" und Jesus ging hinaus" - II/2018 - Karmel OCD

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" und Jesus ging hinaus" - II/2018 - Karmel OCD
28. Jahrgang                          II/2018

          „… und Jesus ging hinaus“
" und Jesus ging hinaus" - II/2018 - Karmel OCD
eine Bildtafel auf einem der        uns zur „Umänderung der Denk-
                                Seitenaltäre in der St.-Nikolai-    art“ (s. S. 10/11) auf?
                                Kirche in Stralsund zeigt Jesus,       Die Beiträge in unserem Heft
                                wie er aus dem Tempel hinaus-       laden dazu ein, einmal mit Jesus
                                geht. Der Altar entstand im 15.     selbst darüber zu sprechen …
                                Jahrhundert und wird nach den
                                Stiftern aus der Leder verarbei-    An dieser Stelle möchten wir
                                tenden Zunft „Altar der Riemer      allen ein herzliches „Danke!“
                                und Beutler“ genannt.               sagen, die uns in den vergange-
                                   Die  Darstellung  dieser  sehr   nen Monaten mit einer Spende
                                selten gemalten biblischen Szene    für den Druck und Versand un-
                                erklärt sich aus dem 7. bis 10.     serer geistlichen Quartalsschrift
                                Kapitel des Johannesevangeliums:    unterstützt haben. – In dieser
                                Jesus spricht dort lange zu den     2. Ausgabe des Jahrgangs bit-
                                Schriftgelehrten am Tempel in       ten wir auch wieder um Ihre
                                Jerusalem, aber seine Worte fin-    Aufmerksamkeit für die Anlie-
                                den wenig Gehör. So verlässt        gen unseres Missionsprokurators
                                er schließlich den Tempelplatz      P. Robert (S. 14/15), der für Ihre
                                (Joh 8,59) und wendet sich an-      Hilfe beim Helfen dankbar ist.
                                deren Menschen zu. Nachdem
                                er in der Stadt einen Mann          Herzliche  Grüße und Segens-
                                geheilt hat, der blind geboren      wünsche in die Osterzeit hinein
                                worden war und deshalb als
                                ein Sünder und von Gott Be-
                                strafter galt, sagt er: „Ich habe   Ihr
                                noch andere Schafe, die nicht
                                aus diesem Stall sind; auch sie
                                muss ich führen, und sie werden     P. Reinhard Körner OCD
                                auf meine Stimme hören …“           Schriftleitung
Altar der Riemer und Beut-
                                (Joh 10,16).
ler (15. Jh.) in der evange-       Tut Jesus heute als der aufer-
lischen St.-Nikolai-Kirche in   standen Gegenwärtige nicht Glei-
Stralsund                       ches? Ist er nicht auch heute un-
                                terwegs zu Gottes „anderen“ Men-
                                schen – wie ein „Wanderer in un-
                                bekanntes Land“ (s. S. 12/13)?
                                Und ruft er nicht vielleicht auch

2     KARMELimpulse
" und Jesus ging hinaus" - II/2018 - Karmel OCD
In diesem Heft:

Teresa von Ávila
Reden wie mit einem Freund .......................................................... 4
Reinhard Körner OCD
Zur dir gesagt, Jesus ......................................................................... 5
Eberhard Tiefensee
„Umänderung der Denkart“                                   …..................................................... 10

Johannes vom Kreuz
Wanderer in unbekanntes Land                                     .................................................. 12

Robert Schmidbauer OCD
Der Missionsprokurator berichtet                                     ............................................. 14

Reinhard Körner OCD
Zu dir gesagt, Jesus (Forts.) .......................................................... 16

Literatur, Exerzitien, Seminare ................................................... 22

               Impressum
                                                   Bestellungen können formlos gerichtet werden an:
KARMELimpulse – Quartalsschrift zur Ver-           Karmel St.Teresa
tiefung des geistlichen Lebens.                    D-16547 Birkenwerder, Schützenstraße 12
Herausgeber: Provinzialat OCD, München.            Die Zeitschrift ist kostenlos. Spenden zur Deckung der Druck- und
Redaktion: P. Dr. Reinhard Körner OCD und          Versandkosten werden gern entgegengenommen über das Konto:
Martina Kurth TKG
                                                   Karmel Birkenwerder
Anschrift der Redaktion:
Karmelitenkloster St. Teresa, Schützenstraße 12,   bei: Liga Bank eG
D-16547 Birkenwerder.                              Kennwort: Karmelimpulse
kloster@karmel-birkenwerder.de                     IBAN: DE94 7509 0300 0002 1642 48
Druck: Osthavelland-Druck Velten GmbH.             BIC: GENODEF1M05
Erscheinungsweise: Vierteljährlich.

                                                                                                 KARMELimpulse         3
" und Jesus ging hinaus" - II/2018 - Karmel OCD
TEXTE GROSSER
  KARMELITEN

                                         Reden wie mit einem Freund
                                                       Teresa von Ávila

                             Wer noch nicht mit dem inneren        armer Kerl ist, der irgendein Ge-
                             Beten begonnen hat, den bitte         schäft hat, wird es ihn noch mehr
                             ich um der Liebe des Herrn wil-       Hin und Her und Beziehungen
                             len, sich ein so großes Gut doch      und Mühen kosten, es vorzu-
                             nicht entgehen zu lassen. Hier        bringen!
                             gibt es nichts zu verlieren, son-
                             dern nur zu gewinnen … Denn           Du König der Herrlichkeit und
                             meiner Meinung nach ist inneres       Herr aller Könige! … Wie wenig
                                         Beten nichts anderes      braucht man bei dir Mittelsper-
                                         als Verweilen bei ei-     sonen! Nur durch den Blick auf
                                         nem Freund, mit dem       deine Person sieht man gleich,
                                         wir oft allein zusam-     dass nur du es verdienst, dass
                                         menkommen, einfach        man dich Herr nennt, so wie du
                                         um bei ihm zu sein,       deine Majestät kundtust. In al-
                                         weil wir sicher wissen,   lem kann man mit dir umgehen
                                         dass er uns liebt.        und sprechen, wie es uns gefällt,
                                                                   sobald man einmal das erste Er-
                                         Ich sah, dass er, ob-     staunen und die Furcht vor Eurer
                                         wohl er Gott war,         Majestät verloren hat, wobei frei-
                                         Mensch war, der sich      lich eine größere bleibt, dich nur
                                         über die Schwächen        ja nicht zu beleidigen – allerdings
                                         der Menschen nicht        nicht aus Angst vor der Strafe,
                                         entsetzt, sondern Ver-    mein Herr, denn die bedeutet
                                         ständnis hat für unse-    nichts verglichen mit der, dich zu
„Ich kann mit ihm umge-
                             re armselige Lage, die wegen der      verlieren.
hen wie mit einem Freund,    ersten Sünde, die wieder gutzu-
obwohl er doch Herr ist …“   machen er kam, so vielen Stürzen      aus: Das Buch meines Lebens (Vida), 8,5 u. 37,5/6
                             ausgeliefert ist. Ich kann mit ihm
                             umgehen wie mit einem Freund,
                             obwohl er doch Herr ist. Denn
                             ich erkenne, dass er nicht ist wie
                             die, die wir hier als Herren ha-
                             ben, die ihr ganzes Herrsein auf
                             „Autoritätsprothesen“  gründen:
                             Man braucht Sprechstunden und
                             privilegierte Leute, die mit ih-
                             nen sprechen. Wenn es irgendein

4    KARMELimpulse
" und Jesus ging hinaus" - II/2018 - Karmel OCD
GEISTLICHE
                                                                           LESUNG I

                   Zu dir gesagt, Jesus
                      Reinhard Körner OCD

Manches kann ich nur mit dir         beim Lesen mit mir mit und
bereden, Jesus. Dir kann ich sa-     kommt dabei über die eigenen
gen, was mir auf der Seele brennt.   Gedanken und Erfahrungen mit
Ohne abwägen zu müssen, ob es        dir ins Gespräch – allein schon
klug ist, so zu reden. Dir kann      dieser Hoffnung wegen will ich
ich auch sagen, womit ich noch       es wagen; trotz aller Bedenken.
ringe, ausgereifte Gedanken er-
wartest du nicht, nur Ehrlichkeit;   Du bist da, Jesus
und Zeit, damit auch du reden
kannst.                              – wirklich da, während ich hier
   Dass ich auch beim Schreiben      bete, nachdenke und schreibe.
meiner Bücher innehalte, um zu       Du bist immer da, verborgen ge-
beten, ist mir lange schon zur       genwärtig, überall. So gegenwär-
Selbstverständlichkeit geworden.     tig wie Gott, zu dem du ganz und
Aber dass ich schreibend bete und    gar gehörst und dessen göttliches
betend schreibe, dass ich diesmal    Dasein  unser  Dasein  in  jedem
für andere aufschreibe, wie und      Moment umgibt und umfängt.
was ich bete, das ist ungewöhn-      Du, der Jesus von damals, der
lich zwischen uns, und mindes-       Jesus aus der Bibel, bist als der
tens zwei Bedenken sprechen ei-      auferstandene Jesus gegenwärtig
gentlich dagegen: Die Leserinnen     – darauf baue ich, und wenn
und Leser könnten glauben, die       ich zu dir bete, dann denke ich
Gebetsform sei nur Stilmittel,       daran. Ich sehe dich nicht und
nicht wirkliches Beten; zumal        fühle dich nicht, aber ich bin
ich ja für sie ausformulieren und    mir bewusst, dass du da bist,
näher darstellen muss, was ich       mir näher, als ich mir selbst sein
dir allein mit sehr viel weniger     kann, und rede in meinem In-
Worten sagen würde … Und vor         nern mit dir; oder ich bin ein-
allem: Darf ich auch vor ihnen       fach  nur  mit  dir  zusammen,
ehrlich sein?                        auch ohne Worte. Ich weiß dann
   Trotzdem, ich wage es. Wegen      – so wie jetzt auch –, du bist
des Themas, über das ich mit         bei mir, du und dein Gott und
dir reden möchte. Weil es nicht      dein Heiliger Geist …
nur dich und mich betrifft, Je-         Und damit bin ich eigentlich
sus, sondern dich und alle dei-      schon beim Thema, über das ich
ne Menschen. Vielleicht betet ja     diesmal mit dir reden will: Ob
auch der eine oder die andere        du diesen Glauben an dich und

                                                                          KARMELimpulse   5
" und Jesus ging hinaus" - II/2018 - Karmel OCD
deine Gegenwart nicht jedem               denken sie dabei nicht; sie sind
                    Menschen schenken könntest,               mit den Äußerlichkeiten beschäf-
                    jedem auf unserer Erde … Du               tigt. Sie leben mit der Kirche, die
                    weißt, Jesus, wie sehr ich allen          einen mehr, die anderen weniger,
                    Menschen wünschte, sie würden             aber „es läuft nichts“ zwischen
                    dich kennen, wären sich deiner            ihnen und dir. Sie reden von
                    Nähe bewusst und würden mit               Gott und von dir, aber sie reden
                    dir reden. Dann hätten sie, wie           nicht zu ihm und zu dir. Wohl
                    ich, den Schatz des Lebens ge-            sehen sie in dir den Helfer, den
                    funden! Und unsere Welt sähe              sie anrufen in ihren Nöten, doch
                    anders aus.                               ihr  Herz  ist  bei  ihren  Nöten,
                       Aber die Realität ist nicht so.        nicht bei dir. Sie sprechen von
                    Zwei Drittel der Menschheit wis-          „christlichen Werten“ und sehen
                    sen nicht einmal von dir oder ha-         in dir ein Vorbild mitmensch-
                    ben nur am Rande etwas über               lichen Verhaltens, doch du bist
                    dich gehört. Hinzu kommt, dass            Vergangenheit für sie: der Jesus
                    die Zahl derer wächst, die sagen,         Christus aus einer fernen Zeit.
                    der Gottesglaube überhaupt sei            Sie lieben die Feierlichkeit der
                    überholt, weil er, wie sie meinen,        Gottesdienste, viele vor allem zu
                    den heutigen Erkenntnissen der            familiären Anlässen, aber sie lie-
                    Wissenschaften widerspräche. An           ben nicht dich. Sie „feiern Litur-
                    die Stelle gottgläubigen Lebens           gie“, wie sie sagen, und „feiern
                    tritt mehr und mehr die Haltung           die Messe“, aber sie feiern darin
                    „Spiritualität ja, Gott nein“ oder        nicht deine Gegenwart. Sie spre-
                    eine immer selbstverständlicher           chen Gebete, manche viele Ge-
                    werdende atheistische Weltsicht           bete, und vertrauen der „Kraft
                    und ein religionsfreies Leben.            der Gebete“, aber sie vertrauen
                       Und bei denen, die zur Chris-          nicht dir. Sie reden zu dir, damit
                    tenheit zählen? Soweit sie nicht          du sie hörst und erhörst, aber sie
                    nur „aus Tradition“ oder der Kar-         hören nicht, damit du zu ihnen
                    tei nach dazugehören, glauben              reden kannst. Andere suchen nach
                    sie die Glaubenslehre der Kirche          „Kontemplation“ und Innerlich-
                    oder Teile davon – aber leben sie         keit, aber nach einer Innerlichkeit
                    mit dir? Sie haben eine Weltan-           mit sich selbst oder mit etwas
                    schauung, in der Gott vorkommt            „Göttlichem“, nicht mit dir; sie
                    und dein Name, aber leben sie             ordnen, wenn sie „meditieren“,
                    mit der Wirklichkeit hinter die-          ihre eigenen Gedanken, für deine
                    sen Vokabeln?                             Gedanken haben sie kein Ohr …
                       Sieh sie dir an, Jesus: Sie vollzie-   Und selbst diejenigen, die von
                    hen religiöse Rituale und pflegen         sich sagen können, dass sie die
                    christliche Bräuche, doch an dich         Kirche lieben – lieben sie auch

6   KARMELimpulse
" und Jesus ging hinaus" - II/2018 - Karmel OCD
dich, das „Haupt“ (Kol 1,18) der      Leben mit dir für sie hätte, das
Kirche?                               ahnen sie nicht einmal.
   Ich spreche hier nicht von allen      Und immer mehr denke ich,
Christen, Jesus. Ich spreche nicht    schuld daran bist du!
von  Christen,  denen  die  Auf-      Du selbst, Jesus, du
merksamkeit für dich einfach nur      und dein Gott. Nicht
immer wieder abhandenkommt            die  Menschen.  Ge-
– wie mir ja auch –, vielleicht       wiss, ich gehe von mir
sogar über lange Zeit hin, aus        aus, von meiner eige-
welchen  inneren  und  äußeren        nen Geschichte mit
Gründen auch immer. Ich spre-         dir, aber dennoch, ja
che auch nicht von Christen, die      gerade deshalb frage
beim Beten ganz angefüllt sind        ich dich: Warum öff-
mit ihren eigenen Gedanken, mit       nest du nicht auch ih-
ihrer Not, mit ihren Ängsten,         nen die Augen für dei-
mit der Sorge um einen naheste-       ne Gegenwart? Ihnen
henden Menschen oder mit der          allen! Hast du nicht
Liebessehnsucht ihres Herzens,        gesagt: „Wenn ich über
aber das alles vor dich hintragen     die Erde erhöht bin,
oder deinem Gott hinhalten, um        werde ich alle zu mir
es mit euch zu bestehen. Nein,        ziehen“ (Joh 12,32)?
von ihnen spreche ich nicht. Ich      Warum also „ziehst“
spreche von Christen, denen du        du sie nicht? Und wa-
unbekannt zu sein scheinst im         rum zeigt sich dein
Herzen, auch wenn sie aktiv sind      Gott, den du „meinen
in ihren Gemeinden und in kirch-      Vater und euren Vater,
lichen Gremien. – Und da spre-        meinen Gott und eu-
che ich nicht von den „einfachen      ren Gott“ (Joh 20,17)
Gläubigen“ nur.                       nanntest, nicht auch
   Du bist nicht im Bewusstsein       ihnen so, wie er sich
der Menschen, Jesus. Weithin          mir gezeigt hat? Wa-
auch nicht im Bewusstsein der         rum konnte ich dich
Christen. Das ist die Realität. Je-   finden – und warum so viele an-     „… und sie fragten ihn:
denfalls meinem Eindruck und          dere nicht?                         Sind etwa auch wir blind?"
meiner seelsorglichen Erfahrung                                           (Joh 9,40)
nach. Man braucht deinen Gott         „Ihr seid das Salz der Erde“
nicht. Man braucht auch dich
nicht, Jesus. Die Menschen kom-       hast du gesagt (Mt 5,13). Salz,
men gut ohne dich aus. Und sie        das die Speisen würzt und halt-
können auch gut ohne dich gut         bar macht und damals das Feuer
sein. Welchen „Mehrwert“ das          in  den  Öfen  am  Lodern  hielt.

                                                                              KARMELimpulse      7
" und Jesus ging hinaus" - II/2018 - Karmel OCD
Gemeint hast du mit dem Salz dei-      los mit deiner Christenheit, wenn
                    ne Jünger, in heutigem Deutsch:        sie doch dein „Salz“ sein soll für die
                    deine Lehrlinge, deine Schülerin-      Erde, für die gesamte Menschheit?
                    nen und Schüler. Die damaligen         Warum macht dann deine Kirche
                    und die jetzigen. Und zu dir geru-     – so jedenfalls wird sie doch erlebt
                    fen und zum „Salz“ gemacht hast        in unserer Gesellschaft – mehr
                    du sie, weil dir die „Erde“ kostbar    sich selbst zum Thema als dich
                    ist. Die ganze Erde. Also liegt dir    und  dein  Evangelium?  Warum
                    doch daran, dass jeder Mensch um       wird  dann  vom  Leben  mit  dir,
                    dich und deine Gegenwart weiß!         gleich in welcher Konfession, so
                    Oder?                                  oberflächlich und nichtssagend
                       Ich habe lange gebraucht, um        dahergeredet? Warum ist dann der
                    dein Salz-Bild zu verstehen. Das       christliche Glaube – auch jetzt im
                    Theologiestudium  reichte  dafür       21. Jahrhundert noch – mit so viel
                    nicht  aus.  Erst  allmählich,  im     heidnisch-religiösem Aberglauben
                    Laufe der Jahre durch die Erfah-       vermischt, der es Menschen schwer
                    rung, ist mir aufgegangen, dass        macht, diesen Glauben überhaupt
                    du eben nicht alle zu dir ziehst.      ernst zu nehmen, ja die Frage nach
                    Jedenfalls nicht so, wie du mich       dem  Dasein  Gottes  überhaupt
                    und viele andere an dich gezogen       noch  zu  stellen?  Warum  wirkt
                    und dir zu Freunden gemacht            dann so vieles an der kirchlichen
                    hast. Glaube ist ein Geschenk,         „Frömmigkeit“  geradezu  absto-
                    sagten die Alten. Ja, so ist es wohl   ßend auf die Menschen, selbst auf
                    tatsächlich.  Nicht  jeden  Men-       immer mehr Christen? Und wa-
                    schen rührst du im Herzen mit          rum gibt es dann so viel Wichtig-
                    deinem Nahesein an, und nicht          tuerei und Selbstdarstellung, bei
                    jedem erleuchtest du so die Ver-       den Hauptamtlichen wie bei den
                    nunft, dass sie die Wirklichkeit       Ehrenamtlichen, warum so viele
                    hinter der Vokabel Gott verneh-        Verwalter, Manager und Funkti-
                    men kann. Doch die wenigen,            onäre in den Leitungsämtern?
                    denen du das schenkst, so denke           Ich rede hier nicht von den all-
                    ich heute, sind dein Geschenk          gemein menschlichen Schwächen,
                    an die ganze Erde; ihre Gabe ist       Jesus, und auch nicht von den
                    eine Aufgabe, die sie für die ge-      Skandalen in der Kirche. Alles,
                    samte  Menschheit  haben.  Dir         was unter Menschen vorkommt,
                    genügen ein paar Handvoll Salz         kommt auch in deiner Christen-
                    – aber diese paar „Salzmenschen“       heit vor; Christen sind nun einmal
                    brauchst du für alle deine Men-        nicht die besseren Menschen. Auch
                    schen. Das scheint dein Weg mit        ein  Papst  Franziskus  sagt  von
                    uns, mit der Menschheit zu sein.       sich:  „Ich  bin  ein  Sünder“;  aber
                    Aber dann frage ich dich: Was ist      er  kann  glaubhaft  hinzufügen:

8   KARMELimpulse
" und Jesus ging hinaus" - II/2018 - Karmel OCD
„… einer, den Gott angeschaut           Kirche überzeugt. „Gott will, dass
hat“ – womit  er  mir  ganz  und        alle Menschen gerettet werden
gar aus der Seele spricht. Nein,        und zur Erkenntnis der Wahrheit
ich rede hier vom Fehlen der            gelangen“, schrieb damals einer
persönlich-innerlichen Beziehung        von ihnen (1 Tim 2,4). Mit mei-
zu dir und von mangelndem In-           nem Wunsch, dass jeder Mensch
teresse  an  deinem  Evangelium!        den Schatz finden möge, stehe
Ich rede von Menschen, die dein         ich also nicht allein. Es war und
Gott offensichtlich nicht „ange-        ist auch der Wunsch sehr vieler
schaut“ hat; die jedenfalls, falls er   anderer Christen, von damals an
sie „angeschaut“ hat, nichts mehr,      bis heute. Und vor allem: „Gott
so scheint mir, oder kaum noch          will …“ – es ist sein Wunsch. Und
etwas davon im Herzen haben.            sein Wunsch ist dein Wunsch.
   Du weißt, Jesus, ich sehe durch-        Aber da du offensichtlich nicht
aus all die Frauen und Männer,          jedem Menschen schenkst, was
die dich und deinen Abba-Gott           du   mir   und   anderen   geschenkt
im Herzen haben, darunter auch          hast, baue ich darauf, dass du
so viele Seelsorgerinnen und Seel-      dir dieses Geschenk für später
sorger, haupt- und ehrenamtliche,       aufbewahrst:  Einmal,  am  Ziel
und so viele Priester und Ordens-       eines  jeden  Menschenlebens,
leute. Aber mögen es auch viele         wird sich dein Gott zu erkennen
sein, es sind zu wenige in deiner       geben – jedem. Dann werden wir
Christenheit! Zu wenige unter           alle,  deine  Christen  und  deine
den wenigen, die du als „Salz“          vielen anderen Menschen, „zur
für die Erde, für die ganze Erde        Erkenntnis der Wahrheit gelan-
brauchst.                               gen“. Ja, darauf baue ich!
   Aber warum ist das so? Liegt            Doch muss ich mich wirklich
es wirklich nur an den Christen         damit  zufriedengeben?  Könnte
selbst? Liegt es nicht auch an dir,     nicht wenigstens etwas vom Geist
Jesus?  Weil  du  sie  vielleicht  zu   deines  Evangeliums  möglichst
leise gerufen, zu zaghaft an dich       viele Menschen schon zu ihren
gezogen und zu wenig spürbar            Lebzeiten auf Erden erreichen,
„angeschaut“ hast …; weil du viel-      in jeder Generation und auch in
leicht zu wenig nachlegst, immer        unserer Zeit? Wenigstens etwas
wieder von neuem, wenn die „ers-        mehr vom Geist deiner Liebe zur
te Liebe“ (Offb 2,4), aus welchen       Schöpfung und zu den Mitmen-
Gründen auch immer, zu erkalten         schen, wenn schon nicht jedem
droht? – Ich weiß es nicht. Ich         der Geist der Liebe zu Gott und
weiß nur: „Gott will das Heil aller     zu dir gegeben ist?
Menschen.“ Davon waren schon
die Christen in der Frühzeit der                             Fortsetzung S. 16

                                                                                 KARMELimpulse   9
" und Jesus ging hinaus" - II/2018 - Karmel OCD
DAS AKTUELLE
     THEMA

                                            „Umänderung der Denkart“
                                                   Eberhard Tiefensee, Erfurt

                               Angesichts einer, seiner Meinung       Gottes Sache: „Umsonst habt ihr
                               nach, festgefahrenen Metaphysik        empfangen, umsonst sollt ihr ge-
                               forderte  Immanuel  Kant  eine         ben“ (Mt 10,8). Kopernikanische
                               „Umänderung der Denkart“. Er           Wende heißt hier, die Authentizi-
                               verglich diese mit der revolutionie-   tätsfrage zu stellen: „Würden wir
                               renden Lösung des Kopernikus.          es auch tun, wenn es uns nichts
                               Vielleicht sind wir kirchlicherseits   bringt?“ – Die bisher für „normal“
                               zu  einer  solchen  kopernikani-       angesehene  Gemeindeseelsorge
                               schen Wende aufgefordert, wenn         dient dann hauptsächlich der Zu-
                               wir die geringen missionarischen       rüstung derer, die auf den Weg
                               Erfolge im säkularisierten West-       geschickt werden, wie die Schluss-
Auf der Generalversamm-
lung der Weltgemeinschaft
                               europa betrachten, im derzeitigen      formel jeder katholischen Eucha-
reformierter Kirchen im Juli   „Katastrophengebiet für die Kir-       ristiefeier verdeutlicht: Ite, missa est.
2017 in Leipzig hielt Prof.    chen“ (Peter L. Berger).                  Für diese – oft der Kirche noch
Dr. Eberhard Tiefensee einen      Papst  Franziskus  forderte  die    oder wieder verschlossenen – Ter-
Impulsvortrag zum Thema
„Mission angesichts forcier-
                               Kirche auf, an die gesellschaftli-     ritorien  ist  die  zweite  Gruppe
ter Säkularität“. Wir geben    chen Ränder zu gehen. Es wäre          wichtig. Es sind die Scouts, welche
hier gekürzte Passagen da-     zu überlegen, ob nicht diese Rän-      die  Kirche  ohne  ausdrücklichen
raus wieder.                   der eigentlich das Zentrum sind,       Sendungsauftrag verlassen haben,
Prof. Tiefensee, Dr. theol.,
                               findet sich doch Christus bei den      d. h. „ausgetreten“ oder „distan-
geb. 1952, ist Lehrstuhlin-    Geringsten (Mt 25,40). Die Kir-        ziert“  sind.  Stehen  sie  vielleicht
haber für Philosophie an der   che würde entsprechend am Rand         unter einem geheim bleibenden
Katholisch-Theologischen       stehen.                                Befehl des Heiligen Geistes – der
Fakultät der Universität Er-
furt. Zu seinen Forschungs-
                                                                      Stimme ihres Gewissens gehor-
bereichen gehört vor allem     Wer sich in unübersichtliche Re-       chend, dem Druck der Verhältnis-
die Situation der Kirche in    gionen begibt, ist auf Scouts an-      se folgend, einen alternativen Le-
den östlichen Bundeslän-       gewiesen, welche die Pfade suchen      bensweg suchend? Sie sind mehr
dern und in Westeuropa.
                               und finden. Man kann grob drei         oder weniger kirchlich sozialisiert
                               Gruppen benennen:                      (Religionsunterricht, Sakramente)
                                  Es sind erstens die Menschen,       – sogar wenn ihnen diese Vergan-
                               welche die Kirche selbst sendet. Sie   genheit zuweilen wie ein beschwer-
                               sind unterwegs, um „den Glauben        licher Rucksack vorkommt. Teresa
                               vorzuschlagen“, wie es die fran-       von Ávila hat sie schemenhaft zu
                               zösischen Bischöfe 1996 treffend       sehen  bekommen:  „Selbst  wenn
                               formulierten. Ob dabei dann et-        also jemand den begonnenen Weg
                               was für „die Kirche“ selbst her-       später  wieder  verlässt,  würde  er
                               ausspringt, ist nicht ihre, sondern    doch auf der kurzen Strecke, die

10   KARMELimpulse
er gegangen ist, so viel Licht ge-       Anderen“ von außen auf sie zu-
winnen, dass er damit in seinem          kommen. Ob mit offenem Visier
künftigen Leben besser vorankä-          oder ablehnend bis feindlich ge-
me. […] Denn das wirkliche Gute          sinnt, darf zunächst nicht irritie-
kann nie etwas Schlechtes bewir-         ren, sind es doch oft die Fremd-
ken“ (Weg der Vollk., Kap. 20).          prophetien, welche die Kirche ihr
Könnten also nicht auch sie Ge-          Eigenes entdecken ließen (man
sendete sein: für und zusammen           denke an die Ökologie und be-
mit  IHM,  dem  großen  Unbe-            sonders an die Menschenrechtsfra-
kannten und oft nicht Spürbaren          ge). Gerade hinsichtlich der gän-
an ihrer Seite (Lk 24,16)?               gigen Defizitunterstellungen be-
   Auf jeden Fall siedeln die Scouts     züglich der A-Theisten und Kon-
der  zweiten  Gruppe  nun  oft  in       fessionslosen (schon die negieren-
solchen Regionen, in denen viele         de Wortwahl ist hier verräterisch)
der zur ersten Gruppe Gehören-           wäre also ein Tausch der Plätze
den nicht mehr oder noch nicht           anzudenken: Was sagen sie uns –
akzeptiert werden, weil diese ein        und Er durch sie –, was wir ohne
schwer verständliches „Kirchisch“        sie nicht wissen können?
sprechen (oder um es drastisch zu           Selbstverständlich ist das nicht
sagen: weil sie noch zu sehr nach        dagegen  gesagt,  dass  Menschen
Weihrauch riechen). – Die Kirche         „sich bekehren“, d.h. „konvertie-
muss auch zu diesen Scouts Kon-          ren“ und sich taufen lassen. Aber
takt halten und darf sie keinesfalls     die vorrangige Zielstellung ist ei-
abschreiben. Wahrscheinlich darf         ne andere: den einen Leib Christi
nicht „die Kirche“ als solche, son-      mit  seinen  völlig  unterschiedli-
dern müssen einzelne sie beglei-         chen Gliedern Wirklichkeit wer-
ten, ohne sie zu gängeln, müssen         den zu lassen (1 Kor 12,12-30).
sie ermutigen und stärken. Viel-         So setzen wir in IHM und mit
leicht kommen sie zurück – wahr-         IHM seine Sendung, die Sendung
scheinlich ist das allerdings nicht!     des Vaters, in unsere Welt und
Wie die Samenkörner, welche der          Zeit hinein fort. Das ist eigentlich
Sämann hinausschleudert, auch            „Mission“. Christen sind hier das
nicht zurückkehren.  (Während            Salz, das Gewürz, das sich im gro-
die im Sack verbliebenen Körner          ßen Ganzen auflöst, aber dabei
den Eindruck haben: „Die sind            seine Aufgabe erfüllt.
weg, und wir werden immer we-
niger!“)                                 Man mag es eine kopernikanische
   Nicht zuletzt wäre die Kirche         Wende nennen – oder auch: meta-
drittens gut beraten, sich von den       noia, Größer-Denken (Mk 1,15),
Scouts  informieren  („in  Form          „Umänderung der Denkart“.
bringen“)  zu  lassen,  die  als  „die

                                                                                KARMELimpulse   11
12   KARMELimpulse
MEDITATION

„… und Jesus ging hinaus“ (Joh 8,59). Altar der Riemer und Beutler, 15. Jh.,
		              St.-Nikolai-Kirche in Stralsund, © www.kunstverlag-peda.de

         Wanderer in unbekanntes Land

         Da der Mensch das Neue, das ihn aus seinem bisherigen Denken und
         Handeln herausführen will, noch nicht erprobt hat, fürchtet er, sich
         eher zu verirren als Fortschritte zu machen und voranzukommen.
         Denn er sieht ja zunächst nur, dass ihm das, was er bisher wusste und
         kannte, verloren zu gehen scheint, und dass er auf einen Weg geführt
         wird, auf dem er sich noch nicht auskennt.

         Ein Wanderer geht, um in neues, ihm noch unbekanntes Land zu ge-
         langen, auf neuen, unbekannten und noch nicht erprobten Wegen. Er
         kann in neues Land nicht gelangen und wird nicht mehr erfahren, als
         er vorher wusste, wenn er sich nicht auf neue, noch unbekannte Wege
         begibt und die bekannten Pfade hinter sich lässt. Er muss sich in das
         Unbekannte, noch Dunkle wagen, und würde er das, was er bisher
         weiß, nicht hinter sich lassen, so würde er bei seinen Kenntnissen ste-
         henbleiben.

         Ebenso ist es mit dem Fortschritt im Glauben. Nur wer sich ins Neue,
         noch Unbekannte wagt, wird nach und nach Fortschritte machen.

         Ihm offenbart sich Christus als Lehrmeister und Wegführer.

         nach Johannes vom Kreuz, Die dunkle Nacht II 16,8

                                                                             KARMELimpulse   13
KARMEL
        HEUTE

                                       Der Missionsprokurator berichtet
                                           Robert Schmidbauer OCD, Regensburg

                               Liebe Leserinnen und Leser der       schied zwischen den gegenwärtig
                               KARMELimpulse!                       im  Libanon  lebenden  syrischen
                                                                    Flüchtlingen und denen bei uns
                               Für alle Unterstützung, die Sie      besteht darin, dass fast alle mög-
                               den Missionen unseres Ordens         lichst bald in ihre Heimat zu-
                               im vergangenen Jahr 2017 zuteil      rückkehren wollen. Bis es so weit
                               werden ließen, sage ich Ihnen        ist, wird etwa die Hälfte vom
                               wieder ein herzliches „Vergelt’s     internationalen  Flüchtlingshilfs-
                               Gott“. Das große Anliegen, die       werk UNHCR in riesigen Lagern
Pater Robert Schmidbauer       Unterstützung unserer Schwes-        betreut, die anderen sind auf die
OCD ist seit vielen Jahren     tern im Karmel von Aleppo in         Hilfe der einheimischen Bevölke-
der Missionsprokurator un-     Syrien, hat ein riesiges Echo ge-    rung angewiesen.
serer deutschen Ordenspro-     funden. Ein Teil der Spenden             Da sind auch unsere Mitbrü-
vinz. Mit diesen Zeilen und
dem Einzahlschein, der dem     liegt noch bereit, um auch in        der  in  sechs  und  unsere  Mit-
Heft beiliegt, bittet er Sie   nächster Zeit bei den Wieder-        schwestern in zwei Klöstern ge-
um Ihre Mithilfe.              aufbau-Arbeiten Hilfe leisten zu     fordert, die Flüchtlingsfamilien
                               können.                              aufgenommen haben und andere
                                                                    Hilfesuchende mit dem Nötigs-
                               Die Schreckensherrschaft des so-     ten versorgen. Dafür brauchen
                               genannten  Islamischen  Staates      sie aber auch selbst Unterstüt-
                               ist zwar militärisch überwunden,     zung vom Ausland.
                               aber der seit sechs Jahren währen-       Wenn Sie in diesem Anliegen
                               de Bürgerkrieg geht noch weiter,     mithelfen wollen, schreiben Sie
                               weil sich inländische Gruppie-       bitte auf die Überweisung den
                               rungen unversöhnlich gegenüber-      Verwendungszweck Libanon.
                               stehen und ausländische Mächte
                               eine Art Stellvertreterkrieg füh-    Über die drängende akute Not
                               ren, der schon Hunderttausende       darf unser Orden aber die Lang-
                               von unschuldigen Menschen das        zeitaufgaben nicht vernachlässi-
                               Leben gekostet und Millionen in      gen. Deswegen möchte ich dieses
                               die Flucht getrieben hat.            Jahr noch ein zweites Anliegen
                                   Der kleine Nachbarstaat Li-      vorbringen, das von unserer Mis-
                               banon  hat  allein  schon  etwa      sionsprokura schon seit 37 Jahren
                               zwei Millionen syrische Bürger-      mit einem jährlichen Zuschuss
                               kriegsflüchtlinge aufgenommen,       unterstützt wird: das „Jyotir Bha-
                               und das bei nur sechs Millionen      van“ (Haus des Lichts), Institut
                               eigener Bürger. Der große Unter-     für Theologie und Spiritualität

14   KARMELimpulse
unserer indischen Ordensprovinz      Für jede Spende sage ich – auch
Manjummel. Aus den Anfängen          im Namen unseres Ordensge-
einer theologischen Hochschu-        nerals – ein herzliches „Vergelt’s
le für die Studenten der eigenen     Gott“.
Provinz hat es sich zu einem breit                      P. Robert OCD
gefächerten  Institut  mit  drei
unterschiedlichen Studiengängen                   *****
entwickelt, das eine weite Strahl-
kraft für die Ortskirche ausübt.     Seit  Mai  2013  gehöre  ich  zum
   Für das reguläre Theologiestu-    Karmelitenkloster St. Josef in Re-
dium sind gegenwärtig 74 Perso-      gensburg. Meine Anschrift lautet:
nen eingeschrieben, darunter 15
Frauen, meist Ordensschwestern       P. Robert OCD
(siehe Foto). Am einjährigen Dip-    Postfach 110329
lomkurs für Spiritualität nehmen     93016 Regensburg
31 Schwestern aus 16 Kongrega-
tionen teil. Seit einigen Jahren     Meine E-Mail-Anschrift:
gibt es einen achtmonatigen Kurs
für Novizinnen – gegenwärtig 33      paterrobert@web.de
aus 14 Gemeinschaften.
   Wenn Sie die Arbeit unserer       Das Spendenkonto:
indischen Mitbrüder unterstüt-
zen wollen, schreiben Sie bitte      KARMEL-MISSIONEN
auf die Überweisung den Ver-         IBAN: DE11 7509 0300 0005 1152 21
wendungszweck Manjummel.             BIC: GENODEF1M05

                                                                          Die 7 Professoren aus un-
                                                                          serem Orden und ihre 74
                                                                          Studentinnen und Studenten
                                                                          am Institut für Theologie
                                                                          und Spiritualität unserer in-
                                                                          dischen Ordensprovinz Man-
                                                                          jummel sind dankbar für Ihre
                                                                          Unterstützung.

                                                                               KARMELimpulse     15
GEISTLICHE
     LESUNG II

                                  Zu dir gesagt, Jesus (Forts.)
                                            Reinhard Körner OCD

                     Unsere Welt braucht dein Evange-      len, zum Mitdenken mit dir …
                     lium, Jesus! Dringender denn je.         Was du mich diesmal „lehrst“,
                        Während ich dir das sage und       würde ich, nachdem ich darüber
                     es für die Leserinnen und Leser       nachgedacht habe, so in Worte
                     in Worte zu bringen versuche,         fassen: Dein Evangelium ist nicht
                     kommt ein Gedanke in mir auf.         nur eine frohe Botschaft für den
                     Wie so oft, wenn ich bete. Gehe       einzelnen Menschen und für sei-
                     ich ihm dann nach, formt er sich      ne persönliche Lebensgeschichte,
                     allmählich zu einer Einsicht, die     es ist eine
                     mein Denken weitet. Nun sagst
                     du mir etwas. Es ist dann so, wie     Frohe Botschaft in die Kulturge-
                     du es uns versprochen hast: „Der      schichte der Menschheit hinein
                     Beistand, der Heilige Geist, den
                     der Vater in meinem Namen sen-        – mitten hinein in unsere „kultu-
                     den wird, der wird euch alles leh-    relle Evolution“, wie die Anthro-
                     ren und euch an alles erinnern,       pologen heute sagen. Es zeigt uns
                     was ich euch gesagt habe …; er        den nächsten, jetzt fälligen Schritt
                     wird euch in die ganze Wahrheit       in  der  Menschheitsgeschichte.
                     führen“ (Joh 14,26 u. 16,13).         Und dieser jetzt nötige nächste
                     Ja, genau so ist es dann. Beten       Schritt besteht darin, dass wir
                     ist wirklich keine Einbahnstra-       Menschen – wir alle – der Flam-
                     ße; auch du redest. Dein Reden        me der Liebe trauen, in der eige-
                     zu mir geschieht wie von Geist        nen Seele und in den Seelen der
                     zu Geist: indem mich, wie du          anderen, und sei sie noch so klein.
                     gesagt hast, der Heilige Geist „in       Oder  anders  formuliert,  weil
                     deinem Namen“ eine „Wahrheit“         es mir beim Formulieren noch
                     erkennen  lässt.  Sie  kommt  in      klarer bewusst wird und es dann
                     meiner Seele wie eine Erleuch-        vielleicht  auch  die  Leser  leich-
                     tung an, ja manchmal wie eine         ter mitvollziehen können: Dein
                     Eingebung.  Es  ist  keine  neue      Evangelium, Jesus, ist nicht nur
                     Wahrheit, ganz und gar nicht, du      deshalb Frohe Botschaft, weil
                     „erinnerst“ mich, wie du sagst,       es uns aus Zuständen befreit, in
                     lediglich an etwas. Aber in mir       die wir uns zuvor gebracht ha-
                     ist sie wie neu, und wenn ich still   ben; oder weil es uns von etwas
                     und gesammelt bin, kann ich sie       heilt, woran wir zuvor krank ge-
                     „hören“, dann bewegt sie mich         worden sind; oder weil es uns auf
                     zum Nachdenken und Einfüh-            den Weg des Guten zurückruft,

16   KARMELimpulse
den wir zuvor durch persönliche          ten Vätertheologen haben schon
oder gemeinsame Schuld verlas-           gewusst, dass Gott durch dein
sen haben … Das alles ist wahr.          Evangelium „die Schöpfung zur
Aber dein Evangelium hat auch            Vollendung führt“ und es darauf
eine  Bedeutung,  die  darüber           ankommt, „ein anderer Christus
noch weit hinausgeht: Es ruft            zu  werden“.  Oder  im  vorigen
uns nicht nur zur „Umkehr“, es           Jahrhundert: Da sprach der Je-
ist eine Frohe Botschaft, die uns        suit und Paläonthologe Teilhard
nach vorn weist, und zwar uns,           de Chardin von der „Christoge-
die gesamte Menschheit. Es zeigt         nese“, durch die die Homogenese
uns, wohin wir uns entwickeln            erst zu ihrem Ziel gelangen kann.
können – und uns entwickeln                 Aber  dann  sage  ich  dir  noch
müssen, um zu überleben. Durch           einmal und mit noch mehr Über-
dein Evangelium zeigst du uns            zeugung:  Unsere  Welt  braucht
Menschen, wer wir eigentlich sind        dein Evangelium, Jesus! Und wir
– und wer wir werden können:             brauchen es heute! „Die Zeit ist
zum Lieben fähige Wesen.                 erfüllt“ (Mk 1,14), hast du damals
   Für diese „Wesenseigenschaft“,        gesagt; wörtlicher und sinnge-
die uns schon von frühen Evolu-          treuer übersetzt: „Genau jetzt ist
tionsstufen an mitgegeben ist auf        der kairós, der entscheidende Au-
unseren Weg der Mensch-Wer-              genblick!“ – und nun, nach zwei-
dung und uns förmlich in den             tausend Jahren, ja doch wohl erst
Genen steckt, hast du uns die Au-        recht!
gen geöffnet. Und damit sie sich            Wir haben Wirtschaftskonzep-
in uns entwickeln kann, hat Gott         te, Finanzkonzepte, Ausbildungs-
uns sogar ein richtungs- und zu-         konzepte,  politische  Konzepte
kunftsweisendes „Leitbild“ gege-         und in der Kirche auch pastora-
ben, ein lebendes Exemplar eines         le Konzepte …, aber, so sagte es
Menschen, der bereits so ist, wie        gestern in der Predigt mein Mit-
wir werden können: dich.                 bruder  Pater  Thomas,  unserer
   Woran dein Heiliger Geist mich        Welt  fehlt  ein  Lebenskonzept!
da erinnert, steht in anderer For-       In  deinem  Evangelium,  Jesus,
mulierung zum Beispiel schon im          hast du es uns gegeben. Ja du in
Brief an die Kolosser: „Er“ – ge-        Person, du in deiner Art, Mensch
meint  bist  du  –  „ist  der  Erstge-   zu sein, bist das Lebenskonzept
borene der ganzen Schöpfung …,           für unsere Welt.
alles ist durch ihn und auf ihn             Unsere  Welt  braucht  dich!
hin geschaffen“ (Kol 1,15/16),           Die gesamte Menschheit braucht
oder im Brief an die Römer: „auf         dich, Jesus, nicht nur wir Chris-
ihn hin ist die ganze Schöpfung“         ten!  So  sehr  auch  in  anderen
(Röm 11,36). Und auch die al-            Religionen,  Spiritualitäten  und

                                                                               KARMELimpulse   17
humanistischen Weltanschauun-         Und  natürlich  weiß  ich  auch,
                                 gen Wahrheit steckt – dein Gott       dass kein einziger Krümel unse-
                                 ist ja die Quelle aller Wahrheit      rer Erde aus den Händen deines
                                 und  Weisheit –, so  sehr  brau-      Vaters fallen würde, sollten Men-
                                            chen doch auch diese       schen sie gänzlich zerbomben und
                                            Menschen den Geist         zerstören. Er wird sie, darauf baue
                                            deines  Evangeliums.       ich, dennoch „vollenden“ und
                                            Ihnen allen wünschte       uns zum Ziel seines Schöpfungs-
                                            ich von Herzen, dass       planes führen – denn schließlich
                                            sie dich wenigstens als    „erwarten wir, seiner Verheißung
                                            den „Jesus für Atheis-     gemäß, einen neuen Himmel und
                                            ten“ finden, wie dich      eine neue Erde“ (2 Petr 3,13).
                                            in den 1970er Jahren       Aber muss es wirklich erst zur
                                            der tschechische Mar-      Zerstörung durch uns Menschen
                                            xist Milan Machovec        kommen? Ist nicht diese Schöp-
                                            nannte, und auch als       fung deines Vaters – die „auf dich
                                            den „Jesus für Mus-        hin erschaffen“ ist (Kol 1,16) – es
                                            lime“, den „Jesus für      wert, bewahrt zu werden, auch
                                            Juden“ und den „Jesus      ihm zuliebe, Jesus?
                                            für Buddhisten“ …             Du brauchst Salzmenschen!
                                               Natürlich weiß ich,     Dringend! Menschen, die den
                                            dass dein Evangelium       Geist – nicht nur den Buchsta-
                                            nicht in jedem Men-        ben – deines Evangeliums in sich
                                            schen  die  Kräfte  des    aufgenommen haben und ihn im
                                            Bösen  stoppen  wird.      Gespräch mit dir immer wieder
                                            Es  sieht  derzeit  eher   in sich erneuern. Du brauchst sie
                                            danach  aus,  dass  die    als dein „Salz“ für die Erde – und
                                            Flammen der Zerstö-        in deiner Christenheit als dein
                                            rung  nicht  gestoppt      „Salz“ füreinander.
                                            werden, auch in den           Aber ich komme ins Zweifeln,
                                            nächsten  Generatio-       wenn ich das so ausspreche …
                                            nen  nicht,  so  es  sie   Sind denn wirklich nur Christen
„Ich habe noch andere Scha-      noch  geben  wird. Aber  zählt        „Salz der Erde“? Sind es wirklich
fe, die nicht aus diesem Stall   nicht für dich schon ein ein-         nur die Kirchenmitglieder, die
sind; auch sie muss ich füh-     ziges  von  „hundert  Schafen“        den Geist deines Evangeliums in
ren, und sie werden auf mei-
ne Stimme hören; dann wird
                                 (Mt 18,12 u. Lk 15,4)? Schon          sich aufgenommen haben und
es nur eine Herde geben und      wegen eines einzigen Menschen         ihn leben? Und gibt es wirklich
einen Hirten.“ (Joh 10,16)“      würde  es  sich  doch  lohnen,        nur unter ihnen die Menschen,
                                 dass dein Evangelium glaubhaft        denen Gott sein Dasein bewusst
                                 und verständlich in die gesamte       gemacht und die Erfahrung sei-
                                 Menschheit hineingerufen wird!        ner Gegenwart geschenkt hat?

18    KARMELimpulse
„Der Geist weht, wo er will“          auch bei diesen Männern, Frau-
                                      en und Kindern wärmende Mit-
– dieses Wort stammt doch auch        menschlichkeit ausgeht. Viele en-
von dir. Du hast es damals dem        gagieren  sich  so  tatkräftig  für
jüdischen Schriftgelehrten Niko-      andere  und  strahlen  ein  solches
demus gesagt (Joh 3,1-13) und         Vertrauen  ins  Leben  aus,  dass
sicherlich noch manchem ande-         so mancher Kirchenchrist – und
ren. Es ist wahr, der Geist Gottes    auch so mancher „Kirchenfürst“ –
hält sich nicht, mit Edith Stein      rot vor Scham werden müsste. Sie
gesprochen, „an die sichtbaren        haben, auch wenn sie ihre Le-
Grenzen der Kirche“. Er weht in-      benspraxis nicht mit der Bibel in
nerhalb der Kirche und er weht        Verbindung bringen, den Geist
außerhalb der Kirche. Und hier        des Evangeliums im Herzen, ei-
wie dort weht er, wie er will. Bei-   nen  entscheidenden  Grundzug
spiele dafür gibt es zur Genüge,      des Evangeliums jedenfalls, und
gerade heute.                         leben ihn. Und alle diese Men-
   Auch Menschen, die mit der         schen – sind sie etwa nicht „Salz“
Kirche  noch  nie  persönlich  in     für die Erde?
Kontakt gekommen sind, selbst            Aber das allein meine ich nicht.
Menschen wie hier in meinem           Es gibt außerhalb der „sichtbaren
Lebensumfeld im Osten Deutsch-        Grenzen der Kirche“ doch auch
lands, für die sich die Frage nach    Menschen, die Gott mit der Erfah-
Gott überhaupt nicht stellt, kön-     rung seiner Gegenwart berührt hat!
nen doch vom Geist der Liebe zur      Im Islam und im Judentum etwa
Schöpfung und zu den Mitmen-          und  unter  den  Gottgläubigen
schen erfüllt sein! Das erlebe ich    anderer Religionen und Spiritu-
ja von Kindheit an, und immer         alitäten. Ja selbst unter den Reli-
schon habe ich mich über man-         gionslosen gibt es sie. Sie glauben
che Kirchenleute gewundert, die       an das Dasein Gottes. Sie reden
doch  tatsächlich  der  Meinung       mit ihm und vertrauen auf ihn –
sind, ein religionsloser Mensch       sie haben wie ich den „Schatz im
könne nie so richtig zufrieden        Acker“ (Mt 13,44) gefunden! Bei
sein und ein erfüllendes Leben        manchem merke ich das schon
führen, könne existenzielle Kri-      allein  daran,  dass  wir  uns  wie
sen nicht wirklich bestehen und       eins fühlen, weil uns das Tiefs-
müsse auf jeden Fall erhebliche       te, das in einem Menschenher-
Defizite in seinem ethischen und      zen da sein kann, gemeinsam ist.
sozialen  Verhalten  haben.  Die      Wie  viele  es  sind  –  in  meinem
Wahrheit ist, dass die Flamme         Lebensumfeld vor allem unter den
der Liebe auch in „ungläubigen“       Religionslosen  –,  das  weiß  nur
Seelen brennt und dass von ihr        Gott selbst und das weißt nur du.

                                                                            KARMELimpulse   19
Und warum sich solche Menschen        steht“. Oft schon haben wir uns
                     nicht taufen lassen und nicht den     darüber unterhalten. Wir müs-
                     Weg in die Kirche finden, auch        sen umdenken, sagt er: Für Gott
                     das weißt allein du. Ich höre von     steht die Menschheit im Zentrum
                     ihnen immer nur, wenn wir dar-        der  Aufmerksamkeit,  nicht  die
                     über ins Gespräch kommen, dass        Kirche. Und zum „Salz der Erde“
                     sie sich in der Kirche, wie sie sie   macht   er   auch   Menschen,   „die
                     in der Öffentlichkeit erleben, mit    nicht  aus  diesem  Stall  sind“,
                     dieser Gottesinnerlichkeit nicht      wie du sagen würdest; „auch sie
                     zu Hause fühlen und sich ihr des-     muss ich führen und sie werden
                     halb  nicht  anschließen  können      auf  meine  Stimme  hören“  (Joh
                     oder wollen. – Aber sind nicht        10,16), hast du gesagt.
                     auch sie „Salz der Erde“?                Das hieße freilich, eine Ver-
                        Und dann die große, seit Jah-      änderung im Denken zu vollzie-
                     ren zunehmende Zahl derer, die        hen, die einer „kopernikanischen
                     aus der Kirche ausgetreten sind       Wende“ gleichkommt. Dann kä-
                     oder sich lautlos vom kirchlichen     men auch Salzmenschen in den
                     Leben verabschiedet haben: Auch       Blick, die wir bisher noch gar
                     in vielen von ihnen weht doch         nicht auf dem Bildschirm haben.
                     dein Geist, immer noch oder nun       Eberhard Tiefensee nennt sie die
                     erst recht! Sie leben dein Evange-    „Scouts“,  die  Pfadsucher  und
                     lium. Und auch unter ihnen gibt       Voraustrupps, die in die Gesell-
                     es  die  von  Gott  Berührten:  Sie   schaft hinein zu Menschen vor-
                     leben im Bewusstsein seiner Ge-       dringen, die auf den gewohnten
                     genwart, und sie reden mit ihm        kirchlichen   Wegen   überhaupt
                     und mit dir. – Sind sie etwa nicht    nicht erreichbar sind. Sie folgen
                     mehr dein „Salz der Erde“?            zwar keinem ausdrücklichen Ver-
                        Papst  Franziskus  hat  recht:     kündigungsauftrag   der   Kirche,
                     Die Kirche muss „an die Ränder        aber sie stehen unter einem hö-
                     gehen“, eben über die „sichtba-       heren  „Sendungsbefehl“:  Auch
                     ren Grenzen der Kirche“ hinaus,       wenn es ihnen selbst nicht be-
                     um in Wort und Tat „allen Völ-        wusst ist – du hast sie ausgesandt!
                     kern“  das  Evangelium  zu  ver-      Nicht hinaus an die Ränder, son-
                     künden. Und mir leuchtet auch         dern dorthin, wo sie schon sind:
                     immer mehr ein, was einer mei-        mitten hinein ins Zentrum, mit-
                     ner Freunde, der Erfurter Theo-       ten unter deine Menschen.
                     logieprofessor Eberhard Tiefen-          Je mehr mir das alles aufgeht,
                     see, uns Christen zu überlegen        desto mehr bin ich froh, dass es
                     ans Herz legt: „ob nicht die Rän-     auch sie gibt: die Fernstehenden
                     der eigentlich das Zentrum sind,      und aus der Kirche Ausgetrete-
                     während  die  Kirche  am  Rand        nen, die, ohne kirchlich aktiv zu

20   KARMELimpulse
sein, von der Wirklichkeit Gott      als dein „Salz“, damit wir als dein
berührt worden sind. Nicht alle      „Salz“ nicht „schal“ werden.
diese Menschen, die „die Kirche“        Ja, es ist so, wie du es gesagt
verlassen  haben,  haben  ja  die    hast: „Der Geist weht, wo er will;
Kirche verlassen – deine Kirche,     du hörst sein Brausen, weißt aber
die größer und weiter, im wahrs-     nicht, woher er kommt und wo-
ten Sinne katholischer  / umfas-     hin er geht“ (Joh 3,8).
sender ist als jede Konfessionsge-      Du, Jesus, denkst eben größer
meinschaft. Und nicht alle, die      als wir. Viel größer. Mit deinen
an „Gott“ nicht mehr glauben,        Worten von damals sagst du uns
haben deinen Gott verlassen –        heute: „Ich  habe  noch  andere
und er sie schon gleich gar nicht!   Schafe, die nicht aus diesem Stall
Auch sie tragen doch dazu bei,       sind; auch sie muss ich führen
dass in der Gesellschaft die Fra-    und sie werden auf meine Stimme
ge  nach  Gott  zumindest  offen     hören …“ – denn du hast das Ziel
gehalten  wird  und  überhaupt       im Blick: „dann wird es nur eine
noch gestellt werden kann. Weil      Herde geben und einen Hirten“
sie nicht immer nur „Kirchisch“      (Joh 10,16).
reden  und,  wie  mein  Erfurter
Freund sagt, „nicht nach Weih-       Jedem Menschen auf unserer Er-
rauch riechen“, brauchst du ge-      de, Jesus, wünschte ich den Glau-
rade sie als „Salz“ für die Erde,    ben an dich und deinen Gott. Du
die ganze Erde.                      hast ihn schon vielen geschenkt,
   Und selbst diejenigen möchte      Generation um Generation. Schen-
ich nicht missen, die sich aus-      ke ihn doch heute, in dieser brenz-
drücklich Atheisten nennen. Sind     ligen Stunde unserer Geschichte,
sie doch allein schon durch ihr      ein paar Menschen mehr, wenigs-
Dasein eine heilsame Anfrage an      tens  ein  paar  Menschen  mehr!
uns Christen und religiös lebende    Wir könnten dann anders leben,
Menschen, ob unsere Gottesvor-       in Achtung voreinander und vor
stellungen nicht zu oberflächlich    der Schöpfung, in Würde und in
und manche unserer Lehren und        mitmenschlicher Solidarität. Wir
Glaubenspraktiken  nicht  eher       könnten überleben. Wir könn-
abergläubisch sind – genauso wie     ten miteinander, auch wenn es
wir, die Gottgläubigen, eine An-     nicht  jedem  bewusst  ist,  dem
frage an sie sein können, ob nicht   Ziel  entgegenleben,  auf  das  hin
doch „mehr“ hinter der Oberflä-      dein Gott unsere Welt geschaffen
che unserer Daseinswelt steckt,      hat – wo du auf uns wartest mit
                                                                           aus:
als sie glauben. Wir brauchen ei-    ausgebreiteten Armen, du, unser
                                                                           Reinhard Körner, Zu dir ge-
nander, wir sie und sie uns. Wir     menschlicher Bruder und göttli-       sagt, Jesus. St. Benno Verlag,
Christen jedenfalls brauchen sie     cher Freund.                          April/Mai 2018

                                                                                KARMELimpulse      21
INFORMATIONEN

                      Neue Literatur aus dem Karmel              München geht die Fahrt „auf den
                                                                 Spuren der hl. Teresa von Ávila und
                     Anders Arborelius OCD, Mit heili-           des hl. Johannes vom Kreuz“ zu den
                     ger Ungeduld. Nichts ist unmög-             Orten Granada, Sevilla, Córdoba,
                     lich für Gottes Geist, Benno-Vlg.           Úbeda, Toledo, Ávila (Unterkunft
                     Leipzig, April 2018 (14,95 €)               im Geburtshaus Teresas), Segovia,
                     – geistliche Texte des schwedischen         Fontiveros, Duruelo, Alba de Tor-
                     Karmeliten, den Papst Franziskus im         mes, Salamanca, Medina del Campo,
                     Sommer 2017 zum Kardinal ernann-            Valladolid und Burgos. – Abfahrt in
                     te.                                         Würzburg. Vollklimatisierter, moder-
                                                                 ner Reisebus. Unterkunft in guten
                     Marcus Knaup, Harald Seubert (Hg.),         Hotels. – Die Reise findet statt, wenn
                     Edith Stein-Lexikon, Vlg. Herder            genügend Anmeldungen vorliegen.
                     2017 (38,00 €)                              Anmeldung u. nähere Informationen
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                     reiches Lexikon, herausgegeben im           97070 Würzburg, Tel.: 0931-35569-
                     Anschluss an die Gesamtausgabe ihrer        12, Fax: 0931-35569-69, E-Mail: ma-
                     Schriften (ESGA).                           rio.page@reiseland.de

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                     Philosophie und Spiritualität Edith         Seminare mit Prof. Dr. Eberhard
                     Steins, u. a. mit einer ausführlichen       Tiefensee (Uni Erfurt):
                     Chronologie ihrer Schriften.
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                     des Karmel bieten wir im Juni/Juli
                     2019 wieder eine 16-tägige Busreise         30. 4. - 6. 5. (Mo-So) Exerzitien:
                     nach Spanien an. Unter fachkundiger         Du, Gott – Einübung ins Innere Be-
                     geistlicher und historischer Führung        ten. P. Dr. Reinhard Körner OCD u.
                     durch P. Dr. Ulrich Dobhan OCD/             Nora Meyer TKG (238,- €)

22   KARMELimpulse
23. - 27. 5. (Mi-So) Seminar für         2. - 8. 7. (Mo-So) Exerzitien: Du,
TKG-Mitglieder: Elija und die Wur-       Gott – Einübung ins Innere Beten.
zeln der Karmelspiritualität im Ersten   P. Dr. Reinhard Körner OCD u. Dr.
(Alten) Testament. P. Dr. Reinhard       Daniela Bethge TKG (238,- €)
Körner OCD (158,- €)
                                         9. - 15. 7. (Mo-So) Bibelseminar in
28. 5. - 1. 6. (Mo-Fr) Exerzitien:       der Urlaubszeit: Von der Krippe bis
Geistlich leben nach Teresa v. Ávila.    zum Ostermorgen – Jesus begleiten.
P. Dr. Ulrich Dobhan OCD (158,- €)       Mit Bildern von Rembrandt. – Vorm.
                                         Bibelarbeit, nachm. Urlaub. P. Dr.
1. - 3. 6. (Fr-So früh) Bibelseminar:    Reinhard Körner OCD u. Gudrun
Die hebräischen Buchstaben in ih-        Greeff TKG (238,- €)
rem geistlichen Gehalt – Wege zum
Verständnis der Bibel (Vorkenntnisse     17. - 19. 8. (Fr-So) Bibelseminar:
nicht erforderlich). Sr. Josefa u. Sr.   Die Zehn Gebote – damals und heu-
Maranatha, Eliakloster/Vorpommern        te. Prof. Dr. iur. Christoph Sowada u.
(82,- €)                                 P. Dr. Reinhard Körner OCD (90,- €)

4. - 8. 6. (Mo-Fr) Exerzitien: Texte     20. - 24. 8. (Mo-Fr) Sommersemi-
der Bibel mit dem eigenen Leben ver-     nar zur Spiritualität des Karmel:
binden – anhand biblischer Gestalten     Teresas Werk Wohnungen der In-
in der jüdischen Überlieferung. Sr.      neren Burg. P. Dr. Ulrich Dobhan
Maranatha, Eliakloster/Vorpommern        OCD (158,- €)
(158,- €)
                                         24. - 26. 8. (Fr-So) Kurz-Exerzitien
11. - 15. 6. (Mo-Fr) Exerzitien: Ist     für Anfänger und Geübte: Geistlich
Gott da? – Besinnung auf die Funda-      leben unter Alltagsbedingungen. Dr.
mente des Glaubens. P. Dr. Reinhard      theol. Daniela Bethge TKG (90,- €)
Körner OCD (158,- €)
                                         24. - 26. 8. (Fr-So) Besinnungswo-
15. - 17. 6. (Fr-So) Meditativer         chenende: Sinnvoll nach Sinn su-         Anmeldung für alle Kurse in
Tanz / Tanz als Gebet: „Sein wie ein     chen – mit Teresa v. Ávila, Johannes                  Birkenwerder:
Baum, am Wasser verwurzelt“ (Ps          v. Kreuz, Edith Stein u. Viktor E.                 Karmel St. Teresa
1,3). Ulrike Knobbe, Klinikseelsor-      Frankl. Pfr. Werner Hilbrich TKG                      – Gästehaus –
                                                                                              Schützenstr. 12
gerin (134,- €)                          (90,- €)                                      16547 Birkenwerder
                                                                                       Tel.: 03303/503419
22. - 24. 6. (Fr-So) Seminar: Edith      17. - 21. 9. (Mo-Fr) Literatur-Ex-            Fax: 03303/402574
Stein als Lehrerin der Spiritualität –   erzitien: Mit Fjodor M. Dostojew-
                                                                                        Auf der Internetseite
Impulse für unser Hier und Heute.        ski nach Gott fragen (Vorkenntnis-          karmel-birkenwerder.de
Prof. Dr. Ilse Kerremans TKG u. P.       se nicht erforderlich). Dr. Marion        informieren wir Sie, wenn
Dr. Reinhard Körner OCD (90,- €)         Svendsen TKG, Psychologin (158,- €)         ein Kurs ausgebucht ist.

                                                                                      KARMELimpulse     23
17. - 21. 9. (Mo-Fr) Exerzitien:       - in 55411 Bingen, Hildegardis-
                     Nichts ohne meinen Anwalt! – Ein-      haus, Rochusberg
                     übung ins Leben mit dem Hl. Geist.     14. - 18. 5. (Mo-Fr): „Wenn der
                     P. Dr. Reinhard Körner OCD (158,-      Mensch Gott sucht …“, Wolfgang
                     €)                                     Körber
                                                            Anmeldung  und  Information  bei:
                     21. - 23. 9. (Fr-So) Besinnungswo-     wbkoerber@gmx.de
                     chenende: In der Lebensmitte zur
                     Mitte des Lebens finden – Orien-       - in 67472 Esthal, Kloster St. Maria
                     tierung für die zweite Lebenshälfte    28. 6. - 1. 7. (Do-So): „Das Leben
                     (mit Impulsen von Johannes Tauler).    leben wie im Tanz" (Madeleine Del-
                     Nora Meyer TKG (90,- €)                brel), Tanzexerzitien, Gerhard Meurs
                                                            6. - 10. 8. (Mo-Fr): „Innehalten und
                         Karmelitanische Exerzitien         Neuorientierung“, Gerhard Meurs
                                                            22. - 25. 11. (Do-So): „Die Vorah-
                     - in 86391 Stadtbergen, Exerzitien-    nung der Engel“, Tanzexerzitien,
                     haus St. Paulus                        Gerhard Meurs
                     21. - 25. 5. (Mo-Fr) u. 29. 10. - 2.   Anmeldung  und  Information  bei:
                     11. (Mo-Fr): „Auf dem Berg Karmel.     esthal@kloster-erleben.eu
                     Gelingendes Leben – wie?“, Regina
                     Dreißiger                              - in 14715 Garlitz, Brandenburg
                     Anmeldung  und  Information  bei:      4. - 9. 9. (Die-So): work & pray: „Den
                     r.dreissiger@t-online.de               Rhythmen des Lebens nahe kom-
                                                            men“, Anke Schüler, Michael Duhr
                     - in 23843 Travenbrück / Kloster       Anmeldung  und  Information  bei:
                     Nütschau                               anke-schueler@hotmail.de
                     23. - 27. 7. (Mo-Fr): „Für die Seele
                     sorgen“, Heide Gausebeck (ev. Theo-    - in 97348 Rödelsee, Geistl. Zent-
                     login)                                 rum Schwanberg
                     Anmeldung und Information unter:       1. - 5. 10. (Mo-Fr): „So wahr der
                     www.kloster-nuetschau.de/veranstal-    Herr lebt, vor dem ich stehe“ (1. Kön
                     tungen                                 17,19), Pfr. Klaus Ponkratz (ev.)
                                                            Anmeldung und Information unter:
                     - in 86459 Gessertshausen, Zister-     www.schwanberg.de
                     zienserinnenabtei Oberschönenfeld
                     13. - 17. 8. (Mo-Fr) u. 5. - 9. 11.
                     (Mo-Fr): „Auf dem Berg Karmel.
                                                            Text- u. Bildnachweis:
                     Gelingendes Leben – wie?“, Regina
                                                            Bild S. 12 und Ausschnitte: © Kunstverlag Peda,
                     Dreißiger
                                                            94034 Passau: www.kunstverlag-peda.de, mit
                     Anmeldung  und  Information  bei:      freundl. Genehmigung. – Für alle Texte u. wei-
                     r.dreissiger@t-online.de               teren Bilder: © Redaktion KARMELimpulse.

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