Crypto Goes Mainstream - Wie ist die jüngste Preisentwicklung von Bitcoin zu bewerten? - Die LBBW
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26.11.2020 Dr. Guido Zimmermann, Senior Economist Crypto Goes Mainstream Wie ist die jüngste Preisentwicklung von Bitcoin zu bewerten?
„Crypto Goes Mainstream“, Bitcoin bleibt aber ein hochspekulatives Asset Unsere Thesen • Wie ist der fulminante Anstieg des Bitcoin-Preises in den letzten Wochen einzuschätzen? Angesichts des Niedrigzinsumfelds gehen verstärkt auch institutionelle Anleger in den Markt. Eine verbesserte Marktinfrastruktur hilft dabei. Insbesondere das Angebot von PayPal an seine Kunden, ab 2021 problemlos Kryptowährungen traden und halten zu können, hat zuletzt den Markt wohl beflügelt. Die Normalisierung der Krypto-Asset-Klasse und damit auch von Bitcoin erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Bitcoin zu einem normalen, wenn auch sehr kleinen Teil von Finanzportfolios wird. Dies erhöht wiederum seinen Gleichgewichtswert. Hinzu kommen Bitcoin-spezifische Gründe (der Halbierungszyklus 2020). Restriktionen der chinesischen Regierung für Bitcoin-Miners spielten wohl keine Rolle für den Kursanstieg zuletzt. Narrative wie das der „Hyperbitcoinification“, wonach Bitcoin letztendlich die einzig „wahre“ Weltwährung würde, helfen dem Markt ebenfalls. • Es ist nicht davon auszugehen, dass Bitcoin jemals eine Weltwährung werden wird. Die Zentralbanken dürften selbst digitale Währungen emittieren. • Wir erwarten, dass sich der Krypto-Markt weiter professionalisieren wird. Es ist zu erwarten, dass der Krypto-Markt weiter expandiert. • Bitcoin selbst wird weiterhin ein hochspekulatives Anlageobjekt bleiben – wie der Kursverfall in den letzten zwei Tagen zeigt. • Anlagen in Bitcoin widersprechen dem Postulat der Nachhaltigkeit, da die Validierung der Transaktionen („Mining“) extrem energieintensiv ist 26.11.2020 Bitcoin 2
Bitcoin-Kurs stark durch Narrative und zunehmend durch institutionelle Investoren getrieben Durchschnittlicher Kurs von Bitcoin in USD an verschiedenen Börsen per 26. November 2020 20000 18000 • Marktphase bei Bitcoin • Institutionelle getrieben durch Kunden treten 16000 Kleinkunden in den Krypto- 14000 Markt ein • PayPal verkündet Krypto-Business- 12000 Strategie 2021 10000 8000 • Bitcoin kein sicherer 6000 Hafen während März- 4000 Krise 2000 0 Quelle: Bloomberg, Fidelity, LBBW Research. 26.11.2020 Bitcoin 3
Krypto-Assets-Sektor nach Platzen der Blase 2018 wieder im Aufwind MVIS CryptoCompare Digital Assets 10 Price Index Digitale Assets wie Bitcoin, Ethereum und Litecoin sind kryptografisch gesicherte, softwaregesteuerte und meist nicht zentral emittierte Assets, die als Speichermedium, Tauschmittel oder Technologieinvestitionen dienen. Der Index liefert ein kondensiertes Abbild der nach Marktkapitalisierung und Liquidität wichtigsten digitalen Aktiva. Quelle: https://www.mvis-indices.com/indices/digital-assets/mvis-cryptocompare-digital-assets-10 26.11.2020 Bitcoin 4
Krypto-Assets-Sektor nach Platzen der Blase 2018 wieder im Aufwind CCI30 Cryptocurrencies Index Der CCI30 Index bildet die Entwicklung der 30 größten Kryptowährungen in Bezug auf Marktkapitalisierung ab. Stablecoins werden nicht berücksichtigt. Quelle: https://cci30.com/. 26.11.2020 Bitcoin 5
Bitcoin hat bei weitem den größten Marktanteil im Krypto-Assets-Markt Marktanteile am Krypto-Assets-Markt per 23.11.2020, in % Polkadot; 0,93 Bitcoin Cash; 1,03 Andere; 11,93 Litecoin; 1,08 Chainlink; 1,09 Tether; 3,41 XRP; 3,99 Ethereum; 12,49 Bitcoin; 64,04 Quelle: https://coin.dance/stats/marketcaptoday, LBBW Research. 26.11.2020 Bitcoin 6
Bitcoin ist vor allem ein Zahlungsnetzwerk für westliche Industrieländer Standorte von Bitcoin-Händlern und –Automaten (l. S.) u. Anzahl der Bitcoin- Geldautomaten (ATM) weltweit (r. S.) • Per 18.11.2020 existierten weltweit geschätzt 18645 Bitcoin-ATM und Bitcoin-Händler. Quelle: https://coinmap.org/view/#/world/50.09996918/14.46910948/2, https://coinatmradar.com/charts/growth/ 26.11.2020 Bitcoin 7
Bitcoin goes Mainstream Anzahl der Wallet-Benutzer auf der Bitcoin-Blockchain, November 2020 Quelle: https://www.blockchain.com/charts 26.11.2020 Bitcoin 8
Ein Merkmal von Bitcoin ist die starke Retail-Investorenbasis Anzahl der Bitcoin-Adressen mit weniger als 10 Bitcoin, Oktober 2020 (oben) u. monatliche Veränderungsrate in % von Bitcoin-Adressen mit weniger als 10 Bitcoin (unten) • Gemäß einer Studie von Fidelity hat die Anzahl der Bitcoin- Adressen, die über weniger als 10 Bitcoin verfügen, zwar auch nach dem Platzen der Blase 2018 weiter zugenommen. • Allerdings hat die diesbezügliche monatliche Veränderungsrate seit Januar 2018 nachhaltig abgenommen. • Dies deutet darauf hin, dass verstärkt institutionelle Investoren in den Markt eintreten. Quelle: Fidelity. 26.11.2020 Bitcoin 9
Bitcoin-Preisanstieg zuletzt weniger durch Retail-Anleger getrieben als 2018 Google-Suchanfragen global nach “Bitcoin” • Zwar ist der Großteil der Bitcoin-Anleger aus dem Retail-Segment, die Liquidität wird aber in erster Linie von institutionellen Investoren bereit gestellt. • Die Normalisierung der Krypto-Asset-Klasse und damit auch von Bitcoin erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Bitcoin zu einem normalen, wenn auch sehr kleinen Teil von Finanzportfolios wird. Dies erhöht wiederum seinen Gleichgewichtswert. • Die Abbildung zeigt auf, dass u. U. der aktuelle Die Werte geben das Suchinteresse relativ zum höchsten Punkt im Diagramm für die ausgewählte Region im festgelegten Preisanstieg weniger blasenhaften Charakter als Zeitraum an. Der Wert 100 steht für die höchste Beliebtheit dieses Suchbegriffs. Der Wert 50 bedeutet, dass der Begriff 2017 hat. halb so beliebt ist und der Wert 0 bedeutet, dass für diesen Begriff nicht genügend Daten vorlagen. Quelle: Google Trends, Fidelity, https://panteracapital.medium.com/bitcoin-shortage-172a9205dc0. 26.11.2020 Bitcoin 10
Institutionelle Investoren treten verstärkt in den Markt ein Anzahl der Bitcoin-Adressen mit mehr als 1000 Bitcoin • Zwar ist der Großteil der Bitcoin-Anleger aus dem Retail-Segment, die Liquidität wird aber in erster Linie von institutionellen Investoren bereit gestellt. • Hinzu kommen immer mehr institutionelle Engagements in dieser Assetklasse. Laut dem Institutional Investors Digital Asset Survey 2020 von Fidelity stieg der Anteil von institutionellen Investoren, die in digitale Assets investieren 2019 von 22% auf 27%. 26% dieser Investoren haben ein Exposure zu Bitcoin. 91% der Investoren, die in digitale Assets zu investieren gedenken, planen diesbezüglich einen Portfolioanteil von mind. 0,5% in den nächsten fünf Jahren. • Für 36% der Investoren sind die (vermeintliche) Nichtkorreliertheit zu traditionellen Assetklassen, für 33% die Renditeopportunitäten und für 34% die neue Technologie die interessanten Eigenschaften von digitalen Assets. • Für rund die Hälfte aller Investoren sind die hohe Preisvolatilität sowie die Probleme bei der Bewertung Hindernisse für Investments in digitale Assets. Quelle: Coin Metrics' State of the Network: Issue 78 - Coin Metrics' State of the Network, Fidelity. 26.11.2020 Bitcoin 11
Besteht momentan einfach ein Mangel an Bitcoin? PayPal, Institutionelle und die Folgen… Volumen der durch PayPal implizit getätigten Bitcoin- • Grund für den Preisanstieg seit 21. Oktober 2020 könnte neben der Suche nach Rendite seitens Käufe an der Börse itBit institutioneller Investoren gemäß Analysen der Financial Times auch sein, dass PayPal plant, ab Anfang 2021 den Handel mit Kryptowährungen direkt vom PayPal-Konto für die Nutzer aus zu ermöglichen. Mit PayPal kämen nun Kunden, die bereits einen KYC-Prozess durchlaufen haben, als potenzielle Nachfrager von Bitcoin auf den Markt. • Gleichzeitig wird geschätzt, dass ein Wettbewerber von PayPal, der Bezahldienstleister Square, rund 40% der neu emittierten Bitcoin aufgekauft hat. • Die Abbildung des Volumens der Krypto-Börse itBit links, die dem Anbieter Paxos, dem Broker-Dealer von PayPal gehört, zeigt, dass itBit vor PayPal wohl über diese Börse das Angebot von neu emittierten Bitcoin aufkauft. • Die These, dass die Restriktionen der chinesischen Regierung für die Miners, geschürfte Bitcoin in Yuan zu konvertieren, und diese neu geschürften Bitcoin damit aber auch nicht auf den Markt gelangten, ist Der Krypto-Infrastrukturanbieter von PayPal ist Paxos. Vor der Integration von Krypto-Assets durch PayPal hatte itBit, wohl nicht haltbar laut einer diesbezüglichen Studie. die von Paxos betriebene Börse, ein ziemlich konstantes Handelsvolumen - die weiße Linie in der Grafik. • Dagegen könnte u. U. ein Bitcoin-spezifischer Grund Als PayPal „live“ ging, begann das Volumen zu explodieren. Der Anstieg des itBit-Volumens impliziert, dass PayPal innerhalb von vier Wochen nach dem Start bereits fast 70% des neuen Bitcoin-Angebots kauft. den Preisanstieg mit erklären: das „Halving“ 2020. Hierbei handelt es sich um eine Halbierung der Die gestrichelte horizontale Linie in der Grafik zeigt das Gesamtvolumen an neu ausgegebenen Bitcoin zuzüglich das ursprüngliche itBit-Volumen. Wenn dieses Wachstum anhielte, würde PayPal gemäß dem Blockchain Investment Entlohnungen der Miners für das Schürfen von Bitcoin. Fund Pantera allein innerhalb weniger Wochen mehr als das gesamte Volumen an neu emittierten Bitcoin kaufen. Wird dieser Block Reward halbiert, so muss entsprechend der Preis von Bitcoin tendenziell steigen, Quelle: FT, https://panteracapital.medium.com/bitcoin-shortage-172a9205dc0, Coin Metrics' State of the Network: damit das Mining profitabel bleibt. Issue 78 - Coin Metrics' State of the Network, Fidelity. 26.11.2020 Bitcoin 12
In Bitcoin zu investieren beißt sich mit dem Postulat der Nachhaltigkeit Geschätzter Energieverbrauch der Blockchain Bitcoin, in TWh pro Jahr • Gemäß Schätzungen hat die Blockchain Bitcoin 90 einen CO2-Fußabruck wie Neuseeland; 80 • verbraucht Bitcoin soviel Elektrizität wie Chile; 70 • und verursacht Bitcoin soviel elektronischen Müll wie 60 Luxemburg. 50 • Allerdings werden seitens der angestammten Miners (China, USA) verstärkt erneuerbare Energiequellen 40 verwendet. 30 • Die Schätzungen sind hier ebenfalls immens unsicher: 20 Die 3. Globale Kryptoasset-Benchmarkstudie des 10 Cambridge Centre for Alternative Finance kommt zu dem Schluss, dass rund 76% aller Miners 0 erneuerbare Energien in ihrem Energie-Mix haben. 10. Mai 2017 10. November 2017 10. Mai 2018 10. November 2018 10. Mai 2019 10. November 2019 10. Mai 2020 10. November 2020 10. August 2017 10. August 2018 10. August 2019 10. August 2020 10. Februar 2017 10. Februar 2018 10. Februar 2019 10. Februar 2020 Dies wird aber wohl konterkariert durch neue Mining-Farmen z. B. aus Kasachstan. Quelle: https://digiconomist.net/bitcoin-energy-consumption, LBBW Research, CoinShares Research. 26.11.2020 Bitcoin 13
Mining findet v. a. in kalten Regionen mit günstigen Energiequellen statt Relevante Bitcoin-Mining-Regionen per Dezember 2019 • Schätzungen in Bezug auf die Mining-Farmen unterliegen extrem hohen Unsicherheiten. • Gemäß industriespezifischen Untersuchungen sind lediglich 42% aller Miners bekannt. Quelle: CoinShares Research, Bitooda. 26.11.2020 Bitcoin 14
Krypto-Tokens sind keine Währungen! Krypto-Tokens erfüllen nicht die klassischen Geldfunktionen Als Zahlungsmittel ineffizient Als Recheneinheit zu volatil Als „Rohstoff“ keinen intrinsischen Wert wie Gold Hoch manipulierbar Konzeption hoch kopierbar – daher viel Konkurrenz Quelle: BIS, FT. 26.11.2020 Bitcoin 15
Bitcoin bleibt ein hochspekulatives Asset! Krypto-Tokens erfüllen nicht die klassischen Funktionen traditioneller Aktiva Keine Generierung von Cash Flows analog zu Bonds Keine Generierung von Gewinnen via Wirtschaftswachstum Aufgrund unstabiler Korrelationen kein konsistentes Diversifikationsinstrument Hohe historische Volatilität Keine Funktion als Sicherer Hafen in Krise traditioneller Assetklassen Kryptowährungen als Assetklasse unterliegen nicht der Knappheit (3 Versionen von Bitcoin existent*) Marktinfrastruktur noch sehr jung und anfällig für Cyber-Attacken *Bitcoin, Bitcoin Cash, Bitcoin SV elle: Goldman Sachs, LBBW Research. 26.11.2020 Bitcoin 16
Was ist an Bitcoin innovativ? • Die Bitcoin-Blockchain hat das Anreizproblem bei der Konsensbildung in dezentralen Peer2Peer-Netzwerken gelöst, sich ehrlich zu verhalten. Gelöst wurde dies durch die Entlohnung via Bitcoin, wenn eine Transaktion verifiziert wurde. • Bitcoin machte es auch für „kleine“ Nutzer, die keinen Beitrag zum Betreiben des Netzwerks leisten (wie die Miners und die Full Nodes, d. h. die Netzwerkknoten, die die Validierung der Transaktionen vollziehen und hierfür mit Bitcoin entlohnt werden), möglich, an einem derartigen Netzwerk zu partizipieren. • Bitcoin war das erste Netzwerk, dass mehr als ein einfaches Zahlungsverkehrssystem als Alternative zum traditionellen Bankensystem bot. • Das White Paper von Bitcoin hat sehr erfolgreich das Anreizproblem gelöst, dass Miners strategische Attacken auf das Netzwerk fahren. So zeigt sich Bitcoin bislang sehr resistent gegen derartige Attacken, weil die Miners hierzu finanziell keinen Anreiz haben. Quelle: https://www.coindesk.com/what-Bitcoin-white-paper-got-right-wrong-and-what-we-still-dont-know 26.11.2020 Bitcoin 17
Welche Konstruktionsfehler hat Bitcoin? • Die Anzahl verfügbarer Bitcoin, die in das Netzwerk eingespeist werden, ist auf 21 Mio. Coins begrenzt. Viel entscheidender ist, dass lediglich 2^52 Satoshis als atomare Einheit eines Bitcoin (im Vergleich Euro versus Cent) existieren. Dies bedeutet, dass Bitcoin viel zu wenige verfügbare Einheiten aufweist, um als weltweites Zahlungsmittel für eine breite Bevölkerung eingesetzt werden zu können. • Die begrenzte „Geldmenge“ von 21 Mio. Bitcoin wirkt deflationär, was wiederum einer Nutzung von Bitcoin in einer modernen Volkswirtschaft, die bei steigender Anzahl von Transaktionen auch eine steigende Geldmenge benötigt, entgegen steht. • Da die Bitcoin-Blockchain zeitlich linearer Natur ist, ist es für einen Nutzer sehr schwierig, alte Transaktionen ex post zu kontrollieren. • Der Proof-of-Work, bei dem Computerknoten darum konkurrieren, als erste eine Transaktion zu verifizieren, ist ökologisch nicht nachhaltig. • Die steigende Rechenkraft, die zum Mining benötigt wird, bewirkt eine Zentralisierungstendenz, die dem Dezentralisierungsanspruch des Netzwerks entgegen läuft. • Die Größe der Blocks (1 MB) und das 10-Minuten-Intervall zwischen den Blocks ist sicher verbesserungswürdig. • Die Anonymität der Nutzer von Bitcoin ist letztlich einerseits – wie versprochen – praktisch nicht gewährleistet und kann durch informationstechnologische Verfahren durchbrochen werden; andererseits ist diese Pseudonymität den Regulierungsbehörden auch ein Dorn im Auge und verhindert eine breitere Akzeptanz bzw. lädt zur Nutzung für kriminelles Verhalten ein. • Niemand weiß, ob die Miners noch einen Anreiz zum schürfen haben, wenn sie nicht mehr neue Bitcoin schürfen, sondern nur noch eine einzelne Transaktionsgebühr als Entlohnung für ihre Arbeit beziehen. Bislang besteht die Entlohnung der Miners nämlich aus der Summe von neu geschaffenen Bitcoin und der jeweiligen Transaktionsgebühr. • Bitcoin liefert im Gegensatz zu Ethereum nur eine begrenzte Möglichkeit zum Einsatz von Smart Contracts. Quelle: https://www.coindesk.com/what-Bitcoin-white-paper-got-right-wrong-and-what-we-still-dont-know 26.11.2020 Bitcoin 18
Fazit • Seit 2015 beschäftigen wir uns intensiv mit der Entwicklung des Krypto-Marktes, deren weiterhin prominentester Vertreter das Krypto-Asset Bitcoin ist. Frühzeitig haben wir 2017 darauf hingewiesen, dass Bitcoin inhärent ein Spekulationsobjekt ist. Denn die Probleme von Bitcoin sind mannigfaltig und wohlbekannt: Eine hohe Energieineffizienz, die mangelnde Erfüllung von Geldfunktionen sowie die Konkurrenz durch andere Krypto-Token und möglicherweise durch entsprechende digitale Angebote seitens der Zentralbanken in der Zukunft. • An unser prinzipiellen Einschätzung in Bezug auf Bitcoin hat sich nichts geändert. Wir sehen Bitcoin und andere Krypto-Aktiva als hochspekulative Investments an, die weder eine konsistent geringe Korrelation zu traditionellen Assets aufweisen – auch Bitcoin musste in den Marktverwerfungen während der 1. Welle der Corona-Krise erhebliche Verluste aufweisen –, noch hat sich in den grundlegenden Problemen von Bitcoin etwas geändert. Der starke Kursrückgang zuletzt bestärkt uns in unserer Meinung. • Wie ist der fulminante Anstieg des Bitcoin-Preises in den letzten Wochen einzuschätzen? Angesichts des Niedrigzinsumfelds gehen verstärkt auch institutionelle Anleger in den Markt. Geholfen wird ihnen hierbei durch ein zunehmendes Angebot an Marktinfrastruktur seitens professioneller, seriöser Anbieter. Es existiert zudem ein entsprechendes Universum an Krypto-Assets, das allein aus Diversifikationsgründen Anreize gibt, in den Krypto-Asset-Markt zu investieren. Insbesondere das Angebot von PayPal an seine Kunden, ab 2021 problemlos Kryptowährungen traden zu können, hat wohl zuletzt den Markt beflügelt. PayPal kauft wohl selbst derzeit stark Bitcoin an. Hinzu kommen Bitcoin-spezifische Gründe (der Halbierungszyklus 2020). Geholfen wird dem Krypto-Markt immer wieder durch Narrative wie das der „Hyperbitcoinification“, wonach Bitcoin letztendlich die einzig „wahre“ Weltwährung würde – vor dem Hintergrund, dass die Zentralbanken dauerhaft Negativzinsen und Inflation produzieren würden. • Wir haben mehrfach darauf hingewiesen, dass nicht davon auszugehen ist, dass Bitcoin jemals eine Weltwährung werden wird, aus Gründen der Energieineffizienz, der hohen Effizienz des Zahlungsverkehrs in den Industrieländern, der Dezentralität des Bitcoin-Netzwerks und der hieraus resultierenden Ablehnung seitens der Regulierungsbehörden, den Problemen in Sachen Know-Your-Customer/AML-Richtlinien (Anti-Money- Laundering – „Anti-Geldwäsche“), und nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Erwartung, dass die Zentralbanken mittelfristig selbst digitale Währungen emittieren und damit Bitcoin Konkurrenz machen dürften. • Wir erwarten, dass sich der Krypto-Markt weiter professionalisieren wird. Es ist zu erwarten, dass der Krypto-Markt weiter expandiert. • Bitcoin selbst wird weiterhin ein hochspekulatives Anlageobjekt bleiben. Die wenigen wissenschaftlichen Studien in Bezug auf die Hedging- und Safe-Haven-Eigenschaften von Bitcoin kommen zu uneinheitlichen Ergebnissen. So blieb Bitcoin ein abrupter und starker Preisrückgang im März 2020 im Gleichlauf mit traditionellen Assets nicht erspart. • Anlagen in Bitcoin widersprechen dem Postulat der Nachhaltigkeit, da die Validierung der Transaktionen („Mining“) extrem energieintensiv ist und der Anteil erneuerbarer Energien am Energiemix der Miners wohl noch nicht signifikant ist. 26.11.2020 Bitcoin 19
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