UNSER KREIS 2020 Jahrbuch für den Kreis Steinfurt - Kreisheimatbund Steinfurt
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Alle Wetter! Wetter und Klimawandel im Kreis Steinfurt Aprilwetter in Steinfurt: Das Schloss Burgsteinfurt aus Jahrbuch für den Kreis Steinfurt dem 12. Jahrhundert ist die älteste Wasserburganlage Westfalens und steht auf einer Insel, die von der UNSER KREIS 2020 UNSER KREIS 2020 Jahrbuch für den Kreis Steinfurt Steinfurter Aa umflossen wird. Das Titelbild zeigt das Torhaus, das ursprünglich 1545 errichtet, aber wie die gesamte Anlage im Laufe ihrer wechselvollen Jahrbuch für den Kreis Steinfurt 2020 Geschichte immer wieder saniert und umgebaut wurde. 33 Foto: Dorothea Böing und Carina Exeler, Kreis Steinfurt Alle Wetter! Herausgeber Beratende Mitwirkung Kreis Steinfurt und Kreisheimatbund Steinfurt Redaktion Jahrbuch und Kreisheimatbund Steinfurt Wetter und Klimawandel Redaktionsleitung Bildredaktion Angelika von Dewitz-Krebs, Kreis Steinfurt Jana Mießner, Kreis Steinfurt im Kreis Steinfurt Redaktion Michaela Bäcker, Kreis Steinfurt Angelika von Dewitz-Krebs, Kreis Steinfurt Kristina Dröge, Kreis Steinfurt Heinz Hölscher Jana Mießner, Kreis Steinfurt Manfred Mönkehues Bernd Tombült (plattdeutsche Texte) Kirsten Weßling, Kreis Steinfurt Karl-Heinz Wilp Projektleitung Kristina Dröge, Kreis Steinfurt Layout/Satz Michaela Bäcker, Kreis Steinfurt Druck Krüger Druck+Verlag, Dillingen ISBN 978-3-946805-04-5 Erscheinungsjahr 2019 Kontakt Angelika von Dewitz-Krebs E-Mail: jahrbuch@vondewitz-krebs.de a tb u nd Telefon: 0251 278939 im Steinfurt e.V. e K reis h Alle Rechte, auch des auszugsweisen Nachdrucks von Bild und Text, liegen bei den jeweiligen Autorinnen und Autoren. Für den Inhalt der Textbeiträge sind die Verfasserinnen und Verfasser verantwortlich.
Alle Wetter! Wetter und Klimawandel im Stürme: Gefahr für die Wälder ........................................................................................62 Ökologische und volkswirtschaftliche Schäden nehmen zu Kreis Steinfurt Dr. Klaus Offenberg | Hörstel Klimawandel. ................................................................................................................... 13 Von Eiszeit bis Heißzeit ...................................................................................................65 Ein Stück in fünf Akten – Aristoteles lässt grüßen Auch das lokale Klima hat sich über die Jahrhunderte gewandelt Silke Wesselmann | Kreis Steinfurt Dirk Brunsmann | Nordwalde Von der Außenwelt abgeschnitten .................................................................................19 „Alle vier Jahreszeiten waren feucht und nass“ ........................................................... 69 Viel Schnee und kein Strom am letzten Novemberwochenende 2005 1816 – Das „Jahr ohne Sommer“ hatte auch Folgen in der Region Ulrike Kluck | Laer Angelika Pries | Kreis Steinfurt Klimawannel.................................................................................................................... 24 Ruhe nach dem Schneesturm .........................................................................................76 Ludger Plugge | Emsdetten Wie die Polizei für Sicherheit und Ordnung im weißen Chaos sorgte Josef Brinker | Hopsten „botang“ ist „schon Wetter“ ............................................................................................26 Schulze Lefert schrieb in napoleonischer Zeit ein phonetisches Wörterbuch Dat Riesenbiëckske Platt un dat Wiär ......................................................................... 269 Gebhard Aders | Altenberge Rudolf Averbeck | Hörstel Wo Gewinner sind, gibt es auch Verlierer ..................................................................... 30 Klimawandel hat Auswirkungen auf heimische Tiere und Pflanzen Thomas Starkmann | Kreis Steinfurt Ortsgeschichte Vüör hunnert Jaohr wäör de iärste Wiältkrieg an ‘n End ...............................................81 Wolkenzeitraffer aus der Wetter-Webcam ................................................................... 34 Paul Baumann | Greven Mess-Station in Schlickelde liefert kontinuierlich meteorologische Daten Marlies Kiffmeyer | Mettingen Die unbekannte Katastrophe ..........................................................................................85 Plünderungen, Pest und ein großer Brand: 1604 war ein annus horribilis der Ortsgeschichte Ein halbes Dorf unter Wasser..........................................................................................38 Sebastian Kreyenschulte | Neuenkirchen Die Überschwemmung im Februar 1946 traf die Bewohner hart Herbert Runde | Greven Opfer der Gewaltherrschaft mahnen .............................................................................93 Biografien von Zwangsarbeitern aufgearbeitet Zeuge der „Kleinen Eiszeit“ ............................................................................................ 43 Günter und Magda Achterkamp | Rheine-Mesum Anschreibebuch des Bispinghofes dokumentiert Wetterkatastrophen Maria Hillebrandt | Altenberge Hagelfier .........................................................................................................................101 Bie de Prosjoon wüör üm günstig Wiär un ne guede Iärnte biäd „Als wolle die Welt untergehen“ .................................................................................... 49 Ludger Bügener | Ochtrup Hagelsturm verwandelte 1844 die Felder in eine Winterlandschaft Rolf Hakmann | Ladbergen Vom Container ins Museum ..........................................................................................103 Heimatverein nimmt eine alte Göpelanlage wieder in Betrieb Versunken in den Fluten .................................................................................................53 Rolf Hakmann | Ladbergen Das Emshochwasser 1946 richtete große Schäden an André Schaper | Rheine Eine silberne Pomadendose sowie 22 Fässer Bier .......................................................105 Der Nachlass der Langenhorster Äbtissin Clara Franziska gibt Rätsel auf Wiärdüdungen .................................................................................................................58 Wilhelm Elling | Ochtrup-Langenhorst Hermann Schmidt | Emsdetten
Goddes Suldaoten..........................................................................................................109 Otto Pötter Kultur Der Kreis in 100 Bildern................................................................................................. 161 Verschluss, Schmuck, Amulett .....................................................................................110 Umfangreiches Fotoprojekt soll die regionale Identität dokumentieren Zahlreiche Fibeln aus zwei Jahrtausenden stammen aus der Region Stephan Sagurna | Nordwalde und Lienen Dr. Christoph Grünewald | Neuenkirchen Forscher in Farbe und Form ..........................................................................................165 Verschüttet .................................................................................................................... 115 HeinrichNeuyMuseum widmet sich dem Werk des Bauhauskünstlers Helma Freese | Steinfurt-Burgsteinfurt Prof. Dr. Rosemarie Tüpker | Steinfurt-Borghorst Die Quelle, die noch nie versiegte ................................................................................ 118 Die Komik der kleinen Leute .........................................................................................170 Die „Welle“ ist aus dem Burgberg herausdrückendes Sickerwasser Franz Wieschebrink malte Szenen aus seiner münsterländischen Heimat Frank Bosse | Tecklenburg Hermann-Josef Pape | Steinfurt-Burgsteinfurt Zur germanischen Kultstätte hochstilisiert ................................................................. 125 Rarität auf festem Sockel .............................................................................................. 175 Die Duvensteine sind das Produkt mittelalterlicher Bodenerosion Eine der wenigen Skulpturen in der Region von Breilmann steht auf dem Kirchplatz Dr. Christof Spannhoff | Lienen Angelika Weide | Lotte „Vollendete Hölle“ oder „tadellos“? .............................................................................. 131 Erkundungstour der Heimatvereine führte durchs Tecklenburger Land ................... 177 Kriegsgefangenenlager südlich des Hessenweges: Darstellungen widersprechen sich Kirsten Weßling | Kreis Steinfurt Lothar Kurz | Rheine-Catenhorn „Leuchtturm für die Region“..........................................................................................178 Begehrt, selten, teuer ....................................................................................................134 Kulturpreis des Kreises 2018 geht an den Bagno-Kulturkreis Salzquelle in Rothenberge förderte lange das weiße Gold zu Tage Reimar Bage | Steinfurt-Burgsteinfurt Werner Janning | Wettringen Der Fluss und die Stadt ................................................................................................. 181 Ein offenes Haus für alle................................................................................................138 Emsdeich-Skulpturen loten die Beziehung künstlerisch aus Das alte Schul-, Lehrer- und Küstergebäude wurde 1815 errichtet Werner Peters | Greven Wolfgang Johanniemann | Lotte-Wersen Wesentliches in wenigen Strichen................................................................................185 Gebäude auf der Grenze ................................................................................................143 Malerin und Graphikerin Ruth Engstfeld-Schremper starb mit 97 Jahren Bahnhof sollte durch seine Lage zwei Gemeinden anschließen Heinrich Jessing | Ibbenbüren Prof. Dr. Anton Janßen | Horstmar Besöük bi ‘n Doktor .......................................................................................................188 Die Suche nach der Schäferei .......................................................................................148 Hanna Schmedt | Lengerich Arbeitsgruppe „Stadterkundung“ der Vitus-Schule recherchierte vor Ort Reinhard Brahm | Metelen Erst umstritten, jetzt wenig beachtet ..........................................................................189 Mahnmal im Bagno erinnert an die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges Der Wald, aus dem man Holzstangen gewinnt ............................................................ 152 Gottfried Bercks | Steinfurt-Burgsteinfurt Der Name Schachsel verrät viel über die historische Nutzung Dr. Christof Spannhoff | Westerkappeln Die Spur der Blätter .......................................................................................................192 Peer Christian Stuwe | Saerbeck „Mit politischer Verfolgung nichts zu tun“ ...................................................................156 NS-Opfer Rengers scheiterte mit seinem Antrag auf Entschädigung Bewegendes Zusammenspiel .......................................................................................199 Dr. Willi Feld | Steinfurt-Burgsteinfurt Meyknecht und Mardiros erhalten Sparkassen Nachwuchspreis Kultur Jana Mießner | Kreis Steinfurt
Menschen Mit Herzblut in der „Einraumschule“ ........................................................................... 238 Reinhildis Ueding prägte mit ihrem Unterricht viele Kinder Oberhemd statt Plastik ................................................................................................ 202 Angelika Weide | Laer Camphill Sellen näht Taschen im Rahmen eines Upcycling-Programms Monika Budde | Steinfurt-Burgsteinfurt De ungewüënlike Rosenmoundag ................................................................................241 Karl Heinz Käller | Mettingen Frl. Wellmann war keine „Rosa Luxemburg“................................................................ 204 Vier Rednerinnen warben 1919 um die Stimmen der Wählerinnen Didaktiker mit Leib und Seele ...................................................................................... 243 Alfred Wesselmann | Lengerich Kulturpreisträger Prof. Dr. Winfried Pielow starb am 12. April 2018 Anabelle Lammering | Laer Erst integriert, dann deportiert ................................................................................... 209 Ein Teil der Familie Mildenberg ist auf dem jüdischen Friedhof begraben Ein Rheinländer unter lauter Westfalen .......................................................................247 Bernd Hammerschmidt | Lengerich Kirchenchor, Stammtisch und Dreirad vollendeten die Integration Carl Johannes Linden | Emsdetten Nachbarschaft ................................................................................................................214 Helma Freese | Greven Schöne Porzente ........................................................................................................... 249 Otto Pötter | Rheine Unermüdlich und leidenschaftlich engagiert ...............................................................216 Rita Volkmer erhält Brauchtumspreis für ihre Jugendarbeit Anabelle Lammering | Recke Ein begnadeter Brückenbauer.......................................................................................219 Natur Kunstförderer Joachim Lucas starb im Oktober 2018 Blutiges Ende eines Raubtieres..................................................................................... 251 Werner Friedrich | Kreis Steinfurt 1613 starb der letzte Wolf eines ganzen Rudels am „Wulferkamp“ Felix Büscher | Recke Der letzte Wurf ..............................................................................................................223 Joachim Lucas Sandstein braucht die Brechstange ............................................................................. 254 Der außergewöhnliche Baustoff ist seit dem 11. Jahrhundert in der ganzen Welt gefragt „Mama, ruf den Affen an!“ .............................................................................................226 Brigitte Striehn | Ibbenbüren Im Naturzoo sind sich Mensch und Tier mitunter sehr nah Monika Niesert | Rheine Das unbeugsame Revier ................................................................................................259 Über 500 Jahre wurde Steinkohle aus der Karbonscholle gefördert Politiker und Frohnatur .................................................................................................229 Dr. Gunnar Gawehn | Ibbenbüren Der stellvertretende Landrat Bernhard Hembrock starb mit 64 Jahren Stephan Beermann und Hauptamt Kreis Steinfurt | Kreis Steinfurt Pelzpfoten auf der Jagd nach Beute ..............................................................................267 Eliana Sophie Kroll | Laer „Übelamen“ und falsche Gebetbücher..........................................................................232 Nach dem Zweiten Weltkrieg steckte die Ökumene noch in den Kinderschuhen Helma Freese | Greven und Steinfurt-Burgsteinfurt Die Jagd nach dem perfekten Aufwind .........................................................................235 Der Modellflugplatz ist ein Eldorado für Speedjunkies Ingrid Suhre | Lienen
Junge Autoren Plattdeutsches Gewitter ............................................................................................................................52 Klimawannel.................................................................................................................... 24 Nina Koch Ludger Plugge | Emsdetten Sommer Sonne Klimawandel ......................................................................................... 60 Wiärdüdungen .................................................................................................................58 Isabell Beckwermert Hermann Schmidt | Emsdetten Bewegendes Zusammenspiel .......................................................................................199 Vüör hunnert Jaohr wäör de iärste Wiältkrieg an ‘n End ...............................................81 Meyknecht und Mardiros erhalten Sparkassen Nachwuchspreis Kultur Paul Baumann | Greven Jana Mießner | Kreis Steinfurt Hagelfier .........................................................................................................................101 Unermüdlich und leidenschaftlich engagiert ...............................................................216 Ludger Bügener | Ochtrup Rita Volkmer erhält Brauchtumspreis für ihre Jugendarbeit Goddes Suldaoten..........................................................................................................109 Anabelle Lammering | Recke Otto Pötter Pelzpfoten auf der Jagd nach Beute ..............................................................................267 Besöük bi ‘n Doktor .......................................................................................................188 Eliana Sophie Kroll | Laer Hanna Schmedt | Lengerich De ungewüënlike Rosenmoundag ................................................................................241 Gedichte Karl Heinz Käller | Mettingen Die beste Kinderfrau ....................................................................................................... 48 Schöne Porzente ........................................................................................................... 249 Aleksandra Holtzmer Otto Pötter | Rheine Gewitter ............................................................................................................................52 Dat Riesenbiëckske Platt un dat Wiär ......................................................................... 269 Nina Koch Rudolf Averbeck | Hörstel Sommer Sonne Klimawandel ......................................................................................... 60 Isabell Beckwermert Morgenherbst ................................................................................................................. 68 Hartmut Kubitza Der letzte Wurf ..............................................................................................................223 Joachim Lucas
Plattdeutsche Gedichte Mien Lexikon Wann de Naobers sick up ‘t Muul kiekt ....................................................................... 100 Hermann Schmidt Sturmgebruus ................................................................................................................124 Otto Pötter Georg Reinermann Dat gaiht us alle an ........................................................................................................164 Hedwig Reckert Schiälende Midde ......................................................................................................... 180 Georg Reinermann All sesstig Jaohr steihs du nu in mien Schap, mien Lexikon. Klimawessel ...................................................................................................................184 Wat was ick daomols stolt, äs ick di harr, Elisabeth Wulf mien Lexikon. Twiälw Bände, achteindusend Sieten. Et is Advent … ................................................................................................................ 191 Wat wäörs du stark, Nikolaus Evers mien Lexikon. Stell di maol vüör .......................................................................................................... 234 Nikolaus Evers Wat häbb ick faken in di bladert, häbb ick socht. Wat häs mi holpen, Mien Lexikon ................................................................................................................. 246 du mien Lexikon! Georg Reinermann Män diärtig Jaohre later gaff ‘t PC an Stiär von di. Hiärfst .............................................................................................................................258 Du bleews nu staohn, du wuors jä nich mähr bruukt, Karl-Heinz Stapper mien Lexikon. Dat Schiäm .................................................................................................................... 264 Bernhard und Lorenz (+1960) Brockötter Fak kicks mi an, äs wäörs du dull up mi, mien Lexikon. Anhang Patt so is jä de Tiet, aals mott vögaohn, auk du, mien Lexikon. Autorinnen und Autoren, Fotografinnen und Fotografen ...........................................276 No schmiet ick di nich drut, wäörs jä mien Frönd, Ortsindex ........................................................................................................................285 mien Lexikon. Wann ick de nich mähr sin, dann is‘t wull Tiet, mien Lexikon, ‘t is nich mähr so wiet. 246 Georg Reinermann
Silke Wesselmann Kreis Steinfurt KL I M A S C H U TZ {...} Editorial 13 14 Silke Wesselmann
Hopsten Hopsten Josef Brinker darauf mit einer Verstärkung der Einsatz- Verkehrsbehinderungen durch größere Ruhe nach dem kräfte und der Einrichtung eines für be- Staus oder liegengebliebene Fahrzeuge. sondere Einsatzlagen konzipierten Ein- Die Folge war, dass auf vielen Straßen satzstabes. der Verkehr komplett zum Erliegen kam. Schneesturm Zwar war der Wintereinbruch von den Davon waren die Steigungsstrecken im Wetterdiensten frühzeitig angekündigt westlichen Kreisgebiet frühzeitig be- worden, jedoch traf er in seinem Ausmaß troffen: der Schöppinger Berg, aber auch Wie die Polizei für Sicherheit und alle ein wenig überraschend. Solch ka- Gebiete des Teutoburger Waldes. Es bil- Ordnung im weißen Chaos sorgte tastrophale Auswirkungen waren nicht deten sich lange Schlangen von liegen- vorhersehbar. gebliebenen oder einfach abgestellten Mögen am 25. November 2005 die ers- Fahrzeugen. ten Schneeflocken bei dem einen oder Gänzlich zum Erliegen kam auch der anderen Verkehrsteilnehmer zunächst Verkehr auf der A 1 bei Lengerich und auf noch als romantische Boten des bevor- der A 31 bei Ochtrup. Mehr als tausend stehenden Winters gegolten haben, sa- Autofahrer steckten in ihren Fahrzeugen hen sie sich nach kurzer Zeit mit einer fest und mussten teilweise die Nacht im Schneekatastrophe konfrontiert, wie sie Fahrzeug verbringen. der Kreis Steinfurt seit Jahrzehnten nicht Bei weiter anhaltendem Schneefall mehr erlebt hatte. Bald schrillten die Te- knickten am späten Nachmittag schließ- lefone bei der Leitstelle der Polizei un- lich die ersten Strommasten um. Aus entwegt. Von überall her gingen Notrufe Sicherheitsgründen musste der Strom über Verkehrsunfälle ein. daraufhin großflächig abgestellt werden. Am 25. November 2005, einem Freitag, Schneechaos der letzten Jahrzehnte Die Streifenwagenbesatzungen waren Ursache für die Schäden an den Stromlei- bereiteten sich die Menschen im Kreis sprechen. Der Verkehr kam stellenwei- von diesem Zeitpunkt an ohne Pause ge- tungen und -masten waren aber nicht nur Steinfurt auf ein eher ruhiges Novem- se komplett zum Erliegen. Durch um- fordert. Die polizeiliche Erfahrung bestä- die absoluten Schneemengen, sondern berwochenende vor. Die bevorstehende gestürzte Strommasten und gerissene tigte sich einmal mehr, dass bei den ers- auch die Witterungsbedingungen. {...} Adventszeit würde noch genug Hektik Leitungen brach die technische Infra- ten Schneefällen eines jeden Jahres viele und Geschäftigkeit mit sich bringen. Wie struktur total zusammen. Die Menschen Verkehrsteilnehmer noch nicht damit schnell aber der Alltag mit seinen ge- litten unter dem längsten Stromausfall umgehen können. Zu hohe Geschwindig- planten und vorbestimmten Abläufen ins seit dem Kriegsende. Sie meisterten keit und zu geringer Sicherheitsabstand Stocken geraten kann, sollte sich in den dieses Chaos aber mit besonnenem En- sind dann häufig Ursache für leichte und folgenden fünf Tagen zeigen. gagement und in gemeinschaftlicher An- schwere Karambolagen. So weit, so nor- Der erste Schnee dieses Winters strengung. Die vielen Einsatzkräfte und mal. 2005/2006 führte in vielen Gebieten ehrenamtlichen Helfer versuchten, die Nach den stetig ansteigenden Not- Nordrhein-Westfalens zu erheblichen starken Beeinträchtigungen so gering rufen über Verkehrsunfälle folgten bald Behinderungen, hauptsächlich im nord- wie möglich zu halten oder gar abzuwen- darauf zusätzliche Meldungen über Ge- westlichen Teil des Landes. Der Kreis den. fahrensituationen durch Schneebruch Steinfurt war stark betroffen und schien Auch die Polizei sah sich in den fol- an den Bäumen und durch bedrohlich Die Polizei sichert im Raum Horstmar eine Gefahren- erdrückt zu werden vom nassen Neu- genden Tagen mit einer sehr hohen Zahl tief hängende Stromleitungen. Viele stelle durch einen umgeknickten Strommasten. schnee. Später wird man vom größten von Einsätzen konfrontiert. Sie reagierte Verkehrsteilnehmer meldeten unzählige Foto: Polizei Steinfurt 76 Josef Brinker Jahresthema 77
Greven und Steinfurt-Burgsteinfurt 1948 freuten sich alle Nachbarn auf meine Kinderkommunion. Es gab dicken Reis, satt für alle! Gerne wäre ich mit den Nachbarjungens zum Kindergottesdienst gegangen, sonntags um 11 Uhr. Aber das verbot mir Mutter, ich durfte nicht in die evangelische Kirche. Ich musste um 14 Uhr am Sonntag in die „Christenlehre“, und dann verpasste ich den Kinderfunk im Radio. Wir Kinder unterhielten uns über Un- terschiede in der Liturgie, die gar nicht so groß waren. Wilhelm sagte: „Bei den Katholischen hört das ,Vater unser‘ mit Neugierig geworden? ‚Übel’ auf“. Ja, das stimmte. Ich kannte es unter „Übelamen“. Nach dem Zwei- Helma Freese ten Vatikanischen Konzil 1963 erst kam der Zusatz: „Denn dein ist das Reich, die Das Jahrbuch des Kreises Steinfurt „UNSER KREIS 2020“ „Übelamen“ Kraft und die Herrlichkeit“. Noch heute, 55 Jahre danach, stockt in Schmedehausen die Gemeinde nach dem „Übel“, und erst zum Thema „Alle Wetter! Wetter und Klimawandel im Kreis Steinfurt“ gibt es für 10 Euro in Buchhandlungen, bei und falsche zögernd kommt der Zusatz. Jetzt heißt es aber nicht mehr „Übel“, sondern „erlöse Heimatvereinen und im Kreisarchiv des Kreises Steinfurt. Gebetbücher uns von dem ‚Bösen’“. Im ökumenischen Und es kann auch online bestellt werden unter Credo heißt es „christliche“ Kirche, nicht https://www.kreis-steinfurt.de/jahrbuch mehr „eine heilige, katholische“. Nach dem Zweiten Weltkrieg Die Wohnungsnot nach dem Zweiten steckte die Ökumene Weltkrieg brachte es mit sich, dass meine noch in den Kinderschuhen Mutter und ich in Burgsteinfurt in der Ka- planei, sozusagen im katholischen Zent- In meiner Kinderzeit – zwischen 7 und rum, aufgenommen wurden. Da verbrach- 14 Jahren – war ich das einzige Mädchen te ich meine Jugendzeit. Selbst in der am oberen Ende der Schlietenstraße in Kaplanei wurde Ökumene ganz selbstver- Burgsteinfurt, das katholisch war. Ich ständlich gelebt, denn alle Handwerker habe nicht gelitten, im Gegenteil: Ich war waren evangelisch, und die katholischen etwas Besonders, Außergewöhnliches. Geistlichen gingen zum evangelischen Fri- Manchmal beim Spiel sagten die ande- sör und konsultierten evangelische Ärzte. ren Kinder: „Helma darf das nicht, die ist Erst viele Jahre später meldeten sich ka- katholisch.“ Vielleicht ging es um „Blinde tholische Flüchtlinge, die Handwerker, Mäuse jagen“1 oder um „Äpfelklauen“. Kaufleute, Ärzte waren. {...} 232 Helma Freese
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