JUNGES EUROPA 2019 So denken Menschen zwischen 16 und 26 Jahren - Die Jugendstudie der - NDR
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1 Die Jugendstudie der JUNGES EUROPA 2019 So denken Menschen zwischen 16 und 26 Jahren
2 TUI STIFTUNG Europäische Jugendstudie
3 INHALT W EIL EUROPA VOM MITMACHEN LEBT 4 Ein Beitrag von Michael Prellberg 7 UNTERSUCHUNGSDESIGN 8.220 Interviews in 11 Ländern 8 ERGEBNISSE TUI Stiftung Jugendstudie 2019 44 JUGEND 2019: VON WEGEN LETHARGISCH! Ein Beitrag von Marcus Spittler, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) 49 METHODISCHES VORGEHEN Informationen zum Online-Panel und zur Stichprobe 50 GEMEINSAM LERNEN Projekte der TUI Stiftung 51 Die TUI Stiftung 51 Impressum
4 JUGENDSTUDIE DER TUI STIFTUNG 5 WEIL EUROPA schafts- und Finanzpolitik, die Arbeitslosigkeit wirksam bekämpft, wünschen sich vor allem junge Griech*innen und Italiener*innen (S. 16). Diesen book, in Deutschland und Spanien wird Instagram mittlerweile intensiver genutzt. Die meisten ande- ren Social Media – von WhatsApp über Pinterest VOM MITMACHEN LEBT Kampf nehmen sie, ebenso wie die Sozial- und Gesundheitspolitik, als nationale Aufgabe wahr, während Migration und Asyl eher als europäische bis zu Tumblr – rangieren unter „ferner liefen“, während YouTube mit steigenden Nutzerzahlen vor allem bei den Jugendlichen zwischen 16 und Aufgabe gesehen wird. 20 Jahren überzeugt. Ist Twitter in vielen Ländern Viele junge Frauen und Männer zwischen 16 und 26 Jahren gehen für wenig relevant, wird der Kanal von jungen Spa Engagement im Netz – und auf der Straße nier*innen und Brit*innen häufig genutzt – sogar ihre Zukunft auf die Straße. Noch mehr engagieren sich im Netz, häufiger als Facebook von den Deutschen (S. 24). wie die Studie „Junges Europa 2019“ zeigt. Die Themen Umweltpolitik, Das bedeutet allerdings nicht, dass solche Proble- Gleichberechtigung sowie Migration und Asyl bewegen die jungen me an „Die da in Brüssel“ abgeschoben werden Der Widerstand gegen den Brexit wächst und man sich selbst entspannt zurücklehnt. Für die Menschen am stärksten. Studie der TUI Stiftung wurde auch das Enga Dass die Brit*innen auf Twitter recht aktiv sind, gement der jungen Europäer*innen erfragt. Und könnte auch daran liegen, dass es in Großbritannien von Michael Prellberg tatsächlich waren 38 Prozent von ihnen innerhalb derzeit ziemlich schwierig ist, sich nicht über Politik der vergangenen zwölf Monate online und offline auszutauschen. Das ist sicher eine Folge der zum aktiv, um sich zum Thema Migration und Asyl zu Zeitpunkt der Befragung unklaren Situation um positionieren. Noch höher sind diese Werte für die den Brexit. 55 Prozent der jungen Brit*innen gaben Themen Gleichberechtigung (40 Prozent) sowie an, sich stark oder sehr stark für Politik zu interes- E uropa“, das ist für viele Menschen ein Grund- im Januar und Februar 2019 durch – also bevor Umweltpolitik und Tierschutz (43 Prozent) (S. 22). sieren. 60 Prozent unterhalten sich mindestens rauschen im Hintergrund. Was Europa Hunderttausende, vor allem junge Menschen, Der Aktivismus der jungen Europäer*innen hat einmal pro Woche über politische Themen – euro- politiker*innen in Brüssel, Straßburg und europaweit auf die Straße gingen, um für ein freies viele Facetten: 21 Prozent der Jugendlichen haben paweit ist das der höchste Wert (die Finnen kom- Luxemburg umtreibt, ist bestimmt wichtig, Internet oder den Klimawandel zu demonstrieren. eine Partei im Wahlkampf unterstützt. Fast genau- men auf 27 Prozent). Je länger sich der Brexit hin- hat aber mit der individuellen Realität wenig zu tun. Eben das stärkt die Aussagekraft der Studie, so so viele (22 Prozent) sind zum Demonstrieren auf zieht, desto stärker wächst der Widerstand bei den Bis plötzlich ein Thema ins eigene Leben rückt. bemerkenswert das im ersten Moment erscheinen die Straße gegangen. Diese Form der politischen 16- bis 26-Jährigen. Die Zahl der Brexit-Gegner*in- Plötzlich ist Europa verblüffend real, ganz nah, aus- mag, denn die Antworten werden nicht durch auf- Teilhabe ist besonders in Spanien (43 Prozent), nen stieg in den vergangenen zwei Jahren von 58 gesprochen wichtig und fordert eine eigene Haltung. gewühlte Gefühle bestimmt – und verzerrt. Griechenland (37 Prozent) und Italien (30 Prozent) auf 68 Prozent, während die Zahl der Befürwor- Wenn etwa die Europäische Union (EU) ein neues Das „freie Internet“ ist ein Shooting Star unter relevant (S. 18). Mehr als jede*r Vierte hat auf- ter*innen auf 22 Prozent sank (S. 42). 60 Prozent Urheberrecht gegen den erklärten Willen von Milli- den wichtigen Themen, Digitalisierungs-, Kultur- grund einer politischen oder ethischen Überzeu- der Brit*innen sehen den Austritt ihres Landes aus onen junger Menschen beschließt, dann gehen d iese und Freizeitpolitik standen noch Wochen zuvor bei gung eine Konsumentscheidung getroffen. der EU als Bedrohung für ihr eigenes Leben. jungen Menschen auf die Straße. Und protestieren. den jungen Europäer*innen ganz unten auf der An Onlinepetitionen haben sich 42 Prozent der Das ewige Lavieren des britischen Parlamentes Auf einmal ist Europa sehr persönlich. persönlichen Agenda (S. 14). Ganz oben steht dort Befragten beteiligt, 31 Prozent haben in den sozia- um den Austritt beschädigt überdies das Ansehen Welche Themen Jugendliche zwischen 16 und Migration und Asyl, für jede*n zweite*n Befragte*n len Medien mindestens einen politischen Beitrag der Demokratie. Zwei von drei jungen Brit*innen 26 Jahren beschäftigen und wie ihre Lebenswelt, zählt es zu den drei wichtigsten Themen der EU. In geteilt. Partizipationsformen im Internet, die einen kritisieren, dass das politische System nicht funk Identität und politischen Einstellungen aussehen, Deutschland liegt der Anteil sogar bei 55 Prozent, größeren Einsatz erfordern, spielen deutlich nach- tioniere, 15 Prozent wünschen sich sogar radikale möchte die TUI Stiftung mit ihrer Studie „Junges europaweit einer der höchsten Werte. 28 Prozent gelagerte Rollen: Nur 20 Prozent der Befragten Veränderungen. Gleichzeitig halten 62 Prozent der Europa 2019“ beleuchten. Befragt wurden dafür der jungen Europäer*innen zählen Umweltpolitik geben an, Kommentare zu politischen Beiträgen jungen Menschen in Großbritannien die Demo 8.220 junge Frauen und Männer aus elf europä zu den wichtigsten Themen, wobei das Interesse in verfasst zu haben; 18 Prozent haben eigene politi- kratie „alles in allem für die beste Staatsform“. ischen Ländern. Im Auftrag der TUI Stiftung führte den nord europäischen Ländern deutlich ausge- sche Beiträge in sozialen Medien gepostet (S. 20). Dieser Zwiespalt zeigt sich auch in anderen Staaten das Marktforschungsinstitut YouGov die Umfrage prägter ist als in den südeuropäischen. Eine Wirt- Das wichtigste soziale Netzwerk ist weiterhin Face- Europas: Ein grundsätzliches „Ja“ wird konter
6 JUGENDSTUDIE DER TUI STIFTUNG Weil Europa vom Mitmachen lebt 7 UNTERSUCHUNGSDESIGN U kariert durch ein nationales „Ja, aber“. Das zeigt dass junge Menschen mit populistischen Einstel- m die Lebenswelt, Identität sich exemplarisch in Griechenland, wo 73 Prozent lungen doppelt so häufig radikale Veränderungen und politischen Einstellungen die Demokratie für die beste Staatsform halten, befürworten. junger Menschen in Europa Schweden 500 aber deutliche Kritik an ihrer nationalen Regierung Beim Wunsch nach Veränderungen wird – unab- besser zu verstehen, führt üben. 56 Prozent der jungen Griech*innen sind hängig von der politischen Einstellung – zuerst das die TUI Stiftung in Zusammenarbeit Finnland unzufrieden mit der Arbeit ihrer Regierung, 53 Pro- nationale Parlament adressiert. Auch wenn sich mit YouGov seit dem Jahr 2017 die 528 zent wünschen sich radikale Reformen. zwei Drittel der jungen Menschen zumindest als Studie „Junges Europa“ durch. In die- Norwegen 500 Auffällig niedrig fällt die Zustimmung für die „Auch-Europäer*innen“ verstehen (S. 26), finden sem Jahr wurde die Online-Befragung Demokratie als Staatsform in Frankreich (38 Pro- drei von vier Befragten die Wahl des nationalen erstmalig in elf Ländern durchgeführt: zent), Italien und Polen ( jeweils 46 Prozent) aus. In Parlamentes persönlich wichtig, nur jede*r Zweite Befragt wurden junge Menschen aus Frankreich lag der Wert im Vorjahr um sechs Pro- hingegen die Wahl zum Europäischen Parlament Deutschland, Frankreich, Griechen- Dänemark zentpunkte höher, mutmaßlich als Folge der aktu- (S. 38). Dieser Wert sinkt sogar, wenn danach land, Großbritannien, Italien, Polen 500 Großbritannien ellen politischen Diskussion um die Reformpolitik gefragt wird, inwieweit junge Menschen ihre Inter- und Spanien (wie in den Jahren 2017 1.061 der Regierung Macron. essen im Parlament vertreten sehen. 30 Prozent und 2018) sowie in Dänemark, Finn- Polen Besonders zufrieden sind die Skandinavier*innen fühlen sich und ihre Interessen von ihrem nationa- land, Norwegen und Schweden. Die Deutschland 500 mit ihrer Regierung: Junge Menschen in Däne- len Parlament gesehen und vertreten – für das Teilnehmer*innen wurden über On- 1.014 mark, Finnland, Norwegen und Schweden wurden EU-Parlament gilt das nur für 20 Prozent (S. 40). line-Access-Panels rekrutiert. Vom 8.220 INTERVIEWS 2019 erstmals für die Studie befragt. Zwischen Womit sich der Kreis zum umstrittenen EU- 21. Januar bis zum 12. Februar 2019 Frankreich MIT JUGENDLICHEN 37 Prozent (Schweden) und 60 Prozent (Norwe- Urheberrecht schließt und der Weg von der Demo nahmen insgesamt 8.220 junge Men- 1.039 ZWISCHEN gen) sind zufrieden damit, wie die Demokratie in zur Wahlkabine führt. Bei der Wahl zum Europa schen im Alter von 16 bis 26 Jahren an 16 UND 26 JAHREN ihrem Land funktioniert. Das einzige andere Land, parlament könnten Millionen von jungen Frauen der Jugendstudie teil. Sie wurden nach das mit einem Zufrieden-Anteil von 40 Prozent in und Männer dafür sorgen, sich künftig besser ver- Alter, Geschlecht und Bildungsstand Italien AUS 11 LÄNDERN Spanien 1.004 diese Gefilde vordringt, ist übrigens Deutschland treten zu sehen. Sie beweisen damit, dass Europa ausgewählt, und das repräsentativ ent- 1.060 (S. 34). eben kein Grundrauschen ist, sondern unzählige sprechend den tatsächlichen Vertei- Anlässe für ein Engagement im täglichen Leben lungen je Land (Grundlage für die re- Griechenland 514 Populismus verfängt kaum bei bietet. präsentative Quotierung: EUROSTAT). jungen Europäer*innen Für die Analyse wurden die Ergebnisse GESCHLECHT zusätzlich nach Alter, Geschlecht und Wo die Regierung als überfordert oder unfähig Bildungsstand gewichtet, um gering wahrgenommen wird, versuchen es einige Politi- fügige Abweichungen auszugleichen. weiblich männlich ker*innen mit populistischen Argumenten. „Junges Ergebnisse, die über alle Länder hin- 49 % 51 % Europa 2019“ hat herauszufinden versucht, wie weg ausgewiesen w erden, wurden zu- offen junge Frauen und Männer für solche Argu- sätzlich so gewertet, dass jedes Land mente sind (S. 36). Ein erstes Resümee der Studie: mit dem gleichen Gewicht eingeht. In allen Ländern sinkt die Attraktivität von Popu ALTER lismus. Ein zweites Resümee: Auch wer sich auf Anmerkungen zu den folgenden Grafiken geschlossen für Populismus zeigt, plädiert keines- Aufgrund von Rundungsabweichungen kann wegs für andere Staatsformen. Ob populistisch es im Ergebnisteil vorkommen, dass die Summe von Anteilswerten (in Prozent) von 16 – 20 Jahre 21 – 26 Jahre oder non-populistisch: Die Zustimmungswerte für 100 abweicht. Wird im Folgenden der Begriff 44 % 56 % die Demokratie als Staatsform unterscheiden sich „Europäer*innen“ verwendet, bezieht er sich nur minimal. Was sich allerdings unterscheidet, ist, auf die 8.220 Befragten dieser Studie.
8 JUGENDSTUDIE DER TUI STIFTUNG Ergebnisse Wenn Sie an die Generation Ihrer Eltern denken: Glauben Sie, dass es Ihre eigene Generation hinsichtlich Einkommen und Lebensstandard besser oder schlechter haben wird? (Nicht dargestellt sind die Antwortkategorien „Wird gleich bleiben“ und „Weiß nicht/keine Angabe“.) Die Optimist*innen Die Pessimist*innen Polen 52 26 ZUKUNFTSERWARTUNGEN Norwegen 40 31 Viele junge Menschen 37 Dänemark 21 fürchten, dass sie es Deutschland schlechter haben 37 35 w erden als ihre Eltern. 36 Schweden 35 Finnland Insbesondere in Südeuropa glauben Jugendliche, dass ihr Lebensstandard sinken wird. In Norwegen, 30 32 Dänemark, Deutschland und Schweden sind sie Italien zuversichtlicher. Besonders optimistisch sind die 21 56 Pol*innen, ziemlich pessimistisch die Griech*innen – und die Brit*innen. Spanien 21 54 Griechenland 20 66 Großbritannien 20 64 Frankreich 19 53 GESAMT 30 43 besser schlechter Alle Zahlenwerte auf den Seiten 8 bis 43 sind in Prozent angegeben.
10 JUGENDSTUDIE DER TUI STIFTUNG Ergebnisse Wenn Sie an die Generation Ihrer Eltern denken: Glauben Sie, dass es Ihre eigene Generation hinsichtlich Einkommen und Lebensstandard besser oder schlechter haben wird? (Nicht dargestellt sind die Antwortkategorien „Wird gleich bleiben“ und „Weiß nicht/keine Angabe“.) Die Optimist*innen 52 49 46 36 37 37 ZUKUNFTSERWARTUNGEN (DIE ENTWICKLUNG) 26 27 24 24 23 22 21 21 20 20 20 21 19 18 16 16 Sind Großbritannien 12 13 und Griechenland der Anfang und das GESAMT Polen Deutschland Spanien Italien Griechenland Großbritannien Frankreich Ende der Talsohle? Die Pessimist*innen 82 In Griechenland erwarten noch immer zwei Drittel 76 der Jugendlichen, dass sie es schlechter haben wer- den als ihre Eltern. Allerdings sinkt dieser Anteil 66 66 63 64 seit 2017. Gegenläufige Entwicklungen zeigen sich 60 58 58 in Großbritannien. Junge Brit*innen werden immer 56 55 54 54 54 53 skeptischer, je näher der Brexit rückt. 52 51 50 34 33 35 27 27 26 GESAMT Polen Deutschland Spanien Italien Griechenland Großbritannien Frankreich besser schlechter 2017 2018 2019
12 JUGENDSTUDIE DER TUI STIFTUNG Ergebnisse Empfinden Sie die folgenden Phänomene für Ihr eigenes Leben eher als Chance oder als Bedrohung? (Nicht dargestellt sind die Antwortkategorien „Weder noch“ und „Weiß nicht/keine Angabe“.) POSITIV ODER NEGATIV? Im Klimaschutz 55 Klimaschutz und Umweltpolitik 16 und in der Umweltpolitik Digitalisierung sehen viele junge 45 10 Menschen Chancen. 41 offene Grenzen in der EU 23 einheitliche Währung Auch Digitalisierung und Globalisierung sehen die in der EU (Euro) meisten jungen Europäer*innen positiv. Beim The- 40 20 ma Einwanderung und Migration sind sie jedoch Globalisierung uneins: Jeweils etwa ein Drittel der jungen Men- 38 16 schen sieht es als Chance bzw. als Bedrohung. Kapitalismus und Freihandel 33 17 Einwanderung und Migration 28 29 Großbritanniens Austritt aus der EU 14 34 politische Parteien, die die EU ablehnen 14 36 Chance Bedrohung
14 JUGENDSTUDIE DER TUI STIFTUNG Ergebnisse Was sind Ihrer Meinung nach gegenwärtig die wichtigsten politischen Probleme in der EU? Bitte wählen Sie zunächst das allerwichtigste Problem und dann das zweit- und drittwichtigste Problem aus. (Dargestellt sind die drei wichtigsten Probleme.) Migration und Asyl 50 Umweltpolitik und Tierschutz 28 Wirtschafts- und Finanzpolitik 28 POLITISCHE HERAUSFORDERUNGEN Arbeitslosigkeit bekämpfen 24 Kriminalität und Justiz 23 Jede *r zweite Jugend Sozialpolitik 19 Gesundheitspolitik 18 liche zählt Migration Europapolitik 15 und Asyl zu den drei Außenpolitik und Verteidigung 15 Bildungspolitik 14 w ichtigsten Problemen Gleichberechtigung 14 der EU. Infrastruktur 11 Digitalisierung 6 Kultur- und Freizeitpolitik 4 Umweltpolitik und Tierschutz halten junge Euro- päer*innen für das zweitwichtigste Thema. Hier sind deutliche Unterschiede zwischen den EU- Ländern zu sehen. Auch Wirtschafts- und Finanz- politik ist für junge Menschen von hoher Relevanz, gerade in Ländern mit krisenhafter Historie oder unsicherer Zukunft.
16 JUGENDSTUDIE DER TUI STIFTUNG Ergebnisse Was sind Ihrer Meinung nach gegenwärtig die wichtigsten politischen Probleme in Ihrem Land? Bitte wählen Sie zunächst das allerwichtigste Problem und dann das zweit- und drittwichtigste Problem aus. (In den weißen Kreisen sind die Gesamtergebnisse aller Länder in Prozent dargestellt.) Migration und Asyl 38 DE DK FI GR IT NO SE POLITISCHE HERAUSFORDERUNGEN Arbeitslosigkeit bekämpfen 30 ES FI FR GR IT In Südeuropa ist Sozialpolitik 26 DE FI FR die Arbeitslosigkeit Sorge Nummer eins. Gesundheitspolitik 26 GB NO PL SE Migration und Asyl werden von den meisten Euro- päer*innen auch auf nationaler Ebene als drän- Wirtschafts- und Finanzpolitik 25 ES FR GB GR PL gendstes Problem gesehen, allerdings zeigen sich hier deutliche länderspezifische Unterschiede. In Deutschland und den skandinavischen Ländern wird es als besonders wichtig wahrgenommen. Kriminalität und Justiz 23 IT PL SE Umweltpolitik und Tierschutz 21 DE DK NO Bildungspolitik 21 DK Gleichberechtigung 13 ES Europapolitik 10 GB DE – Deutschland; DK – Dänemark; ES – Spanien; FI – Finnland; FR – Frankreich; GB – Großbritannien; GR – Griechenland; IT – Italien; NO – Norwegen; PL – Polen; SE – Schweden
18 JUGENDSTUDIE DER TUI STIFTUNG Ergebnisse Politische Partizipation junger Menschen über Offline-Wege: Haben Sie in den letzten 12 Monaten …? (Eine Mehrfachnennung war möglich; dargestellt ist die Zustimmung.) an einer Unterschriften- sammlung teilgenommen POLITISCHES ENGAGEMENT Produkte aus politischen/ethischen Gründen konsumiert/ boykottiert Unters chreiben ist 36 28 „offline“ die häufigste keine Offline- Form der politischen Partizipation Teilhabe. 22 an einer Demonstration Gut ein Drittel der Befragten beteiligte sich im ver teilgenommen gangenen Jahr an einer Unterschriftensammlung, in Großbritannien waren es sogar rund zwei Drit tel. Auf Platz 2 der Rangliste aktiver Teilhabe 36 stehen Konsumentscheidungen auf Basis von poli 21 tischen oder ethischen Überzeugungen. Jede*r an politische Parteien Fünfte hat an einer Demonstration teilgenommen. oder Organisationen Diese Form des Engagements ist besonders in gespendet 12 Spanien, Griechenland und Italien populär. eine Partei im Wahlkampf unterstützt 15 18 in einer Partei oder Bürgerinitiative mitgearbeitet sich in Versammlungen aktiv an öffentlichen Diskussionen beteiligt
20 JUGENDSTUDIE DER TUI STIFTUNG Ergebnisse Politische Partizipation junger Menschen über Online-Wege: Haben Sie in den letzten 12 Monaten …? (Eine Mehrfachnennung war möglich; dargestellt ist die Zustimmung.) bei politischen Beiträgen in sozialen Medien „Gefällt mir“ angeklickt sich an Onlinepetitionen/ Unterschriftenaktionen im POLITISCHES ENGAGEMENT Internet beteiligt 42 49 Zwei Drittel der B efragten engagierten sich „online“. politische Beiträge 31 anderer Personen Zu den wichtigsten Formen politischen Engage- keine Online- in sozialen Medien ments im Internet zählen „Klicks“ in sozialen Netz- Partizipation weitergeleitet/geteilt werken, Online-Petitionen oder Unterschriften aktionen sowie das Teilen von politischen Beiträgen. Partizipationsformen, die eine höhere Beteiligung erfordern – etwa das direkte Kontaktieren von Poli- tiker*innen –, spielen eine untergeordnete Rolle. 32 20 Artikel über politische Kommentare zu Themen für einen 9 politischen Beiträgen, Blog geschrieben Artikeln und Sendungen verfasst Politiker*innen 11 über das Internet 18 kontaktiert 14 Bürgerbeteiligungs- eigene politische Plattformen von staatlichen Beiträge in sozialen Stellen im Internet genutzt Medien gepostet oder per E-Mail verschickt
22 JUGENDSTUDIE DER TUI STIFTUNG Ergebnisse Waren Sie in den letzten 12 Monaten in den folgenden Themenbereichen politisch aktiv? (In Dunkelblau dargestellt sind die fünf Themen, für die junge Menschen am häufigsten aktiv waren.) Umweltpolitik 43 28 21 und Tierschutz POLITISCHES ENGAGEMENT Es sind nicht die w ichtigsten politischen Gleichberechtigung 40 14 13 Probleme, die zu E ngagement animieren. 38 50 38 Wenn es um konkretes politisches Engagement geht, Migration und Asyl werden junge Menschen vor allem bei den Themen Umweltpolitik und Tierschutz sowie Gleichberech- tigung aktiv – obwohl diese nicht zu den wichtigs- ten politischen Herausforderungen gezählt werden. Bildungspolitik 37 14 21 Gesundheitspolitik 33 18 26 wichtigste wichtigste politisches politische politische Engagement Probleme auf Probleme auf (online/offline europäischer nationaler gesamt) Ebene Ebene
24 JUGENDSTUDIE DER TUI STIFTUNG Ergebnisse In welchen sozialen Medien haben Sie politische Beiträge gepostet, geteilt oder „Gefällt mir“ geklickt? Bitte wählen Sie alle sozialen Medien aus, in denen Sie dies getan haben. MEDIENNUTZUNG Facebook ist das 44 44 45 wichtigste Medium 40 42 für politische Beiträge. 36 30 Mehr als die Hälfte der jungen Europäer*innen 25 nutzt soziale Netzwerke für politische Zwecke. Das wichtigste soziale Medium für die Rezeption und 21 Publikation politischer Beiträge ist Facebook. Bei 18 16 17 16 16 15 den Jüngeren gewinnt die Plattform Instagram an Bedeutung. 10 11 10 8 8 6 Facebook Instagram Twitter YouTube WhatsApp Snapchat keine politische Partizipation in sozialen Netzwerken 16 bis 21 bis gesamt 20 Jahre 26 Jahre
26 JUGENDSTUDIE DER TUI STIFTUNG Ergebnisse Wie würden Sie sich selbst am ehesten beschreiben? (Nicht dargestellt sind die Antwortkategorien „Nur als Europäer*in“, „Sonstiges“ und „Weiß nicht/keine Angabe“.) 77 69 65 63 60 57 43 EUROPÄISCHE IDENTITÄT Der Anteil junger 41 M enschen, die sich auch 16 29 25 21 27 als „Europäer *i nnen“ 10 f ühlen, steigt stetig. Griechenland Spanien Polen Italien Deutschland Frankreich Großbritannien In den südeuropäischen Ländern setzt sich der Dieses Jahr erstmalig dabei: 64 Trend zu einer stärker europäisch geprägten Selbst- 58 wahrnehmung fort. Insbesondere in Griechenland 47 und in Spanien steigt der Anteil junger Menschen, 41 41 44 die sich als „Europäer*innen“ fühlen, stark an. Nur 33 28 wenige sehen sich ausschließlich als Bürger*in ihres Landes. Finnland Dänemark Schweden Norwegen hybride Identität zuerst als Bürger*in rein meines Landes, nationale dann als Identität Europäer*in; zuerst als nur als Europäer*in, dann Bürger*in als Bürger*in meines meines Landes Landes 2017 2018 2019
28 JUGENDSTUDIE DER TUI STIFTUNG Ergebnisse Wie würden Sie sich selbst am ehesten beschreiben? (Nicht dargestellt sind die Antwortkategorien „Sonstiges“ und „Weiß nicht/keine Angabe“.) 60 57 56 54 EUROPÄISCHE IDENTITÄT 43 31 Bei jungen Menschen ist die europäische Identität stärker ausgeprägt. 54 In Großbritannien zeigt sich besonders deutlich, 41 dass sich junge Menschen zwischen 16 und 26 Jah- 36 ren häufiger als Europäer*innen wahrnehmen als 34 die Gesamtbevölkerung des Landes. Ähnlich ist die 27 21 Situation in Deutschland. 6 4 4 2 3 2 Deutschland Großbritannien Frankreich hybride Identität zuerst als rein Bürger*in meines nationale Landes, dann als Identität Europäer*in; Die Ergebnisse für die Gesamtbevölkerung wurden im zuerst als nur als Rahmen des YouGov Eurotracks vom 15. bis zum 25. Februar Europäer*in, dann Bürger*in 2019 erhoben und sind repräsentativ für die Bevölkerung nur als als Bürger*in meines ab 18 Jahren in Deutschland, Großbritannien und Frankreich. Europäer*in meines Landes Landes Die Stichprobengröße beträgt mindestens 1.000 Befragte 16 – 26 Jahre pro Land. Gesamtbevölkerung ab 18 Jahren
30 JUGENDSTUDIE DER TUI STIFTUNG Ergebnisse Wenn Sie an die Beziehungen zwischen der EU und ihren Mitgliedsländern denken: Welcher der folgenden Aussagen stimmen Sie am ehesten zu? Deutschland 54 21 14 11 Italien 54 13 21 12 BEZIEHUNG ZWISCHEN DEN EU-LÄNDERN Spanien 53 19 14 14 Die meisten wünschen Polen 42 28 25 6 sich eine engere Frankreich Verbindung zwischen 41 7 26 26 den EU-Ländern. Griechenland 38 17 38 7 Schweden Während junge Menschen in den skandinavischen 32 31 21 16 Ländern mehrheitlich denken, dass die derzeitigen Beziehungen zwischen den EU-Mitgliedsländern Großbritannien 31 24 29 16 genau richtig sind, sind die Meinungen in Grie- chenland und Großbritannien geteilt: Hier gibt es Finnland nahezu genauso viele Jugendliche, die finden, die 28 35 20 17 Beziehungen sollten enger werden, wie solche, die meinen, die Beziehungen sollten weniger eng sein. Dänemark 26 37 19 18 Gesamt 38 24 23 16 Die Verbindung Die Verbindung zwischen den zwischen den EU-Ländern EU-Ländern sollte weniger sollte enger Das aktuelle eng werden, werden, die Verhältnis die EU sollte Mitgliedsländer zwischen der einige ihrer sollten mehr EU und ihren Zuständig Zuständigkeiten Mitglieds keiten an die an die EU ländern ist Mitgliedsländer Weiß nicht/ abtreten. genau richtig. zurückgeben. keine Angabe
32 JUGENDSTUDIE DER TUI STIFTUNG Ergebnisse Wenn Sie an die Beziehungen zwischen der EU und ihren Mitgliedsländern denken: Welcher der folgenden Aussagen stimmen Sie am ehesten zu? Und wenn Sie an die EU in fünf Jahren denken: Was glauben Sie, in welchem Zustand die EU in fünf Jahren sein wird? BEZIEHUNG ZWISCHEN DEN EU-LÄNDERN 54 54 53 Nur wenige junge Menschen glauben, dass 38 42 41 38 38 der Z usammenhalt z wischen den EU-L ändern 32 31 28 zukünftig stärker wird. 23 21 23 22 26 22 26 24 19 19 19 Wenn junge Menschen sich vorstellen sollen, wie die Beziehungen der EU-Länder in fünf Jahren sein werden, sind sie überwiegend skeptisch. Wenn- gleich sich viele junge Menschen wünschen, dass die Verbindungen enger werden, ist die Mehrheit überzeugt, dass der Zusammenhalt sich nicht ver ändern oder sogar schwächer wird. GESAMT Deutsch- Italien Spanien Polen Frankreich Griechen- Schweden Groß Finnland Dänemark land land britannien heute in fünf Jahren Die Verbindung Die Verbindung zwischen den zwischen den EU-Ländern EU-Ländern sollte enger wird enger sein, werden, die die Mitglieds Mitgliedsländer länder werden sollten mehr mehr Zuständig- Zuständigkeiten keiten an die an die EU EU abgetreten abtreten. haben.
34 JUGENDSTUDIE DER TUI STIFTUNG Ergebnisse Wie zufrieden oder unzufrieden sind Sie – alles in allem – mit der Demokratie, so wie sie in Ihrem Land besteht? (Nicht dargestellt sind die Mittelkategorie sowie die Antwortmöglichkeit „Weiß nicht/keine Angabe“.) Norwegen 60 9 DEMOKRATIE Dänemark 56 10 Skandinavier *innen 46 Finnland 13 sind besonders Deutschland z ufrieden mit ihrer 40 21 Demokratie. 37 Schweden 25 Großbritannien Auch in Deutschland sind junge Menschen über- durchschnittlich zufrieden mit dem demokrati- 26 29 schen System. In Spanien, Italien und Griechenland Frankreich sind sie hingegen besonders unzufrieden. In Groß- 24 32 britannien halten sich Zufriedene (26 Prozent) und Unzufriedene (29 Prozent) ungefähr die Waage. Polen 24 31 Spanien 19 38 Italien 18 36 Griechenland 15 56 zufrieden unzufrieden
36 JUGENDSTUDIE DER TUI STIFTUNG Ergebnisse Polen 20 Griechenland 20 Frankreich 17 Spanien 11 POPULISMUS Italien 10 Großbritannien 10 Norwegen 9 In Polen, Griechenland Deutschland 7 und Frankreich zeigen Dänemark Schweden 7 7 sich populistische Finnland 6 Tendenzen am deutlichsten. Unter jungen Pol*innen, Griech*innen und Fran- zos*innen sind populistische Einstellungen ver- gleichsweise weit verbreitet. Die „populistische Ein- stellung“ wurde mithilfe von zwölf Fragen in drei Dimensionen ermittelt: „Anti-Elitarismus“, „Ver- ständnis des Volkes als unbedingter Souverän“ und „Vorstellung von einem homogenen Volkswillen“. populistische Einstellungs- tendenzen
38 JUGENDSTUDIE DER TUI STIFTUNG Ergebnisse Wie wichtig ist die Wahl des Europaparlamentes und des Parlamentes Ihres Landes für Sie persönlich? (Dargestellt ist die Antwortkategorie „Wichtig“.) EUROPAWAHL Nationale Wahlen 88 e rscheinen wichtiger 77 79 78 als die des Europa 73 74 73 75 66 parlamentes. 63 63 58 64 56 55 54 56 53 50 50 Im Durchschnitt bewertet jede*r Zweite der Befrag- 42 ten die Wahl des Europäischen Parlamentes als wichtig, die Wahl des nationalen Parlamentes ist hingegen für rund drei Viertel wichtig. In Finnland 25 ist die Diskrepanz zwischen europäischer und nati- onaler Relevanz zuschreibung besonders ausge- prägt (41 Prozentpunkte), in Spanien besonders gering (6 Prozentpunkte). GESAMT Italien Griechen- Spanien Deutsch- Dänemark Polen Groß Schweden Frankreich Finnland land land britannien Wahl des Wahl des Europa Parlamentes parlamentes von [Land]
40 JUGENDSTUDIE DER TUI STIFTUNG Ergebnisse Wenn Sie an das Europaparlament und das Parlament von [Land] denken: Inwieweit fühlen Sie sich und Ihre Interessen vertreten? (Dargestellt ist die Antwortkategorie „Stark“.) 45 EUROPAWAHL 40 35 35 Junge Menschen finden, dass ihre Interessen 30 29 28 27 29 stärker auf nationaler 26 25 24 24 als auf europäischer 20 21 21 20 Ebene vertreten werden. 18 17 13 13 12 Die Diskrepanz zwischen gefühlter Repräsentation im Europäischen und im nationalen Parlament ist besonders in den skandinavischen Ländern aus geprägt (Schweden: 19 Prozentpunkte, Dänemark: 12 Prozentpunkte, Finnland: 11 Prozentpunkte). GESAMT Italien Dänemark Polen Schweden Spanien Deutsch- Griechen- Finnland Frankreich Groß land land britannien Europa Parlament parlament von [Land]
42 JUGENDSTUDIE DER TUI STIFTUNG Ergebnisse Wenn morgen ein Referendum über die EU-Mitgliedschaft Ihres Landes stattfinden würde/ *Wenn morgen ein Referendum über die EU-Mitgliedschaft Norwegens stattfinden würde: Wie würden Sie sich entscheiden? Spanien 79 8 7 6 Deutschland 74 10 6 9 EU-MITGLIEDSCHAFT Polen 73 14 8 5 Es gibt eine klare Mehrheit Großbritannien für die EU-Mitgliedschaft. 68 22 3 7 Dänemark 68 16 6 10 Generell ist das Gros der Befragten für eine EU-Mitgliedschaft. In Spanien, Deutschland und Griechenland Polen ist die Zustimmung zum Verbleib in der EU 66 21 7 6 am höchsten, in Frankreich, Italien und Schweden am geringsten. Die jungen Norweger*innen lehnen Finnland einen EU-Beitritt ab. 66 13 9 11 Frankreich 63 14 8 14 Italien 61 22 6 11 Schweden 61 21 9 9 Norwegen* 20 56 10 14 (Land) sollte (Land) sollte in der EU aus der EU bleiben/ austreten/ *Norwegen *Norwegen sollte der EU sollte nicht der Ich würde Weiß nicht/ beitreten. EU beitreten. nicht wählen. keine Angabe
44 JUGENDSTUDIE DER TUI STIFTUNG 45 JUGEND 2019: VON bar unversöhnlich einer älteren Generation gegen übersteht, die mit Unverständnis und Abwehr auf ihre Forderungen reagiert. tur, die uns etwas über die Generation Golf, X, Y und Z berichten will, ist mit Sicherheit überzogen.4 Dennoch ist der Generationenwechsel einer der WEGEN LETHARGISCH! Das ist besonders bedauerlich, weil die jungen Erwachsenen, deren Lebenswelt und Einstellungen auch in der diesjährigen TUI-Jugendstudie unter größten Faktoren für die Erklärung gesellschaft lichen Wandels. Wer etwas über die zukünf Entwicklung unserer Gesellschaft und unserer tige sucht wurden, sich in einer Altersphase von 16 bis Demokratie erfahren will, sollte sich die Werte und Junge Erwachsene gehen heute für das Klima und 26 Jahren befinden, die für die politische Soziali Einstellungen junger Erwachsener ansehen. das freie Internet auf die Straße. Die Proteste zeigen, dass sich sation entscheidend ist. Der Soziologe Karl Mann heim nannte diese Phase in seiner klassischen Wie man’s macht, macht man’s falsch die Jugendlichen für ihre Zukunft engagieren. Wer sie jetzt Generationentheorie die „politisch beeindruck ernst nimmt, bewegt sie zur Wahlurne. baren Jahre“2, weil die in dieser Zeit erworbenen Was für Zuschreibungen durfte sich die Generation Einstellungen und Werte über den Lebenszyklus der „Millenials“ anhören: Lethargisch sei sie, ichbe von Marcus Spittler zogen, an Politik wenig interessiert. „The Me Me Me Generation“ titelte das Time Magazine.5 Spätestens Die Altersphase von 16 bis seit 2018 beweist sie das Gegenteil: Nicht nur die 26 Jahren ist für die politische Digitalpolitik, auch der Klimaschutz bringt zahlrei Sozialisation entscheidend. che Schüler*innen, von der schwedischen Greta Thunberg angeführt, unter dem Motto „Fridays for Future“ wöchentlich europaweit auf die Straße. L auschte man am 26. März 2019 den Kom Kritiker*innen im Verdacht steht, Uploadfilter hinweg langfristig stabil bleiben. Sie bilden quasi Und das trotz erheblicher Kritik der Älteren. Für mentator*innen bei ihrer Nachbericht einzuführen und damit die Meinungsfreiheit im die Brille, durch die man auf die Welt blickt. Auch einen Teil der jungen Erwachsenen scheint mittler erstattung zur EU-Urheberrechtsreform, Internet zu bedrohen. Der Abstimmung voraus die Politologin Maria Grasso stellt nach der Auswer weile der Satz zu gelten: Wie man’s macht, macht dann drängte sich unweigerlich der Eindruck gegangen waren zahlreiche Demonstrationen über tung langer Zeitreihen fest, dass die meisten Muster man’s falsch. Immer wieder gibt es solche Jugend auf, dass es in Europa wieder einen klassischen wiegend junger Menschen. Alleine in München politischen Verhaltens, die wir heute beobachten – proteste, nicht immer sind sie so groß. In Frankreich Generationenkonflikt gibt. So zeigte sich etwa der verzeichnete die Polizei 40.000 Menschen, die gegen insbesondere bei der Wahlbeteiligung –, auf Gene organisierten schon 2016 Jugendliche die „Nuit Netzaktivist S ascha Lobo in der Tagesschau be die Reform auf die Straße gingen.1 Dabei skandier rationen statt auf reine A lterseffekte zurückgehen. debout“-Demonstration gegen eine geplante sorgt, dass sich eine ganze digitale Generation ten die Demonstrant*innen auch „Wir sind keine Sie fand auch heraus, dass die während der Regie Arbeitsmarktreform, die sich später von Madrid bis nicht mehr von der Politik repräsentiert fühle. Er Bots!“, eine Ansage an jene ältere EU-Abgeordnete, rungszeit Margaret Thatchers politisch sozialisierte nach Glasgow erstrecken sollte. Ebenso ist die pro erwarte, junge Menschen könnten sogar Anti die vorab die Jugendlichen nicht ernst nahmen, die Generation in Großbritannien auch heute noch europäische Bewegung „Pulse of Europe“ zu nennen. pathien gegen die EU entwickeln. Was war pas Echtheit der Kritik im Netz bezweifelten und dahin deutlich konservativer hinsichtlich ihrer Einstellung Auch in der TUI Jugendstudie zeigt sich, dass siert? An jenem Tag hatte das Europäische Parla ter die M anipulation von Google, Facebook und Co zu Umverteilung und Kriminalitätsbekämpfung ist sich ein überwiegender Teil der jungen Menschen ment in Straßburg seine Zustimmung zu der vermuteten. Unabhängig davon, wie man sich selbst als die Gesamtbevölkerung.3 Im Umkehrschluss für politische Themen interessiert und einbringt: umstrittenen Reform des Urheberrechtes gegeben inhaltlich zu der Reform positioniert, ist offensicht heißt das nicht, dass jede neue Geburtenkohorte 36 Prozent aller Befragten aus den elf untersuchten und damit auch zu dem viel diskutierten Artikel 17 lich, dass bei diesem Thema die junge Generation – ganz automatisch eine gänzlich verschiedene Gene europäischen Ländern gaben an, dass sie in den (vormals Artikel 13) – jenem Artikel, der bei seinen die „mobile pioneers“und „digital natives“ – schein ration bildet. Eine Vielzahl der Managementlitera letzten zwölf Monaten an einer analogen Unter 2 Mannheim, K. (1928). „The Problem of Generations“. In: Essays on the Sociology of Knowledge, S. 276 – 320. London: Routledge. 3 rasso, M./Farrall, S./Gray, E./Hay, C./Jennings, W. (2019). „Thatcher’s Children, Blair’s Babies, Political Socialization and Trickle-down G Value Change: An Age, Period and Cohort Analysis“. In: British Journal of Political Science, 49(1), S. 17– 36. 4 Vgl. Schröder, M. (2018). „Der Generationenmythos“. In: KZfSS Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 70(3), S. 469 – 94. 1 www.sueddeutsche.de/muenchen/demo-muenchen-urheberrecht-1.4380419. 5 time.com/247/millennials-the-me-me-me-generation/
46 JUGENDSTUDIE DER TUI STIFTUNG Jugend 2019: Von wegen lethargisch! 47 schriftensammlung teilgenommen haben. 22 Pro möglichkeiten nutzen, die schneller, leichter und bleibt offen. Denn in der Vergangenheit lag die 45 Prozent der Befragten in der Lage, wichtige zent waren auf der Straße demonstrieren. Mehr als ohne großen Aufwand funktionieren. Sie verhalten Wahlbeteiligung junger Erwachsener in der Regel politische Fragen gut bis sehr gut zu verstehen und ein Viertel gibt an, bestimmte Produkte aus politi sich damit nicht anders als Erwachsene. deutlich unter der der Gesamtbevölkerung, und einschätzen zu können. Sie zeigen damit also eine schen oder ethischen Gründen boykottiert oder Thematisch engagieren sich die Jugendlichen in diese Tendenz hat sich in den letzten Jahren sogar hohe innere Selbstwirksamkeit. Ihre externe konsumiert zu haben. Etwas häufiger ist die Partizi fast allen Ländern in erster Linie für Umweltpolitik noch verstärkt. In der Jugendstudie geben immer Selbstwirksamkeit ist im Vergleich ein ganzes Stück pation online: So haben 31 Prozent politische Bei und Tierschutz, gefolgt von dem Einsatz für mehr hin rund 60 Prozent der Befragten an, dass sie es niedriger: Nur 17 Prozent glauben, dass Politi träge an ihre Freund*innen und Follower*innen wei Gleichberechtigung. Erst auf dem dritten Platz mindestens für „wahrscheinlich“ halten, dass sie ker*innen sich auch darum kümmern, was einfache tergeleitet. 11 Prozent nahmen online direkten ergeben sich länderspezifische Unterschiede: In ihre Stimme bei der Europawahl 2019 abgeben Leute denken. Kontakt mit Politiker*innen auf, besonders häufig Südeuropa und Frankreich ist die Bildungspolitik werden. Allerdings kann man bei einer anonymi geschah dies in Großbritannien. Interessant ist relevant, während in Großbritannien unter dem sierten Online-Befragung wie dieser davon ausge Fehlendes Repräsentationsgefühl dabei, dass sich die Themen der jungen Erwachse Eindruck des bevorstehenden Brexits die Euro hen, dass diese Zahl tendenziell höher ist, weil ein nen on- und offline nur wenig unterscheiden. Zwar papolitik die Jugend bewegt. Während die Jugend Teil der Jugendlichen das antwortet, was er für Damit sich junge Erwachsene wieder stärker auch bringt sich ein Teil der jungen Erwachsenen aus lichen den Schutz des Klimas überwiegend als sozial erwünscht hält. Denn die Jugendstudie zeigt bei Wahlen und nicht nur themenspezifisch enga schließlich elektronisch oder ausschließlich offline Chance begreifen, ahmen sie beim Thema Migra auch, dass 17 Prozent der schwedischen Jugend gieren, müssten sie personell stärker bei den ein, für die Gesamtheit der hier befragten jungen tion und Asyl die gesamtgesellschaftliche Spaltung lichen zum Befragungszeitpunkt im Februar nicht Parteien vorkommen. Der Bevölkerungsanteil der nach. Vor allem in den wirtschaftlich stärkeren Län wussten, ob sie überhaupt wahlberechtigt sind. hier befragten 16- bis 26-jährigen europäischen dern – in Skandinavien und in Deutschland – geben Und genauso wie Ältere halten die jungen Erwach Jugendlichen macht etwas mehr als 10 Prozent der Der überwiegende Teil der die Jugendlichen an, sich beim Thema Einwande senen die Europawahlen für weniger wichtig als Gesamtbevölkerung aus. Dennoch sind sie poli jungen Menschen interessiert rung zu engagieren, wobei unklar ist, ob dafür oder nationale Wahlen (50 Prozent gegenüber 73 Pro tisch kaum repräsentiert. Die beiden jüngsten Bun sich für politische Themen dagegen. Einen Hinweis gibt eine andere Aussage: zent Wichtigkeit). destagsabgeordneten sind 26 Jahre alt, im Europa und bringt sich ein. Um die 30 Prozent sehen Einwanderung dabei ent Die niedrige Wahlbeteiligung hat verschiedene parlament ist der Jüngste ein 30-jähriger Bulgare, weder als Chance oder als Bedrohung für ihr eige Gründe: Zum einen hat sich der Übergang von der das Durchschnittsalter liegt bei 56 Jahren. Das ist nes Leben. Besonders stark bedroht fühlen sich Adoleszenz zum Erwachsensein (nicht immer frei wenig überraschend, denn in einem Drittel der Erwachsenen gilt jedoch, dass kein Thema aus Jugendliche in Polen (45 Prozent) und Finnland willig) verzögert. Gerade in Zeiten großer Jugend EU-Staaten muss man mindestens 21 Jahre alt schließlich on- oder offline bearbeitet wird. Zu (40 Prozent). Mit 23 Prozent fühlt sich eine Minder arbeitslosigkeit sieht man, dass junge Menschen sein, um kandidieren zu können, in Italien und erwarten ist, dass sich hinter der Wahl der verschie heit in den elf Ländern selbst von den offenen Griechenland bekommt man sogar erst im Alter denen Partizipationsformen auch unterschiedliche Grenzen innerhalb der EU bedroht. Man darf nicht von 25 Jahren ein passives Wahlrecht. Auch die Motive verbergen. Sarah Harrison und Michael Bru vergessen: Diese Generation ist nach der welt Europawahlen scheinen weniger jungen Erwachsenen selbst sind nicht immer ter von der London School of Economics unter weiten Krise der Finanzmärkte politisch sozialisiert wichtig als nationale Wahlen. progressiv: „Schön männlich“, so mahnte Angela suchten 2009 die Motivation junger P arteimitglieder worden, hörte Nachrichten über die Terroranschlä Merkel die 100 Prozent Männerquote des Vorstan und fanden dabei eine Reihe von Subgruppen, von ge in Paris und Berlin und hat dabei das Erstarken des der Jungen Union an. der kleineren Gruppe der Professionalisierten bis rechtspopulistischer Parteien beobachtet. Das Pro die Ausführung ihrer Lebenspläne zeitlich nach Dabei hätte die junge Generation durchaus hin zur Mehrheit der ideologisch Motivierten.6 Die blem verorten die Jugendlichen dabei klar bei der hinten schieben. Auch haben Staatsbürgernormen starke Stimmen vorzuweisen: In Deutschland den Jugendstudie der TUI Stiftung leistet mit ihren EU und erwarten sich von dort auch eine Lösung. abgenommen, Wählen wird weniger als Pflicht ver ke man an die Autorin und das CDU-Mitglied Daten auch einen Beitrag zur Forschung, weil sie es standen. Vor allem aber scheinen die traditionel Diana Kinnert, die Feministin Sophie Passmann ermöglicht, im Laufe dieses Jahres noch genauer Reicht die Mobilisierung bis zur Europawahl? len, konventionellen Beteiligungsformen den Jun oder den Altenpfleger und das SPD-Mitglied auf die Motiva tion hinter der On- und Offline- gen nicht immer attraktiv und die politischen Alexander Jorde. Sie alle äußern sich zu den gro Beteiligung zu blicken. Was sich schon jetzt zeigt, Ob die gegenwärtig hohe Mobilisierung der Jugend Parteien und das demokratische System wenig ßen Themen der Gesellschaft, für ein Bundestags ist, dass Jugendliche häufiger solche Partizipations lichen jedoch bis zur Europawahl Ende Mai reicht, responsiv. Laut der Jugendstudie fühlen sich etwa mandat müssten sie vermutlich dennoch zuerst die 6 ruter, M./Harrison, S. (2009). „Tomorrow’s Leaders?: Understanding the Involvement of Young Party Members in Six B European Democracies“. In: Comparative Political Studies, 42(10), S. 1259 –1290.
48 JUGENDSTUDIE DER TUI STIFTUNG Jugend 2019: Von wegen lethargisch! TUI STIFTUNG Methodisches Vorgehen 49 METHODISCHES VORGEHEN klassische „Ochsentour“ absolvie Marcus modernere Strukturen schaffen, die Wo wurden die Teilnehmer*innen der Studie rekrutiert? ren. Die noch zu den Jungen ge es jungen Menschen leichter machen, Spittler hörende Journalistin Madeleine einzutreten und mitzumachen. Junge • Alle Teilnehmer*innen wurden aus Online-Panels rekrutiert. Hofmann, die ein Buch mit der Wissenschaftlicher Erwachsene interessieren sich beson • In Deutschland, Frankreich und Großbritannien wurden die Teilnehmer*innen aus unverhohlenen Forderung im Titel Mitarbeiter in der ders stark für solche Parteien, die schließlich aus dem YouGov-Panel rekrutiert. In Dänemark, Finnland, Italien, Nor „Macht Platz!“ geschrieben hat, Abteilung Demokratie ihnen eine Art von Wandel oder eine wegen, Schweden und Spanien wurden die Teilnehmer*innen zu einem Teil aus denkt laut über die Einführung und Demokratisierung Zukunftsvision anbieten: 67 Prozent dem YouGov-Panel und zum anderen aus dem Panel eines langjährigen Partners einer Jugendquote nach. des Wissenschafts glauben, dass es (radikale) Verände rekrutiert. In Griechenland und Polen wurden die Teilnehmer*innen mithilfe eines Zumindest eine Absenkung des zentrums Berlin rungen braucht, um das politische langjährigen Partner-Panels rekrutiert. Wahlalters auf 16 Jahre scheint für Sozialforschung System in Ordnung zu bringen. Die auch vor dem Hintergrund des (WZB) ser Wunsch nach Wandel ist unter demo grafischen Wandels dringend anderem ein Grund dafür, warum Was ist ein Online-Panel? geboten. Bei der kommenden Euro auch manchmal populistische Partei pawahl ist Wählen für 16-Jährige nur in Österreich en für Jugendliche interessant sind. Ein Kohleaus • Im YouGov-Panel können sich Personen unter Angabe ihrer E-Mail-Adresse und und Malta möglich. In Deutschland sind sie nur bei stieg bis 2038 und freies WLAN in bayerischen weiterer Informationen zu ihrer Person registrieren. Diese Personen werden dann Kommunal- und Landtagswahlen in neun Bundes Bussen bis 2050 ist dann einfach zu wenig Utopie. regelmäßig per E-Mail zu Online-Befragungen eingeladen. ländern zugelassen. Das führt zu Situationen wie Und die Parteien müssen natürlich auch zeigen, • Grundsätzlich kann sich jede*r im YouGov-Panel anmelden. Die Panel-Mitglieder 2017 in Schleswig-Holstein: Dort durften Tausende dass sie die relevanten Akteure der Gesellschaft sind die Auswahlgrundlage für die Rekrutierung von Zielgruppen und Stichproben. Jugendliche zwar im Mai ihre Stimme bei der Land und in der Lage sind, die Vorstellungen junger Leu • YouGov nutzt unterschiedliche Wege, um Mitglieder für das Panel zu gewinnen tagswahl abgeben, bei der Bundestagswahl im te ernst zu nehmen. (zum Beispiel Öffentlichkeitsarbeit, Suchplattformen, E-Mail-Kampagnen, Co-Re September aber nicht. Auch wissenschaftlich Denn schaut man auf die aktuellen Klima gistrierung oder Weiterempfehlung). Außerdem spricht YouGov gezielt Personen spricht wenig gegen eine Absenkung des Wahl proteste, dann gibt es noch Luft nach oben. So aus im Panel unterrepräsentierten Bevölkerungsgruppen an. alters. Die wenigen empirischen Studien dazu zei lässt sich der nicht ganz so alte FPD-Vorsitzende • Panel-Mitglieder authentifizieren sich per E-Mail und Double-Opt-In. Zusätzlich gen im Gegenteil eine verbesserte Teilhabe junger Christian Lindner in der BILD mit den Worten zitie wird auf Basis technischer Maßnahmen und des Antwortverhaltens die Qualität Erwachsener am politischen Prozess.7 Tatsächlich ren: „Klimaschutz ist was für Profis.“8 Andere Stim des Panels sichergestellt. hätte man mit dem Wahlalter 16 die Chance, den men warnen gar vor der politischen Instrumentali ersten Wahlgang noch stärker in den Schulen und sierung der Jugendlichen. Es ist schon etwas in der Ausbildung zu begleiten, damit die Jugend paradox: Gerade die Generation, die in ihrer Mehr Wie wurde die Stichprobe rekrutiert? lichen eine Art Wahlhabitus entwickeln. zahl nicht für den Brexit, nicht für Donald Trump und andere rechtspopulistische Parteien gestimmt • In dieser Studie wurden Quotenstichproben rekrutiert. Dabei werden anhand Ausblick hat, muss sich nun vorwerfen lassen, politisch ver eines repräsentativen Quotenplans Personen für die Stichprobe rekrutiert. Der führt zu werden. Dabei sollte man die Jugendpro Quotenplan wird auf Basis offizieller Statistiken erstellt (Grundlage für die reprä Wie kann man junge Erwachsene wieder stärker an teste vielmehr als konservative Bewegung verste sentative Rekrutierung: EUROSTAT). das politische System binden? Eine wichtige Rolle hen, denn die Jugendlichen streiten heute für • Bei der Erhebung der Studie 2019 wurden die Stichproben in jedem Land reprä spielen dabei sicher die Parteien, wenn sie auch in Selbstverständlichkeiten: ein weiterhin vereintes sentativ nach Alter, Geschlecht und Bildung rekrutiert. Zukunft als Transmissionsriemen zwischen Gesell Europa, den Erhalt des Klimas und für ein freies • Teilnehmer*innen wurden per E-Mail eingeladen. Bei der Auswahl der Teilneh schaft und Politik fungieren wollen. Sie müssen Internet. mer*innen aus dem Panel wurde ein vollautomatisiertes und zufallbasiertes Ver fahren (Turbosampling), das ein individuelles Teilnahmeverhalten berücksichtigt, eingesetzt. 7 gl. Wagner, M./Johann, D./Kritzinger, S. (2012). „Voting at 16: Turnout and the quality of vote choice“. In: Electoral Studies V 31(2), S. 372 – 383. 8 www.bild.de/bild-plus/politik/inland/politik-inland/christian-lindner-klimaschutz-ist-was-fuer-profis-und-nicht-fuer- kinder-60573006
50 TUI STIFTUNG Unsere Projekte GEMEINSAM LERNEN „Europa. Leben und Verstehen“ – dafür setzt sich die TUI Stiftung ein. Im Fokus stehen Bildungsprogramme für Schüler *innen und junge Erwachsene. Europa sind wir! Beeinflusst die EU mein Leben? Kaum, finden vor allem Jugendliche zwischen 16 und 20 Jahren, die keinen oder wenig Zugang zu politischer Bildung haben. Um diese Zielgruppen für europapolitische Bildungsarbeit zu gewinnen, entwickelte die TUI Stiftung mit dem IKAB-Bildungswerk das Modellprojekt „Europa sind wir!“ – in enger Zusammenarbeit mit kommunalen Trägern der Jugendhilfe und den Kommunen. Das Projekt gibt jungen Menschen die Chance, Vorstellungen von „ihrem“ Europa zu formulieren und sie dann in angeleiteten Aktionen umzusetzen. Der Auftakt des Modellprojektes, das in insgesamt sechs Jugendzentren in Darmstadt, Dresden und Köln durchgeführt wurde, fand im Oktober 2018 statt. Die Ergebnisse, etwa Theater aufführungen, Tänze oder Filme, wurden im März 2019 von den Jugendlichen präsentiert. Young Europe Wie sehen junge Menschen Europa? Welche Hoffnungen, Träume, Wünsche, aber auch Zweifel und Ängste verbinden sie mit der Zukunft Europas? Gemeinsam mit dem Think Tank iRights.Lab rief die TUI Stiftung Jugendliche zwischen 16 und 26 Jahren dazu auf, ihre Vorstellungen im Rahmen eines Wettbewerbes zu teilen. Der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt: Die Jugendlichen konnten ein Video, Foto, Statement oder einen Essay einreichen. Die fünf besten Beiträge wurden mit einer dreitägigen Reise nach Brüssel prämiert. Aus den Einreichungen und Workshops, in denen Jugendliche gemeinsam mit Expert*innen diskutieren, entstehen die Charta of Young Europe, die die Wünsche und Erwartungen der jungen Europäer*innen zusammenfasst, sowie eine Graphic Novel, die die Visionen bildlich in einer Geschichte festhält. young-eu.com Europe Live! Junge Menschen wachsen in einem Europa friedlicher Nachbarn auf. Die Vorteile – freies Reisen oder eine gemeinsame Währung – gelten als selbstverständlich, während die Europäische Union häufig als bürokratische Krake wahrgenommen wird. Um dieser Skepsis entgegenzuwirken, hat die TUI Stiftung die Veranstaltungsreihe „Europe Live!“ ins Leben gerufen. Sie bringt Schüler*innen der 9. und 10. Jahrgangsstufe mit Politiker*innen zusammen, um kontrovers und engagiert über Europa zu diskutieren. Die Botschaft lautet: Europa ist eine Mitmach-Veranstaltung, kein abstraktes Konstrukt. Die nächste Diskussionsrunde findet im Herbst 2019 statt. Understanding Europe Europa ist – gefühlt – weit weg. Wie und warum die Institutionen der Europäischen Union ineinandergreifen, das ist schwer zu vermitteln. „Understanding Europe“ stellt sich dieser Aufgabe. Die Schwarzkopf-Stiftung bietet EU-Kompakt-Kurse an Schulen in 15 Ländern an. In Kooperation mit der TUI Stiftung wird das Projekt in Hamburg sowie in den Niederlanden und in Spanien umgesetzt. Bis August 2019 werden über 10.000 Schüler*innen mit den Kompakt-Kursen erreicht.
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