chu &
             Dill, 1990)

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Transgenerationale Folgen
Effekte von Kindheitstrauma in der Postnatalzeit:

• Geringe Zahl von Studien, Meta-Analyse
  (Kendall-Tackett, 2005)
      – Missshandlung in der Kindheit ist assoziiert mit
        postnatalen psychischen Problemen(Lang et al.,
        2006)
      – Misshandlung ist assoziiert mit postnataler Angst
        und Depression (Ansara et al., 2005)

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Traumafolgen

Wie reagieren Kinder und Jugendliche auf ein
 Psychotrauma?
•   Reaktionen auf ein Trauma können unmittelbar nach dem traumatischen Ereignis, Tage
    danach und sogar erst Wochen später auftreten.

Akute Belastungsreaktion („Psychischer Schock“)
•   außergewöhnliche psychische oder physische Belastung
•   Beginn innerhalb von Minuten, meist innerhalb von Stunden/2-3 Tagen abklingend, nicht
   länger als 4 Wochen
•   Initial „Betäubung“: Bewusstseinseinengung, reduzierte Aufmerksamkeit, Unfähigkeit zur
   Reizverarbeitung, Desorientiertheit
• Dann soz. Rückzug (z.T. Regungslosigkeit) oder Unruhe/Agitiertheit (bis hin zu Flucht,
   Umherirren)
•   meist vegetative Paniksymptome (Herzrasen, Schwitzen, Erröten)
•   z.T. Erinnerungslücken
Akute Belastungssymptome sind eine normale Reaktion!
Typische Merkmale einer Posttraumatischen
      Belastungsstörung (ICD 10, F 43.1)

• wiederholtes Erleben des Traumas in sich
  aufdrängenden Erinnerungen
  (Nachhallerinnerungen, Flashbacks), Träumen oder
  Alpträumen, andauerndes Gefühl von Betäubtsein
  und emotionaler Stumpfheit

• Vermeidung von Aktivitäten und Situationen, die
  Erinnerungen an das Trauma wachrufen könnten
Typische Merkmale einer Posttraumatischen
            Belastungsstörung
          (PTSB, ICD 10, F 43.1)
• vegetative Übererregtheit mit Vigilanzsteigerung,
  einer übermäßigen Schreckhaftigkeit und
• Schlafstörung
• Suizidgedanken
• Der Beginn folgt dem Trauma mit einer Latenz, die
  wenige Wochen bis Monate (bis Jahre) dauern kann.
• Die Mehrheit der Betroffenen erfüllt ebenfalls
  Kriterien für andere Diagnosen:
  Depression, Suchterkrankungen, Panikstörung,
  Zwangsstörung, Essstörung, Borderline-Störung
Screening auf PTBS
PTBS-Diagnostik
 z.B. mit Child and Adolescent Trauma Screening
 Fragebogen (CATS)
 • Erreicht das Kind im CATS einen Score über 19
   ist, weiterführende Diagnostik erforderlich:
 z.B. durch ‘Interview für Belastungsstörungen im
 Kindes- und Jugendalter’ (IBS-KJ)
 • Gibt klare Aussage, ob und wodurch PTBS
   vorliegt

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Childhood Trauma Questionnaire

Trauma-Kriterium:
• Childhood Trauma Questionnaire (CTQ)
      • Self-Report-Fragebogen mit 28 Items
      • 5 Subskalen:
             • Physischer, sexueller, emotionaler Missbrauch
             • Physische und emotionale Vernachlässigung

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Therapie
Gemäß AWMF-Leitlinien ist state of the art:
- Kognitive Verhaltenstherapie
mit besten Evidenzen für:

- Kid-NET (Narrative Exposure Therapy)
- TF-CBT (Trauma-focused- Cognitive Behavioral
   Therapie)(Goldbeck et al, 2016)

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Wer führt TreatChildTrauma durch?
Das     Projekt    TreatChildTrauma     wird
deutschlandweit       an    8     Standorten       Klinik für Kinder- und Jugend-
durchgeführt und ist vom Bundesminis-              psychiatrie und -psychotherapie Klein-
terium für Bildung und Forschung gefördert.        blittersdorf
In Saarbrücken wird die Studie von der Klinik      Waldstr. 40
für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -
psychotherapie Kleinblittersdorf der SHG           66271 Kleinblittersdorf
Kliniken unter der Leitung von Frau Prof Dr.
                                                   www.shg-kliniken.de
Eva Möhler durchgeführt. Alle behandelnden
Therapeuten      sind    speziell   in   der
Durchführung und Anwendung dieses
therapeutischen Ansatzes geschult.

Projektleitung
                                                                                             Therapie für
Prof. Dr. Eva Möhler
SHG Kliniken Sonnenberg
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie
                                                http://tfcbt.musc.edu                       traumabelastete
und
 -psychotherapie Kleinblittersdorf
                                                                                                Kinder
Sonnenbergstraße 10
66119 Saarbrücken
Tel.: 06805 /928223
E - Mail: e.moehler@sb.shg-kliniken.de

Ansprechpartner / Kontakt

                                                                                                IN ZUSAMMENARBEIT MIT
Was ist ein traumatisches                    Was ist TreatChildTrauma (TCT)?                    Wer kann an TreatChildTrauma
          Ereignis?                                                                                    (TCT) teilnehmen?
                                           TCT bietet eine spezielle Psychotherapie für Kinder,
                                           die nach einem traumatischen Ereignis sehr belastet    Teilnehmen können Kinder und ihre
• Ein Ereignis, bei dem Leben in Gefahr    sind                                                   Bezugspersonen, wenn…
  ist
                                           TCT hilft, belastende Erinnerungen an das
                                                                                                  …das Kind zwischen 4 und 14 Jahre alt ist
• Ein Ereignis, bei dem die seelische      traumatische Ereignis und damit verbundene Gefühle     … das Kind nach dem Alter von 3 Jahren
  Gesundheit bedroht ist                   zu verarbeiten
                                                                                                  ein traumatisches Ereignis erlebt hat und
• Ein Ereignis, das extreme Angst,         TCT hilft bei Problemen, die nach dem Erleben eines
                                                                                                  das mind. 3 Monate her ist
  Entsetzen und Hilflosigkeit hervorruft   traumatischen Ereignisses auftreten können, wie        …das Kind nach diesem traumatischen
                                           Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten und
• Ereignisse wie Unfälle, körperliche                                                             Ereignis belastet ist
                                           Reizbarkeit,
  Gewalt, sexueller Missbrauch,
  Naturkatastrophen, Kriege
                                           TCT wird von geschulten Therapeuten durchgeführt
                                                                                                   Wo kann man sich anmelden?
                                           TCT ist vollkommen kostenlos
                                                                                                  Für ein erstes Gespräch und weitere
                                           TCT ist eine wissenschaftliche Studie                  Informationen wenden Sie sich bitte an
    Ein Ereignis kann auch dann                                                                               Prof. Eva Möhler
                                           TCT unterliegt strengen Datenschutzbestimmungen
traumatisch sein, wenn man es nicht
                                           und sichert den Teilnehmern einen uneingeschränkt
selbst erlebt, sondern es beobachtet
       hat oder davon erfährt!             verantwortungsvollen Umgang mit deren Daten zu.
Therapieprogramm aus den USA
        J. Cohen & A. Mannarino, Pittsburgh, PA

http://tfcbt.musc.edu
Forschungsergebnisse zur Tf-KVT
• Traumafokussierte kognitive Verhaltenstherapie = Tf-KVT
• TF-KVT ist das am besten untersuchte
  Behandlungsprogramm für traumatisierte Kinder (6
  abgeschlossene randomisierte kontrollierte Studien)
• Direkte Behandlung des Kindes + Einbezug elterlicher
  Bezugsperson
• Verbessert posttraumatische Belastungssymptomatik,
  Depression, Angst, Scham und Verhaltensprobleme der
  Kinder deutlich im Vergleich mit supportiver Therapie
• Zusätzlich Entlastung der Eltern, verbesserte elterliche
  Unterstützung, und reduzierte elterliche Depression vgl.
  mit supportiver Therapie
• Elterliche Unterstützung steht in Zusammenhang mit der
  Abnahme von Symptomen des Kindes (Cohen &
  Mannarino 1997)
Tf-KVT
Wöchentlich eine Doppelstunde
Familienorientiert
Individuelle Sitzungen mit Kindern und Eltern
Kindzentrierte Elternsitzungen parallel zu Kindersitzungen durch gleichen
Therapeuten
Der Trauma-Verhaltenstherapeut hilft dabei...
traumatische Erinnerungen mit weniger Angst zu erleben
irrtümliche und belastende Gedanken wie z.B. die Überschätzung aktueller oder
künftiger Gefahren zu verändern
Stress zu bewältigen
Eltern-Kind Interaktion zu stärken
TF-KVT: adressierte Problembereiche

•   Kognitive Probleme
      – irrationale Überzeugungen, Misstrauen, verzerrtes
        Selbstbild, Verlust/Enttäuschung sozialer Verbindlichkeit,
        Richtige aber nicht hilfreiche Kognitionen
•   Beziehungsschwierigkeiten
•   Affektive Probleme
      – Furcht, Traurigkeit, Wut, Angst, affektive Dysregulation
•   Traumatische Verhaltensprobleme
      – Vermeidung, erlerntes unangepasstes sexualisiertes,
        gewalttätiges Verhalten, Traumatische Bindung
        („Stockholm Syndrom“), Selbstverletzung
•    Somatische Probleme
TF-KVT Komponenten
Komponenten:
 1.   Psychoedukation & Elternfertigkeiten
 2.   Entspannung
 3.   Ausdruck und Modulation von Affekten
 4.   Kognitive Verarbeitung und Bewältigung
 5.   Trauma Narrativ
 6.   Kognitive Verarbeitung und Bewältigung II
 7.   In vivo Bewältigung von traumatischen Erinnerungen
 8.   Gemeinsame Eltern-Kind Sitzungen
 9.   Förderung künftiger Sicherheit und Entwicklung
TF-KVT: Psychoedukation
Ziele:
• Normalisierung der Reaktionen
• Information über psychologische und physiologische
   Stressreaktion
• Hoffnung machen auf Überwindung der Belastung
• Über Nutzen und Notwendigkeit einer Behandlung
   informieren
• Therapiemotivation wecken
• Gemeinsame Sprache für Trauma und Reaktionen
   finden
• Ermöglichen über Schwieriges zu sprechen ->
   Vorbildfunktion
• Verstärkung korrekter Kognitionen
TF-KVT: Einbezug Bezugspersonen
                     & Eltern
–Umgang        mit    disruptivem,      aggressivem
 oppositionellem, und ggf. sexuell unangemessenem
 Verhalten
–Reduzieren       schädlicher    oder      ineffektiver
 Disziplinierungsstrategien
–Richtiger Gebrach von Lob, selektiver Aufmerksamkeit,
 Time-out, Verstärkerplänen, und anderen effektiven
 Belohnungs- und Bestrafungstechniken
–Einüben dieser Fertigkeiten, damit sie im Alltag
 effektiv eingesetzt werden können
TF-KVT: Entspannung

• Reduktion physiologischer
  Manifestation von Stress und PTBS
• Verfahren:
  –   Atemübungen
  –   Progressive Muskelrelaxation
  –   Autogenes Training
  –   Körperliche Aktivität
  –   Anspannungsübungen
  –   Tanzen, Spaghetti-Spiel, ...
TF-KVT: Affektive Modulation

-Gefühlswahrnehmung, -differenzierung, -
  ausdruck
-Spektrum von Gefühlen
-Körperlich, mimisch, gestischer Ausdruck
-Situationsabhängigkeit
-Stärke/Intensität
-Finden verbaler Ausdrucksmöglichkeiten
für unangenehme Gefühle
Tf-KVT Kognitive Modulation
Trauma verändert grundlegende Überzeugungen und Erwartungen bzw.
verfestigt vorbestehende dysfunktionale Kognitionen & lenkt Infoverarbeitung
während Trauma  Vulnerabilität von Kindern!
Implikationen für Therapie
-Aufzeigen des Zusammenhangs von Gedanken, Gefühlen und Verhalten
-Neu-Interpretation traumatischer Ereignisse, Infragestellen und Korrigieren
dysfunktionaler Kognitionen
-Umgang mit Scham, Schuld, ...
-Umgang mit Gedanken-
unterdrückung und Grübeln
Tf-KVT: Traumanarrativ

• Konfrontation mit angstauslösendem Reiz durch
  graduierte Exposition  Hilfsmittel: Erstellen eines
  Buches, Zeichnen, mit Figuren nachspielen, Comic,
  Gedicht etc.
• Kein Einsatz angstreduzierender Maßnahmen, bis zur
  Habituation
• Aha-Erlebnis: befürchtete Folgen treten gar nicht ein
  & ich kann Angst bzw. Spannung aushalten
• Abbau der physiologischen Reaktionen
• Abbau des Vermeidungsverhaltens
• Stärkung Kontrollgefühl und
  Selbstwirksamkeitserwartung
Tf-KVT: Traumanarrativ
• Überschrift
• 1. Kapitel: Steckbrief des Kindes
• 2. Kapitel: „Vorher“, . wie war die Beziehung zum Täter, bevor
  das Trauma begann; oder wie das Leben vor dem
  traumatischen Ereignis verlief
• 3. Kapitel: Traumabezogenes Narrativ: „erzählen was passiert
  ist“
• 4. Kapitel: worst memory – was das Kind niemandem erzählen
  wollte, die schlimmste Erinnerung  Erfahrung soll möglichst
  detailliert mit Erinnerungen angereichert und dabei intensiv
  nacherlebt werden, so dass das Kind desensibilisiert wird
• 5. Kapitel: „Was ist nun anders & was habe ich gelernt?“
   Was würdest Du anderen Kindern sagen oder raten, die das
  Gleiche erlebt haben?
   Wie hast Du Dich verändert, seit x passiert ist, seit Du die
  Behandlung begonnen hast?
J., 4 Jahre
A., 12 Jahre – schlimmster Moment -
                ergänzt
Tf-KVT: Kognitive Verarbeitung

Ziel:
• kognitive Verzerrungen bei Kind und Eltern erkennen
   und

• kognitive Verzerrungen bei Kind und Eltern korrigieren

• z.B. Selbstbeschuldigung, Überschätzung künftiger
  Gefährdung, veränderte Sicht der Welt

• z.B. Schuldkuchen
S., 8 Jahre
„…Jetzt gibt es bei uns keine
Gewalt mehr ...

Ich habe noch ein bisschen
Angst, dass es wieder
passiert. Aber gegen die Angst
helfen mir die
Entspannungsübungen, und
dass ich an etwas Schönes
denke oder daran, dass uns
die Polizei hilft.
…
Ich wünsche mir, dass ich
auch mal Polizist werde und
dass ich nicht so Alkohol
trinke wie mein Vater und
nicht rauche. „
Tf-KVT: Bewältigung von Schlüsselreizen und
                 Desensibilisierung im Hier und Jetzt und
                         Sicherheitsvorkehrungen
•   generalisiertes Vermeidungsverhalten
    auflösen, das Kind an gefürchtete
    Situation heranführen
•   Üben der entsprechenden Fertigkeiten
    in gemeinsamen Sitzungen
•   Information über traumaspez.
    Themen, z.B. Information über
    gesunde Sexualität oder über
    Handlungsmöglichkeiten der Opfer
•   Was sind
    Standardsicherheitsvorkehrungen (z.B.
    Feuer, Straße überqueren,..)
•   Was braucht Kind für persönliche
    Sicherheit (Selbstbestimmung,
    Unterschied Geheimnis/
    Überraschung, Bauchgefühl,
    Identifikation hilfreicher Personen)
Literatur
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Vielen Dank für Ihre
              Aufmerksamkeit!

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