Für die Klimawandelanpassung und den Biodiversitätserhalt - Ein Leitfaden für Entscheidungsträger*innen - Regionalmanagement ...

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Für die Klimawandelanpassung und den Biodiversitätserhalt - Ein Leitfaden für Entscheidungsträger*innen - Regionalmanagement ...
ÖFFENTLICHE FREIRAUMGESTALTUNG

für die Klimawandelanpassung
und den Biodiversitätserhalt

Ein Leitfaden für Entscheidungsträger*innen
Für die Klimawandelanpassung und den Biodiversitätserhalt - Ein Leitfaden für Entscheidungsträger*innen - Regionalmanagement ...
Vorwort                                                                     Inhaltsverzeichnis
    Sehr geehrte Damen und Herren,                                              Freiraum im Klimawandel ............................................................... 3

    Die Region Südweststeiermark hat eine vielfältige Kulturlandschaft                   Verbrauch von Boden .......................................................... 4
    mit einer ebenso reichen Artenvielfalt. Grund für diese Vielfalt ist
    unter anderem auch das - im Steiermark-weiten Vergleich - milde Klima.               Hitze im Siedlungsraum ....................................................... 6
    Durch den Klimawandel wird es jedoch zuehends heißer, extreme Wetter-
    situationen wie Hitze- oder Dürreperioden nehmen zu. Das stellt die                  Biodiversitätserhalt .............................................................. 7
    Region vor große Herausforderungen für die Zukunft. Vor allem in
    verbauten Siedlungsgebieten stellt die Hitzebelastung eine zunehmende       Integrales Regenwassermanagement-Prinzip ................................ 8
    Gefährdung für unsere Gesundheit dar. Neben der Klimaerhitzung ist auch
    der Biodiversitätsverlust eine Gefahr für unsere Gemeinschaft. Unsere       Von der Idee zur Umsetzung ........................................................... 10
    Region ist wirtschlich sehr erfolgreich und hat ein dynamisches Wachstum.
    Eine Entwicklung die Chancen und Wohlstandszuwachs bietet, aber             Flächen mit Potenzial für die Entsiegelung ..................................... 11
    ebenso Risiken und Verluste. Vor allem dem Verlust der Menge und der
    Vielfalt der Insekten ist entgegenzuwirken, denn diese sind als Bestäuber   Praxiserprobte ökologische Bauweisen .......................................... 12
    unverzichtbar für unsere Lebensmittelversorgung.
                                                                                         Übersicht: Bauweisen für Potenzialflächen .......................... 13
    Mit dem vorliegenden Leitfaden möchten wir diesen Herausforderungen
    begegnen und aufzeigen, wie und wo unsere Gemeinden Maßnahmen
                                                                                Versickerungsfähige Oberflächenbefestigungen ............................ 14
    setzen können, die sowohl der Anpassung an den Klimawandel, als auch
    der Förderung unserer Artenvielfalt dienen.
                                                                                Grünflächen zur Wasserspeicherung und -versickerung ................. 16
    Der Leitfaden zeigt Beispiele aus der Praxis für die Freiraumgestaltung.
    Viele davon sind Umsetzungsbeispiele für Gemeindevertreter*innen , aber
                                                                                Bauwerksbegrünung ....................................................................... 22
    können von jeder/m Südweststeirer*in umgesetzt werden.

    Der Klimawandel und der Biodiversitätsverlust gehören zu den größten
                                                                                Weiterführende Information ........................................................... 24
    Herausforderungen unserer Zeit - lösen wir sie gemeinsam!

    Hochachtungsvoll,
    Joachim Schnabel

    Regionsvorsitzender Südweststeiermark, Bürgermeister der Gemeinde
    Lang, Abgeordneter zum Nationalrat
2
Für die Klimawandelanpassung und den Biodiversitätserhalt - Ein Leitfaden für Entscheidungsträger*innen - Regionalmanagement ...
Freiraum im Klimawandel
Das tägliche Leben und die wirtschaftlichen Aktivitäten benötigen
befestigte Flächen für Gebäude, Straßen und Parkplätze. Diese werden
meist außerhalb oder an der Grenze bestehender Siedlungen realisiert, wo
besonders fruchtbarer Boden verbaut wird.

Neue nachhaltige Ansätze für Siedlungs- und Gewerbeentwicklung ohne
zusätzliche Bodeninanspruchnahme sind dringend erforderlich. Der Raum-
                                                                                 versiegelt        entsiegelt
planung kommt bei der Vermeidung des Verbrauchs aktiver Böden eine
tragende Rolle zu, um sowohl im ländlichen, als auch im städtischen Raum
                                                                                Wärmeemission   Evapotranspiration
eine Nutzungsmischung zu erreichen. Damit können Daseinsgrundfunk-
tionen wie Arbeiten, Wohnen, Gesundheit, Bildung und Erholung räumlich
eng koordiniert werden und wertvoller Boden erhalten bleiben.
                                                                               Ober-
Natürliche Grünflächen fördern die Biodiversität und sorgen dadurch für        flächen-
stabile Ökosysteme, die im Klimawandel resilient auf extreme Hitze und         abfluss
Starkregenereignisse reagieren können. Die Bodenfunktionen, wie Wasser-
rückhalt und Lebensmittelproduktion, gehen vollständig verloren, wenn der
Boden komplett versiegelt wird.

Die Entsiegelung und der Erhalt offener Flächen sind insbesondere auf ge-                       Versickerung
                                                                                                & Filterfunktion
eigneten Potenzialflächen sinnvoll, die im Siedlungsraum häufig vorkom-
men. In diesem Leitfaden werden für Entscheidungsträger*innen alternative    Kanalsystem        Grundwasser
Ansätze und Bauweisen des integralen Regenwassermanagements vor-                                        © Minixhofer 2020
gestellt, die versickerungsfähige Oberflächenbefestigungen ermöglichen,
Grünflächen zur Wasserspeicherung und -versickerung vorsehen und Bau-
werksbegrünungen inkludieren.

Der Erhalt lebenswerter Ökosysteme für Mensch, Tier und Pflanze setzt ver-
antwortungsbewusstes Handeln durch Entscheidungsträger*innen voraus.

                                                                                                                            3
Für die Klimawandelanpassung und den Biodiversitätserhalt - Ein Leitfaden für Entscheidungsträger*innen - Regionalmanagement ...
Verbrauch von Boden
    Ursachen und Probleme                                                                                Bodenverbrauch in Österreich
    Hauptursache für den stark ansteigenden Bodenverbrauch ist die
                                                                                                                                   In Österreich werden täglich
    Zunahme der Zersiedelung im ländlichen Raum. Die geringe Besiedel-
                                                                                                                                        18,5 Fußballfelder
    ungsdichte erfordert ein stark ausgebautes Infrastrukturnetz zur Erschlie-
                                                                                                                                    an Bodenfläche verbraucht.
    ßung der weit verstreuten Siedlungsräume.
                                                                                                         1 Fußballfeld = 0,714 ha
    Betroffen sind zumeist potenziell landwirtschaftlich nutzbare Böden.                                 Quelle: Umweltbundesamt , Stand 2019
    Ökologische Bodenfunktionen gehen verloren und die Lebensmittelver-
    sorgung sowie die Anpassungsfähigkeit gegen die intensiver werden-
    den Wetterextreme sinken. Siedlungsräume setzen sich einem höheren                                                           2,9                     2,7
    Risiko von schwerwiegenden Naturgefahren aus. Dies ist weder öko-
    nomisch noch ökologisch sinnvoll.
                                                                                                                                                                  0,4
        Eine vollständige Bodenversiegelung ist, wenn überhaupt,
    sehr kosten- & zeitintensiv und nur schwer rückgängig zu machen.

                                                                              1,4
                                                                                                                                                                        2,0
                                                                                                                0,8
                                                       1,0                                                                                         5,5

                                                                                                                        1,7

4     Quelle: Umweltbundesamt (2020), https://www.umweltbundesamt.at/umweltthemen/boden/flaecheninanspruchnahme, Letzter Abruf: 01.09.2020
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Folgen des steigenden Bodenverbrauchs

                                        Temperaturanstieg

                                        Starke Oberflächenversiegelung verhindert die Ver-
                                        dunstung von Wasser und führt dadurch zur Ver-
                                        änderung des Mikroklimas. Die Folge ist ein Anstieg
                                        der lokalen Temperaturen. Versiegelte Oberflächen,
                                        wie Asphalt- und Betondecken, heizen sich in der
                                        Sonne stark auf und speichern die Hitze. Dies bewirkt
                                        Hitzeinseln und sogenannte Tropennächte mit sehr
                                        negativen Folgen für die Umwelt.

                                        Verschlechterung der Luftqualität

                                        In Städten und stadtnahen Gebieten, wo die Staub-
                                        bildung hoch ist, liefern unversiegelte Böden einen
                                        besonders positiven Beitrag zur Luftverbesserung,
                                        da sie Staubpartikel binden. Oberflächenversiegelung
                                        wiederum gilt als Staub- und Schadstoffquelle.

                                                                                                5
Für die Klimawandelanpassung und den Biodiversitätserhalt - Ein Leitfaden für Entscheidungsträger*innen - Regionalmanagement ...
Hitze im Siedlungsraum
    Hitzeinseln entstehen durch hohe sommerliche Temperaturen im Zuge
                                                                                                                                                                                      heiß
    von anhaltenden Hitzewellen und der damit verbundenen, besonders
    starken Aufheizung von Siedlungsräumen. Die wesentlichen Faktoren
    sind hier der Versiegelungsgrad und die Bebauungsdichte. Das Fehlen

                                                                                                                                                                                        Temperatur in °C
    von Vegetation, natürlichem Schatten und Durchlüftungskorridoren ver-
    stärken diesen Effekt zusätzlich.

    Bewohner*innen können gesundheitliche Schäden erleiden. Ein Rück-
    bau versiegelter Flächen schafft mehr Platz für Grün- und Erholungs-
    flächen und trägt dadurch zur Verbesserung kleinklimatischer Verhält-
    nisse bei.
                                                                                                                                                                                      kalt

                                                                                                                            Die Oberflächentemperatur eines Gebäudes (rechts) im
                                                                                                                            Vergleich zur angrenzenden Waldfläche (links).
                                                                                                                            (Wärmebildaufnahme)
              "Städte der nördlichen Hemisphäre werden sich
                       auf ein Klima einstellen müssen,
       wie es aktuell etwa 1.000 Kilometer weiter südlich herrscht,
                         d.h. trockenere Sommer mit
     etwa doppelt so vielen Tagen über 30 Grad Celsius wie bisher."

                                     Bastian et al., 2019

                     Graz und Leibnitz haben dann ein Klima,
                   wie es zurzeit in Rom oder Neapel vorkommt.

                                                                                                                            Gebäude (rechts) und Bäume (links) in der Stadt.
                                                                                                                            (Originalaufnahme)

6     Quelle: Bastian et al. (2019), Understanding climate change from a global analysis of city analogues, https://doi.org/10.1371/journal.pone.0217592, Letzter Abruf: 05.10.2020
Für die Klimawandelanpassung und den Biodiversitätserhalt - Ein Leitfaden für Entscheidungsträger*innen - Regionalmanagement ...
Biodiversitätserhalt
Als Biodiversität wird die gesamte Vielfalt des Lebens beschrieben.
Geht sie verloren, hat dies negative Auswirkungen auf die gesamte
Umwelt (Mensch, Tier und Pflanze).

                                                            Biodiversität sichert ...

                   ... die Erhaltung der Stoffkreisläufe.                                  ... den Beitrag der Ökosysteme zum
                                                                                                      Erhalt des lokalen Klimas.

                   ... sauberes Trinkwasser.                                                     ... Freude und Erholung durch
                                                                                                         Vielfältigkeit der Natur.

                   ... Ernährung.
                                                                                                         ... Baumaterialien und
                                                                                                                 Energieträger.
                   ... die genetische Vielfalt
                   als Versicherung gegenüber
                   Umweltveränderungen.                                                            ... medizinische Versorgung.

                                                                          Erhöhung der Biodiversität in Siedlungsräumen durch ...

                                                                          ... Erhaltung und Wiederherstellung naturnaher Grünflächen.
                                                                          ... Förderung von Brachflächen.
                                                                          ... Verwendung von heimischen Pflanzen.
                                                                          ... Verzicht auf Spritzmittel.

                                                                                                                                        7
Für die Klimawandelanpassung und den Biodiversitätserhalt - Ein Leitfaden für Entscheidungsträger*innen - Regionalmanagement ...
Integrales Regenwassermanagement-Prinzip
    Integrales Regenwassermanagement ermöglicht die Versickerung, den Wasserrückhalt, die Verdunstung
    sowie die Speicherung und Nutzung von Niederschlagswasser in Siedlungsgebieten.

    Das bringt einige   Vorteile     mit sich:

     Erhalt des Wasserkreislaufs

                                                                                     Temperatur-
                                                        Niederschlag
                                                                                     regulierung

                                   Versickerung                           Wasserrückhalt                               Speicherung
                                                                         und Verdunstung                               und Nutzung
                                                                                 Evapotranspiration
                                                                                                                                            Zisterne

                         Oberflächen-
                         abfluss                                                           Begrünung                                Wasserversorgung für
                                                                                                                                    Böden und Pflanzen

                                                  Filterfunktion                                                               Regenwasserspeicherung
                                                  des Bodens                                                                     für die Bewässerung
                        Kanalsystem
                                                                       Grundwassererneuerung           © Pitha und Enzi 2010, Wultsch und Minixhofer 2020
     Entlastung des Kanal-                         Filtration von
     und Abwassernetzes                          Oberflächenwasser

8
Für die Klimawandelanpassung und den Biodiversitätserhalt - Ein Leitfaden für Entscheidungsträger*innen - Regionalmanagement ...
mit integralem Regenwasser-   €€€
management zu langfristigen
Verbesserungen
Für die Klimawandelanpassung und den Biodiversitätserhalt - Ein Leitfaden für Entscheidungsträger*innen - Regionalmanagement ...
Von der Idee zur Umsetzung
     Bei der Umsetzung von Projekten muss zielgerichtet und lösungsorientiert geplant werden. Das bedeutet:

     1.   potenzielle Flächen identifizieren    1
     2.   klare Ziele abstecken, Sollzustand definieren
     3.   Rechtsgrundlagen klären und einbinden                                                               Planung
     4.   qualifizierte Betriebe zur Umsetzung
          auswählen                                                                                           Ingenieurbüro für Landschafts-
                                                                                                              planung und -architektur

                                                                                                 Bau- und                  Gestaltung
                                                                                             Vegetationstechnik
                Zielsetzung        2                      Rechtsgrundlage              3

                                                          Klärung der Zuständigkeiten
          •   Anpassungsfähigkeit der                     & Förderungen,
              Siedlungsräume an den                       Einbindung der
              Klimawandel                                 Behörden & Verbände
                                                                                                                                               4
          •   Entsiegelung von Flächen

          •
          •
              zur Klimaregulierung
              Erhöhung der Biodiversität
              Erhöhung der Oberflächen-                      Nähere Informationen
                                                                                   §                          Ausführung
                                                                                                              Garten- und Landschafts-
              versickerung                                 zu relevanten rechtlichen                          baubetrieb, Straßenbaubetrieb
          •   Verbesserung der                              Regelungen finden Sie
              Lebensqualität                               am Ende des Leitfadens.
                                                                                                 Bautechnik            Vegetationstechnik

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Flächen mit Potenzial für die Entsiegelung
                                                                                   Böschung

                                                                                               Gleisanlage

  Parkplatz                                                             Kreisverkehr
                                                                                                        Bus- und Zug-
                                            rt                                                           haltestelle
                                   f   ah                                                                                   Parkplätze und
                                Zu
                       t   e)                                                                                             -streifen, die von

               ri   va                                                                                                       Fahrbahnen
          (p                                                                                                                getrennt oder
                                                                                                                          durch eigene Zu-
                                                                                                                         und Abfahrtswege
                                                 Gebäude                                            Park- und
                                                                                                                            erreichbar sind
                                                                                                   Abstellfläche
                                                                                                                        und der Aufstellung
                                                                                                                           von Fahrzeugen
                                                                                                                                dienen.
 Flächentypen

                                                                                              St
 befestigte Oberflächen

                                                                                              ra
                                                                                               ße
                                                                                                                           alle zur Straße

                                                                                                   nb
                                                           Hauptplatz                                                       gehörenden

                                                                                                   eg
   offene Oberflächen                                                                                                     (natürliche und

                                                                                                    le
                                                                                                        itg
                                                                                                                          künstlich ange-

                                                                                                         rü
                                                                                                                        legete) Grünflächen

                                                                                                          n
                                                                        Gehsteig
      am Gebäude                                                                                                           und Gehölze

                                                      Fahrrad-
                                                    abstellfläche

                                                                                               Vo
                                                                                                  rpl
                                                                                                    at
                                                                                                    z                                          11
Praxiserprobte ökologische Bauweisen
     Auf den folgenden Seiten werden alternative und ökologisch wertvolle         Bewertungskriterium            gering                      hoch
     Bauweisen für vollversiegelte Oberflächen aufgezeigt, die bereits
     erfolgreich zum Einsatz kommen.
                                                                                    Versickerungsfähigkeit
     Die Bauweisen werden in Kategorien zusammengefasst und anhand von
     fünf Kriterien nach ihrer Intensität von gering bis hoch bewertet:
                                                                                    Kühlungseffekt
     Versickerungsfähigkeit | Wie viel Wasser kann der Boden aufnehmen?
     Kühlungseffekt | Wie hoch ist die Termperatursenkung der Bauweise?
     Biodiversität | Wie stark wird die Artenvielfalt gefördert?
                                                                                    Biodiversität
     Kosten | Wie teuer ist die Errichtung, Pflege, Wartung und Reparatur?
     Belastbarkeit | Kann die Bauweise begangen oder befahren werden?

     Den Entscheidungsträger*innen soll dadurch ein schneller Überblick zu
     den Eigenschaften der unterschiedlichen Bauweisen vermittelt werden.
                                                                                    Kosten                            €       €€           €€€
                                                                                    Belastbarkeit

        Beispielbewertung:
        Asphaltdecke                              Asphaltdecke
        (vollversiegelt)
                                                                                               €€€
                                                                                                                              Diese Kriterien werden
                                                                   Wo?       Park- und Abstellflächen, Haltestelle,
                                                                             Platz, Fahrradabstellfläche, Gehsteig               sehr hoch erfüllt:
                                                                                                                                   hohe Kosten,
                                                                   Wie? hoher Ressourcenverbrauch,                              hohe Belastbarkeit
          Diese Kriterien werden nicht erfüllt:                         Barrierefreiheit
             keine Versickerungsfähigkeit,
                 kein Kühlungseffekt,
                                                        Was muss für die Errichtung und               Auf welchen Potenzialflächen kann
                  keine Biodiversität.
                                                       den Erhalt berücksichtigt werden?               die Bauweise eingestzt werden?

12
Übersicht: Bauweisen für Potenzialflächen
Versickerungsfähige Oberflächenbefestigungen (belastbar)

 Schotterrasen   wassergebundene   Rasengitterstein     Rasenfugenstein      fugenoffenes          begrünte
                      Decke                                                     Pflaster          Gleisanlage

Grünflächen zur Wasserspeicherung und -versickerung (nicht belastbar)

Baumpflanzung      naturnaher       Regengarten          Sickermulde          natürliche
                  Randstreifen                                             Retentionsmulde

Bauwerksbegrünungen

   extensive        intensive       semi-intensive     bodengebundene      wandgebundene        troggebundene
Dachbegrünung    Dachbegrünung     Dachbegrünung      Fassadenbegrünung   Fassadenbegrünung   Fassadenbegrünung
Versickerungsfähige Oberflächenbefestigungen
                                                                           Schotterrasen (mehrschichtig)

       Park-                                               Bus- und
                                                               Zug-
                                                                                                                    €€
                                         t
       platz                          hr
                             u   fa                              halte-                    Wo?   Park- und Abstellfläche, Zufahrt, für
                      e   )Z
                   at
                                                                  stelle                         höhere Belastung (Belastungsklasse SR3)
             riv
        (p
                                                            Park- und                      Wie? mehrschichtiger Aufbau,
                                                           Abstellfläche                        artenreiche Gräser- und Kräuteransaat

                                                      Ge
                                                                           Variante: Schotterrasen (einschichtig)

                                                      hs
                                                       te
                                                           ig
                                             Haupt-
                                              platz
                                                                                                                      €
                                                                Vo
                                                                   r
                                                                 pla
       Fahrrad-
     abstellfläche                                                 tz                      Wo?   Park- und Abstellfläche, Zufahrt, für
                                                                                                 geringe Belastung (Belastungsklasse SR1)
     Potenzialflächen für versickerungsfähige Oberflächenbefestigungen
                                                                                           Wie? einschichtiger Aufbau, wartungsanfällig
                                                                                                (in Abhängigkeit zur Belastung)

                                                                           wassergebundene Decke

                                                                                                                    €€
                                                                                           Wo?   Geh- und Radweg, (Fahrrad-) Abstell-
                                                                                                 fläche, Hauptplatz, Gleisanlage

                                                                                           Wie? mehrschichtiger Aufbau,
                                                                                                rein mineralisches Material
     Artenreiche Gräser- und Kräutersaat auf einem Schotterrasen

14
Rasengitterstein

                                            €€
               Wo?      Park- und Abstellfläche, Zufahrt, Vorplatz

               Wie? mehrschichtiger Aufbau,
                    überwiegend mineralisches Füllmaterial,
                    artenreiche Gräser- und Kräuteransaat

Rasenfugenstein
                                                                           Verschiedene Ausführungen von Rasengittersteinen
                                            €€
               Wo?      Park- und Abstellfläche, Zufahrt, Vorplatz

               Wie? mehrschichtiger Aufbau, überwiegend
                    mineralisches Fugenmaterial,
                    trittresistente Gräser- und Kräuteransaat

fugenoffenes Pflaster

                                            €€
                                                                           Begrünte Gleisanlage in Graz
               Wo?      Park- und Abstellfläche, Gehsteig, Zufahrt,
                        Haupt- und Vorplatz, Haltestelle
                                                                      begrünte Gleisanlage
               Wie? mehrschichtiger Aufbau, mineralisches
                    Fugenmaterial, Option: Drainbetonstein
                                                                                                                   €€
                                                                                       Wo?    Gleisanlage

                                                                                       Wie? Aufbau: je nach Gleistyp unterschiedlich,
                                                                                            u.a. wie Schotterrasen

                                                                                                                                        15
Grünflächen zur Wasserspeicherung und -versickerung
                                                                                                          Baumpflanzung                                                  in
                                                  Böschung
                                                                                                                                                                         Bio-
                                                              Gleisanlage
                                                                                                                                                              €€         retentions-
                                                                                                                                                                         mulde

                                                                                                                                                            €€€          Stockholm
                                                                                                                                                                         System

                                                                                                                                                              €€         Pflanzgrube

                                                            St
                                                             ra
                                                                                                                                    Wo?   Abstellfläche, Gehsteig, Haltestelle,
                                                               ße
                                                                 nb
                                                                                                                                          Platz, Straßenbegleitgrün, Böschung
                                                                   eg
                                                                    le                                                              Wie? technischer Aufbau mit mineralischen
                                                                      itg
                                                                        rü
                                                                                                                                         Substraten, artenreiche Gräser-
                                                                         n                                                               Kräuteransaat zu empfehlen

     Potenzialflächen für Wasserspeicherung und -versickerung
                                                                                                                   Was soll bei der Baumpflanzung
                                                                                                                   beachtet werden?

                                                                                                                   •    Schattenwurf bei Ausrichtung / Platzierung
                                                                                                                        von Bäumen nutzen (z.B. bei Parkplätzen,
                                                                                                                        Sitzgelegenheiten)
                                                                                                                   •    Einhaltung des geforderten Abstands zu
                                                                                                                        Gebäuden und Infrastrukturleitungen
                                                                                                                   •    Pflanzabstand der Bäume richtet sich
                                                                                                                        nach Endbreite der Krone
                                                                                                                   •    Verwendung von hochwertigem
                                                                                                                        Pflanzmaterial

     Allee in der Südoststeiermark                                                                                 •    fachgerechte Anwuchs- und
                                                                                                                        Entwicklungspflege

16               Nähere Informationen zu den Baumpflanzungen finden Sie auf der Homepage: http://www.naturpark-suedsteiermark.at/
Schematischer Aufbau der Baumpflanzungen

Stockholm System

                            Drainage-                                               mind. 1,0 m
                            schotter
  eingeschlemmtes
                                                                                    Volumen:
  Struktursubstrat /                                                                mind. 15 m³
          Kantkorn                                       Struktursubstrat

                             Schematische Skizze eines Stockholm Systems

Pflanzgrube

                                                                          Niederschlag

    Baumsubstrat in
                                                                Pflanzloch          mind. 1,0 m
      der gesamten                                                                                    mind.         Baumpflanzungen im Stockholm System in Graz
        Pflanzgrube                                                                 mind. 4,0 m       1,5 m
                                                                Pflanzgrube

                                     anstehender Boden                              Volumen:
                                                                                    mind. 12 m³
                             Schematische Skizze einer Pflanzgrube
Quelle: Bosky Trees (2020), Recommended soil volumes for trees of different sizes, https://stockholmtreepits.co.uk/assets/downloads/soil-volume-guidance-v1-1.pdf, Letzter Abruf: 02.11.2020   17
Grünflächen zur Wasserspeicherung und -versickerung

                                                                                                                          Bäume zur Beschattung von
                                                                                                                          Park- und Abstellflächen

                                                                                                                          •    anzustrebendes Beschattungsausmaß:
                                                                                                                               35-50% der Fläche
                                                                                                                          •    Ideal: 1 großkroniger Baum pro 4 Stellplätze
                                                                                                                          •    kaum Schattenwirkung bei Kugel-/
                                                                                                                               Säulenformen
                                                                                                                          •    ausreichend groß dimensionierte
                                                                                                                               Baumscheiben/ Baumstreifen
                                                                                                                          •    Schattenwirkung (dichte und lichte Krone)
                                                                                                                               beachten

              Schatten- und Kühlwirkung eines Baumes auf die Parkplatz-

                                                                                                                                                                                Sc
                                                                                                                                                                                ha
              und Abstellflächen im Tagesverlauf.

                                                                                                                                                                                    tte
                                                                                                                                                                                     n
              Der Schatten wandert im Tagesverlauf. Die Bäume
              müssen so angeordnet werden, dass ein möglichst hoh-
              er Anteil an Stellflächen oder Parkstreifen durch die
              Bäume beschattet wird. Hier gilt es, neben der richtigen                                                  Schattenverlauf kleiner und großer Bäume im Tagesverlauf
              Baumauswahl, auf die Himmelsausrichtung der                                                               auf den Parkplätzen. Die Parkflächen können auch mit ver-
              Parkflächen zu achten.                                                                                    sickerungsfähigen Oberflächen ausgeführt werden (unten).

18     Quelle: Wolf, K.L. (2004). Trees, Parking and Green Law: Strategies for Sustainability. Stone Mountain, GA: Georgia Forestry Commission, Urban and Community Forestry.
naturnaher Randstreifen

                                               €
                 Wo?    Straßenbegleitgrün, Kreisverkehr,
                        Böschung

                 Wie? einfacher Aufbau, für magere/
                      trockene Standorte geeignet

       Naturnahe Begrünung mit
                                                            Naturnahe Begrünung mir regionalem Saatgut
       regionalem (Wildblumen-) Saatgut

       Begrünungsvarianten

       •   einfache Gräser-Mischung
       •   artenreiche Gräser-Kräuter-Mischung
       •   Staudenbepflanzung
       •   Baumpflanzung
       •   Stauden- & Baumpflanzung

       TIPP zur Steigerung der Biodiversität

       •   Verwendung von heimischem
           Qualitätssaatgut / Pflanzmaterial
       •   Extensivierung der Pflege (1-2-malige Mahd)
       •   wichtig: Schulung des Personals für Pflege

                                                            Naturnaher Randstreifen in der Südsteiermark

                                                                                                           19
Grünflächen zur Wasserspeicherung und -versickerung
                                                                     Regengarten

                                                                                                              €€
                                                                                   Wo?    Park- und Abstellfläche, Haupt- und
                                                                                          Vorplatz, Straßenbegleitgrün

                                                                                   Wie? technischer, mehrschichtiger Aufbau;
                                                                                        ästhetische, artenreiche Bepflanzung

                                                                     Natürliche Retentionsmulde

                                                                                                                €
       Regengarten in Obergrafendorf, Niederösterreich
                                                                                    Wo?   Park- und Abstellfläche, Haupt- und
                                                                                          Vorplatz, Straßenbegleitgrün

                                                                                    Wie? einfacher Aufbau, ähnlich dem
                                                                                         Regengarten

                                                                     Sickermulde                                         Begrünung mit

                                                                                                                         Stauden
                                                                                                              €€         &
                                                                                                                         Gehölzen

                                                                                                              €€         Stauden

                                                                                                                         Gräsern
                                                                                                                €        &
                                                                                                                         Kräutern

                                                                                    Wo?   Park- und Abstellfläche, Haupt- und
                                                                                          Vorplatz, Haltestelle, Straßenbegleitgrün
       Sickermulde mit Stauden und Gehölzen, Alte Poststraße, Graz
                                                                                    Wie? technischer Aufbau, temporärer Anstau
                                                                                         von Wasser möglich

20
Beispielhafter Regengarten
                                                                                                              Was soll bei der Regenwassereinleitung
                                                                                                              beachtet werden?

                                                                                                              •   Einleitung ist punktuell oder linear möglich.
tragfähiger                                                                           Bemessung abhängig      •   Sickeranlage (Fläche) entsprechend der
                                                            Rasentragschicht
Aufbau                                                                                von der Menge der           notwendigen Sickerleistung planen.
                                                                                      Regenwassereinleitung
                                                           belebte                                            •   Eingeleitetes Regenwasser entschleunigen,
Drainageschotter                                        Bodenzone
                                                                                                                  damit die Feinanteile nicht abtransportiert
                                                   anstehender Boden                                              werden (passendes Gefälle einplanen,
                                                                                                                  Erosion vermeiden).
 Schematische Skizze eines Regengartens
                                                                                                              •   Reinigung der eingeleitenden Wässer
                                                                                                                  mittels Bodenfilter oder mechanischem
                                                                                                                  Filter (Sand, Kies, Geotextil, Vlies)
                                                                                                                  gewährleisten.
Beispiele zur Oberflächenwassereinleitung von Fahrbahnen in Sickerflächen

Einleitung durch punktuelle Öffnung                                Entschleunigung des Oberflächenwassers             Einleitung durch niveaugleich eingesetzte
des Bordsteins                                                                                                        Pflastersteingruppen

        Nähere Informationen zu Sickerflächen finden Sie in der ÖNORM B 2506-1:2013 08 01.                                                                        21
Bauwerksbegrünung
                                                              intensive Dachbegrünung

                                                                                                    €€€
                                                                            Wo?   Gebäude, Tiefgarage

                                                                            Wie? Aufbaustärke 20-150 cm, Pflege und
                                                                                 Bewässerung notwendig, Intensivsubstrat

        Gebäude                                               semi-intensive Dachbegrünung

                                                                                                      €€
                                                                            Wo?   Gebäude, Haltestelle,Tiefgarage
     Potenzialflächen an Bauwerken
                                                                            Wie? Aufbaustärke 15-100 cm, Bewässerung
                                                                                 möglich, semi-intensives Substrat

                                                              extensive Dachbegrünung

                                                                                                        €
                                                                            Wo?   Gebäude, Haltestelle, Tiefgarage

                                                                            Wie? Aufbaustärke 10-20 cm, keine Be-
                                                                                 wässerung, Leichtsubstrat, geringe Pflege

     Semi-intensive Dachbegrünung in Graz   © GRÜNSTATTGRAU

22
bodengebundene Fassadenbegrünung

                                                                                                     €€
                                                                          Wo?    Gebäude, Haltestelle, gebäudenaher
                                                                                 Bodenanschluss notwendig

                                                                          Wie? Kletterpflanzen, teilweise Kletterhilfen
                                                                               notwendig

                                                             troggebundene Fassadenbegrünung

bodengebundene Fassadenbegrünung in Lang, Steiermark                                               €€€
                                                                          Wo?    Gebäude, Haltestelle

                                                                          Wie? verschiedene Systemlösungen,
                                                                               Bewässerung und Düngung erforderlich

                                                             wandgebundene Fassadenbegrünung

                                                                                                   €€€
                                                                          Wo?    Gebäude, Haltestelle

                                                                          Wie? verschiedene Systemlösungen,
                                                                               Bewässerung und Düngung erforderlich
Modulare Fassadenbegrünung (LivingPANELS der NatureBASE)
© Johannes Anschober, Günther Frühwirt und Bernhard Scharf

                                                                                                                          23
Weiterführende Information
Alle Links finden Sie auf der Website: www.eu-regionalmanagement.at/freiraum

                                                                                    Ein praxisnaher                                                     ... klima-
KURZÜBERSICHT
                                                                                      Leitfaden als                                                  resilienter und
                                                                                  Entscheidungshilfe ...                                               biodiverser
Baupolitische Leitsätze des Landes Steiermark | Themenschwerpunkt                                                             ... zur                  Freiräume.
    Klimawandelanpassung im Straßenraum                                                                                    Planung und
Biodiversitätssteckbriefe | http://www.naturpark-suedsteiermark.at                                                         Gestaltung ...
Bodenverbrauch | https://www.umweltbundesamt.at
Bodenversiegelung und Flächenverbrauch | https://www.umweltberatung.at
eBOD - Digitale Bodenkarte | https://bfw.ac.at/
eHYD - hydrographische Daten Österreichs | https://ehyd.gv.at/
Klimakarte Steiermark | https://data.ccca.ac.at/
Nachhaltiges Regenwassermanagement | https://www.wien.gv.at/umweltschutz/
Natur im Garten, Grünraumwissen | https://www.naturimgarten.at/gartenwissen
Naturnahe Begrünung & Artenreichtum | http://www.naturpark-suedsteiermark.at
BAUMnavigator für den öffentlichen Raum | https://www.willbaumhaben.at
Stockholm oder Schwammstadt Prinzip | http://oegla.at/schwammstadt

Impressum
Autor*innen    DIin Pia Minixhofer, DI Thomas Wultsch, DIin Dr.in Ulrike Pitha,
               DI Dr. Bernhard Scharf, Univ.Prof.in DIin Dr.in Rosemarie Stangl

Mitarbeit      DI Johannes Stangl, DI Christian Hofmann

Herausgeber    Regionalmanagement Südsteiermark GmbH

Layout         DIin Pia Minixhofer

Bildrechte     Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau,
               Universität für Bodenkultur Wien
               Titelbild: DI Johannes Stangl                                                                                          GZ: ABT17-169507/2019-5
                                                                                                                                      Projekttitel: „BKAS-(Bau)Kultur
                                                                                  Universität für Bodenkultur Wien                    und Archäologie
                                                                                  Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau   Südweststeiermark“
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