Tutorium Zivilrecht in der Mittelphase - Thomas Sagstetter Münchner Examenstraining

Die Seite wird erstellt Stefanie Merkel
 
WEITER LESEN
Tutorium Zivilrecht in der Mittelphase - Thomas Sagstetter Münchner Examenstraining
Münchner Examenstraining

Tutorium Zivilrecht in der Mittelphase
Thomas Sagstetter

Wintersemester 2021/2022
Tutorium Zivilrecht in der Mittelphase - Thomas Sagstetter Münchner Examenstraining
Bonusfall: „Die explosive Sprudelflasche“ = realer Fallà beginn kommende Stunde

                            1.     Hersteller-Website:                           3.
                                                                                          Vor Vertragsschluss:
                                                                                      „Lieber K, wir hatten schon
        4.                                                                            öfter Probleme, weil Kunden
                                                                                        die Produktbeschreibung
                                                                                       der Flaschen nicht gelesen
              „Ja.“                                                                       haben. Haben Sie die
                                                                                       Beschreibung gelesen und

                           K                                             V
                                                                                      sind damit einverstanden?“

                                         2.                     5.
             Etikett an der Flasche : „BPA-
              freie-Materialien, (…), nicht                          „Kaboom!“
                kohlensäuresicher (…)“

                                               § 476 I 2 BGB:
Von den Anforderungen nach § 434 Absatz 3 oder § 475b Absatz 4 kann vor Mitteilung eines Mangels an den
Unternehmer durch Vertrag abgewichen werden, wenn
1. der Verbraucher vor der Abgabe seiner Vertragserklärung eigens davon in Kenntnis gesetzt wurde, dass ein
    bestimmtes Merkmal der Ware von den objektiven Anforderungen abweicht, und
2. die Abweichung im Sinne der Nummer 1 im Vertrag ausdrücklich und gesondert vereinbart wurde

2             Thomas Sagstetter
Tutorium Zivilrecht in der Mittelphase - Thomas Sagstetter Münchner Examenstraining
Bonusfall: „Die explosive Sprudelflasche“

A. Ziel 1: Kaufpreisrückzahlung bzw. neue/andere Flasche
   1. §§ 437 Nr. 2, 323/326 V, 346 I BGB
   2. §§ 437 Nr. 1, 439 I Alt. 2 BGB

B. Ziel 2: Schadensersatz
    1. Gegen Verkäufer
         a) §§ 437 Nr. 3, 280 I/281 BGB
         b) § 823 I BGB

     2.   Gegen Hersteller
          a) § 1 I 1, 2 ProdHaftG
             à Selbstbet. § 11 ProdHaftG: 500 €!
          b) § 823 I BGB

                               MüKo/Westermann, § 434 Rn. 16 mwN
 3         Thomas Sagstetter
Tutorium Zivilrecht in der Mittelphase - Thomas Sagstetter Münchner Examenstraining
Zu den Änderungen im Übrigen:
1. Gesetz (wie immer) genau lesen und argumentieren
   genügt jdf. derzeit bis sich Rspr.- + Lit.-Meinungen
   entwickeln à nicht Änderungen auswendig lernen
2. Optionale weitere Vertiefung:
    • Weitere Übungsklausuren zum „neuen Kaufrecht“:
       •   V.a. zu den Änderungen im allg. Kaufrecht: Falk/Piehler, JuS 2022, 37
       •   V.a. zu den Neuerungen durch §§ 327 ff. BGB: https://www.jura.uni-
           muenchen.de/personen/f/fries_engel_martin/veranstaltungen/digitale-produkte/index.html
    • Überblicksaufsätze:
       •   Lorenz, NJW 2021, 2065
       •   Wilke, VuR 2021, 283
       •   Kirchhefer-Lauber, JuS 2021, 918
       •   Gelbrich/Timmermann, NJOZ 2021, 1249 (speziell zum Mangelbegriff des § 434
           BGB n.F.)
    • Überblickspodcasts:
       •   http://lorenz.userweb.mwn.de/lehre/lehre.htm (Prof. Lorenz)
       •   https://www.youtube.com/watch?v=yYbnf16HUA0 (Dr. Fervers)
       •   https://www.youtube.com/watch?v=gjrJwVfPYb0 (Prof. Riehm)
       •   https://www.youtube.com/playlist?list=PLtTfF9gcZMIHl5xpwMhC4oKsAadqvMS
           -3 (PD Fries speziell zu §§ 327 ff. BGB)

                                                                                              4
Tutorium Zivilrecht in der Mittelphase - Thomas Sagstetter Münchner Examenstraining
Veranstaltungshinweis „Neues Kaufrecht I“

    Am Dienstag, 22. Februar 2022 um 17:30 Uhr s.t. findet die
    digitale Tagung zum Thema „Schuldrechtsmodernisierung 2022:
    Kaufrechtsnovelle und Verträge über digitale Produkte“ statt
    mit den Referenten Prof. Dr. Thomas Riehm, Universität Passau,
    und Dr. Johannes Weber, Notar in Freiburg im Breisgau.

    https://www.jura.uni-
    muenchen.de/forschung/forschungsstellen/forschung_notar/aktuelles/index.html

6
Veranstaltungshinweis „Neues Kaufrecht II“

    https://www.examinatorium.jura.uni-muenchen.de/index.html

7
THEMEN FALL 12 „Das Glück der Erde…“

§ Wiederholung/Vertiefung Deliktsrecht:
     § Haftung des Tierhalters gemäß § 833 BGB
     § Deliktische Haftung mehrerer Schädiger

§ Wiederholung/Vertiefung Schadensrecht:
     § Effiziente und vollständige Prüfung
     § Berücksichtigung des Mitverschuldens gemäß § 254 BGB

 8
Wiederholung Deliktsrecht

                           Deliktsrecht im Überblick, §§ 823 – 853 BGB
           Haftung für                                     Haftung für                           Gefährdungshaftung
    nachgewiesenes Verschulden                        vermutetes Verschulden

§ 823 I: Rechts(guts)verletzung                 § 831: Haftung für Verrichtungsgehilfen         §§ 701 ff.: Haftung des
§ 823 II: Verletzung eines                      § 832: Haftung des Aufsichtspflichtigen         Gastwirts
          Schutzgesetzes                        § 833 S. 2: Haftung des Tierhalters für         § 833 S. 1: Haftung des
§ 824: Kredit- und Erwerbsschädigung                        Nutztiere                           Tierhalters für
§ 825: Bestimmung zu sexuellen                  § 834: Haftung des Tierhüters                   Luxustiere
       Handlungen                               §§ 836-838: Haftung für von Gebäuden            § 7 StVG: Haftung des
§ 826: vors. sittenwidrige Schädigung                        ausgehende Schädigung              Fahrzeughalters
§ 830 I 1: Mittäter                             § 18 StVG: Haftung des                          §§ 1 ff. ProdHaftG [umstr.]
§ 830 II: Anstifter, Gehilfe                                Fahrzeugführers                     §§ 25 ff. AtomG
§ 839: Amtspflichtverletzung                                                                    § 33 LuftVG
                                                                                                § 1 HaftPflG

•   § 830 I 2: Haftung für nachgewiesenes, vermutetes Verschulden + aufgrund Gefährdungshaftung ohne feststellbare Kausalität
•   Mehrere Täter: Gesamtschuldnerische Haftung, § 840 I BGB
•   Haftung juristischer Personen: § 31 BGB (entspr.) = Haftung für Delikte, die ihre Organe begangen haben
•   Allg. Schadensrecht, §§ 249 ff. BGB; Modifikation durch §§ 840 bis 853 BGB

        10            Thomas Sagstetter
Wiederholung Deliktsrecht

                                     Deliktsrecht im Überblick, §§ 823 – 853 BGB
           Haftung für                 Haftung für                                                                                             Gefährdungshaftung
     Gemeinsame Grundgedanken
    nachgewiesenes Verschulden GefährdungshaftungsTB:
                                 vermutetes Verschulden

  I. Haftungsgrund
§ 823  I: Rechts(guts)verletzung                § 831: Haftung für Verrichtungsgehilfen                                                        §§ 701 ff.: Haftung des
§ 823  II: Verletzung
  II. Keine             eines
             Haftungsvor.: rw. Hdlg./Verschulden§ 832: Haftung des Aufsichtspflichtigen                                                        Gastwirts
           Schutzgesetzes
  III. Adressat: idR Beherrscher Gefahrenquelle §(Halter
                                                   833 S.  2: Haftung des Tierhalters für
                                                         Kfz/Tier)                                                                             § 833 S. 1: Haftung des
§ 824: Kredit- und Erwerbsschädigung                          Nutztiere                                                                        Tierhalters für
  IV. Enumerationsprinzip/NC der GefährdungshaftungsTB (hM)
§ 825: Bestimmung zu sexuellen                  § 834: Haftung des Tierhüters                                                                  Luxustiere
  V. IdR   Schutzbeschränkung
        Handlungen              auf bestimmte Rechtsgüter
                                                §§ 836-838: Haftung
                                                                § 823 I BGB
                                                                         für von Gebäuden                                                      § 7 StVG: Haftung des
§ 826:  vors.Begrenzung
  VI. Spez.   sittenwidrige   Schädigung
                          haftungsbegründende    Zurechnung ausgehende Schädigung                                                              Fahrzeughalters
§ 830  I 1: Mittäter
  VII. Aufbau/Konkurrenzen                      § 18 StVG: Haftung des                                                                         §§ 1 ff. ProdHaftG [umstr.]
§ 830 II: Anstifter, Gehilfe                                   Fahrzeugführers                                                                 §§ 25 ff. AtomG
  VIII.Häufig Verknüpfung mit gesetzlicher Versicherungspflicht
§ 839: Amtspflichtverletzung                                                                                                                   § 33 LuftVG
              Vgl. dazu etwa auch Grigoleit/Riem, Schuldrecht IV, System. Darstellung DR = in aktueller gekürzter Fassung https://ilias.uni-   § 1 HaftPflG
                                       passau.de/ilias/goto.php?target=file_123579_download&client_id=intelec

•   § 830 I 2: Haftung für nachgewiesenes, vermutetes Verschulden + aufgrund Gefährdungshaftung ohne feststellbare Kausalität
•   Mehrere Täter: Gesamtschuldnerische Haftung, § 840 I BGB
•   Haftung juristischer Personen: § 31 BGB (entspr.) = Haftung für Delikte, die ihre Organe begangen haben
•   Allg. Schadensrecht, §§ 249 ff. BGB; Modifikation durch §§ 840 bis 853 BGB

        11                  Thomas Sagstetter
Gemeinsame Grundgedanken
                                           Wiederholung Deliktsrecht
                                   GefährdungshaftungsTB:
      • Haftungsgrund:
                                       Deliktsrecht im Überblick, §§ 823 – 853 BGB
              • Unterhaltung besonderer Gefahrenquelle, die zu Schadenseintritt geführt
              à Kompensation besonderer, erlaubter Risiken, die selbst bei aller im Verkehr
              erf. Sorgfalt n. vermeidbar + unbeteiligten Dritten treffen
                  Haftung für
      • Keine Haftungsvor.:      rw. Hdlg./Verschulden                    Haftung für                        Gefährdungshaftung
    nachgewiesenes             Verschulden
      • Adressat: idR Beherrscher      Gefahrenquelle (Haltervermutetes
                                                                 Kfz/Tier)         Verschulden
              • kann Gefahrenquelle am effektivsten minimieren
              • Zieht idR unmittelbare Vorteile aus gefährlicher Tätigkeit
      • Enumerationsprinzip/NC der GefährdungshaftungsTB (hM):
§             • verschuldensunabh. Haftung nur, wenn
    823 I: Rechts(guts)verletzung                            vertragl.
                                                         § 831: Haftungo. gesetzl. ausdrücklich
                                                                            für Verrichtungsgehilfen        §§ 701 ff.: Haftung des
§               bestimmt
    823 II: Verletzung eines                             § 832: Haftung des Aufsichtspflichtigen            Gastwirts
              • keine  Begründung
             Schutzgesetzes          Gefährdungshaftung      im Wege    richterrechtlicher
                                                         § 833 S. 2: Haftung des Tierhalters für            § 833 S. 1: Haftung des
                Rechtsfortbildung/Analogie (zB k. Gefährdungshaftung für
§   824: Kredit-    und Erwerbsschädigung
                Fahrräder/Schlepplifte    trotz damit einhergehenden   Nutztiere
                                                                          Gefahren)                         Tierhalters für
§   825:
      • IdRBestimmung      zu sexuellen
             Schutzbeschränkung                          § 834: Haftung
                                      auf bestimmte Rechtsgüter              desI Tierhüters
                                                                      § 823    BGB                       Luxustiere
           Handlungen
      • Haftungsbegründende         Zurechnung idR: §§ 836-838: Haftung für von Gebäuden                    § 7 StVG: Haftung des
§               Verwirklichung    spezifischer
    826: vors. sittenwidrige Schädigung
              •                                 Gefahr                   ausgehende Schädigung              Fahrzeughalters
§             • Adäquanzkriterium
    830 I 1: Mittäter                 nicht  anwendbar,   Arg.: Schutzzweck
                                                         § 18 StVG: Haftung des                             §§ 1 ff. ProdHaftG [umstr.]
§               Gefährdungshaftung
    830 II: Anstifter, Gehilfe         bezieht   auch  ungewöhnlich    Geschehensabläufe      mit ein
                                                                        Fahrzeugführers                     §§ 25 ff. AtomG
                + weitere Schutzerwägungen iRd Kriteriums der spezifischen
§   839: Amtspflichtverletzung
                Gefahrverwirklichung (tvA)                                                                  § 33 LuftVG
      • Aufbau: GefährdungshaftungsTB voranstellen, Arg.: größere Sachnähe + verkürzte                      § 1 HaftPflG
         Begründungsanforderungen (k. rw. Hdlg.; kein Verschulden)
      • Häufig mit gesetzlicher Versicherungspflicht des Haftpflichtigen verknüpft
•    § 830 I 2:  Entschädigung
              àHaftung             Opfer auch bei
                         für nachgewiesenes,        Zahlungsunfähigkeit
                                                  vermutetes   Verschulden + aufgrund Gefährdungshaftung ohne feststellbare Kausalität
•               Ausn.Gesamtschuldnerische
     Mehrere•Täter:    etwa Tierhalter, Produkthersteller
                                                Haftung, § 840 I BGB
•               Teils Haftungshöchstgrenzen
     Haftung •juristischer  Personen: § 31 BGBzu     Erleichterung
                                                   (entspr.)        der für
                                                             = Haftung   Versicherbarkeit,
                                                                             Delikte, die ihre Organe begangen haben
•               vgl. §§ 10 ProdHaftG,
     Allg. Schadensrecht,                12 StVG
                            §§ 249 ff. BGB;   Modifikation durch §§ 840 bis 853 BGB
                Vgl. dazu etwa auch Grigoleit/Riem, Schuldrecht IV, System. Darstellung DR = in aktueller gekürzter Fassung https://ilias.uni-
                                         passau.de/ilias/goto.php?target=file_123579_download&client_id=intelec

         12                   Thomas Sagstetter
Übersicht Tierhalterhaftung gem. § 833 BGB
                          § 833 S. 1 BGB                                                              § 833 S. 2 BGB
                      Haftung für Luxustiere:                                                     Haftung für Nutztiere:
                       Gefährdungshaftung                                                 (widerleglich) vermutetes Verschulden

       à dogmatisch zwei selbst. AGL
       Aber: iRv Klausuren allg. übl., beide AGL nicht zu trennen, sondern Norm wg. weitgehend ident.
             Haftungsvor. einheitlich prüfen; nur bei Frage Exkulpation Trennung zwischen beiden TB
1. Rechtsgutsverletzung Anspruchssteller
   • Nur Leben, Körper, Gesundheit und EGT geschützt
   • Kein Schutz sonstiger Rechte  § 823 I BGB; keine Analogie, Arg.: Begrenzung RG = Korrelat zu geringen
     Haftungsanf.
2. Durch ein Tier iSd § 833 BGB
   •     Alle Tiere, auch Kleintiere, gleichgültig auch, ob wild/gezähmt o. zahm
   •     Nicht erfasst: Mikroorganismen (zB Viren, Bakterien), Arg.: Telos GefährdungshaftungsTB passt hier nicht + Behdlg.
         Mikroorganismen in Spezialgesetzen geregelt
3. Haltereigenschaft des Anspruchsgegners
       (1) Verfügungsgewalt über Tier (Existenz, Nutzung)
       (2) Unterhalt auf eigene Rechnung: Kostentragung/wirtschaftliches Risiko Verlust
   (P) Haltereigenschaft von Unzurechnungsfähigen: §§ 827 ff. BGB (hM) vs. §§ 106 ff. BGB analog
4. Kausalität zwischen tierischem Verhalten  RGV
  •      Äquivalenz, Adäquanz
  •      Schutzzweck der Norm: Verwirklichung der typ. Tiergefahr
5. Kein Entlastungsbeweis nach § 822 S. 2 BGB [nur bei Nutztieren iSd § 833 S. 2 BGB]
   • 2 Vor.:
         • (1) Schaden durch Haustier verursacht, das Beruf, Erwerbstätigkeit o. Unterhalt des Tierhalters zu dienen bestimmt ist (=
           „Nutztier“  Luxustier)
         • (2) Tierhalter kann Vermutung einer Aufsichtspflichtverletzung o. Kausalität widerlegen
6. RF: SE, §§ 249 ff. BGB
 13
Übersicht Tierhalterhaftung gem. § 833 BGB
                          § 833 S. 1 BGB                                                              § 833 S. 2 BGB
                      Haftung für Luxustiere:                                                     Haftung für Nutztiere:
                       Gefährdungshaftung                                                 (widerleglich) vermutetes Verschulden

       à dogmatisch zwei selbst. AGL
       Aber: iRv Klausuren allg. übl., beide AGL nicht zu trennen, sondern Norm wg. weitgehend ident.
             Haftungsvor. einheitlich prüfen; nur bei Frage Exkulpation Trennung zwischen beiden TB
1. Rechtsgutsverletzung Anspruchssteller
   • Nur Leben, Körper, Gesundheit und EGT geschützt
   • Kein Schutz sonstiger Rechte  § 823 I BGB; keine Analogie, Arg.: Begrenzung RG = Korrelat zu geringen
     Haftungsanf.
2. Durch ein Tier iSd § 833 BGB
   •     Alle Tiere, auch Kleintiere, gleichgültig auch, ob wild/gezähmt o. zahm
   •     Nicht erfasst: Mikroorganismen (zB Viren, Bakterien), Arg.: Telos GefährdungshaftungsTB passt hier nicht + Behdlg.
         Mikroorganismen in Spezialgesetzen geregelt
3. Haltereigenschaft des Anspruchsgegners
       (1) Verfügungsgewalt über Tier (Existenz, Nutzung)
       (2) Unterhalt auf eigene Rechnung: Kostentragung/wirtschaftliches Risiko Verlust
   (P) Haltereigenschaft von Unzurechnungsfähigen: §§ 827 ff. BGB (hM) vs. §§ 106 ff. BGB analog
4. Kausalität zwischen tierischem Verhalten  RGV
  •      Äquivalenz, Adäquanz
  •      Schutzzweck der Norm: Verwirklichung der typ. Tiergefahr                              = in Schadenseintritt muss s. gerade Gefahr realisiert haben, die durch
                                                                                           unberechenbares + selbständiges Verhalten des Tiere/Instinktsteuerung/ sonstige
5. Kein Entlastungsbeweis nach § 822 S. 2 BGB [nur bei Nutztieren iSd § 833 S. 2 BGB]                    besonders gefährl. Dispos. hervorgerufen à RGV

   • 2 Vor.:                                                                                                                   Nicht:
         • (1) Schaden durch Haustier verursacht, das Beruf, Erwerbstätigkeit
                                                                            • o. Unterhalt Verwendung
                                                                              „mechanische“    des Tierhalters    zu (zB
                                                                                                           des Tieres dienen
                                                                                                                         Wurf) bestimmt ist (=
                                                                            • Tier unter fester Leitung + Weisungen des Lenkers gehorcht (Hetzen eines
           „Nutztier“  Luxustier)                                          Hundes)
         • (2) Tierhalter kann Vermutung einer Aufsichtspflichtverletzung o. Kausalität widerlegen
6. RF: SE, §§ 249 ff. BGB
 14
Übersicht Tierhalterhaftung gem. § 833 BGB
                         § 833 S. 1 BGB                                                                    § 833 S. 2 BGB
                     Haftung für Luxustiere:                                                           Haftung für Nutztiere:
                      Gefährdungshaftung                                                       (widerleglich) vermutetes Verschulden

      à dogmatisch zwei selbst. AGL
      Aber: iRv Klausuren allg. übl., beide AGL nicht zu trennen, sondern Norm wg. weitgehend ident.
            Haftungsvor. einheitlich prüfen; nur bei Frage Exkulpation Trennung zwischen beiden TB
1. Rechtsgutsverletzung Anspruchssteller
   • Nur Leben, Körper, Gesundheit
                              Haustier    und EGT geschützt       „Nutztier“
   • Kein Schutz sonstiger Rechte  § 823 I BGB; keine Analogie, Arg.: Begrenzung RG = Korrelat zu geringen
     Haftungsanf. = v. Natur aus zahmes (nicht           Bspe: gewerblich genutzte
                          gezähmtes) Tier, das vom                     Reitpferde eines Reiterhofes,
2. Durch ein Tier iSd gehalten
               Menschen § 833wird;
                               BGB                                     Arbeitstiere, Nutz- und
                          inländ. Verkehrsauffassung
   • Alle Tiere, auch          Kleintiere,
                          maßgebl.
                                              gleichgültig   auch, ob   wild/gezähmt
                                                                       Schlachttiere,             Wach-       o.und  zahm
                                                                       Blindenhunde, Katzen auf dem
   • Nicht erfasst: Mikroorganismen (zB Viren, Bakterien),             Bauernhof        Arg.:
                                                                                           zum Schutz  Telosvor         GefährdungshaftungsTB passt   hier nicht + Behdlg.
        Mikroorganismen           in Spezialgesetzen
                          Bspe: Pferd,  Maultier, Esel,    geregelt Mäusen
                          Rind, Ziege, Schaf, Schwein,
3. Haltereigenschaft des Anspruchsgegners
                          Hund, Katze, Geflügel, Tauben,               Gegenbspe: Luxustiere, die
     (1) Verfügungsgewalt Kaninchen
                             über Tier (Existenz, Nutzung)             aus Liebhaberei bzw. zu
     (2) Unterhalt auf eigene Rechnung: Kostentragung/wirtschaftliches sonstigen
                                                                       Risiko Verlust     ideellen Zwecken
    (P) Haltereigenschaft Gegenbspe:von   Unzurechnungsfähigen:
                                        Bienen (hM),                      §§ 827
                                                                       gehalten              ff. BGB
                                                                                        = private                   (hM) vs. §§ 106 ff. BGB analog
                                                                                                             Haushunde,
                          Singvögel, Affen, Reptilien,                 „Familienkatzen“
4. Kausalität zwischen tierischem Verhalten  RGV
                          Pelztiere, Reh- und Damwild
   • Äquivalenz, Adäquanz (hM), Strauße, Lamas,
                          Meerschweinchen,                              ausf. dazu MüKoBGB/Wagner, 7. Aufl. 2017, BGB § 833 Rn. 47-52

   • SchutzzweckAquarienfische
                           der Norm: Verwirklichung der typ. Tiergefahr mwN
5. Kein Entlastungsbeweis nach § 822 S. 2 BGB [nur bei Nutztieren iSd § 833 S. 2 BGB]
                          ausf. dazu MüKoBGB/Wagner, 7. Aufl. 2017, BGB § 833 Rn. 46 mwN

   • 2 Vor.:
       • (1) Schaden durch Haustier verursacht, das Beruf, Erwerbstätigkeit o. Unterhalt des Tierhalters zu dienen bestimmt ist (=
         „Nutztier“  Luxustier)
       • (2) Tierhalter kann Vermutung einer Aufsichtspflichtverletzung o. Kausalität widerlegen
6. RF: SE, §§ 249 ff. BGB
 15
Fall 12 – Skizze

                                              B:                                       S:
                             • S könne für Unfall mind. genauso      • Allgemein erlaubt, mit lauter Musik
                               viel wie B                              durch Wald zu fahren
                             • S so laut Musik gehört, dass Pferde   • Mit gallop. Pferden auf schmalen
                               n. bemerkt                              Waldwegen grds. n. zu rechnen

                                                D            B                       • S hört Heavy-Metal-Playlist
     • B + D = virtuose Reiter; können
       Pferde auch über enge Waldwege                                                • Mountainbike à ebenfalls hohe
       führen                                                                          Geschwindigkeit
     • Wissen um:
        • Nutzung Waldweg
        • Hohes Tempo à erh. Bremsweg
        • Verlassen sich darauf, dass
                                                                          S
          Lärm der Pferde als Warnsignal
          laut genug

                                               • Gabelung Waldweg
                                               • Spaziergänger, Jogger, Radfahrer

                                                         S à B:
                 •   (1) Behandlungskosten Rippenverletzungen: 300€
                 •   (2) Notwendige ästhetische OP an gebrochener Nase: 2000€ (fiktiv)
                 •   (3) „Kompensation“ für erlittene Schmerzen
                 •   (4) Abhanden gekommener iPod (kurz vor Unfall für 150 € erworben)

16
„Monsterschema“

                                                                     Anspruchsziel

    Primärleistung                     Herausgabe                          Schadensersatz                 Nutzungsersatz                    Verwendungsersatz
(z.B. § 433 II, § 631 I 2)

I. Entstanden                   I. Vertraglich                        I. Vertraglich                   I. Vertraglich                       I. Vertraglich
   • Vor.: Wirksamer               • z.B.: §§ 346 I, 546 I,              • Insb. §§ 280 ff., § 536a       • z.B. §§ 346 I, 347 I,              • z.B. §§ 347 II, 536a
     Vertragsschluss                 604, 667                                                               667                                  II, 601 II 1
   • Keine
     rechtshindernden           II. Quasi-vertraglich                 II. Quasi-vertraglich            II. Quasi-vertraglich                II. Quasi-vertraglich
     Einwendungen                  • Insb.: cic, GoA                     • Insb. cic, berechtigte         • v.a. GoA §§667                     • v.a. GoA §§670
                                                                           GoA iVm § 280 I                  iVm 681 S. 2                         iVm 683 S. 1, 677
II. Nicht erloschen
   • Keine
     rechtsvernichtenden        III. Gesetzlich (insb. SR, DR, BR)    III. Gesetzlich (insb. SR, DR)   III. Gesetzlich (insb. DR, SR, BR)   III. Gesetzlich (insb. SR, BR)
     Einwendungen                 1. § 2018                             1. §§ 989 ff.                    1. §§ 987 ff.                        1. §§ 994 ff.
                                  2. § 985 (SP)                         2. §§ 678 iVm 687 II 1           2. § 7 StVG                          2. §§ 812 I 1 Alt. 2 iVm
III. Durchsetzbar                 3. § 1007 I                           3. §§ 823 I, II, 826             3. § 823 ff                            951 I 1
   • keine Einreden               4. § 1007 II                          4. Gefährdungshaftung,           4. §§ 678 iVm 687 II 1                 (Verwendungs-
                                  5. §§ 861, 862                            insb. § 7 StVG, § 1 I        5. §§ 812 ff.                          kondiktion)
                                  6. §§ 823 ff, iVm 249 I 1                 ProdHaftG, § 833 BGB
                                  7. §§ 812 ff.

                                                                     Gesamtschuld, §§ 426, 840?

       17                  Thomas Sagstetter                                                                                                                           17
Falllösung
Ansprüche S à B   S à B: Behandlungskosten Rippenbrüche
                  A. § 833 S. 1 BGB
                     I. RGV: Körper- und Gesundheitsverletzung
                     II. Durch ein Tier iSd § 833 S. 1 BGB
                                        = grds. alle tierischen Lebewesen, außer Mikroorganismen (Bakterien, Viren)

                     III. Anspruchsgegner = Tierhalter
                         (1) Verfügungsgewalt über Tier (Existenz, Nutzung)
                         (2) Unterhalt auf eigene Rechnung: Kostentragung/wirtschaftliches Risiko Verlust
                     IV. Haftungsbegr. Kausalität („durch ein Tier“)
                        • Äquivalenz:
                        • Adäquanz: [tvA: bei Gefährdungsh. Adäquanz ohnehin n. zu prüfen]
                        • Schutzzweck der Norm/norm. Zurechnung: Verwirklichung der spezifischen Tiergefahr
                                 Gefahr, die durch unberechenbares + selbständiges Verhalten des Tieres hervorgerufen à RGV
                     V. Ergebnis: § 833 S. 1 BGB (-)

   D B
              S

   18
Falllösung
Ansprüche S à B   S à B: Behandlungskosten Rippenbrüche
                  B. § 823 I BGB
                     I.   Handlung
                     II. Rechtsgutsverletzung
                     III. Haftungsbegründende Kausalität
                     IV. Rechtswidrigkeit
                     V. Verschulden, § 276 I, II BGB
                          § Reiter: notwendige + zumutbare Vorkehrungen, um Kollision mit Dritten zu
                            vermeiden
                               § Reitgeschwindigkeit Gegebenheiten anpassen
                              § vgl. auch Wertung § 3 StVO
                     VI. RF: Schadensersatz gem. §§ 249 ff. BGB (+)
                         1. Def.
                         2. Ermittlung nach Differenzhypothese, vgl. § 249 I BGB
                         3. Haftungsausfüllende Kausalität
                         4. Art der Ersatzleistung: §§ 249, 250, 251, 253 BGB
   D B                   5. Mitverschulden, § 254 I, II BGB?
                            a) Musikhören
                           b) Unfall an Weggabelung
              S             c) ZE: Kein Mitverschulden [aA vertretbar 10 – 30 Prozent Quote]
                         6. ZE: SE gem. § 249 II 1 BGB
                  C. § 823 II BGB i.V.m. § 229 StGB (+)
   19
Falllösung
Ansprüche S à B   S à B: Behandlungskosten Rippenbrüche
                  B. § 823 I BGB
                     I.   Handlung
                     II. Rechtsgutsverletzung
                     III. Haftungsbegründende Kausalität
                     IV. Rechtswidrigkeit
                     V. Verschulden, § 276 I, II BGB
                          § Reiter: notwendige + zumutbare Vorkehrungen, um Kollision mit Dritten zu
                            vermeiden
                               § Reitgeschwindigkeit Gegebenheiten anpassen
                              § vgl. auch Wertung § 3 StVO
                     VI. RF: Schadensersatz gem. §§ 249 ff. BGB (+)
                         1. Def.
                         2. Ermittlung nach Differenzhypothese, vgl. § 249 I BGB
                         3. Haftungsausfüllende Kausalität
                         4. Art der Ersatzleistung: §§ 249, 250, 251, 253 BGB
   D B                   5. Mitverschulden, § 254 I, II BGB?
                            a) Musikhören
                           b) Unfall an Weggabelung
              S             c) ZE: Kein Mitverschulden [aA vertretbar 10 – 30 Prozent Quote]
                         6. ZE: SE gem. § 249 II 1 BGB
                  C. § 823 II BGB i.V.m. § 229 StGB (+)
   20
Prüfung SE-Folgenrecht:

1. Ersatzfähiger Schaden4. Vertretenmüssen
   a) Def. Schaden = jd. unfreiwillige Vermögenseinbuße
                                    •    gem. § 280 I 2 BGB vermutet
   b) Differenzhypothese gem.    § 249 I: „Zustand
                            5. Rechtsfolge:         herzustellen,
                                            Schadensersatz nach §§der
                                                                   249bestehen
                                                                       ff. BGB würde, wenn der
      zum Ersatz verpflichtende Umstand nicht eingetreten wäre.“ à Grds. der Totalreparation
                                        a) Schaden
        (1) Hypothetische Lage               •     Differenzhypothese, § 249 I BGB

                                             •     hier: Schaden i.H.v. 500.000 €
        (2) Reale Lage
                               b) Kausalität
        ___________________________________
        (3) Differenz = rechnerischer Schaden

    c) Haftungsausfüllende Kausalität (Äquiv., Adäqu., norm. Korr. Diffhyp. à ggf. Vorteilsausgl.)

b) Art der Ersatzleistung: §§ 249, 250, 251, 253: Naturalrestitution oder Wertersatz [Vorrang der Naturalrestitution]

c) Ggf.: Mitverschulden des Geschädigten gem. § 254 BGB

                                                 Ausführlicher im Einzelnen:
                • Grigoleit/Riehm, Schuldrecht IV, Kapitel 2: systematische Darstellung Schadensrecht
                • = https://ilias.uni-passau.de/ilias/goto.php?target=file_123578_download&client_id=intelec
                                                   Thomas Sagstetter
Übersicht – Grundprinzipien des Schadensrechts, §§ 249 ff. BGB
                            [à Prüfungspunkt: Art der Ersatzleistung]

1. Grundsatz der Naturalrestitution, § 249 BGB
  • Soweit möglich, § 249 I BGB
  • Grds: Vorrang der Naturalrestitution (SE in Geld nur nachrangig unter Vor. §§ 249 II, 250, 251
    BGB)
  • Sonderfall: Körperverletzung oder Sachbeschädigung à gem. § 249 II 1 BGB kann Geldbetrag
    verlangt werden, der für Wiederherstellung erforderlich
2. Entschädigung in Geld ohne Fristsetzung, § 251 BGB
  • Naturalrestitution nicht möglich (Abs. 1 Alt. 1) oder
  • nicht ausreichend (Abs. 1 Alt. 2)
  • oder erfordert unverhältnismäßig hohe Aufwendungen (Abs. 2)
  → Entschädigung in Geld
3. Entschädigung in Geld mit Fristsetzung, § 250 BGB
  • Sonderfall: Entschädigung mit Fristsetzung
4. Entgangener Gewinn, § 252 BGB
  • Beweiserleichterung in § 252 S. 2
  • Klarstellend, ergibt sich eigentlich schon aus § 249 I BGB
5. Immaterieller Schaden, § 253 BGB
   • § 253 Abs. 1 BGB: Entschädigung in Geld nur, wenn und soweit gesetzlich vorgesehen
   • Wichtigste Bspe: § 253 II BGB, § 651f II BGB, § 11 S. 2 StVG, § 8 S. 2 ProdHaftG, § 15 II AGG

                                                                                                     22
Falllösung
Ansprüche S à B   S à B: Hypothetische Kosten für Nasen-OP
                  A. § 823 I BGB
                     I.   Haftungsbegründender Tatbestand (+), s.o.
                     II. Haftungsausfüllender Tatbestand
                         • SE, § 249 ff. BGB
                         • Nasenbeinbruch
                           • § 249 I BGB
                           • § 249 II 1 BGB
                                    h.M. bei Sachschäden:                     h.M. bei Körperschäden
                                Fiktive Reparaturkosten ersatzfähig       Hypothetische Abrechnung n. möglich

                               • Arg.: Dispositionsfreiheit des          • Arg:
                                 Geschädigten; § 249 II 1 BGB „erford.     • Höchstpersönliche RG; kein
                                 Geldbetrag“                                 unmittelbarer Niederschlag im
                               • = „Abrechnung auf Gutachtenbasis“           Vermögen des Geschädigten
                                 à obj. Widerherstellungskosten            • I.E.. immaterieller SE

                   III. ZE: (-) [solange OP nicht tatsächlich durchgeführt]

   D B            B. § 823 II BGB i.V.m. § 229 StGB (-) [solange OP nicht tatsächlich durchgeführt]

              S

   23
Falllösung
Ansprüche S à B   S à B: Schmerzensgeld
                  A. § 823 I BGB
                     I.   Haftungsbegründender Tatbestand (+), s.o.
                     II. Haftungsausfüllender Tatbestand
                         • SE, § 249 ff. BGB
                         • Immaterieller Schaden à § 253 I, II BGB
                                  (1) Ausgleichsfunktion              (2) Genugtuungsfunktion
                   III. ZE: (+)
                  B. § 823 II BGB i.V.m. § 229 StGB (+)

   D B
              S

   24
Falllösung
Ansprüche S à B
                  S à B: SE für abhanden gekommenen iPod
                  § 823 I BGB
                    I.   Haftungsbegründender Tatbestand
                         1. Handlung (+), s.o.
                         2. Rechtsgutsverletzung
                            • Eigentumsverletzung?
                            • Berechtigter Besitz
                         3. Haftungsbegründende Kausalität usw., vgl.o.
                    II. Haftungsausfüllender Tatbestand
                        • SE, § 249 ff. BGB
                        • Haftungsausfüllende Kausalität
                              • Äquivalenz
                              • Adäquanz
                              • Normative Zurechnung (Schutzzweck der Norm)
                        • Art der Ersatzleistung: § 251 I BGB

   D B             III. ZE: Obj. Wert iPod (+)

              S

   25
Falllösung
Ansprüche S à B
                  S à B: SE für abhanden gekommenen iPod
                  § 823 I BGB
                    I.   Haftungsbegründender Tatbestand                     Exkurs: Fleet-Fall:
                                                                      vgl. dazu sowie zum „Fleet-Fall-
                         1. Handlung (+), s.o.                             Reloaded“ bündig etwa
                                                                  https://www.juracademy.de/rechtsprech
                         2. Rechtsgutsverletzung                     ung/article/fleetfall-neu-aufgelegt
                                                                          mit weiteren Nachweisen
                            • Eigentumsverletzung?
                            • Berechtigter Besitz
                         3. Haftungsbegründende Kausalität usw., vgl.o.
                    II. Haftungsausfüllender Tatbestand
                        • SE, § 249 ff. BGB
                        • Haftungsausfüllende Kausalität
                              • Äquivalenz
                              • Adäquanz
                              • Normative Zurechnung (Schutzzweck der Norm)
                        • Art der Ersatzleistung: § 251 I BGB

   D B             III. ZE: Obj. Wert iPod (+)

              S

   26
Fall 12 Abwandlung – Skizze

                                          D          B

                                                                 S

                                   § 830 I 2 BGB (eigene AGL, hM)

1. Unerlaubte Handlungen mehrerer Beteiligter (ohne Kausalität)
     • Mehrere Personen haben durch ihr Handeln wenigstens Gefahr einer RGV iSd § 823 ff. BGB
       begründet/erhöht – ohne Mittäter iSd vorrangige § 830 I 1 BGB zu sein
2. Sichere Schadensverursachung durch einen der Beteiligten
3. Unsicherheit, wer aus Kreis der Beteiligten = Verursacher
4. Weitere Begrenzung der Haftung
     •   Rspr.: „Einheitlichkeitskriterium“ à Einzelne potentielle Verursachungsbeiträge müssen zu
         einheitlichem Vorgang verbunden sein = v.a. wenn Verursachungsbeiträge örtl. + zeitl.
         zusammenhängen; entscheidend v.a.: Gleichartigkeit der Gefährdung des RG
     •   Lit.: „Einheitlichkeitskriterium“ konturlos à entscheidend allein, dass Hdlg. spez. Bezug zu
         Schaden hat im Sinne einer gesteigerten Form möglicher Kausalität

27
Kausalität im Detail

                                          Kausalität
1. Kausalität nach der Äquivalenztheorie (conditio sine qua non)

    Nach der Äquivalenztheorie ist eine Handlung des Schädigers für
    eine Rechtsgutsverletzung kausal, wenn die Handlung nicht
    hinweggedacht      werden       kann,     ohne     dass     die
    Rechtsgutsverletzung in ihrer konkreten Gestalt entfiele.

     a) Spezialfall: Kumulative Kausalität
         •   Fallkonstellation: Handlung des Schädigers konnte die
             Rechtsgutsverletzung  nicht    allein,   sondern   nur     im
             Zusammenwirken mit dem Handeln eines anderen herbeiführen.
         •   Hier: „Normale“ Anwendung der Äquivalenztheorie

     a) Problemfall: Doppelkausalität
         •   Fallkonstellation: Zwei Ereignisse haben so zu einer
             Rechtsgutsverletzung geführt, dass auch jedes Ereignis für sich
             alleine kausal gewesen wäre.
         •   Normative Korrektur der Äquivalenztheorie in diesen Fällen:
             Kausalität (+), wenn die beiden Ereignisse zwar alternativ, aber
             nicht kumulativ hinweggedacht werden könnten, ohne dass der
             Erfolg entfiele.
Kausalität im Detail
2. Normative Korrektur nach der Adäquanztheorie
                                    Kausalität
    Außergewöhnliche und objektiv nicht vorhersehbare Verletzungen,
    die außerhalb jeder Lebenswahrscheinlichkeit liegen, sind dem
    Schädiger nicht zurechenbar.

3. Normative Korrektur durch normative Zurechnung (tlw.:
   „Schutzzweck der Norm“)
    •   Fallgruppen:
         • insb. Schutzzweck der Norm = Prüfung, ob die
             Rechtsgutsverletzung vom Schutzzweck der Norm erfasst
             ist, also ob es die Funktion des § 823 I BGB sein soll, das
             konkrete Rechtsgut gerade vor der konkreten Art der
             Verletzung zu schützen.
         • Psychisch vermittelte Kausalität (Herausforderungsfälle)
         • Dazwischentreten Dritter (Dritter hat neue, selbständige
             Gefahrenlage       geschaffen,    die     im    bisherigen
             Geschehensablauf noch nicht angelegt
guter Schreibstil (für Klausuren)
                                          „Besonders wichtig ist, uns zu schulen, so einfach und
                                  so klar wie möglich zu sprechen und zu schreiben.“ (Karl R. Popper)

I. Grundregeln:
      1. Überflüssiges ist überflüssig à Keine Verweise auf den Sachverhalt wie: „vorliegend, laut SV usw.“
      2. Zusammen, was zusammen gehört à insb. Subjekt und Verb eng zusammen
      3. Wähle das treffende Wort à besonderen Ausdruck, nicht den allgemeinen à Fragen, ob es zu diesem Begriff nicht einen
         treffenderen Unterbegriff gibt
      4. Taten in Tätigkeitswörter à Verben verwenden à Nominalstil vermeiden! (es sei denn bewusst distanziert/förmlich) à
         Hauptwörter mit -ung, die Handlung bezeichnen, prüfen ob nicht durch Satz ersetzbar
      5. Hauptsachen in Hauptsätze à das heißt: Sätze nicht mit „zu prüfen ist, ob...“, sondern mit: „Möglicherweise hat...“ beginnen 
         Nicht: „Daraus ergibt sich, dass das Merkmal X hier gegeben ist." sondern: „daher ist da Merkmal X hier gegeben."
      6. Nebensachen/Ergänzungen in Nebensätze
      7. Kurze Sätze: ca. 16-17 Wörter pro Satz siehe dazu zur Anleitung Kürzen von Sätzen: unten II.
             •   Grundsatz: Ein Satz, ein Gedanke.
             •   Kurze Sätze mit einer einzigen Aussage besser als lange Phrasen, in denen eigentliche Aussage kaum gefunden werden
                 kann. Wer viel mittzuteilen hat, möge die Informationen auf mehrere Sätze verteilen!
      8. Leser messen Satzende besondere Bedeutung zu à dient als Vorschau/Anknüpfungspunkt für den nächsten Satz à erleichtert
         Lesefluss, wenn Folgesatz an Information der Betonungsposition anknüpft
      9. Verneinungen (insb. doppelte) erschweren das Verständnis
      10. Einschaltungen zwischen Gedankenstriche! Auch Doppelpunkt macht oft Gliederung des Satzes leichter!
      11. Listenartige Aufzählungen an den Schluss des Satzes

 30              Thomas Sagstetter
guter Schreibstil (für Klausuren)

II. Anleitung zum Kürzen von Sätzen:

     1. Fakten identifizieren (Bulletpoints)
     2. Satz in Einzelteile zerlegen, die jeweils nicht mehr als 3 Fakten enthalten
     3. Nebensätze ausgliedern (insb. Einschübe)
     4. Sinnvolle Abfolge (Ursache/Wirkung bzw. chronologisch)

31          Thomas Sagstetter
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Mitarbeit!

Thomas Sagstetter
Münchner Examenstraining

https://www.jura.uni-muenchen.de/personen/s/sagstetter_thomas/index.html

Fragen jederzeit gerne via E-Mail:
thomas.sagstetter@jura.uni-muenchen.de

                                                                           32
Sie können auch lesen