Umwelt Sonderteil: Forschungsrahmen des Bundesumweltministeriums Umweltforschungsplan 2010 - Bundesministerium für Umwelt ...

Die Seite wird erstellt Nikolai-Stefan Steinbach
 
WEITER LESEN
Umwelt Sonderteil: Forschungsrahmen des Bundesumweltministeriums Umweltforschungsplan 2010 - Bundesministerium für Umwelt ...
Mai 2010

umwelt
Sonderteil:
Forschungsrahmen des
Bundesumweltministeriums

Umweltforschungsplan 2010
Umwelt Sonderteil: Forschungsrahmen des Bundesumweltministeriums Umweltforschungsplan 2010 - Bundesministerium für Umwelt ...
Forschungsrahmen des Bundesumweltministeriums

Forschungsrahmen des Bundes-
umweltministeriums und Umwelt-
forschungsplan (UFOPLAN) 2010
Einführung                                               teriums niedergelegt. Die aktuellen Forschungsvorha-
                                                         ben, die im Jahr 2010 beginnen sollen, sind aus der
                                                         danach folgenden Übersicht ersichtlich – UFOPLAN
    Das Bundesumweltministerium benötigt für die         2010.
Umsetzung seiner umweltpolitischen Ziele wissen-
schaftlich fundierte Entscheidungsgrundlagen und            Mit der Ausführung der Forschungsvorhaben beauf-
-hilfen. Dazu leistet die Ressortforschung des Bundes-   tragt das Bundesumweltministerium in der Regel die
umweltministeriums einen wesentlichen Beitrag. Diese     Behörden im Geschäftsbereich: das Umweltbundes-
richtet sich an den Prioritäten und Zielsetzungen der    amt, das Bundesamt für Naturschutz oder das Bundes-
Umweltpolitik aus. Der dazu erforderliche, mittelfris-   amt für Strahlenschutz. Diese vergeben und bearbei-
tige Forschungsbedarf des Bundesumweltministeriums
                                                         ten die Vorhaben fachlich und administrativ.
wird in dem folgenden Forschungsrahmen beschrieben.

                                                             Die gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse
   Das Bundesumweltministerium legt seiner aktuel-
                                                         dienen der Erfüllung gesetzlicher Aufgaben, der kon-
len Ressortforschung zehn Schwerpunktbereiche der
                                                         tinuierlichen und aktuellen Politikberatung sowie der
Umweltpolitik zugrunde:
                                                         möglichst frühzeitigen Ermittlung des zu erwarten-
                                                         den Entscheidungsbedarfs (Vorlaufforschung). Die
1. Umwelt – Innovation – Beschäftigung / Ressourc-
                                                         Ergebnisse werden grundsätzlich auch der Öffent-
    eneffizienz
2. Klimaschutz                                           lichkeit zugänglich gemacht.
3. Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels
4. Nachhaltige Mobilität und Immissionsschutz               Bei der Umsetzung des Forschungsrahmens werden
5. Umwelt und Gesundheit                                 – wo thematisch sinnvoll – die unterschiedlichen
6. Stoffliche Risiken                                    Belange von Männern und Frauen nach den Gesichts-
7. Nationale und Internationale Naturschutzpolitik       punkten des Gender Mainstreaming berücksichtigt.
8. Grundsätzliche und übergreifende Einzelthemen
    des Umweltschutzes                                      Der Forschungsrahmen und der Umweltfor-
9. Reaktorsicherheit                                     schungsplan (UFOPLAN) 2010 des Bundesumweltmi-
10. Strahlenschutz                                       nisteriums sind auch im Internet abrufbar
                                                         (www.bmu.de).
   Diese Schwerpunkte wiederum sind in Themen-
schwerpunkte gegliedert und werden mit ihren Fach-          Daneben fördert das Bundesumweltministerium
aufgaben und Zielen sowie dem dazu erforderlichen        die Erforschung und Entwicklung der erneuerbaren
Forschungs- und Unterstützungsbedarf dargestellt.        Energien (www.erneuerbare-energien.de).

    Die sich aus dem Forschungsrahmen ergebenden
neuen Forschungsvorhaben sind jährlich im Umwelt-
forschungsplan (UFOPLAN) des Bundesumweltminis-

    Sonderteil
                 5 / 2010

            2
Umwelt Sonderteil: Forschungsrahmen des Bundesumweltministeriums Umweltforschungsplan 2010 - Bundesministerium für Umwelt ...
1. Umwelt – Innovation – Beschäfti-                      ebenfalls Praxishilfen für die Umsetzung von EMAS
                                                         und Konzepten der Übernahme gesellschaftlicher Ver-
   gung / Ressourceneffizienz                            antwortung (CSR) in Unternehmen erarbeitet. Kom-
                                                         munikationsplattformen und Konferenzen sollen den
                                                         Themendiskurs mit den Akteuren ermöglichen.
1.1 Innovationsorientierte Umweltpolitik –
    Weiterentwicklung der nationalen Initiative          Forschungsbedarf:
    „Umwelt-Innovation und Beschäftigung“                   Vorhaben sollen in folgenden Bereichen vergeben
                                                         werden:
Ziele:
    Vor dem Hintergrund der Wirtschafts- und Finanz-     I Analyse zukünftiger Markt- und Bedarfspotenzi-
krise und der Herausforderungen von Klimawandel            ale (national, europäisch, international) im
und Ressourcenverknappung bedarf es in den nächsten        Bereich Umwelttechnik und von umwelt- und
Jahren nachhaltigen Wachstums. Deutschland muss            industriepolitischen Modernisierungsstrategien;
auf einen schnellen, kräftigen Aufschwung setzen und     I Weiterentwicklung von umwelt-und klimaschutz-
starke, nachhaltige Wachstumskräfte entfalten: für         politischen Instrumenten und organisatorischen
neue Arbeit, finanzpolitische Konsolidierung und wirt-     Maßnahmen, einschließlich der Analyse von poli-
schaftliche Modernisierung. Ein wichtiger Baustein         tikfeldübergreifenden Synergieeffekten wie Fort-
der Wachstumspolitik der Bundesregierung ist eine          entwicklung des Instrumentariums und anste-
moderne Umweltpolitik, die Innovationen voranbringt        hende Haushaltskonsolidierung;
und Klima und Ressourcen schützt – und für nach-         I Fachveranstaltungen (Jahrestagung), Diskussions-
haltige Wachstumsimpulse, Wettbewerbsfähigkeit und         plattformen.
neue und zukunftssichere Arbeitsplätze sorgt. Dafür
bedarf es der Gestaltung von Rahmenbedingungen,
                                                         1.2 Strategien und Instrumente zur Erhöhung
die sowohl den ökologischen als auch den ökonomi-
schen Herausforderungen einer Volkswirtschaft Rech-
                                                             der Ressourceneffizienz, Flächensparen und
nung tragen. In diesem Zusammenhang wird auch                Flächenmanagement, nachhaltige Raumpla-
die Entwicklung und Verbreitung innovativer Umwelt-          nung
technologien und die Wettbewerbsfähigkeit deutscher
Unternehmen in „grünen“ Zukunftsmärkten fokussiert       Ziele:
werden. Dazu ist ein modernes Unternehmensma-                Der sparsame und intelligente Umgang mit Roh-
nagement nötig, das die ökologischen und sozialen        stoffen ist nicht nur ein Gebot des Klima- und Umwelt-
Herausforderungen annimmt und als Chance für Inno-       schutzes, sondern wird auch immer mehr zu einer
vation, Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung           Schlüsselfrage für die Sicherung und Schaffung von
begreift. Mit der Weiterentwicklung des Schwer-          Beschäftigung und wirtschaftlichem Erfolg. Ressour-
punktthemas „Umwelt-Innovation-Beschäftigung“            ceneffizienz ist ein zentraler Wettbewerbsfaktor: Im
werden konzeptionell und praxisorientiert Grundla-       produzierenden Gewerbe Deutschlands macht der
gen für eine ökologisch-industriepolitische Moderni-     durchschnittliche Energie- und Materialverbrauch rund
sierung der Wirtschaft erarbeitet. Die geplanten Vor-    46 Prozent des Bruttoproduktionswertes aus, während
haben liefern wichtige empirische Informationen und      die Lohnkosten nur mit rund 18 Prozent zu Buche
Auswertungen, die als Grundlage für die Weiterent-       schlagen. Durch steigende Preise und sinkende Ver-
wicklung von umweltpolitischen Instrumenten und          fügbarkeit von Rohstoffen wird die Bedeutung dieses
organisatorischen Maßnahmen dienen. Sie stellen eine     Faktors weiter zunehmen. Auch deshalb ist es not-
Basis für mittelfristig umsetzbare Strategien dar, die   wendig, verstärkt klima- und umweltfreundliche Stra-
durch Projekte in den Folgejahren realisiert werden      tegien zur Ressourceneinsparung entlang des Lebens-
sollen. Die Ergebnisse der Vorhaben sollen auch in       zyklus von Produkten umzusetzen. Eine zentrale Rolle
den nächsten Umweltwirtschaftbericht von Bundes-         spielt hierbei die Weiterentwicklung und breite Nut-
umweltministerium und Umweltbundesamt (2010/2011)        zung innovativer Technologien. Je effizienter wir mit
einfließen. Im Rahmen des Schwerpunktthemas werden       Rohstoffen wirtschaften, desto geringer sind nicht nur

                                                                                                        Sonderteil
                                                                                             5 / 2010

                                                                                                        3
Umwelt Sonderteil: Forschungsrahmen des Bundesumweltministeriums Umweltforschungsplan 2010 - Bundesministerium für Umwelt ...
Forschungsrahmen des Bundesumweltministeriums

Der Flächenverbrauch soll bis 2020 auf 30 ha am Tag reduziert werden.
(Foto: dpa)

                                                                        Forschungsbedarf:
die Belastung von Klima und Umwelt, sondern desto
höher wird auf Dauer auch die Wettbewerbsfähigkeit                      I Möglichkeiten der Nutzung moderner und neuer
der deutschen Wirtschaft auf den internationalen                          IT-Techniken zur stofflichen Optimierung von
Märkten sein. Künftig muss deshalb die wirtschaftli-                      Rohstoffeinsätzen in der industriellen Produk-
che Entwicklung noch stärker vom Rohstoffverbrauch                        tion, vor allem bei kleinen und mittleren Unter-
entkoppelt werden. Dafür müssen Stoffkreisläufe                           nehmen
geschlossen und optimiert werden, ökonomische und                       I Prüfung ökonomischer und ordnungsrechtlicher
ordnungsrechtliche Instrumente z. B. mit Hilfe von                        Instrumente der Umweltpolitik zur Reduktion
Modellen und Szenarien auf ihre Potenziale und ihre
                                                                          des Ressourcenverbrauchs auf nationaler und
wirtschaftliche Verträglichkeit hin geprüft und
                                                                          europäischer Ebene
moderne, ressourcensparende Produkte und Produk-
                                                                        I Entwicklung von geeigneten Instrumenten zur
tionsverfahren, z. B. auf der Basis innovativer bio-
                                                                          Verringerung des Einsatzes von Hilfsstoffen, die
technischer Verfahren, erforscht und gefördert werden.
                                                                          zur Förderung und Aufbereitung der Rohstoffe
                                                                          notwendig sind
    Neben den klassischen Rohstoffen, die für die Pro-
                                                                        I Entwicklung von Instrumenten zur Umsetzung
duktion von Gütern und Dienstleistungen notwendig
sind, sind auch Flächen und fruchtbare Böden eine                         einer nachhaltigen Ressourcenpolitik in der Ent-
nur begrenzt verfügbare Ressource. Flächensparende                        wicklungszusammenarbeit mit rohstoffreichen
Siedlungen und Infrastrukturen sind außerdem mit                          und rohstoffarmen Ländern
einem geringeren Material- und Energieaufwand ver-                      I Koordination und Abstimmung der Ressourcen-
bunden als disperse. Aus diesen Gründen hat sich die                      politik mit anderen Umweltpolitiken (z. B. Klima-
Bundesregierung zum Ziel gesetzt, den Flächenver-                         schutz) zur Identifizierung und Nutzung von Syn-
brauch bis zum Jahr 2020 auf 30 ha pro Tag zu redu-                       ergiepotenzialen und Vermeidung von Zielkon-
zieren.                                                                   flikten

     Sonderteil
                   5 / 2010

               4
Umwelt Sonderteil: Forschungsrahmen des Bundesumweltministeriums Umweltforschungsplan 2010 - Bundesministerium für Umwelt ...
I Entwicklung von konkreten Vorschlägen zu Maß-           nachfragen und die Umweltwirkungen des Konsums
  nahmen und Instrumenten zur Ressourceneffi-             insgesamt abnehmen.
  zienz bei Produktion und Konsum von Biomasse
  mit Schwerpunkt auf der stofflichen Nutzung z.B.            Zum produktbezogenen Umweltschutz gehört auch
  durch Grüne Bioraffinerien und in der Chemie            die Förderung eines umweltfreundlichen öffentlichen
I Entwicklung konkreter Maßnahmen für eine                Beschaffungswesens. In Deutschland verfügen Bund,
  zweckmäßige und effiziente Förderung biotech-           Länder und Kommunen mit jährlichen Ausgaben für
  nischer Verfahren und Produkte, die den Res-            die Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen
  sourcen- und Energieverbrauch mindern                   in Höhe von insgesamt zirka 260 Milliarden Euro über
I Entwicklung von Instrumenten zur Optimierung            ein enormes Marktpotenzial. 50 Milliarden Euro sind
  des Flächenmanagements und -recyclings                  davon unmittelbar klimaschutz- und umweltrelevant.
I Weiterentwicklung von Maßnahmen und Instru-             Allerdings wird das durch eine umweltfreundliche
  menten zur Reduzierung der Flächenneuinan-              Beschaffung mögliche Umweltentlastungspotenzial
  spruchnahme durch Siedlungen und Verkehr.               noch nicht ausreichend erschlossen.

                                                          Forschungsbedarf:
                                                          I Ökobilanzielle Analyse von Produkten und
1.3 Produktbezogene ökologische Innovations-
                                                            Dienstleistungen in ausgewählten Schwerpunkt-
    politik, Ressourceneffizienz in Produktion              bereichen. Dies sind derzeit vor allem treibhaus-
    und Konsum, umweltfreundliches Beschaf-                 gas- und wasserverbrauchsintensive Produkte
    fungswesen                                              und Dienstleistungen.
                                                          I Erarbeitung von Vergabekriterien für das
Ziele:                                                      Umweltzeichen Blauer Engel auf der Basis dieser
    Das Konsumverhalten einschließlich Produktion           Ökobilanzen.
und Bereitstellung der entsprechenden Güter und Dien-     I Weiterentwicklung von Methoden für Carbon
ste beeinflusst immer stärker nicht nur die wirtschaft-     Footprint und Water Footprint.
liche und soziale Situation der Menschen, sondern         I Erarbeitung von Kommunikationskonzepten für
auch den Zustand der Umwelt. Allein der Konsum der          umweltfreundliche Produkte und Dienstleistun-
privaten Haushalte ist für mehr als ein Viertel aller       gen sowie umweltfreundliches Konsumverhalten
Treibhausgasemissionen in Deutschland verantwort-           inkl. der Entwicklung von entsprechenden Infor-
lich. Die Produktion der Konsumgüter ist dabei noch         mationsangeboten (z. B. Internetportal, Dialog-
nicht einmal einbezogen.                                    prozess).
                                                          I Ausloten von Handlungsansätzen, wie eine
    Vor diesem Hintergrund ist es eine wesentliche          Zusammenarbeit mit dem Einzelhandel gestaltet
Fachaufgabe des Bundesumweltministeriums, die Her-          werden kann, damit Produktsortimente ökologi-
stellung und die Nutzung von Produkten und Dienst-          scher ausgerichtet werden.
leistungen so umweltverträglich wie möglich zu gestal-    I Erarbeitung von Konzepten zur stärkeren Ver-
ten. Hierfür sind einerseits den Produzenten und dem        breitung von Ansätzen zur umweltfreundlichen
Einzelhandel geeignete Instrumente zur Analyse, Ent-        Entwicklung (z. B. Ökodesignpreis, Schulung von
wicklung, Herstellung und Darstellung, wie etwa Öko-        Entwicklern, Ansatz „Nutzen statt Besitzen“ etc.).
bilanzen, Kennzeichnungssysteme, Ökodesignmetho-          I Wissenschaftliche Begleitung der Erarbeitung
den etc. sowie Informationen zu den Umweltwirkun-           von Durchführungsmaßnahmen der EU-Ökode-
gen umweltfreundlicher Produkte und Dienstleistun-          sign-Richtlinie zur Unterstützung der deutschen
gen zur Verfügung zu stellen. Andererseits sind die         Position auf EU-Ebene.
Verbraucher für den Umweltschutz zu sensibilisieren,      I Weiterentwicklung von Konzepten und Verbrau-
ihnen entsprechende Informationen über umwelt-              cherinformation im Bereich grüne Informations-
freundliche Produkte und Dienstleistungen zu ver-           und Kommunikationstechnologie (Green-IT) inkl.
mitteln und Anreize zu schaffen, damit sie diese auch       Durchführung von Fachveranstaltungen.

                                                                                                        Sonderteil
                                                                                             5 / 2010

                                                                                                        5
Umwelt Sonderteil: Forschungsrahmen des Bundesumweltministeriums Umweltforschungsplan 2010 - Bundesministerium für Umwelt ...
Forschungsrahmen des Bundesumweltministeriums

I Weiterentwicklung der umweltfreundlichen               I Planspiel als Folgevorhaben zur „Evaluierung der
  Beschaffung durch Bereitstellung von Arbeitshil-         VerpackV“,
  fen für die Praxis, wie juristische Gutachten, Mus-    I Vorbereitung eines deutschen Abfallvermei-
  terausschreibungen, Leitfäden, Berechnungstools          dungsprogramms,
  u. ä.                                                  I Ermittlung des ressourcenrelevanten Beitrages
                                                           der Abfallwirtschaft,

1.4 Ressourceneffizienz in der Abfallwirtschaft
                                                            besteht zukünftig für die systematische Weiterent-
    und Fortentwicklung der Produktverantwor-
                                                         wicklung und Realisierung der o. g. Zielsetzung fol-
    tung
                                                         gender

Ziele:                                                   Forschungsbedarf:
    Die Steigerung der Ressourceneffizienz ist vorran-   I Ausweitung des Instrumentariums zur stärkeren
giges Ziel der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesre-      Verknüpfung von Maßnahmen zur Steigerung
gierung. Dabei kommt der Einbettung der Abfallpoli-        der Ressourceneffizienz auf Produktions- und
tik in die Gesamtstrategie einer Ressourcen schonen-       Abfallseite (z. B. Produktdesign für Wiederver-
den Stoffwirtschaft eine zentrale Bedeutung zu. Die        wendung und Recycling), dabei
verstärkte Kreislaufführung von aus Abfällen zurück
                                                         I Betrachtung ökologischer Auswirkungen der
gewonnenen Sekundärrohstoffen stellt daher ein
                                                           Ressourcennutzung über den gesamten Lebens-
wesentliches Handlungsfeld dar. In diesem Kontext
                                                           zyklus (Anwendung des Lebenszyklus-Gedankens;
sind die Fortentwicklung der Produktverantwortung
                                                           Ökobilanzen),
und die Überlegungen zur Einführung einer Wert-
                                                         I Ausweitung des Instrumentariums zur Übertra-
stofftonne besonders relevant. Bei der Ausschleusung
                                                           gung von Produktverantwortung und Einbettung
gefahrstoffhaltiger Produkte ist insbesondere auf die
                                                           in die zu entwickelnde Gesamtstrategie einer
sichere Entsorgung von gefährlichen Substanzen zu
                                                           Ressourcen schonenden Stoffwirtschaft (Weiter-
achten.
                                                           entwicklung der Regelungen zu Verpackungen,
                                                           Batterien, Elektro(nik)geräten, Altfahrzeugen
   Die novellierte EG-Abfallrahmenrichtlinie, die im
                                                           etc.; Einführung einer Wertstofftonne),
Dezember 2008 in Kraft trat und nun in nationales
                                                         I Optimierungsbedarf hinsichtlich des Recyclings
Recht umgesetzt wird, führt neue Instrumente und
                                                           bei ressourcen-relevanten Abfallströmen (z. B.
Regelungen ein, die dieses Ziel unterstützen; hierzu
                                                           Altöl, Kunststoffe, Gewerbeabfall),
gehören unter anderen die fünfstufige Entsorgungs-
hierarchie, Abfallvermeidungspläne und Recycling-        I Weiterentwicklung von Indikatoren zur Fort-
quoten für ausgewählte Abfallströme. Dabei betritt die     schrittsmessung bei der Steigerung der Ressour-
Umsetzung zum Teil rechtliches wie fachliches Neu-         ceneffizienz durch abfallwirtschaftliche Maßnah-
land.                                                      men,
                                                         I Prüfung der Möglichkeiten zur Rückführung der
    Prioritärer Forschungsbedarf besteht im Wesent-        auf Altdeponien abgelagerten Ressourcen in den
lichen in der Ermittlung von Optimierungspotenzialen       Wirtschaftskreislauf,
und Nutzungsstrategien zur Unterstützung und Umset-      I Umsetzung der Abfallrahmenrichtlinie, insbeson-
zung einer effizienten Rückgewinnung von Sekun-            dere begleitende Forschung zu Komitologiever-
därrohstoffen aus Abfällen und deren Kreislauffüh-         fahren (z. B. zum Ende der Abfalleigenschaft spe-
rung unter Berücksichtigung ökologischer, ökonomi-         zifischer Abfälle nach Art. 6 der Richtlinie und
scher und demographischer Belange. Ausgehend von           zur Erstellung eines Abfallvermeidungspro-
den für das Jahr 2010 besonders relevanten Projekten       gramms),
wie:                                                     I Ermittlung der Auswirkungen neuer, so genann-
                                                           ter „intelligenter“ Baustoffe auf die Recyclingfä-
I Nutzung des anthropogenen Rohstofflagers                 higkeit von Bau- und Abbruchabfällen sowie Ana-
  (Gebäude) – „Urban Mining“,                              lyse der Datenerhebungen nach ElektroG über

    Sonderteil
                 5 / 2010

            6
Umwelt Sonderteil: Forschungsrahmen des Bundesumweltministeriums Umweltforschungsplan 2010 - Bundesministerium für Umwelt ...
die Berichtsjahre 2007 und 2008 zur Vorberei-                      Betriebs und nach der Stilllegung einer Industriean-
  tung der EU-Berichtspflicht 2010;                                  lage zu minimieren.
I Verhalten von Quecksilber und Quecksilberver-
  bindungen bei der untertätigen Ablagerung in                          Die IVU-Richtlinie setzt dabei auf das Konzept der
  Salzformationen, insbesondere der möglichen                        Besten Verfügbaren Techniken (BVT). Diese entspre-
  Mobilisierung von Quecksilber durch salinare                       chen dem in Deutschland traditionell verwendeten
  Lösungen.                                                          Konzept des Standes der Technik. Spätestens seit dem
                                                                     30. Oktober 2007 müssen auch sämtliche bestehen-
                                                                     den Industrieanlagen die Besten Verfügbaren Techni-
1.5 Beste Verfügbare Technik in Anlagen – Auf-                       ken (BVT) anwenden.
    bereitung deutscher Technologiestandards,
    Anlagensicherheit                                                    Im Hinblick auf eine europäische Harmonisierung
                                                                     der BVT wird ein Informationsaustausch zwischen Mit-
Ziele:                                                               gliedstaaten, Industrie und Umweltverbänden über
                                                                     die Besten Verfügbaren Techniken geführt („Sevilla-
   Die EG-Richtlinie über die integrierte Vermeidung
                                                                     Prozess“). Die Ergebnisse des Informationsaustauschs
und Verminderung von Umweltverschmutzung (IVU-
                                                                     werden in so genannten BVT-Merkblättern niederge-
Richtlinie, engl. Integrated Pollution Prevention and
                                                                     schrieben, die von der Europäischen Kommission ver-
Control, IPPC) bildet EU-weit die Grundlage für die                  öffentlicht werden und bei der Festlegung von Geneh-
Genehmigung besonders umweltrelevanter Industrie-                    migungsauflagen oder entsprechenden allgemein bin-
anlagen auf der Grundlage eines medienübergreifen-                   denden Rechtsvorschriften zu berücksichtigen sind.
den Konzeptes. Ziel ist es, ein hohes Schutzniveau für               Weil sich der Stand der der Technik beziehungsweise
die Umwelt insgesamt zu erreichen. Dazu müssen                       die Besten Verfügbaren Techniken weiter entwickeln,
neben den Schadstoffemissionen in die verschiedenen                  ist eine regelmäßige Revision aller BVT-Merkblätter
Medien auch alle Produktionsprozesse berücksichtigt                  vorgesehen (Revisionszyklus nach bisherigem Stand:
werden, um den Verbrauch an Ressourcen und Ener-                     alle fünf bis zehn Jahre).
gie und sonstige Umweltbelastungen während des

Fertigung einer Dampfturbine nach höchstem technischen Standard bei Siemens in Görlitz. (Foto: dpa)
                                                                                                                   Sonderteil
                                                                                                        5 / 2010

                                                                                                                   7
Umwelt Sonderteil: Forschungsrahmen des Bundesumweltministeriums Umweltforschungsplan 2010 - Bundesministerium für Umwelt ...
Forschungsrahmen des Bundesumweltministeriums

Abscheidung von CO2                                       die Staubmessung bei Feuerungsanlagen für feste
   Um die Nutzung fossiler Brennstoffe mit den Anfor-     Brennstoffe. Die zu überwachenden Grenzwerte
derungen eines anspruchsvollen Klimaschutzes in Ein-      für Staub sind dabei gegenüber der derzeit gülti-
klang zu bringen, ist die Entwicklung neuer Kraft-        gen 1. BImSchV deutlich verschärft. Um in der
werkstypen erforderlich. Techniken zur Abscheidung        Praxis eine einheitliche Qualität bei der Bestim-
von CO2 – insbesondere integrierte Techniken – ver-       mung der Emissionen sicherzustellen, wird der
ändern die bisherige Kraftwerkstechnik teils grundle-     Einsatz eignungsgeprüfter Messeinrichtungen
gend. Für diese Kraftwerkstypen gilt es den Stand der     erforderlich.
Technik zu beschreiben.                                 I Gezielte Quecksilberabscheidung bei
                                                          Feuerungsanlagen
Messeinrichtung zur Bestimmung der Staubemis-             Im Rahmen der Quecksilber-Strategie der EU ist
sionen                                                    die bloße Mitnahme von Hg-Verminderungen
   Die einheitliche Qualität bei der Bestimmung der       nicht mehr ausreichend. Einige vielverspre-
Emissionen setzt einheitliche und eignungsgeprüfte        chende Ansätze der gezielten Hg-Verminderung
Messeinrichtungen voraus. Mit der 1. BImSchV sind         sind auf ihre großtechnische Eignung zu untersu-
neue, eignungsgeprüfte Messeinrichtungen zur Bestim-      chen, auch im Hinblick auf die diesbezügliche
mung der Staubemissionen an Festbrennstofffeue-           Fortentwicklung des Standes der Technik.
rungsanlagen erforderlich.

Forschungsbedarf:                                       1.6 Energieeffizienz (Integriertes Klima- und
I Innovative Techniken: Beste verfügbare
                                                            Energiekonzept, Energiewandlung)
  Techniken in ausgewählten Sektoren
  Die Überschreitungen der Umweltqualitätsstan-         Ziele:
  dards bei Feinstaub und Stoffen der NEC-Richtli-          Die konsequente Steigerung der Energieeffizienz
  nie verdeutlichen die Notwendigkeit, auf europä-      ist ein wichtiger Schlüssel für eine nachhaltige Klima-
  ischer Ebene die BVT weiterzuentwickeln, um           und Energiepolitik. Energieeffizienz entlastet dabei
  mit diesen emissionsbegrenzenden Maßnahmen            nicht nur die Verbraucher und Unternehmen von unnö-
  die Umweltqualitätsstandards des nationalen und       tigen Energiekosten, die Einsparung von Energie trägt
  internationalen Klima- und Gesundheitsschutzes        auch zur Versorgungssicherheit sowie Reduzierung
  sowie weiterer immissionsschutz-rechtlicher           der Importabhängigkeit bei und sichert durch ihr Inno-
  Anforderungen zu erreichen.                           vationspotenzial Beschäftigung und Wirtschafts-
I Stand der Technik von Kraftwerken mit                 wachstum in Deutschland. Obwohl viele der möglichen
  CO2-Abscheidung                                       Maßnahmen wirtschaftlich sind, werden sie dennoch
  Die 13. BImSchV (Großfeuerungs- und Gasturbi-         nicht durchgeführt. Hier sind weiterführende Ansätze
  nen-Verordnung) ist in ihrer gegenwärtigen            notwendig, um die Barrieren zu überwinden.
  Form auf Kraftwerke mit CO2-Abscheidung kaum
  anwendbar. So unterscheiden sich diese Anlagen            Die Bundesregierung will die Energieproduktivität
  im Aufbau und in ihren Komponenten teilweise          bis 2020 gegenüber 1990 verdoppeln. Das ist sehr ehr-
  wesentlich von klassischen Kraftwerken; es            geizig. Mit dem Integrierten Energie- und Klimapro-
  fehlen Kenntnisse zum Stand der Technik zur           gramm wurde ein wichtiger Schritt für mehr Energie-
  Begrenzung der von den neuen Anlagen ausge-           effizienz getan. Dies reicht allerdings noch nicht aus,
  henden Umweltbelastungen. Aus diesem Grund            um das gesteckte Ziel zu erreichen. Zusätzliche Maß-
  ist die Schaffung einer fachlichen Grundlage für      nahmen in allen Bereichen der Energieumwandlung
  die immissionsschutzrechtliche Genehmigung            auf der Angebots- wie auf der Nachfrageseite sind
  von Kraftwerken mit Abscheidung von CO2 erfor-        unabdingbar.
  derlich.
I Modellhafte Eignungsprüfung eines Staub-                 Im Rahmen der Ressortforschung des Bundesum-
  messverfahrens für Kleinfeuerungsanlagen              weltministeriums sollen hierfür wichtige Grundlagen
  Ein Kernanliegen der novellierten 1. BImSchV ist      geschaffen werden. Auf den Ergebnissen bauen dann

    Sonderteil
                 5 / 2010

            8
Umwelt Sonderteil: Forschungsrahmen des Bundesumweltministeriums Umweltforschungsplan 2010 - Bundesministerium für Umwelt ...
Blick in das Kesselhaus des Kraftwerks Berlin Mitte, in dem Strom und Wärme durch Kraft-Wärme-Kopplung zur Verfügung gestellt
werden. (Foto: dpa)

Konzepte und Strategien für die Steigerung der Ener-                I Verstärkte Nutzung von Abwärme im Gebäude-
gieeffizienz im Strom- und im Wärmebereich auf.                       bereich als Beitrag zum Klimaschutz
Angebotsseitig liegt der Schwerpunkt auf dem weite-                 I Konzept für nachhaltige Kälteversorgung durch
ren Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Hiermit                    verstärkte Nutzung von Wärme als Beitrag zum
soll auch ein wichtiger Beitrag zur Umsetzung der EU-                 Klimaschutz
und internationalen Ziele auf dem Gebiet des Klima-                 I Vergleich der EU-Energieeffizienzpolitiken und
schutzes und der Energieeffizienz geleistet werden.                   klimaschutzpolitischen Aspekten
                                                                    I Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingun-
Forschungsbedarf:                                                     gen der Nutzung von Wärme aus KWK
I Weiterentwicklung der Grundlagen für eine
  umfassende Energieeffizienzstrategie und zur                      1.7 Ausbau der erneuerbaren Energien
  Fortentwicklung des Nationalen Energieeffizienz-                      (Nachhaltigkeitsverordnungen, Integration
  planes des Bundesumweltministeriums als                               in das Energiesystem)
  wesentlicher Baustein der nationalen Klima-
  schutzpolitik                                                     Ziele:
I Verbesserung der Datengrundlagen für mehr                             Wind, Wasser, Sonne, Erdwärme und Bioenergie
  Klimaschutz im Bereich der Energieeffizienz                       stehen als Energieträger nahezu unendlich zur Verfü-
I Klimapolitischer Beitrag kohlenstoffarmer Ener-                   gung. Der Ausbau der erneuerbaren Energien sorgt
  gieträger in der dezentralen Stromerzeugung                       für mehr Unabhängigkeit von Energieimporten, für
  sowie zur Stabilisierung der Elektrizitätsversor-                 mehr Versorgungssicherheit und stärkt die heimische
  gungssysteme                                                      Wirtschaft. Erneuerbare Energien tragen zu einer nach-
I Fortentwicklung der Rahmenbedingungen für                         haltigen Energieversorgung bei, stärken die Innova-
  den KWK-Ausbau zur Erreichung der Klima-                          tionskraft und schaffen beständig neue Arbeitsplätze.
  schutzziele                                                       Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist ein Kern-

                                                                                                                         Sonderteil
                                                                                                              5 / 2010

                                                                                                                         9
Umwelt Sonderteil: Forschungsrahmen des Bundesumweltministeriums Umweltforschungsplan 2010 - Bundesministerium für Umwelt ...
Forschungsrahmen des Bundesumweltministeriums

element in der Strategie zur Erreichung der Klima-      in Kraft getretene Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie
schutzziele der Bundesregierung.                        (MSRL) den Bereich seewärts der Basislinie, ab der die
                                                        Ausdehnung der Territorialgewässer ermittelt wird,
   Der Anteil der erneuerbaren Energien am gesam-       bis zur Außengrenze der ausschließlichen Wirt-
ten Bruttostromverbrauch soll im Jahr 2020 mindestens   schaftszone. Bis zum Jahre 2020 soll der gute Zustand
30 Prozent betragen und danach kontinuierlich erhöht    der Meeresumwelt in diesen Gewässern erreicht
werden.                                                 werden. Hierzu ist bis 2012 eine Anfangsbewertung
                                                        zu erstellen – einschließlich einer wirtschaftlichen und
Forschungsbedarf:                                       gesellschaftlichen Analyse der Nutzung dieser Gewäs-
   Neben der Forschungsförderung des Bundesum-          ser sowie der Kosten einer Verschlechterung der Mee-
weltministeriums im Bereich der erneuerbaren Ener-      resumwelt, der gute Zustand zu definieren und Umwelt-
gien gibt es auch im Rahmen der Ressortforschung        ziele sind festzulegen. Die Richtlinie basiert auf dem
Forschungsbedarf zu einzelnen Fragestellungen wie:      Ökosystemansatz sowie einem integrativen Politikan-
                                                        satz.
I Systematische Analyse und Entwicklung von
  Methoden zur vollständigen Erfassung der Bereit-          Effizienzsteigerungen in Wasserversorgung und
  stellung erneuerbarer Wärme und Kälte aus             Abwasserbeseitigung mindern den Energie- und Res-
  erneuerbaren Energien in den Endenergiesekto-         sourcenbedarf und dienen der Umsetzung einer nach-
  ren Industrie, GHD und Haushalte                      haltigen Wasserwirtschaft in Deutschland. Langfristig
I Identifizierung spezieller Hemmnisse beim             fördern sie zusätzlich die Attraktivität deutscher Pro-
  Ausbau der Windenergienutzung an Land                 dukte und Managementmethoden im Ausland und
                                                        unterstützen somit die Erreichung der Millenniums-
                                                        ziele. Die verstärkte Ausrichtung der deutschen Was-
                                                        serwirtschaft auf die Anforderungen von Auslands-
1.8 Integrative Gewässerbewirtschaftung /
                                                        märkten ist ein Ziel der Modernisierungsstrategie der
    Meeresschutz / Bodenschutz                          Bundesregierung für die deutsche Wasserwirtschaft
                                                        sowie des Masterplans Umwelttechnologie.
Ziele:
    Gewässer und Böden sind wichtige Naturgüter. Sie        Über Jahrtausende entwickelt, sind Böden Grund-
bieten Menschen, Tieren und Pflanzen die Lebens-        lage und zentrale Komponente der terrestrischen Öko-
grundlage. Die Gewässer sind flussgebietsbezogen zu     systeme und ihrer biologischen Vielfalt. Sie sind eine
bewirtschaften, d. h. von der Quelle bis zur Mündung    lebenswichtige, nicht erneuerbare natürliche Res-
und den Küstengewässern unter Einschluss aller          source. Böden haben viele Funktionen: Sie leisten einen
Zuflüsse und des Grundwassers. Bis zum Jahre 2015       Großteil der stofflichen Abbau- und Umbauprozesse
soll ein guter Zustand bei allen diesen Gewässern       im Naturhaushalt, wie z. B. die Zersetzung abgestor-
erreicht werden. Die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL)      bener Pflanzen und Tiere, die Nachlieferung wichti-
stellt grundsätzlich neue Anforderungen an den öko-     ger Pflanzennährstoffe, die Filterung und Speicherung
logischen und chemischen Zustand der Gewässer, die      des Wassers. Sie sind Lagerstätte für Bodenschätze wie
umfangreiche methodische Neuentwicklungen auf           Kiese, Tone oder Granite sowie Energiequellen wie
fachlich technischer als auch organisatorischer Ebene   Erdöl und Erdgas. Böden sind Grundlage der Land-
erfordern. Zusätzlich ergeben sich im Zusammenhang      und Forstwirtschaft. Böden sind Standort für Siedlung
mit der Aufstellung der Maßnahmenprogramme und          und Verkehr. An ihnen lässt sich wie in einem Archiv
Bewirtschaftungspläne wirtschaftliche Fragestellun-     die Natur- und Kulturgeschichte verfolgen. Der Schutz
gen (z. B. Kostendeckung, Kosteneffizienz, Bewertung    der Bodenfunktionen, die Sanierung kontaminierter
von Nutzen und Kosten) sowie Fragen einer effektiven    Standorte und der Schutz der Böden vor stofflichen
Einbindung der Öffentlichkeit.                          Verunreinigungen ist zentraler Gegenstand der Boden-
                                                        schutzgesetzgebung in Deutschland, die laufend an
   Während Regelungen der Wasserrahmenrichtlinie        neue Entwicklungen angepasst werden muss.
mit den Küstengewässern enden, regelt die Mitte 2008

    Sonderteil
                 5 / 2010

          10
Forschungsbedarf:                                       2. Klimaschutz
   Forschungsbedarf besteht im Rahmen der Umset-
zung der WRRL und ihrer Tochterrichtlinien „Grund-
wasser“ und „prioritäre Stoffe“ sowie der MSRL insbe-
                                                        2.1 Integriertes Gesamtkonzept für Klima- und
sondere auf den Gebieten
I Methodische Grundlagen für Kosten-Nutzen-Ana-
                                                            Energiepolitik (einschließlich Emissionsmin-
   lysen für Folgenabschätzungen von Maßnahmen              derungsprogramme u. a.)
   nach MSRL
I Bewertungsverfahren für menschliche Belastun-            Die nationale Klima- und Energiepolitik steht vor
   gen und Maßnahmenpakete (MSRL)                       der Herausforderung, zugleich eine Lösung für die
I Lärmkartierung deutscher Meeresgebiete                Bekämpfung des Klimawandels als auch für die öko-
I Erheblich veränderte Gewässer: Festlegung von         nomisch und sozial bedrohlichen Energiepreissteige-
   Zielen und Maßnahmen für Wasserkraft, Schiff-        rungen anzubieten.
   fahrt, Landwirtschaft und Kommunen
I Verminderung des Eintrags von anthropogenen               Die grundsätzlichen Ansätze hierfür stehen fest:
   Mikroverunreinigungen                                Die Klima- und Energiepolitik der Zukunft ruht auf
I Analysenverfahren zur summarischen Erfassung          den Säulen Erhöhung der Energieeffizienz und Ausbau
   von poly- und perfluorierten organischen Verbin-     der erneuerbaren Energien. Dies schließt ausdrück-
   dungen (PFC)                                         lich auch die mittelfristige effiziente Nutzung fossiler
I Auswirkungen oberflächennaher Geothermie auf          Energieträger ein. Auch die weiteren Treibhausgase –
   den Zustand des Grundwassers – Empfehlungen          besonders die F-Gase, deren Emissionen weltweit stark
   (Grundlagen/Kriterien/Maßnahmen) für eine            steigen – sind integraler Bestandteil des klimapoliti-
   umweltverträgliche Nutzung                           schen Konzepts. Eine Gesamtstrategie muss aus der
                                                        Nutzung bekannter Potenziale und Maßnahmen sowie
   Zur Flankierung der Modernisierungsstrategie für     der Entwicklung oder Weiterentwicklung neuer Maß-
die deutsche Wasserwirtschaft besteht Forschungsbe-     nahmen und Ansätze hervorgehen.
darf u. a. bei der Identifizierung von Trends für den
mittelfristigen Bedarf nach technologischen und kon-    Ziele:
zeptionellen Lösungen in verschiedenen Regionen der         Es soll eine Gesamtstrategie für ein technisch und
Welt sowie bei der Analyse der Entwicklung auf rele-    ökonomisch realisierbares, mit den Klimaschutzzielen
vanten Auslandsmärkten.                                 in Einklang stehendes wettbewerbsfähiges Energie-
                                                        system für die Zukunft vorgeschlagen werden. Die
   Im Rahmen von Arbeiten des Vollzugs des Bundes-      Gesamtstrategie beinhaltet kurz-, mittel- und langfris-
bodenschutzgesetzes und der Bundesbodenschutz-Ver-      tige Betrachtungen. Dabei ist das Fernziel ein Ener-
ordnung und deren Novellierung besteht Forschungs-      giesystem, das in 2050 eine Emissionsminderung bei
bedarf insbesondere auf den Gebieten                    Treibhausgasen von 80 bis 95 Prozent gegenüber 1990
I Validierungsringversuch für E DIN 19527 Elution       darstellen kann. Zwischenziele für 2020 und 2030
   von organischen Stoffen                              müssen mit – je näher liegend desto konkreteren –
I Verfahrensentwicklung zur Bewertung der Unsi-         Maßnahmen und Instrumenten unterlegt werden.
   cherheiten in den Ergebnissen der Modellierung       Dafür muss die Forschungsstrategie folgende opera-
   der Umweltwirkungen                                  tionalisierte Teilziele erfüllen:
I Vergleich von Untersuchungsverfahren zur
   Bestimmung sprengstofftypischer Verbindungen         I Erarbeitung belastbarer Prognosen
   in Böden                                             I Lieferung belastbarer Daten über den Ist-Zustand
I Vermeidung von schädlichen Bodenveränderun-           I Identifikation von Problemen
   gen durch nichtstoffliche Belastungen (Erosion,      I Identifikation wirksamer und ökonomisch
   Verdichtung)                                           effizienter Maßnahmen
I Untersuchung der Wechselwirkungen von                 I Entwicklung und Fortschreibung einer
   Bodeneigenschaften und Klimaänderungen                 Gesamtstrategie

                                                                                                        Sonderteil
                                                                                             5 / 2010

                                                                                                        11
Forschungsrahmen des Bundesumweltministeriums

Forschungsbedarf:                                       Gase, die neben CO2 auch andere Schadstoffe enthal-
I Verbesserung der Datenlage im Rahmen                  ten, denkbar.
  der Emissionsberichterstattung
I Analyse von Kosten und Potenzialen von                Forschungsbedarf:
  Emissionsminderungsmaßnahmen                          I Ein im Vergleich zur Bundesrepublik Deutsch-
I Szenarienbetrachtungen für das Energieversor-           land weitaus höheres Potenzial zur Reduzierung
  gungssystem                                             klimawirksamer Emissionen aus der Abfallwirt-
I Analyse von Defiziten und Vorschläge für mehr           schaft besteht in vielen anderen Staaten. Unter
  Wettbewerb auf dem Energiemarkt                         globalen Klimaaspekten – aber auch unter dem
I (Weiter-)Entwicklung von rechtlichen und                Aspekt der Förderung des Exports deutscher
  ökonomischen Instrumenten                               Umwelttechnologie – ist es daher angebracht,
I Vorschläge und Bewertung von Strategien                 den wissenschaftlichen Erfahrungsaustausch im
I Daraus ergibt sich eine Forschungsstrategie, die        Abfallbereich mit Drittländern zu verstärken.
  sowohl konkrete, detaillierte Analysen – z. B. bei      Unter diesem Aspekt bilden bilaterale oder multi-
  den Potenzialen von Effizienzmaßnahmen,                 laterale Untersuchungen zunehmend einen
  Carbon Capture and Storage (Abscheidung und             Schwerpunkt der Abfallwirtschaft.
  Speicherung von CO2) und Netzoptimierung – als        I Durch Forschungs- und Entwicklungs-Vorhaben
  auch übergreifende strategische Betrachtungen           sollen die möglichen Auswirkungen des Klima-
  zur Verfügung stellen soll.                             wandels auf den Boden ermittelt werden. Die
                                                          Untersuchungen und die daraus zu erwartenden
                                                          Schlussfolgerungen spielen beispielsweise eine
                                                          wichtige Rolle bei der Beurteilung, unter wel-
2.1.2 Beitrag der Abfallwirtschaft zum Klima-
                                                          chen Voraussetzungen CCS- Speicherkonzepte
      schutz (national/international)                     unter Bodenaspekten vertretbar sind.

Ziele:
                                                        2.2 Internationaler Kohlenstoffmarkt,
   Die Umsetzung der abfallrechtlichen Vorgaben in
der Bundesrepublik Deutschland hat dazu geführt,
                                                            Umsetzung und Fortentwicklung des
dass die Emission Klima schädigender Gase (Methan;          europäischen Emissionshandelssystems
Kohlendioxid) im Abfallsektor deutlich verringert           sowie der flexiblen Mechanismen
werden konnte und in den kommenden Jahren noch
verringert werden wird. Die Abfallwirtschaft leistet    Ziele:
damit einen nennenswerten Beitrag zur Erreichung            Der internationale Kohlenstoffmarkt ist ein zen-
der von der Bundesregierung für 2012 (Kyotoziele) und   traler und zunehmend wichtiger Baustein der natio-
für 2020 zugesagten Reduzierung der Emission kli-       nalen, europäischen und internationalen Klimapoli-
mawirksamer Gase insgesamt. Die Erfolge müssen auch     tik. Immer mehr Länder und Regionen nutzen markt-
auf internationaler Ebene transportiert werden, um      basierte Instrumente und insbesondere den Emis-
auch anderen Staaten die Möglichkeiten der Abfall-      sionshandel zur Emissionsminderung. Das bisher größte
wirtschaft für den Klimaschutz aufzuzeigen.             Emissionshandelssystem ist der EU-Emissionshandel,
                                                        insofern kommt seiner weiteren Ausgestaltung eine
    Auch Böden können in vielfältiger Hinsicht durch    besondere Bedeutung auch als Modell für nachfol-
den Klimawandel betroffen sein. Es gilt, direkte oder   gende Systeme zu. Die weitere Konkretisierung (im
indirekt durch den Klimawandel verursachte negative     Komitologieverfahren) und die nationale Umsetzung
Auswirkungen auf den Boden zu verhindern oder zu        der im Rahmen des EU-Klimapakets revidierten Emis-
verringern. Eine mittelbar durch den Klimawandel        sionshandelsrichtlinie sind daher zentral für den Erfolg
verursachte Beeinträchtigung von Bodenlebewesen,        des Emissionshandels und für die weitere Entwicklung
Pflanzen und Bodenfunktionen ist bei der unterirdi-     des globalen Kohlenstoffmarktes. Darüber hinaus stellt
schen Lagerung von Klimagasen (CCS) und bei schlei-     sich mit zunehmender Zahl von regionalen Emis-
chendem Entweichen oder bei Leckagen derartiger         sionshandelssystemen die Frage der möglichen Ver-

    Sonderteil
                 5 / 2010

          12
(Foto: Selbach)

knüpfung (linking) dieser Systeme. In diesem                men – Voraussetzungen, Wirkungen, internatio-
Zusammenhang ist eine Reihe von konzeptionellen,            nale Entwicklungen, International Carbon Action
technischen und politischen Fragen von Bedeutung,           Partnership (ICAP), Sektorale Ansätze und ihr
aber auch institutionelle Aspekte können zukünftig          Verhältnis zum Emissionshandel, Weiterentwick-
relevant werden. Deutschland arbeitet u. a. im Rahmen       lung der flexiblen Mechanismen;
der ICAP-Initiative (International Carbon Action Part-    I Fortentwicklung des EU-Emissionshandels als
nership) mit internationalen Partnern an diesen Fragen.     Rückgrat für die Entwicklung eines globalen Koh-
                                                            lenstoffmarktes bei gleichzeitiger Sicherung der
   Für den Erfolg der nationalen und europäischen           Wettbewerbsfähigkeit Europas (u. a. durch
Klimapolitik muss das bestehende rechtliche Instru-         Benchmarking und geeignete Maßnahmen zur
mentarium in einer breiteren Perspektive weiterent-         Vermeidung von Carbon Leakage), Auktionie-
wickelt und in neue Rechtsbereiche mit Bezügen zu           rung als Verbindung von Umwelt- und Finanz-
Umwelt, Energie und Klimaschutz eingegliedert               märkten und Stärkung des Finanzstandortes
werden. Für die Weiterentwicklung einer Vielzahl von        Deutschlands. Umsetzung der bereits erfolgten
Einzelinstrumenten ist eine breit angelegte, integrativ     und geplanten Änderungen (Flugverkehr, Klima-
ausgerichtete Forschung erforderlich.                       paket, gegebenenfalls weitere in TEHG, ZuG, Pro-
                                                            MechG, DEV); zukünftige Einbeziehung neuer
Forschungsbedarf:                                           Tätigkeiten (z. B. Schiffsverkehr, Gebäude) und
I Internationaler Kohlenstoffmarkt – Entwicklung,           weiterer Gase, Konzept und Rechtsrahmen,
  Potenziale, Preissignale, Produkte/Segmente,              Zusammenwirken mit anderen Instrumenten;
  Akteure, institutionelle Ausgestaltung, Grundla-        I Nähere Ausgestaltung eines Rechtsrahmen für
  gen; Verknüpfung von Emissionshandelssyste-               Carbon Capture and Storage (CCS) und die Einbe-

                                                                                                      Sonderteil
                                                                                           5 / 2010

                                                                                                      13
Forschungsrahmen des Bundesumweltministeriums

   ziehung in den Emissionshandel, Rechtsfragen           2.4. Ausgestaltung des Post-2012-Klimaregimes
   des Vollzugs eines künftigen CCS-Gesetzes, auch
   in Verbindung mit den fachlich-technischen             Ziele:
   Anforderungen an den Betrieb und das Monito-                Mit der Bali Roadmap – beschlossen auf der Kli-
   ring von CCS-Anlagen                                   makonferenz auf Bali im Dezember 2007 – wurde der
                                                          Rahmen für die Verhandlungen über ein Post-2012-
                                                          Klimaregime unter der Klimarahmenkonvention (KRK)
2.3 Emissionsberichterstattung unter dem
                                                          und dem Kyoto-Protokoll (KP) für den Zeitraum bis
    Kyoto-Protokoll, der EU-Entscheidung                  2009 definiert, mit dem Ziel einer Einigung auf der
    280/2004 und anderer internationaler                  Klimakonferenz Kopenhagen im Dezember 2009. Eine
    Verpflichtungen                                       Einigung auf ein umfassendes, im Einklang mit dem
                                                          EU-2-Grad-Ziel stehendes Abkommen gelang dort nicht,
Problemstellung                                           ist jedoch weiterhin von hoher politischer Priorität für
   Die Bundesrepublik Deutschland unterliegt den          die Bundesregierung. Die Voraussetzungen dafür
Anforderungen zur Klimarahmenkonvention unter             müssen im Laufe der Jahre 2010/2011 geschaffen
dem Kyoto-Protokoll (KP) und der Umsetzung derselben      werden.
im europäischen Kontext gemäß 280/2004/EU sowie der
Umsetzung der Berichtsanforderungen unter der Genfer          Der in Kopenhagen verabschiedete „Copenhagen
Luftreinhaltekonvention. Das Bundesumweltministe-         Accord“ ist ein erster Schritt in die richtige Richtung,
rium ist in Vertretung der Bundesregierung für die        er muss jedoch in die UN-Verhandlungen zurück
Erfüllung der Anforderungen zuständig und koordi-         geführt werden. Dies muss in den, nach Kopenhagen
niert gemeinsam mit dem Umweltbundesamt den               weiter bestehenden zwei Verhandlungssträngen unter
Gesamtprozess im Rahmen des Nationalen Systems            der Klimarahmenkonvention und unter dem Kyoto-
zur Emissionsberichterstattung.                           Protokoll erfolgen. Der deutlich intensivierte Ver-
                                                          handlungsprozess mit einer Reihe von zusätzlichen
Ziele:                                                    Sitzungen unter der KRK und dem KP, wie er im Laufe
   Für Deutschland besteht die Verpflichtung zur anfor-   von 2009 vonstatten gegangen ist, wird sich in den
derungskonformen Berichterstattung. Die für die Inven-    Jahren 2010 und 2011 fortsetzen. Die Verhandlungen
tarerstellung geltenden Qualitätsanforderungen sind       sind in beiden Verhandlungssträngen geprägt von
zu erfüllen, d. h. den Berechnungsgrundlagen ist eine     einer steigenden Komplexität, durch neue Herausfor-
kontinuierliche Verbesserung aus wissenschaftlicher       derungen im Umgang mit Entwicklungsländern und
Sicht beizumessen. Aus dieser Forderung folgt die Not-    durch eine schwierige politische Gesamtsituation (u. a.
wendigkeit, Bereiche anzupassen, in denen ein Bedarf      stockende Klimagesetzgebung in den USA, fehlendes
zur Verbesserung der Emissionsberechnung besteht.         Bekenntnis zu international rechtsverbindlichen Ver-
Die Berichterstattung ist perspektivisch den neuen        pflichtungen durch China und Indien). Ein neues Kli-
Anforderungen (z. B. die der Senkenberichterstattung      maregime setzt zudem Überlegungen zu einem neuen
nach Art 3.3 und 3.4 des KP) anzupassen. Zusätzlich       internationalen Vertrag mit allen institutionellen und
sind die Ergebnisse der unabhängigen Inventarüber-        finanziellen Implikationen voraus.
prüfung des Klimasekretariats in Form einer Verbes-
serung der beanstandeten Bereiche umzusetzen.             Forschungsbedarf:
                                                          I Rechtliche und institutionelle Ausgestaltung des
Forschungsbedarf:                                           Post-2012-Klimaregimes;
I Für die Erfüllung der geltenden Qualitätsvorga-         I Ausgestaltung der Regelungen zu Berichterstat-
  ben ist an den Berechnungsgrundlagen eine                 tung und Überprüfung;
  ständige Verbesserung durchzuführen. Hierzu             I Modell-Instrumente, mit denen verhandlungsbe-
  gilt es, Forschungsvorhaben in der Erfassung von          gleitend sowohl ökonomische Wirkungen als
  Treibhausgasen z. B. in den Bereichen Energie,            auch Klima- und andere Umweltwirkungen unter
  Industrie, Landwirtschaft und Senken durchzu-             möglichen Ausgestaltungen eines Post-2012-Kli-
  führen.                                                   maregimes untersucht werden können;

    Sonderteil
                 5 / 2010

           14
I Szenarien (global und regional beziehungsweise                       I Untersuchung von kurz- und langfristigen Klima-
  nach Ländern differenziert) zur Darstellung der                        wirkungen – mit besonderem Fokus auf mögli-
  Erreichbarkeit des 2-Grad-Ziels unter Berücksich-                      che Rückkopplungsmechanismen – zur Konkreti-
  tigung der Technologieentwicklung (hohe Auflö-                         sierung beziehungsweise möglicherweise not-
  sung unterschiedlicher Technologien) und öko-                          wendigen Nachjustierung eines Langfristziels;
  nomischer Fragen;                                                    I Szenarien zur Abschätzung der Klimawirkungen
I Ausgestaltung der Instrumente und Mechanis-                            von Vorschlägen für das Post-2012-Klimaregime
  men, einschließlich der Fortentwicklung der pro-                       unter Berücksichtigung aller relevanten Treib-
  jektbezogenen Kyoto-Mechanismen; unter                                 hausgase sowie anderer klimawirksamer Gase
  Berücksichtigung der Übernahme von Emissions-                          einschließlich Aerosole;
  zielen und Klimaschutzbeiträgen der Entwick-
                                                                       I Definition von Anforderungen an Emissionshan-
  lungsländer;
                                                                         delssysteme der Entwicklungsländer zur Integra-
I Implikationen eines post-2012 Klimaregimes für
                                                                         tion in den internationalen Kohlenstoffmarkt;
  die Fortentwicklung des internationalen Kohlen-
                                                                       I Einbeziehung des internationalen Flug- und
  stoffmarktes;
                                                                         Schiffsverkehrs in ein Post-2012-Klimaregime;
I Ausgestaltung von sektoralen Abkommen;
                                                                       I Ausgestaltung der Einbeziehung des Wald- und
I Abschätzung sektoraler Minderungspotenziale in
                                                                         Landwirtschaftssektors;
  Industrie- und Entwicklungsländern (für wichtige
                                                                       I Definition, Umsetzung und Verifizierung von
  Staaten länderspezifisch, sonst für Regionen);
I Ausgestaltung der einzelnen im derzeitigen Kli-                        Länderstrategien zur Einbeziehung von Entwick-
  maregime wenig entwickelten und jetzt stark im                         lungs- und Schwellenländern in ein Post-2012-Kli-
  Fokus stehenden Themen „Anpassung“, „Techno-                           maregime;
  logie“, „Finanzierung“. Insbesondere nach der                        I Optionen für einen optimierten Einsatz der
  VSK in Kopenhagen muss geklärt werden, wie                             begrenzten für Anpassungsmaßnahmen zur Ver-
  die Umsetzung der o. g. Themen konkret institu-                        fügung stehenden Mittel durch Nutzung von Syn-
  tionell und finanziell – auch unter Einbindung                         ergieeffekten zwischen den Anpassungsprogram-
  der bilateralen und multilateralen Zusammenar-                         men (NAPAs, NBSUBs, NAPs) der UN Konventio-
  beit – ausgestaltet werden sollen. Dazu bedarf es                      nen FCCC, CBD, CCD.
  fachwissenschaftlicher Expertise.

Prinz Charles; Connie Hedegaard, Präsidentin der Klimakonferenz; UN-Generalsekretär Ban Ki Moon; der dänische Premierminister
Lars Lökke Rasmussen; Ivo de Boer, Leiter des UN-Klimasekretariats (v.l.n.r.) und die Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai eröffne-
ten das Ministersegment während der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen. (Foto: dpa)

                                                                                                                               Sonderteil
                                                                                                                    5 / 2010

                                                                                                                               15
Forschungsrahmen des Bundesumweltministeriums

3. Anpassung an die Auswirkungen                                keit des Bundesumweltministeriums Forschungsthe-
                                                                men zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die
   des Klimawandels
                                                                Umweltschutzgüter sowie zu möglichen umweltpoli-
                                                                tischen Anpassungsmaßnahmen zu bearbeiten. Ent-
Ziele:                                                          sprechende Forschungsthemen – z. B. aus den Berei-
    Die Bundesregierung hat im Dezember 2008 die                chen Biodiversität und Naturschutz oder Umwelt und
Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel                 Gesundheit – finden sich daher auch unter anderen
(DAS) beschlossen und somit erstmalig einen Rahmen              Schwerpunkten des Forschungsrahmens.
zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels in
Deutschland geschaffen. Die Strategie legt den Grund-           Forschungsbedarf:
stein für einen mittelfristigen Prozess in dem schritt-
                                                                I Ermittlung/Bewertung der Vulnerabilität (Anpas-
weise mit den Bundesländern und anderen gesell-
                                                                  sungskapazität; Szenarienentwicklung), Auswir-
schaftlichen Gruppen die Risiken des Klimawandels
                                                                  kungen des Klimawandels auf Umweltschutzgü-
bewertet, der mögliche Handlungsbedarf benannt, die
                                                                  ter (z. B. Gewässer, Boden) beziehungsweise für
entsprechenden Ziele definiert sowie mögliche Anpas-
                                                                  ausgewählte Risikobereiche (z. B. Umwelt und
sungsmaßnahmen entwickelt und umgesetzt werden
                                                                  Gesundheit)
sollen. Die DAS sieht als nächste Schritte u. a. die Erar-
                                                                I Evaluierung der Wirksamkeit der Deutschen
beitung eines Aktionsplans, die Weiterführung des
                                                                  Anpassungsstrategie, Indikatoren, Erfassung und
Dialogprozesses mit gesellschaftlichen Akteuren und
                                                                  Bewertung der Wirkung von Anpassungsmaß-
die gezielte Information unterschiedlicher Zielgrup-
pen über Klimafolgen und Anpassungsoptionen vor.                  nahmen
                                                                I Grundlagen zur Planung und Umsetzung von
   Aus der Federführung des Bundesumweltministe-                  Anpassungsmaßnahmen in Deutschland; (Unter-
riums für die DAS ergibt sich die Notwendigkeit, im               stützungssysteme; Risikobewertung; integrierte
Rahmen dieses Schwerpunktes insbesondere Quer-                    Ansätze)
schnittsvorhaben vorzusehen, welche direkt der Weiter-          I Ökonomische Analysen von Klimafolgen und
entwicklung und Umsetzung der DAS dienen bezie-                   Anpassung
hungsweise grundlegenden Methoden, Instrumenten                 I Konzepterarbeitung zur Stärkung der Vernet-
beziehungsweise Dienstleistungen entwickeln. Darü-                zung der Akteure in Deutschland, der Kommuni-
ber hinaus sind entsprechend der Ressortzuständig-                kation zu Klimafolgen und Anpassungsoptionen

                                                     Hier ist die Elbe bei Bleckede (Kr. Lüneburg) über die Ufer getreten. (Foto: dpa)
    Sonderteil
                 5 / 2010

           16
und der Einbindung/Beteiligung von gesellschaft-           und Effizienzsteigerung zur Reduktion der ver-
  lichen Gruppen                                             kehrbedingten CO2-Emissionen:
I Entwicklung von Anpassungsmaßnahmen und                I   Möglichkeiten zur Reduzierung des Klimabei-
  -instrumenten zur Unterstützung der Erarbeitung            trags des Flugverkehrs durch konstruktive Anpas-
  und Fortschreibung des DAS-Aktionsplans                    sungen aktueller Flugzeugmuster an niedrigere
                                                             Flughöhen und -geschwindigkeiten im Sinne
                                                             eines klimaoptimierten Flugzeugdesigns
                                                         I   Grundlagen für die Emissionsberichterstattung
4. Nachhaltige Mobilität und                                 und für politische Entscheidungen, Szenarienbil-
   Immissionsschutz                                          dung und Prognosen
                                                         I   Weiterentwicklung des Instruments „RENEWBI-
4.1 Klimaschutz im Verkehr                                   LITY – Stoffstromanalyse nachhaltige Mobilität
                                                             im Kontext erneuerbarer Energien bis 2030“,
                                                         I   Begleitforschung zur Nachhaltigen Mobilität als
Ziele:
                                                             Schwerpunkt im 2-Jahreszyklus 2010/2011 der
   Ein wichtiges Element bei der Bekämpfung des Kli-         UN-Nachhaltigkeitskommission (CSD), bei dem
mawandels als zentrales Anliegen der Bundesregie-            das Bundesumweltministerium die Koordinie-
rung ist die Reduzierung des Klimabeitrages des Ver-         rung der EU-Position übernimmt.
kehrs. Der Anteil des gesamten Verkehrs an den natio-
nalen CO2-Emissionen beläuft sich auf etwa 20 Pro-
                                                         4.2 Weiterentwicklung der Treibhausgasminde-
zent. Für den größten Teil dieser Emissionen – über
90 Prozent – ist der Straßenverkehr verantwortlich
                                                             rung und Energieeffizienz bei Antrieben und
bedingt durch zunehmende Mobilitätsansprüche des             Kraftstoffen
Einzelnen, vor allem aber auch stark wachsende Güter-
transporte.                                              Ziele:
                                                             Die Bundesregierung strebt eine weitere Erhöhung
    Um nachhaltige Mobilität für alle sicherzustellen    des Klimaschutzbeitrages durch Biokraftstoffe an. Im
und gleichzeitig die politischen Ziele für einen wirk-   Rahmen von Komitologie-Ausschüssen sowie zu erwar-
samen Klimaschutz zu erreichen, sind weitergehende       tenden Änderungsvorschlägen seitens der Europä-
Maßnahmen und Instrumente hinsichtlich der ein-          ischen Kommission sollen die Vorgaben der Richtli-
zelnen Verkehrsträger notwendig. Besonders im tech-      nien 2009/28/EG sowie 2009/30/EG im Bereich Bio-
nischen Bereich hat die bisherige Entwicklung deutlich   kraftstoffe konkretisiert beziehungsweise erweitert
gemacht, dass hier große Effizienzpotenziale liegen.     werden. Ein Kernelement der beiden Richtlinien ist
Grundsätzlich können die ambitionierten Klimaziele       die Festlegung einer verbindlichen Methodik zur
jedoch nicht ausschließlich über technische Innova-      Berechnung der Lebenszyklus-Treibhausgasemissionen
tion erreicht werden – nicht zuletzt wegen der pro-      von Biokraftstoffen. Hierfür müssen klare und in der
gnostizierten Zunahme der absoluten Verkehrsleistung     Praxis anwendbare Regeln festgelegt werden.
im Personen- und Güterverkehr.
                                                             Da Biomasse und Biokraftstoffe weltweit gehandelt
Forschungsbedarf:                                        werden, ist die Vereinbarung international gültiger
   Möglichkeiten der Minderung verkehrsbedingter         Anforderungen insbesondere im ökologischen und
Treibhausgasemissionen durch Verkehrsvermeidung          sozialen Bereich langfristig die beste Lösung, um die
und Verkehrsverlagerung auf umweltverträglichere         nachhaltige Nutzung von Biomasse und Biokraftstof-
Verkehrsträger, insbesondere für den Güterverkehrs-      fen sicherzustellen. Die Bundesregierung pflegt hierzu
bereich:                                                 intensive bilaterale Kontakte im Bereich Biokraftstoffe,
I Konzeptentwicklung zum Ausbau der Schienen-            insbesondere mit den USA und Brasilien. Darüber
   infrastruktur entsprechend der Umweltziele            hinaus ist die Bundesregierung auch in multilatera-
   Deutschlands unter Berücksichtigung der Erfah-        len Prozessen im Bereich Biokraftstoffe aktiv.
   rungen in der Schweiz Technische Innovationen

                                                                                                         Sonderteil
                                                                                              5 / 2010

                                                                                                         17
Sie können auch lesen